Meditationsbjekte für Shamatha und Vipashyana

Die vier Kategorien von Objekten der Ausrichtung (Meditationsobjekte)

In Eine umfassende Darstellung der aufeinander aufbauenden Stufen des Pfades (tib. Lam-rim chen-mo) erklärte Tsongkhapa (Tsong-kha-pa), dass Buddha in den Sutras generell vier Kategorien von Objekten der Ausrichtung lehrte, die Yogis in der Meditation benutzen können. Er zitiert auch die Erklärung, die Asanga in Geistige Ebenen eines Shravaka (Hörers) (tib. Nyan-sa, Skt. Shravakabhumi) in Bezug auf die Personen gab, für die die jeweilige Variante der letzten drei Kategorien von Objekten der Ausrichtung bestimmt ist. Anm. des Lektors: „Objekte der Ausrichtung“ sind Objekte, auf die das Bewusstsein seine Aufmerksamkeit richtet, ohne dabei jedoch notwendiger Weise konzentriert zu sein. „Konzentrationsobjekt“ wäre somit unpassend, „Meditationsobjekte“ hingegen eine leichter verständliche Alternativbezeichnung.

Die vier Kategorien sind:

  • umfassende Objekte der Ausrichtung (tib. khyab-pa’i dmigs-pa),
  • Objekte der Ausrichtung, um das eigene Verhalten zu reinigen (tib. spyad-pa rnam-par sbyong-ba’i dmigs-pa),
  • Objekte der Ausrichtung, die mit Wissen (über die Objekte verbunden sind) (tib. mkhas-pa’i dmigs-pa),
  • Objekte der Ausrichtung, um sich selbst von störenden Emotionen und Geisteshaltungen zu reinigen (tib. nyon-mongs-pa rnam-par sbyong-ba’i dmigs-pa).

Keines der Objekte der Ausrichtung ist eine objektive Entität (tib. rang-mtshan-pa; individuell gekennzeichnetes Phänomen). Vielmehr sind die die Objekte der Ausrichtung geistige Ableitungen (tib. gzugs-brnyen; mentale Spiegelbilder) der objektiven Entitäten, also die erscheinenden Objekte (tib. snang-yul) die dem geistigen Bewusstsein, welches sich begrifflich mit gültiger geistiger Wahrnehmung auf die geistige Ableitung ausrichtet, erscheinen. Mit anderen Worten, Meditation beginnt als ein begrifflicher Prozess und trainiert das geistige Bewusstsein, nicht das Sinnesbewusstsein. Unbegriffliche Meditation mit geistigem Bewusstsein ist nur möglich, wenn man den Pfad des Sehens erlangt hat und ein hochverwirklichtes Wesen wird, ein Arya.

Die Karma-Kagyü- und Sakya-Traditionen lehren die Ausrichtung auf ein visuelles Objekt, wie zum Beispiel auf eine Buddhastatue, als eine Methode, um Konzentration zu erlangen. Diese Anweisung ist kein Widerspruch zur oben erwähnten Erklärung. Das liegt daran, dass diese Traditionen die Ausrichtung auf die Buddhastatue als ein allgemein verständliches Objekt des gesunden Menschenverstandes ('jig-rten-la grags-pa; allgemein verständliches Objekt).verstehen. Sie vertreten, dass die Objekte visueller Wahrnehmung lediglich Momente von farbigen Formen sind. Allgemein verständliche Objekte wie eine Buddhastatue werden nur von begrifflicher geistiger Wahrnehmung wahrgenommen. Das liegt daran, dass Objekte des gesunden Menschenverstandes, die sich über einen gewissen Zeitraum erstrecken und die sich auf Sinnesdaten beziehen, die von anderen Sinnen wahrgenommen werden, werden hier auf der Basis einer Abfolge von visuell wahrgenommenen Momenten von farbigen Formen geistig zugeschrieben. Im Gegensatz zur Gelug-Tradition sind jedoch die geistigen Ableitungen, welche die erscheinenden Objekte begrifflicher Wahrnehmung sind, die statischen begrifflichen Repräsentationen der Objekte des gesunden Menschenverstandes.

Umfassende Objekte der Ausrichtung

Umfassende Objekte der Ausrichtung werden als solche bezeichnet, weil sie alle Objekte der Ausrichtung der anderen drei Kategorien umfassen oder einschließen. Mit anderen Worten, sie können jedes der fünf Arten von Objekten der Ausrichtung für das Reinigen des eigenen Verhaltens sein, jedes der fünf Arten von Objekten der Ausrichtung mit Wissen und jedes der zwei Arten von Objekten der Ausrichtung, um sich selbst von störenden Emotionen und Geisteshaltungen zu reinigen.

Es gibt vier Arten von umfassenden Objekten der Ausrichtung:

  • umfassende Objekte, die geistige Ableitungen sind, die mit diskursiven Gedanken (tib. rnam-par rtog-pa-dang bcas-pa’i gzugs-brnyan) verbunden sind,
  • umfassende Objekte, die geistige Ableitungen sind, ohne diskursive Gedanken (tib. rnam-par rtog-pa med-pa’i gzugs-brnyan),
  • umfassende Objekte, die das Ausmaß existierender Phänomene sind (tib. dngos-po’i mtha’),
  • umfassende Objekte, bei denen die erforderlichen Ziele gründlich etabliert sind (tib. dgos-pa yongs-su-grub-pa).

Alle vier Arten beziehen sich auf dieselbe Reihe von Objekten der Ausrichtung. Die ersten beiden unterscheiden die Objekte anhand der Personen, die über sie meditieren, die dritte hingegen anhand der Objekte selbst. Die vierte Art unterscheidet sie gemäß den verwandelten Geisteszuständen, die dadurch erlangt werden, dass einzelne widrige Zustände aus dem eigenen Geist beseitigt wurden.

Umfassende Objekte, die geistige Ableitungen sind, verbunden mit diskursiven Gedanken

Umfassende Objekte, die geistige Ableitungen sind, verbunden mit diskursiven Gedanken, beziehen sich auf Objekte, auf die sich Menschen ausrichten, um einen außergewöhnlich wahrnehmungsfähigen Geisteszustand (tib. lhag-mthong, Skt. vipashyana, besondere Einsicht) zu erreichen. In solchen Fällen ist die Ausrichtung von begrifflicher Analyse durch diskursive Gedanken begleitet, zum Beispiel die Analyse der Vergänglichkeit oder Leerheit des Objekts.

Umfassende Objekte, die geistige Ableitungen sind, ohne diskursive Gedanken

Umfassende Objekte, die geistige Ableitungen sind, ohne dass man dabei diskursive Gedanken hat, beziehen sich auf Objekte, auf die sich Menschen ausrichten, um einen still gewordenen und zur Ruhe gekommenen Geisteszustand (tib. zhi-gnas, Skt. shamatha, ruhiges Verweilen, meditative Gelassenheit) zu erlangen. In solchen Fällen ist die Ausrichtung nicht von diskursiven Gedanken oder Analyse begleitet.

Umfassende Objekte, die das Ausmaß existierender Phänomene sind

Umfassende Objekte, die das Ausmaß existierender Phänomene sind, können entweder das Ausmaß dessen sein, wie viele existente Phänomene es gibt (tib. ji-snyed-pa’i dngos-po’i mtha’), oder das Ausmaß dessen, wie existierende Phänomene existieren (tib. ji-lta-ba’i dngos-po’i mtha’).

Die erste Variante sammelt Objekte in allgemeine Kategorien und richtet sich mit dem Gedanken auf sie aus, dass es nur eine bestimmte Anzahl von existierenden Phänomenen (tib. dngos-po) in dieser Kategorie gibt und nichts darüber hinaus. Die Kategorien können folgende sein:

  • Die fünf Aggregate – Formen physischer Phänomene, Empfindungen verschiedener Grade von Glück, Unterscheidung, Bewusstsein und andere beeinflussende Variablen. In diesem Fall ist der Gedanke, dass alle beeinflussten Phänomene (tib. dus-byas, bedingte Phänomene) in den fünf Aggregaten enthalten sind.
  • Die achtzehn Quellen der Wahrnehmung (tib. khams bco-brgyad; Sinnesquellen; Wahrnehmungsfelder) oder die zwölf Anreger der Wahrnehmung (tib. skye-mched bcu-gnyis). Die achtzehn Quellen der Wahrnehmung sind die Objekte (tib. yul), die Sensoren der Wahrnehmung (tib. dbang-po, kognitive Kräfte) und das Bewusstsein (tib. rnam-shes) jeder Art von Wahrnehmungsvermögen – der Augen, der Ohren, der Nase, der Zunge, des Körpers und des Geistes. Die zwölf Anreger der Wahrnehmung sind die Objekte und die Sensoren der Wahrnehmung jede der sechs Wahrnehmungsvermögen. Hier ist der Gedanken, dass alle Phänomene (tib. chos) in den achtzehn oder zwölf enthalten sind.
  • Die vier edlen Wahrheiten – wahres Leid, wahre Ursachen, wahre Beendigungen (wahres Aufhören) und wahre Arten von Pfadgeist (wahre Pfade). Der Gedanke hierbei ist, dass alle gültig erkennbaren und daher existenten Phänomene (tib. shes-bya’i dngos-po) in den vier edlen Wahrheiten enthalten sind.

Die zweite Variante richtet sich auf Objekte mit dem Gedanken aus, dass die Art und Weise, wie existente Phänomene existieren, nur diese ist und keine andere. Eine derartige Meditation benutzt eine Ausrichtung auf existente Phänomene in Bezug auf die Bedeutung ihrer Leerheit, wie sie durch logische Schlussfolgerung ermittelt wird.

Umfassende Objekte, bei denen die erforderlichen Ziele gründlich etabliert sind

Umfassende Objekte, bei denen die erforderlichen Ziele gründlich etabliert sind, richten sich auf dieselbe Reihe von Objekten aus wie zuvor, doch mit den verwandelten Geisteszuständen, die dadurch erlangt werden, dass einzelne widrige Zustände aus dem eigenen Geist beseitigt wurden. Die Beseitigung erfolgt kraft dessen, dass man seinen Geist auf diese Objekte für Shamatha oder Vipashyana ausgerichtet hat, sich diesen Objekten vollkommen gewidmet hat und sich an sie gewöhnt hat, und dies viele Male wiederholt hat.

Objekte der Ausrichtung, um das eigene Verhalten zu reinigen

Es gibt fünf Arten von Objekten der Ausrichtung, um das Verhalten von jenen zu reinigen, die an einer spezifischen störenden Emotion oder einem spezifischen Geisteszustand leiden.

  • Objekte der Ausrichtung als etwas Hässliches (tib. mi-sdug-pa),
  • Objekte der Ausrichtung (zur Empfindung) von Liebe (tib. byams-pa),
  • Objekte der Ausrichtung, die abhängig entstehen (tib. rten-‘brel),
  • Objekte der Ausrichtung, die in ihre Bestandteile unterteilt werden (tib. khams-kyi rab-dbye),
  • Einatmung und Ausatmung als Objekte der Ausrichtung (tib. dbugs-‘byung rngub).

Objekte der Ausrichtung, die als etwas Hässliches (erkannt werden)

Objekte der Ausrichtung, die als etwas Hässliches erkannt werden, sind verschiedene innere Objekte des eigenen Körpers wie beispielsweise Haar, Haut, Schleim, sowie verschiedene äußere Objekte der Körper anderer Lebewesen, wie etwa die blaue Farbe eines Leichnams. Während man seine Aufmerksamkeit auf diese Objekte ausrichtet, fasst man sie im Geiste als etwas Hässliches auf. Eine derartige Ausrichtung reinigt das Verhalten von Menschen mit sehnsüchtigem Verlangen nach Objekten oder mit Anhaftung an Objekte. Eine Ausrichtung auf derartige Objekte als etwas Hässliches ist besonders effektiv, um geistige Flatterhaftigkeit (tib. rgod-pa) in der Shamatha-Meditation zu minimalisieren. Aus diesem Grund empfiehlt Shantideva sie in Eintritt in das Verhalten eines Bodhisattva (tib. sPyod-‘jug, Skt. Bodhicharya-avatara) als eine hilfreiche Methode, um die weitreichende geistige Stabilität (tib. bsam-gtan phar-phyin, Vervollkommnung der Konzentration) zu erlangen.

Objekte der Ausrichtung (zur Empfindung) von Liebe

Objekte der Ausrichtung für das Empfinden von Liebe sind Freunde, Feinde und jene Lebewesen, die uns gleichgültig sind. Man richtet seine Aufmerksamkeit mit einer Empfindung von Liebe auf diese Lebewesen – also verbunden mit dem Wunsch, dass sie alle glücklich sein mögen und dass man ihnen von Nutzen sein möge . Ein derartiger Wunsch basiert auf einem ausgewogenen Gleichmut gegenüber allen Lebewesen. Seine Aufmerksamkeit mit einer Empfindung von Liebe auf andere Lebewesen zu richten, reinigt das Verhalten derjenigen Menschen, die Wut oder Feindseligkeit gegenüber anderen empfinden.

Objekte der Ausrichtung, die abhängig entstehen

Objekte der Ausrichtung, die abhängig entstehen, sind Phänomene oder Situationen, die in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft erlebt wurden oder werden und die abhängig entstehen. Man konzentriert sich auf sie als von folgender Bedeutung: Abhängiges Entstehen funktioniert lediglich auf Basis von Phänomenen, die als karmische Wirkungen entstehen, und lediglich auf Basis von Phänomenen, die dies ermöglichen. Abgesehen von lediglich jenen funktioniert es ohne wahrhaft existente Ausübende von karmischen Handlungen und ohne einen wahrhaft existenten Erlebenden von karmischen Resultaten. Die Ausrichtung auf Objekte, die abhängig entstehen, reinigt das Verhalten von jenen Menschen, die sich in Unkenntnis darüber befinden, wie Phänomene oder Situationen abhängig von diesem oder jenem Umstand entstehen.

Objekte der Ausrichtung, die in ihre Bestandteile unterteilt werden

Objekte der Ausrichtung, die in ihre Bestandteile unterteilt werden, sind Objekte, die in die Elemente unterteilt werden, aus denen sie bestehen, also Erde, Wasser, Feuer, Wind, Raum und Bewusstsein. Die Ausrichtung auf derartige Objekte reinigt das Verhalten von Wesen mit Hochmut oder Arroganz.

Einatmung und Ausatmung als Objekte der Ausrichtung

Der Einatem und Ausatem als Objekte der Ausrichtung sind die Bewegung des herein- und hinausströmenden Atems, während man die Atemzüge entweder zählt oder sie lediglich beobachtet. Die Ausrichtung auf den Atem reinigt das Verhalten jener Menschen, die vor allem unter vielen begrifflichen Gedanken leiden, wobei bei ihnen jedoch keine bestimmte störende Emotion besonders dominant ist.

Im Juwelenschmuck der Befreiung (tib. Thar-pa rin-po-che’i rgyan) erklärte Gampopa (tib. sGam-po-pa) dasselbe wie Asanga in Bezug auf Objekte der Ausrichtung, um das Verhalten jener Menschen zu reinigen, die von sehnsüchtigem Verlangen, Ärger oder Naivität beherrscht sind, sowie jenen, die von zahlreichen von begrifflichen Gedanken geplagt werden. Für jene Menschen, deren Verhalten von Eifersucht beherrscht wird, empfiehlt Gampopa den Geist auf die Gleichheit von uns selbst und anderen auszurichten, und zwar in dem Sinne, dass wir alle glücklich sein wollen und niemand von uns leiden möchte. Für jene, deren Verhalten von Hochmut oder Arroganz beherrscht wird, erläutert Gampopa die Ausrichtung auf den Standpunkt des anderen (den Austausch unsere Sichtweise gegen die der anderen). Diese Erklärung stimmt mit Shantidevas Darstellung der Praxis des Gleichsetzens und Austauschens von sich selbst mit anderen als Objekt der Ausrichtung überein, durch die man eine weitreichende geistige Stabilität erlangt.

Objekte der Ausrichtung, die mit Wissen (über die Objekte verbunden sind)

Objekte der Ausrichtung mit Wissen sind Objekte, auf die man sich ausrichtet, während man etwas über sie weiß. Es gibt fünf Arten:

  • die Aggregate
  • die Quellen der Wahrnehmung (Sinnesquellen)
  • Anreger der Wahrnehmung
  • abhängig entstehende Phänomene
  • was angemessen und was unangemessen ist (tib. gnas-dang gnas ma-yin).

Die Aggregate

Die Aggregate als Objekte der Ausrichtung mit Wissen sind die fünf Aggregate, wenn man sich auf sie ausrichtet und dabei weiß, dass ein konventionell existierendes „Ich“ oder konventionell existierende Dinge, die „mir“ gehören, nicht als etwas existieren, das völlig von den fünf Aggregaten getrennt ist. Die Ausrichtung auf die Aggregate mit Wissen ist besonders für jene gedacht, die hinsichtlich der charakteristischen Natur (tib. mtshan-nyid) der beeinflussenden Phänomene (tib. ‘du-byed) (Phänomene, von denen sie beeinflusst werden) verwirrt und durcheinander sind. Es ist auch für jene Menschen gedacht, die verwirrt und im Unklaren sind in Bezug auf das Selbst (tib. bdag), ein begrenztes Wesen (tib. sems-can, fühlendes Wesen), eine Lebenskraft (tib. srog), jemanden, der geboren ist (tib. skye-ba-po), jemanden, der nährt (tib. gso-ba), oder in Bezug auf eine Person (tib. gang-zag). Gemäß Asangas Eine Anthologie spezieller Themen des Wissens (tib. Chos mngon-pa kun-las btus-pa, Skt. Abhidharmasamuccaya) ist ein begrenztes Wesen in diesem Kontext jemand, der nicht versteht, wie das Selbst existiert, und eine Lebenskraft ist jemand mit einer Lebenskraft. Jemand, der geboren ist, ist jemand, der das Leid von Geburt, Krankheit, Alter und Tod erlebt, und jemand, der nährt, ist jemand, der positives oder negatives Karma nährt oder kultiviert.

Die Quellen der Wahrnehmung (Sinnesquellen)

Die Quellen der Wahrnehmung als Objekte der Ausrichtung verbunden mit Wissen bezieht sich darauf, dass man seine Aufmerksamkeit auf die achtzehn Quellen der Wahrnehmung ausrichtet, und dabei um die ursächlichen Bedingungen (tib. rgyu’i rkyen) weiß, durch welche diese Quellen aus ihren Vermächtnissen (tib. sa-bon, Samen) entstehen. Die Ausrichtung auf die Quellen der Wahrnehmung verbunden mit Wissen ist besonders für jene gedacht, die sich über Ursachen (tib. rgyu) im Unklaren sind. Gemäß Vasubandhus Ein Schatzhaus spezieller Themen des Wissens (tib. Chos mngon-pa’i mdzod, Skt. Abhidharmakosha) beziehen sich die ursächlichen Bedingungen auf sechs Arten von Ursachen:

  • gleichzeitig entstehende Ursachen (tib. lhan-cig ‘byung-ba’i rgyu) sind zeitgleich mit den Resultaten und behindern diese nicht, wie zum Beispiel die vier Bestandteile in Form von Elementen (Erde, Wasser, Feuer und Wind), aus denen Anblicke, Gerüche, Geschmacksnuancen und physische Empfindungen gemacht sind.
  • Ursachen des gleichem Status (tib. skal-mnyam-gyi rgyu) sind Ursachen, die etwas hervorbringen, das den gleichen Status wie sie selbst haben. Beispiele dafür sind ein vorangegangener Moment einer Vase, der den nächsten Moment ihrer Kontinuität von gleicher konventioneller Identität hervorbringt, sowie eine konstruktive Ursache, die zu einem konstruktiven Resultat führt.
  • übereinstimmende oder kongruente Ursachen (tib. mtshungs-ldan-gyi rgyu) sind Ursachen, die fünf begleitende Merkmale mit dem Resultat gemeinsam haben. Dies gilt nur für die Arten von Nebengewahrsein, die ein grundlegendes Gewahrsein begleiten und daher gleichzeitig mit ihm auftreten.
  • allgegenwärtige Ursachen (tib. kun-‘gro’i rgyu) sind Ursachen, die störenden Emotionen und Geisteshaltungen vorangehen. Sie beziehen sich auf vorangegangene Momente von störenden Emotionen und Geisteshaltungen, die zu späteren Momenten derselben störenden Emotion oder Geisteshaltung führen.
  • reifende Ursachen (tib. rnam-smin-gyi rgyu) sind Ursachen, die zu ihrem Resultat heranreifen. Sie beziehen sich auf konstruktive und destruktive Handlungen, die mit Unwissenheit behaftet sind (tib. zag-bcas), die samsarische Empfindungen von Glück und Unzufriedenheit/Bekümmertheit (Leid) entstehen lassen.

Gemäß Asangas Anthologie spezieller Themen des Wissens (tib. Chos mngon-pa kun-las btus-pa, Skt. Abhidharmasamuccaya), beinhalten ursächliche Bedingungen auch die sechste Art von Ursachen:

  • wirkende Ursachen (tib. byed-rgyu). Wirkende sind Ursachen, die das Hervorbringen des Resultats nicht verhindern; sie beinhalten alles außer dem Resultat. Die handelnde Ursache des Anblicks einer kürzlich gekauften Vase ist daher nicht nur die Person, die die Vase hergestellt hat. Zusätzliche handelnde Ursachen beinhalten die Person, die sie verkauft hat, die Person, die die Tonerde dafür ausgegraben hat, und so weiter, sowie Raum, Licht und den Tisch, auf dem die Vase steht.

Die Anreger der Wahrnehmung

Die Anreger der Wahrnehmung als Objekte der Ausrichtung verbunden mit Wissen sind die zwölf Anreger der Wahrnehmung , wenn man sich auf sie ausrichtet, während man weiß,

  • dass die sechs inneren (die Sensoren der Wahrnehmung) die vorherrschenden Bedingungen (tib. bdag-rkyen) für die sechs Arten von grundlegendem Bewusstsein sind,
  • dass die sechs äußeren (die Objekte der Wahrnehmung) ihre fokalen Bedingungen (tib. dmigs-rkyen) sind und
  • dass das grundlegende Bewusstsein des unmittelbar vorangegangenen Moments, das gerade aufgehört hat, ihre unmittelbar vorausgegangene Bedingung (tib. de-ma-thag rkyen) ist. Die Ausrichtung auf die Anreger der Wahrnehmung verbunden mit Wissen ist besonders für jene Menschen gedacht, die über Bedingungen verwirrt sind.

Abhängig entstehende Phänomene

Abhängig entstehende Phänomene als Objekte der Ausrichtung verbunden mit Wissen sind die zwölf Glieder abhängigen Entstehens – also Unwissenheit, beeinflussende Variablen und so weiter – wenn man sich auf sie ausrichtet und dabei weiß, dass sie nicht-statisch (vergänglich, veränderlich) und Leid-bringend sind und keinerlei wahrhaft existentes Selbst besitzen. Ausrichtung auf die abhängig entstehenden Phänomene verbunden mit diesem Wissen ist besonders für jene Menschen geeignet, die darüber verwirrt sind, was nicht-statisch ist, was Leid-bringend ist und was keinerlei wahrhaft existentes Selbst besitzt.

Was angemessen ist und was nicht angemessen

Was angemessen ist und was nicht angemessen ist als Objekte der Ausrichtung verbunden mit Wissen sind ebenfalls die zwölf Glieder des abhängigen Entstehens. Hier ist jedoch gemeint, wenn man sich auf die zwölf Glieder des abhängigen Entstehens ausrichtet und dabei zum Beispiel weiß, dass angenehmes kontaktierendes Gewahrsein angemessen ist, sofern es aus einer konstruktiven Handlung zur Reife gekommen ist, und unangemessen, wenn es aus einer destruktiven Handlung herangereift ist. Es verlangt, dass man dies nicht nur im Allgemeinen weiß, sondern in Hinsicht auf spezifische karmische Ursachen für spezifische Resultate. Daher ist das, was angemessen ist und was unangemessen ist, eine Unterkategorie der abhängig entstehenden Phänomene als Objekte der Ausrichtung mit Wissen. Die Ausrichtung auf sie ist daher ebenfalls für jene Menschen gedacht, die darüber verwirrt sind, was nicht-statisch ist, was leidvoll ist und was keinerlei wahrhaft existentes Selbst besitzt.

Objekte der Ausrichtung, um sich von störenden Emotionen und Geisteshaltungen zu reinigen

Objekte der Ausrichtung, um sich von störenden Emotionen und Geisteshaltungen zu reinigen, sind dazu da, sich von ihnen allen insgesamt zu reinigen, nicht nur von spezifischen. Es gibt zwei Arten:

  • Objekte der Ausrichtung, um die Tendenzen (Samen) der störenden Emotionen und Geisteshaltungen lediglich zu schwächen (tib. nyon-rmongs-kyi sa-bon nyams-smod-par byed-pa tsam)
  • Objekte der Ausrichtung, um sich von Grund auf störender Emotionen und Geisteshaltungen zu entledigen (tib. nyon-rmongs-kyi sa-bon rtsad-nas spong-ba).

Objekte der Ausrichtung, um die Tendenzen (Samen) der störenden Emotionen und Geisteshaltungen lediglich zu schwächen, sind die verschiedenen Bereiche und Wiedergeburtszustände in Samsara, wenn man sich auf sie ausrichtet in Bezug auf die Tatsache, dass die niedrigeren grob und die höheren friedvoll sind. Das bezieht sich auf die verschiedenen Wiedergeburtszustände der drei Bereiche: dem Bereich der begehrenswerten Objekte (tib. ‘dod-khams, Begierdebereich), dem Bereich der ätherischen Formen (tib. gzugs-khams, Formbereich) und dem Bereich der formlosen Wesen (tib. gzugs-med khams, formloser Bereich). Die Ausrichtung auf sie ist besonders für jene gedacht, die vom sehnsüchtigen Verlangen und der Anhaftung eines Wiedergeburtszustandes in einem dieser Bereich frei sein wollen. Sie möchten diese Freiheit erlangen, indem sie den Frieden eines höheren Wiedergeburtszustandes erreichen, in dem die gröbere Ebene des Verlangens und der Anhaftung vorübergehend besänftigt sind.

Objekte der Ausrichtung, um sich von Grund auf störender Emotionen und Geisteshaltungen zu entledigen, sind die sechzehn Charakteristika der vier edlen Wahrheiten – zum Beispiel, dass wahres Leiden vergänglich (nicht-statisch) ist, erbärmlich und so weiter. Die Ausrichtung auf sie ist besonders für jene Menschen gedacht, die Abscheu vor all den vergänglichen Netzwerken der Aggregate (tib. jig-tshogs) entwicklen wollen – mit anderen Worten, die Widerwillen in Bezug auf die Aggregaten aller Wiedergeburtszustände empfinden möchten – und die vollkommene Befreiung von ihnen erlangen wollen.

Objekte der Ausrichtung gemäß Kamalashila

In Die mittlere Darstellung der Stufen der Meditation (tib. sGom-rim bar-pa, Skt. Bhavanakrama) erklärt Kamalashila drei Arten von Objekten der Ausrichtung für die Meditation:

  • Die Inhalte der zwölf Kategorien der schriftlichen Lehren (tib. gsung-rab yan-lag bcu-gnyis), deren Bedeutung man gut verstanden hat. Man richtet seine Aufmerksamkeit auf alle zwölf Kategorien, die zu der Tatsache zusammengefasst sind, dass sie alle zur Leerheit führen, zu Leerheit führen werden und zu Leerheit geführt haben
  • Gliederungssysteme als etwas, das die Gegenstände in ihren Kategorien aufnehmen kann, nachdem man die Gegenstände in Stufen in jede der Kategorien versammelt hat, einen nach dem anderen – zum Beispiel die fünf Aggregate. Man richtet seine Aufmerksamkeit auf das Gliederungsschema als etwas, das alle beeinflussten Phänomene beinhaltet
  • Geistige Ableitungen (Visualisationen) von Buddhas, die man gesehen hat oder von denen man gehört oder gelesen hat.
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