Zusammenfassung der Reden auf der Bhikshuni-Konferenz: Tag 3

Willkommensansprache

Dr. Roland Salchow, Staatsrat der Behörde für Wissenschaft und Forschung, Freie und Hansestadt Hamburg, Deutschland

Bischöfin Maria Jepsen, erster weiblicher Bischof der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Deutschland

„Frauen und Religion: Die religiöse Kompetenz von Frauen“

Auch wenn Frauen viele Jahrhunderte hindurch eine zweitrangige Position im Christentum innehatten, hat sich dies im 20. Jahrhundert geändert. Die verbesserte Lage von Frauen allgemein ist auf viele Faktoren zurückzuführen: Verbesserte Ausbildung für Frauen, durch die technische Revolution wurden Haushaltsgeräte entwickelt, die den Frauen zu mehr freier Zeit verhalfen, während des Zweiten Weltkriegs mussten Frauen Arbeiten annehmen, die traditionell Männern vorbehalten waren, und die Frauenbewegung. Diese Verbesserungen fanden auch in der religiösen Sphäre ihren Niederschlag. Frauen waren traditionell für die religiöse Erziehung der Kinder zuständig, sie sprachen mit ihnen Nachtgebete und erzählten ihnen einfache Bibelgeschichten.

Als erste lutherische Bischöfin begegnete mir sehr viel Skeptizismus und Kritik von Mitgliedern der lutherischen Kongregation und von Journalisten. Obwohl viele den Niedergang der Kirche befürchteten, trat keine solche Katastrophe ein. Die anderen Religionen erkannten uns an. Mit Frauen, die eine gleichberechtigte Rolle wie die Männer spielen, wird das Schiff der Religion nicht sinken.

Die treibende Kraft, welche eine gleichberechtigte Teilnahme von Frauen auf religiösem Gebiet verhinderte, resultierte nicht aus den Männern selbst, sondern aus dem Dogma der Tradition, das von Angst und Machtfragen verstärkt wurde. Wenn man aber ernsthaft und tief in sein Herz sieht, erkennt man, dass Gott Männer und Frauen geschaffen hat, beide wurden nach seinem Abbild im Hinblick auf ihre Fähigkeiten und Begabungen geschaffen. Religion ist kein exklusiver Bereich für Experten wie es die Wissenschaft ist. Die Intelligenten und Langsamen, die Jungen und die Alten, die Männer und die Frauen, die Kleriker und die Laien können alle an ihr teilhaben. Im Himmel werden die Menschen nicht nach ihrem Geschlecht, sondern an ihren Gedanken, Worten und Taten gemessen werden.

Seine Heiligkeit der Vierzehnte Dalai Lama

„Menschenrechte und der Status von Frauen im Buddhismus“

In vergangenen Zeiten war der Unterschied der Geschlechter vielleicht nicht so wichtig. Als die Zivilisation sich jedoch entwickelte, spielten Stärke und Macht eine zunehmend lebenswichtigere Rolle, um Gesellschaften vor Feindeinwirkung zu schützen. Konsequenterweise dominierten Männer auf Grund ihrer größeren körperlichen Stärke. In späteren Zeiten spielte Ausbildung und Intelligenz eine wichtigere Rolle und in dieser Hinsicht gibt es auch keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Heute spielt Zuneigung und Warmherzigkeit die wesentlichste Rolle in der Lösung von Konflikten und anderen Problemen. Diese zwei Eigenschaften sind nötig, um den Gebrauch von Ausbildung und Intelligenz in die richtigen Bahnen zu lenken und zu verhindern, dass sie sich in etwas Destruktives wandeln. Daher müssen Frauen jetzt eine zentralere Rolle annehmen, da es ihnen, vielleicht aus biologischen Gründen, naturgemäß leichter als Männern fällt, Zuneigung und Warmherzigkeit zu entwickeln. Das kommt daher, weil sie schwanger werden können und sich normalerweise als Erste um Neugeborene kümmern.

Kriegsführung wurde traditionell vorrangig von Männern ausgeübt, da diese körperlich besser für aggressives Verhalten ausgestattet scheinen. Auf der anderen Seite neigen Frauen dazu, sich mehr um die Beschwerden und Leiden anderer auf sensitive Weise zu kümmern. Obwohl Männer und Frauen dasselbe Potenzial für Aggression und Warmherzigkeit haben, unterscheiden sie sich darin, was sich bei ihnen eher manifestiert. Wenn die Mehrheit der Anführer der Welt Frauen wären, gäbe es daher vielleicht weniger Kriegsgefahr und mehr Zusammenarbeit auf der Grundlage globalen Interesses - obwohl natürlich einige Frauen schwierig sein können! Ich sympathisiere mit Feministinnen, sie sollten aber nicht bloß herumschreien. Sie müssen Anstrengungen unternehmen, um positive Beiträge zur Gesellschaft zu leisten.

Manchmal wurde in der Religion männlicher Einfluss betont. Im Buddhismus sind die höchsten Gelübde, namentlich die von Bhikshus und Bhikshunis, gleich und beinhalten dieselben Rechte. Das ist, obwohl in einigen Ritual-Bereichen auf Grund sozialer Bräuche Bhikshus an erster Stelle kommen, der Fall. Buddha aber übertrug beiden Sangha-Gruppen gleichermaßen die grundlegenden Rechte. Es gibt keine Grundlage für eine Diskussion darüber, ob die Bhikshuni-Ordination wiederbelebt werden soll oder nicht. Die Frage ist nur, wie sie innerhalb des Kontextes des Vinaya ordnungsgemäß durchgeführt werden kann.

Shantarakshita führte die Mulasarvastivada-Bhikshu-Ordination in Tibet ein. Alle Inder in seiner Gruppe waren Männer und, da die Bhikshuni-Ordination einen dualen Sangha erfordert, war es ihm nicht möglich, die Bhikshuni-Übertragungslinie einzuführen. Später ordinierten einige tibetische Lamas ihre Mütter als Bhikshunis, aber aus der Sicht des Vinaya wurden diese nicht als authentische Ordinationen angesehen. Seit 1959 nahm ich wahr, dass die meisten Nonnenklöster ihren Ausbildungsstandard dem Standard der Mönchsklöster anpassen müssten. Ich habe dies veranlasst, und heute haben wir bereits schon Gelehrte unter den Nonnen. Aber was die Wiedereinführung der Bhikshuni-Ordination betrifft, so kann ich in dieser Hinsicht nicht allein handeln. Diese Frage muss nach den Regeln des Vinaya entschieden werden.

Nun haben wir die Gelegenheit, diese Frage mit anderen buddhistischen Traditionen zu diskutieren und zwar mit den chinesischen, koreanischen und vietnamesischen Traditionen, die noch immer über die Bhikshuni-Ordination verfügen. Es haben bereits zwei Dutzend Tibeterinnen innerhalb dieser Traditionen nach der Dharmaguptaka-Tradition die Bhikshuni-Ordination genommen. Niemand weist zurück, dass sie nun Bhikshunis sind.

Seit den letzten dreißig Jahren haben wir die Forschung der Mulasarvastivada- und Dharmaguptaka-Vinaya-Texte durchgeführt. Da der Vinaya in beiden dieser auf Sanskrit basierenden Traditionen als auch in der Pali-Tradition zu finden ist, ist es sinnvoll, dass Sangha-Ältere aller drei Vinaya-Traditionen zusammen kommen, um die Sache zu diskutieren und ihre Erfahrungen zu teilen. Die Bikshuni-Ordination wurde bereits in Sri Lanka wieder eingeführt, und in Thailand besteht ebenfalls Interesse daran. Weitere Forschungsarbeit wird nötig sein, um eines Tages den Fehler von Shantarakshita wieder wett zu machen. Als Individuum habe ich nicht die Macht, diese Angelegenheit zu entscheiden. Das wäre nicht im Einklang mit den Vinaya-Verfahren. Ich habe nur die Macht, die Forschung anzukurbeln.

Nachmittagssitzung, Tag drei: Wiederbelebung der Bhikshuni-Gelübde im tibetischen Buddhismus

Zusammenfassung der Delegierten-Abhandlungen, die Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama vorgelegt wurden

Eure Heiligkeit, seit zwei Tagen haben wir uns hier in der Universität von Hamburg zum internationalen Kongress zur Rolle der Frauen im Sangha, Bhikshuni-Vinaya und in den Ordinations-Übertragungslinien versammelt. Wir haben 65 erfahrene Gelehrte mit monastischem und nicht-monastischem Hintergrund, die eine Zuhörerschaft von nahezu 400 Menschen aus 19 Ländern ansprachen, gehört.

Die Abhandlungen haben die Erfahrungen verschiedener Gemeinschaften betrachtet, und zwar wie sie mit der Wiedereinführung der Bhikshuni-Ordination umgegangen sind. Diese Erfahrungen umfassen eine Reihe an Methoden, die für dieses Resultat angewandt wurden. Innerhalb dieser Vielfältigkeit scheinen wir eine Übereinstimmung dahingehend herauszuhören, dass sich die duale Ordination, die sowohl einen Bhikshu- als auch einen Bhikshuni-Sangha bedingt, als zufrieden stellender bezüglich der Wiedereinführung der Bhikshuni-Übertragungslinie sowohl aus praktischen Überlegungen als auch in Hinblick auf die schriftlichen Quellen erweist. Es wurden dafür zwei Methoden angewendet. Im Falle der in China durchgeführten Dharmaguptaka-Bhikshuni-Übertragungslinie übertrug ein chinesischer Dharmaguptaka-Bhikshu-Sangha und ein Theravada-Bhikshuni-Sangha die Ordination. Im Falle der Theravada-Bhikshuni-Ordination, die 1998 in Sri Lanka wieder begonnen wurde, waren sowohl Bhikshu- und Bhikshuni-Sanghas chinesische Dharmaguptaka. Dann wurden die frisch ordinierten Bhikshunis von Sri Lanka in der Theravada-Übertragungslinie durch einen einzel-Bhikshu-Sangha aus Sri Lanka auf Grund eines dalhikamma-stärkenden Verfahrens wieder ordiniert. Dies wandelte ihre Dharmaguptaka-Ordination auf wirksame Weise in eine gleichwertige Theravada-Ordination um.

Die einzel-Bhikshu-Ordinations-Methode, die auch der Buddha zuließ, wurde in dem Fall der Wiederbelebung der koreanischen Dharmaguptaka-Bhikshuni-Übertragungslinie nach dem Zweiten Weltkrieg angewendet. In diesem Fall übertrug der koreanische Dharmaguptaka-Bhikshu-Sangha allein die Dharmaguptaka-Bhikshuni-Ordination. Als die frisch ordinierten Bhikshunis über genügend Erfahrung verfügten, gründeten sie ab 1982 den Bhikshuni-Dharmaguptaka-Sangha für die duale Ordination.

Als sich die Diskussion der Mulasarvastivada-Tradition zuwandte, schien es, als ob es eine Ebene der Akzeptanz für die Notwendigkeit gäbe, mit der einzel-Sangha-Ordination allein durch einen tibetischen Mulasarvastivada-Bhikshu-Sangha, wie es die Koreaner durchgeführt hatten, anzufangen, um die Übertragungslinie wieder einzuführen. Das würde nur eine Zwischenstufe vor der Einführung der Dualen-Sangha-Ordination sein, bis die frisch ordinierten Mulasarvastivada-Bhikshunis ausreichend Erfahrung gesammelt hätten, um in der Ordinations-Zeremonie tätig zu sein.

Die tibetischen Nonnen, die am Kongress teilnahmen, drückten ein starkes Interesse für die Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination in einer reinen Form gemäß den Schriften aus. Sie bevorzugten außerdem eine einzel-Sangha-Ordination allein durch einen tibetischen Mulasarvastivada-Bhikshu-Sangha.

Für welche Methode sich Eure Heiligkeit und die tibetischen Vinaya-Meister zur Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination auch entscheiden werden, diese Entscheidung wird einhellige Unterstützung finden.

Zusammenfassung durch Prof. Samdhong Rinpoche

Obwohl einige Tibeterinnen die Bhikshuni-Ordination durch die Dharmaguptaka-Übertragungslinie erhielten und von uns als Dharmaguptaka-Bhikshunis anerkannt werden, wünschen sie sich, Bhikshunis in der Mulasarvastivada-Tradition zu werden. Viele Hindernisse entstehen, wenn die Legalität jeglichen Verfahrens geprüft wird.

Was die Mulasarvastivada-Vinaya-Tradition betrifft, folgen wir Tibeter strikt den indischen Kommentaren von Gunaprabha und Dharmamitra. In ihren Texten wird nicht erwähnt, dass eine einzel-Sangha-Bhikshuni-Ordination zulässig sei. Im Gegenteil halten sie fest, dass frühere Methoden der Ordination ungültig waren, als Buddha neue Methoden einführte. Das steht im Widerspruch zu der Theravada- und Dharmaguptaka-Annahme, dass der Buddha bei der Einführung der dualen-Sangha-Ordination die einzel-Sangha-Methode nicht verwarf In der Annahme, dass der Bhikshu-Sangha die Brahmacharya-Ordination gewähren und dafür sogar seine Sommerklausur verlassen kann, sagen die Texte überdies nichts darüber aus, ob nur der Bhikshu-Sangha die vollkommene Bhikshuni-Ordination erteilen kann. So sanktionieren diese Quellen die einzel-Sangha-Bhikshuni-Ordination nicht. In einer anderen Passage ist angeführt, dass Bhikshus ihre Sommerklausur verlassen können, falls sie ersucht werden, wenn nötig die Shramanerika-Novizinnen-Ordination zu erteilen. Diese Erlaubnis umfasst auch die Situation, dass Bhikshunis nicht anwesend sind, um eine solche Ordination zu geben. Obwohl einige tibetische Vinaya-Gelehrte der Ansicht sind, dass dies auch eine einzel-Sangha-Bhikshuni-Ordination, wenn nötig, gestattet, stimmen viele andere tibetische Gelehrte mit dieser Auslegung nicht überein.

Es gibt auch eine Opposition zu der dualen-Sangha-Methode der Bhikshuni-Ordination in welcher Mulasarvastivada-Bhikshus und Dharmaguptaka-Bhikshunis die Ordination nach dem Mulasarvastivada-Ritual erteilen. Es wird eingewendet, dass zwei verschiedene Nikaya-Traditionen des Vinaya eine Ordination nicht gemeinsam ausführen können.

Obwohl es kurz gesagt wichtig ist, eine vierfältige vollständige Versammlung von Schülern zu haben – Bhikshus, Bhikshunis, Upasakas und Upasikas – ist die Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination kein Geschlechterthema, auch kein soziales, kulturelles oder politisches. Es ist ein reines Vinaya-Thema. Die Lösung muss innerhalb des Kontexts der Vinaya-Regeln gefunden werden.

Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama werden die Ergebnisse des Ausschusses präsentiert

Bhikku Dr. Bodhi: Der Vinaya kann unserer Zeit angepasst werden. Die Absicht des Buddhas wird in dem Verfahrens-Leitfaden deutlich gemacht, wir sollten aber nicht zulassen, dass diese Vorgaben seinen Intentionen einen Riegel vorschieben. Des Buddhas Absicht war es, einen Bhikshuni-Sangha zu gründen. Es sind zwei Methoden möglich, die Bhikshuni-Ordination zu erteilen. Viele tibetische Frauen, die praktizierten, erhielten die Bhikshuni-Ordination in der Dharmaguptaka-Tradition. Daher könnte es eine Methode für die Mulasarvastivada-Bhikshus sein, die Dharmaguptaka-Bhikshuni-Ordination als gleichwertig zu und austauschbar mit der Mulasarvastivada anzuerkennen und demzufolge diese tibetischen Dharmaguptaka-Bhikshunis als Mulasarvastivada-Bhikshunis anzuerkennen. Im Theravada gibt es diese Art des Vorgehens auf Grund der Gepflogenheit des Dalhikamma, und diese kann entweder formell oder informell vollzogen werden. Die zweite Art der Bhikshuni-Ordination könnte durch einen einzel-Sangha erfolgen. Gemäß den Pali-Quellen konstatierte der Buddha, bevor es überhaupt Bhikshunis gab, dass Bhikshus auf sich gestellt Bhikshunis ordinieren könnten. Die gegenwärtigen Umstände ähneln denen zu dieser Zeit und daher könnte man einwenden, dass in der heutigen Zeit die einzel-Sangha-Ordination gutgeheißen wird ist. Nach zehn Jahren könnte die duale-Sangha-Methode der Bhikshuni-Ordination dann wieder begonnen werden. Daher wäre weder die Dalhikamma- noch die einzel-Sangha-Methode für die heutige Zeit zu empfehlen und anzunehmen.

Bhikshu Thich Quang Ba: Ein Nutzen, der daraus entstünde, würde Ihre Heiligkeit die Bhikshuni-Ordination wieder errichten, wäre der, dass andere Länder, die nicht über eine Bhikshuni-Ordination verfügen, folgen würden. Überdies möchten viele Frauen aus verschiedenen Ländern die Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination erhalten. Um der Harmonie und Freundschaft des Sangha willen könnten – wenn nötig – Bhikshuni-Regelmeister anderer Nikaya-Traditionen und Bhikshunis, die in anderen Nikaya-Traditionen ordiniert sind, aber der tibetischen Tradition folgen, an der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination teilnehmen. Es gibt viele, die helfen wollen, aber wir benötigen jetzt die Wiedereinführung dieser Ordination.

Prajna Bangsha Bhikshu: Ich unterstütze völlig die Empfehlung von Bhikkhu Bodhi. Eine Entscheidung muss in Übereinstimmung mit der jeweiligen Zeit und Situation getroffen werden. Gemäß der Pali-Tradition bemerkte der Buddha, dass etwas geändert werden könne, wenn der Sangha meine, dass etwas geändert werden sollte und diesem der gesamte Sangha zustimmt. Die Entscheidung sollte sich aber nicht auf der Meinung nur eines Teils des Sangha gründen. So erwähnte der Buddha Ananda gegenüber, dass die geringfügigen Gelübde auf diese Weise geändert werden könnten. Es ist am Besten, diesen Prozess nun in Gang zu setzen und den gesamten Sangha entscheiden zu lassen.

Dr. Mettanando Bhikku: Die duale-Sangha-Ordination war dazu bestimmt, Harmonie zwischen der Bhikshu- und Bhikshuni-Gemeinschaft zu fördern. Im Theravada haben wir zur Zeit keine Tradition der Samanera-Novizinnen. Unsere Novizinnen werden als Entsagende, pabbajita, bezeichnet. Im Zuge ihres Reifeprozesses im Dhamma ist es unerlässlich, dass sie dazu fähig sind, weitere Verantwortung zu übernehmen, um Nibbana als Ziel ihres spirituellen Lebens hervorzuheben. Dies würden sie, indem sie die Bhikkhuni-Ordination annehmen, verdeutlichen. Ich empfehle, hierfür die duale-Sangha-Ordination einzusetzen.

Bhikshu Dr. Huimin Shih: Welche Entscheidung der tibetische Sangha auch immer in Bezug auf die Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination trifft, wird die Anerkennung und Beipflichtung des internationalen Sangha erhalten. Möge es hier und jetzt geschehen.

Sayadaw Dr. Ashin Nanissara: Auch wenn beide Möglichkeiten zur Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination, wie sie von Bhikkhu Bodhi erwähnt wurde, möglich und gültig sein könnten, würde ich die einzel-Sangha-Methode empfehlen. Auch wenn zu des Buddhas Zeiten die duale-Sangha-Ordination möglich war, stellte die einzel-Sangha-Methode auch eine zulässige Option dar.

Geshe Lharampa Bhikshu Rinchen Ngudrup: Der Buddha hob hervor, dass von einer Tat Abstand genommen werden muss, wenn sie nicht erlaubt ist. Die Taten, die der Buddha während seines Lebens nicht ausdrücklich verbot, die aber mit seinen Absichten übereinstimmten, sollten erlaubt sein. Auch wenn die Vinaya-Texte darlegen, dass die Brahmacharya-Ordination von einem Bhikshuni-Sangha gegeben werden sollte, ist in anderen Passagen angeführt, dass ein Bhikshu, wenn er darum gebeten wird, einer Shikshamana die vollständige Ordination geben und dass er auch die Brahmacharya-Ordination erteilen kann. Die Folgerung daraus ist, dass Bhikshus die Brahmacharya-Ordination als Einzel-Sangha erteilen können, wenn kein Bhikshuni-Sangha vorhanden ist. Da der Brahmacharya-Ordination am selben Tag die Bhikshuni-Ordination zu folgen hat, kommt es zu einer weiteren Folgerung, die besagt, dass die Bhikshuni-Ordination auch durch einen einzel-Bhikshu-Sangha erlaubt ist. Eine Shikshamana-Ordination durch einen Bhikshu-Sangha wird indessen nicht erwähnt.

Bhikkhu Sujato: Jede Entscheidung, die die Methode zur Bhikkhuni-Ordination betrifft, muss vorrangig von den umfassenden Prinzipien des Vinaya geleitet werden. Traditionelle Kommentare, gebräuchliche Praktiken und persönliche Vorlieben sollten respektiert werden, sie sollten aber nicht die entscheidenden Faktoren bilden. Der Vinaya erwähnte nie Mulasarvastivada, Dharmaguptaka, Theravada, Tibet, China oder Sri Lanka, und daher sollten wir diesen Unterschieden keine solche Wichtigkeit beimessen.

Die allgemeine Übereinstimmung des Kongresses hat ergeben, dass eine der zwei Möglichkeiten, die Bhikkhu Bodhi umrissen hat, annehmbar wäre. Das Hauptkriterium für die Auswahl sollte das Wohlergehen der frisch ordinierten Bhikkhunis darstellen und nicht die gültigen Formalitäten. Des Buddhas Absicht war, den Sangha vor unpassenden Kandidaten zu schützen und sicherzustellen, dass passenden Bewerbern materielle und spirituelle Unterstützung, vor allem durch die Lehrer-Schüler-Beziehung, gewährt wird. Die einzel-Sangha-Methode der Ordination beschränkt jedoch die Möglichkeiten für diese Verbindung, während die duale-Sangha-Methode diese gewährt.

Die einzige Einschränkung bezüglich Mitglieder eines dualen Nikaya-Sangha, die in den Pali-Vinaya-Texten angeführt sind, bezieht sich darauf, ob ein Bhikkhu oder eine Bhikkhuni zu einer Gruppe gehört, die eine Spaltung im Sangha hatte oder aus dem Sangha ausgestoßen wurde. Die drei buddhistischen Nikayas, die derzeit noch vorhanden sind, entstanden nicht durch eine Spaltung des Sangha. Daher kann dies kein Hindernis für die Bhikkhuni-Ordination durch einen dualen Sangha mit Mitgliedern von mehr als einer dieser Nikayas darstellen. Deshalb empfehle ich die duale-Sangha-Methode. Wir können nie sicherstellen, dass irgendeine Ordinations-Übertragungslinie, die der Bhikkhus eingeschlossen, zu 100 Prozent gültig ist. Die Zeiten erfordern es jedoch, dass wir jetzt handeln und das Bestmögliche tun.

Prof. Dr. Hae-ju Jeon Sunim: Ich unterstütze uneingeschränkt die Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination und empfehle die duale-Sangha-Methode. In Korea ließen wir unsere Dharmaguptaka-Bhikshuni-Übertragungslinie nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings zuerst durch die einzel-Sangha-Ordination wieder aufleben. Aber dann wechselten wir 1982 zur dualen-Sangha-Methode. Bitte schiebt die Entscheidungsfindung nicht hinaus. Der Sangha benötigt seine beiden Flügel – die Bhikshus und die Bhikshunis.

Bhikkhuni Wu Yin: Die Bhikshus und Bhikshuni von Taiwan unterstützen die Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination vollkommen und es liegt ihnen sehr daran, dem tibetischen Sangha zu helfen. Ich unterstütze Bhikkhu Bodhi‘s Position. Jede getroffene Entscheidung ist annehmbar, solange es sich nicht um die Entscheidung handelt, weitere Forschung anzustellen.

Bhikkhuni Thich Nu Hue Huong: Der vietnamesische Sangha unterstützt die Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination, und wir wollen auf jede mögliche Weise helfen.

Prof. Dr. Bhikshuni Heng-Ching Shih: Die in der tibetischen Tradition praktizierenden Bhikshunis aus dem Westen sind sehr von der Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination begeistert, waren aber über all die Hindernisse enttäuscht und frustriert. Wir alle hoffen, dass Seine Heiligkeit schnell handeln wird. Ich stimme den zwei Möglichkeiten, die Bhikkhu Bodhi angeführt hat, zu. Der dualen-Sangha-Methode ist der Vorzug zu geben. Wenn ihr aber entscheidet, der einzel-Sangha-Methode zu folgen, werden wir in Taiwan dies unterstützen. Gemäß dem Vinaya haben die Bhikshus die Verantwortung, die Bhikshuni-Ordination zu erteilen, wenn sie darum gebeten werden. Seine Heiligkeit, wir ersuchen Sie, heute Geschichte zu machen.

Bhikshuni Prof. Dr. Karma Lekshe Tsomo: Die Vorteile der einzel-Sangha-Mulasarvastivada-Ordination für tibetische Nonnen sind, dass sie in Hinsicht auf Sprache, Örtlichkeit und Brauchtum passend wäre und leichter von der tibetischen Gemeinschaft angenommen würde. Sie ist nicht die ideale Methode, aber die damit verbundene Übertretung für die ordinierenden Mönche ist gering. Es gibt auch keine Garantie dafür, dass eine solche Methode und ihre Gültigkeit in der Zukunft weiter besteht. Die duale-Sangha-Ordination würde für die anderen Nikaya-Traditionen eher annehmbarer sein, während damit befasste Mulasarvastivada-Bhikshus von erfahrenen tibetischen Gelehrten unterstützt werden würden. Später könnte das Ordinations-Verfahren zu einem dualen-Sangha, der Mulasarvastivada-Bhikshus und -Bhikshunis einschließt, umgewandelt werden. An verschiedenen Orten in Asien gab es bereits den Präzedenzfall der einzel-Sangha-Bhikshuni-Ordination sowie der dualen-Sangha-Ordination, die zwei Nikayas einschließt. Beide Methoden wurden für gültig und annehmbar befunden.

Bhikshuni Jampa Tsedroen: Die zwei empfohlenen Methoden der Bhikshuni-Ordination betreffend: Wenn sie durch einen Einzel-Sangha geschieht, würde dies gültig sein und der ordinierende Bhikshu würde nur eine geringe Übertretung erfahren. Für diejenigen von uns, die bereits als Dharmaguptaka-Bhikshunis ordiniert sind: Wenn es annehmbar ist, uns als Mulasarvastivada-Bhikshunis anzunehmen, machen Sie dies bitte. Ist es nicht annehmbar, dann erkennen Sie uns bitte als Dharmaguptaka-Bhikshunis an. Aber in jedem Fall gilt: Zur Zeit der Bhikshuni-Ordination von Mahaprajapati gab es keine Nikayas. Sogar als der Buddhismus nach Sri Lanka kam wurde er nicht „Theravada“ genannt. Lassen Sie uns daher nicht das Nikaya-Thema zum Haupthindernis machen. Es gab bereits 433 n. u. Z. in China den Präzedenzfall der Ordination durch einen gemischten Sangha zweier Nikayas mit der Errichtung der Dharmaguptaka-Bhikshuni-Ordination und die Wiedererrichtung der Mulasarvastivada-Bhikshu-Ordination in Tibet durch Gongpa-Rabsel im 10. Jh. n. u. Z.

Bhikkhuni Dr. Dhammananda: Lediglich eine einzige Ashoka-Säule hat an ihrem ursprünglichen Platz die Zeiten überdauert, und zwar in Vessali, dem Ort, wo der Bhikkhuni-Sangha zuerst eingeführt wurde. Ich glaube, dass diese Tatsache ein glücksverheißendes Zeichen ist. Den Bhikkhuni-Sangha dort neu zu errichten, wo es eine Unterbrechung gab, wäre förderlich für den Buddhismus. Bitte warten Sie nicht länger.

Ven. Lobsang Dechen: Die Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination ist für Tibeter auf der ganzen Welt, sowohl in Tibet als auch außerhalb Tibets, wichtig. Obwohl beide Möglichkeiten zur Wiedereinführung ihre Nachteile haben, wäre die einzel-Sangha-Methode die Beste, da sie der am einfachsten aufzunehmende Weg wäre. Bitte, Seine Heiligkeit, entscheiden Sie.

Antwort Seiner Heiligkeit des Dalai Lama

Wir alle akzeptieren und anerkennen diejenigen Tibeterinnen und Frauen aus dem Westen, die die Dharmaguptaka-Bhikshuni-Ordination erhalten haben als Dharmaguptaka-Bhikshunis. Darum geht es nicht. Das Thema ist, einen Weg zu finden, um die Bhikshunis in Übereinstimmung mit den Mulasarvastivada-Vinaya-Texten zu ordinieren. An dieser Stelle würde es eines lebenden Buddhas bedürfen, den man jetzt und hier fragen könnte. Wenn ich ein Buddha wäre, könnte ich entscheiden, aber das ist nicht der Fall. Ich bin kein Buddha. Ich kann als Befehlshaber wirken, wenn es um einige Sachverhalte geht, aber nicht, wenn es die Angelegenheiten des Vinaya betrifft. Ich kann verfügen, dass die tibetischen Bhikshunis, die in der Dharmaguptaka-Tradition ordiniert sind, sich in Gruppen treffen, um die drei-Sangha-Rituale auszuführen die vierzehntägige Reinigung der Übertretungen, (sojong) (tib. gso-sbyong, Skt. poshadha, Pali: uposatha), die Einführung der Sommerklausur (tib. dbyar-sbyor, Skt. varshopanayika, Pali: vassopanayika) und die Aufhebung der Beschränkungen der Sommerklausur (tib. dgag-dbye, Skt. pravarana, Pali: pavarana). Die Wiedereinführung der Ordinations-Zeremonie ist aber eine andere Angelegenheit. Auch wenn ich es mir wünsche, dass dies geschieht, bedarf es doch der Zustimmung der älteren Mönche. Einige von ihnen haben heftigen Widerstand gezeigt. Es gibt keine einhellige Verständigung darüber, das ist das Problem. Trotzdem kann ich sofort die passenden Texte für die Dharmaguptaka-Version dieser drei-Sangha-Rituale vom Chinesischen ins Tibetische übersetzen lassen. Niemand kann etwas dagegen haben.

Was die anderen Aspekte betrifft, so gibt es hier noch weiteren Diskussionsbedarf. Die Unterstützung durch den Sangha anderer buddhistischer Traditionen ist wichtig, und so bildet dieses Treffen eine hilfreiche Phase im Prozess. Als nächste Etappe lade ich diese Gruppe internationaler Sangha-Älterer nach Indien ein. Lasst sie die Angelegenheit mit diesen engstirnigen tibetischen Älteren besprechen, die sich gegen die Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination stellen.

Wenn der Buddha heute hier wäre, gäbe er zweifellos die Erlaubnis. Ich kann aber nicht als ein Buddha wirken. Obwohl es die Klosterkultur in Tibet seit dem 8. Jh. n. u. Z. gegeben hat, gab es nie Bhikshunis unter uns, die die drei-Sangha-Rituale ausführten. Jetzt wird das geschehen. Es ist aber noch zu früh über die Ordination zu entscheiden.

Es könnte schwierig sein, die drei-Bhikshuni-Sangha-Rituale dieses Jahr zu beginnen, aber nächstes Jahr sollten wir dazu in der Lage sein. Die Bhikshuni Pratimoksha wurde bereits aus dem Chinesischen ins Tibetische übersetzt und umfasst dreißig bis vierzig Seiten. Die tibetischen Dharmaguptaka-Bhikshunis werden sie auswendig lernen müssen. Die aktuellen Ritualtexte für die drei-Sangha-Rituale warten aber noch immer darauf, übersetzt zu werden.

Auch wenn die tibetischen Nonnen sich wünschen, die Ordination zu Mulasarvastivada-Bhikshunis zu erhalten, kann die Dharmaguptaka-Bhikshuni-Ordination nicht als eine Mulasarvastivada-Ordination akzeptiert werden. Wären beide austauschbar, hätte es keinen Grund gegeben, Atisha zu ersuchen, die Mahasanghika-Bhikshu-Ordination in Tibet nicht zu erteilen. Als der indische Meister Atisha von König Jangchub-wo (tib. Byang-chub `od) im frühen 11. Jh. n. u. Z. nach Tibet eingeladen wurde, hatte der Großvater des Königs, König Yeshey-wo, bereits die Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshu-Ordination in seinem Königreich durch die Einladung und die darauf folgenden Besuche des ostindischen Meister Dharmapala gefördert. Atisha wurde ersucht, die Mahasanghika-Bhikshu-Ordination nicht zu erteilen, da dies die Einführung von zwei Vinaya-Übertragungslinien in Tibet bedeutet hätte.

Des Weiteren wäre eine Theravada-Ordination auch eine Mulasarvastivada-Ordination, wenn eine Dharmaguptaka-Ordination eine Mulasarvastivada-Ordination wäre und das ist absurd. Wir müssen die Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination rein nach dem Mulasarvastivada-Vinaya wiedereinführen.

Weitere Stellungnahmen Seiner Heiligkeit bei der Audienz für die Delegierten des Kongresses am 21. Juli 2007

Lassen Sie uns in diesem Winter eine ähnliche Konferenz in Indien abhalten – entweder in Bodh Gaya, Sarnath oder Delhi. Zusätzlich sollten wir zu den internationalen Sangha-Älteren, die dieser Hamburger Konferenz beigewohnt haben, alle höchsten tibetischen Sangha-Leiter und alle Äbte der großen Klöster aller vier tibetischen Traditionen einladen, vielleicht auch die Bonpos. Die Bonpos haben noch immer Bhikshunis. Wir sollten die älteren, sehr respektierten Bhikshu-Gelehrte, zusammengenommen sind es ungefähr Hundert, einladen. Dann würde ich die internationalen Sangha-Älteren ersuchen, ihre nachvollziehbaren Argumente zugunsten der Wiedereinführung der Bhikshuni-Ordination persönlich vorzubringen. Das wäre sehr nützlich. Wir Tibeter werden eine solche Konferenz finanzieren und entscheiden, wer sie am Besten organisieren kann.

Während der letzten sechsundzwanzig Jahrhunderte entwickelten sich viele Unterschiede zwischen den Pali- und Sanskrit-Versionen des Abhidharma. Nagarjuna hat bestimmte Punkte geklärt. Andere offensichtliche Unterschiede zwischen den beiden Traditionen können durch Nachforschungen geklärt werden. In diesem Geist könnten wir uns die Freiheit nehmen, die Worte des Buddhas zu untersuchen, zum Beispiel, was den Berg Meru betrifft, dass die Erde flach sei und Sonne und Mond ungefähr die gleiche Größe und den gleichen Abstand zur Erde haben. Diese Aussagen sind völlig unannehmbar. Sogar meine eigenen Tutoren in Lhasa sahen durch mein Teleskop die Schatten der Berge auf dem Mond und mussten zugeben, dass der Mond nicht von sich aus Licht abgibt wie das im Abhidharma behauptet wird. Daher ist nach Nagarjuna‘s Erläuterungen eine Sangha-Diskussion nicht notwendig. Dasselbe gilt für Sutra-Themen. Es ist aber etwas völlig anders, wenn es den Vinaya betrifft.

Alle Übersetzungen der Vinaya-Texte beginnen mit einer Huldigung an den Allwissenden. Das heißt, dass der Buddha selbst die Texte anerkannte, da nur ein allwissender Buddha weiß, welche Taten zu praktizieren und welche zu vermeiden sind. Auf der anderen Seite gibt es in den Abhidharma-Texten eine Huldigung an Manjushri. Nach Buddhas Parinirvana wurde ein Sangha-Konzil abgehalten und einige Änderungen im Vinaya daraufhin ausgeführt. Der Buddha gab dafür die Erlaubnis und das kann auf andere Punkte ausgedehnt werden. Zum Beispiel praktizieren wir Tibeter Bodhisattvayana und Tantrayana mit den jeweilig entsprechenden Gelübden. Einige Punkte und Gelübde widersprechen darin einander und dies ist auch im Vinaya der Fall. In solchen Fällen muss die höher stehende Zusammenstellung der Gelübde Vorrang vor der niedrigeren haben.

Im 21. Jahrhundert ist das Konzept von Krieg überholt. Stattdessen benötigen wir den Dialog, um Streitigkeiten zu schlichten und dafür ist Intelligenz nicht genug. Wir brauchen auch Warmherzigkeit und ernsthaftes Interesse am Wohlergehen von Anderen. Mitgefühl wird wichtiger für ernsthafte Dialoge. Frauen haben durch ihre biologischen Faktoren eine größere Sensitivität für das Leiden Anderer als Männer. Zum Beispiel sind nicht viele Frauen Schlächter oder Metzger. Daher werden Frauen für internationale Verhandlungen dringend benötigt und sollten eine größere Rolle einnehmen.

Die vierfältige Gemeinschaft der Schüler Buddha‘s besteht aus Bhikshus, Bhikshunis, Upasakas und Upasikas. Offensichtlich spielen Frauen und Männer eine gleiche Rolle. In der Gegenwart ist unter den Tibetern die vierfältige Gemeinschaft jedoch nicht vollständig. Unter den acht und zehn Eigenschaften einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt ist eine davon, in einem zentralen Land geboren zu sein, was entweder geografisch oder spirituell definiert ist. Tibet ist kein geografisch definiertes zentrales Land. Als spirituell definiertes Land gilt ein Land, in dem die vierfältige Gemeinschaft von Praktizierenden vollständig ist. Es ist ohne Bhikshunis offensichtlich unvollständig. Viele Tibeter sagen, dass es sich um ein zentrales Land handelt, wenn Bhikshus anwesend sind, da Bhikshus als die Herausragendsten aus den vier Gruppen gelten. Das definiert aber nur eine Ähnlichkeit mit einem zentralen Land und eine Ähnlichkeit mit einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt. Die kostbaren Meister in Tibet sollten ihre Aufmerksamkeit darauf gerichtet haben.

Ohne eine Sangha-Gruppe zu konsultieren, kann ich die Verbesserung der Ausbildung unter den tibetischen Nonnen initiieren. Ich habe dies unternommen, und so haben bereits viele Nonnen einen hohen Stand an Gelehrsamkeit erreicht. In den Klöstern von Mundgod hatte ich angekündigt, dass wir Vorbereitungen für eine Geshema-Prüfung treffen müssen. Einige ältere Mönche hatten Einwände, aber ich sagte ihnen, dass der Buddha Männern und Frauen die gleichen Rechte zugestanden hätte, Bhikshus und Bhikshunis zu werden – warum daher nicht die gleichen Rechte, um Geshes und Geshemas zu werden? Ich denke, das Problem besteht darin, dass diese älteren Mönche nur nicht an diese Art des Denkens gewöhnt sind.

In den frühen Sechzigerjahren versammelte ich nicht nur die Mönche, sondern auch die Nonnen und sagte ihnen, dass sie auch an der vierzehntägigen Sojong-Zeremonie teilnehmen könnten. In diesen Jahren gab es keine Bhikshunis. Obwohl Shramanerika-Novizinnen für gewöhnlich nicht gestattet ist, am Sojong der Mönche teilzunehmen, gaben meine Tutoren ihre Zustimmung. So begannen wir, dies durchzuführen. Es gab da einige sarkastische Einwände aus südindischen Klöstern, da so etwas bisher nicht vorgekommen ist, dass Mönche und Nonnen zusammen Sojong durchführen. Es gaben aber keine Mönche, die deshalb ihre Roben zurückgaben!

Ab den Siebzigerjahren nahmen einige Tibeterinnen die Bhikshuni-Ordination gemäß der chinesischen Tradition. Einer der Hauptgründe für meinen Besuch in Taiwan war es, mir selbst ein Bild von der Bhikshuni-Übertragungslinie zu machen und die Situation zu prüfen. Ich ernannte Losang Tsering, um die Bhikshuni-Gelübde zu erforschen, und er hat dies nun seit zwanzig Jahren durchgeführt. Wir unternahmen die größtmöglichste Anstrengung. Ich ersuchte die hauptsächlich ordinierenden chinesischen Bhikshus ein internationales Sangha-Treffen zu organisieren, aber sie waren dazu nicht im Stande. Ich selbst kann ein solches Treffen nicht einberufen, da Schwierigkeiten und Komplikationen mit der Volksrepublik China auftreten würden. Ich hatte den Eindruck, dass es besser wäre, wenn andere Organisationen ein solches Treffen einberufen würden und ersuchte daher Jampa Chodroen, dies durchzuführen. Alles, was ein einzelner Mönch machen kann, wurde veranlasst. Nun benötigen wir eine umfassende monastische Übereinstimmung von den tibetischen Bhikshu-Älteren.

In den Novizen- und Novizinnen-Ordinationen wird dargelegt, dass man die richtigen Objekte der Verehrung kennen soll. Es wird gesagt, dass Bhikshunis nicht Objekte der Verehrung für Novizen sind, obwohl nach den eigentlichen Worten des Gelübdes Bhikshunis höher stehen. Vielleicht könnte dies auch neu formuliert werden, wobei die Bodhisattva- und Tantra-Gelübde bedacht werden sollten, besonders das tantrische Gelübde, Frauen nicht zu verachten. Von diesem Gesichtspunkt aus ist es unpassend, diesen Gesichtspunkt aus dem Vinaya zu übernehmen. Daher sollten, um die drei Zusammenstellungen der Gelübde zu halten, einige geringere Punkte modifiziert werden. Was das Studium der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Gelübde betrifft, bevor diese genommen werden, können diejenigen, die Bhikshunis in der Dharmaguptaka-Übertragungslinie wurden, den Text der Gelübde lesen und studieren, auch wenn sie ihre Rituale gemäß dem Dharmaguptaka auszuführen haben. Es gibt aber noch immer ein Problem, wenn Nicht-Bhikshunis diese Gelübde studieren.

Um all diese Anpassungen und besonders in Bezug auf die Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination zu durchzuführen, ist es außerordentlich wichtig, dass sie nicht nur von einigen Mitgliedern aus dem tibetischen Sangha ausgeführt werden. Wir müssen eine Spaltung des Sangha vermeiden. Wir benötigen eine breite Übereinstimmung innerhalb des tibetischen Sangha als Ganzes und deshalb unternehmen wir weitere Schritte in diese Richtung. Ich danke Ihnen allen für Ihre Bemühungen.

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