Gesetzmäßigkeiten und Vielfalt von Karma

Das erste karmische Gesetz

Es gibt bestimmte allgemeine Aspekte des Karma, welche als die „vier Karma-Gesetze“ bezeichnet werden. Wenn wir fragen, warum diese Gesetze so funktionieren wie sie es tun, dann müssen wir darauf antworten, dass dies einfach so ist. Dies ist vergleichbar mit der Frage danach, warum alle Lebewesen glücklich sein und nicht leiden wollen. So ist es einfach. Wir müssen bestimmte Dinge so akzeptieren wie sie sind.

Das erste Karma-Gesetz beschreibt, dass Wirkungen gewiss sind. Wenn wir unglücklich sind oder Schmerzen haben, dann ist es gewiss, dass diese unangenehmen Empfindungen von unseren vorhergegangenen destruktiven Handlungen her abstammen. Genauso ist es, wenn wir Glück erleben. Wenn wir glücklich sind, so ist dies das Ergebnis unserer eigenen vorhergegangenen konstruktiven Verhaltensweisen und Handlungen. Es ist wichtig, das auf diese Weise auszudrücken. Es bedeutet nicht, dass wenn wir destruktiv handeln, dann Leiden die Auswirkung unseres Handelns sein wird. Wenn das so wäre, würde keine Bereinigung von Karma möglich sein. Die Folgen unseres Handelns zu erleben bedeutet nicht, dass wir bestraft werden. Es bedeutet einfach: Wenn wir unglücklich sind, können wir mit Gewissheit sagen, woher das Leiden kommt. Uns Leiden, unser Elend, unsere Unzufriedenheit wird nicht durch ein höheres Wesen verursacht, oder durch Umstände, die keinen Bezug zu irgendetwas anderem haben. Die Auswirkungen unseres Handelns entstehen nicht aus dem Nichts. Vielmehr werden sie durch unser eigenes vorangegangenes Verhalten verursacht.

Wenn wir im Buddhismus über die Beziehung zwischen Verhalten und der Erfahrung von Glück und Leid sprechen, dann sprechen wir nicht darüber, was unser Verhalten für Auswirkungen für andere hat. Es ist überhaupt nicht sicher, welchen Effekt unser Verhalten auf andere Wesen hat. Genauso ist es nicht gewiss, welche Auswirkung das Verhalten anderer auf unser Erleben hat. Wenn wir uns unglücklich fühlen, dann ist dies das Ergebnis unser vorangegangenen destruktiven Handlungen. Unsere Ich-Bezogenheit führt dazu, dass das karmische Vermächtnis unsers eigenen destruktiven Verhaltens heranreift und wir Leid und Unzufriedenheit erleben. Was andere uns antun, schafft lediglich die Umstände, in denen das eigene Karma heranreifen kann.

Haben wir eine Wahl, was wir fühlen, wenn uns jemand beschimpft oder haben wir nur eine Wahl, wie wir darauf reagieren?

Es ist schwer zu unterscheiden, wie wir einerseits auf einen gewissen Grad von Glücklichsein oder Unglücklichsein reagieren und wie wir andererseits auf die tatsächlichen Gefühle reagieren, die dadurch entstehen, dass wir uns glücklich oder unglücklich fühlen. Weil wir ständig nach diesem „Ich“ greifen, rufen wir das Heranreifen des karmischen Vermächtnisses hervor, sodass wir uns unglücklich fühlen, wenn uns jemand beschimpft. Im nächsten Augenblick jedoch, weil wir ja weiterhin nach dem „Ich“ greifen, klammern wir uns daran, unglücklich zu sein, und haben den starken Wunsch, das Gefühl, unglücklich zu sein, loszuwerden. Dieses Greifen an unser Leid führt dann dazu, dass das Gefühl heranreift, dass wir der anderen Person etwas entgegnen wollen. Das wiederum kann die Ursache dafür sein, dass in uns der Drang entsteht, etwas Gehässiges zu sagen. Dann lassen wir diesem Drang freien Lauf und geben gehässige Worte von uns. Unser Greifen kann auch ein Gefühl hervorrufen, dass uns dazu veranlasst, nichts Gehässiges zu entgegnen, weil wir erkennen, dass es sinnlos wäre, so zu handeln. Und dieses Verhalten könnte wiederum zu dem konstruktiven Drang führen, dass wir unseren Mund halten und keine Gemeinheiten von uns geben. Trotzdem kann unser Greifen nach einem festen „Ich“ uns unglücklich machen, wenn wir diese gehässigen Worte hören. Das kann dann dazu führen, dass wir nach einem „Ich“ greifen, um von diesem Gefühl unglücklich zu sein loszukommen, und das kann ebenfalls von dem karmischen Drang begleitet sein, nichts zu sagen.

Es ist sehr komplex. Es hängt wirklich auch davon ab, wie wir das Wort Reaktion/Antwort definieren und in Begriffen analysieren. Bis zu welchem Grad muss eine Reaktion bewusst sein? Inwieweit muss eine Reaktion einem bestimmten Willen oder einer bestimmten Intention unterliegen? Was verstehen wir unter einer automatisch ablaufenden Reaktion? Was um Himmels willen bedeutet das – eine automatische Reaktion? Was macht sie zu einer automatischen Reaktion? Wenn wir Karma auf der zweiten Stufe der Komplexität analysieren, dann müssten wir den Schauplatz ändern und auf fünften Komplexitätsstufe gehen, um das Thema angemessen zu analysieren. Auch wenn ich das auf eine humorige Weise ausdrücke: In dieser Weise gehen wir vor, wenn wir ernsthaft den Dharma studieren. Bitte seien Sie nicht immer mit der Stufe der Komplexität ihres Verständnisses zufrieden. Das ist sogar ein tantrisches Gelübde. Bis wir die Allwissenheit eines Buddha erreicht haben, wird es immer tiefer und tiefer gehende, komplexere Stufen des Verstehens geben. Wir weiten den Blick, den uns unsere begrenzte Periskopsicht ermöglicht, wir erweitern unseren Horizont und beginnen all die anderen Faktoren zu bedenken, die involviert sind. Tatsache ist, dass alles miteinander verbunden ist.

Können Sie ein Beispiel nennen, wie man das Auf und Ab beendet?

Das ständige Auf und Ab ist das Charakteristikum für Samsara. Um uns selbst vom Auf und Ab zu befreien, müssen wir aus Samsara herauskommen. Die Befreiung erlangen wir durch ein einfaches, nichtkonzeptuelles Verständnis der Leerheit und dadurch, dass wir unseren Geist an dieses Verständnis gewöhnen, so dass dieses Verständnis zu einem dauerhaften Geisteszustand wird und wir kein weiteres Heranreifen karmischer Vermächtnisse mehr verursachen. Um das karmische Bingo zu beenden, müssen wir nicht alle Ping-Pong-Bälle loswerden; wir müssen nur damit aufhören, auf den Automaten-Knopf zu drücken.

Karmische Vermächtnisse und ständige karmische Gewohnheiten sind keine materiellen Dinge. Es sind keine konkreten Dinge, die in unserem Geist wohnen. In diesem Sinne sind sie Abstraktionen: Es sind passende Arten zu beschreiben, was passiert. Lassen Sie mich ein Beispiel geben: Wir haben heute Morgen oder heute Nachmittag Kaffee getrunken. Um das zu erklären, können wir sagen, dass wir eine Gewohnheit haben, Kaffee zu trinken. Diese Gewohnheit ist nichts Konkretes, das in unserem Kopf sitzt. Die Gewohnheit ist eine Art und Weise, wie wir eine Abfolge von ähnlichen Ereignissen zusammenfügen und beschreiben. Solange noch die Möglichkeit besteht, dass wir auch morgen Kaffee trinken, können wir sagen, dass wir diese Gewohnheit immer noch haben. Wenn es absolut keine Möglichkeit mehr gibt, dass wir in der Zukunft wieder einmal einen Kaffee trinken werden, können wir nicht sagen, dass wir diese Gewohnheit noch haben. Sie hat aufgehört. In folgender Weise lassen wir eine Gewohnheit los: Wir beseitigen die Möglichkeit, dass dieses Ereignis in der Abfolge zukünftig noch einmal auftritt.

Kann man das darauf reduzieren, dass man sich einfach gänzlich dessen bewusst ist, was einen glücklich und unglücklich macht, und dann das tut, was einen glücklich macht und nicht das tut, was einen unglücklich macht?

Das ist er erste Schritt. Dann müssen wir jedoch viel tiefer gehen und an dem Verständnis der Leerheit arbeiten. Auch wenn es der erste Schritt ist, können wir ihn nicht überspringen. Wir müssen diesen Schritt machen um weiterzukommen. Wenn wir weiterhin destruktiv handeln, werden wir nie die Umstände dafür schaffen, die es uns ermöglichen tiefer in die Meditation einzutauchen, weil wir ständig unglaubliche Schmerzen erleben und so weiter. Wenn wir diesen Teil des Puzzles mit der kostbaren menschlichen Wiedergeburt zusammenfügen, dann erkennen wir, dass wir die kostbaren Rahmenbedingungen eines menschlichen Lebens benötigen, um in der Lage zu sein, mit der Praxis fortzufahren. Wenn wir das nicht tun, werden wir nirgendwohin kommen. Um ein kostbares menschliches Leben zu erlangen, müssen wir aufhören destruktiv zu handeln, oder unser destruktives Handeln zumindest minimieren.

Ein weiterer Punkt zu der Gewissheit der Wirkung: Was wir jetzt gerade erleben, basiert nicht notwendigerweise auf dem, was wir gerade tun. Während wir eine außereheliche Affäre haben, genießen wir vielleicht den guten Sex und erleben Glück. Es kann auch sein, dass wir uns gerne auf Sex mit dem Partner einer anderen Person einlassen möchten und dieser Sehnsucht jedoch widerstehen, und wir uns deshalb unglücklich und frustriert fühlen. Gleich nach einer sexuellen Begegnung im Rahmen einer Affäre fühlen wir uns vielleicht schuldig, oder wir fühlen uns glücklich, dass wir damit durchgekommen sind. Den Grad von Glück oder Elend, den wir erleben, ist nicht das Ergebnis dessen, was wir im Moment tun oder auch kurz davor getan haben, sondern es ist die Wirkung eines karmischen Vermächtnisses, das aus der Vergangenheit stammt. Das ist die einzige Möglichkeit, um das Geschehen zu erklären. Alles andere ist Willkür. Was jemand anderes uns antut oder was wir gerade selber tun, ist lediglich ein Umstand dafür, wie wir uns fühlen, aber kein beherrschender Umstand. Was in Wahrheit dazu führt, dass immer wieder ein neuer Ping-Pong-Ball ins Spiel geworfen wird, ist das Greifen nach einem festen „Ich“, das glücklich und nicht unglücklich sein möchte. Dieser Prozess kann sich – nach dem westlichen Verständnis des Wortes – auch vollständig unbewusst ereignen.

Warum schießt gerade dieser Ball hoch und nicht ein anderer? Um das zu begreifen, müssten wir all die verschiedenen Faktoren verstehen, die als Ursachen und Bedingungen an diesem Vorgang mitwirken. Deshalb wird gesagt, dass nur ein Buddha verstehen kann, weshalb bestimmte karmische Vermächtnisse zu einer ganz bestimmten Zeit heranreifen.

Das zweite karmische Gesetz

Das zweite Gesetz des Karma bezieht sich auf die Verstärkung oder Zunahme von Wirkungen. Die allgemeine Analogie ist, dass aus einer kleinen Saat ein sehr großer Baum wächst. Je länger wir damit warten, bevor wir versuchen, uns von den negativen Taten zu befreien, desto stärker wird die Kraft des karmischen Vermächtnisses und desto schwerwiegender werden dessen Auswirkungen. Zum Beispiel: Wenn ein Missverständnis zwischen uns und unserem Partner besteht, dann ist es so, dass je länger wir mit einer Entschuldigung warten, die Atmosphäre zwischen uns immer schlechter wird. Auf der positiven Seite können sich umfangreiche positive Folgen aus dem Besuch eines Dharma-Vortrags ergeben.

Wie können wir das verstehen? Ich möchte hier gern ein bisschen aus meinem eigenen Arbeitsprozess mit Dharma-Inhalten berichten, und erläutern, wie ich versucht habe, Einsichten zu erlangen. Ich finde es hilfreich, diesen Prozess mit dem Begriff der Netzwerke zu beschreiben. Und – wie ich bereits gesagt habe – finde ich es hilfreich, sich vorzustellen, dass man die Teile eines Puzzles zusammensetzt. In Bezug auf das Anwachsen der Wirkungen karmischer Handlungen müssen wir den Lehren über Karma, zusätzlich die Lehre über die Leerheit und Lehre über das bedingte Entstehen hinzufügen. Die Handlung selbst, diese karmische Kraft, existiert nicht isoliert mit einer hohen, soliden Mauer drum herum, die von selbst höher und stärker wird. Das würde nicht zu dem Charakter der übrigen Lehren passen, oder? Viele andere karmische Kräfte tauchen auf, die alle miteinander in Beziehung stehen.

Lassen Sie uns ein Beispiel verwenden: Stellen Sie sich vor, Sie sind spät nach Hause gekommen und haben ihren Partner nicht vorher angerufen und ihm Bescheid gesagt. Das ist der Beginn eines Missverständnisses. Das ist eine negative karmische Kraft. Dann am nächsten Morgen haben wir nicht „Guten Morgen, Liebling“ gesagt und sind einfach als erster ins Bad gegangen. Das ist eine weitere karmische Kraft und sie verbindet sich mit dem, was wir am Tag zuvor getan haben. Dann lesen wir die Zeitung während des Frühstücks und unterhalten uns nicht. Wir können sehen, wie die negative karmische Kraft immer größer wird, indem sie sich mit anderen Handlungen – sogar einer so neutralen Handlungen wie dem Lesen eine Zeitung – verbindet und ein Netzwerk bildet. Ich glaube dass wir die Lehre vom Verstärken der Ausführungen einer Handlung in dieser Weise verstehen können. Eine kleine Handlung wird nicht aus ihrer eigenen, inhärenten Kraft heraus stärker. Sie weitet sich immer weiter aus, sodass die Wirkungen immer größer und größer werden. Es handelt sich nicht um eine einmalige Abmachung.

Wenn wir Dharma-Unterweisungen hören, ist es sehr wichtig, dass wir versuchen, sie mit anderen Teilen des Puzzles, die wir schon kennengelernt haben zusammenzufügen. Und – wie ich bereits gesagt habe – die Teile des Puzzles passen multi-dimensional auf viele verschiedene Arten zusammen. Das Teil der Leerheit passt zu vielen anderen Puzzleteilen. Der Buddha und jeder andere Lehrer kann uns nur ein Teil des Puzzles geben; es liegt an uns, die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen. Während wir die einzelnen Puzzleteile zusammensetzen, müssen wir Geduld, Durchhaltevermögen, Konzentration usw. entwickeln. So kommen wir auf dem Weg vorwärts. Wen wir nur die Puzzleteile sammeln und sie in eine Schublade legen, werden wir nirgendwohin kommen. Auch wenn wir uns lediglich auf ein einzelne Puzzleteil konzentrieren, und wir uns nicht um die anderen Puzzleteile kümmern, wird uns das auch nicht viel weiter bringen.

Wir möchten natürlich auch nicht von zu vielen Teilen auf einmal überflutet werden, aber wir müssen erkennen und schätzen lernen, dass die Möglichkeiten, Teile des Puzzles zu erhalten, nicht immer vorhanden sind. Wer weiß, was als nächstes in der Welt passieren wird, speziell jetzt nach dem 11. September 2001, den Anschlägen auf das World Trade Center in Amerika?

Die Tibeter betrachten Dinge immer auf diese Weise: Sie besuchen Lehrvorträge und so weiter um Samen für spätere Leben zu pflanzen. Auch wenn wir nicht an künftige Leben glauben: Immer wenn es eine Möglichkeit gibt, eine Unterweisung zu erhalten – auch wenn wir gerade nicht in der Lage sind, uns mit den Lehrinhalten wirklich auseinanderzusetzen und sie zu verarbeiten – ist es keine schlechte Idee, zu einer Unterweisung zu gehen und einige neue Puzzleteile zu bekommen. Wir können in dem Wissen zu Dharma-Vorträgen oder Dharma-Unterweisungen gehen, dass wir uns erst später mit den Lehrinhalten auseinandersetzten möchten.

Manche Menschen geraten außer sich und flippen aus, weil sie sich zu viele Unterweisungen angehört haben. Es ist sicherlich nicht hilfreich, in solch einem negativen Geisteszustand zu einer Unterweisung zu gehen, weil wir dann gar nicht aufnahmefähig sind. Wenn wir auf der anderen Seite umherziehen und immer weitere Vorträge „sammeln“, jedoch nie versuchen, die Inhalte zu verarbeiten, so zeugt dies von einem gierigen, jedoch faulem Geisteszustand – das wäre das andere Extrem. Die buddhistischen Lehren empfehlen immer einen Mittelweg zwischen zu viel und zu wenig. Wir brauchen wirklich Geduld, um die Schwierigkeiten auszuhalten, die mit dem Studieren des Dharma verbunden sind. Das bedeutet, dass wir nicht wütend werden und uns nicht frustriert lassen, sondern dass wir versuchen, so offen wie möglich zu sein. Später sind wir dann vielleicht in der Lage, die Dinge zu verstehen, die wir jetzt noch nicht verstehen können. Es spielt keine Rolle, wie gut wir etwas jetzt verstanden zu haben glauben. In einem Jahr oder in zwei Jahren, wenn wir das, was wir gelernt haben, mit allem anderen verbunden haben, was wir in der Zwischenzeit gelernt haben, wird unser Verständnis ein ganz anderes sein. Unsre Verständnis wird sich kontinuierlich verändern und von Jahr zu Jahr immer besser werden. Das bezieht sich auf das karmische Gesetz der Verstärkung von Wirkungen. Alles arbeitet in einem Netzwerk zusammen. Nichts existiert für sich allein.

Das dritte karmische Gesetz

Das dritte karmische Gesetz besagt, dass wir keine karmische Wirkung erfahren werden, bevor wir nicht die karmischen Ursachen dafür geschaffen haben. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 war ein ganz bestimmter Mann sehr oft im Fernsehen zu sehen. Er ist der CEO (Chief Executive Officer), also der Vorstandsvorsitzende einer großen Börsenhandelsagentur. Er hatte siebenhundert Mitarbeiter, die alle bei den Anschlägen ums Leben gekommen sind. Er selbst hat nur deshalb überlebt, weil er an dem Tag der Anschläge sein Kind zur Schule begleitet hat, dass seinen ersten Schultag hatte. Deshalb war er gerade nicht im World Trade Centre, als es durch die ins Gebäude einschlagenden Flugzeuge zerstört wurde. Er hat zuvor einfach nicht die karmische Ursache dafür geschaffen, die als Wirkung seinen Tod bei den Anschlägen zur Folge gehabt hätte. Er hat also nicht die Ursachen geschaffen, die alle anderen Menschen gehabt haben müssen, die bei den Anschlägen auf das World Trade Center ums Leben gekommen sind, auch wenn diese Ursachen vielleicht bereits eine Million Jahre zurückliegen. Jemand hat mir erzählt, dass eine andere Person aus dem einundachtzigsten Stockwerk gesprungen sei und sich bei dem Sprung lediglich die Beine gebrochen habe. Wie um alles in der Welt ist das möglich, wenn man nicht die karmische Ursache dafür gelegt hat, dass man nicht in so einem Inferno umkommt? Was wir daraus lernen können ist, dass unsere beste Verteidigung gegen eine Katastrophe die ist, dass wir unser eigenes Karma reinigen. Wenn alle Lebewesen ihr Karma bereinigt hätten, gäbe es keine solchen Katastrophen mehr. Das zeigt die Richtung an, auf die wir unsere Bemühungen hin ausrichten müssen.

Wie reagieren wir auf solch eine Katastrophe? Natürlich müssen wir versuchen, Menschen davon abzuhalten, so einen Anschlag zu wiederholen. Die wesentliche Arbeit müssen wir jedoch an uns selbst vornehmen. Das heißt, wir müssen an unserem eigenen Karma arbeiten, und wir müssen andere dabei unterstützen, ihr eigenes Karma zu reinigen. Der Buddhismus vertritt hier keine passive Haltung. Wenn ein wildes Tier Menschen anfällt und tötet, dann sagen wir nicht einfach: „Oh, wie schön!“ und meditieren weiter über Mitgefühl und bereinigen unser Karma. Wir sagen den Menschen nicht einfach: „Wenn das Tier dich tötet, dann werde ich für dich beten.“ Wir müssen stattdessen hinausgehen und versuchen, das Tier zu fangen und es dann einsperren. Aber das ist nicht das Einzige, was wir tun. Wir müssen vor allem ganz dringend an uns selbst arbeiten.

Das zeigt uns auch wie wir mit Angst umgehen. Wenn wir wirklich daran arbeiten, unser Karma zu bereinigen, dann gibt es nichts, wovor wir uns fürchten müssen. Die Qualitäten eines Buddhas beinhalten auch eine Liste von Furchtlosigkeiten. Buddhas haben keinen Grund sich zu fürchten, denn sie haben sich von jeder möglichen Ursache, die ihnen Probleme verursachen könnte, befreit.

Das vierte karmische Gesetz

Das vierte karmische Gesetz besagt, dass ein karmisches Vermächtnis die Fähigkeit hat eine Wirkung hervorzubringen, und es besagt gleichfalls, dass diese Möglichkeit auch nicht verfällt oder ausgelöscht wird – auch nicht nach Millionen von Lebensspannen. Wenn wir ein negatives karmisches Vermächtnis nicht bereinigen, dann kann dieses karmische Vermächtnis immer noch leidvolle Wirkungen hervorbringen. Genauso verhält es sich, wenn die Umstände für das Heranreifen eines positiven Ergebnisses aus einem positiven karmischen Vermächtnis nicht sehr dienlich sind, so geht dieses positive karmische Vermächtnis nicht verloren. Wenn jetzt nach dem 11. September 2001 ein schrecklicher Weltkrieg ausbricht, und es infolgedessen nicht mehr möglich ist, nach Indien oder Nepal zu reisen, um dort Unterweisungen zu erhalten, werden die positiven Dinge, die unsere Besuche von Unterweisungen hervorgebracht haben, dennoch immer noch gültig sein. Irgendwann ändern sich die Umstände. Wenn wir das auf die Wiedergeburt anwenden, so ist das sehr hilfreich, denn es spielt keine Rolle wie alt wir sind, es ist nie zu spät, um damit anzufangen sein Karma zu bereinigen. Auch wenn wir schon sehr alt sind, wird das, was wir tun, nicht vergebens sein. Wir sind nicht dazu verdammt, in einem Altersheim zu sitzen und dort Topflappen zu häkeln oder Seifenopern anzuschauen. Wir können etwas Konstruktives tun und das positive karmische Vermächtnis wird sich in künftige Leben fortsetzen. Unsere Bemühungen werden nicht vergebens gewesen sein.

Fragen

Ich habe gehört, wie ein westlicher Buddhismus-Lehrer gesagt hat, dass wir viel positives Karma verbrauchen, wenn wir zu Unterweisungen gehen und sie anhören. Warum widmen wir positives Potenzial, wenn das, was wir tun, positives Potenzial verbraucht?

Zuerst einmal: Wenn wir etwas erleben, das positiv ist, wie das beim Besuch einer Unterweisung natürlich der Fall ist, dann ist das ein Wirkung des Heranreifens eines positiven karmischen Vermächtnisses. Rufen Sie sich bitte unser Beispiel vom karmischen Bingo-Spiel in Erinnerung: Jedes Mal, wenn wir auf den Knopf drücken, fügen wir dem Spiel einen neuen Ping-Pong-Ball hinzu. Wenn wir zu Unterweisungen gehen und das positive Potenzial widmen, dann fügt das weitere Ursachen für das Fortbestehen solcher Möglichkeiten hinzu. Es wäre dumm, nicht zu Unterweisungen zu gehen, weil wir unser positives Potenzial für schlechte Zeiten aufheben wollen.

Und außerdem ist es so, dass ein karmisches Vermächtnis viele verschiedene Auswirkungen haben kann. Ein karmisches Vermächtnis kann sich in einem Leben oder in mehreren Leben auswirken, oder die Wirkung ist auf ein einzelnes Leben beschränkt. Auf der anderen Seite können viele Vermächtnisse auch eine gemeinsame Wirkung entfalten. Die Vermächtnisse können entweder in nur einem Leben oder in verschiedenen Leben aufgebaut worden sein, und sie können mehrere oder auch nur eine Wirkung hervorbringen. Es gibt also viele Möglichkeiten, welche Art von karmischen Vermächtnissen wir haben können, so dass wir weiterhin zu Unterweisungen gehen können.

Wenn wir beginnen mit dem Karma zu arbeiten und versuchen es zu verstehen, müssen wir versuchen, über unser lineares Betrachten von Dingen hinauszuwachsen. Karma ist vieldimensional, nichtlinear und sehr komplex. Es ist nicht so einfach zu verstehen, wie aus einer Sache eine andere Sache wird. Es ist überhaupt nicht einfach.

Einige Wirkungen werden individuell erlebt, andere universell. Wir können mit anderen Lebewesen gemeinsam bestimmte Auswirkungen erfahren. Der Treibhauseffekt betrifft beispielsweise jeden, auch die Tiere. Handlungen, die jeder tut, führen zu diese Art von Wirkung. Wir sollten nicht denken, dass wir, bloß weil wir unseren Müll recyceln, auch immun gegen Umweltverschmutzung sind. Wir sprechen hier von Ursachen, die weit zurück liegen. Das ist kein Witz! Diese Erkenntnis hat eine grundlegende Bedeutung im dem Sinn, wie wir einen wirtschaftlichen Wandel herbeiführen können. Wir sprechen hier nicht von sofortigen Veränderungen oder Wirkungen, die wir herbeiführen können. So funktionieren die Prozesse im Universum nicht. Wir sprechen von langfristigen Auswirkungen. Es wird sehr schwierig werden, die derzeitigen Auswirkungen zu stoppen. Wie lösen wir die Auswirkungen von Handlungen auf, die wir vor Millionen von Jahren ausgeführt haben? Auch wenn der ganze Planet seine Energieversorgung auf Solarenergie umrüsten würde, so könnten die Folgen von Jahrzehnten der Erdölverbrennung nicht einfach rückgängig gemacht werden. Oder? Nein, das ist nicht so einfach. Wir müssen in dem Sinne realistisch sein, dass wir langfristige Ursachen für langfristige, weit in der Zukunft liegende Wirkungen schaffen. Wir dürfen nicht glauben, wir seien Gott und könnten alle Probleme der Vergangenheit einfach in einem Jahr oder in ein paar Jahren lösen. Die Welt ist einfach sehr viel komplexer, als dass wir sie einfach verändern könnten.

Manche Wirkungen werden nur von bestimmten Gruppen erlebt, wie beispielsweise von den Menschen in Afghanistan oder Bosnien. Eine Ebene von Ursachen beinhaltet die historischen, wirtschaftlichen und politischen Kräfte, die zu der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation in diesen Ländern geführt haben. Aber wir können nicht sagen, dass der Krieg das Karma der USA oder das Karma von Afghanistan ist, weil diese Länder keine lebenden Wesen sind. Auch sind nicht alle Menschen, die jetzt in einem der beiden Länder leben, notwendigerweise seit unzähligen Leben in diesem Land wiedergeboren worden. Sie können von überall her gekommen sein, aus dem Tierreich und von überall sonst.

Wir können beginnen zu erkennen, wie unglaublich komplex diese karmischen Kräfte sind. All die Handlungen von allen Lebewesen in einem bestimmten Lebensbereich und zu einer gewissen Zeit, haben die politische, wirtschaftliche und historische Situation in einem bestimmten Land erschaffen. Aber die Lebewesen, die an bestimmten Lebensumständen in einem bestimmten Land mitgewirkt haben, werden dann sonst wo wiedergeboren. Wiederum andere Wesen werden dann in die Situation hineingeboren, die andere gerade verlassen haben. Was andere damals getan haben, kann durch Menschen geschaffene Umstände kreieren, in den wir hineingeboren werden – und zwar als Wirkung unserer Handlung in einer ähnlichen Situation, zu deren Entstehen wir beigetragen haben, auch wenn diese Handlungen bereits Jahrhunderte zurück liegen. Wir müssen in irgendeiner Form die Ursachen dafür geschaffen haben und das Karma aufgebaut haben, um in die gegenwärtigen Umstände hineingeboren zu werden, auch wenn wir die gegenwärtige Situation nicht selbst mit kreiert haben. Es wird sehr schnell sehr kompliziert, wenn wir anfangen über ein solches Thema nachzudenken. Alle Menschen, die in einem bestimmten Krieg sterben, haben nicht notwendigerweise schon in einem früheren Leben in einem Krieg miteinander gekämpft. Es könnte sein, dass es so war. Es könnte aber auch sein, dass sie früher einmal fleischfressende Tiere gewesen sind, die andere Tiere gejagt und getötet haben – dies kann an völlig verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten geschehen sein. Die Menschen, die jetzt in einem Krieg zusammen kämpfen, können aus völlig unterschiedlichen Lebenswelten in diese Situation hineingeboren worden sein .

Welche Einstellung sollte man einnehmen, wenn man die Wirkung eines bestimmten Karma erlebt, wie etwa einen geliebten Menschen in den Zwillingstürmen verloren zu haben? Wie kann man reagieren, sodass man keinen weiteren Ping-Pong-Ball hinzufügt?

Zuallererst: Wir müssen realistisch sein: Es ist sehr schwer in unserem jetzigen Zustand, keine weiteren Ping-Pong-Bälle hinzuzufügen, weil wir beispielsweise wütend werden. Wenn wir beginnen, ein Verständnis für verhaltensbedingte Ursachen und Wirkung, ein Verständnis für Leerheit, abhängiges Entstehen und so weiter zu entwickeln, dann erkennen wir, dass folgende Einschätzung sehr realistisch ist: Es wird sehr lange dauern, uns vollständig von unserem Karma zu reinigen, und es wird noch länger dauern, auch alle anderen Lebewesen wirklich zu reinigen. Aber auch wenn es eine lange Zeit dauern wird, kann uns das dennoch ermutigen, selber weiterzugehen. Wenn wir Arzt werden wollen und wir schon im Voraus wissen, wie viel wir zur Ausübung dieses Berufs lernen müssen, dann könnten wir uns schon im Vorfeld überfordert fühlen und die Idee aufgeben. Aber wenn wir tatsächlich das Ziel im Sinn haben, anderen zu helfen, dann müssen wir den Mut aufbringen, einen Schritt nach dem anderen zu machen, auch wenn dies bedeutet, dass wir ein unglaublich aufwendiges Geistestraining absolvieren müssen. Wir gehen realistisch betrachtet einfach Schritt für Schritt weiter vorwärts.

Ich kann nicht oft genug betonen, dass es mit uns in Samsara auf und ab gehen wird. Natürlich wird es Kriege geben, wir werden verletzt werden; unsere Meditation wird an dem einen Tag gut laufen und am nächsten Tag werden wir eine schreckliche Meditation haben, und so weiter. Was erwarten wir? Wenn wir eine solche Perspektive einnehmen, werden wir nicht entmutigt. Wir machen dann einfach weiter. Manchmal begegnen wir widrigen Umständen; manchmal läuft es besser. Wenn wir eine realistische Einstellung haben, verstehen wir, dass wir das Auf und Ab solange nicht loswerden, bis wir Arhats geworden sind. Deshalb akzeptieren wir die Mühsal des Lebens und das Auf und Ab in Samsara, und machen einfach weiter, egal was kommt. Wir erwarten keine Wunder. Es wird auch kaum Wunder geben: „Oh, meine Meditation wird jeden Tag besser, und ich werde bald viel Glückseligkeit in meiner Meditation erfahren und…!“ Also wirklich; so ist es einfach nicht.

Bezüglich unserer Einstellung gegenüber denen, die umgekommen sind, ist folgendes zu sagen: Wir denken natürlich nicht, dass sie es verdient haben, bestraft zu werden, weil sie negatives Karma aufgebaut haben. Aber wir können hoffen, dass sie negatives Karma verbraucht haben, indem sie auf diese Weise gestorben sind, so dass sie nun eine viel bessere Möglichkeit haben, dass bei ihnen in künftigen Leben positives Karma heranreift: „Mögen sie jetzt und in künftigen Leben günstige Bedingungen haben, um eine viel positivere Erfahrungen vom Leben zu machen und weniger Leid zu erleben.“ Wir sind nicht so anders als sie. Wir waren nicht in dem Gebäude. Das bedeutet, die besonderen Umstände damit unser negatives Karma heranreifen konnte, waren zu dieser Zeit nicht da, aber uns kann zu einem anderen Zeitpunkt auch etwas Ähnliches passieren. Wenn wir an anfangslose Lebensspannen denken, dann haben wir alle viele negative karmische Vermächtnisse.

Wir können an die unglaublich leidvollen Konsequenzen denken, die jene, die diesen Anschlag geplant und ausgeführt haben als Wirkung ihres Handelns erfahren werden. Es ist nicht an uns, sie zu bestrafen. Ein traditionelles Beispiel ist Folgendes: Jemand hat Feuer gefangen und brennt. Weshalb sollten wir diesen Menschen jetzt dafür schlagen, wo er fraglos jetzt schon genügend Leid erfährt? Die Terroristen werden in jedem Fall unglaubliches Leid erleben. Wenn wir ihnen jetzt noch zusätzliches Leid zufügen, dann wird sich dadurch überhaupt nichts bessern. Wir werden dadurch lediglich Ursachen für unser eigenes zukünftiges Leid erzeugen. Karmische Wirkungen treten ganz natürlicherweise von selber ein. Wir müssen nicht den Richter spielen und versuchen, die leidvollen Folgen für andere selbst hervorzubringen.

Das berührt ein sehr interessantes soziales Thema. Wenn wir Menschen bestrafen, die destruktiv gehandelt haben, so macht dies nichts wieder gut. Es reinigt sicherlich nicht das karmische Vermächtnis dieser Menschen. Daher werden sie wahrscheinlich in künftigen Leben wieder ähnlich handeln. Wenn wir diese Menschen jedoch bestrafen, erzeugt dies ein negatives karmisches Vermächtnis bei uns selbst. Einige Übeltäter einzusperren ist unzweifelhaft ein notwendiger Schritt, den wir unternehmen müssen, um andere Menschen kurzfristig vor Schaden zu bewahren, aber es ist nicht der ultimative Schutz, d. h. nicht die beste Prävention. Rehabilitation im übergeordneten Sinn wird die Menschen auch nicht dazu erziehen und motivieren, ihr eigenes Karma zu bereinigen. Wenn sie ihr karmisches Vermächtnis nicht bereinigt haben, dann werden sie in späteren Leben wiederholt destruktiv handeln. Die karmischen Vermächtnisse werden nicht verfallen, bis wir uns durch ein Verständnis der Leerheit von ihnen befreit haben.

Gibt es eine Möglichkeit kollektives oder universelles Karma zu bereinigen?

Der einzige Weg ist, sich selbst zu reinigen. Wir können nicht das Karma anderer Menschen bereinigen. Wir können helfen, ihnen den Weg der Reinigung zu zeigen, und wir können versuchen, dienliche Umstände für sie zu schaffen, aber es liegt immer an jedem einzelnen selbst. Diese Erkenntnis hat viele Auswirkungen – im Besonderen auf ökologische Bewegungen. Es gibt keinen anderen Weg, die ökologischen Probleme zu bewältigen, außer wenn alle aus dem Samsara aussteigen. Denken Sie darüber nach. Aufgrund unseres samsarischen Vermächtnisses, werden wir mit diesen begrenzten Körpern geboren, ob als Mensch, als Tier oder als was auch immer. Was ist für diesen befleckten, samsarischen, begrenzten Körper charakteristisch? Er produziert flüssige Ausscheidungen, er produziert feste Ausscheidungen und er produziert Kohlendioxid. Das ist es, was er tut. Bis alle aufgehört haben, in diesen begrenzten Körpern wiedergeboren zu werden, gibt es keine Möglichkeit, die ökologischen Probleme zu lösen.

Es ist nicht schön, das zu sagen. Aber wie einige große Meister, wie beispielsweise Seine Heiligkeit der Dalai Lama, gesagt haben: Die Biologie beschreibt das Samsara. Der sexuelle Trieb, sich zu vermehren, zu altern, zu erkranken und zu sterben – das ist die Biologie. Unser Körper ist ebenso beschränkt wie unser Geist. Die humanistische Sichtweise, dass die Natur und die Biologie heilig sind, und die Sichtweise des „Natürlichseins“ und so weiter schauen recht schön aus, bis wir tiefer blicken. Ich betone häufig den Unterschied zwischen „Dharma light“ und dem „echten Dharma“. „Dharma light“ ist eine humanistische Version des Dharma: Sei einfach eine netter, freundlicher Mensch, tue niemandem weh und alles wird sein wie bei Bambi und im Disney-Land. Das ist zwar auch eine durchaus hilfreiche Anschauung, aber es ist nicht „der echte Dharma“. „Der echte Dharma“ beinhaltet auch, dass wir uns die Biologie näher anschauen müssen, dass wir genau betrachten müssen, was dort vor sich geht, und dass wir die biologischen Vorgänge als etwas erkennen, was wir überwinden wollen. Das heißt nicht, dass wir daran glauben sollten, unser Körper sei Teufelswerk – das wäre das andere Extrem. Wir nutzen den Körper, den wir haben, um Fortschritte auf dem Pfad zu machen, aber wir verehren ihn nicht als etwas Hübsches und Wundervolles. Das ist er nicht.

Wie haben sich die Wesen vom Karma gereinigt bevor der Buddha Erleuchtung erlangt hat und bevor er Unterweisungen gegeben hat?

Jetzt kommen wir zu einem anderen Thema, das für uns Westler sehr schwierig zu verstehen ist. Es ist das Konzept des Unendlichen. So wie es keinen Anfang des Samsara gibt, so gibt es auch keinen Anfang, an dem Menschen die Buddhaschaft erlangt haben. Obwohl es in den Kalachakra-Lehren den Begriff Adi-Buddha gibt, bezieht sich dieser jedoch nicht auf den ersten Menschen, der jemals die Buddhaschaft erlangt hat. Es gibt keinen historischen ersten Buddha. Es gibt keinen logischen Weg, einen ersten Buddha innerhalb des Kontextes von Ursache und Wirkung zu präsentieren. Wie hätten sie Buddhas werden können? Weil sie eine spezielle Fähigkeit oder Kreativität in sich hatten? Jemand hätte den Buddha lehren müssen und ihnen den Weg zeigen müssen, und dazu hätte jemand schon vorher die Buddhaschaft erlangt haben müssen. „Adi-Buddha“ bedeutet Buddhaschaft, in einem ursprünglichen Zustand – das bezieht sich auf einen ursprünglich reinen Geisteszustand. Es gab immer Buddhas und Unterweisungen, auch wenn sie die Lehren nicht immer weitergegeben haben. Natürlich gab es dunkle Zeitalter – wir sprechen vom Samsara; in Samsara geht es auf und ab.

Was führt dazu, dass man sich glücklich fühlt, wenn man mit der Frau eines anderen eine Affäre hat?

Das erste karmische Gesetz besagt, dass jede Erfahrung von Glück die Wirkung von konstruktivem Verhalten ist. Manche Menschen können andauernd Sex haben und erfahren dabei jedoch nie Freude oder Befriedigung. Dieses Unbefriedigtsein ist ein Resultat von vorhergehenden destruktiven Verhaltensweisen, die man vielleicht bereits vor einer langen Zeit gehabt hat. Andere Menschen können den Sex genießen, auch wenn sie ihn mit dem Partner von jemand anderem haben. Deshalb habe ich gesagt, dass Karma nicht linear ist. Es gibt viele Komponenten bei jeder Erfahrung, die wir machen. Alle diese Bestandteile einer Erfahrung reifen aus vielen verschiedenen Ursachen gleichzeitig heran.

Aber ist es nicht eine schlimme Sache, wenn man Sex mit dem Partner eines anderen hat?

Genau das haben wir hervorgehoben. Ehebruch zu begehen, ist eine negative Handlung, und diese Handlung wird schließlich darin münden, dass wir uns unglücklich fühlen. Aber diese Gefühl unglücklich zu sein, muss sich nicht notwendigerweise sofort im Anschluss an die Handlung einstellen oder während man den Ehebruch begeht. Deshalb muss man ja auch eine sehr komplexe Analyse von verschiedenen Arten von Wirkungen und unterschiedlichen Arten von Ursachen durchführen. Wenn wir Sex haben und uns glücklich fühlen, dann ist es so, dass der physische Akt nur die Umstände bietet, dass Glücksgefühle heranreifen können. Der Umstand, dass wir mit einer anderen Person Sex hatten, war nicht die karmische Ursache dafür, dass wir uns glücklich und zufrieden gefühlt haben. Genauso verhält es sich, wenn wir uns den Fuß an einem Tisch anstoßen und das weh tut. In dem Fall ist dann die Tatsache, dass wir Nerven in unserem Fuß haben, eine Ursache dafür, dass wir überhaupt Schmerz empfinden. Aber bezüglich des Karma sprechen wir über das Heranreifen einer Wirkung. Eine bestimmte Handlung hinterlässt eine bestimmte Nachwirkung im Geisteskontinuum, die schließlich auf der Grundlage vieler verschiedener Umstände eine Erfahrung in unserem Geisteskontinuum hervorbringt. Das bringt uns zur Schwierigkeitsstufe drei in der Erörterung des Themas Karma.

Wie erklärt der Buddhismus die Tatsache, dass wir uns nicht an unsere vergangene Leben erinnern?

Erinnern wir uns daran, was wir vor drei Monaten zu Mittag gegessen haben? Erinnern wir uns an jedes Wort der Unterhaltung, das wir während des Essens an dem Tag gesprochen haben? Erinnern wir uns an jedes Wort, das wir gestern gesprochen haben oder auch nur an jedes der Worte, das wir vor fünf Minuten gesagt haben? Es ist zwar möglich, dass wir uns daran erinnern, aber meistens tun wir das nicht. Auch wenn wir uns nicht daran erinnern, was wir gestern getan haben oder was wir getan haben als wir drei Jahre alt waren, bedeutet nicht, dass wir abstreiten müssen, was wir in der Vergangenheit getan haben oder gar zu leugnen, dass wir wirklich einmal drei Jahre alt waren. Dieses mangelnde Erinnerungsvermögen zeigt eine weitere Begrenzung unseres Körpers und unseres Geistes auf. Es ist möglich, sich an vergangene Leben zu erinnern, und manche Menschen können das auch, aber es ist aufgrund der Art von Hardware, die wir haben, schwierig. Wir behalten einfach nicht alle diese Informationen im Gedächtnis. Diese Überlegungen führen zu einer Diskussion über das Gedächtnis und wie es funktioniert. Der Buddhismus hat darüber viel zu sagen, aber das Thema ist sehr komplex. Darauf gehen wir ein andersmal ein!

Wenn jemand sexuell missbraucht wurde, heißt das, dass diejenige Person, die missbraucht wurde, früher jemand anderes missbraucht hat?

Etwas, das aus karmischen Vermächtnissen heranreift, ist das Erleben von Dingen, die einem passieren. Sie sind denen ähnlich, die man anderen angetan hat. Also, ja. Aber auch andere karmische Faktoren können in verschienener Kombination dazu beigetragen haben, dass wir die Missbrauchssituation stärker oder auch schwächer erlebt haben. Die Intensität des Erlebens der Missbrauchserfahrung wird also durch verschiedene karmische Faktoren modifiziert. Bitte behalten Sie die Tatsache in Erinnerung, dass es sich nicht um lineare Prozesse handelt. Es ist nicht so, dass eine karmische Ursache in eine einzige Erfahrung mündet. Es gibt so viele verschiedene Dinge, die gleichzeitig passieren.

Faktoren, welche die Stärke karmischer Wirkungen beeinflussen

Es gibt sehr viel, was zum Thema Karma gesagt werden könnte, aber wir haben nicht viel Zeit. Eine Sache, die ich jedoch gerne noch erörtern möchte, sind die Faktoren, welche die Stärke des heranreifenden Karmas beeinflussen. Sehr viele Dinge üben einen Einfluss auf das heranreifende Karma aus. Ich habe hier eine traditionelle Liste von zwölf Einflussfaktoren. Lassen Sie sie mich kurz die Liste durchgehen.

  1. Die Stärke der störenden Emotion, die den Drang begleitet, spielt auch eine Rolle. Waren wir richtig wütend, ein bisschen wütend oder fast gar nicht wütend?
  2. Ob die Handlung von einer verzerrten, feindseligen Geisteshaltung begleitet wird, spielt auch eine Rolle. Einfach jemanden zu erschießen, bringt ein andere Wirkung hervor, als wenn man jemanden mit der Einstellung erschießt, dass er oder sie von einer niederen Rasse sei, die ausgelöscht werden muss.
  3. Der Umfang des Leidens, der durch die Handlung entstanden ist. Es bringt unterschiedliche Wirkungen hervor, ob man jemanden schnell tötet oder ihn langsam zu Tode quält.
  4. Auf wen die Handlung gerichtet ist. Dies bezieht sich auf den Umfang an Nutzen, den wir selbst oder andere durch die Person erfahren haben, auf die unsere Handlung bezogen ist. Das gilt auch für die guten Eigenschaften, die das Objekt hatte. Wenn jemand Mahatma Gandhi erschießt, so ist das viel schwerwiegender, als wenn jemand eine normale Person erschießt. Einen Mönch oder eine Nonne zu schlagen ist schwerwiegender als einen Dieb zu schlagen.
  5. Der Umfang von Anlagen, Fähigkeiten bzw. Möglichkeiten des Wesens, auf das sich die Handlung bezieht, spielt eine Rolle. Eine kranke oder blinde Person zu verletzen ist schlimmer als jemanden der gesund ist.
  6. Der Grad an Rücksichtnahme oder Taktgefühl gegenüber jemanden spielt eine Rolle. Das bezieht sich darauf, wie viel Respekt wir vor einem anderen Menschen haben. Unseren Lehrer anzulügen ist viel schlimmer als jemanden auf der Straße anzulügen.
  7. Unterstützende Bedingungen: Mücken zu totzuschlagen, wenn wir ein Gelübde abgelegt haben, andere Lebewesen nicht zu töten, ist schlimmer als wenn wir dieses Gelübde abgelegt haben und dann eine Mücke töten.
  8. Die Häufigkeit. Wenn wir einmal ein Wild erschießen, so ist das weniger schlimm als wenn wir jeden Tag auf die Jagd gehen.
  9. Auch die Anzahl der Personen, die an der Handlung beteiligt sind, spielt eine Rolle. Eine Handlung alleine auszuführen ist nicht so schlimm wie wenn wir die Handlung zusammen mit einer Gruppen von anderen Menschen ausführen.
  10. Die Folgeaktivitäten: Es spielt eine Rolle, ob wir eine Tat vielfach wiederholen oder nicht. Wenn wir eine Handlung wiederholen, werden die Folgen immer schwerwiegender.
  11. Die Abwesenheit oder Anwesenheit von entgegengesetzten Kräften. Das bezieht sich darauf, ob wir bedauern, was wir getan haben, und ob wir versuchen, unsere Handlung und dessen Folgen zu bereinigen und so weiter.

Die Analyse der Stärke der Wirkungen ist sehr komplex. Es gibt zudem auch die Analyse der Vollständigkeit einer Handlung. Wenn wir beispielsweise dadurch Insekten töten, dass wir mit einem Auto fahren, dann hatten wir nicht unsere Absicht, extra mit dem Auto zu fahren, um Insekten zu töten. Folglich wird das Resultat dieser Handlung schwächer ausfallen, als wenn wir eine Fliege absichtlich totschlagen. Wenn wir zufällig die Person erschießen, die sich neben unserem anvisierten Ziel befindet, dann ist die Auswirkung dieser Handlung schwächer, als wenn wir den Menschen absichtlich erschießen. Wenn wir jemandem alle möglichen Schimpfworte an den Kopf werfen, und die Person hört uns gar nicht, dann wurde die Handlung nicht vollständig ausgeführt, aber auch dann wird es karmische Wirkungen geben.

Das gleiche gilt für positive Handlungen. Eine Puja oder ein Ritual mit einer Gruppe Menschen durchzuführen, hat einen viel stärkeren Effekt als wenn wir eine Puja oder ein Ritual alleine durchführen. Wenn wir eine Praxis häufiger ausführen, hat dies einen viel stärkeren Effekt, als wenn wir das nur einmal tut. Die Wirkung wird auch in dem Fall stärker sein, wenn wir einen Text rezitieren und dabei an alle Wesen denken. Im Gegensatz dazu wird die Wirkung geringer sein, wenn wir einen Text ohne ein Gefühl für die Bedeutung oder ein Verständnis des Inhalts rezitieren, also zum Beispiel dann, wenn wir einfach nur ein uns unverständliches tibetisches Blabla wiederholen. Die Erörterungsmöglichkeiten zum Thema Karma sind unermesslich groß.

Werfendes und vervollständigendes Karma

Viele karmische Vermächtnisse reifen gemeinsam heran, um unsere Wiedergeburtsumstände zu kreieren, und andere karmische Vermächtnisse reifen dazu heran, was wir erleben, wie glücklich wir während dieser Wiedergeburt sind und so weiter. Eine Handlung mit einer sehr starken Absicht und Motivation kann als werfendes Karma fungieren. Anders ausgedrückt: sie kann uns in einen anderen Wiedergeburtszustand werfen. Erinnern Sie sich bitte daran, dass karmische Vermächtnisse die Art der Wiedergeburt festlegen, die wir erfahren. Die karmischen Vermächtnisse bestimmen zudem auch unsere Situation, in die wir hineingeboren werden, unsere Erfahrungen, die wir machen und die Art der Gefühle von Glück und Leid, die wir erleben. Ferner legen die karmischen Vermächtnisse auch fest, was wir tun möchten. Eine Handlung, die wir ausführen, kann zu einer dieser Wirkung oder zu allen diesen Wirkungen gleichzeitig führen. Eine Handlung, kann auch bewirken, dass wir die Auswirkung einer Handlung lediglich einmal oder aber viele Male erfahren, je nach Schweregrad der Handlung. Wenn eine sehr starke Absicht vorhanden ist, jemanden zu verletzen oder jemandem zu helfen, dann kann diese Handlung als werfendes Karma fungieren und zu einer bestimmten Art von Wiedergeburt führen. Auch die begleitende Emotion, wie starker Ärger oder Gier, oder positive Emotionen wie starkes Mitgefühl und Liebe können dazu führen, dass der karmische Drang als werfendes Karma wirkt.

Wenn die Intention und die begleitende Emotion nicht so stark sind, dann kann die Handlung als vervollständigendes Karma wirken – d. h. das Karma vervollständigt die Umstände der Wiedergeburt. Unser werfendes Karma führt zu unserem Menschsein, aber wir werden vielleicht an einem Ort wiedergeboren, wo es eine Hungersnot gibt oder wo es keine Gelegenheit gibt, bestimmte Dinge zu tun. Oder wir werden in eine Geburt als Hund geworfen. Wenn es gut läuft, sind wir dann das Schoßhündchen vom Dalai Lama.

Die Reihenfolge des Heranreifens

Wenn wir uns fragen, welche karmische Vermächtnisse zum Zeitpunkt des Todes heranreifen, um unser nächstes Leben zu formen, dann ist das normalerweise das am schwersten wiegende Vermächtnis, ganz gleich ob das Vermächtnis positiv ist oder negativ. Wenn keine Kraft besonders stark ist, dann fungiert das, was wir im Augenblick des Todes manifestieren, als werfendes Karma. Deshalb ist die Art, wie wir sterben, sehr wichtig. Wir möchten nicht voller Anhaftung, Wut oder Angst sterben. Ich mache manchmal den Witz, dass wenn unsere letzten Worte sind: „Oh, Sch….“ – dann mündest dies in einer sofortigen Wiedergeburt als Fliege. Wir müssen gut aufpassen. Es ist interessant zu beobachten, was uns in einem Moment großer Gefahr alles in den Sinn kommt. Das sagt uns eine Menge über unsere karmische Vergangenheit. Wenn wir sterben, wenn wir bewusstlos sind, wenn wir schlafen oder im Koma liegen, dann werden die Handlungen, die wir am meisten gewohnt sind, unser nächstes Leben formen. Wenn alles ausgewogen ist, dann reift das heran, was wir früher getan haben. Das bezieht sich nicht auf das, was wir getan haben, als wir lediglich einen Tag alt waren. Es könnte sich auf die erste große Sache beziehen, die wir in unserem Leben getan haben, wie etwa eine Familie zu gründen oder eine Ausbildung zu beginnen.

Die Folgen unserer Handlungen sind gewiss

Als nächstes haben wir die Unterscheidung, die in Bezug darauf gemacht wird, ob es sicher ist oder nicht, wann die Wirkungen einer karmischen Handlung heranreifen. Die Wirkungen werden in Bezug darauf unterschieden, ob eine Handlung mit starker Entschlossenheit ausgeführt wurde, was bedeutet, dass sie tatsächlich ausgeführt wurde, und ob dessen karmisches Potenzial vollständig zusammengetragen wurde, was bedeutet, dass die Handlung im Voraus geplant war. Wir sehen also, dass es vier Möglichkeiten gibt:

  • Wir haben eine Handlung geplant und sie ausgeführt;
  • Wir haben eine Handlung geplant, aber wir haben sie nicht ausgeführt;
  • Wir haben etwas nicht geplant und einfach getan; oder
  • Wir haben nichts geplant und nichts getan.

Wir müssen das richtig verstehen. Das karmische Vermächtnis von jeder destruktiven Handlung in allen vier Fällen kann gereinigt werden, so dass es sicher ist, dass keine Wirkungen daraus heranreifen. Wenn sie aber nicht bereinigt werden, dann ist es gewiss, dass Wirkungen heranreifen werden. Das ist das vierte karmische Gesetz, erinnern Sie sich? Aber innerhalb dieser zweiten Unterscheidung kann nur eine Handlung, die wir geplant und schließlich ausgeführt haben, mit der Gewissheit versehen sein, in welchem Leben sich ihre Auswirkungen zeigen. Für alle anderen Handlungen, ist das Leben, in dem die Wirkung heranreift, ungewiss. Es gibt drei Möglichkeiten, in welchem Leben die Wirkung heranreifen kann: das jetzige Leben, das nächste Leben oder irgend ein anderes Leben.

Da viele von uns nicht an künftige Leben glauben, ist es interessant zu wissen, was möglicherweise schon in diesem Leben heranreift:

  1. Eine destruktive Handlung, die aufgrund von übermäßiger Berücksichtigung des eigenen Körpers, des eigenen Besitzes oder des eigenen Lebens ausgeführt wurde: „DU hast MEIN Auto gestohlen. Dich krieg ich!“
  2. Eine konstruktive Handlung, die aufgrund von übermäßiger Berücksichtigung des eigenen Körpers, des eigenen Besitzes oder des eigenen Lebens ausgeführt wurde, wie etwa, dass man gewillt ist, das eigene Leben zu riskieren, um das Leben eines anderen zu retten.
  3. Extrem boshafte Gedanken gegenüber einem Lebewesen. Gewaltverbrechen, bzw. Verbrechen, die aus Hass oder Vorurteilen begangen werden, gehören zu dieser Kategorie.
  4. Handlungen, die aus sehr starkem Mitgefühl oder aufgrund des ausgeprägten Willens, andern zu helfen, ausgeführt werden, wie etwa bei jemandem, der freiwillig in einem Altersheim arbeitet oder etwas Ähnliches.
  5. Extreme Gedanken, dass man den Drei Juwelen oder dem spirituellen Lehrer schaden möchte. Es ist sehr interessant festzustellen, dass schon bald nachdem die Taliban die größte Buddhastatue der Welt zerstört hatten, eine unglaubliche Katastrophe über die Taliban hereinbrach – und zwar in Form des Einmarsches der US-Armee.
  6. Extrem starke positive Handlungen, die auf dem vertrauenden Glauben in die guten Eigenschaften des Buddha, des Dharma und des Sangha basieren. Das beinhaltet auch, Spenden zu geben, damit Dharma-Texte verbreitet werden können, damit Dharma-Zentren aufgebaut werden können usw. Wir tun das, weil wir davon überzeugt sind, dass es hilfreich ist. Hier habe ich eine Frage. Was ist, wenn wir einen sehr starken und ernsthaften Glauben in das Heil und den Nutzen des Katholizismus haben und beim Bau einer Kirche helfen? Wird das auch positive Wirkungen in diesem Leben hervorbringen? Ist es chauvinistisch zu sagen, dass man dafür ein Buddhist sein muss? Meinem Lehrer Serkong Rinpoche wurde in Italien eine ähnliche Frage gestellt. Jemand fragte: „Wenn du ein Buddhist bist und Zuflucht zu den Drei Juwelen nimmst, kann du dann immer noch in die Kirche gehen oder ist das dann eine negative Handlung?“ Serkong Rinpoche antwortete, ob es denn im Gegensatz zu der sicheren Ausrichtung der Zuflucht steht, wenn man den Lehren der katholischen Kirche folgt und sich in christlichen Tugenden übt wie: Liebe, Mitgefühl, Vergebung, Wohltätigkeit, Beten für den Weltfrieden und so weiter? Das steht überhaupt nicht im Gegensatz zur Zufluchtnahme! Es ist daher überhaupt kein Problem. Wenn wir eine Kirche, eine Universität oder ein Krankenhaus bauen, um anderen zu helfen, so fällt das ebenfalls in diese Kategorie. Ebenso bringt es schnell negative Wirkungen hervor, wenn wir Kirchen usw. zerstören.
  7. Destruktive Handlungen, die aus einem Mangel an Dankbarkeit gegenüber jenen ausgeführt werden, die uns am meisten geholfen haben. Zu den Personen zählen unsere Eltern, unser spiritueller Lehrer und so weiter. Schon allein dadurch, dass uns unsere Eltern zur Welt gebracht haben, haben sie uns einen großen Gefallen getan. Wenn wir ihnen schlimme Dinge antun, dann wird das noch in diesem Leben heranreifen.
  8. Ausgesprochen konstruktive Handlungen, die man zum Wohle derjenigen ausführt, die uns im Leben am meisten geholfen haben, werden ebenfalls in diesem Leben zur Reife kommen. Solche konstruktiven Handlungen werden mit dem Wunsch ausgeführt, die Freundlichkeit unserer Wohltäter zu erwidern: Wenn wir uns z. B. um unsere Eltern kümmern, wenn diese alt geworden sind und Unterstützung brauchen, dann verbinden wir die Hilfe mit dem Wunsch, ihnen ihre frühere Unterstützung zu vergelten. Ein anderes Beispiel ist, einen spirituellen Lehrer bei seiner Arbeit zu unterstützen, mit der er anderen Menschen hilft.

Wenn wir solche Handlungen planen und auch ausführen, dann werden die Wirkungen noch in diesem Leben heranreifen. Wir sehen also, es gibt viel, was wir tun können, um unsere eigene zukünftige Erfahrung in positiver Weise zu formen, bzw. um unser Erleben der Welt zu gestalten. Auch wenn wir nicht die Kraft haben, uns selbst davon abzuhalten, gelegentlich auch destruktiv zu handeln, so können wir doch die negativen Auswirkungen dieser Handlungen abmildern, indem wir nicht stolz auf dieser Handlungen sind, sie nicht mehr so oft auszuführen und so weiter. Wir können die destruktiven Handlungen auch schon durch den Wunsch abmildern, diese destruktiven Handlungen letzten Endes vollständig zu überwinden. Wir tun vielleicht nicht viele positive Dinge, aber wenn wir sie tun, dann versuchen wir, diese Handlungen auch gewissenhaft auszuführen. Es gibt viel, was wir tun können, um die Wirkungen unserer Handlungen zu verändern: Wir können die Wirkungen negativer Handlungen abschwächen und die Auswirkungen positiver Handlungen stärken.

Zusammenfassung

Wie wir gesehen haben, handelt es sich beim Karma nicht um Schicksal oder Fügung und so weiter. Karma ist sehr komplex, aber wenn wir um die Komplexität des Themas wissen, dann können wir anfangen, damit zu arbeiten und unsere eigene Erfahrung zu formen. Die karmischen Wirkungen von den meisten Handlungen, die wir tun, werden wir in künftigen Leben erfahren, aber einige der wirklich gewichtigen Handlungen formen auch dieses Leben. Wie wir schon gesagt haben, karmische Vermächtnisse verlöschen nicht; sie haben kein Verfallsdatum. Wenn wir über die Gewissheit sprechen, dass etwas heranreift, dann sprechen wir über den Zeitpunkt, wann das Karma zu reifen beginnt. Viele karmische Handlungen führen zu einer lang andauernden Serie von Wirkungen. Eine gewichtige positive oder negative Handlung kann bereits in diesem Leben beginnen heranzureifen, sich aber dann noch in vielen künftigen Leben weiter fortsetzen.

Abschließende Fragen

Können Sie bitte beschreiben, wie wir uns davor bewahren können, den Knopf am Automaten zu drücken, um Ihr Beispiel vom karmischen Bingo-Spiel zu verwenden?

Wir arbeiten auf verschiedenen Ebenen, auf verschiedenen Stufen. Die unterste Stufe ist dadurch gekennzeichnet, dass der Drang in uns wach wird, etwas destruktives zu tun. In dem Fall tun wir das Destruktive einfach nicht. Wie der große indische Meister Shanideva in seinem Werk „Eintritt ins das Verhalten eines Bodhisattvas“ ausdrückt: „Verharre wie ein Holzblock.“ Deshalb ist es wichtig, den Geist zur Ruhe zu bringen und die Gewohnheit aufzubauen, Achtsamkeit und Gewahrsein in Bezug darauf zu entwicklen, was sich gerade in unserem Inneren abspielt: Wenn wir geistesgegenwärtig sind, können wir genau erkennen, wenn ein destruktiver Drang in uns emporsteigt. Dann können wir uns dafür entscheiden, diesen Drang nicht auszuagieren. Wir müssen dem inneren Drang nicht nachgeben. Zunächst müssen wir also unseren Geist zu Ruhe bringen, dann den in uns aufsteigenden destruktiven Impuls bemerken und uns schließlich in Selbstkontrolle üben. Auf der tiefsten Ebene müssen wir unser Greifen nach einem festen „Ich“ überwinden, das dieses Heranreifen überhaupt erst verursacht. Dafür müssen wir an einem korrekten Verständnis der Leerheit arbeiten. Das führt uns zum Themenkomplex der Reinigung, aber dafür haben wir an diesem Wochenende wirklich keine Zeit.

Was bedeutet Selbstwert im Buddhismus?

Ein Synonym für Selbstwert könnte Selbstvertrauen sein, welches eines der vier unterstützenden Säulen für die freudvolle Ausdauer ist, die Shantideva erwähnt. Es wird als Standhaftigkeit beschrieben, also wenn man standfest ist. Selbstvertrauen ist das Gefühl, dass wir in der Lage sind, Dharma zu praktizieren, Fortschritte zu machen und uns zu verteidigen, wenn wir angegriffen werden und so weiter. Wenn wir Selbstvertrauen haben, dann sind wir uns sicherer in dem was wir tun. Wenn wir nicht genug Selbstvertrauen haben – und ich glaube, für viele Menschen im westlichen Kulturkreis trifft das zu – dann haben wir stets das Gefühl, dass wir nicht gut sind, dass wir nicht gut genug sind, dass wir nicht kompetent sind, dass etwas nicht mit uns stimmt und so weiter. In einem solchen Geisteszustand sind wir nicht standhaft, nicht unerschütterlich; wir sind dann unsicher.

Im Buddhismus bestätigen und bekräftigen wir unsere Buddha-Natur, damit sie uns dabei unterstützt, mehr Selbstvertrauen zu erlangen. Wir haben die Fähigkeiten und die Potenziale, um Erleuchtung zu erlangen und anderen so gut als möglich zu helfen. Darauf bezieht sich die der Begriff Buddha-Natur. Es bedarf natürlich einiger harter Arbeit, aber es ist möglich, wenn wir uns selbst stetig darin üben. In vielen meiner Texte bemühe ich mich darum, buddhistische Konzepte nicht einfach nur anhand der Standardbegriffen zu erklären. Vielmehr versuche ich, die Fachbegriffe im Hinblick darauf zu erläutern, wie wir unsere eigene Erfahrungen betrachten. Viele von uns betrachten die eigene Erfahrung in Begriffen der westlichen Psychologie, d. h. in Begriffen wie Selbstwertgefühl, Unsicherheit, mangelnde Sensibilität, Überempfindlichkeit oder ähnlichen.

Wenn wir sagen „die Dinge sind die Wirkungen von Handlungen aus vorhergehenden Leben“, ist das etwas, das wir einfach glauben müssen? Oder ist das etwas, das wir irgendwie beweisen können?

Das bringt uns zu der Erörterung zurück, wie wir erklären können, was uns im Leben widerfährt: Handelt es sich um Pech? Ist es Schicksal etc.? Welche Art der Erklärung wird uns zufriedenstellen? Erwägen Sie das Schicksal all der großen Lamas und Praktizierenden, die in Konzentrationslager der kommunistischen Chinesen gesteckt wurden und zu Tode gequält wurden. Gibt es dafür keine Ursache? Das buddhistische Verständnis von Karma, scheint am meisten Sinn zu ergeben. Zumindest ergibt die buddhistische Theorie für mich einen Sinn. Es geht darum, an dem Thema selbst zu arbeiten. Was macht für uns am meisten Sinn? Und nicht nur, welche Erklärungen am meisten Sinn ergeben, sondern auch, welche Art der Lebensführung macht am meisten Sinn? Und welcher Lebensstil und welche Lebenseinstellung ergibt sich aus unseren Erkenntnissen. Wenn wir glauben, dass alles, was in der Welt passiert, einfach durch Glück geschieht, wohin führt uns das? Tragen wir dann kleine Glücksbringer als Halskette? Bevor wir die buddhistische Position akzeptieren oder zurückweisen, müssen wir sie wirklich studieren und sie richtig verstehen. Wenn wir ein falsches Verständnis haben, dann möchten wir die Aussagen vielleicht zurückweisen. Die buddhistische Erklärung von Karma und Wiedergeburt ist wirklich sehr kompliziert, ausdifferenziert und schwer zu verstehen. Ich denke, es ist hilfreich zu erkennen, dass dieses wichtige Themen im Buddhismus sind. Wenn wir die Themen jetzt nicht verstehen, ist es besser, wenn wir den Entschluss fassen, an ihnen zu arbeiten, als sie einfach zurückzuweisen. Sehr viele intelligente Menschen haben erkannt, dass diese Lehren wahr sind. Überlegen Sie bitte einmal, zu welchen Handlungen einige Menschen durch diese Lehren befähigt worden sind. Solche Überlegungen anzustellen, kann uns dazu motivieren, genauer hinzuschauen. Die großen Meister waren keine Idioten.

Können Sie ein wenig mehr über die Beziehung zwischen Leerheit und Karma sagen?

Es ist unmöglich, Karma zu verstehen, ohne ein Verständnis von Leerheit zu haben. Leerheit bedeutet die Abwesenheit von unmöglichen Arten der Existenz. Wir müssen unmögliche Arten der Existenz identifizieren, in denen Ursache und Wirkung entstehen könnten. Es ist unmöglich, dass alles aus einer Ursache heraus passiert. Es ist unmöglich, dass etwas ohne Ursachen passiert. Es ist auch nicht möglich, dass Dinge in einer linearen Weise geschehen, dass also eine Sache nur genau eine Wirkung hervorbringt. Es ist auch unmöglich, dass die Wirkung schon zum Zeitpunkt der Ursache wahrhaft existent ist, wie es das Konzept der Vorherbestimmtheit besagt. Ferner es ist unmöglich, dass die Wirkung schon irgendwie in der Ursache oder in der karmischen Hinterlassenschaft der Ursache enthalten ist, jedoch auf eine nicht-manifeste Weise, und die Wirkung nur auf die richtigen Umstände wartet, um sich zu entfalten und zu erscheinen. Es ist auch unmöglich, dass die Wirkung zum Zeitpunkt der Ursache wahrhaft und gänzlich nichtexistent ist und später einfach aus dem Nichts heraus erscheint. Mit dem Konzept der Leerheit eliminieren wir den Glauben, dass diese unmöglichen Arten der Existenz wahr sind. Dann bleibt ein Netzwerk übrig, in dem alles miteinander verbunden ist und alles von allem beeinflusst ist. Es gibt viele Stufen der Ausdifferenziertheit, was unmöglich ist, und was wir genau damit meinen, dass die Dinge alle miteinander in Beziehung stehen. Wir müssen in unserem Verständnis immer tiefer gehen und das ist ein sehr langwieriger Prozess.

Wie lange dauert es, bis man wiedergeboren wird?

Es gibt eine Zwischenphase, die „Bardo“ genannt wird. Sie liegt zwischen dem Tod und der Empfängnis. Das bringt die Frage hervor, wann die Empfängnis tatsächlich stattfindet. Ab wann ist die physische Grundlage eine lebensfähige Stütze für ein Geisteskontinuum? Das ist eine wichtige Debatte. Der Bardo wird als sieben-tägige Phase beschrieben, die sich bis zu siebenmal wiederholen kann, die also insgesamt neunundvierzig Tage dauern kann. Der Bardozustand kann auch früher enden. Wir können einige Tage als Insekt geboren werden, und dann noch einmal durch den Bardo der neunundvierzig Tage gehen und so weiter. Hier spielen viele Variablen eine Rolle.

Was ist mit der Beziehung zu der gleichen Person über viele Leben hinweg?

Ja, wir haben karmische Beziehungen mit anderen Lebewesen über verschiedene Leben hinweg. Wir haben Beziehungen, in denen wir über verschiedene Leben hinweg mit der gleichen Person interagieren, also mit demselben Geisteskontinuum. Die Art der Beziehung, die wir mit der Person in einem neuen Leben haben, hängt von den verschiedenen Faktoren ab, welche die Stärke des Karma betreffen. Wenn wir gemein zu jemandem waren, uns jetzt aber freundlich zu der Person sind, dann mildert das die Stärke der Negativität ab. Wenn wir nur böse waren und uns lediglich negativ verhalten haben, macht es das jetzt schwerer. Es ist der gleiche Prozess, egal ob wir über ein Leben oder verschiedene Leben sprechen.

Wird Euthanasie (Sterbehilfe) in positive oder negative karmische Wirkungen münden?

Das ist sehr kompliziert. Die Stärke der Wirkungen, die durch das Töten entsteht, wird von der Motivation und den begleitenden Gefühlen beeinflusst. Bei der Euthanasie gibt es die Absicht, das Leben eines anderen Menschen zu nehmen, aber es gibt nicht die Absicht, diesem Menschen Leid zuzufügen. Die begleitenden Gefühle bei der Sterbehilfe sind Mitgefühl, Liebe und so weiter. Ob das naiv ist oder nicht, ist eine andere Frage. Wir tun viele Dinge, von denen wir glauben, dass sie jemandem helfen, und sie tun es in Wahrheit nicht. Die leidhaften Konsequenzen von mitfühlender Sterbehilfe werden sehr schwach ausgeprägt sein. Mitfühlendes Denken ist eine positive Handlung und wird positive Wirkungen haben. Was eine Handlung zu einer Bodhisattva-Handlung macht, ist, dass man weiß, dass eine bestimmte Handlung eine Leid bringende Auswirkung haben wird, und man ist dennoch Willens, dieses Leid für sich selbst zu akzeptieren, um anderen zu helfen. Die meisten von uns werden mit einer solchen Situation nicht in Bezug auf andere Menschen konfrontiert, jedoch gelegentlich in Bezug auf unsere Schoß- oder Haustiere – unsere Hunde und Katzen. Wir müssen da wirklich unsere Motivation untersuchen.

Sie haben zuvor die Astrologie erwähnt. Wie nutzen Sie die Astrologie?

Die Astrologie zeigt nur bestimmte Möglichkeiten auf. Sie ist wie eine Art Wetterbericht und gibt nur ein unvollständiges Bild von Karma. Ich selbst habe die Astrologie dafür verwendet, meine Antennen im Hinblick auf meine Sensibilität und Intuition bezüglich anderer Menschen zu verfeinern. Wenn ich mit jemandem zusammen bin, habe ich ein bestimmtes intuitives Gefühl, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Ich nutze dann vielleicht ein Horoskop von diesem Menschen, um mein Gefühl zu bestätigen oder entsprechend anzupassen. Das Horoskop kann uns einen Anhaltspunkt geben, worauf wir im Zusammensein mit der anderen Person achten sollten, was wir bei dieser Person vermeiden sollten, wo es mögliche Konflikte und Interessengegensätze geben könnte. Und das Horoskop kann uns auch Hinweise in Bezug darauf geben, was in Kontakt mit diesem Menschen gut laufen könnte. Ich habe über viele Jahre hinweg Erfahrungen mit Horoskopen gesammelt und habe herausgefunden, dass sie überhaupt nicht verlässlich sind. Manche Menschen haben keine starken Aspekte im Schaubild ihres Horoskops. Aus dem Horoskop lässt sich kein Hinweis für eine enge Freundschaft finden und trotzdem hat man diese enge Freundschaft miteinander. Ich werfe Freunde nicht aus meinem Leben, weil sich aus dem Horoskop keine bestimmten Konstellationen oder Verbindungen ablesen lassen oder was auch immer aus den astrologischen Diagrammen und Grafiken herausgelesen werden kann.

Was ich bei der Astrologie in Bezug auf meine eigene Entwicklung am hilfreichsten finde, ist Folgendes: Die Astrologie hat mir geholfen, die Vorstellung zu überwinden, dass es nur ein paar Menschen gibt, auf die ich mich wirklich verlassen kann und mit denen ich tiefe Freundschaften haben kann. Wenn man eine enge Beziehung dadurch charakterisiert, dass man ganz bestimmte Planetenkonstellationen, Winkelbeziehungen bzw. Aspekte im Horoskop gemeinsam hat, dann gibt es 100 Millionen Menschen, wenn nicht gar Milliarden Menschen, mit denen man befreundet sein kann. Das Horoskop begrenzt die möglichen Freundschaften nicht auf ein oder zwei gute Freunde. Wir können mit sehr vielen anderen Menschen enge Freundschaften haben. Diese Erkenntnis fand ich sehr befreiend, weil ich mich dafür öffnen konnte, sehr enge und bedeutsame Beziehungen mit sehr vielen Menschen einzugehen. Die Astrologie spielt auch eine wesentliche Rolle in den Kalachakra-Lehren, daher hat mir das Studium der Astrologie geholfen, diesen Aspekt in den Kalachakra-Lehren wertzuschätzen, was für manche Menschen sehr schwierig ist.

Widmung

Möge die positive Kraft der konstruktiven Handlungen, wie heute hier zu sein, zuzuhören, zu lehren und so weiter, für uns alle als Ursache dafür dienen, die Erleuchtung zu erlangen und so fähig zu sein, die Umstände zu schaffen, alle anderen Lebewesen dabei zu unterstützen, auch die Erleuchtung zu erlangen. Möge das Verständnis, das wir erreicht haben, tiefer und tiefer gehen, und sich mit allem verbinden, was wir bislang verstanden haben und was wir in Zukunft verstehen werden. Möge sich daraus positive Wirkungen für unseren Weg ergeben, sodass wir diese Unterweisungen und unser Verständnis dazu nutzen können, anderen bestmöglich zu helfen.

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