Die vorbereitenden Übungen und Training in Bodhichitta

Punkte 1 und 2

Punkte 1 und 2

Die meisten geben „Lojong” mit „Geistestraining“ wieder, was keine besonders gute Übersetzung ist. Für die meisten klingt „Geistestraining“ nämlich nach einer ausschließlich intellektuellen Aktivität. Tatsächlich bedeutet „Lo“ „Geisteshaltung“, während „jong“ „reinigen“ und „trainieren“ bedeutet, in dem Sinne, dass man die negativen Geisteshaltungen beseitigt und positivere aufbaut. Der eigentliche Zweck der Lojong-Praktiken ist es also, unseren Geist und unser Herz von negativen Geisteshaltungen zu reinigen und sie durch positive zu ersetzen, die man sich antrainiert.

Die Lojong-Praktiken sind mit Atisha im frühen 11. Jahrhundert aus Indien nach Tibet in die Kadam-Tradition gekommen und wurden dann in alle vier Schulen des tibetischen Buddhismus aufgenommen. Tatsächlich ist dies eine der grundlegenden Lehren, die all diese Traditionen miteinander verbindet. Der einzige wesentliche Unterschied, in dem sich die Kommentare der verschiedenen Schulen unterscheiden betrifft die Art, die Leerheit zu erklären.

Atisha erhielt die Übertragung der Lojong-Tradition von seinem Lehrer Dharmarakshita, dem Autor des Textes „Rad der Scharfen Waffen“. „Geistestraining in sieben Punkten“ wurde etwa ein Jahrhundert später vom Kadam-Geshe Chekawa verfasst. Von seinem Schüler Geshe Lhadingpa gehen zwei Übertragungslinien aus. Die eine geht zu Togme Zangpo, dem Autor des Textes „37 Bodhisattva-Praktiken“. Ihr folgen die Kagyü-, die Sakya- und die Nyingma-Schulen. Die andere erreichte fast drei Jahrhunderte später Tsongkhapa und wird in seiner Gelug-Schule benutzt.

Die beiden Übertragungslinien unterscheiden sich in der Reihenfolge mehrerer Verszeilen und darin, dass mehrere Zeilen, die sich in der einen Übertragungslinie finden, nicht in der anderen enthalten sind. Sogar innerhalb jeder Übertragungslinie gibt es zahlreiche Editionen oder Versionen des Textes, die sich untereinander in dieser Weise unterscheiden. Seine Heiligkeit der Dalai Lama hat erklärt, dass die Unterschiede in den verschiedenen Versionen unbedeutend sind, denn die beabsichtigte Bedeutung ist in allen Versionen dieselbe. Die Version, die ich hier benutze, ist die von Togme Zangpo. Ich folge den Erklärungen, die ich von Serkong Rinpoche erhalten habe und ergänze diese durch einige Punkte, die von Geshe Ngawang Dhargyey erläutert wurden.

Punkt Eins: Die vorbereitenden Übungen

Verneigung vor dem großen Mitgefühl. Übe dich zuerst in den vorbereitenden Übungen.

Der erste der sieben Punkte besteht in den Lehren zu den vorbereitenden Übungen. Es handelt sich um die allgemeinen vorbereitenden Übungen, die die Grundlage aller Mahayana-Lehren sind: das kostbare menschliche Leben, die Vergänglichkeit und der Tod, und dann, was normalerweise als „Zuflucht“ bezeichnet wird, was ich jedoch „sichere Ausrichtung“ nenne. Es ist nicht so, dass wir einfach zu Buddha, Dharma und Sangha aufschauen und sagen: „Oh, rettet mich!“ Vielmehr bewegen wir unser Leben in eine sichere und positive Richtung – in eine Richtung, die uns Buddha, Dharma und Sangha weisen. Als weitere vorbereitende Übung gibt es die Lehren zum Karma, den Ursachen und Wirkungen des Verhaltens. Schließlich geht es um die Nachteile von Samsara, was sich auf die Lebenssituationen bezieht, die sich unkontrollierbar wiederholen, speziell in Bezug auf die Wiedergeburt. Da wir unter dem Einfluss störender Emotionen und Geisteshaltungen stehen, die zu impulsivem Verhalten, bzw. zu Karma, führen, schaffen wir uns in diesem und in zukünftigen Leben immer und immer wieder Probleme.

Das wichtige an den vorbereitenden Übungen ist, dass sie eine besondere Geisteshaltung dem Leben gegenüber fördern, die als Fundament für alle darauffolgenden Lehren dient. Wir entwickeln eine Wertschätzung der verschiedenen Möglichkeiten, die uns dieses Leben bietet und verstehen, dass diese uns nicht ewig zur Verfügung stehen werden. Deshalb müssen wir die günstigen Gelegenheiten, die uns jetzt gegeben sind, ausnutzen, indem wir uns von all unseren Problemen und ihren Ursachen befreien, und von der Verwirrung und dem Leiden, die diese verursachen. Statt bloß zu beten, dass wir irgendein Ziel erreichen, ohne irgendetwas dafür zu tun, müssen wir mit den Ursachen und Wirkungen des Verhaltens arbeiten. Wir sollten nicht bloß versuchen, Samsara etwas besser für uns zu gestalten – denn wenn wir ehrlich sind, läuft es für die meisten von uns gerade darauf hinaus. Tatsächlich haben wir ein viel höheres Ziel: wir wollen unsere zukünftigen Leben verbessern, um sie nutzen zu können, als Stufen auf dem Weg zur vollständigen Befreiung von all unseren Fehlern, Schwierigkeiten und Verwirrung – egal, wie viele Leben wir dazu brauchen werden.

Für die meisten von uns ist dies wirklich recht schwierig. Normalerweise machen wir uns keine Gedanken über zukünftige Leben, ganz zu schweigen von der Befreiung aus dem Zyklus der Wiedergeburten. Wie können wir uns die Befreiung von der Wiedergeburt zum Ziel nehmen, wenn wir nicht an die Existenz der Wiedergeburt glauben? Und wie können wir uns dann wünschen, Erleuchtung zu erlangen, um allen dabei zu helfen, sich aus dem unkontrollierbaren Wiedergeburtenzyklus zu befreien? Wenn wir nicht aus vollem Herzen von der Existenz der Wiedergeburt überzeugt sind, ist es schwierig.

Wenn wir uns fragen, was wir als Westler diesbezüglich tun können, würde ich sagen, dass wir als erstes versuchen sollten zu verstehen, was es mit der buddhistischen Erklärung der Wiedergeburt auf sich hat. Auch wenn unsere Motivation tatsächlich eher darauf abzielt, unser jetziges Leben zu verbessern, können wir zumindest offen für die Vorstellung einer Wiedergeburt sein. Wir können erwägen, uns von ihr zu befreien und anderen dabei zu helfen, sie zu überwinden. Die Erklärungen im Buddhismus zur Wiedergeburt sind sehr anspruchsvoll und nicht einfach zu verstehen. Wir sollten uns für dieses Thema interessieren, damit wir genügend lernen und meditieren, bis wir ein korrektes Verständnis davon haben.

Ich sage all diese Dinge, weil die Lojong-Lehren äußerst fortgeschritten sind. Es handelt sich überhaupt nicht um Anfängerlehren! Es gibt beispielsweise eine Belehrung, die uns rät, zur Zeit des Todes zu beten, in einer der Höllen wiedergeboren zu werden. Sich so etwas zu eigen zu machen ist ziemlich schwierig, nicht wahr? Bei jeder Zugangsweise zu den Dharmalehren ist es wichtig, sehr ehrlich in Bezug auf unseren gegenwärtigen Entwicklungsstand zu sein und eine klare Vorstellung davon zu haben, was der tatsächliche Pfad ist und nicht so zu tun, als ob wir fortgeschrittener wären, als wir sind. Dieser Text lehrt die Geisteshaltung, mit der man sich aufrichtig wünscht, auch jede einzelne Kakerlake zur Erleuchtung zu führen. Wie viele von uns befinden sich auf dieser Ebene?! Wir sollten versuchen zu verstehen, dass die Praxis des Lojongs sehr tief und sehr weit geht. Es handelt sich um eine sehr langfristige Praxis. Wir können jetzt damit anfangen und ein gewissen Grad an Nutzen daraus ziehen. Da es sich jedoch um eine stufenweise Praxis handelt, sollten wir im Blick behalten, auf einige Punkte immer wieder zurückzukehren, um tiefer in sie einzudringen.

Im Kontext dieses Textes gehen wir nicht bloß einmal durch die grundlegenden vorbereitenden Übungen. Es geht nicht darum sie einmal zu tun und sie dann hinter sich zu lassen, um sich dann interessanteren Dingen zu widmen. Dieser Text wurde aus der Perspektive von Menschen geschrieben, die wirklich Bodhichitta verinnerlicht haben. Bodhichitta bezeichnet ein Herz, dass sich die eigene, noch nicht erreichte, individuelle Erleuchtung zum Ziel nimmt, für deren Erreichen man aber die notwendigen Qualitäten der Buddha-Natur in sich trägt. Bodhichitta verfolgt zwei Absichten: erstens Erleuchtung zu erlangen und zweitens dadurch allen Wesen zu nützen. Obwohl die beiden Absichten in den Texten der mündlichen Überlieferung in dieser Reihenfolge dargestellt werden, ist es in der Praxis genau umgekehrt. Zuerst besteht unser wichtigstes Ziel darin, anderen zu helfen, da wir so sehr von Mitgefühl und Sorge um sie durchdrungen sind, dass wir ihnen einfach helfen müssen, ihr Leid zu überwinden. Obwohl wir möglicherweise versuchen, ihnen jetzt sosehr wir können zu helfen, müssen wir, um ihnen wirklich zu helfen, all unsere Fehler überwinden und all unsere Potentiale verwirklichen. Wir müssen Buddhas werden, um dazu in der Lage zu sein, so vollkommen wie möglich zu helfen. Dieser Wunsch Buddhaschaft zu erlangen kommt also erst als zweites – er entsteht aus dem ersten Wunsch, allen Wesen zu helfen.

Es ist wunderbar, ein kostbares menschliches Leben zu haben, und damit die Gelegenheit, anderen zu helfen. Doch dieses Leben ist vergänglich! Wir werden zweifellos sterben und wir wissen nicht wann. Das ist eine furchtbare Vorstellung! Aber das motiviert uns zu versuchen, jetzt so vielen Menschen wie möglich zu helfen, bevor wir Alzheimer bekommen und noch nicht einmal mehr unseren Geist gebrauchen können und dann sterben. Um den anderen zu helfen müssen wir also in einer aufrichtigen Weise die sichere Richtung einschlagen bzw. zu Buddha, Dharma und Sangha Zuflucht nehmen und destruktives Verhalten vermeiden. Und aufgrund ihrer Nachteile ist es auch notwendig zu vermeiden, uns von der samsarischen Wiedergeburt im Allgemeinen ködern zu lassen. Das heißt, dass wir ihren vergänglichen Freuden gegenüber keine Anhaftung entwickeln und uns ebenso wenig von Schwierigkeiten aus der Fassung bringen lassen. Es ist eigentlich sehr einfach: wir versuchen den Leuten zu helfen und uns nicht in unseren störenden Emotionen zu verfangen. Die vorbereitenden Übungen müssen hier also im Kontext des Bodhichittas verstanden werden.

Punkt Zwei: Das eigentliche Üben in Bodhichitta

Der zweite Punkt ist das eigentliche Bodhichitta-Training. Die Besprechung dieses Themas gliedert sich in zwei Teile: das tiefste Bodhichitta und das relative, oder konventionelle Bodhichitta. Zuerst das tiefste Bodhichitta:

Reflektiere darüber, dass die Phänomene wie ein Traum sind. Erkenne die grundlegende Natur des Gewahrseins, die kein Entstehen hat. Das Gegenmittel befreit sich aus sich selbst heraus. Die essentielle Natur des Pfades ist, in einem Zustand der allumfassenden Grundlage zur Ruhe zu gelangen. Handle zwischen den Sitzungen wie eine illusionsgleiche Person.

Das tiefste Bodhichitta ist ein Geist, der auf die Leerheit (Leere) gerichtet ist, bzw. darauf, wie alles tatsächlich existiert. Um Erleuchtung zu erlangen, ist es wichtig zuerst die Realität zu verstehen, wie wir, andere und alles um uns herum existiert, um Probleme und Gewohnheiten zu beseitigen, die durch unsere Verwirrung in Bezug darauf verursacht werden.

Was ist mit Leerheit gemeint? Einfach gesagt ist die Leerheit, oder Leere, die Abwesenheit unmöglicher Existenzweisen. Was „unmögliche Existenzweisen“ sind, wird in den verschiedenen indischen Theorien und in den unterschiedlichen tibetisch-buddhistischen Schulen jeweils etwas anders definiert. Doch unabhängig davon wie der Vers im Text in den verschiedenen Kommentaren erklärt wird, ist es wichtig im Prozess, in dem man anderen hilft, keine „unmöglichen Existenzweisen“ zu projizieren. Wenn man anderen hilft ist es besonders wichtig, nicht zu denken, es gäbe hier auf dieser Seite ein solides Ich, das so wundervoll ist, da es diese Art von Übung ausführt, während dort drüben ein armes, miserables, solides Du steht, dem ich helfe. Oder man denkt, dass hier ein armes Ich steht; wie könnte es also dir da drüben mit deinem Leiden helfen? Auch das ist eine „unmögliche Existenzweise“. Obwohl wir denken mögen, diese Existenzweisen hätten etwas mit der Realität zu tun und obwohl es sich auch so anfühlen mag, sollten wir uns darüber bewusst sein, dass sie eigentlich eher einem Traum oder einer Illusion gleichen. Tatsächlich sind wir alle miteinander verbunden; wir existieren nicht als isolierte Wesen in einem Vakuum. Wir interagieren miteinander – wir sind fähig, einander zu helfen.

Eine weitere „unmögliche Existenzweise“ birgt die Vorstellung wir wären allmächtig und könnten die Probleme aller Wesen einfach blitzschnell beseitigen. Auch dies ist offensichtlich unmöglich. Damit die anderen ihre Probleme überwinden können, müssen sie die Ursachen ihrer Probleme beseitigen, die in der Verwirrung wurzeln. Und um die Verwirrung zu beseitigen muss man die Realität verstehen, doch niemand kann dieses Verstehen der Realität für einen anderen übernehmen. Wir können den anderen den Weg weisen und versuchen, ihnen das Leben etwas zu erleichtern, doch letzten Endes müssen sie die Realität selbst begreifen.

Der zweite Teil des zweiten Punktes ist dann das konventionelle oder relative Bodhichitta.

Übe dich abwechselnd im Geben und Nehmen, lasse diese beiden auf dem Atem reiten.

Diese Zeilen beziehen sich auf unsere Meditationssitzung, bei der es sich in erster Linie um die „Tonglen“-Praxis handelt, die Praxis des „Gebens und Nehmens“. Bei dieser Praxis stellen wir uns vor, das Leid und die Probleme der anderen auf mitfühlende Weise zu beseitigen und selbst auf uns zu nehmen, um damit zu arbeiten. Dann wenden wir die Gegenmittel an und stellen uns vor, ihnen voller Liebe die Lösung all ihrer Probleme und alles Glück zu schenken.

Tonglen ist eine unglaublich fortgeschrittene Übung und es ist äußerst schwierig, sie ernsthaft auszuführen. Es ist ziemlich einfach nur so zu tun, als würde man Tonglen praktizieren, doch um das Leiden der anderen tatsächlich ernsthaft auf sich zu nehmen und dieses Leiden tatsächlich zu erleben ist sehr fortgeschritten. Es erfordert eine wirkliche Einsicht in die Natur des Schmerzes. Wenn wir die Natur von Schmerz und Leiden und ihr Verhältnis zum Geist nicht wirklich verstehen, dann werden wir uns schrecklich davor fürchten, den Krebs einer anderen Person oder den von Krebs verursachten Schmerz tatsächlich auf uns zu nehmen. Daher ist es so wichtig ist, die Natur der Realität und die Natur des Geistes zu verstehen. Wenn wir das Mitgefühl haben, uns zu wünschen, die anderen mögen frei von ihren Problemen sein und tatsächlich dazu bereit sind, diese Probleme auf uns zu nehmen, dann bedeutet dies, dass wir gewillt sind, das Leiden selbst zu erfahren.

Dies bedeutet nicht, dass wir ihr Leiden von ihnen nehmen und es dann einfach wegwerfen– wir müssen es tatsächlich durch uns hindurch fließen lassen. Wir müssen es selbst erleben. Zuerst einmal bedeutet dies, sich nicht davor zu fürchten, dass uns das Leiden anderer Menschen bedrückt. Es ist traurig, wenn jemand Krebs oder Alzheimer hat. Es ist äußerst traurig! Es geht überhaupt nicht darum erst diese Art von Übung zu praktizieren, aber dann einfach eine Rüstung um unsere Gefühle zu legen, weil es doch etwas viel für uns ist. Es ist wichtig die Trauer und den Schmerz der anderen Person zu spüren, und zu erkennen, dass auf der Ebene der grundlegenden Natur des Geistes, die Trauer und das Leiden einfach bloß Wellen sind. Die grundlegende Ebene des Geistes ist reine Erfahrung; Freude und Glück sind ihre natürlichen Eigenschaften. Dadurch sind wir dazu fähig, Glück auf andere Wesen zu übertragen. Doch ohne eine tatsächliche Verwirklichung der Leerheit und viel Übung in Mahamudra, ist es sehr schwierig, in einer aufrichtigen Weise die Tonglen-Praxis auszuführen. Ich sage dies nicht, um irgendjemanden zu entmutigen Tonglen zu praktizieren, denn es ist selbst auf den anfänglichen Ebenen der Entwicklung sehr hilfreich. Doch tatsächlich fähig zu sein, das Leiden aufzunehmen, zu erleben und im natürlichen Glücklichsein des Geistes aufzulösen und dieses Glück nach außen zu senden ist eine sehr fortgeschrittene Praxis. Es ist eine Mahamudra-Übung, die in gewissem Sinne uns selbst nützt, denn bei dieser Praxis es ist notwendig die selbstbezogene Geisteshaltung abzulegen, bei der wir uns nicht auf die Probleme anderer einlassen wollen – wir wollen uns nicht „die Hände schmutzig machen“ wenn wir uns um andere kümmern.

Wie kommt es also, dass dies auch allen anderen nützt? Jeder hat sein eigenes Karma, wie können wir also durch Tonglen das Karma einer anderen Person auf uns nehmen? Damit das Karma reifen kann, braucht es gewisse Umstände, und was wir tun können ist Umstände für andere Menschen zu schaffen, in denen sich ihr Karma schneller und in anderen Formen manifestieren kann. Wenn jemand krank ist, ist das Karma, krank zu sein bereits als Krankheit zur Reifung gekommen. Doch wenn es sich um eine Krankheit handelt, die geheilt werden kann, dann werden die Menschen nur dann geheilt werden, wenn sie die karmischen Ursachen dafür haben. Was wir also tun können ist die äußeren Umstände zu schaffen, so dass ihre positiven Potentiale reifen können.

Wie funktioniert beispielsweise die Praxis des Medizinbuddhas? Der Medizinbuddha ist kein Gott; er kann unsere Krankheit nicht einfach aus eigener Kraft heilen. Doch indem wir Opfergaben darbringen und die Praxis ausführen, werden Bedingungen dafür geschaffen, das negative Karma, welches die Krankheit auftreten lässt, in verringerte Weise zur Reifung kommen zu lassen. Tatsächlich ist die Inspiration des Medizinbuddha eine Inspiration, die von unserem eigenen individuellen Geist des klaren Lichtes herrührt. Diese Inspiration hilft dabei, diese tieferen Potentiale an die Oberfläche und zur Reifung zu bringen. Diese Inspiration ist, was normalerweise als „Segen“ übersetzt wird: „Oh Medizinbuddha, segne mich, damit ich gesund werde!“ Unsere starke Motivation geheilt zu werden, um allen anderen zu helfen, bewirkt, dass das negative Karma in uns in einer viel geringeren Weise zur Reifung kommt und so das positive Karma zur Oberfläche kommen und reifen kann. Durch die Energie der Inspiration des individuellen Geistes des klaren Lichtes in uns, dargestellt durch den Medizinbuddha, wird dieser ganze Prozess ermöglicht.

Genauso verhält es sich mit der Praxis des Tonglen. Sie schafft eine Bedingung dafür, dass das negative Karma der anderen Person in einer viel kleineren Weise und ihr positives Karma viel früher reift. Die Empfänger brauchen nichts davon zu wissen – tatsächlich ist es am besten, wenn sie es nicht wissen. Um dazu fähig zu sein, das Leiden auf sich zu nehmen und es zu spüren, und es dann in der reinen Basis des Geistes des klaren Lichtes aufzulösen, braucht man die immense Energie des Bodhichittas, wie in jeder Praxis des Mahayana-Buddhismus, und die Inspiration durch unsere Lehrer. Bevor wir also Tonglen üben, sollten wir alle Stufen zur Entwicklung von Bodhichitta durchgegangen sein. Natürlich müssen wir bereits ein Mindestmaß an Liebe und Mitgefühl mitbringen, um bereit zu sein, die Probleme der anderen auf uns zu nehmen. Auf einer tieferen Ebene brauchen wir liebendes Mitgefühl, nicht nur für die Bereitschaft, die Probleme der anderen auf uns zu nehmen, sondern auch um auf die Ebene des klaren Lichtes des Geistes gelangen zu können. Es handelt sich um eine sehr tiefgründige Praxis.

Noch ein Punkt zu Tonglen ist, dass diese Praxis auf einem Verständnis der Leerheit, des tiefsten Bodhichittas beruht. Wen wir in den Begriffen eines soliden Ichs denken, werden wir zuviel Angst haben, um das Leiden einer anderen Person auf uns zu nehmen. Es ist sehr wichtig, dieses starke Gefühl eines „Ichs“ aufzulösen, das uns davon abhält, auf einer tiefen Ebene zu praktizieren. Dann können wir das Leiden der anderen auf uns nehmen, es tatsächlich erleben, und auch dazu in der Lage sein, damit umzugehen. Um das umsetzen zu können, brauchen wir ein Verständnis der Leerheit; wir brauchen Grundkenntnisse in der Mahamudra-Praxis über die Natur des Geistes, um das Leiden in den Geist des klaren Lichtes auflösen zu können. Wir halten nicht einfach am Leiden fest und behalten es in uns. Wenn wir dann die tatsächliche Quelle des Glücks in der subtileren Natur des Geistes haben, können wir es anderen geben.

Wie können wir tatsächlich das Leiden einer anderen Person erleben? Im Grunde wirkt der starke Wunsch, das Leiden auf sich zu nehmen und es zu erleben als eine Bedingung dafür, dass unser eigenes negatives Karma als Leiden heranreift. Wir wollen, dass dies geschieht, damit wir unser negatives Karma verbrennen können. Dies ist noch eine andere Ebene, auf der wir in der Tonglen-Praxis arbeiten müssen. Es ist nicht so, dass wir einem Menschen das Leid abnehmen als würden wir sein Sandwich nehmen, um es selbst zu essen. Es ist viel subtiler. Es funktioniert eher auf der Ebene von Umständen und Bedingungen.

Mein eigener Lehrer, Serkong Rinpoche, zitierte immer ein Beispiel, dass allen unangenehm war. Er benutzte das Beispiel eines großen Lamas, der diese Praxis übte und eine schreckliche Krankheit einer anderen Person auf sich nahm und daran starb. Er beschrieb dieses Beispiel jedes Mal in allen Einzelheiten, wenn er über Tonglen unterrichtete. Worauf es ihm ankam war, so ernsthaft und bereit zu sein, das Leiden einer anderen Person auf sich zu nehmen, dass man auch bereit ist, zu sterben. Wir fragten ihn dann: „Rinpoche, wäre es nicht schade, wenn jemand wie Sie so etwas tun würde, etwa das Leiden eines Hundes auf sich zu nehmen und dann daran sterben würde?“ Er antwortete mit einem anderen Beispiel: „Wenn ein Astronaut im Weltraum ums Leben kommt, wird er zum Helden und alle – die Bevölkerung und die Regierung – werden sich um seine Familie kümmern. In einer ähnlichen Weise würde ein großer Meister, der aufgrund der Tonglen-Praxis stirbt, durch die Kraft seines Mitgefühls und seines Bodhichittas nahezu oder vollständig Erleuchtung erlangen und dadurch auch seine Schüler inspirieren und sich so um sie kümmern.“

Es ist wirklich ausgesprochen beachtenswert, denn nachdem er dies so oft gelehrt hatte, tat mein Lehrer es auch. Er starb durch eine Tonglen-Praxis. Serkong Rinpoche sah, dass es ein ernsthaftes Hindernis für das Leben des Dalai Lamas gab und meinte, dass es gut wäre, dieses Hindernis auf sich zu nehmen.

Ich hatte Serkong Rinpoche gerade ein paar Wochen zuvor zu einer medizinischen Kontrolle begleitet und er war in bester Gesundheit. Doch an dem besonderen Tag beendete Rinpoche eine Belehrung, die er in Spiti, einer abgelegenen Region auf der indischen Seite des Himalaya-Gebirges gegeben hatte, und begab sich ins Haus einer anderen Person. Auf dem Weg dorthin ging er in ein Kloster, um Opfer darzubringen. Die Mönche luden ihn zum Bleiben ein, doch er antwortete: „Nein, wenn ihr mich nochmal sehen wollt, dann müsst ihr zu dem Haus kommen, zu dem ich gehe.“ In dem Haus angekommen machte er seine gewohnte, äußerst intensive Abendpraxis. Er lud seinen älteren Schüler ein, in sein Zimmer zu kommen. Rinpoche saß in einer gewissen Position – es war nicht die Position, in der er normalerweise einschlief und begann mit einer Praxis, bei der es sich offensichtlich um Tonglen handelte. Dann starb er einfach.

Was unglaublich war: in dieser Stunde, genau zur gleichen Zeit, befand sich Seine Heiligkeit in einem Flugzeug nach Genf. Jassir Arafat flog zur selben Zeit ebenfalls nach Genf. Die Behörden waren wegen möglichen Terroranschlägen besorgt und hatten verlauten lassen, dass sie für die Sicherheit Seiner Heiligkeit nicht garantieren könnten. Während Rinpoche diese Praxis machte, war Arafat gerade dabei nach Genf zu fliegen, als er es sich plötzlich anders überlegte, umkehrte und nicht in Genf landete. Durch sein Eingreifen konnte Serkong Rinpoche bewirken, das dieses große Hindernis für das Leben Seiner Heiligkeit bloß in einer trivialen Weise zur Reifung kam. Als sie landeten, war am Flughafen viel Durcheinander; der Wagen Seiner Heiligkeit verfuhr sich und hatte einige Probleme. Doch dies war das einzige Hindernis, das Seine Heiligkeit erlebte. Das negative Karma reifte für Seine Heiligkeit als etwas sehr kleines und Serkong Rinpoches Tat wirkte als eine Bedingung dafür, dass sein eigenes Karma zu sterben an die Oberfläche kam; und so starb er. Er war 69 Jahre – nicht sehr alt. Doch er dachte, dass der größte Beitrag, den er leisten könnte darin bestand, eine Bedingung dafür zu schaffen, dass Seine Heiligkeit länger leben könnte. Durch dieses Beispiel inspirierte er seine Schüler in enormer Weise. Ich frage mich immer, ob er tatsächlich nicht schon viele Jahre vorher wusste, dass dies geschehen würde, da er außersinnliche Fähigkeiten hatte. Ich habe dies in meiner Beziehung zu ihm mehrmals erlebt.

Tonglen kann in dieser Weise nur funktionieren, wenn wir eine starke karmische Verbindung haben, wie beispielsweise zu Familienmitgliedern und engen Freunden. Serkong Rinpoche hatte zu Seiner Heiligkeit eine solche Verbindung, da er seit Seiner Kindheit einer Seiner Lehrer gewesen ist. Wichtig ist es den Mut zu haben, das Erfahren der Krankheit der anderen Person als Mittel zu sehen, der Person Erleichterung und Genesung zu verschaffen.

Oft üben wir diese Tonglen-Praxis, wenn wir selbst krank sind. Wir stellen uns dann vor, die Probleme aller Wesen auf uns zu nehmen, die an derselben Krankheit leiden. Danach, während wir weiterhin unsere Krankheit und das Leiden, das sie verursacht, erleben, geht die Krankheit der anderen möglicherweise nicht weg. Doch wir können mit dem Schmerz und der geistigen Bedrückung in uns selbst mit Hilfe grundlegender Mahamudra-Methoden arbeiten, etwa indem wir uns vorstellen, wie der riesige Ozean zu sein und der Schmerz und das Leiden sind bloß Wellen auf seiner Oberfläche, die dessen Tiefen nicht aufrühren können.

Wenn wir Tonglen mit der Absicht üben, die Erkältung aller Wesen auf uns zu nehmen, um uns von unserer eigenen Erkältung zu heilen, wird das nicht funktionieren. Selbst wenn wir unbewusst in dieser Weise denken, wird das ein großes Hindernis sein, denn die Praxis basiert  auf reinem Mitgefühl. In den meisten Fällen wird die Praxis nicht funktionieren, weil wir keine ausgeprägte karmische Verbindung zu den Menschen haben. Deshalb rezitieren wir das Gebet: „Möge ich in der Lage sein, das Leiden aller Wesen in allen Leben zu beseitigen“. Dieses Gebet ist sehr wichtig, denn auf diese Weise entsteht eine Verbindung, die bewirkt, dass diese Art von Praxis funktioniert.

Was ist das Ziel dieser Praxis? Zuerst einmal besteht es zweifellos darin, anderen zu helfen. Doch in den meisten Fällen wird dies nicht funktionieren. Das nächste Ziel ist dann, dass die Praxis uns hilft, Erleuchtung zu erlangen. Aber wie? Die Praxis umfasst Bodhichitta, deshalb muss es sich um eine Methode handeln, die uns hilft, Erleuchtung zu erlangen. Was uns helfen wird, Erleuchtung zu erlangen ist, den Mut zu entwickeln, sich nicht mehr bloß um das eigene Wohl zu kümmern, und die Bereitschaft, sich mit den Problemen aller anderen auseinanderzusetzen. Als Bodhisattva und als Buddha, müssen wir dazu bereit sein, uns auch mit den furchtbarsten, schrecklichsten Problemen aller Wesen zu befassen. Tonglen hilft uns, die selbstbezogene Geisteshaltung zu überwinden, mit der wir denken: „Ich möchte mich nicht engagieren; ich will mir die Hände nicht schmutzig machen. Ich möchte nicht ins Altenheim gehen und mich um diese Alzheimer-Patienten kümmern, es ist einfach zu deprimierend und traurig. Ich kann es nicht ertragen.“ Es ist notwendig das Gefühl eines großen, starken, soliden Ichs zu überwinden, das unserer selbstbezogenen Geisteshaltung zugrunde liegt.

Viele der Visualisierungen im Tonglen, die Serkong Rinpoche und Seine Heiligkeit der Dalai Lama lehren, sind wirklich angsteinflößend, aber dafür sehr wirksam. In allen Traditionen wird die Praxis so erklärt, dass man sie im Zusammenhang mit dem Atem übt. Mit Mitgefühl – dem Wunsch, dass die anderen von ihren Schwierigkeiten und den Ursachen ihrer Schwierigkeiten befreit sein mögen – stellen wir uns vor, wie diese Schwierigkeiten in bildlicher Form in uns einströmen, während wir einatmen. Mit Liebe – dem Wunsch, dass sie das Glück und die Ursachen des Glücks haben mögen – senden wir ihnen dieses Glück, in der Form, wie es für sie von Nutzen ist. Doch mit den fortgeschrittenen Methoden, die Rinpoche und Seine Heiligkeit lehren, visualisieren wir nicht einfach nur schwarzes Licht, das in uns eindringt; wir visualisieren schmutzige Substanzen, wie schweres Motoröl, Fett und Schmutz, welche in uns einströmen, so dass wir daran arbeiten können, dieses Gefühl, selbst nicht schmutzig werden zu wollen, zu überwinden. Das ist der erste Schritt. Dann stellen wir uns vor, dass das tatsächliche Leiden in Form von Urin, Durchfall, Erbrochenem, Blut und Eingeweiden in uns einströmt. Dies hilft uns, das Gefühl der Gleichgültigkeit zu überwinden, wo wir vielleicht denken: „Oh nein, da liegt jemand, der gerade von einem Auto überfahren wurde auf der Strasse. Ich will überhaupt nicht hinschauen, es ist zu grauenhaft und eklig.“

Um dies zu überwinden fangen wir mit nicht ganz so furchtbaren Dingen an, wie etwa mit Durchfall und Erbrochenem. Dann gehen wir weiter und stellen uns vor, dass das Leiden in Form der Dinge auf uns zukommt, vor denen wir am meisten Angst haben, wie Spinnen, Skorpione, Kakerlaken, Schlangen, Ratten, oder was auch immer es sein mag. Diese Art der Praxis ist wirklich sehr wirksam. Wir stellen uns vor, dass wir all diese schrecklichen Dinge einatmen und dass sie bis in unser Herz kommen und dort gegen das solide Ego in uns angehen, das immer sagt: „Auf keinen Fall will ich mich damit auseinandersetzen!“ Aus dem Grund ist Tonglen so eine unglaublich tiefgründige und fortgeschrittene Praxis. Um wirklich zu dieser Ebene des klaren Lichtes vorzudringen, müssen wir dazu in der Lage sein, all unsere Ängste, die Verteidigung unseres Egos, sowie auch den ganzen Schmerz und das Leid der anderen, mit dem wir nichts zu tun haben wollen, loszulassen und aufzulösen.

Selbst auf der anfänglichen Ebene kann die Praxis sehr nützlich sein, da sie uns hilft, die Probleme der anderen Menschen ernst zu nehmen. Das ist tatsächlich der erste Schritt. Indem wir das Problem auf uns nehmen, entwickeln wir die Geisteshaltung, damit umzugehen, als sei es unser Problem. Nehmen Sie zum Beispiel einen Obdachlosen, der im Winter auf der Straße leben muss: er ist hungrig, ihm ist kalt, er hat weder eine Arbeit noch ein Zuhause und er ist krank und hat Schmerzen. Wir versuchen uns vorzustellen, wie das wäre und fühlen das Leid. Wir versuchen eine Lösung zu finden, wie wir damit umgehen können. Einfach nur auf dieser Ebene zu üben bringt großen Nutzen, aber das ist nicht die einzige Ebene. Es gibt andere, viel tiefere Ebenen.

Wenn wir das Leiden der anderen auf uns nehmen sollten wir jedoch darauf achten, nicht in das Extrem zu fallen, wie ein Märtyrer zu sein, etwa nach dem Motto: „Ich werde zur Ehre Buddhas das Leiden aller Wesen auf mich nehmen!“ So sollte man wirklich nicht üben. Ebensowenig sollte man denken, dass der Pfad der Erleuchtung darin besteht, alles Leiden auf sich zu nehmen. Des weiteren ist es wichtig, nicht das Leiden der anderen wegen dem eigenen Mangel an Selbstwertgefühl auf sich zu nehmen, weil man vielleicht denkt: „Ich bin ein so schlechter Mensch, ich muss leiden, weil ich es verdient habe.“

Diese Praxis erinnert uns vielleicht an Jesus, der das Leiden der Menschheit auf sich genommen hat. Jesus war in der Tat  dazu bereit, das Leiden und die Angst davor auf sich zu nehmen. Doch aus der buddhistischen Perspektive kann niemand alles Leid des gesamten Universums verhindern. Auch wenn wir den Wunsch in uns kultivieren, die anderen vom Leiden befreien zu können, indem wir es selbst auf uns nehmen, ist es sehr wichtig, uns nicht für wichtig zu halten und denken, wir könnten Wunder vollbringen und die Probleme aller lösen. Das Beste was wir tun können, ist Umstände zu schaffen, damit ihre negativen Potentiale in einer kleineren Weise und ihre positiven Potentiale schneller heranreifen. Das Ziel besteht mit Sicherheit nicht darin, uns selbst zu bestrafen, indem wir Leiden auf uns nehmen. Worauf es ankommt ist, dass wir den Mut entwickeln, anderen selbst in den schwierigsten Situationen zu helfen – sogar in Gebieten dieser Welt wie dem Kosovo, Bosnien oder Ruanda.

Als nächstes geht es darum, was wir zwischen den Sitzungen tun, in unserem alltäglichen Leben:

In Bezug auf die drei Objekte, nimm die drei giftigen Geisteshaltungen und gib die drei Wurzeln dessen, was konstruktiv ist, während du dich mit Worten auf allen Pfaden des Verhaltens übst.

Die drei Objekte sind jene, zu denen wir uns hingezogen fühlen, die wir abstoßend finden oder die wir als neutral betrachten. Die drei giftigen Geisteshaltungen sind das sehnsuchtsvolle Verlangen, die Abneigung und die Naivität.

Wenn wir sehnsuchtsvolles Verlangen gegenüber jemandem verspüren, den wir anziehend finden, Abneigung gegenüber jemandem, von dem wir uns abgestoßen fühlen, oder eine naive Haltung haben in Bezug auf eine Person, die wir als neutral empfinden und sie daher ignorieren, stellen wir uns vor, dass wir diese drei giftigen Geisteshaltungen aller Wesen auf uns nehmen, die unter ihnen leiden. Im Gegenzug geben wir ihnen die drei Wurzeln des Konstruktiven: Loslösung, Unerschütterlichkeit und Nichtvorhandensein von Naivität. Indem wir dies tun, arbeiten wir mit unseren Problemen, die wir gegenüber diesen Objekten haben. Wir können unsere Praxis unterstützen, indem wir sagen: „Möge das Leiden der anderen bei mir reifen und möge mein Glück bei ihnen reifen.“

Was die Reihenfolge des Nehmens angeht, beginne bei dir selbst.

Wenn wir an einem bestimmten Problem leiden, müssen wir es als erstes annehmen und uns ihm stellen. Erst wenn wir das getan haben, können wir die Methode anwenden, dieses Problem von allen anderen auf uns zu nehmen. Aus diesem Grund besteht in der Praxis die Reihenfolge darin, dass wir mit uns selbst anfangen. Wenn wir uns unseren eigenen Problemen nicht stellen können, besteht die Gefahr, einfach nur vor ihnen zu flüchten, indem wir uns mit den Problemen der anderen befassen.

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