Zusammenfassung der Reden auf der Bhikshuni-Konferenz: Tag 1

Willkommensreden durch die Gastgeberinstitution

Prof. Dr. Ing. Habil. Monika Auweter-Kurtz, Präsidentin der Universität Hamburg

Prof. Dr. Ludwig Paul, Dekan des Asien-Afrika Instituts, Universität Hamburg

Rinchen Khandro Chögyal, Direktorin des Projektes „Tibetische Nonnen“

Als Seine Heiligkeit 1984 bezüglich der Bhikshuni-Ordination angesprochen wurde, antwortete er, dass eine Entscheidung in dieser Hinsicht der Unterstützung durch den asiatischen Sangha als Ganzes bedürfe und die Forschung durch die „Abteilung für Religion und Kultur der tibetischen Exilregierung“ in Dharamsala, Indien, erfolgen solle. Man habe nun den entscheidenden Punkt erreicht, um die Wiedereinführung der Ordination zu ermöglichen.

Prof. Dr. Lambert Schmithausen, Universität Hamburg, Stiftung für buddhistische Studien

Viele Verbote, die Buddha für Mönche und Nonnen erließ, wurden nicht aus ethischen Gründen erlassen, vielmehr sollte verhindert werden, dass die Gesellschaft den Sangha gering schätzt, so sollten beispielsweise keine Pflanzen zerstört und kein Hundefleisch gegessen werden. Aus diesem Grund zögerte Buddha anfänglich, Bhikshunis zu ordinieren und es kam zu der untergeordneten Position von Frauen im Sangha. Wenn dagegen Frauen heutzutage keine Gleichbehandlung erfahren und ihnen die Bhikshuni-Ordination verwährt bleibt, wird die Gesellschaft den Buddhismus gering schätzen. Deshalb sollte sich dies im Laufe der Zeit ändern.

Prof. Samdhong Rinpoche, Kalon Tripa der Tibetischen Regierung im Exil

Für die Vollständigkeit der Drei Juwelen benötigen wir den vollständigen monastischen Sangha. Deshalb besteht eine große Notwendigkeit für die Wiedereinsetzung von Bhikshunis innerhalb des Mulasarvastivada-Sangha.

Bhikshuni Dr. Myongsong Sunim, Un-mun Sangha College, Südkorea, Präsidentin des Nationalvereins der koreanischen Bhikkunis

„Die Rolle der Bhikshunis im 21. Jahrhundert“

Der „Internationale Sakyadhita Verein buddhistischer Frauen“, 1987 gegründet, spielte eine bedeutende Rolle bei der Hilfe, die Ausbildung buddhistischer Nonnen zu verbessern. Nach dem Zweiten Weltkrieg halfen die Bhikshus in Korea, die Duale-Ordens-Dharmaguptaka-Bhikshuni-Ordination dort wieder einzuführen, indem sie zunächst an der Einzel-Sangha-Ordinations-Methode teilnahmen. Um die Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination wieder zu errichten, bedarf es ebenso der Unterstützung der Bhikshus und auch der Ausbildung und des Trainings der Bhikshunis.

Bhikshuni Prof. Dr. Karma Lekshe Tsomo, Universität San Diego, Kalifornien, USA, Präsidentin von Sakyadhita – Internationaler Verein buddhistischer Frauen

„Gleichheit der Geschlechter und Menschenrechte“

Grundlegende Menschenrechte sind auf Frauen wie Männer anzuwenden. Frauen benötigen gleiche Möglichkeiten um Erleuchtung zu erlangen und das schließt die Bhikshuni-Ordination ein. Es wäre hilfreich, wenn die tibetischen Nonnen die Bhikshuni-Gelübde studieren könnten, bevor es zur Ordination kommt. Dem traditionellen Brauch entsprechend wird jemandem erst gestattet, die Bhikshu- oder Bhikshuni-Gelübde zu studieren, nachdem sie genommen wurden. Überdies werden die tibetischen Nonnen zurzeit gehindert, den Geshema-Grad abzuschließen, da der Vinaya eins der fünf Fächer des Studiums ist und es ihnen, ohne bereits Bhikshunis zu sein, nicht gestattet ist sie zu studieren.

Erste Sitzung, Tag eins: Gründung des Bhikshuni-Ordens

Bhikku Dr. Analayo, Universität Marburg, Deutschland

„Die Entsagung von Frauen im frühen Buddhismus: Die Vier Versammlungen und die Gründung des Nonnenordens“

Buddha zögerte zuerst Mahaprajapati zu ordinieren, gestattete ihr aber, ihren Kopf zu rasieren, Roben anzulegen und der Disziplin zu folgen. Das kam daher, weil es zu wenig gesellschaftliche Unterstützung für die Nonnen gab, um ausreichendes Essen zu erhalten, wenn sie um Gaben bettelten. In chronologischer Abfolge finden sich etliche Probleme im traditionellen Lebensbericht der Mahaprajapati. Erstmals erbat sie fünf Jahre nach Buddhas Erleuchtung um Ordination, aber Ananda, der sich bei Buddha für sie verwandte, ordinierte andere erst zwanzig Jahre nach Buddhas Erleuchtung. Mahaprajapati, Buddhas mütterliche Tante, hatte ihn nach dem Tod seiner Mutter aufgezogen, und so wäre sie ungefähr achtzig Jahre alt gewesen bis Ananda das Alter erreicht hätte, um der Bitte zu entsprechen. Es macht auch hinsichtlich der Überlieferung keinen Sinn, dass da Bhikshunis vor Mahaprajapati gewesen wären, die ihr zuerst die Brahmacharya-Ordination gegeben hätten.

Dr. Ute Hüsken, Universität Oslo, Norwegen

„Die acht Garudhammas“

Es gibt viele Unterschiede in den Beschreibungen, die sich in der „Erklärung der Nonnenregeln“ (Pali: Bhikkunivibhanga) und im zehnten Kapitel der Sammlung „kleinere Abteilung“ (Pali: Cullavagga, Abteilung für Alltagsregeln) finden, die das Zögern Buddhas bezüglich der Ordination von Mahapajapati und seine Aufstellung der acht Garudhammas als Vorbedingung zur Ordinierung betreffen. Diese Unterschiede spiegeln die Standpunkte gegnerischen Parteien der Zeit, als die Texte niedergeschrieben wurden, wider, und es ist sogar unklar, ob Buddha die acht Garudhammas festgelegt hat. Die Ordinations-Vorgehensweisen der verschiedenen Übertragungslinien spiegeln die jeweilige lokale Gesellschaft und vergangene Zeitströmungen wider, daher muss die Ordination nun der gegenwärtigen Gesellschaft und Zeit angepasst werden.

Prof. Dr. Oskar von Hinüber, Professor Emeritus, Albert-Ludwigs Universität in Freiburg, Deutschland

„Die Gründung des Bhikkuni Sangha als Vorbild für eine Neuetablierung“

Ursprüngliche Quellen weisen nicht darauf hin, dass Buddha tatsächlich mit Nonnen gesprochen hat und es gab wahrscheinlich zur Zeit des Buddhas keine Nonnen. Kurz nach Buddha fingen seine Anhänger, besonders Ananda, mit der Gründung eines Bhikkuni-Ordens an, um mit der Jain-Tradition zu konkurrieren, die bereits Bhikkunis vorweisen konnten. Die ersten buddhistischen Bhikkunis waren ursprünglich Jain-Asketinnen und einiges aus der Jain-Terminologie floss in die Bhikkuni-Gelübde-Texte ein. Obwohl Mahakassappa gegen die Nonnen eingestellt war, gewann Anandas Gruppe. Der Einfluss der Gruppe von Mahakassappa verursachte aber viele Restriktionen, die den Bhikkunis auferlegt wurden. Wenn also die Mönche selbst, und nicht der Buddha, die Bhikkuni-Ordination ins Leben riefen, gibt es keinen Grund die Erlaubnis von irgend jemanden anderen erhalten zu müssen, um die Mulasarvastivada-Bhikkuni-Ordination wieder einzuführen. Die Mönche sollten einfach tätig werden.

Prof. Dr. Gisele Krey, Ruhr Universität Bochum, Deutschland

„Die Akzeptanz von Frauen im frühen Buddhismus: Einige Bemerkungen zum Status von Nonnen und weiblichen Laien“

Die Folgerung aus dem „Sutra der Unterschiede bezüglich der Almosen“ (Pali: Dakkhinavibhanga Sutta) , dass es vor Mahapajapati Bhikkunis gab, ergibt keinen Sinn. In dem Gedicht „ Die ehrwürdige Ältere Kundalakesa“ (Pali: Theri Bhadda Kundalakesa) ordinierte Buddha Mahapajapati nur mit den Worten „ Ehi bhikkuni“ (Komm her, Bhikkuni), ohne Ritual und ohne vorheriger Brahmacharya-Ordination. Buddhas Zögern, sie zu ordinieren, spiegelte lediglich den Brauch, vor der Zustimmung zu einem Ereignis drei Mal aufgefordert zu werden.

Prof. Dr. Noritoshi Aramaki, Professor Emeritus, Kyoto Universität, Japan

„Mahapajapati Gotami als die Bhikkuni“

Der Bhikku-Sangha ordinierte Mahapajapati als Bhikkuni zu Buddhas Lebzeiten, jedoch wurden die gesamte Liste der Bhikkuni-Gelübde, die zweiwöchentliche Bhikkuni-Zeremonie zur Reinigung von Übertretungen (tib. gso-sbyong, Skt. poshadha, Pali: uposatha) und das vollständige Ritual zur Bhikkuni-Ordination fast hundert Jahre später zu Ende der Regierung König Asokas entwickelt. Zudem wurden nicht alle Suttas, die Buddha zugeschrieben werden, von ihm zu Lebzeiten gelehrt, sondern entstanden erst in den folgenden Jahrhunderten.

Sitzung Zwei, Tag eins: Bhikshuni-Ordination

Bhikkhuni Sik Wei-chun, Taiwan

„Die rechtliche Vorgehensweise für die Bhikshuni-Ordination“

Die Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination erfordert zuerst die Brahmacharya-Ordination durch zwölf Bhikshunis, und dann, am selben Tag, die vollständige Ordination durch einen dualen Sangha bestehend aus zehn Bhikshus und zwölf Bhikshunis. Die Kandidatin muss zwei Jahre lang die sechs Wurzel- und sechs Unterabteilungs-Schulungen für die Shikshamana-Probezeit-Nonnen eingehalten haben. Das Mindestalter für die Shikshamana-Ordination ist achtzehn Jahre, für eine Bhikshuni-Ordination muss man mindestens zwanzig Jahre alt sein.

Für die Brahmacharya-Ordination bittet die Shikshamana zuerst die Bhikshuni-Gelübde-Regelmeisterin (tib. mkhan-mo, Skt. upadhayayani) in Gegenwart der Bhikshuni-Versammlung ihre Äbtissin und Sponsorin zu sein. Die Bhikshuni-Regelmeisterin wird diejenige sein, die ihre Bhikshuni-Gelübde und ihre Übertragungslinie auf die Kandidatin überträgt. Sie wird auch für den Schutz und die Schulung der Kandidatin, nachdem sie die Ordination erhalten hat, verantwortlich sein. Sie muss die Bhikshuni-Gelübde für zwölf Jahre eingehalten haben. Die Kandidatin wird dann zweimal über mögliche Hindernisse, die der Einhaltung der Gelübde entgegenstehen, befragt. Zuerst instruiert und befragt die Bhikshuni-Instruktions-Meisterin für private Angelegenheiten (tib. gsang-ste ston-pa‘i slob-dpon, Skt. raho `nushasakacharya) die Kandidatin zu Fragen außerhalb der Versammlung und dann wird sie von der Bhikshuni-Zeremonienmeisterin (tib. las-kyi slob-dpon, Skt. karmacarya) formell vor der Versammlung befragt. Danach erbittet die Kandidatin die Brahmacharya-Ordination vor der Bhikshuni-Versammlung. Die Bhikshuni-Zeremonienmeisterin ruft dann die Bhikshuni-Versammlung zur Aufmerksamkeit auf, verkündet den Namen der Bhikshuni-Regelmeisterin für die Kandidatin, gibt die Qualifikationen der Kandidatin an und verkündet dann, dass die Brahmacharya-Ordination abgeschlossen ist.

Drei Bhikshus haben während der Bhikshuni-Ordination Funktionen: Ein Bhikshu-Regelmeister (tib.mkhan-po, Skt. upadhyaya, Pali: upajjhaya) , der die Bhikshu-Gelübde für mindestens zehn Jahre gehalten hat , ein Bhikshu-Zeremonienmeister und ein Bhikshu-Instruktionsmeister für private Angelegenheiten Zuerst erbittet die Brahmacharya-Bhikshuni die vollständige Bhikshuni-Ordination vor der dualen Sangha-Versammlung, verkündet ihren Namen und den der Bhikshuni-Regelmeisterin. Es ist nicht nötig, dass die Bhikshuni-Instruktionsmeisterin für private Angelegenheiten sie noch einmal über die Fragen hinsichtlich der Hindernisse belehrt Dann befragt der Bhikshu-Zeremonienmeister sie in Gegenwart der dualen Versammlung über mögliche Hindernisse, die noch verhindern könnten, die Gelübde zu halten. Er appelliert dann an die Aufmerksamkeit des dualen Sangha, verkündet den Namen der Bhikshuni-Regelmeisterin für die Kandidatin, gibt die Qualifikationen der Kandidatin an, erbittet die Ordination und verkündet dann, dass die Bhikshuni-Ordination abgeschlossen ist. Ein Assistent vermeldet dann den genauen Zeitpunkt der Ordination. Danach instruiert die Bhikshuni-Meisterin, die Sicherheit bei der Einhaltung der Regeln verleihen soll (tib. gnas-sbyin-pa‘i slob-dpon, Skt. nishcayadayacarya) die frisch ordinierte Bhikshuni zeitweise über Taten, die nicht erlaubt sind,, was zu befolgen ist und über erlaubte Ausnahmen (tib. dgag-sgrub-gnang)

Acharya Geshe Tashi Tsering, Bhikshuni-Ordinations-Forscher, Amt für Religion und Kultur, zentrale tibetische Verwaltung, Dharamsala, Indien

„Die Möglichkeit der Wiederbelebung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination im
21. Jahrhundert hängt von den Vinaya-Haltern ab“

Die Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination durch einen dualen Sangha erfordert die Hilfe von Dharmaguptaka-Bhikshunis. Da der duale Sangha sich aus Mitgliedern zweier verschiedener Vinaya-Schulen zusammensetzt, würde die Ordination nicht nach dem reinen Protokoll, das einen dualen Sangha erfordert, die sich aus derselben Schule zusammensetzt, durchgeführt werden. Gemäß des „Höchsten-Vinaya-Dokuments“(tib. `Dul-ba gzhung dam-pa, Skt. Vinayottaragrantha) kann ein Einzel-Bhikshu-Sangha die Shramanerika-Novizinnen-Gelübde erteilen, auch wenn die ordinierenden Bhikshus dadurch eine geringfügig Übertretung erleiden würden. Weiterhin stellt Gunaprabha im „Wurzel-Vinaya-Sutra“ (tib. `Dul-ba‘i mdo rtsa-ba) fest, dass es kein ungültiger Akt ist, wenn Bhikshus andere Bhikshuni-Ordinationen durchführen.

Die tibetischen Vinaya-Halter konnten noch immer keine Übereinkunft bezüglich der drei Punkte erzielen, sollte die Bhikshuni-Ordination durch einen Einzel-Mulasarvastivada-Bhikshu-Sangha erteilt werden: 1) ob es in der heutigen Zeit gerechtfertigt ist, eine Bhikshuni-Ordination zu erteilen, die die oben erwähnte Übertretung zur Folge hätte 2) ob die Brahmacharya-Ordination vor so einer Einzel-Sangha-Ordination erforderlich ist und 3) ob es einem Bhikshu-Sangha erlaubt sein kann, die Brahmacharya-Ordination zu erteilen. Da die Ordinations-Vorgehensweise strikt in Übereinstimmung mit dem Vinaya durchgeführt werden muss, können nur Vinaya-Halter die letztendliche Entscheidung treffen welcher Vorgehensweise zu folgen ist.

Prof. Dr. Bhikshuni Heng-ching Shih, Verein elektronischer chinesischer buddhistischer Texte, Taipei, Taiwan

„Drei Möglichkeiten: Wiedereinführung der Bhikshuni-Übertragungslinie in der tibetischen Tradition“

Bei einer Konferenz von sechzehn Vinaya-Meistern wurden in Dharamsala, Indien, im Mai 2006 zwei Möglichkeiten zur Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination diskutiert. 1) Die Theravada-, Dharmaguptaka-, Sarvastivada- und Mulasarvastivada-Vinayas gestatten alle, dass die Bhikshuni-Ordination von Bhikshus alleine durchgeführt wird. Als Buddha die Duale-Sangha-Ordination einführte, verbot er keine Ordination, die ausschließlich von Bhikshus erteilt wurde. Selbst wenn Bhikshunis ohne vorhergehender Brahmacharya-Ordination ordiniert werden, befand Buddha, dass die Ordination gültig sei, auch wenn die Ordinierenden eine geringfügige Übertretung erfahren. 2) Als eine Duale-Sangha-Ordination mit Dharmaguptaka-Bhikshunis erteilt wurde, schuf dies einen historischen Präzedenzfall durch Gongpa-Rabsel. Auf Grund dieser Ordination würden die frisch ordinierten Bhikshunis den Mulasarvastivada-Bhikshuni-Gelübden folgen.

Eine dritte Option ist auch möglich. 3) 1998 wurden zwanzig Zehn-Gelübde-Nonnen aus Sri Lanka in Bodh-Gaya als Bhikshunis durch eine taiwanesische Einzel-Dharmaguptaka-Sangha mit Mulasarvastivada- und Theravada-Bhikshus und Bhikshunis als zusätzliche Zeugen ordiniert. Auf dieser Basis wurde ihnen dann die Theravada-Bhikshuni-Wiederordination durch zehn Theravada-Bhikshus aus Sri Lanka in Sarnath gegeben. Anschließend nahmen die Bhikkhunis an einer Theravada-Dualen-Sangha-Bhikkuni-Ordination in Sri Lanka teil.

Es ist möglich, derartiges für Mulasarvastivada-Bhikshunis durchzuführen. Viele tibetische und nicht-tibetische Nonnen halten nun schon seit vielen Jahren die Bhikshuni-Gelübde nach Ordination im Dharmaguptaka auf reine Weise, folgen aber einer Studienrichtung und Praxis, die der von Mulasarvastivada-Bhikshus ähnelt. Sollten die Mulasarvastivada-Bhikshus die Ordination, die diese Nonnen erhalten haben, anerkennen und eine Gruppe dieser Bhikshus sie als Mulasarvastivada-Bhikshunis wieder ordinieren, ergäbe dies dann einen Dualen Sangha aus Mulasarvastivada-Bhikshus und Bhikshunis, die eine Bhikshuni-Ordinationen erteilen könnten.

Bhikshu Dr. Huimin Shih, Taipei National Universität, Taiwan; Präsident der Dharma Drum buddhistischen Hochschule

„Eine Untersuchung über die Übertragungslinie der Bhikshuni-Ordination“

Buddha ordinierte anfangs ohne Ritual, er sprach nur: „ Ehi (Komme her)“. Die Rituale entwickelten sich später. Kennzeichnend dafür ist, dass die Shramanerika-, Shikshamana- und Brahmacharya-Ordinationen nur durch eine Bhikshuni-Sangha erteilt wurden. Gemäß der Chronik aus Sri Lanka gibt es Aufzeichnungen über Shramanerika-Ordinationen, die von Bhikshus durchgeführt werden. Sogar in China wurde die Dharmaguptaka-Bhikshuni-Ordination zuerst durch Bhikshus allein erteilt. Der Gelehrte Gunavarmin aus Kaschmir schrieb im 11. Jahrhundert, dass die Ordination auch ohne vorhergehende Brahmacharya-Ordination gültig war, auch wenn (dies zur Folge hat, dass) die Ordinierenden eine Übertretung begehen. Erst im 5. Jh. u.Z. als Theravada-Bhikshunis endlich nach China kamen, gab es eine Duale-Sangha-Ordination.

Dr. Petra Kieffer-Pülz, Martin-Luther Universität, Halle, Deutschland

„Voraussetzungen für eine gültige Ordination in Hinblick auf eine Wiedereinsetzung der Bhikshuni-Ordination in der Mulasarvastivada-Tradition“

Die Dharmaguptaka- und Mulasarvastivada-Ordinations-Verfahren unterscheiden sich durch die Anzahl der Regeln, die von Shikshamana gehalten werden (Dharmaguptaka sechs, Mulasarvastivada zwölf), den Texten und Worten, die während des Bhikshuni-Ordinations-Rituals rezitiert werden, dem Ausmaß der weiten und engen Zeremoniengrenzen (tib. mtshams, Skt. sima, Pali: sima) , die für das Ordinationsritual gesteckt werden und der Anzahl an Bhikshus und Bhikshunis, die für die ordinierende Versammlung benötigt werden. Daher würde es für Mulasarvastivada schwierig sein dem Dharmaguptaka-Ritual-Verfahren zu folgen und es dafür zu verwenden, die Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination wiedereinzuführen. Es wäre besser, dem Präzedenzfall der Theravadas von Sri Lanka zu folgen, den sie bei der Wiedereinführung ihrer Bhikshuni-Ordination verwendeten. Die dort erteilte Wieder-Ordination gründete sich auf den Präzedenzfall des verstärkenden Verfahrens (Pali: dalhikamma), dem gefolgt wurde, als zum Beispiel Bhikshus nach den Verfahren des Theravada in Sri Lanka gemäß der burmesischen Abteilung des Theravada wieder ordiniert wurden. In diesen Fällen wurde den wieder ordinierten Bhikshus gestattet ihren Älterenrang zu behalten.

Dr. Shayne Clarke, McMaster Universität, Hamilton, Kanada

„Nonnen aus dem Nichts schaffen: Probleme und mögliche Lösungen für die Ordination von Nonnen nach dem tibetischen monastischen Kodex “

Es ist wichtig, zwischen einer idealen und einer annehmbaren Ordination zu unterscheiden. Es wird schwierig sein, eine ideale Situation zu erreichen. Sogar wenn mit der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination wieder ohne die vorherige Brahmacharya-Ordination begonnen und sie nur von Bhikshus durchgeführt wird, ist die Ordination gültig und die Übertretung der Ordinierenden stellt einen geringen Preis der für die Wiedereinführung der Ordination dar. Der Mulasarvastivada-Vinaya benennt viele solcher Fälle alternativer Methoden bei welchen die Bhikshuni- und Bhikshu-Ordination gültig erteilt werden könnte, dies aber eine geringfügige Übertretung für die Ordinierenden zur Folge hat. Diese beinhalten eine durch Bhikshus erteilte vollständige Ordination einer Kandidatin, die nicht zuerst eine hauslos Entsagende wurde; vollständige Ordination einer Bhikshuni durch ein Bhikshu-Verfahren; und vollständige Ordination durch Bhikshus und Bhikshunis einer Bhikshuni durch ein Bhikshu-Verfahren. Die exakte Interpretation solcher Passagen ist – wie auch immer – unklar.

Dr. Ann Heirman, Universität Gent, Belgien

„Shramaneris und Shikshamanas in der Dharmaguptaka-Tradition“

Die Shikshamana-Ordination wurde nicht zu Anfang des Bhikshuni-Ordens erteilt, sondern erst später zu Studienzwecken eingeführt. Um eine Shikshamana zu werden musste ein Mädchen zuerst eine Shramanerika gewesen sein und mindestens achtzehn Jahre alt. Der formale Shikshamana-Status scheint nicht in China eingeführt gewesen zu sein. Trotzdem mussten sich Mädchen vor dem Erhalt der Bhikshuni-Ordination einer zweijährigen Probezeit zum Studieren unterziehen.

Bhikshuni Inyoung Chung (Bhikshuni Sukdham), Doktorandin, Universität Virginia, Charlottesville, Virginia, USA

„Die Wiederbelebung einer dualen Ordination für den koreanischen Buddhismus in der modernen Periode“

Während der japanischen Besatzung von Korea (1910-1945) wurden koreanische Dharmaguptaka-Bhikshunis mittels der Einzel-Sangha-Methode ordiniert. Die Duale-Sangha-Ordination wurde 1982 wiederbelebt, durchgeführt von diesen Bhikshunis zusammen mit den koreanischen Dharmaguptaka-Bhikshus. Die 189 Kandidatinnen waren alle Shramerikas, und sie erhielten die Shikshamana- und Bhikshuni-Ordinationen innerhalb einer Woche. 1996 wurde die Shikshamana-Ordination im Chogye-(Jogye)-Orden wiederbelebt, obwohl die Instruktionen im Vinaya von Vinaya-Regelmeistern gegeben wurden. 2007 waren Bhikshunis im Vinaya ausreichend gelehrt um als Regelmeisterinnen zu agieren.

Sitzung Drei, Tag eins: Geschichte des Bhikshuni-Ordens

Prof. Dr. Peter Skilling, Ecole francaise d‘Extreme-Orient, Bangkok und Paris

„Die Geschichte der Nonnen in Südasien aufspüren“

Obwohl Bhikshunis in der indischen buddhistischen Literatur selten erwähnt werden, sind sie in Inschriften des Herrschers Ashoka (3. Jh. u.Z.) zu finden. Während der Zeit des Königs Kanishka (spätes 1. oder frühes 2. Jh. u.Z.) und danach wurden viele Stupas und Buddha-Statuen von Bikshunis und Laienanhängerinnen in Auftrag gegeben. In Indien wurden noch keine Nonnenklöster gefunden.

Dr. Mettanando Bhikku (Dr. Mano Laohavanich), Chulalongkorn Universität, Bangkok, Thailand

„Das Erste Konzil und die Unterdrückung des Bhikkuni Ordens“

Aus medizinischer Sicht starb Buddha durch eine Darmerkrankung. Mahakassappa übernahm danach die Führung und er war ein großer Rivale von Ananda. Mahakassappa stellte sich gegen die Nonnen, Ananda stand für sie ein. Obwohl Buddha gesagt hatte, dass Bhikkus, Bhikkunis, Upasakas und Upasikas zusammenkommen sollten um die Belehrungen zu etablieren, berief Mahakassappa das erste Konzil ein, das nur Bhikkus einschloss und kritisierte Ananda dort. Vielleicht waren Mahakassappa und die Bhikkus zu dieser Zeit eifersüchtig auf die Bhikkunis, die beliebter waren, mehr Belehrungen gaben und sich eher sozial engagierten als die Bhikkus. Ihre Anti-Frauen-Vorurteile wurden zu dieser Zeit durch die acht Garudhammas, die acht schweren Restriktionen, institutionalisiert. Wir müssen Vorurteile durchbrechen. Es gibt kein Anti-Frauen-Vorurteil im Jainismus und sie überlebten in Indien, während es im Buddhismus zu Vorurteilen kam und dieser nicht in Indien überlebte.

Damchö Diana Finnegan, Doktorandin, Universität Wisconsin, Madison, Wisconsin, USA

„Eine „fehlerfreie“ Ordination: Einige Geschichten über Nonnenordinationen in der Mulasarvastivada-Vinaya“

Tibeter studieren nur die Kommentare von Gunaprabha zum Vinaya, aber die aktuelle Mulasarvastivada-Vinaya zeigt auf, dass das Hauptanliegen von Buddhas Einführung der monastischen Gelübde in dem Umstand zu sehen ist, die gesellschaftliche Akzeptanz für seinen Orden gewinnen zu wollen. So befand Buddha zum Beispiel, dass die Ordination einer bestimmten Kurtisane fehlerfrei sein sollte, was bedeutet, dass sie hierzu die Unterstützung von König Bimbisara erhalten musste, was dann auch geschah. So änderte Buddha manchmal die Regeln und manchmal ließ er sogar einige wegfallen. Die untergeordnete Position von Frauen im monastischen Sangha wurde auch deshalb institutionalisiert, um die gesellschaftliche Unterstützung zu erreichen.

Prof. Dr. Florin Deleanu, Internationale Hochschule für weiterführende buddhistische Studien, Tokio, Japan

„Zwischen staatlicher Kontrolle und Vernachlässigung: Nonnen im späten und frühen mittelalterlichen Japan“

Die ersten japanischen Bhikshunis wurden in der Dharmaguptaka-Übertragungslinie in Korea Ende des 6. Jhs. u.Z. ordiniert. Nichtsdestoweniger schienen nachfolgende Nonnen in Japan nie dem präzisen Dharmaguptaka-Ordinationsritual zu folgen, trotz der Regierungskontrolle über die Anzahl der Ordinierten während der Nara Periode (710-794 u.Z.). Private Ordinationen waren außerordentlich üblich und wurden ohne irgendein Ritual ausgeführt, in denen Nonnen nur von einem Lehrer die zehn Regeln vom „Das Netz des Brahma-Sutra“ (Skt. Brahmajvala Sutra) empfingen und es kam auch zur Selbstordination, in denen die Nonnen hauptsächlich die Bodhisattva-Gelübde nahmen. Offizielle Unterstützung für Nonnen war während der Heian Periode (1091-1152 u.Z.) gering. Im frühen 13. Jahrhundert nahmen Kakujo und Eison die Selbstordination vor und erklärten sich selbst zu Bhikshus. Nachfolgend ordinierte Eison Frauen als Shramanerikas, Shikshamanas und Bhikshunis einzig und allein mit dem Beistand von zehn Bhikshus dieser Linie. Diese Praxis setzte sich in Japan bis ins frühe 18. Jahrhundert fort.

Dr. Ivette Maria Vargas-O‘Brian, Austin College, Austin, Texas, USA

„Sich der ordinierten Nonnen erinnern: Modell für moderne tibetische Gesellschaften“

Die indische oder kaschmirsche Gelongma Palmo des 11. Jahrhunderts und ihre Lebensgeschichte der Überwindung von Lepra und die Einführung des Fastenrituals (tib. smyung-gnas) ist für alle tibetischen Frauen eine große Inspiration.

Dr. Shobha Rani Dash, Otani Universität, Kyoto, Japan

„Fehlinterpretationen buddhistischer Texte und das Problem der Ordination von Frauen“

In der chinesischen Übersetzung des Lotus-Sutra (Skt. Saddharmapundarika Sutra) von Kumarajiva scheinen Passagen darüber, dass die weiblichen Körper verschmutzt seien, vom Übersetzer hinzugefügt worden zu sein und waren nicht im Sanskrit-Original vorhanden. Ursprünglich besagt der Text, dass Frauen noch nicht fähig seien, die fünf Ränge eines Brahma, eines Indra, eines Schützers der vier Himmelsrichtungen, eines Chakravartin-Universum- Herrschers oder eines Bodhisattvas, der nicht mehr zurückfällt, erreichen können. Kumarajiva übersetzte den Sanskrit-Ausdruck für „fünf Ränge“ in das Chinesische mit „die fünf Hindernisse“ und ließ „bis jetzt“ aus. Er fügte dann in den Text ein, dass der weibliche Körper verschmutzt ist, als Gefäß für den Dharma nicht passend sei und kam daher auf die Frage, wie jemand auf der Grundlage eines weiblichen Körpers Erleuchtung erlangen könnte? Diese Passage verstärkte die Geschlechter-Diskriminierung im japanischen Buddhismus. Dass Buddha Frauen in eine untergeordnete Position zu Männern setzte, geschah aber, um die Missbilligung der Gesellschaft zu vermeiden und nicht weil er Frauen für inhärent niedriger hielt, wie einige Übersetzer uns glauben machen wollen.

Abend-Diskussion, Tag eins

Wie Anwälte in einem Gerichtsfall argumentieren, ist es möglich, logische Argumente entweder für oder gegen einen der verschiedenen Wege zur Wiedereinführung der Mulasarvastivada-Bhikshuni-Ordination vorzubringen. Ausreichende Forschung wurde bereits geleistet und nun sollte eine Entscheidung fallen. Andernfalls wird die Forschungsperiode und rechtliche Vinaya-Debatte endlos weitergehen. Ob nun dem Einzel- oder Dualen-Sangha-Ordinations-Verfahren gefolgt wird, wichtig ist, dass die frisch ordinierten Bhikshunis Mulasarvastivada-Bhikshu-Ältere haben mit welchen sie die Mulasarvastvada-Bhikshuni-Vinaya studieren können. Das wird sie befähigen, die monastischen Studien so schnell wie möglich abzuschließen und den Geshema-Grad zu erhalten, gemäß des Wunsches Seiner Heiligkeit des Dalai Lama.

Wenn die Duale-Sangha-Ordination durch Einbinden von Bhikshunis der Dharmaguptaka-Ordination in die ordinierende Versammlung eingerichtet ist, die aber der tibetischen Tradition der Praxis folgen und ein ähnliches Studium wie die Mulasarvastivada-Bhikshus betreiben, wäre dies ein zusätzlicher Vorteil. In derselben Sangha-Gemeinschaft zu leben wie die Ordinations-Kandidatinnen würde solchen ordinierenden Bhikshunis ermöglichen, die Bereitschaft dieser Kandidatinnen zu beurteilen, und sie würden besser dazu fähig sein, als angehende persönliche Mentoren zu wirken.

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