Die immanente Freude des Geistes

Einführung

An diesem Wochenende wollen wir über das Glück sprechen und über die Rolle, die das Glücksgefühl in den Sutra- und Tantra-Praktiken des Buddhismus spielt. (Anm. d. Übersetzers: mit „Glück“ ist in diesem Text das Gefühl des Glücklichseins, Engl. happiness, gemeint und nicht „Glück“ im Sinne von „Glück gehabt“.) Es gibt natürlich viele verschiedene Möglichkeiten, wie man sich diesem Thema nähern kann. Für heute Abend allerdings möchte ich vorschlagen, dass wir darüber sprechen, wo das Glück seinen Platz auf dem buddhistischen Pfad hat und an welcher Stelle des Pfades wir mit Glück arbeiten. Da wir uns dem Thema von einem buddhistischen Standpunkt aus annähern, ist es meiner Meinung nach wichtig zu wissen, wo genau das Glück im Bezugssystem aller Unterweisungen einzuordnen ist. Morgen wollen wir uns dann speziell der Natur des Glücks zuwenden und verschiedene Möglichkeiten erörtern, wie wir das Glück stärken können, und wie wir es als Pfadgeist verwenden können, der uns zur Befreiung und Erleuchtung führt.

Ich schlage vor, über dieses Thema auf einem recht anspruchsvollen Niveau zu sprechen, weil ich denke, dass das Thema aus Respekt für die buddhistische Lehre eine solche Behandlung verdient. Wir wollen den Sachverhalt nicht trivialisieren und das Thema nicht zu einer Art von Seminar mit dem Titel: „Don’t worry; be happy“ („Mach’ dir keine Sorgen, sei einfach glücklich“) machen. Und obwohl einige die Differenziertheit der Ausführungen ein wenig zu schwierig finden mögen, so lassen Sie sich dadurch bitte nicht ihr Glück beinträchtigen! Ich denke, es kann uns auf der einen Seite ermutigen zu verstehen, wie ernsthaft das Thema Glück ist, und auf der andern Seite dazu führen, dass wir eine realistischen Haltung in Bezug auf dieses Thema entwickeln. Wenn wir uns mit dem Thema näher befassen, werden wir nicht mehr nur eine vage Vorstellung davon haben, was Glück eigentlich ist und wie es zu Stande kommt. Es ist nicht so, dass das Glück dadurch zu Stande kommt, dass wir einfach Glück gehabt haben, so als ob uns die Götter zulächeln würden und wird dadurch Glück erleben. Manchmal haben wir unbewusst solche Ideen, die noch ein Erbe des Denkens aus dem alten Rom darstellen. Anders gesagt, denken wir vielleicht, wenn die Gottheit Fortuna uns zulächelt, dass uns dann das Schicksal wohl gesonnen war. (Anm. des Übersetzers: Im englischen Original wird der Begriff „good fortune“ verwendet, der sich direkt vom Namen der Schicksalsgöttin Fortuna ableitet und soviel heißt wie: „glücklich sein“, „Glück gehabt“ oder „das Schicksal hat es gut mit einem gemeint“). So funktioniert das nicht.Wir wollen jetzt näher betrachten, welche Rolle Glück im Buddhismus spielt sowie die Bemühung, dieses Glück zu vermehren.

Top