Andere Sprache

Dignaga (tib. Phyogs-kyi glang-pa, Skt. Dignāga) wurde etwa 480 u. Z. in einer brahmanischen Familie in Simhavakta in Südindien geboren. Zunächst war er ein Mönch der Vatsiputriya (tib. gNas-ma bu, Skt. Vātsīputrīya) -Schule und studierte bei seinem Lehrer Nagadatta. Diese untergeordnete Sekte des Hinayana vertrat die Existenz eines unbeschreiblichen Selbst (tib. brjod-du med-pa’i bdag), welches weder als gleich noch verschieden von den fünf Aggregaten oder weder statisch noch nichtstatisch betrachtet werden kann. Als Nagadatta ihm auftrug, nach so einem Selbst in seinem eigenen Körper zu suchen, saß Dignaga den ganzen Tag nackt und von Lampen umgeben in seinem Zimmer. Als sein Lehrer davon hörte und Dignaga ihm erklärte, dass er nach dem Selbst suchte, jedoch nichts finden konnte, empfand Nagadatta dies als indirekte Kritik und Verspottung der Vatsiputriya-Doktrin und bat ihn zu gehen. 

Dignaga begab sich daraufhin, zusammen mit dem großen buddhistischen Gelehrten Vasubandhu (tib. dByigs-gnyen, Skt. Vasubandhu) nach Nalanda, um dort zu studieren. Vasubandhu unterwies ihn in den Lehren des Vaibhashika, Sautrantika und Chittamatra (Nur-Geist). Dignaga war vor allem ein Meister in Logik und Erkenntnistheorie und irgendwann war er bekannt als einer von Vasubandhus vier großen Schülern und galt als eines der „Sechs Ornamente des südlichen Kontinents“ (tib. ‘Dzam-gling rgyan-drug) – Nagarjuna, Aryadeva, Asanga, Vasubandhu, Dignaga und Dharmakirti – die sechs großen Kommentatoren der Lehren Buddhas. Besonders glänzte er im Debattieren und ist bekannt für seinen Sieg über den Brahmanen Sudurdjaya im Kloster von Nalanda.

Dignaga verfasste zahlreiche wichtige Schriften, wie:

  • „Kommentar zu (Vasubandhu’s) ‚Schatzhaus spezieller Themen des Wissens‘: Eine Lampe für die Kernpunkte“ (tib. Chos mngon-pa’i mdzod-kyi ‘grel-ba gnad-kyi sgron-me; Skt. Abhidharmakośavṛtti-marmapradīpa
  • „Ein Kompendium in Versform des ‚Edlen (Sutras des) weitreichenden unterscheidenden Gewahrseins (Prajnaparamita)‘“ (tib. 'Phags-pa shes-rab-kyi pha-rol-tu phyin-ma bsdus pa'i tshig-le'ur bya-ba, Skt. Ārya-prajñāpāramitā-saṃgraha-kārikā)
  • „Ein Kompendium gültiger Arten des wahrnehmenden Geists“ (tib. Tshad-ma kun-btus, Skt. Pramāṇasamuccaya)
  • „(Selbst-) Kommentar zu ‚Ein Kompendium gültiger Arten des wahrnehmenden Geists‘“ (tib. Tshad-ma kun-btus-pa'i 'grel-ba, Skt. Pramāṇasamuccaya-vṛtti). 

Von diesen Werken wurde sein „Kompendium gültiger Arten des wahrnehmenden Geists“, der aus der Sichtweise des Sautrantika-Lehrsystems verfasst wurde, die Grundlage für buddhistische Logik und Erkenntnistheorie. Diesen Text schrieb er, während er in einer Höhle lebte. Als er einmal seine Höhle verlassen musste, um Almosen zu sammeln, merkte er bei seiner Rückkehr, dass jemand alles, was er niedergeschrieben hatte, ausgewischt hatte. Er musste also wieder von vorn beginnen und das passierte auch noch ein zweites Mal. Er lies sich jedoch nicht entmutigen und schrieb den Text erneut. Dieses Mal hinterließ er eine Notiz, auf der stand, dass es nicht richtig sei, es nur aus Spaß auszuwischen. Falls es jedoch streitige Punkte gäbe, sollte derjenige kommen und sich ihm persönlich stellen. 

Tatsächlich tauchte daraufhin der nichtbuddhistische Brahmane Kṛṣṇa auf, um Dignaga entgegenzutreten. Sie debattierten und Dignaga besiegte ihn in jedem der wichtigen Punkte. Dann sagte er ihm, dass er nun die buddhistische Position akzeptieren müsse. Daraufhin wurde Kṛṣṇa so zornig, dass er seine besonderen Kräfte nutzte und alle Habseligkeiten Dignagas verbrannte. Verbittert, dass er nicht einmal dieser einen Person helfen konnte, was zu sprechen von allen Wesen, nahm Dignaga seine Schiefertafel, warf sie in die Luft und gelobte Bodhichitta aufzugeben, sollte sie zu Boden fallen. Doch dann erschien Manjushri plötzlich und fing die Schiefertafel. Er ermahnte Dignaga, niemals Bodhichitta aufzugeben und sagte voraus, dass seine Schrift einmal für die Wesen in der Zukunft von großem Nutzen sein würde. Auf diese Weise beendete Dignaga schließlich sein Werk, in dem er die buddhistische Logik in eine vollständige und systematische Wissenschaft formulierte, was eine bedeutende Auswirkung auf das zukünftige buddhistische Gedankengut hatte. 

Ein weiterer Text zur Logik, „Sich in Logik üben“ (Skt. Nyāyapraveśa), der aus dem Chinesischen ins Tibetische unter dem Titel: „Sich in Logik üben: Eine Abhandlung der gültigen Wahrnehmung“ (tib. Tshad-ma’i bstan-bcos rigs-pa-la ‘jug-pa) übersetzt und Dignaga zugeschrieben wurde, stammte jedoch tatsächlich von dem nichtbuddhistischen Nyaya-Logiker des 7. Jahrhunderts Shankarasvamin (Skt. Śaṅkarasvāmin). 

Dignaga starb etwa im Jahre 540 u. Z.

Top