Definitionen
Befleckte Phänomene können unterteilt werden in destruktive (tib. mi-dge-ba, Skt. akushala, nicht-tugendhaft), konstruktive (tib. dge-ba, Skt. kushala, tugendhaft) oder unspezifische (tib. lung ma-bstan, Skt. avyakrta, Pali avyakata; neutral).
Gemäß Vasubandhus Vaibhashika-Text Ein Schatzhaus spezieller Themen des Wissens (tib. Chos mngon-pa'i mdzod, Skt. Abhidharmakosha) sind destruktive Phänomene jene, die zu etwas heranreifen, das schädlich ist, konstruktive hingegen zu etwas, das nicht schädlich ist. In seinem Chittamatra-Werk Eine Anthologie spezieller Themen des Wissens (tib. Chos mngon-pa kun-las btus-pa, Skt. Abhidharmasamuccaya) ersetzt Asanga „Leiden“ mit „Schaden“ und „Glück“ mit „Nicht-Schaden“.
Bevor wir die Grenzen dessen erkunden, was destruktiv ist, müssen wir festsetzen, wie weit unsere Untersuchung reichen soll. Alle buddhistischen Systeme vertreten, dass es drei Existenzebenen gibt (tib. khams-gsum, Skt. Tridhatu; drei Bereiche): die Ebene der Sinnesbegierden (tib. 'dod-khams, Skt. Kamadhatu; Begierdebereich), die der ätherischen Formen (tib. gzugs-khams, Skt. Rupadhatu; Formbereich) und die der formlosen Wesen (tib. gzugs-med khams, Skt. Arupadhatu; formloser Bereich). Die Eigenschaften der letzteren beiden unterscheiden sich bedeutend von jenen der ersteren. Um der Einfachheit willen werden wir unsere Diskussion auf die Ebene der Sinnesbegierden beschränken, d. h. auf die Ebene, auf der wir Menschen leben.
Destruktive Phänomene gemäß Vasubandhu
Auf der Ebene der Sinnesbegierden gibt es gemäß Vasubandhu vier Arten von destruktiven Phänomenen:
1. Phänomene, die in ihrer essentiellen Natur destruktiv sind (tib. ngo-bo-nyid-kyis mi-dge-ba, natürlich destruktive Phänomene). Bestimmte Geisteszustände sind von Natur aus destruktiv, nämlich die drei giftigen Geisteshaltungen der Anhaftung (tib. 'dod-chags, Skt. raga), Feindseligkeit (tib. zhe-sdang, Skt. dvesha) und Naivität (tib. gti-mug, Skt. Moha; Engstirnigkeit), die auch als die drei Wurzeln der Destruktivität bezeichnet werden. Ihrer Natur nach destruktiv, sind ferner: ein Geisteszustand, in dem man kein Gefühl für Werte besitzt (tib. ngo-tsha med-pa, Skt. ahrikya; Wertemangel) und Skrupellosigkeit (tib. khrel med-pa, Skt. anapatrapya).
2. Phänomene, die durch ihren motivierenden emotionalen oder geistigen Zustand destruktiv sind (tib. kun-slong-gis mi-dge-ba). Dies bezieht sich auf Handlungen, die von einem der natürlich destruktiven Geisteszustände motiviert sind.
3. Phänomene, die aufgrund ihrer Kongruenz destruktiv sind (tib. mtshungs-ldan-gyis mi-dge-ba). Das Primärbewusstsein und andere Geistesfaktoren, die mit den fünf natürlich destruktiven Zuständen übereinstimmen, sind auch destruktiv. Kongruent (übereinstimmend, deckungsgleich) bedeutet, dass Primärbewusstsein und Geistesfaktor fünf Dinge miteinander gemeinsam haben; sie sind beispielsweise auf dasselbe Konzentrationsobjekt ausgerichtet. Da Hochmut, Eifersucht und alle anderen störenden Emotionen und Geisteshaltungen – außer einer verblendeten Sicht gegenüber einem vergänglichen Netzwerk (tib. 'jig-tshogs-la lta-ba, 'jig-lta, Skt. satkayadrshti) und einer extremen Sichtweise (tib. mthar-'dzin-pa'i lta-ba, Skt. antagrahadrshti), die unten erklärt werden – immer kongruent mit den Geistesfaktoren Wertemangel und Skrupellosigkeit auftreten, sind sie immer destruktiv.
4. Tiefste destruktive Phänomene (tib. don-dam-pa'i mi-dge-ba). Sich unkontrollierbar wiederholende Situationen von Wiedergeburten (Samsara) werden das tiefste destruktive Phänomen genannt, obwohl sich daraus nicht schließen lässt, dass alles am Samsara destruktiv ist.
Asangas Präsentation der destruktiven Phänomene
Asanga führt Vasubandhus Präsentation weiter aus und stellt zwölf Kategorien von destruktiven Phänomenen auf. Laut Die Essenz eines Ozeans spezieller Themen des Wissens, ein ausgezeichnete Erklärung (tib. Legs-par bshad-pa chos mngon rgya-mtsho'i snying-po), dem vom tibetischen Gelug-Meister Gyaltsabje (tib. rGyal-tshab rje Dar-ma rin-chen) geschriebenen Kommentar zu Asangas Text, werden die zwölf unterteilt in destruktive Phänomene, die gelegentlich auftreten (tib. gnas-skabs-can-gyi mi-dge-ba), und destruktive Phänomene, die gemäß der Gelegenheit kategorisiert werden, bei der sie auftreten (tib. de'i gnas-skabs-kyi mi-dge-ba).
Destruktive Phänomene, die bei Gelegenheiten auftreten, beinhalten vier definierende destruktive Phänomene (tib. mtshan-nyid-pa'i mi-dge-ba) und ein destruktives Phänomen, das lediglich als destruktiv bezeichnet wird (tib. brtags-pa-pa'i mi-dge-ba). Die vier definierenden destruktiven Phänomene sind:
1. Phänomene, die ihrer essentiellen Natur nach destruktiv sind (tib. ngo-bo-nyid-kyis mi-dge-ba) – die sechs grundlegenden störenden Emotionen und Geisteshaltungen, außer denen, die unspezifisch sind (wie unten erklärt wird), sowie die zwanzig zweitrangigen störenden Emotionen und Geisteshaltungen.
2. Phänomene, die in Verbindung destruktiv sind (tib. 'brel-bas mi-dge-ba) – das Primärbewusstsein und andere Geistesfaktoren, die gleichzeitig mit den natürlich destruktiven Emotionen und Geisteshaltungen auftreten.
3. Phänomene, die destruktiv sind, weil sie Folgeerscheinungen sind (tib. rjes-su 'brel-bas mi-dge-ba) – die karmischen Gewohnheiten (tib. bag-chags) destruktiver Handlungen. In diesem Kontext beziehen sich karmische Gewohnheiten nur auf das negative karmische Potential von destruktiven Handlungen – nämlich ihre negative karmische Kraft (tib. sdig-pa), die die essentielle Natur einer karmischen Tendenz angenommen hat (tib. sa-bon-gyi ngo-bor gyur-ba).
4. Phänomene, die durch ihre motivierende Emotion oder ihren motivierenden Geisteszustand destruktiv sind (tib. kun-slong-bas mi-dge-ba) – Handlungen, die von natürlich destruktiven Emotionen und Geisteshaltungen motiviert sind.
Die destruktiven Phänomene, die gelegentlich auftreten und nur als destruktiv bezeichnet werden, sind:
5. Tiefste destruktive Phänomene (tib. don-dam-pas mi-dge-ba) – alle Phänomene von Samsara. Diese werden lediglich als destruktiv bezeichnet, sind jedoch nicht per Definition destruktiv, da sie nicht alle zu einer Erfahrung vom Leid des Schmerzes heranreifen.
Destruktive Phänomene, die gemäß der Gelegenheit, bei der sie auftreten, kategorisiert werden, beinhalten auch definierte Phänomene und Phänomene, die lediglich als destruktiv bezeichnet werden. Die definierten destruktiven Phänomene enthalten auch zwei, die gemäß spezifischer Merkmale (tib. dbye-ba), und zwei, die gemäß der Handlungen (tib. byed-pa) kategorisiert werden. Die zwei, die gemäß spezifischer Merkmale kategorisiert werden, sind:
6. Destruktive Phänomene, die man durch Geburt erworben hat (tib. skye-ba thob-pas mi-dge-ba) – wenn man in früheren Leben sehr vertraut mit destruktiven Handlungen, wie zum Beispiel dem Töten, war, entsteht, sobald man einen Körper mit einer Neigung zu destruktiven Phänomenen erlangt hat, destruktives Verhalten wie Töten einfach aus der Kraft dieser früheren engen Bindung (tib. dam-tshig) und Vertrautheit mit Negativem.
7. Destruktive Phänomene, (gewonnen) durch Verbindung (tib. sbyor-bas mi-dge-ba) – destruktive Handlungen, die man durch eigene Anstrengungen – unterstützt durch negative Umstände – in diesem Leben selbst hervorgebracht hat, ohne dabei mit diesen Handlungen bereits aus vorherigen Leben vertraut gewesen zu sein. Diese destruktiven Phänomene können durch Einfluss von irreführenden Freunden und Lehrern irreführenden Lehren und durch unrichtige Überlegungen (tib. tshul-min yid-la byed-pa) hervorgebracht werden, , mit denen man diese irreführenden Lehren als korrekt versteht.
Die drei, die anhand ihrer Handlung kategorisiert werden, sind:
8. Phänomene, die destruktiv sind, indem man etwas vor sich aufbaut (tib. mdun-du byas-pas mi-dge-ba) – dies bezieht sich darauf, dass man vor sich ein ideologisches Verehrungssymbol aufstellt, wie beispielsweise das Abbild einer weltlichen Gottheit, oder dass man sich vor ein solches Symbol begibt, das andere bereits aufgestellt haben. Oder man wird von Lehren, die Gewalt oder andere entstellte Sichtweisen unterstützen, zu Handlungen getrieben, wie zum Beispiel dem Bau von , Opferaltären und dem Darbringen von Blutopfern, was wiederum viele andere Menschen zum Töten ermutigt. Diese Phänomen umfasst auch das Erbauen von militärischen Stützpunkten, welche die Umstände dafür schaffen, dass viele Menschen destruktive Handlungen ausführen können. Mit eingeschlossen ist auch das Aufbauen von falsch geeichten Gemüsewaagen, um andere Menschen zu betrügen.
9. Phänomene, die dadurch destruktiv sind, dass sie Leid zufügen (tib. gnod-par byed-pas mi-dge-ba) – anderen gegenüber mit Körper, Sprache oder Geist in einer verdrehten, pervertierten Weise handeln (tib. log-par byed-pa, eine Missetat, Untat oder ein Verbrechen begehen, Fehlverhalten). Zu solchen Untaten mit Körper, Rede und Geist zählen Taten, wie andere zu schlagen, andere zu beschimpfen oder darüber nachzudenken, wie man andere Lebewesen verletzen kann. Diese Untaten reifen zu unerwünschten Resultaten heran, und zwar einfach durch die Kraft dessen, dass diese destruktiven Handlungen anderen Lebewesen Leid zufügen.
10. Phänomene, die dadurch destruktiv sind, dass sie (für eine künftige Wiedergeburt) sorgen (tib. yongs-su 'dzin -pas mi-dge-ba) – Handlungen, die einen in das unerwünschte Resultat eines schlechteren Wiedergeburtszustands werfen oder die die unerwünschten Umstände für eine solche Wiedergeburt vollständig machen, sowie jene Handlungen, die eine bessere Wiedergeburt mit unerwünschten Umständen vervollständigen.
Es gibt zwei Arten von destruktiven Phänomenen, von denen nur gesagt wird, dass sie gemäß der Gelegenheit kategorisiert werden, bei der sie auftreten. Da sie Dinge enthalten, die auch in anderen Kategorien von destruktiven Phänomenen enthalten sind, handelt es sich nicht wirklich um separate Kategorien.
11. Phänomene, die dadurch destruktiv sind, dass sie disharmonisch sind (tib. mi-mthun-pa'i phyogs-kyis mi-dge-ba) – jedes definierte oder einfach nur bezeichnete destruktive Phänomen, wenn es die Entwicklung eines unbefleckten Pfadgeistes behindert, zum Beispiel wenn man eine verzerrte Sichtweise (tib. log-lta, falsche Sicht, falsche Ansicht) einnimmt.
12. Phänomene, die dadurch destruktiv sind, dass sie unterbrechen (tib. bar-du gcod-pas mi-dge-ba) – jedes definierte oder einfach nur bezeichnete Phänomen, wenn es die Entwicklung von konstruktiven Phänomenen unterbricht oder behindert, zum Beispiel das Einnehmen einer falschen Sichtweise.
Der bedeutsamste Punkt, den Asanga in Ergänzung zu Vasubandhus Darstellung macht, ist, dass bestimmte Handlungen unabhängig von der Emotion oder Geisteshaltung, durch die sie motiviert sind, destruktiv sind. Derartige Handlungen sind entweder allein kraft dessen destruktiv, dass sie die Umstände für das Entstehen von negativem Verhalten in anderen schaffen, wie beispielsweise der Aufbau eines militärischen Stützpunkts oder die Herstellung von Waffen, oder lediglich dadurch, dass sie anderen Leid zufügen, selbst wenn es unabsichtlich ist.
Darüber hinaus gibt es viele Variablen, die uns veranlassen können, negativ zu handeln, nicht nur Emotionen und Geisteshaltungen, die natürlicherweise destruktiv sind. So kann zum Beispiel allein durch die Kraft der Vertrautheit aus vergangenen Leben der Drang entstehen, destruktiv zu handeln, zum Beispiel wenn ein Kind instinktiv Insekten quält und tötet. Ein derartiger Drang kann selbst ohne große Vertrautheit mit einem derartigen Verhalten in vergangenen Leben entstehen. Zum Beispiel kann der Drang, Angehörige einer Minderheit zu foltern und zu töten, dadurch entstehen, dass man in diesem Leben irreführenden Demagogen und Doktrinen begegnet ist und zum Beispiel in eine gewalttätige, aufgebrachte Menge geraten ist. Darüber hinaus werden destruktive Handlungen, wie jemanden umzubringen, noch destruktiver, wenn man sie vor einem Symbol einer Ideologie verübt, die blutige Opfer oder die Auslöschung einer Minderheitengruppe verlangt.
Konstruktive Phänomene gemäß Vasubandhu
Vasubandhu spricht von vier spezifischen Arten von konstruktiven Phänomenen:
1. Natürlich konstruktive Phänomene (tib. ngo-bo-nyid-kyi dge-ba). Die drei Wurzeln von Konstruktivität: Nichtanhaftung (tib. ma-chags-pa, Skt. alobha), fehlende Feindseligkeit (tib. zhe-sdang med-pa, Skt. advesha, Gelassenheit) und fehlende Naivität (tib. gti-mug med-pa, Skt. amoha) sowie der Besitz von Wertvorstellungen (tib. ngo-tsha shes-pa, Skt. hri) und Skrupeln (tib. khrel yod-pa, Skt apatrapya) sind natürlicherweise konstruktiv.
2. Phänomene, die durch ihren emotionalen oder geistigen Zustand, der sie motiviert, konstruktiv sind (tib. kun-slong-gi dge-ba). Dies bezieht sich auf Handlungen, die von einer dieser fünf natürlicherweise konstruktiven Emotionen und Geisteshaltungen motiviert sind.
3. Kongruente konstruktive Phänomene (tib. mtshungs-ldan-gyi dge-ba; übereinstimmende konstruktive Phänomene). Die geistigen Faktoren und das Primärbewusstsein, die gleichzeitig mit konstruktiven Phänomenen auftreten, sind auch konstruktiv. Nutzbringende Geisteshaltungen wie heitere Gelassenheit (tib. btang-snyoms, Skt. upeksha), Fürsorge (tib. bag-yod, Skt. apramada) und so weiter werden immer von den fünf natürlicherweise konstruktiven Geistesfaktoren begleitet und sind daher immer selbst konstruktiv.
4. Tiefste konstruktive Phänomene (tib. don-dam-pa'i dge-ba). Der Zustand jenseits von Leid (Nirvana, Befreiung) wird als das letztendliche konstruktive Phänomen bezeichnet, obgleich es sich nicht innerhalb des Bereichs dessen befindet, was konstruktiv ist, weil es sich hierbei um ein statisches Phänomen handelt.
Asangas Präsentation der konstruktiven Phänomene
Asanga erweitert Vasubandhus Darstellung and führt dreizehn Kategorien von konstruktiven Phänomenen auf. Gemäß Gyeltsabjes Kommentar lassen sich diese unterteilen in konstruktive Phänomene, die gelegentlich auftreten (tib. gnas-skabs-can-gyi dge-ba), und konstruktive Phänomene, die gemäß der Gelegenheit kategorisiert werden, bei der sie auftreten (tib. de'i gnas-skabs-kyi dge-ba).
Zu den konstruktiven Phänomenen, die gelegentlich auftreten, gehören vier Arten von beeinflussten Phänomenen (tib. 'dus-byas, zusammengesetzte Phänomene) und ein unbeeinflusstes Phänomen (tib. 'dus ma-byas, nicht-zusammengesetzte Phänomene). Die vier Arten von beeinflussten konstruktiven Phänomenen, die gelegentlich auftreten, sind:
1. Phänomene, die ihrer essentiellen Natur nach konstruktiv sind (tib. ngo-bo-nyid-kyis dge-ba) – die elf konstruktiven Geistesfaktoren, wie der Glaube an Tatsachen (tib. dad-pa) und so weiter.
2. Phänomene, die in Verbindung konstruktiv sind (tib. 'brel-bas dge-ba) – das Primärbewusstsein und andere Geistesfaktoren, die kongruent mit den natürlich konstruktiven Geistesfaktoren auftreten.
3. Phänomene, die als Folgeerscheinung konstruktiv sind (tib. rjes-su 'brel-bas dge-ba) – die karmischen Gewohnheiten konstruktiver Handlungen, das heißt ihre positive karmische Kraft (tib. bsod-nams, Verdienst), die zur essentiellen Natur einer karmischen Tendenz geworden ist.
4. Phänomene, die durch ihre sie motivierende Emotionen oder Geisteszustände konstruktiv sind (tib. kun-slong-bas dge-ba) – Handlungen, die von einem der elf konstruktiven Geistesfaktoren motiviert sind.
Die unbeeinflussten konstruktiven Phänomene, die gelegentlich auftreten, sind:
5. Tiefste konstruktive Phänomene (tib. don-dam-pas dge-ba) – Leerheit.
Konstruktive Phänomene, die gemäß der Gelegenheit kategorisiert werden, bei der sie erscheinen, werden unterteilt in beeinflusste Phänomene, unbeeinflusste Phänomene und beeinflusste Phänomene, die man dadurch erlangt, das man sich auf sie stützt (tib. de-la brten-nas thob-pa'i 'dus-byas). Die konstruktiven Phänomene, die gemäß der Gelegenheit kategorisiert werden, bei der sie erscheinen, beinhalten zwei, die gemäß spezifischer Unterscheidungsmerkmale (tib. dbye-ba) und vier, die gemäß der Handlung (tib. byed-pa) kategorisiert werden. Die zwei, die gemäß spezifischer Unterscheidungsmerkmale kategorisiert werden, sind:
6. Konstruktive Phänomene, erlangt durch Geburt (tib. skye-ba thob-pas dge-ba) – wenn man sich in früheren Leben mit konstruktiven Phänomenen, wie zum Beispiel dem Glauben an den Dharma, äußerst vertraut gemacht hat, entstehen, wenn man einen typischen menschlichen Körper erlangt hat, allein aus der Kraft dieser früheren engen Verbundenheit und Vertrautheit konstruktive Phänomene, ohne dass man ein analytisches Gewahrsein ihrer individuellen Merkmale besitzen muss.
7. Konstruktive Phänomene, (die) durch Verbindung (gewonnen werden) (tib. sbyor-bas dge-ba) – konstruktive Phänomene, wie der Wunsch, Buddhaschaft zu erlangen, die zwar nicht durch Vertrautheit aus früheren Leben erzeugt sind,sondern – unterstützt von förderlichen Umständen – durch Bemühung in diesem Leben erzeugt werden. Diese Umstände sind: sich auf einen korrekten spirituellen Mentor zu verlassen, seinen oder ihren Lehren zuzuhören, korrekte Betrachtung (tib. tshul-bzhin yid-la byed-pa) dieser Lehren und das Praktizieren von Methoden, die für die Erfüllung eines derartigen Wunsches, Buddhaschaft zu erlangen, förderlich sind.
Die vier, die gemäß ihrer Handlung kategorisiert werden, sind:
8. Phänomene, die konstruktiv sind, indem man etwas vor sich aufbaut (tib. mdun-du byas-pas dge-ba) – das Aufstellen eines Symbols der Verehrung vor einem selbst, zum Beispiel einer Statue oder eines Gemäldes eines Buddha, einer Stupa, eines Dharma-Textes und so weiter, oder das Aufsuchen eines solchen Symbols oder einer tatsächlichen Emanation eines Buddha, sowie Handlungen wie das Darbringen von Ehrerweisungen und Gaben. Dazu gehören auch die Herstellung neuer Gemälde und Statuen eines Buddha, der Bau von Stupas, sowie das Schreiben und Drucken von Dharma-Texten.
9. Phänomene, die konstruktiv sind, weil sie hilfreich sind (tib. phan-'dogs-pas dge-ba) – Handlungen, die anderen von besonderem Nutzen sind. Man kann seinen Schülern beispielsweise durch die vier Arten, wie man andere um sich versammelt (tib. bsdu-ba rnam-pa bzhi) von Nutzen sein. Diese vier sind : a) großzügig sein, b) auf eine leicht verständliche, angenehme Weise über den Dharma zu sprechen, c) sinnvoll zu handeln, um dadurch die spirituelle Praxis bei anderen zu ermutigen, und d) sich auf eine Weise verhalten, die mit dem, was wir lehren, im Einklang ist.
10. Phänomene, die konstruktiv sind, weil sie (für eine zukünftige Wiedergeburt) sorgen (tib. yongs-su 'dzin -pas dge-ba) – Handlungen, wie großzügig zu sein oder ethische Selbstdisziplin einzuhalten, die uns ermöglichen, den Körper oder die materiellen Merkmale eines höheren Wiedergeburtsstatus (tib. mtho-ris) zu erlangen oder die definitive Gutheit (tib. nges-legs) der Befreiung oder Erleuchtung zu erlangen.
11. Phänomene, die konstruktiv sind, weil sie Gegenmittel sind (tib. gnyen-pos dge-ba) – Geisteszustände, die disharmonischen Faktoren direkt entgegenwirken (tib. dngos-gnyen) oder die Geisteszustände sind, die von derartigen Faktoren befreit sind (tib. rnam-par 'byin-pa). Die Geisteszustände, die direkt entgegenwirken, werden „Gegenmittel-Pfadgeist-Arten“ (tib. gnyen-po'i lam; Gegenmittel-Pfade, gegnerische Arten von Pfadgeist) genannt und als Zustände definiert, die die Nachteile von etwas erkennen und ihnen mit etwas anderem entgegentreten. Gegenmittel-Arten von Pfadgeist beinhalten a) überwältigende Gegenmittel (tib. rnam-par gnon-pa gnyen-po), wie die Ausrichtung auf Hässlichkeit, um Anhaftung zu überwältigen b) Abstand schaffende Gegenmittel (tib. thag-srid-pa gnyen-po), wie die höheren Zustände geistiger Stabilität (tib. bsam-gtan, Skt. dhyana), von denen einige den Geist von befleckten Gefühlen trennen, und c) trennende Gegenmittel (tib. bral-ba gnyen-po), wie die nichtkonzeptuelle Wahrnehmung des Fehlens der wahren Identität einer Person, die den Geist vollständig von Anhaftung trennt.
Die nicht-beeinflussten konstruktiven Phänomene, die gemäß der Gelegenheit kategorisiert werden, bei der sie auftreten, sind:
12. Phänomene, die konstruktiv sind, weil sie (dem Geist) Frieden verschaffen (tib. nye-bar zhi-bas dge-ba) – wahre Beendigungen (tib. 'gog-bden, wahres Aufhören), also das Nirvana der Hinayana-Arhats mit Überresten (tib. lhag-bcas-kyi mya-ngan-'das) von befleckten Aggregaten, das Nirvana der Hinayana-Arhats ohne Überreste (tib. lhag-med-kyi mya-ngan-'das) und das nichtverweilende Nirvana (tib. mi-gnas-pa'i mya-ngan-'das) eines Buddha, das weder im Extrem des zwanghaften Samsara noch dem Extrem des apathischen Nirvana verweilt. Diese werden lediglich als „konstruktiv“ bezeichnet, sind jedoch nicht per Definition konstruktive Phänomene, da sie unbefleckt und statisch sind.
Die konstruktiven Phänomene, die gemäß der Gelegenheit kategorisiert werden, bei der sie auftreten, und die beeinflusste Phänomene sind, die man dadurch erlangt, dass man sich auf Phänomene stützt, die konstruktiv sind, weil sie einem Frieden verschaffen, sind:
13. Phänomene, die konstruktiv sind, weil sie ihren Ursachen ähneln (tib. rgyu-mthun-pas dge-ba) – die gewöhnlichen guten Eigenschaften (tib. 'jig-rten-pa'i yon-tan, weltliche gute Qualitäten), wie außersinnliches Gewahrsein (tib. mngon-shes, fortgeschrittenes Gewahrsein), und die außergewöhnlichen guten Eigenschaften (tib. 'jig-rten-las 'das-pa'i yon-tan, überweltliche gute Qualitäten) der Buddhaschaft.
Daher vertritt Asanga, wie im Falle seiner Präsentation der zwölf Arten von destruktiven Phänomenen, dass es viele Variablen gibt, die uns veranlassen können, konstruktiv zu handeln, nicht nur die natürlich konstruktiven Emotionen und Geisteshaltungen. Zum Beispiel kann allein dadurch, dass man in einem früheren Leben eine enge Verbindung mit dem Dharma hatte, in einem jungen Menschen zuversichtliches Vertrauen entstehen, ohne dass dieser junge Mensch die Lehren des Buddha in diesem Leben einer analytischen Untersuchung unterzogen hat.
Einige karmische Phänomene entstehen, ohne dass es ein vorausgegangenes karmisches Potential für diese Phänomen gibt. Wenn jemand zum Beispiel zum ersten Mal die Bodhichitta-Ausrichtung entwickelt, Erleuchtung zum Wohle aller Lebewesen zu erlangen, hat diese Person keine vorausgegangenen karmischen Potentiale aus der Entwicklung von Bodhichitta in einem früheren Leben. Die erste Entwicklung von Bodhichitta entsteht aus dem positiven Einfluss qualifizierter spiritueller Lehrer, dem Hören der Lehren über Bodhichitta, dem korrekten Nachdenken darüber, und der Meditation über sie. Diese müssen natürlich durch ein starkes Netzwerk positiver Kräfte ergänzt werden, das aus anderem konstruktiven Verhalten in diesem und vergangenen Leben aufgebaut wurde.
Asanga vertritt auch, dass einige Handlungen dadurch konstruktiv sind, dass sie von besonderer Hilfe für andere sind. Er spricht hier spezifisch von der Hilfe für Schüler durch die vier Arten, um andere um sich zu versammeln (tib. bsdu-ba rnam-pa bzhi): großzügig sein, über den Dharma auf eine leicht verständliche, angenehme Weise zu sprechen, bedeutungsvoll zu handeln, um spirituelle Praxis zu fördern, und sich auf eine Weise verhalten, die sich mit dem, was wir lehren, im Einklang befindet. Da ein Verhalten, das mit dem Dharma im Einklang ist, ausschließt, dass man Schüler aus einem negativen Grund um sich versammelt, zum Beispiel um sie aus finanziellen Gründen, aus Machtbestreben oder um der sexuelle Gefälligkeiten wegen auszubeuten, sowie aus unspezifischen Gründen, zum Beispiel, um sich einfach den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, können diese Handlungen, die von besonderer Hilfe sind, ausschließlich konstruktiv sein.
Handlungen, die anderen lediglich von gewöhnlicher Hilfe sind, wie die Zubereitung von Essen für andere, sind nicht unbedingt konstruktiv, da sie von einem unspezifischen Geisteszustand motiviert sein können, wie der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, indem man als Koch in einem Restaurant arbeitet, oder von einer destruktiven Emotion, wie Wut, wenn man zum Beispiel vergiftetes Essen zubereitet, um jemanden umzubringen.
Darüber hinaus sind einige Handlungen konstruktiv kraft dessen, dass sie Umstände für andere schaffen, um konstruktive Geisteszustände oder konstruktives Verhalten zu entwickeln, wie die Herstellung von Dharma-Büchern oder Buddha-Statuen und der Bau von Stupas. Doch diese sind nur konstruktiv, wenn sie von einer konstruktiven Emotion oder Geisteshaltung begleitet werden.
Unspezifische Phänomene gemäß Vasubandhu
Es gibt zwei Arten von unspezifischen Phänomenen: behindernde unspezifische Phänomene (tib. bsgribs-pa'i lung ma-bstan, Skt. nivrta-avyakrta) und nichtbehindernde unspezifische Phänomene (tib. ma-bsgribs-pa'i lung ma-bstan, Skt. anivrta-avyakrta). Erstere verhindern Befreiung, letztere hingegen nicht.
Wie im Falle der destruktiven und konstruktiven Phänomene, spricht Vasubandhu von vier Arten von nichtspezifischen Phänomenen:
1. Natürlicherweise unspezifische Phänomene (tib. ngo-bo-nyid-kyi lung-ma-bstan) können entweder behindernd oder nichtbehindernd sein.
- Behindernde unspezifische Phänomene beinhalten die störenden Geisteshaltungen, die nicht unbedingt von Natur aus oder durch Übereinstimmung destruktiv sind, sondern destruktive, konstruktive oder unspezifische Geisteszustände und Handlungen begleiten. Sie beinhalten eine verblendete Auffassung in Bezug auf ein vergängliches Netzwerk (tib. 'jig-lta, Skt. satkayadrshti) und eine extreme Auffassung (tib. mthar-'dzin-pa'i lta-ba, Skt. antagrahadrshti). Erstere ist der störende Geistesfaktor, der auf ein vergängliches Netzwerk der fünf befleckten Aggregatfaktoren unserer Erfahrung (befleckte Aggregate) gerichtet ist, zum Beispiel auf unseren Körper oder einen unserer Geisteszustände, und diese entweder als a) „Ich“ als eine unabhängige, unveränderliche, monolithische Entität betrachtet oder als b) „meins“, d. h. als den Besitz einer solchen Entität. Eine extreme Auffassung ist die auf ersterem beruhende störende Geisteshaltung, die dieses vorübergehende Netzwerk der Aggregate als entweder statisch und ewig andauernd betrachtet oder als etwas, das keine zukünftigen Leben mit sich bringt und daher die Gesetze von auf Verhalten basierender Ursache und Wirkung verleugnet. Zum Beispiel ist die verblendete Auffassung, die unsere schlechte Laune als unsere dauerhafte wahre Identität betrachtet, destruktiv, und daher von Wertemangel und oder Skrupellosigkeit begleitet, wohingegen jene Auffassungen, die auf ähnliche Weise unsere Großzügigkeit oder unsere Kochkünste – ohne Anhaftung oder Stolz – als unsere wahre Identität betrachten, konstruktiv beziehungsweise unspezifisch sind und nicht von Wertemangel und Skrupellosigkeit begleitet werden. Alle drei Sichtweisen sind jedoch störende Geisteshaltungen, die Befreiung verhindern.
- Nichtbehindernde unspezifische Phänomene beinhalten nicht nur unseren Körper, der aus vergangenem Karma herangereift ist, sondern auch Geistesfaktoren, die ebenfalls herangereift sind, zum Beispiel Interesse, Intelligenz, Konzentration und so weiter, und andere Geistesfaktoren wie Produktivität, Kreativität und Aktivität. Derartige Dinge sind ihrer Natur nach weder destruktiv noch konstruktiv und verhindern nicht die Befreiung. Sie sind jedoch befleckt, da das alles-durchdringende Problem der unkontrollierbaren Wiedergeburt mit ihnen zusammen das Resultat unspezifischer Handlungen ist, die von behindernden unspezifischen störenden Geisteshaltungen gefärbt sind.
2. Phänomene, die durch ihre sie motivierenden emotionalen oder geistigen Zustände unspezifisch sind (tib. kun-slong-gi lung ma-bstan). Sie beziehen sich auf Handlungen, die entweder von behindernden oder nichtbehindernden natürlicherweise unspezifischen Phänomenen motiviert sind.
3. Gleichzeitige unspezifische Phänomene (tib. mtshungs-ldan-gyi rlung ma-bstan). Das Primärbewusstsein und andere Geistesfaktoren, die entweder behindernde oder nichtbehindernde natürlicherweise unspezifische Phänomene begleiten, sind ebenfalls unspezifisch. Daher ist die Naivität, die entweder eine verblendete Sichtweise gegenüber einem vergänglichen Netzwerk oder eine extreme Auffassung begleitet, wenn sie ohne Anhaftung auf unsere Kochkünste oder unseren jugendlichen Körper als unsere wahre Identität gerichtet ist, unspezifisch.
4. Tiefste unspezifische Phänomene (tib. don-dam-pa'i rlung ma-bstan). Raum und analytische Beendigungen (tib. so-sor brtags-pa'i 'gog-pa, Skt. pratisamkhya-nirodha), das heißt alle wahren Beendigungen von störenden Emotionen und Geisteshaltungen, die durch Analyse der vier edlen Wahrheiten gewonnen wurden, sind hierin enthalten. Sie sind jedoch nicht wirklich unspezifische befleckte Phänomene, da sie statisch sind.
Asangas Darstellung unspezifischer Phänomene
Asanga führt Vasubandhus Präsentation weiter aus und stellt vierzehn Kategorien von unspezifischen Phänomenen auf. Gemäß Gyeltsabjes Kommentar lassen sich die vierzehn unterteilen in unspezifische Phänomene, die gelegentlich auftreten (tib. gnas-skabs-can-gyi lung ma-bstan), und unspezifische Phänomene, die gemäß des Anlasses kategorisiert werden, in dem sie auftreten (tib. de'i gnas-skabs-kyi lung ma-bstan).
Unspezifische Phänomene, die gelegentlich auftreten, beinhalten vier beeinflusste Phänomene (tib. 'dus-byas, zusammengesetztes Phänomen) und ein unbeeinflusstes Phänomen (tib. 'dus ma-byas, nicht-zusammengesetztes Phänomen). Die vier beeinflussten unspezifischen Phänomene, die gelegentlich auftreten, sind:
1. Phänomene, die in ihrer essentiellen Natur unspezifisch sind (tib. ngo-bo-nyid-kyis lung ma-bstan) – alle Dinge, die in den fünf Aggregaten enthalten sind, die weder konstruktiv noch destruktiv sind, unabhängig davon, ob sie Befreiung verhindern oder nicht.
2. Phänomene, die in Verbindung unspezifisch sind (tib. 'brel-bas lung ma-bstan) – das Primärbewusstsein und die gleichzeitigen Geistesfaktoren, die durch begriffliches Allgemeines (tib. sgra-spyi) Worte ergreifen – oder die eines der anderen natürlicherweise unspezifischen Phänomene ergreifen – und die nicht von konstruktiven oder destruktiven Phänomenen motiviert sind.
3. Phänomene, die als Folgeerscheinungen unspezifisch sind (tib. rjes-su 'brel-bas lung ma-bstan) – die karmischen Gewohnheiten von Handlungen, die Phänomene involvieren, die durch Verbindung unspezifisch sind, zum Beispiel Worte ohne sie motivierende konstruktive oder destruktive Emotionen oder Geisteszustände zu sprechen. Konstante karmische Gewohnheiten sowie karmische Tendenzen, die nicht aus konstruktiven oder destruktiven Phänomenen entstehen, als auch karische Tendenzen, die weder von positiver noch negativer Kraft sind, sind auch unspezifisch.
4. Phänomene, die durch ihre motivierenden Emotionen oder Geisteszustände unspezifisch sind (tib. kun-slong-bas lung ma-bstan) – Handlungen, die von einem unspezifischen Geisteszustand motiviert sind.
Die nichtbeeinflussten unspezifischen Phänomene, die gelegentlich auftreten, sind:
5. Tiefste unspezifische Phänomene (tib. don-dam-pas lung ma-bstan) – Raum und analytische Beendigungen.
Unspezifische Phänomene, die gemäß der Gelegenheit kategorisiert werden, bei der sie auftreten, werden unterteilt in jene, die aufgrund ihrer Ursache unterschieden werden (tib. rgyu'i sgo-nas dbye-ba'i lung ma-bstan), und jene, die anhand ihrer Handlungen unterschieden werden (tib. byed-pa'i sgo-nas dbye-ba'i lung-ma-bstan). Die beiden Arten von unspezifischen Phänomenen, die gemäß der Gelegenheit kategorisiert werden, bei der sie auftreten, und die aufgrund ihrer Ursache unterschieden werden, sind:
6. Unspezifische Phänomene, die durch Geburt erworben werden (tib. skye-ba thob-pas lung ma-bstan) – die fünf Aggregatfaktoren einer besseren oder schlechteren Wiedergeburt als die herangereiften Resultate (tib. rnam-smin-gyi 'bras-bu) von befleckten konstruktiven oder destruktiven Handlungen.
7. Unspezifische Phänomene, (gewonnen) durch Verbindung (tib. sbyor-bas lung ma-bstan) – alltägliche Handlungen und Handwerksarbeit, zu denen wir aufgrund von Umständen und Bemühungen aus allein diesem Leben fähig sind und die nicht von einem konstruktiven Geisteszustand oder störenden Emotionen oder Geisteshaltungen motiviert sind.
Die sieben, die anhand ihrer Handlungen unterschieden werden, sind:
8. Phänomene, die unspezifisch sind, weil man etwas vor sich aufbaut (tib. mdun-du byas-pas lung ma-bstan) – das Aufstellen eines ideologischen Symbols der Verehrung vor einem, wie das Abbild einer weltlichen Gottheit, oder dass man sich vor ein solches Symbol oder Abbild begibt, das bereits aufgestellt ist, und der Aufbau von neuen Abbildungen dieser Gottheit das Darbringen von Lobpreisungen und materiellen Gaben, nachdem man negatives Denken und Handeln aufgegeben hat – mit anderen Worten: Man führt diese Handlungen durch, ohne von bösartigen Absichten motiviert zu sein. Dazu zählt auch das Errichten eines buddhistischen Tempels oder Klosters, wenn es weder von einem befleckten konstruktiven Geisteszustand noch von störenden Emotionen oder Geisteszuständen wie zum Beispiel Konkurrenzkampf motiviert ist.
9. Unspezifische Phänomene, die hilfreich sind (tib. phan-'dogs-pas lung ma-bstan) – Handlungen, die anderen von Nutzen sind, wie wenn man beispielsweise seinen Hund füttert oder seinen Arbeitern ihren Lohn zahlt. Die Handlungen sind unspezifisch, wenn sie weder von einem befleckten konstruktiven Geisteszustand noch von störenden Emotionen oder Geisteszuständen motiviert sind.
10. Unspezifische Phänomene, bei denen man von etwas Gebrauch macht (tib. nye-bar spyad-pas lung ma-bstan) – dazu gehören Handlungen wie etwas zu essen, sich anzukleiden, irgendwo hinzugehen und so weiter, wenn diese aus einem gewöhnlichen Beweggrund ausgeführt werden (tib. tha-mal-gyi kun-slong), der weder befleckt konstruktiv noch störend ist.
11. Unspezifische Phänomene, die für (eine künftige Wiedergeburt) sorgen (tib. yongs-su 'dzin -pas lung ma-bstan) – Handlungen wie das Erlernen und Ausüben von (Kunst-) Handwerk wie Tischlerarbeiten oder anderen Fertigkeiten mit einer nur gewöhnlichen Motivation, die weder konstruktiv noch störend ist, wie lediglich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Solche Handlungen sorgen für künftige Wiedergeburten in dem Sinne, dass sie es einfacher machen werden, in jenen zukünftigen Leben ein derartiges Handwerk oder eine solche Fertigkeit zu erlernen.
12. Unspezifische Phänomene, die Gegenmittel sind (tib. gnyen-pos lung ma-bstan) – Handlungen wie die Gabe von Medizin an einen Kranken, wenn sie weder von einem befleckten konstruktiven Geisteszustand noch von störenden Emotionen oder Geisteszuständen motiviert sind.
13. Unspezifische Phänomene, die Zustände der Befriedung sind (tib. nye-bar zhi-bas lung ma-bstan) – die störenden Geisteszustände des Bereichs der ätherischen Formen und des formlosen Bereichs, da sie im geistigen Kontinuum derer auftreten, die einen still gewordenen und zur Ruhe gekommenen Zustand von Shamatha (tib. zhi-gnas, geistige Ruhe) erreicht haben, der sich über die Manifestation von störenden Emotionen und Geisteszuständen hinwegsetzt und daher die Manifestation von störenden Emotionen und Geisteszuständen des Bereichs begehrenswerter Formen verhindert.
14. Unspezifische Phänomene, die ihren Ursachen ähneln (tib. rgyu-mthun-pas lung ma-bstan) – die Formen von Emanationen (tib. sprul-pa), die man hervorbringt, motiviert von einem unspezifischen Gedanken, Emanationen hervorzubringen (tib. sprul-pa'i sems).
Man sollte hier besonders beachten, dass Handlungen, die für andere von gewöhnlicher Hilfe sind, sogar die Verabreichung von Medizin, unspezifisch sind. Sie werden abhängig von der Motivation zu konstruktiven, destruktiven oder unspezifischen Handlungen. Sind sie von einer konstruktiven Emotion motiviert, wie zum Beispiel von Mitgefühl, sind sie konstruktiv. Ist die Handlung von einer destruktiven Emotion motiviert – wenn man beispielsweise einem Gefangenen lediglich deshalb ein Glas Wasser gibt, damit er wieder zu sich kommt, um ihn dann weiter foltern zu können – werden sie destruktiv. Sind sie von einer unspezifischen Motivation bewegt, zum Beispiel wenn man einfach seine Arbeit verrichtet, werden sie unspezifisch. Das gleiche gilt selbst dann, wenn man einen buddhistischen Tempel baut, da die Mithilfe beim Bau eines Tempels verschieden motiviert sein kann: Man möchte anderen helfen, man möchte mit anderen konkurrieren, oder man möchte lediglich seiner Arbeit nachgehen. Selbst wenn man jemanden mit einem Messer schneidet, ist dies eine unspezifische Handlung, da sie verschieden motiviert sein kann: Ich kann jemanden mit einem Messer schneiden, um ihm wehzutun, oder um jemandem zu helfen, indem ich ihn operiere, oder dann, wenn ich einfach meiner Arbeit als Arzt nachgehe. Darüber hinaus werden Handlungen, die konstruktiv wären, wenn man sie vor dem Abbild eines Buddha ausführt, wie das Darbringen von Lobpreis und Gaben, unspezifisch, wenn man sie vor dem Abbild einer weltlichen Gottheit durchführt.