Akademische Institutionen und buddhistische Tempel in Beijing 1994

Die folgenden akademischen Institutionen in Beijing beschäftigen sich mit tibetischen Studien: 

(1) Das China Tibetology Research Center (Zhongguo Zangxue Yanjiu Zhongxin 中国藏学研究中心), dessen Direktor Dorje Tsetan und stellvertretender Direktor Hu Tan ist, beschäftigt Arbeiter, von denen die eine Hälfte Forschung betreibt und die andere Verwalter, Bibliothekare und Sekretäre sind. Es ist das Hauptforschungszentrum in China zu Tibet. Die meisten wissenschaftlichen Mitarbeiter sind Tibeter, obgleich praktisch alle etablierten Wissenschaftler dort Chinesen sind. Es ist zwar kein College, doch gelegentlich gab es ein paar nordkoreanische Studenten, die Forschungsarbeiten für ihren Magisterabschluss machten. Für Studien über die Mongolen oder andere Minderheiten gibt es nichts Vergleichbares. Das Zentrum hat drei Unterteilungen: 

(1A) Das Research Institute of History and Religion (Lishi Zongjiao Yanjiu Suo 历史宗教研究所), dessen Direktor Professor Chen Qingying ist. Es gibt drei Abteilungen: 

(1A1) die historische Abteilung, in der es ausschließlich chinesische Gelehrte gibt, die sich hauptsächlich mit den grundsätzlichen historischen Themen und Ansätzen befassen; 

(1A2) die religiöse Abteilung, mit zwei Gelehrten, die sich mit den vier tibetischen buddhistischen Traditionen befassen; 

(1A3) die Bön-Abteilung, in der es nur einen Gelehrten gibt; und 

(1A4) die Abteilung für buddhistische Texte auf Sanskrit und Tibetisch, in der es vier chinesische und sechs tibetische Gelehrte gibt, die sich mit Dokumenten über Religion und Philosophie befassen. 

Die anderen zwei Hauptabteilungen sind:

(1B) das Research Institute of Social and Cultural Studies (Shehui Wenhua Yanjiu Suo 社会文化研究所), das sich mit den momentanen sozialen und anthropologischen Fragen befasst und die derzeitige tibetische Situation analysiert, wobei es eine Betonung auf das Beherrschen der tibetischen Sprache legt; sowie 

(1C) das Research Institute of Information and Documents (Tushu Ziliao Guan 图书资料馆), das Informationen über die Aktivitäten Seiner Heiligkeit des Dalai Lama und der tibetischen, im Exil lebenden Gemeinschaft zusammenträgt. Es verfügt über eine Bibliothek und eine Forschungsabteilung für alte Dokumente. In der Bibliothek gibt es zahlreiche Texte, die aus Derge stammen und auch viele Sanskrit-Manuskripte aus dem Potala. Sie können nur von ausländischen Gelehrten genutzt werden, die in Zusammenarbeit mit den chinesischen Autoritäten an Projekten arbeiten.

(2) Die Chinese Academy of Social Sciences (Zhongguo Shehui Kexue Yuan 中国社会科学院) umfasst 50 Institute, von denen sich drei mit tibetischen Studien befassen: 

(2A) Das Institute of Asia-Pacific Studies (Yazhou Taipingyang Yanjiu Suo 亚洲太平洋研究所) hat ein Zentrum für Studien südasiatischer Kulturen (Nanya Wenhua Yanjiu Zhongxin 南亚文化研究中心), dessen Direktor Prof. Huang Xinchuan ist, sowie eine Abteilung der religiösen und philosophischen Forschung (Zongjiao Zhexue Yanjiu Suo 宗教哲学研究所), dessen Direktor Zhu Mingzhong ist. In diesen zwei Abteilungen gibt es 90 Gelehrte und drei Doktoranden, und es werden tibetische Quellen benutzt, um indischen Buddhismus und Sanskrit zu studieren. 

(2B) Das Institute for the Literature of National Minorities (Minzu Wenhua Suo 民族文化所), in dem es zwei Abteilungen gibt: 

(2B1) das Center for Philosophical Studies (Zhexue Zhongxin 哲学中心), mit drei chinesischen und zwei tibetischen Gelehrten; und 

(2B2) das Center for Gesar Epic Studies (Gesaer Wangchuan Xue Zhongxin 格萨尔王传学中心), mit drei tibetischen und zwei chinesischen Gelehrten. Dieses Institut hat zehn Studenten und vergibt Magistertitel. 

(2C) Das Institute for National Minorities Studies (Minzu Yanjiu Suo 民族研究所), mit einer Belegschaft von 300 Leuten, von denen sich jedoch nur zehn mit Tibet beschäftigen. In erster Linie befasst sich das Institut mit Studien zur Mongolei und der Yuan-Dynastie, und beherbergt eine große Bibliothek.

(3) Die Central University for National Minorities (Zhongyang Minzu Daxue 中央民族大学), ehemals: Central Institute for National Minorities (Zhongyang Minzu Xueyuan 中央民族学院) hat ein Department of Tibetology (Zangxue Xi 藏学系) mit 100 Studenten, die meist Tibeter sind und sich in vier getrennte Klassen aufteilen. Studierenden wird tibetische Sprache, Literatur und Geschichte vermittelt. Die Universität hat ein Institut der Tibetologie (Zangxue Xueyuan 藏学学院), mit fünfzehn Beschäftigten, die Forschungen über Tibet betreiben.

(4) Die National Minorities Cultural Palace Library (Minzu Wenhua Guan 民族文化馆). Die tibetische Abteilung dieser Bibliothek beherbergt die größte Sammlung in Beijing mit zahlreichen empfindlichen, handgeschriebenen Manuskripten. Es ist schwierig, eine Erlaubnis zum Zugang zu dieser Sammlung zu bekommen.

(5) Das National Minorities Publishing House (Minzu Chuban She 民族出版社).

(6) Das Center for National Minorities Studies (Minzu Yanjiu Zhongxin 民族研究中心), das dem Central Government’s Department of National Minorities untersteht. Es beherbergt keine Akademiker und kontrolliert die Finanzierung für Institutionen, die sich mit nicht-tibetischen nationalen Minderheiten befassen.

(7) Das Higher Level Buddhist College for Tibetan Language (Zangyu Xi Gaoji Foxue Yuan 藏语系高级佛学院), welches das Government Buddhist College ist, das 1987 vom ehemaligen Panchen Lama gegründet wurde. Es befindet sich auf der Anlage des Western Yellow Temple (Tib.: Nub-kyi lHa-khang ser-po, Chin.: Xihuang Si 西黄寺), dem ehemaligen Kloster in Beijing für Tibeter und Residenz des Fünften Dalai Lama und Achten Panchen Lama, wenn sie zu Besuch kamen. Es wurde in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts erbaut und umfasst die Stupa des Achten Panchen Lama. Es gab auch einen Eastern Yellow Temple (Tib.: Shar-gyi lHa-khang Ser-po, Chin.: Donghuang Si 东黄寺), in dem sich das ehemalige Hauptkloster in Beijing für Mongolen befand, und einen Central Yellow Temple (Tib.: dBus-kyi lHa-khang ser-po, Chin.: Zhonghuang Si 中黄寺), der die Residenz des Khalkha Jetsundampa Khutugtu war. Die letzteren zwei gibt es nicht mehr.

Das College hat vier Lehrer und zwei Unterrichtsklassen. Die Klasse für gewöhnlichen Mönche umfasst 20 junge Studenten, die in erster Linie tibetische Dichtkunst und Komposition, tibetische und Sanskrit-Grammatik, sowie Astrologie und die Lehrsysteme der vier tibetischen buddhistischen Traditionen studieren. Früher haben sie den Lam-rim Chen-mo studiert, doch weil die Betonung zu sehr auf der Herangehensweise des Gelug lag, studieren sie nun die Lam-rims verschiedener Traditionen und insbesondere den Bodhicaryavatara. Heutzutage wird fast kein Debattieren mehr gelernt, obgleich sie früher ein wenig Prajnaparamita studierten, indem sie den Panchen-Lehrbüchern folgten. Zuerst dauerte die Schule ein Jahr, dann zwei, drei und nun vier Jahre. Eine neue Klasse wird nur begonnen, wenn die alte ihren Abschluss gemacht hat. 

Die zweite Klasse ist für Tulkus ab dem Alter von 40 Jahren, hat 23 Studenten und dauert nur zwei Jahre. Die Tulkus studieren ausschließlich Lehrsysteme und Lam-rim, aber keine Grammatik, Dichtkunst oder Astrologie. Sie lernen auch ein wenig über Tantra und die Methoden zum Erteilen von Initiationen. Als der Panchen Lama noch lebte, war die Schule in der Lage, die Anforderung der Regierung eines Studiums des Leninismus zu ignorieren. Seit seinem Tod in Jahr 1989 muss man jedoch in beiden Klassen viel Zeit mit dem Studium des Leninismus verbringen. Das College hat auch eine akademische Forschungsabteilung.

In Beijing gibt es auch die folgenden buddhistischen Tempel und Organisationen: 

(1) Yonghe Gong 雍和宫 (dGa’-ldan Byin-chags-gling), der tibetisch-mongolische Tempel und das Kloster mit 100 jungen und alten Mönchen, von denen acht aus Amdo und der Rest aus der inneren Mongolei stammt. Sie studieren die tibetische Sprache, tantrische Rituale und den „Lam-rim Chen-mo“. Regelmäßig rezitieren sie die „Lama Chöpa“-Guru Puja (Tib. Bla-ma mchod-pa) und die Yamantaka Rituale. Obwohl es in fast jedem tibetischen Tempel Bilder des ehemaligen Panchen Lama gibt, sieht man keine Fotos Seiner Heiligkeit des Dalai Lama, außer in den privaten Räumen der Mönche. Viele chinesische Anhänger, wie auch ausländische und einheimische Touristen kommen in diesen Tempel. Der Tempel war früher die Residenz eines der Mandschu-Herrscher und wurde in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in einen Tempel konvertiert.

(2) Fayuan Si 法源寺, mit 100 Mönchen der Han-Chinesen, ist das einzige aktive chinesische buddhistische Kloster in Beijing, in das die Menschen kommen und ihre Verehrung darbringen können. Viele der religiösen Objekte wurden jedoch zum Guangji Si 广济寺 gebracht, welches nicht zugänglich für die Öffentlichkeit ist. Fayuan Si befindet sich in der Nähe der größten Moschee in Beijing. 

(3) Guangji Si, mit 23 Mönchen der „Reines-Land“-Tradition, beherbergt die Chinese Buddhist Association (Zhongguo Fojiao Shehui 中国佛教社会), die offizielle kommunistische Organisation der chinesischen Buddhisten. Sie veröffentlicht das Dharmaghosa Magazin. Von den meisten großen tibetischen Rinpoches und jenen der Inneren Mongolei wird erfordert, Mitglied oder Amtsträger zu sein. Die Regierung führt dieses Kloster offiziellen Delegationen von asiatischen Buddhisten vor, die aus dem Ausland zu Besuch kommen. Es beherbergt auch das Chinese Buddhist Cultural Research Bureau (Zhongguo Fojiao Wenhua Yanjiu Suo 中国佛教文化研究所). 

(4) Guanghua Si 广化寺, mit zehn Mönchen, beherbergt die Beijing Municipal Buddhist Association (Beijingshi Fojiao Shehui 北京市佛教社会), die größtenteils ein symbolisches Amt zu sein scheint. Dieser Tempel ist, wie der vorherige, der allgemeinen Öffentlichkeit nicht zugänglich. Im Jahr 1993 hat Chesho Rinpoche (Che-shos Rin-po-che) hier jedoch die Yamantaka-Initiation erteilt. 

(5) Die Beijing Buddhist Laymen’s Society (Beijing Fojiao Jushilin 北京佛教居士林) hat ein recht diskretes Studium und eine Praxis des chinesischen und tibetischen Gelug Buddhismus. 

(6) Baita Si 白塔寺, ehemals Miaoying Si 妙应寺, in der es eine riesige Stupa gibt, die gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts von dem nepalesischen Architekten Anige für Khublai Khan gebaut wurde. Berichten zufolge gab es während der Mandschu-Periode eine Verbindung einiger Mandschu-Mönche mit dem Kaiserhof. Dieses Kloster ist jetzt ein Museum ohne Mönche. 

(7) Die Baita Stupa 白塔 im Beihai Park, die nicht von einem Kloster umgeben ist. 

(8) Wutai Si 五台寺, ein chinesisches Kloster ohne Mönche, das als ein Museum zugänglich ist. 

(9) Das Shuxiang (oder Baoxiang 宝相) Si 殊像寺 in den Fragrant Hills (Xiangshan 香山), welches das Kloster für die Mandschus in Beijing war, jetzt jedoch laut Berichten ein Museum ist.

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