Das gültige Erkennen von Objekten als dieses oder jenes nachweisen
Wie können wir etwas gültig Erkennbares als dieses oder jenes nachweisen? Es ist nicht möglich, es durch eine, ihm innewohnende, selbst-begründende Natur nachzuweisen, die es zu diesem oder jenem macht. Vielmehr können wir es nur abhängig von anderen Faktoren nachweisen. Diese Tatsache in Bezug auf Dinge bezeichnet man als „abhängiges Entstehen“. Das Objekt erscheint und wird nicht unabhängig und aus eigener Kraft, sondern abhängig von anderen Faktoren, als dieses oder jenes bezeichnet
Im Buddhismus legen wir beispielsweise großen Wert auf den spirituellen Lehrer. Es ist notwendig, sich auf einen spirituellen Lehrer zu stützen und ein guter Schüler zu sein. Was macht jemanden zu einem spirituellen Lehrer? Und was macht uns zu einem Schüler?
Auf welche Weise erklären wir jemanden zu einem gültig erkennbaren Lehrer des Buddhismus? Zunächst muss er Schüler haben, denn wie kann jemand ein Lehrer sein, ohne Schüler zu haben? Jemand kann eine Person als Lehrer bezeichnen, aber was macht sie zu einem Lehrer, wenn sie keine Schüler hat? Das ist ein klarer Fall dieser falschen Denkweise, mit der wir meinen, etwas in dieser Person würde sie aus eigener Kraft zu einem Lehrer machen, auch wenn sie keine Schüler hat. Niemand kann jedoch ein Lehrer sein, ohne Schüler zu haben – Schüler und Lehrer sind voneinander abhängig. Die Person mag vielleicht in der Vergangenheit Schüler gehabt haben und abhängig davon ist sie früher ein Lehrer gewesen. Wenn sie im Moment jedoch keine Schüler hat, ist sie gegenwärtig kein Lehrer.
Und ist die Person ein Lehrer, wenn sie im Moment Schüler hat, ihnen jedoch nichts beibringt? Nein, sie muss tatsächlich etwas lehren. Ist es aber so, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit Unterweisungen geben muss, um ein Lehrer zu sein? Wie ist es, wenn sie schläft? Ist sie dann immer noch ein Lehrer? Und auch wenn sie im Moment gerade anderen Leuten etwas beibringt und die Schüler nichts lernen, ist die Person dann trotzdem ein Lehrer? Das sind Fragen, auf die wir in der Meditation eingehen müssen.
Gültig erkennbare Objekte entstehen in Abhängigkeit
Ein gültig erkennbarer Lehrer zu sein ist abhängig davon, gegenwärtig Schüler zu haben und die Funktion eines Lehrers zu erfüllen. Wir müssen etwas lehren und die Schüler müssen etwas lernen. Wie kann jemand, unabhängig von diesen Dingen, als ein Lehrer betrachtet werden?
Auch wenn Menschen etwas aus einem Buch oder von einer Webseite lernen und sogar, wenn der Autor bereits verstorben ist, wird die Person trotz allem als ein Lehrer betrachtet. Es gibt eine Lehre und Menschen lernen daraus. Und das, was ein Lehrer vermittelt, kann nur als Lehre betrachtet werden, wenn jemand etwas daraus lernt. Sogar wenn jemand etwas daraus lernt, wie der Lehrer isst, kann es als Lehre betrachtet werden; wenn jedoch niemand etwas daraus lernt, handelt es sich nicht um eine Lehre sondern lediglich um den Vorgang des Essens.
In den „Acht Versen des Geistestrainings“ ist davon die Rede, Menschen, die uns das Leben schwer machen, als unsere Lehrer zu betrachten. Was legt sie dann als Lehrer fest?
Wenn jemand etwas tut, woraus ein anderer etwas lernt, macht ihn das zu einem Lehrer. Ob er sich selbst für einen Lehrer hält oder nicht spielt keine Rolle. Ein Hund kann unser Lehrer sein. Wir können etwas von einem Hund lernen. Ein Hund kann sich überall einfach hinlegen und schlafen; das kann uns etwas lehren. Dem Hund macht es nichts aus, wo er sich hinlegt; er ist nicht so wählerisch wie wir. Wir können also von dem Hund lernen, nicht so pingelig zu sein.
Es ist unmöglich, dass es etwas auf Seiten des Hundes oder auf Seiten unseres buddhistischen Lehrers gibt, das ihn zu einem Lehrer macht. Wir können ihn nur gültig erkennbar als Lehrer erfassen, wenn er etwas lehrt und jemand etwas lernt, und so die Funktion eines Lehrers erfüllt wird. Um die Gültigkeit eines Lehrers zu haben, muss jemand die Funktion eines Lehrers erfüllen. Und ein Lehrer zu sein hängt auch davon ab, ob irgendjemand etwas von ihm lernt.
Spannend wird es, wenn wir diese Analyse bei uns selbst anwenden und uns fragen: „Bin ich ein Schüler des Buddhismus?“ Wie rechtfertigen wir die Gültigkeit, uns selbst als einen Schüler des Buddhismus zu bezeichnen? Wir können nur ein Schüler des Buddhismus sein, wenn wir einen buddhistischen Lehrer haben – wir können nicht unabhängig als Schüler existieren, solange wir nicht etwas bei einem buddhistischen Lehrer lernen. Diesen Punkt können wir auch an der Tatsache erkennen, dass Standartwerke über den Stufenpfad des Lam-rim mit der Anweisung beginnen, sich auf einen spirituellen Lehrer zu stützen. Wir können auf vielfältige Weise verstehen, warum es dort gleich zu Beginn erwähnt wird, aber wenn wir es in Bezug auf das abhängige Entstehen begreifen, ist es ziemlich klar. Wir können nur als Schüler existieren, wenn wir einen Lehrer haben; ansonsten sind wir keine Schüler.
Nun könnte unser Lehrer der Autor des Buches sein, das wir lesen, der Autor der Webseite, die wir uns ansehen, oder den Vortrag geben, an dem wir teilnehmen. Es kann vielerlei verschiedene Formen von Lehrern und diverse Medien geben. Wir können jedoch keine Schüler ohne einen Lehrer sein. Das beantwortet auch die Frage: „Brauche ich einen Lehrer?“ Natürlich brauchen wir einen Lehrer. Wie können wir etwas ohne einen Lehrer lernen, ohne jemanden, der uns etwas vermittelt, uns etwas zeigt, und sei es nur durch sein Verhalten?
Wenn wir sagen: „ich habe einen Lehrer“, jedoch nicht bei ihm lernen, sind wir keine Schüler. Wie ist es, wenn wir in einem Klassenzimmer sitzen, die ganze Zeit während der Vorlesung Nachrichten texten und nichts lernen – sind wir dann in dem Moment Schüler? Nein, natürlich nicht. Um ein Schüler zu sein, müssen wir die Funktion eines Schülers erfüllen und das heißt, in dem Moment etwas lernen. Das führt dann natürlich zu der Frage, was es eigentlich bedeutet, etwas zu lernen.
Je mehr wir uns hier vertiefen, desto interessanter wird es. Nehmen wir einmal an, ich gehe zu keinen Unterweisungen eines buddhistischen Lehrers, ich lese keine buddhistischen Bücher und sehe mir keine buddhistischen Webseiten an. Und auch wenn ich es tue, lerne ich nicht von ihnen. Kann ich mich dann trotzdem als einen Schüler des Buddhismus betrachten? Nein. Kann ich mich selbst als einen Buddhisten sehen? Nun, was bedeutet es, ein Buddhist zu sein? Das sind interessante Fragen. Macht mich das Tragen einer roten Schnur um den Hals zu einem Buddhisten?
Oder macht es uns zu einem Christen, wenn wir als ein Christ geboren wurden? Diese Frage ist von Bedeutung, denn wenn wir keinerlei Christentum oder irgendeine Religion praktizieren, in die wir hineingeboren wurden, was macht uns dann gültig zu einem Christen oder Buddhisten? Nun, diese Bezeichnung entstand in Abhängigkeit von anderen Faktoren. Es hing beispielsweise davon ab, in einer Familie geboren worden zu sein, in der unsere Eltern Christen waren. Das würde uns zu einem gebürtigen Christen machen. Wenn ein Baby geboren wird, gibt es nichts, was es von sich aus zu einem Christen machen würde, nicht wahr? Auch wenn wir es in Bezug auf frühere Leben betrachten und sagen: „nun, da gibt es doch diese Neigung“, hängt es trotzdem von etwas anderem, nämlich einem vorangegangenen Leben ab. Alles entsteht als das, was es ist, in Abhängigkeit von anderen Faktoren. Lasst euch das einmal durch den Kopf gehen.
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Etwas begründen, was als gültig erkennbar betrachtet werden kann
Wie erklären wir die Tatsache, dass wir als Schüler des Buddhismus oder als Buddhist gültig erkannt werden können? Wir mögen sagen: „ich betrachte mich als einen Buddhisten“, aber warum? Macht es mich zu einem Buddhisten, nur weil ich mich selbst als einen Buddhisten bezeichne? Macht es mich zu einem Tibeter, wenn ich mich als Tibeter bezeichne? Ich könnte mir sogar tibetische Kleidung anziehen, Tibetisch sprechen und „Tsampa“ essen, aber macht mich das zu einem Tibeter?
Das ist im Grunde sehr interessant. Man könnte in ein anderes Land ziehen, wie ich beispielsweise nach Deutschland gezogen bin. Aber was könnte mich zu einem Deutschen machen? Auch wenn ein Deutscher zu sein bedeutet, dort eine bestimmte Zeit zu leben und die Staatsbürgerschaft anzunehmen – das wäre dann so, als würde man Zuflucht nehmen und ein Buddhist werden – wäre es dann abhängig davon entstanden. Es gibt nichts, was mich von mir aus und aus eigener Kraft zu einem Buddhisten, einem Deutschen, einem Tibeter, einem Doktor oder was auch immer gemacht hat. Das, was ich bin, ist in Abhängigkeit von anderen Faktoren entstanden.
Und wenn ich keinen Buddhismus praktiziere und nichts tue, was mit dem Buddhismus zu tun hat, sondern mich einfach nur als einen Buddhisten bezeichne – vielleicht habe ich Zuflucht genommen, aber das sind ja nur Worte – wenn ich es nicht in meinem Leben integriere, bin ich dann ein Buddhist? Nun, das ist fraglich, nicht wahr? Denkt einmal darüber nach.
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Je mehr wir darüber nachdenken, desto spannender wird diese ganze Sache. Wie begründen wir, dass wir ein Schüler des Buddhismus oder ein Buddhist sind? Wir haben gesehen, dass es von vielen Dingen abhängig ist, die präsent sein müssen. Es geht nicht nur um eine Sache, nicht wahr? Es hängt davon ab, wie wir Dinge definieren. Wenn es darum geht ein Buddhist zu sein, definieren wir das einfach nur damit, die Entscheidung getroffen zu haben, an einer Zeremonie oder einem Ritual der Zufluchtnahme teilzunehmen? Reicht das aus, um sagen zu können, dass wir Buddhisten sind? Wenn ich nie etwas über den Buddhismus gelernt und etwas in diesem Zusammenhang praktiziert, jedoch an dieser Zeremonie teilgenommen und einen tibetischen Namen bekommen habe, und dann ein rotes Band um den Hals trage, bin ich dann ein Buddhist? Macht es mich zu einem Christen, ein Kreuz um den Hals zu tragen? Wenn ein Hund ein Kreuz um seinen Hals trägt, macht das den Hund zu einem Christen? Wie begründen wir gültig, dass etwas dieses oder jenes ist?
Die zwei Extreme beim Begründen gültig erkennbarer Phänomene vermeiden
Diese zwei Extreme gilt es zu vermeiden. Beim absolutistischen Extrem meinen wir: „es ist nur das, was mich zu einem Buddhisten macht“ – es ist etwas mir Innewohnendes oder nur dieser Aspekt, wohingegen es beim nihilistischen Extrem darum geht zu denken: „ich bin nichts, ich bin nicht einmal konventionell gesehen ein Buddhist.“ Diese zwei Extreme gilt es zu vermeiden.
Es hängt viel von dem Rahmen ab, in dem Dinge definiert werden. Um beispielsweise nicht als Ungläubiger getötet zu werden, ist es vielleicht notwendig zu sagen: „ich erkenne Jesus Christus als meinen Erlöser an“ oder „ich akzeptiere den Islam“, um auf diese Weise verschont und nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder geköpft zu werden. Nun, in diesem Rahmen macht uns das für unsere Inquisitoren zu einem Christen oder Muslimen. Aber praktizieren wir diese Religion tatsächlich? Was bedeutet es denn eigentlich, ein Christ oder ein Muslim zu sein? Es ist abhängig von einem Kontext, einer Definition und davon, wie diese Position definiert wird. Aber in diesem Zusammenhang haben wir behauptet, ein Christ oder ein Muslim zu sein und es war gültig. Es war korrekt und wir wurden nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Das ist interessant, nicht wahr?
Was macht uns denn zu einem Schüler des Buddhismus oder zu einem Buddhisten, wenn wir uns als solcher betrachten? Gibt es etwas Auffindbares in uns, etwas Innewohnendes, dem andere zustimmen würden? Wodurch wird es festgelegt? Was begründet es? Begründen wir es beispielsweise damit, die Zufluchtsformel rezitiert zu haben, stellt sich die Frage, ob das ausreichend ist. Was für eine Gruppe angemessen ist, mag vielleicht für eine andere nicht ausreichend sein.
Das sind nur ein paar Dinge, die es zu beachten gilt. Letztendlich geht es jedoch darum, diese Fragen auf relevante Dinge in unserem Leben anzuwenden. Denkt einmal darüber nach und versucht euch darüber klar zu werden. Welche Tragweite hat diese Diskussion, wenn es darum geht, wer wir meinen zu sein? „Wer bin ich eigentlich? Und was bin ich?“ Da gibt es unseren Beruf, unsere Rolle als Mutter, als Vater, unser Geschlecht als Mann oder als Frau, es gibt dieses oder jenes Land, diese oder jene Religion – aber wodurch wird festgelegt, wer oder was ich bin? Was begründet es und in welchem Kontext? „Bin ich nichts?“ – das wäre Nihilismus. „Bin ich nur das, in jedem Kontext und jeder Situation?” – das wäre Absolutismus. Das sind die zwei Extreme; es ist notwendig, mit diesen Punkten zu arbeiten und diese Extreme zu vermeiden.
Denken wir ein paar Minuten darüber nach und wenn dann etwas unklar sein sollte, könnt ihr Fragen stellen. Um es in der klassischen Form auszudrücken: es gibt eine oberflächliche Natur – das, was wir oder andere sind, ein Lehrer oder ein Schüler. Es hat eine konventionelle Gültigkeit und es scheint, als gäbe es da eine selbst-begründende Natur, durch die es festgelegt wird. So etwas gibt es jedoch nicht. Die absolutistische Sichtweise wäre, dass es da wirklich eine selbst-begründende Natur gibt. Und bei der nihilistischen Sichtweise geht es darum, dass es weder eine selbst-begründende Natur, noch eine oberflächliche konventionelle Natur gibt – wir sind ganz einfach nichts.
Lasst euch das für einen Moment durch den Kopf gehen. Bin ich ein Schüler? Bin ich wirklich und wahrhaftig ein Schüler, oder bin ich nichts?
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Fragen in Bezug auf Identitäten
Als ich in meinem Leben Schwierigkeiten mit meiner Frau hatte und sie dann irgendwann etwas zu mir sagte, was in mir ein Verständnis und eine Klärung bewirkte, war sie in dem Moment der Lehrer und ich der Schüler? Und als ich in einer anderen Situation jemandem etwas über Meditation erklärte und er dadurch etwas begriffen hat, war ich dann in dieser Situation der Lehrer? Macht mich das zu einem Schüler oder einem Lehrer?
Ja, wir können gültig behaupten, dass du in der einen Situation ein Schüler und in der anderen ein Lehrer warst. Aber meiner Meinung nach ist es wichtig zu erkennen, dass du, neben den Worten, die deine Frau zu dir gesagt hat, auch abhängig von vielen anderen Faktoren ein Schüler warst. In deinem Leben sind noch viele andere Dinge geschehen, die dich empfänglich dafür gemacht haben, sodass du von dem Gehörten etwas lernen und verstehen konntest. Hätte sie das Gleiche zu einer anderen Zeit gesagt, hätte es vielleicht nicht den geringsten Anklang gefunden. Zum Beispiel könnte es sein, dass deine Frau dir etwas sagt und es keinen Eindruck bei dir hinterlässt, während du es dann aber verstehst, wenn du dasselbe von deinem Freund hörst. Wenn wir von abhängigem Entstehen sprechen, ist es wichtig zu verstehen, dass Dinge aus einer Vielzahl von Ursachen und Bedingungen entstehen, die zusammenkommen und nicht nur eine einzige Ursache haben.
Wenn jemand etwas zu uns sagt, wir etwas von ihm lernen und diese Person dann als einen Lehrer betrachten, macht es einen Unterschied, ob die Person sich selbst in dieser Situation als einen Lehrer sieht oder nicht?
Es hängt nicht davon ab, für was sich der andere hält. Der Hund betrachtet sich nicht als Lehrer, wenn er uns beibringt, flexibler und nicht so pingelig zu sein. Unser Computer hat uns Vergänglichkeit gelehrt, als die Festplatte abgestürzt ist. Hat unser Computer das beabsichtigt? Nein. Aber wir haben etwas von ihm gelernt.
Wir müssen in diesem Beispiel in Betracht ziehen, was jemanden zu unserem Lehrer macht. Was ist notwendig und was ist eine Zugabe? Das ist relevant, wenn wir meditieren. Was brauchen wir in unserem Zimmer, um meditieren zu können? Was ist notwendig und was ist eine Zugabe? Brauchen wir Kerzen und Räucherstäbchen? Was brauchen wir, um diesen Ort als einen Ort der Meditation betrachten zu können? Wenn wir beginnen darüber nachzudenken, werden wir viel flexibler. Bestehen wir darauf, Räucherstäbchen zu haben und meinen, ohne sie nicht meditieren zu können?
Nun, je mehr wir anfangen, darüber nachzudenken, um so interessanter wird es. Wir haben gerade eine neue Webseite hochgeladen (studybuddhism.com) und wir haben sie als so genanntes „minimal umsetzbares Produkt“ online gebracht. Was muss es in einer Webseite geben, um als minimal umsetzbares Produkt zu gelten? Was ist notwendig, um als Buddhist ein minimal umsetzbares Produkt zu sein? Was muss tatsächlich vorhanden sein und was wäre nur eine Zugabe? Es hängt alles davon ab, wie eine Webseite oder ein Buddhist definiert wird und welche Funktion die Webseite oder wir selbst erfüllen sollen.
Was ist das minimal umsetzbare Produkt in Bezug darauf, eine gute Person, ein intelligenter Mensch, hübsch oder ansehnlich zu sein? Jetzt beginnen wir zu grübeln. Das ist wirklich relativ, nicht wahr?
Was ist das minimal umsetzbare Produkt hinsichtlich dessen, ein echter Mann oder eine echte Frau, eine Mutter oder ein Vater zu sein? Geht es nur darum, jemandem Geburt zu geben? Was müssen wir denn tun, um wirklich Eltern zu sein? Lediglich Spermien oder Eizellen spenden? Diese Fragen sind heutzutage sehr relevant.
Wenn wir vom Identifizieren reden, gibt es eine Art der Identifikation, die nicht samsarisch ist?
Das ist eine wunderbare Frage. Identifizieren wir uns beispielsweise damit, wahrhaft selbst-begründet ein Schüler zu sein und meinen, dies wäre wirklich von sich aus so festgelegt, dann ist das nicht gültig. Es ist in dem Sinne samsarisch, weil uns dieser Glaube an eine selbst-begründete Identität unflexibel und oft defensiv macht und zu unkontrollierbar sich wiederholender Wiedergeburt führt. Jedoch gibt es auch eine konventionelle oder oberflächliche Identität, eine in Abhängigkeit entstandene Identität, wie zum Beispiel der Sohn unserer Mutter oder die Tochter unseres Vaters zu sein. Das sind gültige konventionelle Identitäten und an deren Richtigkeit zu glauben und die damit verbundene Verantwortung zu übernehmen, führt nicht zu unkontrollierbar sich wiederholender Wiedergeburt oder Samsara. Diese zwei gilt es zu unterscheiden.
Und sogar in Bezug auf oberflächliche Identitäten sind manche gültig und andere nicht. Vorzugeben ein Arzt zu sein, wenn wir es gar nicht sind, wäre beispielsweise eine falsche Identität. Und nicht einmal wahrhaft, sondern nur konventionell daran zu glauben, wir hätten diese Identität und würden dann eine Operation am Gehirn durchführen, würde große Probleme verursachen, nicht wahr?