Buddha Shakyamuni, auch als Gautama Buddha bekannt, lebte traditioneller Datierung zufolge von 566 bis 485 v.u.Z. im mittleren Nordindien. Buddhistische Quellen beinhalten zahlreiche, voneinander abweichende Darstellungen seines Lebens, wobei weitere Details erst nach und nach im Laufe der Zeit ans Tageslicht gekommen sind. Da die erste buddhistische Literatur erst drei Jahrhunderte nach dem Verscheiden des Buddha niedergeschrieben wurde, lässt sich die Genauigkeit vieler dieser Details nur schwer überprüfen. Es besteht jedoch kein Grund, die Gültigkeit bestimmter Einzelheiten geringzuschätzen, nur weil sie erst später als andere in schriftlicher Form auftauchten, denn möglicherweise wurden viele in mündlicher Form überliefert.
Die traditionellen Biographien der großen buddhistischen Meister, einschließlich derjenigen des Buddha selbst, wurden im Allgemeinen aus didaktischen Gründen zusammengestellt und nicht zum Zwecke historischer Aufzeichnungen. Die Biographien wurden vor allem so gestaltet, dass sie Anhänger des Buddhismus lehren und inspirieren konnten, dem spirituellen Pfad zur Befreiung und zur Erleuchtung zu folgen. Um aus der Lebensgeschichte des Buddha Nutzen ziehen zu können, müssen wir sie daher in diesem Kontext betrachten und untersuchen, was wir daraus lernen können.
Quellen über das Leben des Buddha
Zu den frühesten Quellen über das Leben des Buddha gehören mehrere Pali-Suttas aus den „Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlung“ (Pali: Majjhima Nikaya) in den Schriften der Theravada-Tradition sowie einige Vinaya-Texte verschiedener Hinayana-Schulen, welche die klösterlichen Regeln der Disziplin betreffen. In jedem dieser Texte finden sich jedoch lediglich kleine Bruchstücke aus der Lebensgeschichte des Buddha.
Die erste längere Erzählung der Lebensgeschichte des Buddha findet sich in poetischen Werken des Buddhismus aus dem späten zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, wie beispielsweise in dem Werk „Das Buch der großen Begebenheiten“ (Skt. Mahavastu) der Mahasanghika-Schule des Hinayana-Buddhismus. In diesem Text, der nicht zu den kanonischen Schriften „Die drei korbgleichen Sammlungen“ (Skt. Tripitaka, Drei Körbe) gehört, wird beispielsweise das Detail hinzugefügt, dass der Buddha als Prinz in einer königlichen Familie geboren wurde. Ein weiteres poetisches Werk, „Das Sutra vom ausgedehnten Spiel“ (Skt. Lalitavistara Sutra), erschien in der Literatur der Sarvastivada-Schule des Hinayana-Buddhismus. Spätere Versionen dieses Textes in der Mahayana-Tradition machten Anleihen bei der frühen Version und erweiterten diese, indem sie zum Beispiel erklärten, dass Shakyamuni bereits vor vielen Zeitaltern Erleuchtung erlangt hatte und sein Erscheinen als Prinz Siddhartha lediglich den Weg zum Erlangen der Erleuchtung veranschaulichte.
Einige dieser Biographien wurden schließlich in den buddhistischen Kanon „Die drei korbgleichen Sammlungen“ aufgenommen. Die berühmteste davon ist der Text „Die Taten des Buddha“ (Skt. Buddhacarita), der im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung von dem Dichter Ashvaghosha verfasst wurde. Andere Versionen erschienen sogar noch später in den Tantras, wie beispielsweise in der Chakrasamvara-Literatur. Dort wird berichtet, dass der Buddha, während er als Shakyamuni „Die Sutras des weit reichenden unterscheidenden Gewahrseins“ (Skt. Prajnaparamita Sutras, Sutras von der Vollkommenheit der Weisheit) lehrte, gleichzeitig als Vajradhara emanierte und die Tantras lehrte.
Wir können von jedem der Berichte etwas lernen und Inspiration schöpfen. Lassen Sie uns hier jedoch in erster Linie die Versionen betrachten, die den historischen Buddha darstellen.
Geburt, frühe Jahre und Entsagung des Buddha
Den frühesten Berichten zufolge wurde Shakyamuni in einer reichen, aristokratischen Familie von Kriegern geboren, und zwar im Staat Shakya, dessen Hauptstadt sich in Kapilavastu an der heutigen Grenze zwischen Indien und Nepal befand. Es wird nicht erwähnt, dass Shakyamuni als Prinz in einer königliche Familie geboren wurde noch werden Angaben eines königlichen Namens gemacht; der Name Siddhartha taucht erst später auf. Sein Vater war Shuddhodana, doch der Name seiner Mutter, Mayadevi erscheint erst in späteren Darstellungen, ebenso wie auch der Bericht der wundersamen Empfängnis in ihrem Traum, in dem ein Elefant mit sechs Stoßzähnen in ihre Seite eintrat, und die Vorhersage des Weisen Asita, dass dieses Kind entweder ein großer König werden würde oder aber ein großer Weiser. Erst später erschien auch die Beschreibung der reinen Geburt des Buddha in der Nähe von Kapilavastu im Hain von Lumbini, wo er aus der Seite seiner Mutter geboren wurde und nach seiner Geburt sieben Schritte tat und seine Ankunft verkündete, wie auch der Bericht, dass die Mutter bei der Geburt starb.
Der Buddha führte als Jugendlicher ein sehr angenehmes Leben voller Vergnügungen. Er heiratete eine Frau namens Yashodhara und sie hatten einen Sohn, Rahula. Im Alter von 29 Jahren entsagte er dem Familienleben und seinem Erbe als Prinz und begab sich als Bettelmönch auf die spirituelle Suche.
Es ist wichtig, die Entsagung des Buddha im Kontext der damaligen Zeit und Gesellschaft zu sehen. Als er sich im Rahmen seiner spirituellen Suche auf Wanderschaft begab, überließ er Frau und Kind nicht einem Leben in Armut und Schwierigkeiten. Sie waren selbstverständlich durch seine wohlhabende, weit verzweigte Familie gut versorgt. Außerdem hätte er als Mitglied der Kriegerkaste zweifellos eines Tages sein Zuhause verlassen, um in den Kampf zu ziehen, wie es als Mannespflicht von ihm erwartet wurde.
Der Kampf gegen äußere Feinde kann endlos währen, doch der eigentliche Kampf wird gegen innere Feinde geführt, und das ist der Kampf, den auszutragen der Buddha sich aufgemacht hatte. Dass er in dieser Absicht seine Familie verließ, ist ein Hinweis darauf, dass es für einen spirituell Suchenden angebracht ist, sein gesamtes Leben diesem Streben zu widmen. Wenn wir in der heutigen Welt unsere Familie verlassen, um Mönch oder Nonne zu werden, müssen wir sicherstellen, dass sie gut versorgt ist. Das bezieht sich nicht nur auf unsere Ehepartner und Kinder, sondern auch auf unsere betagten Eltern. Doch ob wir unsere Familie verlassen oder nicht – als Buddhist ist es unsere Aufgabe, Leiden zu verringern, indem wir die Abhängigkeit von Vergnügungen überwinden, wie es auch der Buddha tat.
Um das Leiden zu überwinden, wollte der Buddha die Natur von Geburt, Altern, Krankheit, Tod, Wiedergeburt, Traurigkeit und Verwirrung verstehen. Spätere Lebensgeschichten von ihm berichten, dass er von seinem Wagenlenker Channa auf Ausflüge außerhalb des Palastes mitgenommen wurde. In der Stadt sah er kranke und alte Menschen und Tote sowie auch einen Asketen, und Channa gab ihm Erklärungen, was es damit auf sich hatte. Auf diese Weise kam es dazu, dass der Buddha das Leiden erkennen konnte, das jeder erleben muss, darüber nachdachte und versuchte, einen Weg zu finden, der aus diesem Leiden herausführt.
Diese Episode, in der Buddha von seinem Wagenlenker Unterstützung auf dem spirituellen Weg erfährt, ähnelt dem Bericht über Arjuna in der Bhagavad Gita, der von seinem Wagenlenker Krishna über die Notwendigkeit aufgeklärt wird, seiner Pflicht als Krieger nachzukommen und in einen Kampf gegen seine Verwandten zu ziehen. In beiden Fällen, sowohl im buddhistischen als auch im hinduistischen Kontext, können wir die tiefere Bedeutung erkennen, über die Mauern unseres bequemen Lebens hinauszugehen und zu versuchen, die Wahrheit herauszufinden. Der Wagen kann als Symbol für ein Fahrzeug des Geistes verstanden werden, das letztlich zur Befreiung führt, und die Worte des Wagenlenkers als die treibende Kraft - nach der Wirklichkeit zu suchen.
Studium und Erleuchtung
Auf seiner spirituellen Suche als Wandermönch erlernte der Buddha bei zwei Lehrern Methoden, um geistige Stabilität und Vertiefung in formlose Bereiche zu erlangen. Er war imstande, das höchste Ausmaß dieser tiefen Zustände vollkommener Konzentrationen zu erlangen, in denen er keine gröberen Formen von Leid mehr erlebte und nicht einmal mehr die gewöhnliche Art weltlichen Glücks erfuhr, aber dennoch gab er sich damit nicht zufrieden. Er erkannte, dass diese Zustände nur zeitweilige, aber nicht dauerhafte Entlastung von makelhaften Empfindungen boten und ganz gewiss nicht die tieferen, universalen Leiden beseitigten, die er zu überwinden suchte. Mit fünf Gefährten widmete er sich dann der Übung äußerster Askese, aber auch das beseitigte nicht die tieferen Probleme, die mit den immer wieder unfreiwillig auftretenden Wiedergeburten einhergehen. Die Begebenheit, in der der Buddha seine sechs Jahre währende Fastenzeit beendete, als ihm das Mädchen Sujata an den Ufern des Flusses Nairanjana eine Schale mit Milchreis anbot, wird nur in den späteren Berichten beschrieben.
Das Beispiel des Buddha weist darauf hin, sich nicht damit zufriedenzugeben, lediglich völlige Ruhe zu erlangen oder sich an Meditationszuständen zu berauschen, geschweige denn mit Hilfe künstlicher Mittel wie etwa Drogen. Sich in eine tiefe Trance zurückzuziehen oder sich mit extremen Praktiken zu geißeln ist keine Lösung. Es geht darum, den gesamten Weg zur Befreiung und zur Erleuchtung zurückzulegen und sich nicht mit spirituellen Methoden zufriedenzugeben, die uns nicht bis zu diesen Zielen bringen können.
Nachdem Buddha die Askese verworfen hatte, meditierte er alleine im Dschungel, um seine Ängste zu überwinden. Aller Angst liegt eine Geisteshaltung zugrunde, die nach einer Art von „Ich“ greift, die es in Wirklichkeit gar nicht geben kann, und eine sogar noch stärkere selbstbezogene Geisteshaltung, auf der die zwanghafte Suche nach Annehmlichkeiten und Unterhaltung basiert. Der indische Meister Dharmarakshita verwendet in seinem im 10. Jahrhundert verfassten Text „Das Rad der scharfen Waffen“ das Bild eines Pfaus, der inmitten einer Fülle giftiger Pflanzen umherstreift, als Symbol für Bodhisattvas, die schädliche Emotionen wie Begierde, Hass und Naivität nutzen und umwandeln, sodass sie dazu beitragen, ihre selbstbezogenen Geisteshaltungen und ihr Greifen nach einem unmöglichen „Ich“ zu überwinden.
Nach einer langen Zeit der Meditation erlangte Buddha im Alter von 35 Jahren vollkommene Erleuchtung. Spätere Berichte enthalten Details darüber, wie er unter dem Bodhi-Baum im heutigen Bodh Gaya Erleuchtung erlangte, nachdem er Angriffe des missgünstigen Gottes Mara, der dies verhindern wollte, erfolgreich abgewehrt hatte. Mara hatte versucht, die Erleuchtung des Buddha zu verhindern, indem er furchterregende und verführerische Erscheinungen hervorbrachte, um ihn in seiner Meditation unter dem Bodhibaum zu stören.
In den frühesten Berichten wird geschildert, dass der Buddha vollkommene Erleuchtung erreichte, indem er drei Arten von Wissen erlangte: vollständiges Wissen über all seine früheren Leben, über Karma und Wiedergeburten aller anderen Wesen und über die vier edlen Wahrheiten. Späteren Berichten zufolge erlangte er mit der Erleuchtung zugleich auch Allwissenheit.
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Lehrtätigkeit und Gründung einer buddhistischen klösterlichen Gemeinschaft
Nachdem Buddha Erleuchtung erlangt hatte, zögerte er, andere zu lehren, wie sie dasselbe erreichen konnten, denn er hatte das Gefühl, dass niemand in der Lage sein würde, es zu verstehen. Aber die indischen Götter Brahma, der Erschaffer des Universums, und Indra, der König der Götter, baten ihn inständig darum, zu lehren. In seiner Bitte ließ Brahma ihn wissen, dass die Welt endlos leiden würde, wenn er nicht lehren würde, und dass zumindest einige Menschen seine Worte verstehen würden.
Bei diesem Detail könnte es sich vielleicht um eine satirische Komponente handeln, die auf die Überlegenheit der Unterweisungen des Buddha hinweisen sollte, welche die Methoden übertrafen, die von den traditionellen, indischen spirituellen Überlieferungen der damaligen Zeit angeboten wurden. Wenn selbst die höchsten Götter zugeben, dass die Welt Buddhas Unterweisungen benötigt, weil sie selbst keine Methoden zur Verfügung haben, die das Leid aller Wesen dauerhaft beenden können, um wieviel mehr brauchen dann erst gewöhnliche Wesen diese Lehren. Überdies symbolisiert Brahma in der buddhistischen Symbolsprache arroganten Stolz. Brahmas irrige Ansicht, er sei der allmächtige Schöpfer, ist der Inbegriff des Irrglaubens, dass man als ein „Ich“ existieren würde, das es so gar nicht geben kann – nämlich als ein „Ich“, das alles im Leben beherrschen könnte. Eine solche verwirrte Überzeugung bringt unausweichlich Frustration und Leiden hervor. Nur die Lehren des Buddha darüber, auf welche Weise wir tatsächlich existieren, zeigen eine Möglichkeit auf, die wahre Beendigung der wahren Leiden und seiner wahren Ursache herbeizuführen.
Nachdem der Buddha Brahmas und Indras Ersuchen angenommen hatte, begab er sich nach Sarnath und lehrte dort im Wildpark seinen fünf ehemaligen Weggefährten die vier edlen Wahrheiten. In der buddhistischen Bildersprache stehen Rehe und Hirsche für Sanftheit. Buddha lehrte also eine sanfte Methode, welche die Extreme des Hedonismus und der Askese vermeidet.
Schon bald schlossen sich dem Buddha einige junge Männer aus der Nähe von Varanasi an. Sie lebten in striktem Zölibat. Ihre Eltern wurden Laienschüler des Buddha und begannen, die Gruppe durch Almosen zu unterstützen. Sobald ein Mitglied der Gruppe ausreichend geschult und qualifiziert war, schickte Buddha es aus, um andere zu unterrichten. Auf diese Weise wuchs die Gruppe der Anhänger, die als Bettelmönche lebten, rasch an, und nach einer Weile ließen sie sich nieder und bildeten an verschiedenen Orten eigene „klösterliche“ Gemeinschaften.
Buddha gestaltete die klösterlichen Gemeinschaften nach praktischen Richtlinien. Die Mönche, wenn wir diesen Ausdruck auf die Anhänger zu dieser frühen Zeit anwenden können, konnten Anwärter aufnehmen, die der Gemeinschaft beitreten wollten, aber sie mussten sich an bestimmte Einschränkungen halten, um Konflikte mit den weltlichen Machtinhabern zu vermeiden. Deshalb gestattete der Buddha es nicht, dass Kriminelle, Angestellte im Dienste des Königs wie beispielsweise Armeeangehörige, Sklaven, die noch nicht aus der Sklaverei befreit worden waren, und Menschen, die mit ansteckenden Krankheiten, wie zum Beispiel Lepra, infiziert waren, der klösterlichen Gemeinschaft beitreten konnten. Außerdem konnte niemand in die Gemeinschaft aufgenommen werden, der unter zwanzig Jahre alt war. Dem Buddha lag daran, Probleme zu vermeiden und sicherzustellen, dass die Gemeinschaften und die Dharma-Lehren von der Öffentlichkeit respektiert wurden. Das verdeutlicht, dass wir uns als Anhänger des Buddha respektvoll gegenüber ortsüblichen Gebräuchen verhalten und anständig handeln müssen, so dass die Menschen einen guten Eindruck vom Buddhismus bekommen und ihn folglich respektieren.
Schon bald kehrte der Buddha nach Magadha zurück, dem Königreich, in dem Bodh Gaya liegt. Er wurde vom König Bimbisara, der sein Förderer und Schüler wurde, in die Hauptstadt Rajagrha - das heutigen Rajgir – eingeladen. Dort traten die Freunde Shariputra und Maudgalyayana dem wachsenden Orden bei und wurden zwei seiner engsten Schüler.
Ein Jahr, nachdem Buddha Erleuchtung erlangt hatte, kehrte er in seine Heimat Kapilavastu zurück, wo auch sein Sohn Rahula dem Orden beitrat. Der Halbbruder des Buddha, der gut aussehende Nanda, hatte sein Zuhause schon zuvor verlassen und war dem Orden bereits beigetreten. Buddhas Vater, König Suddhodana, war sehr traurig drüber, dass die Familientradition durchbrochen worden war, und deshalb bat er den Buddha darum, dass Söhne künftig das Einverständnis ihrer Eltern einholen müssten, um in den klösterlichen Orden einzutreten. Der Buddha stimmte dem vollkommen zu. Diese Begebenheit ist nicht als Hinweis zu verstehen, dass Buddha sich seinem Vater gegenüber gefühllos verhalten hatte, sondern bringt vielmehr zum Ausdruck, wie wichtig es ist, kein böses Blut gegenüber dem Buddhismus zu erzeugen, insbesondere nicht innerhalb der eigenen Familie.
Eine andere Einzelheit hinsichtlich des Umgang Buddhas mit seiner Familie tauchte erst später auf: die Verwendung außerphysischer Kräfte, um in den Himmel der 33 Götter bzw. laut einigen Quellen in den himmlischen Bereich Tushita zu gelangen und dort seine Mutter zu unterrichten, die dort wiedergeboren worden war. Diese Besonderheit weist darauf hin, wie wichtig es ist, die Güte der Mutter wertzuschätzen und zu erwidern.
Das Wachsen des klösterlichen Ordens
Die frühen Gemeinschaften der Mönche des Buddhas waren klein und bestanden aus nicht mehr als zwanzig Männern. Jede Gemeinschaft war autonom und hielt sich bei den Almosengängen der Mönche jeweils an abgegrenzte Bezirke. Um Uneinigkeiten zu vermeiden, wurden die Handlungen und Beschlüsse jeder Gemeinschaft durch Konsens ihrer Mitglieder entschieden und keine Einzelperson bestimmt, die alleinige Autorität hatte. Der Buddha wies die Mönche stattdessen an, die Dharma-Lehren selbst als Autorität zu betrachten. Selbst die Regeln der klösterlichen Disziplin könnten, falls notwendig, verändert werden; doch alle Änderungen hätten nur auf Grundlage eines Konsenses der ganzen Gemeinschaft vorgenommen werden können.
König Bimbisara schlug dem Buddha vor, einige Bräuche anderer spiritueller Gruppen zu übernehmen, deren Mitglieder ebenfalls als Bettelmönche lebten, beispielsweise der Jains, die vier Mal im Monat Versammlungen abhielten. Diesem Brauch zufolge versammelten sich die Mitglieder der spirituellen Gemeinschaft zu Beginn jeder Viertel-Phase des Mondes, um über die Lehren zu diskutieren. Buddha nahm die Anregung an, was deutlich zeigt, dass er offen für Vorschläge war, sich an die Gebräuche seiner Zeit zu halten, und gestaltete mit der Zeit viele Aspekte seiner spirituellen Gemeinschaft und der Struktur seiner Unterweisungen nach dem Vorbild der Jains. Mahavira, der Gründer des Jainismus, hatte etwa ein halbes Jahrhundert vor Buddha gelebt.
Shariputra bat den Buddha auch, Regeln für einen Kodex klösterlicher Disziplin zu formulieren. Der Buddha entschied sich jedoch dafür, zu warten, bis spezifische Probleme auftraten, und dann darauf zugeschnittene Gelübde einzuführen, damit dann dadurch verhindert werden konnte, dass sich ähnliche Vorfälle wiederholten. Der Buddha folgte diesem Grundsatz sowohl hinsichtlich der natürlicherweise destruktiven Handlungen, die schädlich für jeden sind, der sie ausführt, als auch hinsichtlich ethisch neutraler Handlungen, die lediglich bestimmten Menschen in bestimmten Situationen aus bestimmten Gründen untersagt wurden. Die Regeln der Disziplin (Skt. vinaya) waren daher pragmatisch ausgerichtet und auf die betreffende Situation zugeschnitten, wobei dem Buddha hauptsächlich daran gelegen war, Probleme zu vermeiden und keinen Anstoß zu erregen.
Auf diesen Regeln der Disziplin basierend führte der Buddha dann das Rezitieren der Gelübde bei den wöchentlichen Versammlungen ein. Damit verbunden war, dass die Mönche alle Übertretungen offen eingestanden. Bei den schwerwiegendsten Übertretungen kam es zum Ausschluss aus der Gemeinschaft; andere Übertretungen führten nur zu einer gewissen Schmach für die Dauer einer Bewährungszeit. Später wurden solche Treffen nur noch zweimal im Monat abgehalten.
Des Weiteren führte Buddha die dreimonatige Klausur während der Regenzeit ein, während derer die Mönche an einem Ort blieben und keine Reisen unternahmen. Dieser Brauch wurde eingerichtet, um zu verhindern, dass die Mönche die Feldfrüchte schädigten, wenn sie wegen überfluteter Straßen über die Felder wandern mussten. Das Einhalten der Regenzeitklausur führte zur Gründung fester Klöster, und zwar ebenfalls aus praktischen Erwägungen. Auch diese Entwicklung ergab sich aus dem Grund, dass man Schaden für die Gemeinschaft der Laien vermeiden und ihren Respekt gewinnen wollte.
Vom Beginn der zweiten Regenzeitklausur an verbrachte der Buddha 25 Sommer im Jetavana-Hain außerhalb von Shravasti, der Hauptstadt des Königreiches Koshala. Dort baute der Kaufmann Anathapindada für den Buddha und seine Mönche ein Kloster, und König Prasenajit unterstützte die Gemeinschaft zudem finanziell. Im Jetavana-Kloster fanden viele wichtige Ereignisse im Leben des Buddha statt. Am bekanntesten davon ist wohl sein Sieg über die Führer der damaligen sechs großen nicht-buddhistischen Schulen in einen Wettbewerb der Wunderkräfte.
Heutzutage ist vielleicht keiner von uns mehr in der Lage, Wundertaten zu vollbringen. Dass Buddha Wunderkräfte statt Logik anwandte, um seine Gegenspieler zu besiegen, zeigt: Wenn der Geist anderer den Argumenten der Vernunft verschlossen ist, dann besteht die beste Art, sie vom Wahrheitsgehalt unseres Verständnisses zu überzeugen, darin, ihnen das Ausmaß unserer spirituellen Verwirklichung durch unser Handeln und Verhalten deutlich zu machen. Auch in unserer Sprache gibt es ein Sprichwort, das besagt: „Taten sagen mehr als tausend Worte.“
Die Gründung eines buddhistischen klösterlichen Ordens für Nonnen
Zu einem späteren Zeitpunkt in seiner Laufbahn als Lehrer gründete Buddha in Vaishali auf Bitten seiner Tante Mahaprajapati eine Gemeinschaft für Nonnen. Zunächst widerstrebte es ihm, einen solchen Orden zu gründen, aber dann entschied er, dass dies möglich sei, wenn er den Nonnen mehr Gelübde vorschreiben würde als den Mönchen. Damit wollte er nicht darauf hindeuten, dass Frauen undisziplinierter wären als Männer, umfangreicherer Disziplin bedürften und daher mehr Gelübde einhalten müssten. Er fürchtete vielmehr, dass die Gründung eines Ordens für Frauen seiner Lehre einen schlechten Ruf einbringen würde und seine Lehren dadurch ein vorzeitiges Ende finden würden. Ihm war vor allem daran gelegen, zu vermeiden, dass er sich die Missachtung der Gemeinschaft als Ganzes einhandelte. Deshalb musste die Gemeinschaft der Nonnen über jeden Verdacht unmoralischen Verhaltens erhaben sein.
Im Großen und Ganzen widerstrebte es dem Buddha jedoch, Regeln zu formulieren, und er war bereit, unbedeutendere Regeln abzuschaffen, wenn man fand, dass sie unnötig seien. Sein Vorgehen zeigt die Dynamik der beiden Wahrheiten – der tiefsten Wahrheit und dennoch Achtung der konventionellen Wahrheit entsprechend den ortsüblichen Sitten und Gebräuchen. Obwohl unter dem Gesichtspunkt der tiefsten Wahrheit keinerlei Schwierigkeit besteht, einen Nonnen-Orden zu gründen, bedurfte es doch einer größeren Anzahl an Regeln für die Disziplin der Nonnen, um zu vermeiden, dass die gewöhnlichen Menschen die buddhistischen Lehren herablassend betrachteten. Vom Gesichtspunkt der tiefsten Wahrheit spielt es keine Rolle, was die Gesellschaft sagt oder denkt; doch unter dem Gesichtspunkt der konventionellen Wahrheit ist es von Belang, dass die buddhistische Gemeinschaft von der Öffentlichkeit geachtet wird und ihr Vertrauen verdient. Wenn es also in der heutigen Zeit und Gesellschaft dem Buddhismus Missachtung einbringt, falls aufgrund buddhistischer Gepflogenheiten Vorurteile gegenüber Nonnen, Frauen im Allgemeinen oder irgendeine Minderheitengruppe an den Tag gelegt würden, dann wäre es ganz im Sinne des Buddha, diese Gepflogenheiten mit den Wertmaßstäben der heutigen Zeit in Einklang zu bringen.
Denn schließlich sind Toleranz und Mitgefühl wichtige Grundgedanken der Lehre des Buddha gewesen. Buddha ermutigte neue Schüler, die zuvor eine andere religiöse Gemeinschaft unterstützt hatten, diese Gemeinschaft auch weiterhin zu unterstützen. Innerhalb des buddhistischen Ordens wies er die Ordensmitglieder dazu an, sich umeinander zu kümmern, zum Beispiel wenn jemand krank war, da sie allesamt Mitglieder der buddhistischen Familie waren. Auch für Buddhisten im Hausstand ist dies ein wichtiger Grundsatz.
Die didaktische Methode des Buddha
Der Buddha lehrte sowohl durch sein lebendiges Beispiel als auch durch seine mündlichen Unterweisungen. In seinen mündlichen Unterweisungen ging er auf zweierlei Weise vor, je nachdem, ob er eine Gruppe von Menschen oder eine Einzelperson vor sich hatte. Vor Gruppen gab er seine Unterweisungen in Form von Lehrreden. Dabei widerholte er oft jeden Punkt mit anderen Worten, damit seine Zuhörer ihn besser verstehen und sich merken konnten. Wenn er hingegen einzelnen Menschen persönliche Unterweisungen gab, was oft im Anschluss an eine Mahlzeit in privaten Haushalten geschah, zu der er und seine Mönche eingeladen worden waren, bediente er sich einer anderen Methode. Er stellte sich nie der Sichtweise des Zuhörers entgegen oder focht dies an, sondern nahm den Standpunkt dieses Menschen an und stellte ihm Fragen, um ihm zu helfen, seine Gedanken zu klären. Auf diese Weise brachte er ihn dazu, seine Gedanken weiterzuentwickeln und allmählich zu einem tieferen Verständnis der Wirklichkeit zu gelangen. Ein Beispiel dafür ist die Begebenheit, in der Buddha ein stolzes Mitglied der Brahmanen-Kaste zu dem Verständnis hinführt, dass Überlegenheit nicht durch Geburt in eine bestimmte Kaste entsteht, sondern dadurch, dass man als Mensch gute Qualitäten entwickelt.
Ein anderes Beispiel ist die Unterweisung, die Buddha einer Mutter gab, die ihm ihr totes Baby brachte und ihn anflehte, es wieder zum Leben zu erwecken. Der Buddha trug ihr auf, ihm ein Senfkorn aus einem Haus zu bringen, das noch nie vom Tod heimgesucht worden war, und dann würde er sehen, was sich machen ließe. Die Frau ging von Haus zu Haus, aber in jedem Haushalt hatten die Menschen schon erlebt, dass jemand gestorben war. Allmählich erkannte sie, dass jeder irgendwann sterben muss. Auf diese Weise war sie dazu in der Lage, ihr Kind mit einem friedvolleren Herzen einäschern zu lassen.
Die Lehrmethoden des Buddha zeigen uns, dass es, um Menschen in persönlichen Begegnungen zu helfen, am besten ist, sie nicht zu provozieren. Lehrt man jedoch vor einer Gruppe von Menschen, ist es besser, das jeweilige Thema ohne Umschweife klar und deutlich zu erklären.
Intrigen gegen den Buddha und Abspaltungen
Sieben Jahre vor dem Verscheiden des Buddha schmiedete sein eifersüchtiger Cousin Devadatta Pläne, dessen Platz als Leiter des Ordens zu übernehmen. Zugleich plante Prinz Ajatashatru eine Verschwörung gegen seinen Vater, den König Bimbisara, um dessen Rolle als Herrscher über Magadha einzunehmen. Und so zettelten die beiden gemeinsam ein Komplott an. Ajatashatru versuchte ein Attentat auf König Bimbisara zu verüben; daraufhin verzichtete der König auf den Thron und überließ in seinem Sohn. Angesichts des Erfolges von Ajatashatru bat Devadatta ihn, auch einen Mordanschlag auf den Buddha zu verüben, doch alle Versuche, den Buddha umzubringen, schlugen fehl.
Enttäuscht versuchte Devadatta daraufhin, die Mönche vom Buddha wegzulocken, indem er von sich behauptete, er sei „heiliger“ als sein Cousin und sich für einen strengeren Satz von Regeln der Disziplin aussprach. Dem Werk „Der Weg zur Reinheit“ (Pali: Visuddhimagga) zufolge, das der Theravada-Meister Buddhaghosa im 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung verfasste, enthielten Devadattas Vorschläge für die Mönche folgende Regeln:
- Roben tragen, die aus Lumpen gefertigt sind,
- nur drei Roben tragen,
- sich auf Almosengänge begeben und keine Einladungen zu Mahlzeiten annehmen,
- kein Haus auslassen, wenn man auf Almosengang geht,
- in einem Zuge all das aufessen, was auch immer man beim Almosengang gesammelt hat,
- nur aus seiner eigenen Almosen-Schale essen,
- alles andere Essen ablehnen,
- nur im Wald leben,
- unter Bäumen leben,
- im Freien leben und nicht in Häusern,
- sich hauptsächlich auf Friedhöfen aufhalten,
- sich mit jedwedem Platz zufriedengeben, den man zum Verweilen findet, während man kontinuierlich von Ort zu Ort zieht,
- in sitzender Haltung schlafen, sich niemals zum Schlafen hinlegen.
Der Buddha sagte, wenn Mönche diese zusätzlichen Regeln der Disziplin befolgen möchten, sei das in Ordnung, aber man könne unmöglich von allen verlangen, sie einzuhalten. Eine Anzahl von Mönchen entschied sich dafür, Devadatta zu folgen, verließ die Gemeinschaft des Buddha und gründete einen eigenen Orden.
In der Theravada-Schule werden die zusätzlichen Regeln der Disziplin, die Devadatta einführte, als die „13 Zweige eingehaltener Praxis“ bezeichnet. Die Tradition der Waldmönche, wie man sie z.B. im heutigen Thailand noch immer finden kann, scheint von diesen Praktiken abzustammen. Buddhas Schüler Mahakashyapa war der bekannteste Praktizierende, der diese strikteren Disziplin befolgte. Viele dieser Regeln werden von den Sadhus, umherwandernden heiligen Männern der Hindu-Tradition, befolgt. Ihre Praxis scheint eine Fortsetzung der Tradition der spirituellen Suche als Bettelmönch zu sein, die zur Zeit des Buddha verbreitet war.
In den Traditionen des Mahayana-Buddhismus gibt es eine vergleichbare Liste mit 12 zwölf Merkmalen eingehaltener Praxis. In dieser Liste ist die Regel „kein Haus auslassen, wenn man auf Almosengang geht“ weggelassen; hinzugefügt wurde „Roben tragen, die in die Mülltonne geworfen wurden“, und die Vorschriften, sich auf Almosengänge zu begeben und nur aus seiner eigenen Almosen-Schale zu essen, werden zusammen als eine Regel gezählt. Viele Bestandteile dieser Disziplin wurden später in der indischen Tradition von weit fortgeschrittenen Tantra-Praktizierenden befolgt, die man sowohl im Mahayana-Buddhismus als auch im Hinduismus findet.
Sich von einer etablierten buddhistischen Tradition abzuspalten und einen anderen Orden zu bilden – vielleicht heutzutage vergleichbar mit der Gründung eines separaten Dharma-Zentrums – stellte kein Problem dar. So etwas galt nicht als „Spaltung innerhalb der klösterlichen Gemeinschaft hervorrufen“, eine der fünf unmittelbar ins Elend führenden Taten. Devadatta erzeugte jedoch eine solche Spaltung, weil die Gruppe, die sich abspaltete und ihm folgte, extrem starke Feindseligkeit gegen die klösterlichen Gemeinschaft des Buddha hegte und sie scharf kritisierte und verächtlich machte. Die schädlichen Auswirkungen dieser Spaltung währten einigen Berichten zufolge mehrere Jahrhunderte lang.
Die Schilderung dieser Spaltung zeigt, dass der Buddha ausgesprochen tolerant und keinesfalls fundamentalistisch war. Wenn seine Anhänger einen strikteren Disziplin-Kodex befolgen wollten, als die Regelsammlung, die der Buddha aufgestellt hatte, dann war das in Ordnung; und wenn sie es nicht wollten, war es auch in Ordnung. Niemand wurde gezwungen zu praktizieren, was der Buddha lehrte. Wenn ein Mönch oder eine Nonne den klösterlichen Orden verlassen wollte, war das ebenfalls in Ordnung. Es ist jedoch äußerst destruktiv, die buddhistische Gemeinschaft, insbesondere die klösterliche Gemeinschaft, in zwei oder mehr Gruppen zu spalten, Feindseligkeit gegeneinander hegen und zu versuchen, einander in Verruf zu bringen und zu schaden. Selbst wenn man sich erst später einer solchen Fraktion anschließt und sich an ihrer Hetzkampagne beteiligt, so ist das äußerst schädlich. Wenn allerdings eine solche Gruppe destruktive oder schädigende Handlungen begeht oder einer schädlichen Disziplin folgt, erfordert das Mitgefühl, andere Menschen vor den Gefahren zu warnen, die damit verbunden sind, einer solchen Gruppe beizutreten. Aber die Motive für diese Warnung dürfen nicht mit Ärger, Hass oder dem Wunsch nach Rache vermengt sein.
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Das Hinscheiden des Buddha
Da er Befreiung erlangt hatte, befand sich Buddha jenseits davon, unkontrolliert einen gewöhnlichen Tod erfahren zu müssen. Nichtsdestotrotz entschied er im Alter von 81 Jahren, dass es von Nutzen wäre, seine Anhänger Vergänglichkeit zu lehren und seinen Körper zu verlassen. Zuvor gab er seinem Begleiter Ananda die Gelegenheit, noch länger zu leben und zu lehren. Aber Ananda verstand den Wink nicht, den Buddha ihm gab. Das verdeutlicht, dass ein Buddha nur lehrt, wenn er darum gebeten wird, und wenn keiner darum bittet oder Interesse daran zeigt, dann macht er sich auf und begibt sich woanders hin, wo er mehr von Nutzen sein kann. Die Gegenwart eines Lehrers und der Unterweisungen ist von Schülern abhängig.
In Kushinagara im Haus von Chunda wurde der Buddha dann todkrank, nachdem er eine Mahlzeit gegessen hatte, die man ihm und einer Gruppe von Mönchen gereicht hatte. Auf dem Totenbett erklärte er seinen Mönchen, dass sie sich, wenn sie irgendwelche Zweifel oder unbeantwortete Fragen hätten, ganz auf seine Lehren des Dharma und ihre ethische Disziplin verlassen sollten; diese würden nun ihr Lehrer sein. Er wies darauf hin, dass jeder die Dinge mit Hilfe der Unterweisungen für sich selbst herausfinden muss. Es gibt keine absolute Autorität, die einem alle Antworten zur Verfügung stellen kann. Dann verschied der Buddha.
Chunda war zutiefst bestürzt, weil er dachte, dass er den Buddha vergiftet hätte, aber Ananda beruhigte ihn und sagte ihm, dass er sogar enorme positive Kraft bzw. „Verdienst“ angehäuft hätte, da er dem Buddha seine letzte Mahlzeit gereicht habe, bevor dieser verstorben sei.
Der Buddha wurde eingeäschert und seine Asche in „Stupas“ - Bauwerke mit Reliquien, die als Gedenkstätten dienen - aufbewahrt, vor allem an den Orten, die zu den vier wichtigsten buddhistischen Pilgerstätten wurden:
- Lumbini – Buddhas Geburtsort,
- Bodh Gaya – der Ort, wo Buddha Erleuchtung erlangte,
- Sarnath – der Ort, wo er seine erste Lehrrede hielt,
- Kushinagara – der Ort, wo er starb.
Zusammenfassung
In verschiedenen buddhistischen Traditionen werden unterschiedliche Begebenheiten aus dem Leben des Buddha gelehrt. Die verschiedenen Darstellungen zeigen, wie jede Tradition den Buddha sieht und was wir durch sein Vorbild lernen können.
- In den Hinayana-Versionen ist nur von dem historischen Buddha die Rede. Durch ihre Darstellungen, wie der Buddha intensiv an sich arbeitete, um Erleuchtung zu erlangen, können wir lernen, selbst ebenfalls Anstrengungen zu unternehmen.
- Den allgemeinen Mahayana-Versionen zufolge hatte der Buddha bereits viele Zeitalter zuvor Erleuchtung erlangt. Indem er ein Leben mit zwölf erleuchtenden Taten manifestierte, lehrt er uns, dass Erleuchtung auch bedeutet, für immer zum Wohle aller Wesen zu wirken.
- Gemäß den Schilderungen des Anuttarayoga-Tantra manifestierte sich der Buddha gleichzeitig als Shakyamuni und lehrte in dieser Gestalt „Die Sutras des weitreichenden unterscheidende Gewahrseins“, und als Vajradhara, in dessen Gestalt er die Tantras lehrte. Das weist darauf hin, dass die Praxis des Tantra vollständig auf den Madhyamaka-Lehren über die Leerheit beruht.
So können wir aus jeder Version der Lebensgeschichte des Buddha viele hilfreiche Inhalte lernen und in vielerlei Hinsicht Inspiration gewinnen.
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