Rückblick auf die Wichtigkeit daran zu arbeiten, in der Zukunft eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen
Im letzten Teil haben wir über die Person der anfänglichen Ebene oder anfänglichen Motivation gesprochen. Im Vers des Textes hieß es:
(3) Jeder, der großes Interesse daran hat, mithilfe von diversen Methoden lediglich das Glück des unkontrollierbar sich wiederholenden Samsara (zu erlangen), wird als Person der minimalen spirituellen Ebene bezeichnet.
Das Ziel von jemanden auf der anfänglichen Ebene ist es, in zukünftigen Leben Wiedergeburten als ein menschliches oder himmlisches Wesen, ein Gott, herbeizuführen. Solange wir keine kostbare menschliche Wiedergeburt haben, ist es nicht möglich, Erleuchtung zu erlangen. Lediglich die ethische Selbstdisziplin zu wahren, mit der wir von den zehn destruktiven Handlungen Abstand nehmen, um eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen, ist nicht genug. Wir müssen dieser ethischen Selbstdisziplin folgen, um eine kostbare menschliche Wiedergeburt als Mittel zum Erlangen der Erleuchtung zu bekommen. Unsere Motivation ist nicht nur das Herbeiführen einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt selbst, sondern sie herbeizuführen, um damit Erleuchtung zu erlangen.
Die meisten von uns denken jedoch nicht einmal daran, die Motivation zu entwickeln, an einer menschlichen Wiedergeburt im nächsten Leben zu arbeiten, ganz zu schweigen von der Motivation an einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt zu arbeiten, um Erleuchtung zu erlangen.
Im Moment haben wir eine vollkommen ausgestattete menschliche Wiedergeburt, die für uns als eine Arbeitsgrundlage dienen kann, um Erleuchtung erlangen zu können. Wir müssen erkennen, dass wir, wie im vorangegangenen Teil erklärt, dieses Grundlage mit den acht Freiheiten und zehn Ausstattungen haben. Wir sollten uns auch freuen, wirklich glücklich sein und über das Glück meditieren, solch eine kostbare Arbeitsgrundlage erlangt zu haben. Die Grund für diese Freude über unsere Errungenschaft ist, dass wir auf dieser Grundlage die drei großen Ziele erreichen können:
- Das erste besteht darin zu gewährleisten, in zukünftigen Leben nicht wieder in einem der drei bedauerlichen Zustände der Existenz, in den niederen Bereichen, wiedergeboren zu werden.
- Wir können außerdem auf der Basis unserer kostbaren menschlichen Wiedergeburt dafür sorgen, gar nicht wieder in der samsarischen Existenz wiedergeboren werden.
- Ebenso gilt, dass wir mit dieser Arbeitsgrundlage, die uns zur Verfügung steht, in diesem Leben Erleuchtung erlangen können.
Es gibt also diese drei Ziele, die wir auf der Grundlage einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt erreichen können und in diesem Kontext können wir diese Ziele als anfängliches, mittleres und großes Ziel klassifizieren. Trotz allem ist sogar der kleinste Teil der anfänglichen Ebene etwas, das wir noch nicht erreichen können. Wir wissen nicht einmal, wie wir das kleinste der kleinen Ziele verwirklichen können. Wir müssen darüber nachdenken und in Betracht ziehen, was wir tun und was nützlich ist. Ist es auf der Basis der Wiedergeburt, die wir im Moment haben, besser, einfach für dieses Leben oder für eines dieser drei großen Ziele zu arbeiten? Wir sollten überlegen, welches dieser beiden besser ist. Bemühen wir uns nur für dieses Leben, ähnelt das Kindern, die Sandburgen bauen. denn am Ende werden wir alles zurücklassen müssen.
Im Vergleich zu diesem Leben sind unsere zukünftigen Leben viel wichtiger und zahlreicher. Das liegt daran, dass wir uns Glück, ein wirklich anhaltendes, langes Glück wünschen. Da dies unser Wunsch ist, sollten wir uns gedanklich darauf beziehen, dies in all unseren zukünftigen Leben zu erreichen. Wenn wir es nicht mit der menschlichen Wiedergeburt erreichen, die wir momentan haben, wie werden wir eine weitere solche Grundlage in der Zukunft bekommen? Es wird ausgesprochen schwierig sein, sie noch einmal herbeizuführen. Es ist nicht so, dass wir diese kostbare menschliche Wiedergeburt jetzt haben und wenn wir sie am Ende unseres Lebens aufgeben, ganz automatisch immer wieder eine neue bekommen. Wenn dem so wäre, könnten wir die Arbeit für das größte Ziel auf ein zukünftiges Leben verschieben. So ist es jedoch nicht; es ist nicht so einfach.
Ethische Selbstdisziplin als Ursache für ein kostbares menschliches Leben
Die Tatsache, dass wir eine kostbare menschliche Wiedergeburt in diesem Leben haben, ist das Resultat von großen Bemühungen, die wir in früheren Leben gemacht haben. Durch all die Bemühungen und das positive karmische Potenzial daraus, haben wir gegenwärtig diese kostbare menschliche Wiedergeburt. Um eine vollendete menschliche Wiedergeburt zu erlangen, wie wir sie momentan haben, ist es erforderlich, eine perfekte und reine ethische Selbstdisziplin zu wahren; ohne sie wird es nicht möglich sein, einfach so und ohne Grund solch eine Wiedergeburt zu bekommen.
Die Tatsache, dass es äußerst schwierig für uns ist, solch eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen, ist etwas, das wir verstehen können, indem wir ihre Ursache untersuchen. Wie gesagt, besteht ihre Ursache in erster Linie darin, eine überaus reine ethische Selbstdisziplin zu wahren. Genauer gesagt können wir uns die ethische Selbstdisziplin im Sinne des Einhaltens von Laiengelübden vorstellen, die darin bestehen, die fünf spezifischen Arten von destruktiven Handlungen zu unterlassen. Denken wir darüber nach, wie schwierig es ist, diese Gelübde einzuhalten, können wir verstehen, wie schwer es ist, eine kostbare menschliche Wiedergeburt als Resultat zu bekommen. Wir können auch erkennen, dass wir uns nicht einmal bewusst darüber sind, was diese fünf spezifischen destruktiven Handlungen sind, die wir aufgeben müssen, ganz zu schweigen davon, die Gelübde bewahren zu können, um damit aufzuhören, diese Handlungen zu begehen.
Ein anderer Aspekt der ethischen Selbstdisziplin besteht darin, die zehn destruktiven Handlungen zu meiden. Es gibt drei des Körpers, vier der Rede und drei des Geistes. Auch dies einzuhalten ist äußerst schwierig. Anstatt irgendeine dieser zehn destruktiven Handlungen zu unterlassen, scheint es manchmal, als würden wir tatsächlich versuchen, von den zehn konstruktiven Abstand zu nehmen. Da es recht schwierig ist, die Ursache zu besitzen, ist es natürlich noch schwieriger, über das Resultat zu verfügen, das daraus folgend würde.
Betrachten wir dieses Resultat, eine kostbare menschliche Wiedergeburt, und sehen es als etwas, das wir gern erlangen würden, ist es notwendig, die Ursachen dafür zu schaffen, um es zu erreichen. Dafür müssen wir über diese kostbare menschliche Wiedergeburt meditieren, wie wir es im letzten Teil dargelegt haben und erkennen, dass sie vom Blickwinkel der Ursachen sehr schwer zu erlangen ist.
Drei grundlegende Ursachen für ein kostbares menschliches Leben
Die Ursachen zum Erlangen einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt bestehen nicht nur darin, reine ethische Selbstdisziplin zu wahren. Genau genommen gibt es drei grundlegende Ursachen; wir müssen positives Potenzial durch drei ursächliche Handlungen aufbauen. Hierbei geht es um die positiven Potenziale, die zurückzuführen sind auf:
- das Praktizieren von Großzügigkeit;
- das Einhalten reiner ethischer Selbstdisziplin; sowie
- über Geduld usw. zu meditieren und sich damit vertraut zu machen.
Dazu gehören Ausdauer, geistige Stabilität (Konzentration) und unterscheidendes Gewahrsein (Weisheit). In diesem Zusammenhang bezieht sich unterscheidendes Gewahrsein auf die Fähigkeit, zwischen dem zu unterscheiden, was Realität und was keine Realität ist.
Das sind die grundsätzlichen Ursachen; all dies benötigen wir jedoch auch in Verbindung mit makellosen Gebeten. Sogar wenn wir Gebete machen, sind es meist keine makellosen Gebete. Wir beten einfach für Dinge in diesem Leben, wie: „Möge ich genug zu essen und zu trinken haben. Möge ich nicht krank sein oder Schmerzen haben. Möge ich ein langes Leben haben.“ Wir haben keine makellosen Gebete, wie: „Möge ich in zukünftigen Leben eine kostbare menschliche Wiedergeburt haben und möge ich in der Lage sein, Erleuchtung zu erlangen. Möge es keine Epidemien, Hungersnöte oder ähnliches in der Welt geben.“ Solche Art der makellosen Gebete benutzen wir nicht.
Wir sollten also an die drei Ursachen für eine kostbare menschliche Wiedergeburt denken:
- das Einhalten reiner ethischer Selbstdisziplin;
- das Aufbauen dieser drei Arten von positivem Potenzial; und
- das Darbringen makelloser Gebete.
Wir sollten über die Tatsache nachdenken, dass unser gegenwärtiges kostbares menschliches Leben darauf beruht, in vergangenen Leben alle drei Ursachen aufgebaut und angesammelt zu haben, was äußerst schwierig ist. Dies ist nicht auf einfache Bemühung zurückzuführen und ist nicht einfach so entstanden; daher sollten wir in Betracht ziehen, dass wir nur jetzt diese eine Chance haben und über die einzigartige Möglichkeit nachdenken sollten, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu haben.
Es gibt drei Punkte bezüglich des Nachdenkens über die Schwierigkeiten, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen, und hier haben wir über die erste gesprochen: die Schwierigkeit seitens der Ursachen. Beim zweiten Punkt geht es darum, über die Schwierigkeiten des Erlangens anhand von Analogien oder Beispielen nachzudenken.
Die Schwierigkeit, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen, anhand von Analogien
Was die Schwierigkeiten des Erlangens einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt anhand von Analogien betrifft, so geht es zunächst darum, darüber nachzudenken, was existiert und was nicht existiert, oder was möglich und was nicht möglich ist. Wir können diese Dichotomie zwischen dem, was machbar oder möglich ist und dem was unmöglich ist, verstehen, indem wir uns fragen, ob wir eine Blume in der Luft zum Wachsen bringen können. Wir würden sagen, dass es unmöglich ist und dass es so etwas nicht gibt. Fragen wir uns jedoch, ob ein heller Stern während des Tages erscheinen kann, lautet die Antwort, dass es möglich, jedoch wirklich sehr selten ist. Mit dieser Art zweigeteilter Beispiele können wir die Schwierigkeit verstehen, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen.
Kurze „Nachrichtenpause“ und ein Einschub über das richtige Hören von Lehren
Was die Erklärung des Lam-rim oder Stufenpfades betrifft, so ist sie, egal wer den Stufenpfad erklärt, recht ähnlich. Wir werden keine völlig unterschiedlichen Erklärungen dazu finden. Auf der Basis einer Erklärung können wir verstehen, was die Lehren sind, und wer immer sie erklärt, wir werden verstehen können, dass es sich auf das gleiche Material bezieht. Haben wir aber eine Erklärung gehört und meinen, sie bereits zu kennen, sollten wir nicht denken, wir wüssten schon, was jetzt kommt, wenn wir das nächste Mal eine Erklärung dazu bekommen. Wir sollten also nicht einfach dasitzen und annehmen, wir wüssten bereits, was der Lama als nächstes sagen wird. Zu denken, wir könnten im Voraus ahnen, was als nächstes erklärt werden wird, ist nicht richtig.
Auch wenn die Worte, die in der Erklärung benutzt werden, genau die gleichen sind und wir sie schon zum hundertsten Mal hören, sollten wir jedes Mal eine andere Ebene des Verständnisses darüber haben, was sie bedeuten. Nehmen wir zum Beispiel an, mehrere Leute würden Rinpoche und mir sagen, ein Glas Wasser zu trinken. Wir könnten das auf viele verschiedene Weisen, auf vielen unterschiedlichen Ebenen und zu unterschiedlichen Zeiten verstehen. Ich könnte es in dem Sinne verstehen, dass das Trinken von Wasser meinen Durst löschen wird. Rinpoche sieht es vielleicht so, dass das Trinken von Wasser einen positiven Einfluss auf sein Blut haben und damit gut für seine Gesundheit sein wird. Jeder von uns könnte auch denken, dass wir durch das Trinken von Wasser einen klareren Geisteszustand haben werden oder ähnliches. Es gibt viele verschiedene Ebenen, auf denen wir genau die gleiche Aussage verschiedener Menschen annehmen könnten, etwas Wasser zu trinken. In ähnlicher Weise sollten wir nicht denken, es wäre genug, eine Erklärung zum Dharma zu bekommen und meinen, wir hätten alles verstanden. Das wäre keine angebrachte Geisteshaltung.
Um die Lehren auf richtige Weise zu hören, sind drei vollkommene Ursachen notwendig. Wir sollten sie:
- viele Male,
- aus verschiedenen Quellen, und
- in einer großen Gruppe hören. Es ist ein großer Unterschied, ob wir Lehren nur für uns oder in einer großen Gruppe hören.
Als Test, wie gut ihr zugehört habt, würde ich gern sehen, welche Notizen ihr euch zu dem gemacht habt, was ich gerade zu dem Thema gesagt habe, den Lehren auf angemessene Weise zuzuhören. Wie dem auch sei, das war nur ein kurzer Einschub zu unserer eigentlichen Thematik. So wie es gestern Abend im Fernsehen eine Nachrichtenpause gab, habe ich euch eine Nachrichtenpause gegeben und jetzt können wir zu unserem Hauptprogramm zurückkehren.
Weiter über die Schwierigkeit des Erlangens einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt anhand von Analogien
Kommen wir wieder zurück zu der Schwierigkeit, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen. Wir haben darüber gesprochen, was möglich und was nicht möglich ist. Im nächsten Punkt geht es darum, anhand von Analogien zu verstehen, wie schwierig es ist, eine kostbare menschliche Wiedergeburt herbeizuführen.
Da wir vor ein paar Tagen mit einem Schiff von Holland hierher gekommen sind, können wir das Beispiel heranziehen, ein großer Ozean zu sein. In diesem Beispiel schwimmt auf der Oberfläche dieses großen Meeres ein goldenes Joch für einen Pflug. Shantideva führt dieses Beispiel in „Eintritt in das Verhalten eines Bodhisattvas“ an. Natürlich bezieht er sich nicht darauf, den Ärmelkanal mit einer Fähre zu durchqueren.
In diesem Beispiel können wir uns eine Meeresschildkröte vorstellen, die auf dem Grund des Ärmelkanals lebt. Die Meeresschildkröte ist blind und kommt nur alle hundert Jahre an die Oberfläche und einmal passiert es, dass sie beim Auftauchen ihren Kopf genau durch die Öffnung im Innern dieses goldenen Joches steckt. Das Meer, welches wir uns vorstellen, sollte jedoch riesig sein, und in ihm gibt es nur ein goldenes Joch mit einer Öffnung im Zentrum. Diese Meeresschildkröte, die vom Grund des Meeres auftaucht, hat nicht einmal Augen und kommt auch nicht ständig an die Oberfläche, sondern nur einmal in hundert Jahren. Das Joch ist auch nicht mit einem Anker verbunden und bleibt nicht an einem Ort, sondern schwimmt auf der Oberfläche des Wassers herum. Wir können deutlich erkennen, dass die Chancen für die Meeresschildkröte ziemlich gering sind, tatsächlich an dem Ort aufzutauchen, an dem sie ihren Kopf direkt durch die Öffnung im Zentrum des Joches stecken wird.
Worauf beziehen sich diese Analogien? Zunächst sollten wir darüber nachdenken, wie wir seit anfangsloser Zeit ohne Kontrolle in sich wiederholender samsarischer Existenz durch die Kraft unserer störenden Emotionen und karmischen Impulse umhergewandert sind. Wir haben keine Kontrolle über den Ablauf oder den großen Ozean unkontrollierbar sich wiederholender samsarischer Existenz, in der wir umhergewandert sind. Er ist wie dieser zuvor beschriebene, überaus weite und tiefe Ozean. Er ist unergründlich. Wir können seine Größe nicht beschreiben.
Die blinde Meeresschildkröte ist symbolisch dafür, dass wir blind vor Unwissenheit sind und weil wir uns der Realität nicht bewusst sind, wandern wir ziellos in samsarischer Existenz umher. Die Tatsache, dass sich die Schildkröte am Meeresboden befindet und nur einmal alle hundert Jahre auftaucht, deutet darauf hin, dass wir uns meistens in den unglücklichen Zuständen der Wiedergeburt in den niederen Bereichen befinden. Es geschieht nur gelegentlich und sehr selten, symbolisch betrachtet einmal alle hundert Jahre, dass wir nach oben kommen, um Luft zu holen, oder mit anderen Worten eine menschliche Wiedergeburt, aber nicht unbedingt eine kostbare menschliche Wiedergeburt haben.
So sind auch, wie zuvor beschrieben, die buddhistischen Lehren nur zu bestimmten Zeiten verfügbar und in vielen anderen Zeiten nicht. Es ist so selten, dass die buddhistischen Lehren zur Verfügung stehen und dieser Punkt wird dadurch symbolisiert, dass es nur dieses eine goldene Joch gibt. Es reicht auch nicht aus, dass die Dharma-Lehren einfach nur da sind. Wir müssen auch durch das Tor der Zufluchtnahme in sie eintreten, was durch das Loch in dem goldenen Joch angedeutet wird. Daher sollten wir uns diese Analogie zu Herzen nehmen und verstehen, wie selten und schwierig es ist, auf eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu treffen, und wir sollten darüber meditieren.
Es gibt ein weiteres schönes Beispiel aus Tibet. In Tibet gibt es eine Art von Fisch, der sehr schmackhaft ist, und es gab einen Jungen, der zu viel davon aß. Er wurde krank und musste sich übergeben, aber nahm ein Seil, mit dem man tibetische Boote festbindet, und schnürte es um seinen Hals, um sich nicht übergeben zu müssen. Die Nahrung war so köstlich, dass er sie nicht verschwenden wollte. Verfügen wir über eine kostbare menschliche Wiedergeburt, wäre es ebenfalls eine Schande sie zu verschwenden, wie es auch eine Schande wäre, den Fisch zu verschwenden, indem man sich übergibt.
In einer anderen Geschichte aus Tibet gab es einen Jungen in einer Gegend, die als Penbo bekannt ist, der aus einer wohlhabenden Familie stammte. Diese Familie baute in einem Berg Gold ab. Dieser Sohn wollte jedoch nicht in den Goldminen der Familie arbeiten und ging fort, um Handel zu betreiben. Als Händler reiste er weit herum und handelte mit verschiedenen Dingen. Auf seinen Reisen erfuhr er, dass seine Familie, die Lungding-Familie, ziemlich bekannt dafür war, eine sehr wohlhabende Familie zu sein. Die Menschen wussten nicht, dass er der Sohn der Lungding-Familie war und einmal, als er Geschäfte mit einem anderen Händler machte, erwähnte dieser, dass er gerne aus der Lungding-Familie stammen würde, denn dann müsste er nicht umherziehen, so hart arbeiten und Sachen verkaufen. Auf diese Weise erkannte der Sohn, was für ein Glück er eigentlich hatte, und ging zurück zu seiner Familie.
Ein anderes Beispiel, über das wir nachdenken können, ist das eines Mannes, der einen Teil beider Beine verloren hatte. Er saß an der Kante eines kleines Felshanges und schlief ein. Unten, am Fuß des Felshanges, befand sich ein Moschushirsch und als der Mann einschlief, fiel er hinunter und landete direkt auf dem Rücken dieses Tieres. Der Hirsch wurde dadurch natürlich aufgeschreckt und rannte los, aber dieser Mann hielt sich an ihm fest.
Sie kamen in eine Gegend, in der sich andere Menschen befanden, aber mittlerweile sang der Mann vor Freude wegen diesem Ritt. Die Menschen warnten ihn, vorsichtig zu sein und sagten: „Du solltest nicht so singen, denn sonst fällst du noch herunter. Halte dich lieber gut fest.“ Der Mann erwiderte: „Dies ist die einzige Chance in meinem Leben, auf einem Moschushirsch zu reiten und wenn ich jetzt nicht vor Freude singe, wann werde ich diese Chance dann wieder haben?“ In ähnlicher Weise ist die Gelegenheit dieser kostbaren menschlichen Wiedergeburt einzigartig und selten. Wann werden wir diese Chance wieder bekommen, wenn wir sie jetzt nicht nutzen, um uns der intensiven Dharma-Praxis zu widmen?
Indem wir an diese verschiedenen Beispiele denken, können wir über die Schwierigkeiten anhand von Analogien meditieren, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen. Wir können auch selbst Beispiele aus unserem eigenen Leben heranziehen, um die Schwierigkeiten zu verstehen, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen.
Die Schwierigkeit, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen, vom Gesichtspunkt ihrer Natur
Nicht nur aus der Sichtweise von Analogien ist es schwierig, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen, sondern auch von der eigentlichen Natur dessen, um was es hier geht. Es ist viel schwieriger, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen, als eine Wiedergeburt in den schlechteren Bereichen.
Um es jedoch noch einmal zu wiederholen: wir müssen die Ursachen dafür haben, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu bekommen. Haben wir zahlreiche konstruktive Handlungen ausgeführt und niemals irgendwelches karmisches Potenzial aufgebaut, ist es tatsächlich nicht so schwierig, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen. Betrachten wir uns jedoch mit ehrlichen Augen, werden wir erkennen, dass wir fast nur destruktive und kaum irgendwelche konstruktiven Handlungen ausgeführt haben.
Nehmen wir das Beispiel, wenn wir von einem Insekt in den Arm gebissen werden, und untersuchen, wie wir darauf reagieren. Zunächst sehen wir das Insekt, eine Mücke oder ähnliches. Dann denken wir oder sagen: „Ich kriege dich und werde dich töten.“ Schließlich fangen wir es und halten es zwischen den Fingern, zerdrücken es und denken: „Jetzt habe ich dich.“ Danach sind wir dann richtig froh darüber, es gefangen zu haben. Alles, der Beginn der eigentlichen Handlung und der Gedanke nach dem Töten, sind durchweg negativ.
Betrachten wir einmal eine positive Handlung, die wir tun. Vielleicht ist da ein Bettler, der ziemlich hungrig ist und zu uns kommt, um nach etwas zu essen zu fragen. Zuerst wollen wir ihm nichts geben, aber dann tun wir es doch und geben wir ihm etwas mit einem gewissen Widerwillen. Wir führen die tatsächliche Handlung nicht mit einer netten und freundlichen Einstellung aus, sondern werfen es ihm einfach zu und sind letztlich nicht glücklich darüber und haben das Gefühl, dass es nicht gut war, ihm irgendetwas gegeben zu haben. Von Anfang bis Ende wurde die Tat nicht im Geringsten auf positive Weise ausgeführt.
Daraus können wir erkennen, dass auch durch unsere normalen Handlungen jede Menge negatives, karmisches Potenzial geschaffen wird. Das Resultat des negativen karmischen Potenzials von unseren schädlichen Handlungen ist, dass wir in einem der drei niederen Bereichen entweder als Höllenwesen, hungriger Geist oder Tier wiedergeboren werden. Denken wir einmal darüber nach, so haben wir viele Ursachen, beispielsweise als ein Tier wiedergeboren zu werden. Wenn wir auf einem Rasen sitzen, können wir äußerlich betrachtet sehen, wie viele kleine Insekten es dort auf nur einem winzigen Teil dieses Rasens gibt. Was die Ursachen der Wiedergeburt als Mensch oder Tier betrifft, können wir verstehen, dass es weit mehr Ursachen dafür gibt, als ein Tier wiedergeboren zu werden, als die Wiedergeburt eines Menschen zu bekommen. Es gibt allerdings noch weit mehr Ursachen als ein hungriger Geist wiedergeboren zu werden, als die Wiedergeburt eines Tieres zu bekommen und die Ursachen in einer der Höllen wiedergeboren zu werden, sind noch zahlreicher als jene des Bereiches der hungrigen Geister.
In der Vergangenheit gab es große spirituelle Meister, die anhand der verschiedenen Beispiele bezüglich dieses Punktes meditierten. So meditierte ein Meister zum Beispiel darüber, dass die Anzahl der Ursachen, die er angesammelt hatte, um in eine der Höllen wiedergeboren zu werden, größer war, als die Zahl von Schneeflocken, die in einem riesigen Gebiet, wie einem Kontinent, fielen. Die Anzahl der Ursachen, um als hungriger Geist wiedergeboren zu werden, entsprach jener von Schneeflocken, die in einem bestimmten Land oder bestimmten Gebiet, wie diesem Teil Englands, fallen würden. Die Anzahl der Ursachen, um als Tier wiedergeboren zu werden, entsprach der Anzahl von Schneeflocken, die beispielsweise auf dem Dach des Hauses einer Person fallen würden.
Auf diese Weise sollten wir über die Schwierigkeit des Erlangens einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt anhand von Ursachen, Analogien und der Art oder Natur von Wiedergeburten meditieren, die eintreten können. Denken wir viel darüber nach, werden wir eine ähnliche Geisteshaltung entwickeln, wie in einem guten Job, in dem wir für die Menge der Arbeit bezahlt werden oder die Anzahl der Dinge, die wir hergestellt haben. Wäre das der Fall, würden wir mit dem Ansporn, eine große Menge Geld zu verdienen, versuchen, so produktiv wie möglich zu sein. Denken wir in ähnlicher Weise über die Schwierigkeit nach, eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen, werden wir wirklich hart daran arbeiten, diese einzigartige Gelegenheit, die wir haben, zu nutzen, um so viel wie möglich positives karmisches Potenzial aufzubauen und die Chance nicht zu vergeuden.
Denken wir an die zuvor beschriebenen drei großen Ziele, die wir auf der Grundlage unserer kostbaren menschlichen Wiedergeburt erreichen könnten, werden wir nicht einfach nur herumsitzen und unsere Zeit verschwenden. Haben wir die Möglichkeit, jeden Monat 10.000 Pfund zu verdienen, werden wir uns nicht einfach einen Monat freinehmen und nichts tun. Dies sind also die Meditationen, die sich mit der kostbaren menschlichen Wiedergeburt befassen.