Die politischen und kulturellen Beziehungen zwischen Tibet und den jetzigen Zentral Asiatischen Islamischen Republiken der früheren Sowjetunion haben eine lange Geschichte. Gemeinsam mit der Mongolei und Ost-Turkistan bildet Tibet mit diesen Republiken den Block der Zentralasiatischen Staaten. Mit der Absicht, der wachsenden Präsenz und Einflussnahme Chinas in diesen islamischen Republiken entgegenzuwirken, ihre politische Unterstützung zu gewinnen und die Grundlage für zukünftige ökonomische und entwicklungshilfebezogene Kooperationen in diesem Gebiet aufzubauen, war Seine Heiligkeit der Dalai Lama erfreut, die historischen Verbindungen zwischen den tibetischen, mongolischen und zentralasiatischen, türkischen Menschen wieder herzustellen. Als ein Schritt in diese Richtung hat die „Library of Tibetan Works & Archives“ (LTWA) einen Austausch von wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit Buddhismusforschern der Akademie der Wissenschaften der Republik Usbekistan unter der Leitung von Herrn Boris Matskin und Dr. Alexander Berzin begonnen.
Dr. D. Rusanov, ein Gelehrter des Taschkenter Kunst-Forschungsinstituts und Direktor der Informationsgruppe „Die große Seidenstraße“ wurde von Herrn Matskin angesprochen und ist ebenfalls sehr interessiert daran, ein Programm zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit dem LTWA aufzubauen. Die von ihm geleitete Informationsgruppe bietet folgende Leistungen:
- die Zusammenstellung einer Liste von bibliografischem und photografischem Material über Zentralasien und die große Seidenstraße, die in Usbekistan wie auch den anderen islamischen Republiken und Ländern der früheren Sowjetunion vorhanden sind und eine inhaltliche Zusammenfassung der Materialien zur Verfügung zu stellen,
- alle relevanten Materialien aus dem Russischen und den zentralasiatischen Sprachen ins Englische zu übersetzen,
- tibetischen Gelehrten aus Indien zu ermöglichen nach Taschkent zu kommen, um dort vertiefende Forschungen durchzuführen,
- die Kooperation mit Museen, Bibliotheken, Archiven, akademischen Einrichtungen, Stiftungen und privaten Kunstsammlungen in allen islamischen Republiken zu fördern,
- an gemeinsamen Projekten, Veröffentlichungen, Ausstellungen und Konferenzen mitzuarbeiten.
Es wurde vorgeschlagen, dass Schüler innerhalb der tibetischen Gemeinschaft gefunden werden, die die Vorteile und Möglichkeiten ergreifen möchten, die von Herrn Matskin und Dr. Rusanov angeboten werden. Es gibt zahlreiche Forschungsfelder, die sich als fruchtbar erweisen können.
- Die politischen und kulturellen Beziehungen zwischen Tibet und den Turkvölkern Zentralasiens in der Zeit zwischen der Regierung König Songtsen-Gampos und Langdarmas, als es viele militärische Allianzen zwischen den beiden Völkern im Angesicht von chinesischen, arabischen und uighurischen Feldzügen gab, unter besonderer Betonung möglicher Beziehungen zwischen dem Sogdian-Buddhismus jener Zeit in Zentralasien und dem Aufkommen des tibetischen Buddhismus. Zwei von Guru Rinpoches 25 Schülern in Tibet zum Beispiel kamen aus sNa-nam (Samarkand): sNa-nam rDo-rje bdud-´joms ( einer von König Tri-Songdetsens Gesandten, die nach Nepal geschickt wurden, um Guru Rinpoche nach Tibet einzuladen ) und sNa-nam Ye-shes sde.
- der Umfang des tibetischen kulturellen Einflusses auf den tibetischen Vasallenstaat der Turki Shahis im Afghanistan des 8. Jahrhunderts, der möglicherweise zu findende Einfluss des Buddhismus jenes Staates auf das Entstehen des tibetischen Buddhismus und die politischen und kulturellen Beziehungen zwischen Tibet und den arabischen und türkischen Volksgruppen durch diesen Staat;
- die mögliche Einführung buddhistischer Elemente aus Zentralasien nach Westtibet in der Zeit vor Songtsen-Gampo;
- die Bestimmung von sTag-gzig, das Ursprungsland der Bön-Tradition, und die Untersuchung alter Glaubenslehren Zentralasiens, die die Herausbildung der Bön Tradition.