Die zwölf Kategorien der Schriften

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Sechs Arten, um die schriftlich festgehaltenen Belehrungen Buddhas einzuteilen

Der Sakya-Meister Butön (tib. Bu-ston Rin-chen grub) sagte, dass es sechs besondere Arten der Klassifizierung für die schriftlich festgehaltenen Belehrungen des Buddhas gäbe:

  • Vom zeitlichen Standpunkt aus gesehen gibt es drei Drehungen des Dharmarades (tib. chos-kyi ’khor-lo rim-pa gsum, drei Runden der Übertragung des Dharma).

  • Vom Standpunkt des behandelten Gegenstandes aus gesehen gibt es Schriften, die der Erklärung (tib. drang-don, Skt. neyartha) bedürfen und solche der endgültigen Bedeutung (tib. nges-don, Skt. nitartha).

  • Vom Standpunkt des Textes aus gesehen gibt es zwölf Kategorien der Schriften (tib. gsung-rab yan-lag bcu-gnyis)

  • Vom Standpunkt dessen gesehen, wofür die Belehrungen Gegenmittel sind, gibt es „Die drei Körbe“ (tib. sDe-snod gsum, Skt. Tripitaka).

  • Vom Standpunkt der Schüler aus gibt es die Körbe des Hinayana und Mahayana.

  • Vom Standpunkt der Umstände aus, die die Belehrungen begleiteten, gibt es die erleuchtenden Worte, die von den Lippen Buddhas kamen (tib. zhal-nas gsung-pa‘i bka'), gestattete Worte (tib. rjes-su gnang-ba‘i gsung) und erleuchtende durch Buddhas Inspiration gesprochene Worte (tib. byin-gyis rlabs-pa‘i bka).

Das dreimalige Drehen des Dharmarades

Was das Erste betrifft, war Butön nicht der einzige Gelehrte, der annahm, dass die drei Drehungen des Dharmarades ein zeitgebundenes Einteilungsschema sind. Viele andere wie der Jonang Meister Taranatha (tib. Ta-ra-na-tha) haben dem beigepflichtet. Einige Gelehrte erkennen dies jedoch nicht an. Der Grund für ihre Meinungsverschiedenheit ist wie folgt:

Die bekannte Überlieferung des „dreimaligen Drehens des Dharmarades“ entstammt dem Text: „Das Sutra, das die Absicht enträtselt“ (tib. dGongs-pa nges-par grel-ba‘i mdo, Skt. Samdhinirmocana Sutra). Im siebenten Kapitel dieses Werkes fragt der Bodhisattva Paramartha Samudgata den Buddha was er gemeint hätte, als er zu einer bestimmten Gelegenheit erwähnte, dass Erscheinungen wahr begründete Existenz hätten und zu anderen, dass sie es nicht hätten, da diese zwei Darlegungen einander wortwörtlich zu widersprechen scheinen. Der Buddha antwortete, um zu erklären, was er damit gemeint hatte, dass Erscheinungen in solche eingeteilt werden können, die wahrhaft begründete Existenz und solche die dies nicht hätten. So führte er die Chittamatra-Grundsätze ein.

Auf diese Weise wurde das dreimalige Drehen des Dharmarades in den buddhistischen Schriften bekannt. Das erste Drehen lehrt wahrhaft begründete Existenz, das zweite nicht-wahrhaft begründete Existenz und das dritte, dass die Existenz einiger Erscheinungen wahrhaft begründet ist, andere jedoch nicht. Aus diesem Grund sagt der Gelug-Meister Tsongkhapa (tib. Tsong-kha-pa Blo-bzang grags-pa) in seinem Text: „Die Essenz der vorzüglichen Erklärung über die interpretierbaren und die letztendlichen Bedeutungen“ (tib. Drang-nges legs-bshad snying-po) klar: „Die Einteilung in ein dreimaliges Drehen des Dharmarades wurde nicht in Bezug auf bestimmte Ereignisse im Leben Buddhas oder der Zusammenkünfte seiner Schüler gemacht. Es wurde vom Standpunkt der behandelten Gegenstände seiner Belehrungen aus gemacht.“

Tsongkhapa hatte gegen Folgendes einen Einwand: Wenn das dreimalige Drehen eine rein zeitgebundene Einteilung wäre, dann würde alles, das der Buddha lehrte, in diesen Dreien enthalten sein. Das ist aber nicht vernunftgemäß, da nicht alles, das der Buddha während des ersten Drittels seiner Belehrungen unterrichtete, in das ersten Drehen eingeschlossen werden kann. Deshalb hat er gesagt, dass diese dreifältige Einteilung die aus dem Sutra: „Das Sutra das die Absicht enträtselt“ stammt, entsprechend der Art gemacht wurde, wie Selbstlosigkeit (Das Fehlen einer unmöglich vorhandenen „Seele“) erklärt wird. So scheint es, dass Butön zwar annahm, dass entsprechend dieses Sutras die drei Drehungen eine zeitgebundene Einteilung seien, im Sutra jedoch gemeint war, dass das erste Drehen zuerst kam, dann das zweite und danach das dritte.

Texte die nach Tsongkhapa in der entprchenden Drehung des dreimaligen Drehensenthalten sind

Das erste Mal, das das Rad des Dharmas gedreht wurde war im „Rad-des-Dharma-Sutra” (tib. Chos-kyi ‘khor-lo’i mdo, Skt. Dharmacakra Sutra), in welchem der Buddha seine fünf ursprünglichen Schülern die vier edlen Warhheiten dreimal unterrichtet. Ähnliche Themen werden in Werken wie den Folgenden gefunden:

  • „Das Sutra der vier festen Ausrichtungen der Vergegenwärtigung auf den geheiligten Dharma“ (tib. Dam-pa’i chos dran-pa nyer-bzhag-gi mdo, Skt. Saddharma Smrtyupashthana Sutra)

  • „Hunderte karmischer Taten“ (tib. Las brgya-tham-pa, Skt. Karmashataka Sutra)

  • „Hunderte erläuternde Berichte“ (tib. rTogs-pa brjod-pa brgya-pa, Skt. Avadanashataka Sutras)

  • „Die Disziplinregeln betreffende schriftliche Texte“ (tib. ’ Dul-bai’ lung, Skt. Vinayagama).

Obwohl keiner dieser verwandten Texte tatsächlich das erste Drehen sind, werden sie in diese Kategorie gesetzt.

Das eigentliche zweite Drehen des Dharmarades ist in den Sutras: „Die Sutras des weitreichenden unterscheidenden Gewahrseins“ (tib. Shes-rab-kyi pha-rol-tu phain-pa’i mdo, Skt. Prajnaparamita Sutra, Engl. Perfection of Wisdom Sutras). Da sie sich mit verwandten Themen befassen, werden folgende Werke in diese Kategorie platziert:

  • „Sutra über das Hinabsteigen nach Lanka“ (tib. Lang-kar gshegs-pa’i mdo, Skt. Lankavatara Sutra, Sutra über die Ankunft (Buddhas) in Lanka)

  • „Das Sutra König der vertieften Konzentrationen“ (tib. Ting-nge-‘dzin rgyal- po’i mdo, Skt. Samadhiraja Sutra)

  • „Das Sutra der zehn (Arya Bodhisattva) Ebenen des Geistes“ (tib. mDo-sdrsa-bcu-pa, Skt. Dashabhumika Sutra)

  • „Das Sutra der Gebärmutter, die den So-Gegangenen enthält“ (tib. De-bzhin gshegs-pa`i snying- po’i mdo, Skt. Tathagathagarbha Sutra, engl. The Buddha-Nature Sutra)

  • „Das Sutra erbeten von der Arya Shrimala“ (Skt. Aryashrimala Pariprccha Sutra)

  • „Das Sutra ein Filigranschmuck für die Lampe des tiefen Gewahrseins“ (tib. Ye-shes snang-ba’i rgyan-gyi mdo, Skt. Jnanaloka Alamkara Sutra)

  • „Das Sutra von der großen letztendlichen Befreiung von allen Sorgen“ (tib. Yongs-su mya-ngan-las ‘das-pa i’ mdo, Skt. Mahaparibirvana Sutra)

  • „Das Sutra, das auf das große Erbarmen der So-Gegangenen hinweist“ (tib. De-bzhin gshegs-pa’i snying-rje chen-po bstan-pa’i mdo, Skt. Tathagata Mahakaruna Nirdesha Sutra).

Das eigentliche dritte Drehen des Dharmarades ist das siebente Kapitel des Sutras „Sutra, das die Absicht enträtsel“, also das Kapitel: „Fragen von Paramartha Samudgata“ (tib. Don-dam yang-dag 'phags-kyis zhus-pa, Skt. Paramartha Samudgata Pariprccha). Die anderen Kapitel dieses Sutras fallen in die Kategorie des dritten Drehens.

Da es zu ausführlich wäre, in voller Länge die anderen Arten von Butöns Klassifizierung der schriftlichen Belehrungen des Buddha zu erwähnen, werden wir hier darauf verzichten. Es soll genügen nur die zwölf schriftlichen Kategorien zu erklären, die in den „drei Körben“ verdichtet sind.

Die zwölf Kategorien der Schriften

In dem Kommetar „Die höchste Essenz: Ein Kommentar zu den schwierigen Punkten des Sutras „Das edle achttausend Verse Sutra zum weitreichenden Gewarhsein“. (tib. `Phags-pa shes-rab-kyi pha-rol-tu phyin-pa brgyad-stong-pa`i dka`- `grel snying-po mchog, Skt. Aryashtasahasrika Prajnaparamita Panjika Sarottama) sagte Ratnakarashanti (Shantipa): „Darstellungen zu praxisbezogenen Themen, wohlklingenden Verse, enthüllende Berichte, metrische Verse, besondere Verse, ethische Erzählungen, erläuternde Berichte, Erzählungen aus alter Zeit, Berichte von früheren Leben, epische Darstellungen, fabelhafte Berichte und entscheidende Erklärungen sind die zwölf Kategorien der Schriften.“ Was jede dieser zwölf ist und wie sie in „Drei Körbe“ passen, ist wie folgt:


    1. Darstellungen der praxisbezogenen Themen (tib. mdo, Skt. Sutra) präsentieren in einer kurzen und verdichteten Form, was Buddha zu sagen hat.
    2. Wohlklingende Verse (tib. dbyangs-kyis bsnyad-pa, Skt. geya) sind solche, die Buddha während und zum Abschluss seiner Sutras äußerte.

    3. Enthüllende Berichte (tib. lung-bstan-pa, Skt. vyakarana) sind Buddhas Enthüllungen darüber, was in der Vergangenheit geschah oder Prophezeiungen was in der Zukunft geschehen wird, wie z.B: im „Sutra des weißen Lotus des heiligen Dharma“ (tib. Dam-pa`i chos padma dkar-po`i mdo, Skt. Saddharma Pundarika Sutra, Lotus-Sutra). Eine andere Art die wohlklingenden Verse und die enthüllenden Berichte zu erklären ist, dass erstere Schriften von erklärungsbedürftiger Bedeutung sind und letztere von eindeutiger Bedeutung.

    4. Metrische Verse (tib. tshigs-su bcad-pa, Skt. gatha) sind vom Buddha komponierte zwei-bis sechszeilige Verse.

    5. Besondere Verse (tib. ched-du brjod-pa, Skt. udana) sind Lobpreisungen, die Buddha mit Freude zum Wohl des langen Lebens seiner Belehrungen und nicht zum Wohl bestimmter Einzelpersonen gab.

    6. Ethische Erzählungen (tib. gleng-bzhi, Skt. nidana) sind Regeln die der Buddha für Ordinierte festgeschrieben hat; die Regeln befassen sich mit Taten, die einen Bruch ihrer Gelübde bilden.

    7. Erläuternde Berichte (tib. rtogs-par brjod-pa, Skt. avadana) sind Belehrungen, die Buddha mit Beispielen gab, damit sie vom Zuhörer leichter verstanden werden.

    8. Erzählungen aus alter Zeit (tib. de-lta-bu byung-ba, Skt. itivrttika) sind Geschichten die Buddha über vergangene Zeiten erzählte.

    9. Berichte von früheren Leben (tib. skyes-pa`i rabs, Skt. jataka) sind Berichte über die schwierigen asketischen Praktiken, die Buddha in seinen früheren Leben während des Einübens in das Verhalten eines Bodhisattva durchgeführt hatte. Ein Beispiel ist zu finden in dem Sutra: „Das Sutra über den Arya Bodhisattva Arthasiddhi“ (tib. ´Phags-pa rgyal-bu don-grub-kyi mdo, Skt. Aryajinaputra).

    10. Epische Darstellungen (tib. shin-tu rgyas-pa, Skt. vaipulya) sind solche, die sich mit umfassenden und tiefgründigen Themen befassen, wie den sechs weitreichenden Geisteshaltungen (sechs Vollkommenheiten) und den zehn Arya-Bodhisattva-Ebenen des Geistes (zehn bhumis) in der Sammlung: „Der Korb der Mahayana oder Bodhisattva Sutras“.

    11. Fabelhafte Berichte (tib. rmad-du byung-ba, Skt. adbhutadharma) sind Beschreibungen von so erstaunlichen wundersamen Dingen wie der Weisheit, außerphysischer Fähigkeiten und heiligen Taten der Buddhas, Pratyekabuddhas (Selbstverwirklicher) und Shravakas (Hörer).

    12. Entscheidende Erklärungen (tib. gtan-la phab-pa, Skt. upadesha) weisen genau auf die Bedeutung der Werke in „Der Korb der Sutras“ hin, indem einzelne und allgemeine Definitionen spezifiziert werden.


  • Was als „Die neun Kategorien der Schriften“ (tib. gsung-rab yan-lag dgu) bekannt ist, stammt von den ethischen Erzählungen, den erläuternden Berichten und den Berichten von früheren Leben der obigen zwölf, zusammengefasst in eine einzige Klassifikation.

    Die drei Körbe

    Diese zwölf Kategorien der Schriften sind in den Sammlungen „Die drei Körbe“ zusammengefasst. Das Wort Korb ist „pitaka“ in Sanskrit und bedeutet wörtlich eine „Menge“ oder eine „Sammlung“. Der Grund für die Verwendung dieses Begriffes hier ist, dass viele Themen in ihnen gesammelt sind. Eine andere Art der Erklärung ist, dass „pitaka“ die Bezeichnung für einen großen Behälter war, der als Einheit für ein Trockenmaß im Land Magadha des alten Indien in Gebrauch war. Wie in einen Scheffel [1] viele Getreidekörner passen, so können gleichermaßen alle zwölf Kategorien der Schriften in: „Die drei Körbe“ enthalten sein. Deshalb werden sie „Körbe“ genannt.

    • Der erste dieser drei ist „Der Korb der Sutras“ (tib. mDo-sde’i sde-snod, Skt. Sutra Pitaka, der Korb der Praxisthemen). In ihm sind die Schriften enthalten, die sich hauptsächlich mit dem Lehrfach des Trainings in außergewöhnlicher tiefer Konzentration befassen.

    • Der zweite ist „Der Korb der besonderen Themen des Wissens“ (tib. Chos mngon-pa ì sde-snod, Skt. Abhidharma Pitaka, Der Korb des Abhidharma) und enthält diejenigen Schriften, die vor allem das Training in außergewöhnlichem unterscheidendem Gewahrsein (außergewöhnlicher Weisheit) behandeln.

    • Der dritte ist „Der Korb der Disziplinregeln“ (tib. `Dul-ba`i sde-snod, Skt. Vinaya Pitaka, „Der Korb des Vinaya“) und enthält die Schriften, die hauptsächlich Themen der außergewöhnlichen ethischen Disziplin betreffen.

    Beispiele für Texte, die in Der Korb der Sutras sind:

    • „Das Sutra der hunderttausend Verse über das weitreichende unterscheidende Gewahrsein“ (tib. Shes-rab-kyi pha-rol-tu phyin-pa stong-phrag-pa’i mdo, Skt. Shatasahasrika Prajnaparamita Sutra).

    • „Das Sutra der fünfundzwanzigtausend Verse über das weitreichende unterscheidende Gewahrsein“ (tib. Shes-rab-kyi pha-rol-tu phyin-pa stong-phrag nyi-shu lnga-pa’i mdo, Skt. Pancavimshati Sahasrika Prajnaparamita Sutra).

    • „Das Sutra der achttausend Verse über das weitreichende unterscheidende Gewahrsein“ (tib. Shes-rab-kyi pha-rol-tu phyin-pa brgyad-stong-pa’i mdo, Skt. Ashtasahasrika Prajnaparamita Sutra).

    Beispiele für Texte, die in „Der Korb der besonderen Themen des Wissens“ enthalten sind, sind „Die sieben Abhandlungen über besondere Themen des Wissens“ (tib. Chos mngon-pa’i bstan-bcos bdun):

    • „Ein Aggregat-Netzwerk von Erscheinungen“ (Skt. Dharmaskandha),

    • „Abhandlung vom Ausdruck des unterscheidenden Gewahrseins“ (Skt. Prajnaptishastra),

    • „Ein Korpus der Quellen (der Erkenntnis)“ (Skt. Dhatukaya),

    • „Ein Korpus der Arten des Bewusstseins“ (Skt. Vijnanakaya),

    • „Zum tiefen Gewahrsein fortschreitend“ (Skt. Jnanaprasthana),

    • „Themen in Versen“ (Skt. Prakaranapada),

    • „Ein Konzert von Synonymen“ (Skt. Samgitiparyaya),

    Von diesen wurden nur zwei Teile von: „Die Abhandlung vom Ausdruck des unterscheidenden Gewahrseins“ ins Tibetische übersetzt.

    Beispiele für Texte, die in: „Der Korb der Disziplinregeln“ enthalten sind, sind: die vier Abteilungen der Texte: „Die Disziplinregeln betreffende schriftliche Texte“ (tib. ‘Dul-ba’i lung sde-bzhi, Skt. Vinayagama)

    • „Die Grundlage für ‚Die schriftlichen Texte der Disziplinregeln’“ (tib. ’Dul-ba lung gzhi, Skt. Vinaya Vastu),

    • „Unterscheidungen innerhalb der Disziplinregeln“ (tib. ’Dul-ba rnam-‘byes, Skt. Vinaya Vibhanga),

    • „Die Grundlage für kleinere Aspekte der Disziplinregeln“ (tib. ’Dul-ba phran-tshegs-kyi gzhi, Skt. Vinaya Kshudraka Vastu),

    • „Der letztere Klassiker über die Disziplinregeln“ ( tib. ’Dul-ba gzhung dam-pa, Skt. Vinayottara Grantha).

    Die unterscheidenden Merkmale in jedem der „Drei Körbe“

    Vasubandhu erklärt in seinem „Kommentar zu (Maitreyas) ‚Filigranschmuck für die Mahayana-Sutras’“ (tib. mDo-sde rgyan-gyi bshad-pa, Skt. Sutralamkara Bhashya), dass jeder dieser drei Körbe vier unterscheidenden Merkmale besitzt:

    „Der Korb der Sutras“ erörtert:

    • die genauen Umstände der Belehrungen Buddhas, wer sie gab, wo und für wen,

    • die relativen und letztendlichen Merkmale von Dingen,

    • solche Themen wie die Aggregate und die Quellen und Anreger der Wahrnehmung,

    • erklärungsbedürftige und endgültige Bedeutungen.

    „Der Korb der besonderen Themen des Wissens“:

    • bringt Praktizierende näher zu Nirvana,

    • erörtert einen einzelnen Gegenstand wie das Aggregat der Form von vielen verschiedenen Standpunkten aus,

    • gestattet einem, einen Gegner in der Debatte zu besiegen,

    • macht die Bedeutung von: „Der Korb der Sutras“ verständlicher.

    „Der Korb der Disziplinregeln“ erörtert:

    • die Übertretungen der Gelübde,

    • deren vier Ursachen,

    • Methoden, um sie zu vermeiden,

    • Methoden zu ihrer Bereinigung, wie den Verlust von Privilegien, und so weiter.

    Einteilung der zwölf Kategorien der Schriften innerhalb der „Drei Körbe“

    • Die ersten fünf der zwölf Kategorien der Schriften bilden: „Der Korb der Hinayana- oder Shravaka-Sutras“,

    • Die nächsten vier, die ethischen Erzählungen und so weiter formieren: „Der Korb der Disziplinregeln“,

    • Die epischen Darlegungen und fabelhaften Erzählungen bilden den „Korb der Mahayana- oder Bodhisattva-Sutras“,

    • Die unterscheidenden Erklärungen bilden den: „Korb der besonderen Themen des Wissens“, beides Mahayana und Hinayana.

    Entsprechend dem Text „Ein Index zum Derge Tengyur“ (tib. sDe-dge’i bsTan- gyur-’gyi dkar-chag) des Gelehrten Zhuchen Tsultrim-rinchen (tib. Zhu-chen Tshul-khrims rin-chen) kann der „Korb der Disziplinregeln“ in Hinayana- und Mahayana-Anteile eingeteilt werden. Die ethischen Erzählungen, die erläuternden Berichte und Erzählungen aus alter Zeit machen erstere aus und die Berichte von früheren Leben letztere.

    Obige Art, in der die zwölf Kategorien der Schriften innerhalb der „Drei Körbe“ eingeteilt und als Hinayana oder Mahayana klassifiziert werden, deckt sich mit Butön‘s Erklärungen von Asangas „ Eine Anthologie spezieller Themen des Wissens“ (tib. Chos mngon-pa kun-las btus-pa, Skt. Abhidharma Samuccaya) wie sie durch Zhuchen Tsultrim-rinchen erläutert wird.

    Wie auch immer, Asanga selbst sagte in: „Ein alles umfassender Text als wirkliche Grundlage“ (tib. Sa‘i dngos-gzhi, Skt. Vastusamgraha) für seine „Ebenen des Geistes für integriertes Verhalten“ (tib. rNal-’byor spyod-pa ’i sa, Skt. Yogacaryabhumi), dass von den zwölf Kategorien der Schriften die epischen Darstellungen Sutras der Mahayana-Klasse sind, während alles andere den Hinayana-Shravakas zugehört. Da ich diesen Absatz nirgendwo erwähnt oder erklärt gesehen habe, ist es schwierig eindeutig zu sagen, was damit gemeint ist. Wie auch immer, es könnte gemeint sein, dass alle Kategorien außer den epischen Darstellungen entweder mit den Shravakas geteilt werden oder Anteile haben, die in dem „Korb der Shravaka-Sutras“ beinhaltet sind, während die epischen Darstellungen selbst ganz allein dem Mahayana zugehören.

    [1] Scheffel = altes Maß bzw. großer Behälter (36,35 Liter Fassungsvermögen).

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