Emotionale Kompetenz und die Fähigkeit zur Selbstregulation, die wir im persönlichen Bereich lernen, sind Fertigkeiten, die uns im Leben zweifellos von großem Nutzen sein werden. Da wir Menschen jedoch von Natur aus soziale Wesen sind, ist es darüber hinaus ebenso wichtig, zu guten Beziehungen zu anderen in der Lage zu sein. In der Vergangenheit wurde diese Fähigkeit oft als angeboren und unveränderlich erachtet. Wissenschaftliche Untersuchungen legen hingegen zunehmend den Schluss nahe, dass prosoziale Züge durch Lernen, Reflexion und absichtsvolles Üben kultiviert werden können. „Sozial“ steht hier für unmittelbare zwischenmenschliche Begegnungen, sowie für Interaktionen innerhalb einer kleinen Gemeinschaft, wie einer Schule, dem Büro, der Familie oder Nachbarschaft. Größere Gemeinschaften, wie eine Stadt, eine Gesellschaft oder die Welt als Ganzes werden im dritten und letzten, dem globalen Bereich behandelt.
Gewahrsein, Mitgefühl und Engagement in einem sozialen Kontext
Der soziale Bereich ähnelt in vielerlei Hinsicht dem persönlichen Bereich, mit dem Unterschied, dass der Schwerpunkt auf andere anstatt auf uns selbst gesetzt wird. Wie der persönliche Bereich durchläuft er die drei Dimensionen Gewahrsein, Mitgefühl und Engagement. Gewahrsein bedeutet hier ein grundlegendes Gewahrsein von uns selbst als soziale Wesen: wir existieren in Bezug zu anderen, brauchen andere und haben mit unseren Handlungen einen Einfluss auf andere. Das bezieht sich auch auf ein Verständnis dafür, was wir als Menschen mit anderen gemeinsam haben und was uns von anderen unterscheidet. Beim Mitgefühl geht es darum, das Wissen, das wir im persönlichen Bereich erlangt haben, zu nutzen, um andere und deren Emotionen zu verstehen und somit weniger reaktiv und verurteilend zu sein. Diese Erkenntnis nutzen wir auch, um andere soziale Eigenschaften, wie Dankbarkeit, Vergebung, Großzügigkeit und Demut zu entwickeln. Der Bereich des Engagement befasst sich schließlich damit, dieses Gewahrsein und die Erkenntnis miteinander zu verbinden, um den positiven und konstruktiven Umgang mit anderen zu lernen. So kann man die drei Komponenten des sozialen Bereiches folgendermaßen betrachten:
- Zwischenmenschliches Gewahrsein
- Mitgefühl für andere
- Beziehungskompetenzen
Zwischenmenschliches Gewahrsein
Während wir alle eine natürliche Tendenz dazu haben, uns auf ein eng gefasstes Eigeninteresse zu konzentrieren, ist der Bezug zu anderen unter diesem Blickwinkel eine Fertigkeit, die im Laufe der Zeit erlernt werden kann und nicht nur für andere, sondern auch für das eigene Selbst großen Nutzen bringt. Beispielsweise begünstigt und verstärkt die Fähigkeit zur Wertschätzung für andere sowohl das eigene Wohlbefinden als auch das Gefühl der zwischenmenschlichen Verbundenheit. Zwischenmenschliches Gewahrsein umfasst drei grundlegende Themen:
- Wahrnehmen unserer sozialen Wirklichkeit
- Bewusstsein für unsere gemeinsame Wirklichkeit mit anderen
- Vielfalt und Unterschiedlichkeit schätzen
Das Wahrnehmen unserer sozialen Wirklichkeit bezieht sich auf die Fähigkeit, unsere innewohnende soziale Natur sowie die Wichtigkeit der anderen und die Rollen, die sie in unserem Leben spielen, zu erkennen. Beim Bewusstsein für unsere gemeinsame Wirklichkeit geht es darum, das, was wir mit anderen teilen, auf einer grundlegenden Ebene zu schätzen, wie z.B. nach Glück zu streben und Leiden zu verhindern. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit schätzen bedeutet dann, die Vielfalt, Einzigartigkeit und Verschiedenheit von Individuen und Gruppen zu respektieren und zu lernen, wie sie zu unserem kollektiven Leben beitragen.
Wahrnehmen unserer sozialen Wirklichkeit
Wie es so schön heißt: niemand ist eine „Insel”. Die Wirklichkeit ist, dass wir Menschen soziale Wesen sind und unzählige andere Menschen eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen, ob uns das nun klar ist oder nicht. Die grundlegende Tatsache, dass es andere gibt, die wie wir auch ein subjektives Erleben der Welt haben, kann uns manchmal entgehen. Es passiert nur allzu leicht, dass wir in eine Falle tappen, und glauben, dass wir die Einzigen sind, die Wünsche und Bedürfnisse haben, um die man sich kümmern sollte, und so weiter.
Wir beginnen damit, über die Menschen nachdenken, die uns geprägt haben, die nach wie vor unser Leben beeinflussen und weiter beeinflussen werden. Zum Beispiel können wir an unsere Eltern oder an andere denken, die uns mit den grundlegenden Notwendigkeiten versorgt haben und uns Schutz gewährten oder es noch immer tun. Andere schenken uns ihre Gemeinschaft. Auf einer breiteren Ebene gibt es all die zahllosen Menschen, die unsere Nahrung anbauen oder die Kleidung, die wir tragen, herstellen. Über diese Dinge nachzudenken legt den Grundstein dafür, Wertschätzung, Empathie und Mitgefühl für andere zu kultivieren.
Bewusstsein für unsere gemeinsame Wirklichkeit mit anderen
Neben der Tatsache, dass es andere gibt und sie für uns sorgen, sollten wir erkennen, dass auch sie ein Gefühlsleben haben. Die grundlegende Wertschätzung anderer wird hier durch das Erkennen unserer fundamentalen Gemeinsamkeiten gesteigert. Unterschiede sollten uns nicht davon abhalten, sie zu würdigen, und die Gemeinsamkeiten, auf die wir uns konzentrieren, sind unsere wesentlichen menschlichen Erfahrungen, die alle haben. Andere wollen, genau wie wir, dass es ihnen gut geht. Sie wollen keine Schwierigkeiten haben und nicht leiden. Sie haben ein Gefühlsleben, das Wünsche, Bedürfnisse, Ängste, Hoffnungen und so weiter umfasst. Sie werden krank, sind Einschränkungen ausgesetzt, begegnen Hindernissen, erfahren Freude und Rückschläge. Diese grundlegenden Übereinstimmungen zu erkennen ist eine Fähigkeit, die kultiviert und zur Gewohnheit werden kann.
Haben wir ein gewisses Maß an emotionaler Kompetenz entwickelt – einschließlich einer Landkarte des Geistes und einem individuellen Verständnis für unser persönliches Gefühlsleben – sind wir in der Lage, Gemeinsamkeiten zwischen uns und anderen wahrzunehmen. Gleichzeitig ist es notwendig zu erkunden, wie andere Menschen nicht in jeder Hinsicht so sind wie wir selbst. Obwohl jeder Wünsche, Bedürfnisse, Ängste und Hoffnungen verspürt, wünscht man sich nicht notwendigerweise immer die gleichen Dinge oder fürchtet das Gleiche, und das sollte respektiert werden. Darüber hinaus machen Menschen im Leben unterschiedliche Erfahrungen, sie nehmen unterschiedliche Blickwinkel ein und verfügen über unterschiedliche Kenntnisse – und auch all das kann anerkannt werden. Unsere Unterschiede zu sehen und gleichzeitig die Gemeinsamkeiten wertzuschätzen, schafft ein Verständnis für das eigene Selbst und andere; dieses Verständnis wird einen wichtigen Aspekt im Bereich der Beziehungsfertigkeiten darstellen.
Vielfalt und Unterschiedlichkeit schätzen
Ein Teil unserer gemeinsamen Realität mit anderen ist, dass jeder von uns einzigartig und verschieden ist, und dass wir zu sozialen Gruppen gehören, die unterschiedliche Eigenschaften haben und sich von anderen Gruppen unterscheiden. Wir alle haben eine andere Erziehung, ein anderes familiäres Umfeld und einzigartige Erfahrungen, die unsere Sichtweisen, Einstellungen und Hoffnungen prägen.
Diversität ist daher Teil unserer gemeinsamen Realität und kann als solche wahrgenommen werden – etwas, das uns zusammenbringen kann, anstatt uns voneinander zu trennen. Die Berücksichtigung von Unterschieden und die Weise, wie die Vielfalt zu unserem kollektiven Erleben beiträgt, ist eine besonders wichtige Art des Gewahrseins in unserer zunehmend pluralistischen und globalisierten Welt. Sie dient als direkte und elementare Stütze für echte Empathie und Mitgefühl.
Mitgefühl für andere
Alle sozialen Eigenschaften können als Folge von Mitgefühl für andere oder als Beitrag zu diesem verstanden werden. Während das zwischenmenschliche Gewahrsein den Weg für das Kultivieren eines breiten Spektrums sozialer Eigenschaften ebnet, dient Mitgefühl dazu, sie in den passenden ethischen Kontext zu setzen. Es gibt drei Arten des Entwickelns von Mitgefühl für andere:
- Verständnis für die Gefühle und Emotionen anderer im jeweiligen Kontext
- Wertschätzen und Pflegen von Güte und Mitgefühl
- Würdigen und Kultivieren anderer ethischer Haltungen
Verständnis für die Gefühle und Emotionen anderer im jeweiligen Kontext
So wie das Nicht-Verstehen der eigenen Emotionen zu Selbstverurteilung führen kann, reagieren wir auch, wenn wir andere Menschen sehen, die auf eine für uns unverständliche oder unakzeptable Weise handeln, nämlich mit Verurteilung. Genauso wie das Verständnis dafür, dass unsere Emotionen aus Wünschen und Bedürfnissen entstehen, zu Selbstakzeptanz und Selbstmitgefühl verhelfen kann, so funktioniert dieser Prozess auch, wenn wir andere betrachten.
Verstehen wir, dass andere aufgrund ihrer emotionalen Verfassung handeln und dass diese Emotionen aus einem bestimmten Zusammenhang und vielleicht aus einem zugrunde liegenden Bedürfnis entstehen, führt dies eher zu Empathie und Mitgefühl als zu Wut und Beurteilung. Die Absicht ist natürlich nicht, unangemessenes Verhalten zu entschuldigen, sondern andere und ihre Emotionen auf menschlicher Ebene besser zu verstehen.
Wertschätzen und Pflegen von Güte und Mitgefühl
Es mag offensichtlich erscheinen, Mitgefühl der Gemeinheit vorzuziehen, doch es ist leicht, sich von dieser grundsätzlichen Tatsache zu entfremden. Aus eigener Erfahrung und aus historischen Beispielen können wir sehen, dass Mitgefühl nicht immer gewürdigt wurde. In der Geschichte gibt es zahllose Beispiele, in denen Menschen den Grausamkeiten anderer zugestimmt oder einfach ihre eigenen gewalttätigen Handlungen ausgeblendet haben.
Mitgefühl als hoch geschätzten Wert zu fördern, kann uns großen Nutzen bringen, doch einfach unserem Geist zu befehlen mitfühlend zu sein funktioniert nicht. Es ist notwendig zu verstehen, was Mitgefühl ist und was es nicht ist, und es als etwas zu schätzen, was wir kultivieren wollen. Normalerweise ist es einfacher, mit Güte zu beginnen – eine fürsorgliche und anteilnehmende Geisteshaltung gegenüber anderen zu entwickeln – bevor wir uns dem Mitgefühl nähern.
Mitgefühl wird als der Wunsch definiert, das Leiden der anderen zu mindern. Obwohl viele Menschen in Mitgefühl keine zentralen Aspekte des menschlichen Daseins sehen, verweisen Studien auf die biologischen Wurzeln von Mitgefühl. Alle Säugetiere und Vögel benötigen mütterliche Fürsorge um zu überleben, da der Nachwuchs nach der Geburt nicht eigenständig überlebensfähig ist. Altruistisches Verhalten schafft bei diversen Lebewesen, u.a. bei Menschen, gegenseitige Bindungen, die das Überleben und Gedeihen des Einzelnen und der Gruppe fördern. Demnach ist Mitgefühl in vielfacher Hinsicht eine Frage des Überlebens. Das mag erklären, warum Menschen schon in jungen Jahren so eine Vorliebe für Mitgefühl haben und warum wir – bis hin zur physiologischen Ebene – derart positiv darauf reagieren.
Würdigen und Kultivieren anderer ethischer Haltungen
Neben dem Mitgefühl können wir auch Haltungen wie Dankbarkeit, Vergebung, Zufriedenheit, Demut, Geduld und so weiter, kultivieren. All diese ethischen Einstellungen, die Glück und ein zufriedenes Leben bringen, beziehen sich auf innere Qualitäten – und nicht auf materielle Besitztümer oder Erfolge. Anstatt die Vorstellung zu fördern, dass Eigennutz und das Anhäufen materieller Güter langfristig zufrieden machen und Glück bringen, legt diese Herangehensweise den Schwerpunkt darauf, andere Menschen wertzuschätzen und anzuerkennen, wie sie das eigene Leben bereichern. Wir sollten erkennen, wie wichtig diese inneren Qualitäten sind. Studien zeigen, dass es eine enge Verbindung zwischen Dankbarkeit und Glück sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen gibt, während die Zufriedenheit schnell nachlässt, nachdem man eine bestimmte Ebene des materiellen Wohlstands erreicht hat. Dankbarkeit führt einfach nur zu größerer Zufriedenheit im Leben; aber sie kann auch ein starkes Gegenmittel in Bezug auf die materialistischen Botschaften sein, die wir durch soziale Medien, Werbung und Fernsehen erfahren.
Andere Menschen nutzen uns auf so vielfältige Weise und es ist nicht einmal notwendig, diesen Nutzen bewusst zu erleben. Wir können auch schätzen, was andere nicht getan haben, dass sie uns nicht bestohlen, verletzt oder beleidigt haben. Auf einer fortgeschritteneren Ebene können wir dann lernen, den Nutzen zu würdigen, den wir aus den schädlichen Handlungen anderer erfahren. Wir können uns mit Beispielen auseinandersetzen, wo Menschen große Not und Schwierigkeiten durchmachen und überstehen, und es dennoch schaffen, ihren Blickwinkel auf diese Weise zu verändern, dass sie mit ihrem Leben glücklich und zufrieden sein können. Ohne das falsche Benehmen anderer zu billigen, ist diese Fähigkeit, einen neuen Blickwinkel einzunehmen, eine wirksame Methode, um Ärger, Groll und Hass loszulassen. Diese Erforschung der Weisen, wie andere uns nützen können, kann zu echten und dauerhaften Gefühlen der Dankbarkeit führen und wiederum zu starker Verbundenheit und Beziehung zu anderen werden.
Wenn wir über die Nachteile einer selbstbezogenen Haltung nachdenken und darüber, dass unser eigenes Glück und Wohlergehen von den unzähligen Handlungen der Güte anderer abhängt, werden wir auf ganz natürliche Weise dankbar sein.
Außerdem ist es notwendig, Empathie zu kultivieren, die Fähigkeit, die Erfahrungen anderer zu erkennen und ein Gespür für sie zu haben, sowohl für ihre Freuden als auch die Leiden. Die meisten von uns empfinden ganz automatisch Empathie gegenüber Freunden und Geliebten, aber es ist auch möglich sie zu erweitern, so dass sie weitreichend und unvoreingenommen ist. Verbinden wir Empathie mit unserem Verständnis der Gemeinsamkeiten, die wir haben, kann daraus eine wahre Empathie hervorgehen, die weniger von Voreingenommenheit belastet ist. Mit anderen auf empathische Weise umzugehen bedeutet sich zu bemühen, ihren Standpunkt und ihre Situation zu verstehen. Anstatt beispielsweise zu sagen: „diese Person ist selbstsüchtig“ kann man sagen „ihr Verhalten kann als selbstsüchtig betrachtet werden“. Das hilft uns, die Person nicht als festgeschrieben egozentrisch zu betrachten und erlaubt uns offen dafür zu sein, Fälle zu bemerken, wenn sie sich nicht so verhält.
Während wir unsere Gemeinsamkeiten mit anderen untersuchen und Dankbarkeit und Empathie entwickeln, beginnen wir ganz natürlich auch Vergebung zu erzeugen. Haben wir unsere unrealistischen Erwartungen losgelassen und Selbstakzeptanz kultiviert, wird es leicht sein, uns von unserer Wut und Missgunst gegenüber anderen zu lösen. Vergebung wird so zu einem Geschenk, das wir uns selbst machen.
Beziehungskompetenzen
Wir haben es ständig mit komplexen sozialen Interaktionen zu tun, angefangen mit Freundschaften, bis hin zu Dramen in der Familie und Begegnungen im Büro. Um glücklich und erfolgreich zu sein, ist es notwendig, sich einer breiten Palette von gesellschaftlichen Situationen anpassen zu können. Dauerhaftes Wohlergehen ist auf bedeutsame Weise mit der Fähigkeit verbunden, sinnvolle und positive Beziehungen zu formen und zu erhalten, während man sich schädlicher bewusst ist und in der Lage ist, sich von ihnen zu lösen.
Die vorangegangenen zwei Komponenten dieses Kurses – Gewahrsein unserer sozialen Natur, verbunden mit dem Verstehen der Emotionen anderer im jeweiligen Kontext – schaffen eine Grundlage, auf der wir die eigentlichen Fähigkeiten, Verhaltensweisen und Methoden, die dem Wohlergehen von uns und anderen am zuträglichsten sind, aufbauen können. Aber auch, wenn unser Verhalten in Empathie und Mitgefühl gründet, sind unsere Handlungen manchmal kontraproduktiv. Wir können gute Absichten haben und trotzdem ungewollte Schwierigkeiten für uns selbst und andere verursachen. Das können wir minimieren, indem wir mehr Erfahrungen sammeln und können gelernte Fertigkeiten üben, bis wir sie verinnerlicht haben und selbstverständlich darauf zurückgreifen können. Es gibt vier Aspekte, in denen wir uns üben können:
- Empathisches Zuhören
- Kommunikationsgeschick
- Anderen helfen
- Konflikttransformation
Empathisches Zuhören
Empathisches Zuhören bedeutet, anderen aufgeschlossen zuzuhören, ohne durch die eigene emotionale Reaktivität zu stark abgelenkt zu werden. Die Grundlage ist Respekt und Wertschätzung für die andere Person, selbst wenn deren Ansichten von den eigenen abweichen. Empathisches Zuhören können wir mit Übungen des „achtsamen Dialoges“ praktizieren, in denen wir versuchen, anderen jeweils für einige Minuten ohne Kommentar oder Urteil zuzuhören. Oder wir können Menschen zusehen oder zuhören, die Dinge sagen, denen wir vielleicht nicht zustimmen, aber dann eine Pause machen, um Dinge neu zu formulieren, bevor wir darauf emotional erwidern.
Empathisches Zuhören sollte eine Art des Zuhörens sein, mit der man nicht nur die Inhalte auf oberflächlicher Ebene beachtet, sondern auch die zugrunde liegenden Bedürfnisse und Wünsche, die wiederum mehr Verständnis für die Inhalte liefern können.
Kommunikationsgeschick
Das Zuhören ist ausgesprochen wichtig, aber wir sollten auch in der Lage sein, Dinge, die wir sagen wollen, auf eine Art und Weise zu kommunizieren, die sowohl für uns selbst, wie auch für andere rücksichtsvoll, produktiv und ermächtigend ist. Das Konzept der „Empowering Communication” (Ermächtigende Kommunikation) bezieht sich auf die Möglichkeit, sich respektvoll und präzise auszudrücken, nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere, die vielleicht nicht dazu in der Lage sind, für sich selbst zu sprechen. Das Debattieren kann ein sehr effektives Mittel sein. So könnten wir beispielsweise mit Freunden debattieren und einen Standpunkt einnehmen, dem wir normalerweise nicht zustimmen würden. Da es oft üblich ist, diejenigen zu delegitimieren oder sogar zu entmenschlichen, die sich den eigenen Standpunkten widersetzen, tragen diese Übungen dazu bei, Bescheidenheit, intellektuelle Neugier und einen Sinn für gemeinsame Menschlichkeit zu fördern.
Anderen helfen
Zuhören und miteinander sprechen sind elementar, sie repräsentieren jedoch nicht alle verfügbaren Möglichkeiten, wie wir einander helfen können. Anderen zu helfen sollte stets in einem angemessenen Verhältnis zu den Bedürfnissen anderer und zu den eigenen Fähigkeiten stehen. Von gemeinnütziger Arbeit, ehrenamtlichen Tätigkeiten bis hin zu „random acts of kindness” (zufällige Handlungen der Freundlichkeit): zahlreiche Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Hilfe anzubieten und zu gewähren noch mehr zum eigenen Wohlbefinden beiträgt als sie zu empfangen.
Wir können uns bei Übungen, die darauf abzielen, anderen zu helfen, Zeit nehmen, um über den Prozess selbst zu reflektieren: wie fühlt es sich an, jemandem zu helfen, was können wir daraus lernen, was könnten wir verbessern und welche Auswirkungen hat es auf diejenigen, denen wir versuchen zu helfen. Schließlich können wir dann untersuchen, welche Art von Hilfe andere wirklich brauchen, die abgesehen von der jetzigen oberflächlichen Betrachtung, wirklich das langfristige Wohlbefinden fördert.
Konflikttransformation
In unserem Leben werden wir unweigerlich auf Konflikte stoßen. Konflikte sind nicht zwangsläufig schlecht. Zu Lernen, Konflikte zu bewältigen, sowohl im eigenen Leben als auch im Leben anderer, ist eine wichtige Aufgabe. Die Lösung eines Konflikts ist nur ein Teil des Weges zu einer Umgestaltung von Bedingungen und Beziehungen, die das eigene und das Wohlbefinden anderer verbessern können. Dafür müssen wir in der Lage sein, konstruktiv auf Konflikte zu antworten und Zusammenarbeit, Versöhnung und friedvolle Beziehungen zu ermutigen.
Die innere Friedfertigkeit ist Grundlage für die äußere Friedfertigkeit, und so führt auch die innere zur äußeren Versöhnung. Indem wir uns mit unserer inneren Welt auseinandersetzen, verbessern wir die Chancen auf eine erfolgreiche Konflikttransformation. Ohne das Kultivieren von Bescheidenheit, Empathie, Mitgefühl, Versöhnlichkeit, Unparteilichkeit, Anerkennung von Gemeinsamkeiten, wird sich die Konflikttransformation als schwierig, wenn nicht gar unmöglich erweisen. Jedoch, wo sie vorhanden sind, kann das Lösen von Konflikten für alle Beteiligten eine tiefe und wahrhaft transformierende Erfahrung sein.
Zusammenfassung
Im ersten Teil dieses Kurses entwickeln wir emotionale Kompetenz, um uns selbst besser verstehen zu können. In diesem zweiten Teil nutzen wir dieses Verständnis, um uns mit anderen zu befassen: mit unserer Familie, Freunden, Kollegen und Fremden, denen wir begegnen. Das Kultivieren von Beziehungskompetenzen knüpft an die Prinzipien von Güte und Mitgefühl an. Werden sie in ausreichendem Maße geübt, sind diese sozialen Kompetenzen nicht nur eine Reihe von Techniken, sondern ein natürliches Ergebnis der Wertschätzung und Zuneigung für andere. Wenn wir positive Strategien in dem sozialen Kontext, den wir erleben, annehmen und praktizieren, werden nicht nur unsere Beziehungen harmonischer sein. Wir werden auch glücklicher sein und ein erfüllteres Leben haben.
Möchten Sie mehr dazu erfahren, können sie die vollständige Fassung des SEE Learning Framework lesen und etwas über die anderen Programme des Center for Contemplative Science and Compassion-Based Ethics lernen.