Notfallmaßnahmen zum Umgang mit Furcht
Im tibetischen Buddhismus repräsentiert die weibliche Buddha-Gestalt Tara den Aspekt erleuchteter Wesen, der uns vor Angst schützt. Im Grunde repräsentiert Tara die Energieströme des Körpers und des Atems. Wenn diese gereinigt sind, steht sie auch für die Fähigkeit zu handeln und unsere Ziele zu erfüllen. Diese Symbolik weist auf verschiedene Methoden für den Notfall hin, bei denen man den Atem und die feinstofflichen Energien einsetzt, um mit Furcht umzugehen.
Diese Methoden für dringende Situationen sind von vorbereitenden Übungen abgeleitet, die wir ausführen, bevor wir meditieren, studieren oder den Lehren zuhören. Für sich genommen, tragen diese Übungen dazu bei, sich in dringlichen Situationen zu beruhigen, in denen wir sehr ängstlich sind und beginnen, in Panik zu geraten. Sie dienen auch als erste Schritte, die man unternimmt, bevor man tiefer gehende Methoden zur Anwendung bringt:
- Zählen Sie mit geschlossen Augen Ihre Atemzüge, wobei Ein- und Ausatmen als ein Atemzyklus zählt. Man konzentriert sich dabei auf das Gefühl des Atmens, wie er einströmt, nach unten strömt, wie die untere Bauchdecke sich hebt, dann wieder senkt und der Atem nach außen strömt.
- Zählen Sie die Atemzüge mit halb geöffneten Augen, während der Blick entspannt auf den Boden gerichtet ist. Man zählt dabei das Ausatmen, eine kleine Pause und das Einatmen als einen Atemzyklus, richtet die Aufmerksamkeit auf dasselbe wie oben und fügt nach einer Weile das Gewahrsein der Empfindung hinzu, wie unser Gesäß den Stuhl oder den Boden berührt.
- Bekräftigen sie ihre Motivation oder das Ziel, das sie erreichen möchten (in diesem Fall: ruhiger zu werden), und warum Sie dies erreichen möchten.
- Stellen Sie sich vor, dass der Geist und die Energie ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden, als würden wir die Linse einer Kamera scharf darauf einstellen.
- Konzentrieren Sie sich nun ohne die Atemzüge zu zählen darauf, wie sich die Bauchdecke beim Atmen hebt und senkt, und auf das Gefühl, dass alle Energien des Körpers in harmonischem Fluss sind.
Was ist Furcht?
Furcht ist ein physisches und emotionales Unbehagen, das man hinsichtlich etwas Bekanntem oder Unbekanntem empfindet, und von dem wir das Gefühl haben, dass wir es nicht kontrollieren oder irgendwie handhaben können oder zu dem gewünschten Ergebnis bringen könnten. Wir möchten loswerden, was wir fürchten; es besteht also eine starke Abneigung dagegen. Selbst wenn es sich eher um eine allgemeine Angst oder Besorgnis handelt, ohne dass etwas Bestimmtes vorhanden ist, das wir fürchten, besteht dennoch ein starker Wunsch, dieses unbestimmte „Etwas“ loszuwerden.
Furcht ist nicht einfach Ärger. Trotzdem beinhaltet Furcht, ähnlich wie Ärger, ein Übersteigern der negativen Eigenschaften des Objekts, das wir fürchten, und eine übersteigerte Vorstellung von „Ich“. Furcht fügt dem Ärger noch den geistigen Faktor des Unterscheidens (Erkennen) hinzu, dass wir die jeweilige Situation nicht kontrollieren oder handhaben können. Dann richten wir entsprechend dieser Art von Unterscheidung bzw. Erkennen die Aufmerksamkeit auf das, was wir fürchten, und auf uns selbst. Dabei kann diese Art des Unterscheidens und der Ausrichtung der Aufmerksamkeit zutreffend sein oder auch nicht.
Furcht geht mit mangelndem Gewahrsein einher
Furcht geht immer mit mangelndem Gewahrsein (Unwissenheit, Verwirrung) in Bezug auf eine bestimmte Tatsache der Realität einher, nämlich indem man sie nicht kennt oder auf eine Art und Weise wahrnimmt, die nicht der Realität entspricht. Lassen Sie uns folgende sechs Varianten davon betrachten:
(1) Wenn wir befürchten, eine Situation nicht kontrollieren oder handhaben zu können, kann diese Furcht mit mangelndem Gewahrsein hinsichtlich Ursache und Wirkung einhergehen sowie mit mangelndem Gewahrsein in Bezug darauf, wie die Dinge existieren. In unserer furchtsamen Art und Weise, die Aufmerksamkeit auf uns selbst und auf das, was wir fürchten, zu richten, erfassen wir begrifflich folgende Objekte:
- ein festes „Ich“ – das aus eigener Kraft imstande sein sollte, alles im Griff und unter Kontrolle zu haben, z.B. dass unser Kind sich nicht verletzt.
- ein auf feststehende Weise existentes Objekt - etwas, das von sich aus existiert und nicht durch etwas anderes beeinflusst ist, und das wir allein durch unsere eigenen Bemühungen unter Kontrolle haben sollten, was uns aber aufgrund - so meinen wir - einer persönlichen Unzulänglichkeit nicht gelingt.
Doch nichts existiert auf solch eine Weise; das sind unmögliche Arten zu existieren und unmögliche Arten, wie Ursache und Wirkung [vermeintlich] stattfinden könnten.
(2) Wenn wir fürchten, dass wir eine Situation nicht handhaben können, kann das damit verbunden sein, dass mangelndes Gewahrsein im Hinblick auf die Natur des Geistes und auf Unbeständigkeit besteht. Wir befürchten, dass wir mit unseren Gefühlen oder mit dem Verlust eines geliebten Menschen nicht umgehen können, und wir sind uns nicht darüber im Klaren, dass unsere Erfahrung von Schmerz und Traurigkeit lediglich darin besteht, dass Erscheinungen entstehen und wir sie wahrnehmen. Sie sind unbeständig und werden vorübergehen, wie der Schmerz, wenn der Zahnarzt einen Zahn ausbohrt.
(3) Unsere Furcht davor, mit einer Situation nicht umgehen zu können, kann damit zu tun haben, dass wir befürchten, sie nicht allein bewältigen können. Dies kann auch mit Angst davor, allein zu sein, und Angst vor Einsamkeit verbunden sein. Wir glauben, wir könnten jemanden finden, der die Situation leichter macht. Hier sind die begrifflich erfassten Objekte folgende:
- ein festes „Ich“, das unzulänglich, inkompetent, nicht gut genug ist und nichts dazulernen kann,
- ein auf feststehende Weise existenter „Anderer“, der besser ist als ich und mich retten kann.
Dies ist eine weitere Form von mangelndem Gewahrsein in Bezug darauf, wie andere und wir selbst existieren, und in Bezug auf Ursache und Wirkung. Es mag zutreffen, dass wir nicht über ausreichend Wissen verfügen, um mit etwas fertigzuwerden; z.B. wenn wir eine Autopanne haben, und es mag sein, dass jemand anderes genügend Wissen hat, um uns helfen zu können. Das bedeutet aber nicht, dass wir unfähig sind, im Einklang mit den Zusammenhängen von Ursache und Wirkung zu lernen.
(4) Wenn wir vor jemandem Angst haben, z.B. vor unserem Vorgesetzten, ist uns nicht bewusst, was seine konventionelle Natur ist. Vorgesetzte sind Menschen, die Gefühle haben, so wie wir auch. Sie wollen glücklich sein und nicht unglücklich, sie wollen, dass man sie mag und nicht, dass man Abneigung gegen sie hegt. Sie haben ein Leben außerhalb des Büros, das ihre Stimmungen beeinflusst. Wenn wir zu unserem Chef eine Beziehung auf menschlicher Ebene herstellen können, während wir uns seiner jeweiligen Position bewusst bleiben, werden wir weniger Angst haben.
(5) Ähnliches gilt, wenn wir Angst vor Schlangen oder Insekten haben: Uns ist dann nicht bewusst, dass sie fühlende Wesen sind, so wie wir auch, und ebenfalls glücklich und nicht unglücklich sein wollen. Unter buddhistischen Gesichtspunkten ausgedrückt: Uns ist dann vielleicht nicht bewusst, dass sie eine zeitweilige Manifestation eines individuellen geistigen Kontinuums sind, das nicht inhärent als diese oder jene Spezies existiert. Uns ist nicht gewusst, dass sie in früheren Leben vielleicht sogar unsere Mutter gewesen sein könnten.
(6) Wenn wir Angst vor Versagen oder Krankheit haben, ist uns nicht bewusst, dass unsere konventionelle Natur darin besteht, dass wir als ein begrenztes Lebewesen im Daseinskreislauf sind. Wir sind nicht vollkommen und natürlich machen wir Fehler und versagen manchmal oder werden krank. Was erwarten wir denn von Samsara?
Sich sicher fühlen
Vom buddhistischen Standpunkt aus ist sich sicher zu fühlen nicht damit verbunden:
- dass man sich an ein allmächtiges Wesen wendet, das uns beschützen wird, denn Allmacht ist unmöglich.
- Selbst wenn ein mächtiges Wesen uns irgendwie helfen könnte, ist es nicht erforderlich, dass wir ihm Gefallen erweisen oder ihm Gaben oder Opfer darbringen, um Schutz oder Hilfe zu erhalten
- Es ist auch nicht erforderlich, dass wir selbst allmächtig werden, um uns sicher zu fühlen.
Was nötig ist, um uns sicher zu fühlen, ist, in dieser Reihenfolge:
- zu wissen, was wir fürchten, und die Verwirrung und das mangelnde Gewahrsein zu erkennen, die der Furcht zugrunde liegen;
- ein realistisches Verständnis davon zu haben, was es bedeutet, mit dem umzugehen, was wir fürchten, insbesondere im Zusammenhang damit, die zugrunde liegende Verwirrung loszuwerden;
- unsere Fähigkeiten einzuschätzen, mit dem umzugehen, was wir fürchten, und zwar sowohl jetzt als auch auf längere Sicht, ohne uns zu unter- oder überschätzen, und das gegenwärtige Stadium unserer Entwicklung zu akzeptieren;
- umzusetzen, was wir gegenwärtig tun können. Wenn wir das tun, ist das Grund zur Freude, und wenn nicht, ist es angebracht, den Entschluss zu fassen, es entsprechend unseren momentanen Fähigkeiten auf bestmögliche Weise zu tun und es dann auch tatsächlich versuchen;
- falls wir momentan noch nicht recht mit der Furcht umgehen können: zu wissen, wie wir uns dahingehend weiterentwickeln können, dass wir später einmal ganz und gar damit umgehen können;
- anzustreben und darauf hinzuarbeiten, diese Stufe der Entwicklung zu erreichen;
- zu spüren, dass wir in eine sichere Richtung gehen.
Diese sieben Schritte beschreiben, was im Buddhismus mit dem Ausdruck „eine sichere Richtung einschlagen“ (Zuflucht nehmen) bezeichnet wird. Es handelt sich nicht um einen passiven Zustand, sondern um etwas Aktives: unserem Leben eine sichere Richtung zu geben – nämlich realistisch darauf hinarbeiten, uns von unseren Ängsten zu befreien. Folglich fühlen wir uns sicher und geschützt, weil wir wissen, dass wir eine positive und angemessene Richtung im Leben eingeschlagen haben, sodass wir schließlich imstande sein werden, uns von unseren Problemen und Schwierigkeiten zu befreien.
Eine realistische Sicht, wie man mit beängstigenden Situationen umgehen kann
Es ist wichtig, sich an Folgendes zu erinnern:
- Was immer uns oder den uns Nahestehenden passiert, ist das Reifen eines gigantischen Netzwerkes einzelner karmischer Kräfte sowie historische, soziale und ökonomische Einflüsse. Unfälle und andere missliche Ereignisse werden geschehen und wir können unsere Angehörigen nicht davor schützen, ganz gleich, wie vorsichtig wir sein mögen oder wie oft wir ihnen raten mögen, sich vorzusehen. Alles, was wir tun können, ist zu versuchen, vernünftige Ratschläge zu geben und ihnen das Beste zu wünschen.
- Um Missgeschicke und Furcht zu überwinden, ist es nötig, dass wir Erkenntnis der Leerheit erlangen, die nicht an begriffliche Vorstellungen gebunden ist. Vollkommene Vertiefung in die Leerheit bedeutet jedoch nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Es handelt sich nicht um Weglaufen vor der Furcht, sondern die tiefgehende Beschäftigung mit der Leerheit ist eine Methode, um das mangelnde Gewahrsein und die Verwirrung zu beseitigen, die bewirken, dass unser Karma zu unerwünschten Situationen reift, und dass wir uns fürchten.
- Auch wenn wir unbegriffliche Erkenntnis der Leerheit einsetzen, um unser Karma zu bereinigen, werden wir immer noch Missgeschicke erleben und Furcht empfinden – so lange, bis wir die Stufe der Befreiung von Samsara (Arhatschaft) erreicht haben. Denn es ist die Natur von Samsara, dass es immer auf und ab geht. Fortschritt verläuft nicht linear; manchmal laufen die Dinge gut und manchmal nicht.
- Selbst wenn wir die Befreiung erlangt haben und Arhat sind, werden wir immer noch Missgeschicke und ungewollte Ereignisse erleben. Doch wir werden sie erleben, ohne dass sie schmerzlich für uns sind, ohne darunter zu leiden und, weil wir frei von allen störenden Emotionen und Geisteshaltungen sind, ohne Furcht. Erst auf der Stufe der Arhatschaft können wir voll und ganz auf die am tiefsten greifende Weise mit all unseren Ängsten umgehen.
- Erst wenn wir Erleuchtung erlangen, erleben wir keine Missgeschicke oder ungewollte Ereignisse mehr. Nur ein Buddha ist völlig ohne Furcht beim Verkünden
- seiner bzw. ihrer Verwirklichung aller guten Qualitäten und Fähigkeiten
- seiner bzw. ihrer wahren Beendigungen aller geistigen Schleier, die Befreiung und Erleuchtung behindern
- der geistigen Schleier, von denen sich andere befreien müssen, um Befreiung und Erleuchtung zu erlangen und
- der Gegenkräfte, die andere brauchen, um sich selbst zu befreien.
Vorläufige Methoden zum Umgang mit Furcht
- Vergewissern Sie sich ihrer sicheren Ausrichtung, die Sie im Leben eingeschlagen haben, durch die sieben Schritte, die oben beschrieben wurden.
- Wenn Sie einer beängstigenden Situation gegenüberstehen, etwa einer Untersuchung auf Krebs, stellen Sie sich die schlimmste Möglichkeit vor, die passieren könnte, und stellen Sie sich vor, wie Sie damit umgehen würden. Dies hilft, die Furcht vor dem Unbekannten zu vertreiben.
- Bevor wir etwas in Angriff nehmen, z.B. rechtzeitig am Flughafen zu sein, um einen Flug zu erreichen, ist es ratsam, verschiedene Möglichkeiten parat zu haben, sodass wir, falls eine davon fehlschlägt, nicht mit der beängstigenden Lage konfrontiert sind, keine andere Möglichkeit zu haben, unser Ziel zu erreichen.
- Shantideva lehrte: Wenn wir uns in einer beängstigenden Situation befinden und etwas dagegen tun können, warum sollten wir uns dann Sorgen machen? Wir tun es einfach. Und wenn es nichts gibt, was wir tun können, warum sollten wir uns dann Sorgen machen - das nützt auch nichts.
- Da wir bis hin zur Befreiung Furcht und Missgeschicke erleben werden, ist es erforderlich, dass wir uns darauf konzentrieren, dass der Geist so tief und weit wie das Meer ist. Wenn dann Furcht oder Unglücklichsein auftreten, lassen wir sie vorübergehen wie eine Woge auf dem Meer. Die Woge wühlt nicht die ruhige und stille Tiefe des Ozeans auf.
- Wenn wir genügend positive karmische Kraft (Verdienst) durch unsere konstruktiven Handlungen angesammelt haben, können wir zuversichtlich sein, dass wir in künftigen Leben wieder einen kostbaren menschlichen Körper haben. Der beste Schutz vor Furcht ist unser eigenes positives Karma, aber es ist wichtig, dabei im Sinn zu behalten, dass es zur Natur von Samsara gehört, dass es immer auf und ab geht.
- Angesichts beängstigender Situationen können wir ein Ritual ausführen lassen oder selbst eines durchführen, um die Hilfe von Dharma-Beschützern oder Buddha-Gestalten wie z.B. Tara oder dem Medizinbuddha zu erbitten. Solche Gestalten sind keine allmächtigen Wesen, die uns retten könnten, sondern wir bitten um und öffnen uns für ihren erleuchtenden Einfluss (tib. ´phrin-las). Dies kann als Umstand dafür dienen, karmische Kräfte aus früheren konstruktiven Handlungen zur Reife zu bringen, die andernfalls nicht zum Tragen gekommen wären. Ein sichererer Effekt besteht darin, dass der erleuchtende Einfluss als Umstand dafür wirkt, dass die karmischen Kräfte früherer destruktiver Handlungen zu geringfügigen Unannehmlichkeiten reifen, wohingegen sie andernfalls zu ernsthaften Hindernissen geführt hätten, die ein Gelingen vereitelt hätten. Statt uns vor Schwierigkeiten zu fürchten, heißen wir sie willkommen, um unsere negativen karmischen Kräfte zu „verheizen“.
- Vergewissern Sie sich Ihrer Buddha-Natur. Wir besitzen die grundlegenden Ebenen tiefen Gewahrseins, die uns befähigen, schwierige und beängstigende Situationen verstehen zu können (spiegelgleiches tiefes Gewahrsein), Muster zu erkennen (gleichsetzendes tiefes Gewahrsein), die Besonderheit jeder Situation zu ermessen (individualisierendes tiefes Gewahrsein) und zu wissen, wie zu handeln ist (vollbringendes tiefes Gewahrsein), was möglicherweise auch beinhaltet, zu erkennen, dass es nichts gibt, was wir tun können. Und wir besitzen die grundlegende Energie-Ebene, die uns befähigt, tatsächlich zu handeln.
- Vergewissern Sie sich, dass Buddha-Natur zu besitzen bedeutet, dass die Grundlage für alle guten Qualitäten vollständig in uns vorhanden ist. Im Sinne westlicher psychologischer Terminologie können diese Qualitäten bewusst oder unbewusst sein (wir können ihrer gewärtig sein oder nicht, und sie können in unterschiedlichem Ausmaß entwickelt sein). Oft projizieren wir unbewusste Qualitäten als eine Art „Schatten“ auf das, was wir wahrnehmen. Da Unbewusstes das Unbekannte ist, manifestiert sich die Anspannung, die damit einhergeht, dass man sich etwas nicht bewusst ist, als Furcht vor dem Unbekannten und somit auch als Furcht vor unseren unbekannten unbewussten Qualitäten. Wir können uns z.B. mit unserer bewussten intellektuellen Seite identifizieren und unsere unbekannte, unbewusste emotionale Seite ignorieren oder verneinen. Möglicherweise projizieren wir dann die emotionale Seite als Schatten und schrecken vor Menschen zurück, die sehr emotional sind. Wir fürchten vielleicht unsere emotionale Seite und sind gleichzeitig besorgt darüber, dass wir mit unseren Gefühlen nicht in Kontakt sind. Wenn wir uns hingegen mit unserer bewussten emotionalen Seite identifizieren und unsere unbewusste intellektuelle Seite verneinen, kann es sein, dass wir unsere intellektuelle Seite als Schatten projizieren und uns von intellektuellen Menschen eingeschüchtert fühlen. Wir haben Angst zu versuchen, etwas zu verstehen, und fürchten, intellektuell schwerfällig zu sein. Deshalb ist es wichtig, die Gewissheit zu haben, dass beide Seiten, als Aspekte unserer Buddha-Natur, vollständig in uns vorhanden sind. Wir können visualisieren, dass die zwei Seiten sich in Form eines Paares umarmen, wie in tantrischen Visualisierungen, und uns vorstellen, selbst dieses Paar zu sein und nicht nur der eine Teil davon.
- Vergewissern Sie sich eines weiteren Aspektes unserer Buddha-Natur, nämlich dass die Natur des Geistes frei von allen Ängsten ist und dass das Erleben von Angst also lediglich ein flüchtiges, oberflächliches Geschehen ist.
- Vergewissern Sie sich noch eines anderen Aspektes unserer Buddha-Natur, nämlich dass wir von anderen inspiriert werden können, den Mut aufzubringen, uns beängstigenden Situationen zu stellen.
Zusammenfassung
Wenn wir von Furcht überwältigt sind und uns dann an diese Methoden erinnern, wie man damit umgehen kann, werden wir in der Lage sein, uns zu beruhigen und auf realistische Weise mit jeglicher Situation umzugehen, die beängstigend erschien.