Die fortgeschrittene Ebene und Fragen über Buddhas und geistiges Bezeichnen

Eine Person der fortgeschrittenen spirituellen Ebene 

Atisha fährt fort:

(5) Jeder, der sich von ganzem Herzen wünscht, die Leiden aller Wesen genauso vollständig zu beseitigen, wie (er oder sie) die Leiden in seinem eigenen geistigen Kontinuum (beseitigen würde), ist jemand mit der höchsten Motivation.

Damit kommen wir zu der Thematik von jemandem auf der fortgeschrittenen oder großen Ebene der Motivation. Der Geist, mit dem wir uns wünschen, alle Wesen mögen von Leiden befreit werden, wird als „Mitgefühl“ definiert, und der Geist, mit dem wir uns wünschen, alle mögen glücklich sein, wird als „Liebe“ definiert. Die Geisteshaltung, mit der wir sagen: „Ich selbst werde alle von Leiden befreien und zur Ebene des Glücklichseins führen“ ist der so genannte „außergewöhnliche Entschluss“.  

Wir mögen diesen außergewöhnlichen Entschluss haben, diese außerordentlichen Dinge selbst zu tun; dennoch haben wir nicht die Fähigkeit, sie tatsächlich zu tun. Sogar die Arhats der Shravaka- und Pratyekabuddha-Klassen haben nicht die Fähigkeit, alle von ihren Leiden zu befreien. Fragen wir uns, wer denn diese Fähigkeit hat, so lautet die Antwort, dass sie niemand außer den Buddhas hat. Daher sollten wir danach streben, diesen erleuchteten Zustand eines Buddhas zu erlangen. Wir wünschen uns dies nicht für unsere eigene Freude oder unser eigenes Glück, sondern um in der Lage zu sein, den erleuchteten Zustand eines Buddhas zu erlangen, damit wir helfen können, alle von Leiden zu befreien. Das ist die so genannte „erleuchtende Bodhichitta-Motivation“.  

Die Ritualzeremonie zum Erzeugen von Bodhichitta 

Als nächstes drückt Atisha seine Absicht aus, die Methoden zu erklären, die von früheren großen Meistern benutzt wurden, um ihre Schüler durch die Ritualzeremonie zum Erzeugen einer erleuchtenden Bodhichitta-Motivation und -Ausrichtung zu bringen.  

(6) Für diese heiligen Wesen, die den Wunsch entwickelten, die höchste Erleuchtung zu erlangen, möchte ich die vollkommenen Methoden erläutern, die uns die Gurus gezeigt haben.

Eine erleuchtende Bodhichitta-Motivation hat zwei Stufen: 

  • die Stufe des anstrebenden Bodhichitta; und  
  • die ausübende Stufe, mit der wir tatsächlich die Übungen ausführen, die uns zur Erleuchtung führen werden.  

Das Hervorbringen der Stufe des anstrebenden Bodhichitta ist mit zwei Dingen verbunden: 

  • zunächst den Wunsch zu erzeugen, selbst Erleuchtung zum Wohle aller Wesen erlangen zu wollen; und  
  • mit bestimmten Handlungen, die das Erzeugen dieses Wunsches ermöglichen. 

Atisha spricht über die notwendigen Handlungen, indem er sagt:

(7) Vor Gemälden, Statuen und ähnlichen Dingen, die vollständig erleuchtete Buddhas darstellen, wie auch vor Stupas und heiligen (Dharma-Texten), bringt man Blumen, Räucherwerk, oder was immer man an materiellen Gaben haben mag, dar.
(8) Auch mit der siebengliedrigen Opferung, die im „(Gebet für) ausgezeichnetes Verhalten“ erwähnt wird, verbunden mit der Geisteshaltung, niemals umzukehren bis die letztendliche (Verwirklichung) der Buddha-Essenz erlangt ist, 
(9) nimmt man zunächst mit tiefstem Vertrauen in die Drei Höchsten Juwelen dreimal die sichere Ausrichtung, indem man mit einem gebeugten Knie den Boden berührt und die Hände aneinanderlegt.

Wir können tatsächliche Figuren aufstellen oder auch einfach vor uns einen Buddha visualisieren, der all die Objekte der Zuflucht in einem repräsentiert, oder einen umfangreichen Baum der Verdienste mit all den verschiedenen Figuren der Zuflucht. Es spielt keine Rolle, ob wir dies ausführlich oder auf einfache Weise tun. Als nächstes bringen wir das „siebengliedrige Gebet“ dar.  

Das siebengliedrige Gebet 

Was sind nun die sieben Glieder dieses Gebetes?

  • Verbeugungen;
  • Opfergaben darbringen;  
  • Zugeben, dass es Zeiten gab, in denen wir negative Handlungen begangen haben; (Dies wird zuweilen mit „Eingestehen“ übersetzt, aber es ist besser, es mit „Zugeben unserer früheren Fehler“ zu übersetzen.)  
  • Sich erfreuen;
  • das Drehen des Dharmarades oder Lehren zu erbitten;
  • Ersuchen, die Gurus mögen lagen leben und nicht ins Parinirvana eintreten;  
  • Widmen.   

Verbeugung

Das erste dieser Glieder, die Verbeugung, ist etwas, das wir korrekt ausführen sollten, indem wir unsere gefalteten Hände in diese drei Positionen bringen: 

  • über unserem Kopf, für die Neigung und Fähigkeit, den Vajra-Körper eines Buddhas zu erlangen;  
  • an der Kehle zum Erlangen der Vajra-Rede eines Buddhas; und 
  • am Herzen zum Erlangen des Vajra-Geistes eines Buddhas.  

Dann gehen wir nach unten auf den Boden. 

Die korrekte Weise der Verbeugung besteht darin, die Hände nicht zu Fäusten zu ballen, sondern sie flach auf den Boden zu legen. Auch wenn wir sehr alt sind und nicht schnell wieder hochkommen, sollten wir versuchen, so schnell wie möglich wieder aufzustehen. 

Wenn wir Verbeugungen machen, stellen wir uns vor, wie Ströme von Nektar und Licht aus den visualisierten Objekten der Zuflucht vor uns – den Buddhas und was immer wir visualisieren – zu uns kommen. In unserer Vorstellung treten sie in uns ein und reinigen uns von allen negativen karmischen Potenzialen. In ähnlicher Weise stellen wir uns vor, wie ein Ebenbild dessen, was wir vor uns visualisieren, zu uns kommt und dann mit uns verschmilzt.  

Die Bedeutung dieses Wortes „Verbeugung“, welches aus dem Sanskrit-Wort „pranama“ kommt, bezieht sich darauf, sich in Demut zu verneigen. Sogar wenn wir nur unseren Kopf neigen und unsere Handflächen zusammenlegen, wird diese als Verbeugung betrachtet. Es gibt auch die Niederwerfung in voller Länge, mit der wir uns flach auf dem Boden ausstrecken. Sie wird als die „ausgestreckte Methode der Verbeugung“ bezeichnet und es handelt sich dabei um die Methode, die von den großen Gurus der Vergangenheit, wie Tilopa und Naropa, praktiziert wurde. Die Art der Verbeugung, die in den Vinaya-Texten der Disziplin beschrieben wird, ist die so genannte „verneigende Art der Verbeugung“, bei der wir mit gebeugten Knien auf den Boden gehen. Ein Synonym dafür ist die „Karma-Art der Verbeugung“. All dies sind Beispiele der körperlichen Verbeugung oder Verbeugung des Körpers.  

Unsere Rede wird als die Verbeugung der Rede oder die verbale Verbeugung bezeichnet, da wir währenddessen das Zufluchtsgebet oder verschiedene Lobpreisungen über die guten Eigenschaften der Drei Juwelen rezitieren. Was die geistige Verbeugung betrifft, so können wir beispielsweise eine Lotosblüte vor uns visualisieren, auf dessen Blütenblätter und in dessen Zentrum all die Buddhas sitzen. Wenn wir uns davor verbeugen, sollten wir uns vorstellen, dass wir unzählige Ebenbilder von uns selbst ausstrahlen, die mit uns zusammen Verbeugungen machen. In ähnlicher Weise sollten wir in unserer Vorstellung von allen Lebewesen umgeben sein, die sich ebenfalls verbeugen. Solch eine Vielzahl von Figuren zu visualisieren ist ein Beispiel einer geistigen Verbeugung.

Das war es erst einmal für den Moment.

Weitere Bemerkungen zur menschlichen Population 

Gestern gab es eine Frage zur menschlichen Population und ich habe ein paar weitere Bemerkungen dazu. In Tibet gab es einen Lama, der über die Seltenheit einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt sprach. An diesem Vortrag nahm ein Mongole teil, der bemerkte: „Dieser Lama war ganz offensichtlich noch nie in China!“ 

In China gibt es viele Menschen, nicht wahr? Aber das ist ein Beispiel dafür, nicht wirklich darauf zu achten, was der wichtigste und ausschlaggebende Punkt ist. Hier geht es nicht um die äußere Welt und die menschliche Population, sondern um unser eigenes geistiges Kontinuum in Bezug darauf, welche Handlungen wir in der Vergangenheit ausgeführt und welche Art von karmischem Potenzial wir dadurch aufgebaut haben. Es geht darum, wie viel karmisches Potenzial wir haben, um als ein Mensch wiedergeboren zu werden, und wie viel positives karmisches Potenzial wir haben, um als ein vollkommen ausgestattetes menschliches Wesen wiedergeboren zu werden. Außerdem geht es darum zu untersuchen, wie viel negatives karmisches Potenzial wir durch die begangenen destruktiven Handlungen angesammelt haben, um in einem der niederen Bereiche wiedergeboren zu werden und diese zwei in unserem geistigen Kontinuum zu vergleichen, um die Seltenheit des Erlangens einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt zu verstehen und wertzuschätzen. Das ist es, worum es hier geht, anstatt nur darum, die äußere Welt zu betrachten.   

Fragen zu den Buddhas 

Befinden sich die Buddhas in unserer Welt, und wenn nicht, wo sind sie?

Sogar wenn sie in diese Welt kommen würden, wäre niemand in der Lage sie zu sehen und sie hätten nicht die Fähigkeit, irgendjemandem zu helfen. Aber sie könnten zum Beispiel wundersame Emanationen haben und durch sie könnten sie sich in dieser Welt manifestieren und sie wären sichtbar.

Was ist dieses „Ich“, das zu einem Buddha wird? 

Widerlegen wir das falsche „Ich“ und gibt es keine Person, wer wird dann ein Buddha? Was erlangt Buddhaschaft? 

Deine Frage ist semantisch äußerst schwierig, weil wir nicht sagen können, dass das „Wer“ ein Geist ist, denn ein Geist ist ein bewusstes Phänomen. Der Geist ist kein „Wer“. Die Frage nach dem „Wer“ kann sich nur auf eine Person beziehen. Wenn du „Was“ fragst, geht es dir dann darum, welche Art von Phänomen es ist? Ist es ein bewusstes oder ein physisches Phänomen? Man kann die Frage nicht damit beantworten, dass eine Person entweder ein Geist oder etwas Physisches ist, aber wir können uns fragen: „Was erlebt den Geist?“ Was den Geist erlebt, sind wir; du, ich oder wer auch immer meditiert. Wir erleben es. Du, als eine Person, erlebst es. 

Denkst du, es wäre kein konventionelles „Ich“ mehr übrig, wenn du das falsche „Ich“ widerlegst? Wenn das der Fall wäre, gäbe es niemanden, der die Erkenntnis der Leerheit haben kann, und du fragst: „Ist da noch jemand übrig, der dies haben kann?“ Ist es das, was du denkst?

Ja, und auch, was mit der Individualität passiert, wenn wir das „Ich“ widerlegen. 

Du fragst: „Wenn wir das „Ich“ widerlegen, das widerlegt werden soll, bleibt dann noch etwas übrig? Lasst uns das einmal untersuchen. 

Hast du in deinem geistigen Kontinuum ein Ich-Gefühl? Beziehst du dich gedanklich auf ein „Ich“? Hast du ein Ich-Gefühl oder nicht? Bist du ein „Ich“?   

Ich weiß nicht, ob es wirklich ein „Ich“ gibt oder nicht.

Hast du einen Kopf oder nicht?

Ja.

Hast du einen Kopf und kannst du sagen: „ich habe einen Kopf“, und kannst dich gedanklich auf „mein Kopf“ beziehen, musst du ein „Ich“ haben, welches einen Kopf hat. Du hast doch einen Kopf; du kannst sagen: „mein Kopf“ oder „ich gehe, ich esse, ich setze mich hin“. „Ich bin...“ Geht es hier nicht um ein „Ich“? Daher hast du ein „Ich“. Du denkst: „ich tue etwas“. Es gibt niemanden, der abstreitet, dass es ein „Ich“ gibt. Jeder hier ist ein „Ich“. Gibt es hier irgendjemanden der kein „Ich“ ist? Niemand würde das sagen. 

Die eigentliche Frage ist aber jetzt: Was ist dieses „Ich“?   

Es ist eine Ansammlung von vielen Dingen, wie ein Körper und dergleichen.

Ist diese Ansammlung das „Ich“? Sind all diese Teile für sich das „Ich“ oder ist es die Gesamtheit, die das „Ich“ ist? 

Ich denke, es ist die Gesamtheit.

Bedeutet dies, dass diese gesamte Ansammlung mit dir geht, wenn du in der Zukunft wiedergeboren werden wirst? Was ist denn wirklich dieses „Ich“, das in die Zukunft geht, wenn man sich bewusst darüber ist, dass das „Ich“ in der Zukunft weiterbesteht? 

Hast du ein Auto und zerlegst es in seine Einzelteile, würdest du dann sagen, das Auto wäre gleichbedeutend mit dieser Ansammlung seiner Teile? Ist das Auto nicht die Ansammlung all der Teile des Autos, wie kann dann das „Ich“ die Ansammlung all dieser Teile sein, wie du es gerade gesagt hast? 

Denken wir einmal darüber nach und schieben das „Ich“ beiseite. Wie verhält es sich mit dem Auto? Was ist das Auto? Ist das Auto die Weise, in der die Teile zusammengefügt wurden? Ist die Mahlzeit die Weise, auf die die Zutaten miteinander verbunden und zubereitet wurden? Die Mahlzeit ist das Ergebnis der Weise, auf welche die Zutaten miteinander verbunden und zubereitet wurden, nicht das Ausführen des Zusammenstellens und Zubereitens. 

Auf diese Weise machen wir einen Punkt. So sollten wir etwas analysieren.

Existenz nur durch geistiges Bezeichnen begründet 

Vielleicht ist es etwas leichter zu verstehen, wenn wir es uns am Beispiel eines Tisches ansehen. Was ist ein Tisch? Dies ist ein Tisch und ich habe diese Bücher auf den Tisch gelegt. Tatsächlich wird dieses Objekt jedoch als etwas begründet, das als das existiert, als was es geistig bezeichnet wurde. Mit anderen Worten bezeichnen wir ihn geistig als einen Tisch und dann dient er als ein Tisch. Bezeichnen wir ihn geistig als einen Stuhl, dient er als ein Stuhl. Uns erscheint es jedoch, als würde er unabhängig, ganz für sich und selbst-begründet als ein Tisch existieren, unabhängig vom geistigen Bezeichnen. Das Beispiel eines Tisches zeigt, dass er tatsächlich nur durch die Kraft des geistigen Bezeichnens als ein Tisch existierend begründet wird. Er wird nur abhängig von der geistigen Bezeichnung „Tisch“ als ein Tisch begründet. 

In Bezug auf nicht mehr stattfindende Leben und dieses gegenwärtig stattfindende Leben kann es ziemlich verwirrend werden. Daher sollten wir es uns in Bezug auf etwas Einfacheres ansehen. Werdet ihr heute Abend nach Hause gehen? Seid ihr heute hierher gekommen? Gibt es jemanden, der heute Abend von seinem Zuhause hierher gekommen ist? 

In diesem Beispiel gibt es dreimal das „Ich“: jenes, welches momentan hier ist; das „Ich“, welches später nach Hause gehen wird, und das „Ich“, welches heute Abend hierher gekommen ist. Man kann sagen, dass das „Ich“, welches momentan hier ist, später nach Hause gehen wird; aber man kann nicht sagen, dass das „Ich“, welches heute Abend nach Hause gehen wird, das „Ich“ ist, welches jetzt hier ist. Mann kann nicht sagen, dass es sich um das „Ich“ handelt, welches heute Abend nach Hause geht, aber man kann sagen, dass das „Ich“ heute Abend nach Hause gehen wird. Es ist jedoch nicht das gegenwärtig stattfindende „Ich“, das tatsächlich nach Hause geht. 

Das „Ich“ eines noch nicht stattfindenden Lebens ist in gleicher Weise nicht das gegenwärtig stattfindende „Ich“. Ebenso kann man sagen, dass das gegenwärtig stattfindende „Ich“ aus einem nicht mehr stattfindenden Leben kam, aber man kann nicht sagen, das gegenwärtig stattfindende „Ich“ wäre das gleiche „Ich“, welches gekommen ist. Es kam, aber es ist nicht das Tatsächliche, welches gekommen ist. In der Zukunft sollten wir diese Angelegenheiten auf wirklich ernsthafte Weise analysieren. 

Genauso können wir verstehen, dass wir den Raum hier haben, und würden wir plötzlich einen Herd, ein paar Stühle und Tische hineinbringen, könnten wir ihn als ein Restaurant bezeichnen. Er würde jedoch nur abhängig von der Bezeichnung „Restaurant“, die wir ihm geben, als ein Restaurant begründet existieren. Man könnte ihn nicht schon vorher und von sich aus als ein Restaurant festlegen. Es handelt sich einfach um einen Raum mit Tischen, Stühlen und einem Herd. Er wird nur durch die Tatsache, dass wir ihn nun als ein Restaurant bezeichnen, als Restaurant existierend begründet.  

In ähnlicher Weise verhält es sich mit einer Person, die in eine Regierungsposition wie die eines Gerichtsbeamten gewählt wird: erst nachdem sie den Titel „Richter“ bekommen hat, wird sie sich für einen Richter halten. Erst wenn sie den Titel bekommen hat, werden andere Leute sie als einen „Richter“ sehen. Die Person wird nur abhängig von der Bezeichnung „Richter“, die ihr zugewiesen wird, als ein Richter begründet; sie existiert nicht inhärent, von sich aus, seit anfangsloser Zeit und selbst-begründet als ein Richter. Sie wird nur aufgrund ihres Titels, ihrer Bezeichnung „Richter“, als ein Richter existierend begründet.

In ähnlicher Weise existieren alle Dinge, die als dieses oder jenes begründet werden, nur abhängig von ihrer geistigen Bezeichnung als dieses oder jenes. Es scheint jedoch, als wäre ihre Existenz als dieses oder jenes von sich aus selbst-begründet, unabhängig von den geistigen Bezeichnungen, die ihnen als dieses oder jenes zugewiesen werden.

Von Anfang an stellen wir uns vor, sie wären als dieses oder jenes selbst-begründet, aber das ist falsch. Sie werden nicht auf diese Weise als dieses oder jenes existierend begründet. Dinge werden nur abhängig von den geistigen Bezeichnungen, die ihnen als Grundlage für die Bezeichnung als solche – das Netzwerk all ihrer Teile, Ursachen usw. – gegeben werden, als existierend begründet Sie werden auf der Grundlage dieses Netzwerkes geistig als dieses oder jenes bezeichnet. Das trifft auch für die geistige Bezeichnung „gültig erkennbares, existierendes Phänomen“ zu. 

Bedeutet dies, wir könnten alles irgendwie bezeichnen und dann würde es zu dem werden?

Da verwechselst du zwei Dinge. Nur weil man dir in der Vergangenheit eine Bezeichnung gegeben hat, wird man nicht automatisch zu dem. So ist das nicht. Nur weil jemand sagt, du hättest schlechte Laune, bekommst du nicht automatisch schlechte Laune. Du magst schlechte Laune haben oder auch nicht. Wenn dir jemand sagt, du hättest schlechte Laune, handelt es sich dabei um eine Bezeichnung, die zutreffen mag oder auch nicht. Würde ich sagen, dieses Buch hat schlechte Laune, so wäre das absurd. Das Buch bekommt dadurch keine schlechte Laune oder wird ständig wütend. Hier gibt es keine Durchdringung. 

Nur weil dir jemand eine geistige Bezeichnung gibt, heißt das nicht, dass du als das festgelegt wirst, was die Bezeichnung sagt. Wirst du aufgrund deiner schlechten Laune geistig als jemand bezeichnet, der schlechte Laune hat, existierst du gültig als jemand der schlechte Laune hat, sofern du korrekt bezeichnet wurdest. Das wäre ein korrekte geistige Bezeichnung von jemandem, der schlechte Laune hat, beruhend darauf, schlechte Laune zu haben.  

Die Existenz des „Ichs“ wird abhängig von der Bezeichnung „Ich“ begründet, die der Grundlage eines individuellen Kontinuums von Aggregaten geistig zugeschrieben wird. Das „Ich“ wird als das begründet, worauf sich die Bezeichnung „Ich“ auf der Basis dieser Aggregate bezieht. Es ist jedoch nicht so, dass das „Ich“ entweder die Bezeichnung „Ich“ oder die Aggregate ist, die dessen Grundlage für die Bezeichnung sind. Das „Ich“ ist das, worauf sich die Bezeichnung „Ich“ auf der Basis der Aggregate bezieht. Genauso verhält es sich mit dem Auto, als wir sagten, es wäre das resultierende Produkt der Zusammenstellung all der Teile – wir können nicht sagen, dass Auto wäre das Resultat selbst. Das Auto ist das, worauf sich die Bezeichnung „Auto“ auf der Grundlage des Resultates dessen bezieht, was von all seinen Teilen zusammengestellt wurde. Es ist nicht das Resultat selbst.  

Wir haben also die Grundlage der geistigen Bezeichnung und das, worauf sich die geistige Bezeichnung bezieht. Worauf sich die geistige Bezeichnung „Auto“ bezieht, ist das Auto; und die Grundlage für dieses geistige Bezeichnen ist das Produkt dieser Zusammenstellung. Wir sollten nicht die Grundlage, auf der die geistige Bezeichnung angewendet wird, mit dem verwechseln, worauf sich eine geistige Bezeichnung bezieht.

Muss dann die Grundlage nicht bezeichnet werden? 

Genau genommen sind die Grundlage für die Bezeichnung und das, worauf sich das geistige Bezeichnen bezieht, zwei verschiedene Dinge, obgleich sie untrennbar miteinander verbunden sind. Es kann nicht eine Grundlage für das geistige Bezeichnen unabhängig von dem geben, was geistig bezeichnet wird, denn diese zwei entstehen in Abhängigkeit voneinander. Wir können weder sagen, die Zwei würden völlig unabhängig voneinander existieren, noch dass sie identisch sind.  

Nehmen wir einmal zwei verschiedene Kraftfahrzeuge als ein Beispiel für zwei Menschen. Nun halten die zwei Kraftfahrzeuge an. Sie sind kaputt und alles, was uns bleibt, ist dieser Haufen von Teilen, und keines von beiden ist noch ein Kraftfahrzeug. Dennoch können wir erkennen, dass sie Teile von Kraftfahrzeugen waren. Wie verhält es sich jedoch mit Menschen? Wie wissen sie, wer sie sind, nachdem sie gelebt haben und gestorben sind? Ist es so, dass sie als Geister dort bleiben, wo sie waren und ihre Erinnerung an das, was sie waren, mit der Zeit verblasst? Verschwindet ihre Erinnerung an ihre Körper im Laufe der Zeit allmählich? Lösen sich alle Attribute ihrer Persönlichkeit mit der verblassenden Erinnerung an ihren Körper auf, sodass irgendwann nichts mehr bleibt?   

Sagen Sie, dass Geister, die ihre früheren Körper vergessen, schließlich nicht mehr existieren?

Vielleicht ist das „Ich“ in dem Fall an den früheren Körper, an die verblassende Erinnerung, gebunden.  

Die Person mag das Ich-Gefühl dieser früheren Person, dieses früheren menschlichen Wesens, verlieren, aber sie hat immer noch das Ich-Gefühl als ein Geist. Die Identität des „Ichs“ als ein Mensch wurde auf der Grundlage der Bezeichnung „Ich“ den Aggregaten eines Menschen zugeschrieben. Ein Geist hat jedoch ganz klar seine eigenen Aggregate und bezeichnet sich selbst als „ich bin dieser Geist“ auf der Grundlage der Aggregate des Geistes.

Sagt er nicht: „Ich bin der Geist von diesem oder jenem“? 

Das ist schwer zu sagen. Im Allgemeinen gehören Geister zur Kategorie der Hungergeister, der Pretas. Es gibt viele verschiedene Arten von Geistern und manche von ihnen erinnern sich daran, dass sie in einem früheren Leben eine bestimmte Person waren. Die meisten von ihnen können sich jedoch nicht daran erinnern.

Sind nicht alle Hungergeister das, was wir im Westen meinen, wenn wir uns auf Geister beziehen?

Nein, nicht alle Geister sind Hungergeister. Sind denn alle Menschen Diebe? Nein.

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