Wenn wir das Zufluchtsgebet rezitieren, gibt es diese Zeile: „durch die Kraft meines Gebens und so weiter...“ Es ist gut zu wissen, dass wir diese Zeile an die Situation anpassen können. Machen wir also Verbeugungen, können wir sagen: „Durch die positive Kraft der Verbeugungen vor den Buddhas und Bodhisattvas...“, und hören wir Dharma-Lehren, können wir sagen: „Durch die positive Kraft des Hörens von Dharma-Lehren...“ Es ist gut, es so präzise wie möglich zu machen. Bitte versucht, euch daran zu erinnern. Gut, lasst uns nun das Zufluchtsgebet sprechen.
Bis zur Erleuchtung nehme ich Zuflucht in die Buddhas, den Dharma und die höchste Gemeinschaft. Möge ich durch die positive Kraft meines Gebens und so weiter zum Wohle aller Wesen Buddhaschaft erlangen.
Fassen wir kurz die vorangegangenen Verse zusammen und versuchen, uns an die wichtigsten Dinge zu erinnern. Versucht jeden Tag, einen Blick auf eure Handlungen zu werfen. Sind sie positiv oder negativ? Bemerken wir etwas Positives, sollten wir überprüfen, ob es in diesen Versen von Gyalse Togme Zangpo enthalten ist. Wird es in diesen Versen erwähnt, ist das wunderbar! Scheint es nicht dazuzugehören, können wir nicht einfach irgendetwas hinzufügen. Wir sollten dann die Handlung erneut überprüfen. Vielleicht ist sie mit irgendetwas in den Versen verbunden. Es ist wirklich gut, unsere Handlungen auf diese Weise zu überprüfen. Nur weil Gyalse Togme Zangpo und Seine Heiligkeit es gesagt haben, sollten wir nicht denken, dass wir es tun müssen. Das ist keine schlechte Motivation, aber es reicht nicht aus. Es muss aus uns heraus kommen, sogar so einfache Sachen, wie auf ein Picknick zu gehen, was ein Teil des so genannten normalen Lebens zu sein scheint. Natürlich sollten wir Zeit mit Freunden verbringen, daran ist nichts falsch. Doch da gibt es so viele solche Ablenkungen, und viele davon sind wirklich sinnlos. Wie kann man das Picknick positiver machen? Versucht darüber nachzudenken, was in unseren Handlungen konstruktiv und was destruktiv ist.
Warum es wichtig ist, die richtigen Freunde zu haben
(5) Die Übung der Bodhisattvas ist, sich von schlechten Freunden zu trennen, in deren Gesellschaft sich die drei giftigen Emotionen in uns verstärken, sich unsere Aktivitäten des Zuhörens, Nachdenkens und Meditierens verringern und unsere Liebe und unser Mitgefühl schwinden.
Gyalse Togme Zangpo möchte, dass wir gute Freunde haben, und in diesem Vers hier bietet er uns eine Definition dafür an, was gute Freunde sind. Die meisten von uns führen ein recht soziales Leben und einen Großteil der Informationen, die wir bekommen, stammt von unseren Freunden. Durch unsere Freunde werden wir also in hohem Maße beeinflusst. Ein großer Meister in Tibet sagte, dass schlechte Freunde nicht mit Hörnern erscheinen, sondern mit einem Lächeln kommen und versuchen, uns zu helfen. Wir selbst sind diejenigen, die herausfinden müssen, ob deren „Hilfe“ richtig oder falsch ist. Wir treffen die Entscheidung.
Zum Beispiel können wir unser eigenes Leben betrachten. Wurden wir durch Freunde positive beeinflusst? Wurden wir negativ beeinflusst? Auf welche Weise? Es ist wichtig darauf zu achten, das destruktive Freunde nicht nur destruktiv sind; wir sollten es nicht nur an einer Sache festmachen. Jeder hat gute und schlechte Seiten, und uns sollte es nur um die guten Seiten gehen. Wo ist denn dieses „Schlechte“, wenn wir es einmal genauer betrachten? Wo ist das „Gute“? Ähnlich denken wir, wenn wir analytische Meditation über Leerheit praktizieren. Das gibt uns die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und uns zu fragen, wo denn diese guten oder diese schlechten Freunde sind. Letztendlich gibt es so etwas wie gute oder schlechte Freunde nicht. Gäbe es sie, wären gute Freunde immer gut, und schlechte Freunde immer schlecht. So denken wir, wenn wir wirklich angehaftet oder wütend sind und aus dem Grund sagen wir dann: „ich werde nie wieder mit ihnen reden“, und wenn etwas Gutes passiert: „das sind meine besten Freunde.“ So denken wir.
Unsere Gefühle können sich innerhalb von Minuten ändern. Unser bester Freund kann urplötzlich zu unserem größten Feind werden. Der Grund waren vielleicht nur einige wenige Worte oder eine bestimmte Art, etwas zu sagen. Es mag nicht mal absichtlich passiert sein, doch wir haben es falsch verstanden. So einfach kann das sein. Es ist schon merkwürdig, wie schnell wir Menschen als gute Freunde oder Feinde abstempeln, ohne groß nachzuforschen oder zu analysieren. In Wirklichkeit gibt es jedoch nichts, an dem man hängt oder wegen dem man Hass empfindet.
Wenn Gyalse Togme Zangpo über destruktive Freunde spricht, geht es ihm nicht unbedingt auf festgelegte Weise um etwas oder jemanden. Was ist also die Definition eines destruktiven Freundes? Er sagt:
in deren Gesellschaft verstärken sich die drei giftigen Emotionen in uns;
Es passiert in uns. Wir studieren, reflektieren und meditieren immer weniger, und das ist eine Art der Faulheit oder der falschen Ansicht. Diese Art der Faulheit oder falschen Ansicht ist bereits in uns und wenn wir mit jemandem Gemeinschaft haben, der die gleichen Probleme hat und nicht daran arbeitet, sie zu überwinden, wird unsere Faulheit und Unwissenheit nur noch bestärkt. Die Kluft zwischen dem Dharma und unserer eigenen Praxis wird immer tiefer. Auch wenn wir 50 Jahre nach den Anweisungen unseres Gurus studieren und praktizieren, gibt es keine großen Änderungen. Tatsächlich wird es oft noch schlimmer. Vielleicht lesen wir alle Sutras und Tantras, aber unsere Denkweise und unser Leben verschlechtern sich. Wir sagen: „Ich habe mein Leben damit verbracht, Buddhismus zu studieren, doch es hat keine Änderung in mir bewirkt. Er taugt nichts!“ Es gibt viele Leute, die das sagen und der Grund liegt darin, dass sie nicht die richtigen Freunde haben.
Zunächst müssen wir erkennen, dass der Feind in uns ist. Wählen wir einen Freund, der genauso denkt wie wir, bekommt unsere Denkweise logische Unterstützung. Unser menschliches Gehirn ist ziemlich intelligent. Wir können so viele Gründe dafür finden, warum unsere Denkweise richtig ist. Das Problem ist, dass wir nicht die Kraft haben, uns zu wehren und dann geben irgendwann auf. Begegnen wir dann jemandem, der eine gute Erklärung dafür hat, dass es kein nächstes Leben gibt, finden wir das interessant und folgen diesem Pfad. Das ist traurig, denn wir denken nie darüber nach, was das Ergebnis solcher Denkweisen ist. Ganz egal wie schön der Dharma und unsere Praxis auch sein mögen, dank unseres „guten“ Freundes verlieren wir alles. Wir alle haben solche Freunde. Zunächst gilt es, diese Tendenzen in uns zu identifizieren und dann in unseren Freunden zu erkennen.
Die meisten von uns verstehen nicht, wie unsere Emotionen in uns arbeiten. Behauptet jemand, dass wir etwas Falsches gesagt haben, sollten wir, bevor wir auf irrationale Weise wütend auf unseren Freund werden, dankbar dafür sein, dass er uns auf unseren Fehler hingewiesen hat. Genau wie bei einem Lehrer, der uns anleitet, sollten wir positiv denken und dankbar für die Gelegenheit sein, die er uns gegeben hat. Schließlich können wir dann ein wenig darüber nachdenken, ob unser Freund richtig oder falsch lag, was uns betrifft. Lag er falsch, können wir sagen: „Gut, so denkt er nun einmal, aber ich habe nichts falsch gemacht.“ Verbringen wir unsere Zeit mit Freunden, die Alkohol trinken und herumlästern, sollten wir uns fragen, ob das einen schlechten Einfluss auf unsere Praxis hat oder nicht. Was können wir aus jeder Situation lernen, in der wir sind?
Grenzenloses Mitgefühl
Ich finde, dass man im Westen falsch über Mitgefühl denkt. Natürlich finden Westler, dass Mitgefühl etwas Wunderbares ist, doch viele meinen auch, es gäbe da eine gewisse Grenze. Als es im Jahr 2015 ein großes Erdbeben in Nepal gab, lebte ich gerade in Kanada. Meine Lehrerin hörte auf dem Weg zum Unterricht im Radio über die Tragödie und so sprachen wir in der Klasse ein wenig darüber. Nach etwa fünf oder zehn Minuten sagte sie dann: „Gut, schließen wir das Thema ab. Es ist erschütternd, aber solche Dinge passieren überall in der Welt und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann. Ich habe selbst genug Probleme und wenn ich auch noch über all diesen Kram nachdenke, werde ich verrückt.“ Das ist ein Beispiel dafür, wie begrenzt Mitgefühl sein kann! Sind wir ein praktizierender Bodhisattva, ist das letztendlich ziemlich schockierend. Andernfalls ist das, was sie sagte, irgendwie wahr, oder?
Vielleicht sehen wir zum Beispiel ein paar Leute, die sich prügeln. Sollen wir hingehen und sie ansprechen? Wahrscheinlich lieber nicht, denn sonst könnten wir ernsthaft verletzt werden. Wir bleiben also, wo wir sind, und beobachten. Manchmal ist das alles, was wir tun können. In der Praxis ist es nicht immer leicht, mitfühlend zu sein.
Befinden wir uns also in der Gemeinschaft unserer Freunde, sollten wir hören, was sie sagen, aber auch unsere eigenen Antworten haben. Weil ich den Bodhisattvas zugeneigt bin, hatte ich das Gefühl, es war nicht richtig, was meine Lehrerin dachte, auch wenn es sich so anhörte. Ich rief sie also an und legte ihr meine Gedanken dar, worauf sie meinte, dass ihre Gefühle von ihrer Seite aus wahr wären. Doch wenn wir uns in Bodhichitta üben, muss unsere Denkweise meiner Meinung nach unermesslich sein. Das heißt nicht, persönlich nach Nepal zu gehen und alle mit Nahrungsmitteln und Decken zu versorgen. Unser Geist braucht kein Visa, um nach Nepal zu gehen. Vielmehr geht es darum, uns mit ihnen allen verbunden zu fühlen. Auf diese Weise öffnen wir unser Herz und lassen unser Mitgefühl und Bodhichitta stärker werden.
Im Tibetischen haben wir den Begriff „sem-kye“. Sem ist das tibetische Wort für den Sanskrit-Begriff chitta, der Geist bedeutet, und kye heißt zu erzeugen und größer zu machen. Das Wort sem-kye benutzen wir auch, um Bodhichitta zu beschreiben. Wir alle haben einen Geist, ein chitta, und wir alle haben ein gewisses Mitgefühl. Doch wir müssen es anwachsen lassen. Wir alle haben auch Hindernisse, doch wodurch entstehen sie? Durch Selbstbezogenheit. Wenn wir einen guten Job haben, gutes Geld verdienen und jeden Tag viel zu tun haben, können wir ziemlich engstirnig werden oder uns nur um unsere eigenen Dinge kümmern. Vielleicht hören wir sogar von einem Freund, der dringend Hilfe benötigt, doch dann denken wir: „Naja, eigentlich kenne ich ihn gar nicht so gut und es ist auch nicht wirklich mein Problem.“ Unser Herz wird nicht berührt, weil unsere Verbindung zu anderen so begrenzt sein kann.
Wenn wir das Zufluchtsgebet rezitieren, beziehen wir daher nicht nur unsere eigene Familie, gute Freunde und Lehrer mit ein, sondern jedes einzelne fühlende Wesen, denn alle haben das Recht, glücklich zu sein und aus dem Leiden herauszufinden. Sie alle benötigen Hilfe. Das schließt auch all die Bodhisattvas mit ein. Unser Herz ist so mitfühlend und unser Ziel ist so groß, dass wir sogar einen Bodhisattva auf der zehnten Stufe mit einbeziehen, der millionenfach besser ist als wir. Wir nehmen aber auch eine völlig unwissende und äußerst destruktive Person in unseren Gebeten mit auf. Es ist jedoch äußerst wichtig, einen Bettler, dem wir etwas Geld geben, nicht als einen armseligen Menschen zu betrachten, der nichts zu essen hat. Diese Art des Mitgefühls ist kein großes Mitgefühl und ich bezeichne es nicht einmal als Mitgefühl. Damit sehen wir auf die Person herab und fühlen uns dann selbst gut, weil wir etwas geben können.
In so einer Situation, in der jemand Hilfe benötigt, sollten wir im Grunde denken: „Wenn ich es nicht tue, wer wird es dann tun?“ Am Morgen rezitieren wir unsere Gebete und sprechen über die Verdienste der Großzügigkeit, doch der Bettler gibt uns dann die Möglichkeit, dies tatsächlich zu praktizieren. Wir müssen also wirklich dankbar sein und anderen mit Respekt geben. Wir sollten überaus glücklich sein, dass andere uns die Möglichkeit geben, uns in Großzügigkeit zu üben und Bodhichitta zu entwickeln. Dann wird der Akt des Geben wirklich rein sein. Ansonsten ist es so, als wenn man in Tibet ein paar Straßenhunde ohne Fell und voller Krankheiten sieht und denkt: „oh, der arme Hund“, und das wars! Das ist nicht kein echtes Mitgefühl, sondern lediglich ein Herabsehen auf andere.
Wirklich Mitgefühl zu praktizieren würde bedeuten, zu dem Hund hinzugehen und ihm zu geben, was er braucht. Wir würden tief im Innern darüber nachdenken, wie lange der Hund schon leidet, wie lange er schon als Hund wiedergeboren wurde, welche Geburt er wohl als nächstes annehmen wird und sogar über die Möglichkeit, selbst so eine Wiedergeburt zu erfahren und wie furchtbar das wäre. Wir würden wirklich wissen wollen, ob es eine Möglichkeit gibt, so eine Wiedergeburt zu vermeiden. Ja, es gibt diese Möglichkeit, und sie heißt moksha oder Befreiung. Wir sind in der Lage, Befreiung zu erlangen. Doch nicht nur wir, auch der Hund kann in der Zukunft Befreiung erlangen. Wäre es nicht das Beste, Befreiung für alle zu bewirken? Wenn wir so denken, wird daraus Bodhichitta.
Der richtige Rat zur richtigen Zeit
Zurück zum Vers: wir brauchen also gute Freunde. Die besten Freunde, die wir haben können, sind im Grunde der Sangha, der eines der Drei Juwelen ist. Wenn wir wirklich auf seinen Rat hören, werden wir ganz von selbst wissen, wann unser Verhalten destruktiv oder konstruktiv ist. Wir werden wissen, ob unsere Freunde gute oder schlechte Freunde sind. Und wir werden auch die guten Eigenschaften unserer schlechten Freunde und die schlechten Eigenschaften unserer guten Freunde erkennen. Wenn wir mit unseren Freunden zusammen sind, können wir ihnen zuhören und versuchen, sie in die richtige Richtung zu lenken. Können wir ihnen helfen sich zu ändern, ist das großartig. Wenn nicht, ist das auch in Ordnung. Manchmal ist es nur eine Sache der Zeit. Das Timing muss stimmen und wir müssen vorsichtig mit unserem Ratschlag sein.
Da denke ich an meinen Freund Alex, der in meinem letzten Leben mein Übersetzer war und mir sehr zugetan ist. In meinen jungen Jahren war mir das Studieren egal. Ich wollte einfach nur den ganzen Tag lang gewalttätige Videospiele spielen. Manchmal war er ziemlich strikt und sagte zu mir: „Das ist wirklich schlecht, du solltest diese Spiele nicht spielen, sie sind ein schlechter Einfluss.“ Mich nervte das und ich wollte ihm einfach nur sagen, dass er doch bitte gehen sollte. Haha! Jetzt sehe ich natürlich, dass es stimmte, was er mir sagte. Es hängt also viel vom richtigen Timing ab. Wir müssen wissen, wann der Moment passt, um unseren Freunden einen Ratschlag zu erteilen. Wir sollten wirklich geschickt sein. Aus diesem Grund hatte Buddha das Gefühl, dass die Befreiung selbst anderen nicht helfen wird. Wir benötigen vollständige Erleuchtung mit völliger Allwissenheit. Ohne Allwissenheit können wir anderen nicht zu 100% helfen. Vielleicht können wir ihnen zu 40-60% helfen, doch mit Allwissenheit können wir alles sehen und erkennen, auch wann der Zeitpunkt richtig ist. Dann funktioniert alles auf vollkommene Weise.
Rechungpa und der kostbare Stein
Rechungpa, der Schüler des großen Meisters Milarepa, war recht ansehnlich, im Gegensatz zu Milarepa, der nicht so hübsch war, was alles in den Texten beschrieben wird. Rechungpa war mit Milarepa als Lehrer nicht wirklich zufrieden. Er hatte das Gefühl, dass Milarepa keine Bildung hatte und keine Geshe war, sondern nur ein einfacher Laie, ein einfacher Praktizierender. Er fragte Milarepa: „Was sind die sechs Vollkommenheiten?“ Und Milarepa lächelte und antwortete ganz knapp: „Wenn man von hier, wo man jetzt ist, zu einem besseren Ort geht, das ist die Vollkommenheit.“ Im Grunde ist das eine kurze Antwort, aber auch eine ziemlich starke Aussage! Doch für Rechungpa reichte das nicht aus. Er sagte zu Milarepa, dass er gehen wolle, um mit gelehrten Geshes zu studieren. Milarepa antwortete: „Gut, du kannst gehen.“ Milarepa war sich in seinem allwissenden Geist darüber bewusst, dass er ihn gehen und bei anderen Lehrern lernen lassen musste.
Doch durch seine Allwissenheit wusste Milarepa auch, dass er der einzig perfekte Lehrer für Rechungpa war. Sie hatten eine karmische Verbindung, die Rechungpa nicht sehen konnte. Milarepa lies ihn also gehen. Zu der Zeit gab es keine Taxis und Rechungpa war viele Tage und Wochen zu Fuß unterwegs. Auf seiner Reise musste er irgendwo übernachten und einmal klopfte er an die Tür eines Hauses, aus dem ein wunderschönes Mädchen trat. Rechungpa fragte, ob er über Nacht bleiben und etwas zum Essen bekommen konnte. Sie willigte ein und ihre Familie hieß ihn willkommen. Zwischen Rechungpa und diesem Mädchen gab es einen Augenkontakt und wer weiß, was noch passiert ist.
Rechungpa entschied sich, noch einen Tag zu bleiben. Das Mädchen nahm ihre Halskette mit einem Edelstein ab und gab sie Rechungpa mit den Worten: „Sie ist ein Zeichen für meine Liebe zu dir. Bitte pass auf sie auf.“ Rechungpa nickte, nahm sie und setzte seine Reise fort. Auf dem Weg traf er viele Leute, die über Milarepa, einen nicht sonderlich gut aussehenden Lehrer, sprachen, der allerdings solide Lehren erteilte und ein großer Praktizierender war.
Schließlich traf er einen großen Lehrer, der viele Schüler hatte. Er hörte diesem Lehrer zu und am Ende der Belehrungen faltete der Lehrer seine Hände am Herzen und sagte, dass er viel von Milarepa gelernt hatte, auch wenn er ihm nie persönlich begegnet war. Tränen strömten aus den Augen dieses großen Meisters und Rechungpa war verwundert und überlegte: „Vielleicht sollte ich doch zurückgehen und bei Milarepa bleiben. Obwohl ich ihm so nahe war, habe ich nichts von ihm bekommen, während all diese Meister so viel von ihm lernten, auch wenn sie weit weg waren.
Rechungpa machte sich also auf den Rückweg zu Milarepa und auf dem Weg dachte er an das schöne Mädchen und wollte sie besuchen. Bevor er ankam, begegnete er einem mittellosen Bettler, der dringend etwas zu Essen und zum Anziehen brauchte. In Rechungpa entstand großes Mitgefühl und er fragte sich, was er diesem Bettler wohl geben konnte. Da erinnerte er sich an den Edelstein, der er von dem Mädchen bekommen hatte. Er dachte, er würde den Bettler damit ziemlich glücklich machen, der sich davon einiges zum Essen und Anziehen besorgen könnte. Er gab ihn also dem Bettler und ging dann zu dem Haus des Mädchens. Sie fragte ihn, wie es ihm ergangen sei und auch, wo der Edelstein abgeblieben war. Rechungpa antwortete: „Da gab es einen Bettler, der ihn dringender brauchte als ich und daher gab ich ihm den Stein.“ Daraufhin begann sie lauthals zu weinen und war völlig außer sich. Auf diese Weise sah er ihre hässliche Seite und jegliche Zuneigung, die er gegenüber ihr empfunden hatte, schwand wie von selbst dahin.
Am nächsten Tag ging er weiter und kehrte zu Milarepa zurück, machte drei Verbeugungen, erzählte ihm einige Geschichten, die er erlebt hatte. Er berichtete ihm über die Ausbildung, die er von den großen Meistern empfangen hatte. Bevor er weiter reden konnte, unterbrach ihn Milarepa und sagte: „Das Mädchen gab dir einen Edelstein, du hast ihn einem Bettler gegeben und als zu zurückkamst, hast du die hässliche Seite dieser Frau gesehen.“ Rechungpa bestätigte all das und Milarepa lächelte: „Du dachtest, der große Meister wäre so viel besser als ich, doch am Ende kommst zu zurück und verehrst mich. All diese Dinge, die dir passiert sind, habe ich geschehen lassen. Wenn du wieder gehst, wirst du nichts finden!“
Das ist die wundervolle Magie der Hilfe, die wir vom Buddha bekommen können. Die Moral der Geschichte ist, dass wir, auch wenn der Buddha oder ein großer Meister nicht direkt bei uns sind, mit Buddhas Segen von all den guten und schlechten Dingen lernen können, die uns widerfahren. Die Lehren der Buddhas und unserer Meister empfangen wir im Innern, doch wir vergessen das immer. Milarepas große Unterweisung, die er Rechungpa gab, bestand in all den Dingen, die er ihn durchmachen lies.
Unsere spirituellen Lehrer schätzen
(6) Die Übung der Bodhisattvas ist, die würdigen spirituellen Lehrer wertzuschätzen, mehr noch als unseren eigenen Körper, denn wenn wir auf sie vertrauen, verringert sich unser fehlerhaftes Verhalten und unsere guten Eigenschaften wachsen an wie der zunehmende Mond.
Dieser Vers ist sehr wahr. Wenn ich Probleme habe, gehe ich zu meinem Lehrer. Es werden keine Fragen gestellt und nur das Sitzen in seiner Nähe bewirkt Positives. Kommen destruktive Gedanken auf, weiß ich gleich, dass ich nicht so denken sollte. Wenn ich meinem Lehrer zuhöre und denke: „ja, das ist genau das Richtige“, doch dann nach 20 oder 30 Minuten alles wieder genauso ist wie zuvor, ist das wirklich dumm. Wir hören von unserem Lehrer über großes Mitgefühl, sind so inspiriert und denken vielleicht danach sogar über die wichtigsten Punkte nach, doch dann schwindet die Inspiration schnell dahin. Es ist, als hätten wir etwas Kostbares verloren. Im Grunde sollten wir das Gefühl haben, einen kostbaren Diamanten zu verlieren und ihn sofort zurückholen zu müssen. Dann können wir wieder zu unserem Lehrer gehen und immer mehr Kraft von ihm bekommen. So sollten wir es machen.
Wenn uns jemand fragt, wie sehr wir Seine Heiligkeit den Dalai Lama respektieren, sagen wir wahrscheinlich, dass wir ihn sehr schätzen und fragt man uns, wie kostbar er für uns ist, so lautet unsere Antwort: „Sehr kostbar!“ Sollen wir ihm jedoch unser Leben widmen, sagen wir nur: „Wie bitte?!“ Verlieben wir uns aber bis über beide Ohren, gibt es keinen Zweifel, dass wir alles tun, um unsere Geliebten zu beschützen. Wir werden an ihrer Seite sein und sie mit allem beschützen, was wir haben. Denken wir also an unsere Lehrer und ihr kostbares Wissen, sowie daran, dass es uns helfen wird Erleuchtung zu erlangen, sollten wir uns fragen was passiert, wenn wir das verlieren. Wir wollen es unbedingt behalten und das ist wirklich wichtig.
Unserem Leben eine sichere Ausrichtung geben
(7) Die Übung der Bodhisattvas ist, die sichere Richtung der höchsten Juwelen einzuschlagen, indem wir den Schutz derer suchen, die niemals trügen, denn wen können schon weltliche Götter beschützen, die selbst noch im Gefängnis von Samsara gefesselt sind?
Es gab einmal eine Sache, die Seine Heiligkeit einmal diesbezüglich in eine Kontroverse verwickelt hat. Heutzutage spricht Seine Heiligkeit nicht viel über die Verehrung von bestimmten Gottheiten, doch aus guten Grund hat er ziemlich deutlich Stellung dazu bezogen. Er machte sich Sorgen über unsere Zuflucht. Ist unsere Zuflucht nicht rein, befinden wir uns nicht in der Ausrichtung eines Buddhisten. Das machte ihm große Sorgen. Welche Art der Zuflucht brauchen wir? Wir müssen Zuflucht in etwas nehmen, das viel stärker ist, als wir selbst. Bei dieser Stärke geht es um keine körperliche, sondern um eine geistige Stärke, wie beispielsweise die des Buddhas, des Allwissenden, seine Liebe für uns, seine Macht, sein Wissen, wie es uns geht. Er weiß alles auf vollendete Weise. Sprechen wir über die Macht Buddhas uns zu helfen, meinen wir seine Lehren, den Dharma. Beim Dharma handelt es sich nicht nur um Worte oder schöne Texte. Er ist Buddhas eigene Erfahrung. Er hat diese Lehren selbst überprüft und herausgefunden, dass sie der einzige Weg zur Erleuchtung sind und so hat er sie uns vermittelt. Das ist der Dharma und das ist die Beendigung selbst.
Auf diesem Pfad zur Erleuchtung benötigen wir Hilfe und die bekommen wir von der Sangha. Man kann es mit dem Krankenhaus vergleichen, in dem es den Doktor, die Krankenpfleger und die Medizin gibt. Der Buddha ist wie ein Arzt, der die Medizin – den Dharma – gegen unsere Krankheit verschreibt, die unser Leiden ist. Der Sangha sind die Krankenpfleger, die uns helfen, die Medizin einzunehmen. Manchmal vergessen wir jedoch die Wichtigkeit aller drei. An sich läuft es bei den Menschen im Westen, die keinen traditionell buddhistischen Hintergrund haben, besser, als bei den Menschen in Spiti, wo ich herkomme. Dort sind die Menschen traditionell buddhistisch geprägt, führen all die rituellen Dinge wunderbar aus, doch sie haben nicht viel Wissen über Buddha, Dharma und Sangha. Besonders was den Dharma betrifft, haben sie kein großes Interesse. Wenn ein Lama eine Einweihung gibt und schöne Roben trägt, haben sie automatisch das Gefühl, dass all ihre Hindernisse auf magische Weise verschwunden sind. Diese Denkweise kommt auch in den Wesen und sie ist gefährlich; sie ist wie eine Krankheit. Wie in den meisten Religionen verlieren auch die buddhistischen Länder die Reinheit des Buddhismus.
Ich habe in einem Kloster in Südindien studiert und viele Tibeter kamen zu den Pujas. Wir hatten tausende Mönche und machten oft Pujas und Gebete. Die Tibeter kamen und brachten dem Buddha mit gefalteten Händen Opfergaben dar. Sie blieben nur ein paar Sekunden und gingen dann weiter zu den Beschützer-Tempeln. Dort gab es immer so viele Leute, die Rituale abhielten! Mit all den Butterlampen und anderen Opfergaben war der Geruch dort ganz anders. Sie blieben lange dort und beteten. Auch wenn Seine Heiligkeit der Dalai Lama uns ständig all die notwendigen buddhistischen Unterweisungen gibt, ignorieren wir sie nach wie vor. Haben wir Hindernisse, gehen wir schnell, um Schutz-Pujas zu machen. Wir vergessen völlig, dass Buddha selbst der letztendliche Beschützer ist. In unseren Gebeten zum Guru sagen wir: „du bist mein Guru, mein Buddha, mein Beschützer“, doch trotz allem meinen wir, es gäbe eine besondere Schutzgottheit, wie Palden Lhamo, die völlig anders und mächtiger als Seine Heiligkeit ist. Seine Heiligkeit belehrt uns ja nur über den Buddhismus und das ist alles!
Ich glaube natürlich, dass diese Belehrung von Gyalse Togme Zangpo besonders für Tibeter gedacht war, wenn er sagt, dass weltliche Götter auch fühlende Wesen sind, die in Samsara festhängen. Genau wie wir sind sie voller Eifersucht und Abneigung und daher können sie nicht wirklich helfen oder unsere Zuflucht sein. Besteht die Definition unserer Zufluchtnahme darin, uns von Samsara zu befreien, sind diese Götter zweifellos nicht unsere Zuflucht. Ist unser Geist hingegen engstirnig und wollen wir lediglich ein gutes Leben oder uns an unseren Feinden rächen, könnten diese weltlichen Götter unsere Zuflucht sein. Das ist jedoch so eine Zeitverschwendung. Unser Ziel ist es, vollständige Erleuchtung zu erlangen und nicht nur gutes Essen, schöne Kleidung, sowie Namen und Rang zu bekommen. Wir trachten nach voller Erleuchtung. Unsere Zuflucht sollte sich ausschließlich auf Buddha, Dharma und Sangha beziehen.
Als Atisha von Indien nach Tibet ging, kamen tibetische Lamas und Gelehrte auf Pferden und in wunderschönem Brokat gekleidet, um ihn zu begrüßen. Es waren Mönche und als Atisha das sah, lief er davon. Er sagte zu seinen beiden Schülern: „Schnell, lasst uns weglaufen, die tibetischen Meister kommen!“ Das ist die erste Unterweisung, die er in Tibet gab. Wir sollten uns nicht von solchen weltlichen Dingen beeindrucken lassen und äußerst vorsichtig sein.
Schädliches Verhalten unterlassen
(8) Die Übung der Bodhisattvas ist, niemals schädliche Handlungen zu begehen, nicht einmal, wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht, denn der fähige Weise lehrte, dass die Leiden der niederen Bereiche des Daseinskreislaufs, die so überaus schwer zu ertragen sind, das Ergebnis von schädlichem Handeln sind.
Hier spricht Gyalse Togme Zangpo über die niederen Bereiche. Zunächst sollten wir also untersuchen, ob es niedere Bereiche gibt oder nicht. Lasst uns nicht über vergangene und zukünftige Leben reden, sondern nur über dieses Leben. Wir haben so viele Dinge getan, gute Dinge und negative Dinge. Diese Handlungen sind alles Ursachen, die Auswirkungen haben. Im Buddhismus sagen wir, dass gute Resultate aus guten Handlungen und schlechte Resultate aus schlechten Handlungen folgen. Das nennen wir Ursache und Wirkung.
Lasst uns für den Moment nicht über die schlechten Dinge nachdenken, sondern über die guten. Wir haben viel für andere, wie zum Beispiel für die tibetischen Menschen, getan. Wir unterstützen Seine Heiligkeit und praktizieren, was er uns aufträgt – das sind viele gute Dinge. Was wird passieren, wenn die Zeit kommt, dass wir diese Welt verlassen müssen? Wohin werden all diese Bemühungen und guten Dinge gehen, die wir getan haben? Wenn jemand stirbt, bleibt sein Name für eine kurze Zeit bestehen, doch sogar dieser verschwindet. Die Frage stellt sich doch, ob sich unser Bewusstsein weiter fortsetzt oder nicht. Das ist die große Frage. Wissenschaftler haben keine gute Erklärung dafür, was das Bewusstsein betrifft. Folgt man den Dialogen mit Seiner Heiligkeit, sind sie nach wie vor ziemlich verwirrt. Sie sind sich nicht sicher, ob sie den buddhistischen Erklärungen Seiner Heiligkeit in Bezug auf das Bewusstsein folgen oder lieber ihren Konzepten verhaftet bleiben sollen.
Wir alle kennen die Macht des Geistes. Schulen wir unseren Geist, können wir ganz leicht unsere Denkweise ändern, auch wenn unsere Stimmung nicht gerade gut ist. Aus diesem Grund bezeichnen wir es als „Geistestraining“. Die Kraft des Geistes ist tatsächlich so mächtig. Wir haben auch viele Beispiele von Menschen gesehen, die sich an vergangene Leben erinnern. In den Lehren spricht Buddha Shakyamuni viel über zukünftige und frühere Leben. Nagarjuna, Lama Tsongkhapa und all diese großen Meister sprachen über zukünftige Leben. Es wird so gut erklärt, was das Bewusstsein ist und wie es funktioniert. Das ist etwas Wunderbares. Unser Bewusstsein setzt sich von einem Leben zum nächsten fort und kommt mit einem Paket so genannter „Prägungen“.
In einer Familie kann es zwei Geschwister geben, die völlig unterschiedlich denken. Die Form ihres Gehirns ist gleich, doch sie haben völlig unterschiedliche Denkweisen. Es ist recht kompliziert, das zu erklären. Sie werden in der gleichen Familie von denselben Eltern geboren. Sollten sie dann nicht ziemlich ähnliche Denkweisen haben? Glauben wir jedoch an das Bewusstsein und an Prägungen, können wir schlussfolgern, dass dies alles einen Sinn ergibt. Und im Grunde liegt unsere Hoffnung in den Prägungen, die wir haben. Die positiven Prägungen, die wir hier in diesem Leben durch unsere positiven Handlungen schaffen, werden in unseren zukünftigen Leben zu positiven Auswirkungen führen. Daher sind für manche Menschen Dinge wirklich negativ und für andere ausgesprochen positiv. Es ist nicht so, dass die Menschen negative Resultate von früheren Handlungen erfahren, in denen sie „schlecht“ waren, oder dass sie negative Resultate erfahren wollen. Sie taten, was immer sie taten, weil sie es damals gern taten und sich nicht darum kümmerten, ob das Resultat gut oder schlecht sein würde. Es hängt alles von unseren Handlungen ab. Jedes fühlende Wesen hat so viele positive und destruktive Handlungen im Leben ausgeführt und die Resultate werden irgendwann in Erscheinung treten.
Man kann viele Menschen da draußen sehen, die nicht so schwer arbeiten, doch eine Menge erreichen. Und es gibt Menschen, die wirklich hart arbeiten, doch kaum etwas dafür bekommen. Das ist wirklich interessant. All das hat mit unseren Verdiensten und Prägungen zu tun.
Werfen wir einen Blick auf die negativen Dinge, die wir vielleicht getan haben. Im Grunde haben wir so viele schädliche Dinge in unseren früheren Leben getan und sie werden reifen. Aus diesem Grund stoßen wir momentan in unserem Leben auf Probleme. Es gibt jedoch noch viele andere Prägungen. Man kann es sich kaum vorstellen! Wir sollten innehalten und über Folgendes nachdenken: „Diese destruktiven Dinge, die ich gern tue, hinterlassen eine Prägung, die ich ins nächste Leben mitnehme, und dann werde ich mich mit etwas konfrontieren müssen, was ich nicht wirklich tun möchte.“ Und hier geht es auch nicht nur um uns; es hat nicht nur einen Einfluss auf uns. Stecken wir in einer schlechten Situation fest, können wir auch nichts für andere tun. Wir können unsere Rolle als Bodhisattvas nicht erfüllen, wenn wir selbst so viele große Probleme haben.
Andere liegen uns wirklich am Herzen und wir müssen ihnen in ihren kritischen Situationen helfen. Um dies tun zu können, sollten wir uns nicht mit destruktiven Handlungen beschäftigen. Das empfinden wir so deutlich, dass wir uns nicht einmal in schädlichen Handlungen üben, auch wenn es uns das Leben kostet. Es erfordert große Anstrengungen, doch wenn wir es wirklich wollen, werden wir es tun. Aus diesem Grund machen Leute, die drogensüchtig sind, alles dafür, um an ihre Drogen zu kommen und ihnen ist es egal, wenn sie dabei sterben; sie bedauern es nicht. Die Denkweise eines Bodhisattvas ist hier natürlich ganz anders. Der Zweck unseres Lebens als ein Bodhisattva besteht darin, anderen zu nützen, sie in die richtige Richtung zu lenken, und wir sind bereit, alles dafür zu tun. Wir sind bereit, uns von jeglichen negativen Handlungen abzuwenden, damit wir in der Lage sind, anderen wirklich helfen zu können. Tun wir etwas Destruktives und wissen, dass uns in der Zukunft dafür auch etwas Negatives passieren wird, werden wir anderen nicht von Nutzen sein können. Das ist die Einstellung, mit der Bodhisattvas gegen negative Handlungen ankämpfen. Alles, was wir in der Vergangenheit getan haben, sind Ursachen und sie werden ihre Resultate haben. Doch jetzt, in diesem Moment, können wir diesem Kreislauf ein Ende setzen. Wenn wir uns jetzt weiter in negativen Handlungen üben, werden wir uns garantiert im nächsten Leben mit den Resultaten auseinandersetzen müssen, und wenn negative Emotionen übernehmen und unseren Geist verderben, werden wir anderen nicht helfen können.
Es ist, als gäbe es ein Loch in der Wasserleitung unseres Hauses. Ein oder zwei Tropfen sind nicht so schlimm, doch wenn wir nichts dagegen unternehmen, wird es immer schlimmer werden. Unternehmen wir nichts, um die eigentliche Quelle zu unterbrechen, werden wir große Probleme bekommen und unser Haus wird unter Wasser stehen. Sobald wir es bemerken, tun wir also etwas dagegen. Genauso verhält es sich hier. Wir versuchen unsere Handlungen sofort zu korrigieren, damit wir später keine größeren Probleme bekommen. Um dies zu tun, müssen wir uns über den Sinn unseres Lebens bewusst sein. Ansonsten werden wir unser Leben nur vergeuden, indem wir die Freuden von Samsara genießen.
Widmung
Lasst uns heute hier aufhören und das positive Potenzial, das wir alle heute hervorgebracht haben, widmen.
Wir haben uns bemüht, diese Verse von Gyalse Togme Zangpo zu hören und uns an die Lehren Seiner Heiligkeit und anderer Lehrer zu erinnern. Unabhängig davon, ob wir sie alle momentan in die Praxis umsetzen können, ist es wunderbar, sie einfach für ein paar Minuten zu hören und unseren Geist in diese Richtung zu lenken. Unser Geist hört zu, doch es funktioniert vielleicht nicht so gut. Wir müssen also die Motivation haben, unseren Geist zum Erwachen zu führen. Nun haben wir ein paar Lehren bekommen und können selbst Dinge umsetzen. Mein Lehrer sagt immer, die beste Verpflichtung, die wir eingehen können, besteht darin, jeden Tag für 15 bis 30 Minuten zu studieren und über unsere Praxis nachzudenken. Wie hilft uns unsere Praxis im Leben? Wir sollten darüber nachdenken, wie wir diese Art der Praxis für den Rest unseres Lebens ausführen können. Was die Widmung betrifft, so sollten wir es unseren Lehrern widmen, damit sie ein langes Leben haben und wir ihre Belehrungen hören können. Die beste Verpflichtung ist also, 15 Minuten, 30 Minuten, eine Stunde zu praktizieren. Wir werden merken, wie sich unser Leben dadurch ändern wird. Mit dieser Widmung werden wir viel positive Kraft ansammeln können. Vielen Dank!