Eifersucht auflösen: Beziehungen werden durch Konzepte beeinflusst

Fragen 

Gibt es ein grundsätzliches Recht glücklich zu sein?

Haben Wesen von Natur aus ein Recht dazu glücklich zu sein?

Liegt es in der Verantwortung der Eltern, sich um ihre Kinder zu kümmern und sie so viel wie möglich zu lieben? Ich würde sagen ja, wenn wir die Entscheidung treffen, Eltern zu werden. Jedoch erschließt es sich mir nicht, wie wir so ein gewisses grundsätzliches Recht von Seiten des Kindes begründen oder beweisen können. Seine Heiligkeit der Dalai Lama führt oft das Beispiel von Meeresschildkröten an, die ihre Eier am Strand ablegen und dann wieder verschwinden. Ihr Nachwuchs schlüpft schließlich eigenständig aus und muss für sich selbst sorgen.

Man kann also nicht von einem Recht reden, das allen Wesen von Natur aus gegeben ist. Dennoch ist es als Eltern unsere Pflicht, unsere Kinder zu lieben und uns um sie zu kümmern, egal was sie tun. Sie müssen es sich nicht erst verdienen. Seine Heiligkeit spricht in diesem Zusammenhang oft davon, dass es unter den Menschen eine natürliche Zuneigung zu Kindern gibt. Seiner Meinung wäre es ein interessantes Experiment, die Meeresschildkrötenmutter wieder mit ihren bereits geschlüpften Kindern zusammenzubringen, um herauszufinden, ob sie eine natürliche Zuneigung gegenüber ihnen zeigt oder ob sie in diesem Fall eine Ausnahme ist.

Seine Heiligkeit nutzt das Beispiel auch um darzulegen, dass ein jeder glücklich und niemand unglücklich sein will, und dass jeder auch das Recht dazu hat. Untersuchen wir es etwas genauer, dann mag das konventionell gesehen wahr sein. Gehen wir jedoch etwas tiefer, kommen wir zu einer anderen Schlussfolgerung. In unserem Streben nach Glück und dem Vermeiden von Unglück haben wir nicht das Recht, dies auf Kosten anderer zu tun und sie dadurch unglücklich zu machen. Dabei geht es nicht so sehr darum, ob es seitens der Menschen das Recht gibt, glücklich zu sein, sondern darum, nicht das Recht zu haben, andere unglücklich zu machen, oder ihrem Glück im Wege zu stehen, um selbst glücklich zu sein. Das passt eher zu der tieferen Sichtweise, die wir aus einer buddhistischen Perspektive haben. Unser Streben umfasst auch, dass alle anderen ebenfalls glücklich sein wollen.

Wie ist es, wenn jemand behauptet, ihn würden die Freiheiten, die wir uns selbst nehmen, unglücklich machen? Was unsere Lebensweise betrifft, kann es natürlich passieren in Schwierigkeiten zu geraten, denn es ist nicht möglich jeden glücklich zu machen.

Zunächst haben wir kein inhärentes Recht dazu glücklich zu sein, wobei es um das Wort „inhärent“ geht. Wir haben einfach kein grundsätzliches Recht dazu, ganz ungeachtet dessen was wir tun. Allerdings heißt das nicht, wir hätten gar kein Recht zum Glücklichsein. Wir sollten es nicht missverstehen und denken, uns wäre es nicht gestattet glücklich zu sein. Alles ist abhängig von Ursache und Wirkung, und wenn wir einfach immer nur Dinge annehmen, ohne irgendetwas zu geben, ist das nicht angemessen. Hier ist die Rede von einer Partnerschaft, in der beide Seiten gleichermaßen geben und nehmen sollten, damit die Beziehung gut funktioniert.

Wenn beispielsweise der eine Partner seinen Beitrag geleistet hat, indem er für die Kindererziehung zuständig war, hat er normalerweise ein Recht für eine Auszeit. Beide Partner müssen etwas geben, damit eine gewisse Fairness vorhanden ist. Hierbei handelt es sich nicht um ein Gesetz, sondern darum, wie Dinge vergleichsweise funktionieren. Ist die andere Person nicht damit einverstanden, muss man die Sache natürlich überdenken. Die eine Seite sollte nicht zum Märtyrer oder Opfer werden und ständig nachgeben müssen, denn es ist auch keine ideale Lösung so zu tun, als hätten wir kein Recht dazu glücklich zu sein und als müssten wir ständig dem anderen dienen.

Im Buddhismus versucht man stets die zwei Extreme zu vermeiden und oft ist es so, dass man eine Seite vergisst, wenn man auf die andere hinweist. Wenn wir beispielsweise abstreiten, dass der Weihnachtsmann ein Weihnachtsmann ist, sollten wir nicht vergessen zu erwähnen, dass trotz allem eine Person dahintersteckt.

Klarstellung verschiedener Punkte zum Thema Demokratie und Kapitalismus

Ich bin nicht mit Ihrer Meinung über die Demokratie einverstanden, denn Sie scheinen sie abzuwerten. Meines Wissens gibt es keine bessere Möglichkeit, Menschen an der Macht teilhaben zu lassen. Sie scheinen die Demokratie einfach nur mit Eifersucht und Rivalität gleichzusetzen.

Ja, ich habe auf ein Extrem hingewiesen, ohne über das andere zu sprechen. Das tut mir leid. Ich bin kein Befürworter der Monarchie, Gewaltherrschaft, Anarchie oder ähnlichem. Vielmehr habe ich angedeutet wie schwierig es ist, wenn eine Wahlkampagne darauf aufbaut, die anderen Kandidaten herunterzuziehen und nach Skandalen zu suchen, nur um zu zeigen wie schlecht die andere Seite ist. Es gibt einen großen Unterschied zwischen einer Wahl, die auf einer Hetzkampagne beruht und einer, bei der es darum geht über Angelegenheiten zu diskutieren und die guten Eigenschaften und Qualifikationen für die Position zu bekräftigen. Mit Sicherheit ist es möglich, unsere eigenen guten Eigenschaften auf eine Weise darzulegen, ohne andere damit herunterzuziehen. Auf diese Weise können die Menschen entscheiden, und in einer Gesellschaft wie der tibetischen, in der es nicht angemessen ist, über die eigenen guten Eigenschaften zu reden, könnte es ein anderer für uns tun.

Allerdings ist das eine idealistische Sichtweise in Bezug auf das ganze System. Würden wir uns jedoch ein ideales System nicht so vorstellen, dass die Person, die für das Amt kandidieren würde, vollkommen ehrlich in Bezug auf ihre guten Eigenschaften wäre und nicht versuchen würde, ihre Schwächen zu verstecken? So sollte es eigentlich sein. Niemand ist perfekt und so zu tun, als wäre man perfekt, ist einfach absurd. Wir könnten beispielsweise zugeben, dass wir vor 35 Jahren, als wir zwanzig waren, Marihuana geraucht haben; na und! Wir versuchen es nicht zu verstecken. Es ist geschehen, hat aber nichts mit der heutigen Zeit zu tun.

Und auch wenn sie andere nicht herabwürdigen, klingen Politiker, die sich für ein Amt bewerben, oft wie diese unseriösen Gebrauchtwagenhändler, die versuchen, ihre alten und kaputten Autos zu verkaufen, indem sie sie als die tollste Sache der Welt anpreisen. Wenn die Demokratie auf so etwas aufbaut und wir uns lediglich für den besten Gebrauchtwagenhändler entscheiden können, ist das wirklich bedauerlich. Ein oder gar zwei Jahre mit einer Wahlkampagne zu verbringen ähnelt einem Sport und ist völlig überflüssig. Da könnten wir auch Gladiatoren haben! Ich sage nicht, an der Demokratie selbst wäre irgendetwas falsch. Es geht mir nur darum, wie wir es zu etwas Ethischem machen können, anstatt einfach den störenden Emotionen freien Lauf zu lassen.

Konstruktive Kritik in persönlichen Beziehungen

Wie kann man Kritik anbringen, um eine Situation zu verbessern, ohne die andere Person damit herunterzuziehen oder herabzuwürdigen.

Zunächst sollten wir die Person fragen, ob sie offen für eine konstruktive Kritik unsererseits ist, besonders wenn sie normalerweise überempfindlich gegenüber Kritik reagiert. Vielleicht sollten wir ihr sogar versichern, wie sehr wir sie mögen oder lieben, und ihr sagen, dass sie kein schlechter Mensch ist, und dann können wir die Kritik anbringen.

Es ist ein großer Unterschied, ob man eine Person zurechtweist oder ihr nahelegt, wie sie ihr Leben verbessern oder eine Arbeit optimieren kann. Das wird auch durch den Klang unserer Stimme und durch unsere Motivation beeinflusst. Zu sagen: „Ich bin wirklich sauer, wie schlecht zu das gemacht hast!“, ist etwas ganz anderes, als zu sagen: „Ich habe dich darum gebeten, weil ich selbst zu beschäftigt war und kann ja nicht erwarten, dass du es genauso machen wirst, wie ich es haben will.“ Mit viel Geduld können wir dann auf Möglichkeiten hinweisen, es zu verbessern, indem wir sagen: „So wollte ich es eigentlich nicht haben. Könntest du es anders machen?“

Buddhistisches „Geistestraining“: Den Sieg den anderen überlassen

Ich versuche dem Rat zu folgen, der in der buddhistischen Übung des „Geistestrainings“, oder des „Trainings der Geisteshaltungen“ angeboten wird, bei der wir den Fehler oder die Niederlage auf uns nehmen und den Sieg den anderen schenken. Wir geben zu, dass es unsere Schuld war, da wir unser Anliegen nicht genau genug erklärt haben. So ist es für andere viel einfacher etwas zu verbessern, wenn niemand sie beschuldigt, und hierbei handelt es sich um eine sehr tibetische Art und Weise, etwas indirekt zu tun. Es ist nicht notwendig darauf hinzuweisen, dass andere Fehler machen. Vielmehr können wir die Schuld auf uns nehmen.

Zum Beispiel habe ich jemanden gebeten, etwas für meine Webseite zu übersetzen, aber der Person fehlte es an Erfahrung. Sie hatte zum ersten Mal etwas übersetzt und schickte mir die fertige Übersetzung, die ich dann an andere Mitarbeiter dieser Sprachsektion weiterleitete. Daraufhin kam der Text mit einer Vielzahl von Korrekturen zurück, denn im Grunde war er voller Fehler. Im Sinne des buddhistischen Trainings der Geisteshaltungen könnte ich sagen, dass es mein Fehler war, denn ich hatte nicht deutlich genug erklärt, dass es ein erster Versuch war, ich keine Perfektion erwartete und es zum Korrigieren weiterleiten wollte, damit die Person etwas lernen und sich verbessern konnte. An sich war es mein Fehler und auf indirekte Weise hat der neue Übersetzer verstanden, um was es ging. So konnte er weiter lernen und an sich arbeiten, ohne abgewertet zu werden.

Ich stimmte dem zu, wenn es um eine persönliche Sache geht, die zwischen zwei Menschen stattfindet, aber wie ist es auf einer breiteren Ebene, wenn beispielsweise eine Umweltorganisation gegen einige Industrieunternehmen angehen muss. Wie kann man da auf korrekte Weise Kritik üben?

Es ist ein Unterschied, ob man Tatsachen feststellt oder die andere Seite für den Schaden verurteilt, den sie begangen hat. Legen wir Tatsachen dar, präsentieren wir damit objektive Informationen. Darüber hinaus versuchen wir die Menschen dazu zu bewegen, sich aufgrund der Informationen an die Richtlinien zu halten. Indem wir sie als böse oder schlecht bezeichnen, werden sie automatisch eine Verteidigungshaltung einnehmen und vermutlich zurückschlagen. Welche andere Erwiderung kann man erwarten, wenn man selbst aggressiv ist?

Will man auf einen Missstand in Bezug auf die Taten anderer hinweisen, muss man das Gesamtbild betrachten und darf sich nicht nur auf einen winzigen Aspekt konzentrieren. Auch die anderen haben ihre Gründe; wenn man zum Beispiel in bestimmten Gebieten die Holzindustrie verbietet, wird niemand in der Gegend mehr Arbeit haben. Wie sollen sie dann ihre Kinder versorgen? Auf diese Belange muss man ebenfalls eingehen und Vorschläge anbringen, wie man damit umgehen kann; sogar wenn es um Menschen geht, die Waffen herstellen und sonst ihren Job verlieren würden.

Wir können nicht einfach nur völlig idealistisch sein, sondern müssen eine praktikable Lösung finden, durch die solche negativen Konsequenzen vermieden werden, die aus unseren Vorschlägen entstehen könnten. Ansonsten werden wir im Gegenzug ebenfalls attackiert werden. Würden wir einfach nur ganz idealistisch fordern: „Weg mit den Waffen, weg mit allem anderen“, wie würden die Menschen dann leben? Auch für diese Menschen muss es einen umsetzbaren Plan geben und auf diese Weise handelt es sich dann um konstruktive Kritik. Es wird möglich sein, eine Veränderung vorzunehmen, da es eine Alternative gibt.

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