Die Eigenschaften der fünf Buddha-Familien in Einklang bringen

Einleitung  

In diesem Seminar geht es darum, wie die Eigenschaften der fünf Buddha-Familien unsere Sichtweise des Universums erschaffen. Dies ist ein Thema, das sich mit dem befasst, was wir im Buddhismus als Buddha-Natur bezeichnen. Bei dem Wort „Familie“ in der „Buddha-Familie“ handelt es sich im Grunde um das Sanskrit-Wort für Kaste: ein Gesellschaftssystem, das sich in Indien entwickelt hat. Buddha war schließlich ein Inder, der zu Indern sprach, und hiermit meinte er die Buddha-Kaste. In Indien ist die Gesellschaft in viele verschiedene Kasten unterteilt und Buddha wollte darauf hinweisen, dass wir alle ein Teil der Buddha-Kaste werden, wenn wir der buddhistischen Gemeinschaft, insbesondere der Mönchsgemeinschaft, beitreten. Soziale Kastenunterteilungen gibt es dann nicht mehr und theoretisch gehören alle der Buddha-Kaste an. 

Die Bedeutung all dessen ist, dass alle das Potenzial haben Buddhaschaft zu erlangen, und somit gehören wir alle dieser einen Kaste, Familie oder diesem Stamm an, wie auch immer wir dieses Wort übersetzen wollen. Reden wir von der Buddha-Natur, geht es nicht nur um eine bestimmte Natur, sondern um zahlreiche verschiedene Charakteristika oder Eigenschaften dieser Buddha-Familie oder Buddha-Kaste. Es gibt zahlreiche verschiedene Eigenschaften, Aspekte oder Potenziale, über die wir und alle anderen verfügen, und die uns erlauben ein Buddha zu werden. Das sind die verschiedenen Faktoren der Buddha-Natur. 

Wenn wir also über die fünf oder mehr Buddha-Familien sprechen, geht es im Grunde um fünf oder mehr verschiedenen Gruppen von Charakteristika oder Eigenschaften, die wir alle haben und die uns erlauben, Buddhaschaft zu erlangen. Das ähnelt den Unterteilungen innerhalb einer Gruppe; zum Beispiel gibt es verschiedene Familienmitglieder: den Vater, die Mutter, die Großmutter, die Enkelin usw. Und ebenso gibt es in dieser Familie Unterteilungen von Eigenschaften der Buddha-Natur. Betrachten wir die Faktoren der Buddha-Natur etwas eingehender, können wir sehen, dass es sich um Faktoren handelt, die zu den diversen Aspekten eines Buddhas werden oder die verantwortlich dafür sind, dass es diese verschiedenartigen Aspekte eines Buddhas gibt. Sie existieren in uns und das bedeutet, dass es sie auch in einem Buddha gibt. 

Ich erkläre all das, weil ich es für wichtig halte eine Vorstellung davon zu haben wo all das herkommt, bevor wir beginnen mit diesen verschiedenen Buddha-Familien zu arbeiten, denn sonst könnten wir zu ziemlich merkwürdigen Schlussfolgerungen kommen, wenn wir es nicht in einem angemessenen Kontext betrachten. Da sie als Buddha-Familien bezeichnet werden, haben sie ganz offensichtlich etwas mit dem Buddhismus zu tun und somit müssen wir uns ein wenig mit dem buddhistischen Kontext befassen, auf den sie zurückzuführen sind. 

Die Buddha-Natur ist, wie so viele andere Dinge im Buddhismus, ein komplexes Thema. Das Leben ist jedoch ebenfalls komplex und um mit dem Leben zurechtzukommen brauchen wir etwas Komplexes, das sich mit all den verschiedenen Aspekten des Lebens auseinandersetzen kann. Das sind ganz einfach die Tatsachen. Unser Körper ist komplex, nicht wahr? Unser Geist ist komplex. Alles ist komplex und wir müssen es auf diese Weise betrachten und akzeptieren, dass es nun einmal so ist. Daran ist nichts, was überraschend wäre oder weswegen man sich sorgen müsste. Wir können mit komplexen Dingen umgehen. Jeder, der einen Computer benutzt, weiß, dass wir mit ziemlich komplexen Dingen klarkommen. 

Andauernde und sich entwickelnde Eigenschaften der Buddha-Familien  

Es gibt verschiedene Arten von Eigenschaften der Buddha-Familien. Die andauernden Eigenschaften sind jene, die sich nie ändern, wie die konventionelle und tiefste Natur des Geistes. Sie ist immer gleich und ändert sich nie. Die zwei verschiedenen Aspekte der Natur des Geistes – unser Geist als gewöhnlicher Mensch und der Geist eines Buddhas – bleiben genau gleich und ändern sich nicht. Die Tatsache, dass unser begrenzter Geist eine gewisse Natur hat, steht im Einklang mit der Tatsache, dass der Geist eines Buddhas ebenso über die gleiche Art der Natur verfügt. Weil unser Geist diese Natur hat, können wir auch einen Buddha-Geist haben, der über die gleiche Natur verfügt. 

Ein anderer Aspekt ist, dass die andauernden Eigenschaften Dinge sein können, dessen Natur sich nie ändert. So ändert sich die Natur von Dingen, wie die Tatsache einen Körper oder einen Geist zu haben und über Sprache oder Kommunikation zu verfügen, nicht, obwohl sich natürlich die Art des Körpers, den wir haben, ändern mag. Das sind die andauernden Eigenschaften. 

Aber es gibt auch sich entwickelnde Eigenschaften und dies können Faktoren sein, die immer da waren, aber potenziell anwachsen können, wie gute Eigenschaften, Mitgefühl oder Warmherzigkeit. Sich um jemanden zu kümmern, etwa um uns selbst oder um andere, ist eine Eigenschaft, die stets Teil des Geistes eines jeden Wesens ist; sie kann sich allerdings auf verschiedenartige Weise manifestieren und zum Wachstum angeregt werden. Sie kann sich entfalten bis sie wie die eines Buddhas ist, und dann würden wir uns letztlich um alle ebenbürtig kümmern. 

Es gibt auch sich entwickelnde Eigenschaften, die auf neue Weise erstmals erlangt werden, also nicht schon immer da waren. Bodhichitta, der Geist, der darauf ausgerichtet ist, Erleuchtung zum Wohle aller zu erlangen, ist beispielsweise etwas, das sich an einem bestimmten Zeitpunkt erstmalig entwickeln kann, denn es ist nicht so, dass wir diesen Geisteszustand schon immer hatten. Oder das korrekte Verständnis der Leerheit der Realität: wir haben es nicht, aber entwickeln es dann zum ersten Mal. Hat es sich dann erstmalig entwickelt, kann dessen Wachstum angeregt werden; oder es kann andere Faktoren verstärken, die schon immer da waren. 

All diese verschiedenen Aspekte der Buddha-Natur sind Dinge, die zu den diversen Aspekten erleuchteter Wesen, zu denen wir werden, beisteuern oder sich in sie verwandeln können. Die Rede ist hier nicht von etwas Allgemeinen, sondern von unserer eigenen spezifischen Erleuchtung, die sich an einem Punkt unseres geistigen Kontinuums befindet, und zwar nicht in Bezug auf die Kontinuität der Zeit im Allgemeinen, sondern in Bezug auf die Kontinuität unseres eigenen geistigen Kontinuums. Das ist es, was wir unter Bodhichitta verstehen: einen Geist, der auf unsere eigene zukünftige Erleuchtung an einem Punkt unseres geistigen Kontinuums ausgerichtet ist, und nicht auf die Erleuchtung im Allgemeinen. Es geht um unsere eigene spezifische zukünftige Erleuchtung. Sie gilt es schnellstmöglich zu erreichen, um anderen helfen zu können und dies baut auf der Überzeugung, dass sie bezüglich unseres eigenen zukünftigen geistigen Kontinuums existiert und es möglich ist, sie zu erlangen. Ansonsten würden wir etwas anstreben, bei dem wir uns nicht sicher sind, ob wir es erreichen können, und dadurch wird dann unsere spirituelle Entwicklung äußerst unsicher. 

Wie können wir uns also sicher sein, dass es tatsächlich möglich ist, Erleuchtung zu erlangen? Nun, eine Möglichkeit besteht darin zu verstehen, dass wir diesbezüglich über alle Potenziale verfügen: die andauernden Faktoren, die sich entwickelnden Faktoren – all diese Faktoren der Buddha-Natur – die entweder zu den Aspekten der zukünftigen Erleuchtung werden, oder aber gleich bleiben und begründen, dass wir über diese Merkmale verfügen werden, wenn wir erleuchtet sind. 

Beispiel: Das Problem des niedrigen Selbstwertgefühls  

Wenn wir mit diesen Eigenschaften der Buddha-Familien arbeiten, befassen wir uns damit, wie man die Arbeitsgrundlage der Buddha-Familien tatsächlich nutzen kann; hier ist es notwendig zur Ruhe zu kommen, um die Eigenschaften, die schon immer da waren, zu erkennen und sie dann zum Wachstum anzuregen. Zur Ruhe zu kommen, sie zum Wachstum anzuregen, oder beides, ist ein wichtiger Punkt, besonders wenn wir unter niedrigem Selbstwertgefühl leiden und denken: „Ich bin nicht gut genug.“, „Dazu bin ich nicht in der Lage.“ „Wie kann ich jemals Buddhaschaft erlangen?“ oder „Wie kann ich überhaupt irgendetwas erreichen?“ Weil wir so denken, ist es wirklich wichtig sich darüber bewusst zu sein, dass wir all diese verschiedenen Faktoren der Buddha-Natur haben und zu verstehen: „Ich verfüge über all diese Faktoren, all diese Potenziale, die jeder hat. Da gibt es keinen Unterschied zwischen mir und anderen.“ Es ist einfach eine Sache des Beruhigens unseres Geistes. Normalerweise sind wir so nervös und angespannt, dass wir diese Dinge nicht einmal erkennen. Beruhigen wir uns jedoch, können wir das erkennen, was schon immer da war. In den buddhistischen Schriften wird es so ausgedrückt: „Entdecke den Schatz, der sich schon immer unter der Oberfläche befunden hat.“ Das gibt uns Zuversicht, über die Voraussetzungen zu verfügen Buddhaschaft zu erlangen, um anderen immer hilfreicher sein zu können. 

Beim niedrigen Selbstwertgefühl dreht es sich oft darum, zu großem Stress ausgesetzt zu sein, um wirklich sehen zu können, was mit uns los ist und was wir haben. Wären wir weniger angespannt und würden uns die Zeit nehmen zur Ruhe zu kommen und zu erkennen, was alles schon da ist, gäbe es keinen Grund für niedriges Selbstwertgefühl. Denken wir an diese sich entwickelnden Faktoren der Buddha-Natur – Dinge, die zum Wachstum angeregt werden müssen – verstehen wir, dass diese Faktoren in jedem vorhanden sind, sie jedoch auf einer Skala unterschiedlich gut entwickelt sind und unterschiedlich gut wirken. Jeder Faktor befindet sich in jedem von uns zu einer bestimmten Zeit an einem anderen Punkt auf dieser Skala, aber das spielt keine Rolle. Jeder Punkt auf dieser Skala ist in Ordnung, was die Intensität betrifft, unsere Intelligenz, unser Mitgefühl oder was auch immer. Jeder besitzt einen Grad an Intelligenz, und jeder verfügt auch über einen Grad an Mitgefühl. Wir arbeiten mit dem, was auch immer gerade da ist. Bei jedem Menschen befindet sich jeder dieser Faktoren auf einem anderen Punkt der Skala und was uns selbst betrifft, so werden sich die Faktoren zu verschiedenen Zeiten in unserem Leben und sogar zu den verschiedenen Tageszeiten an unterschiedlichen Punkten der Skala befinden. Das ist keine Überraschung und nichts Besonderes. Wir sollten einfach auf der Ebene damit arbeiten, auf der wir uns in unserem Leben oder in diesem Moment des Tages gerade befinden. Wir arbeiten damit und regen es zum Wachstum an. 

Beispiel: Selbstbezogenheit  

Wir können diese Faktoren in uns selbst auf zweierlei Weise erkennen. Eine besteht darin, einfach zur Ruhe zu kommen und die andere, all die Täuschungen zu bereinigen, denn viele dieser Faktoren sind mit Missverständnissen verbunden und werden verfälscht. Wenn wir sie bereinigen, sind wir in der Lage, die zugrunde liegenden Qualitäten zu erkennen, die da sind. Betrachten wir es am Beispiel der Selbstbezogenheit, bei der es uns nur um uns selbst geht und wir uns lediglich um uns und unsere Bedürfnisse kümmern. Lassen wir sie etwas zur Ruhe kommen und versuchen, die damit verbundene Verwirrung zu beseitigen, was bleibt dann? Was wirklich dahinter steckt, ist das Interesse am Wohlergehen anderer. Diese Fürsorge geht jedoch mit der Verwirrung einher: „Es gibt nur mich, ich bin der wichtigste Mensch in dieser Welt und zur Hölle mit allen anderen.“ Sie ist mit dieser Verwirrung verknüpft und so kümmern wir uns nur um uns selbst. Lassen wir diese Verwirrung jedoch zur Ruhe kommen, kann das Potenzial, die Fähigkeit oder Qualität, sich um jemanden zu kümmern, entwickelt und zum Wachstum angeregt werden, sodass wir uns nicht nur um uns oder ein, zwei andere kümmern, sondern im Endeffekt wie ein Buddha um alle. Das ist eine Möglichkeit, mit diesen verschiedenen Faktoren der Buddha-Natur zu arbeiten und sie zeigt die Bedeutung der Arbeit mit so genannten Buddha-Familien. 

Nehmen wir uns einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken. Haben wir erst einmal ein theoretisches Grundverständnis, wird uns diese ganze Darlegung klarer sein. Erkennen wir erst einmal den Zusammenhang, können wir uns damit befassen, wie wir eigentlich mit diesem Lehrstoff arbeiten. 

[Meditation]

Entscheidend ist hier, die Wichtigkeit dieser Thematik der Buddha-Familien zu verstehen. Warum ist sie von Bedeutung und relevant in unserem Leben? Warum sollten wir damit arbeiten wollen? Wir wollen damit arbeiten, um die Talente, die wir alle haben, erkennen zu können, und um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie wir uns entwickeln und wachsen können. Ist uns das klar, geht es uns im nächsten Punkt um die verschiedenen Strukturen dieser Eigenschaften der Buddha-Familien: die Klassifizierungssysteme. 

Verschiedene Systeme  

Wie gesagt, lehrte Buddha für all die unterschiedlichen Menschen viele verschiedene Dinge. Diese Eigenschaften der Buddha-Familien können diversen Gruppen zugeordnet werden, die wie Unterfamilien und Unterkasten sind, und wir könnten sie auch als die verschiedenen Buddha-Familien bezeichnen. Die Frage stellt sich dann: wie viele Gruppierungen gibt es? Dies wird in erster Linie im Tantra-Bereich der buddhistischen Lehren behandelt. Tantra wird auf verschiedenartige Weise unterteilt. Ein System gliedert es in vier Klassen. In den ersten zwei Klassen gibt es drei Buddha-Familien und in der dritten sind es vier. In der vierten Klasse, dem Anuttarayoga-Tantra, der höchsten Tantra-Klasse, gibt es normalerweise fünf Familien – außer im Kalachakra- und im Sakya-System des Pfades und seiner Ergebnisse, in denen es sechs Buddha-Familien gibt. Im Guhyasamaja-Anuttarayoga-System haben wir die Darstellung einer Buddha-Familie, die von fünf Buddha-Familien oder von einhundert Buddha-Familien. Ganz offensichtlich gibt es kein festgelegtes Klassifizierungssystem; sie können auf verschiedenartige Weise zugeordnet werden. Hier gibt es nicht nur eine Wahrheit und einen Gott. Egal wie viele Buddha-Familien wir besprechen, sie alle sind relevant für uns. Es handelt sich einfach nur darum, all die verschiedenen Potenziale, die wir haben, auf unterschiedliche Weise zu beschreiben. 

Heute werden wir über das wahrscheinlich bekannteste Klassifizierungssystem der fünf Buddha-Familien sprechen. Natürlich gibt es in der Darstellung der fünf Buddha-Familien zahlreiche Variationen; sie werden nicht nur auf eine Weise beschrieben. Ich kenne mindestens fünf Arten der Darlegung und ich bin mir sicher, dass es noch viele mehr gibt. Das System der fünf Buddha-Familien, mit dem manche von uns hier vertraut sind, stammt aus dem System des „Maitri Raum Gewahrseins“, das von Chögyam Trungpa Rinpoche entwickelt wurde. Es ist nur eins von den fünf, die ich kenne, und es gibt auch noch andere. 

Analogie zu Systemen der Medizin  

Wie gehen wir damit um? Am besten können wir es durch eine Analogie verstehen. Wir könnten uns der traditionellen Analogie des Elefanten und der blinden Menschen bedienen, die Buddha nutzte, aber ich denke man kann es auch mithilfe der Analogie von medizinischen Systeme verstehen: Wir alle haben einen Körper und es gibt verschiedene medizinische Systeme, die wir nutzen können, um mit dem Körper zu arbeiten und ihn zu heilen. Jedes dieser medizinischen Systeme beschreibt den Körper auf bestimmte Weise und hat einen bestimmten Weg, um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wenn er aus dem Gleichgewicht geraten ist. Es gibt westliche allopathische Beschreibungen des Körpers, mit den Gefäßen, Nerven, dem Verdauungssystem, dem Atmungssystem und so weiter. Das ist eine gültige Beschreibung des Körpers. Gibt es in diesem System ein Ungleichgewicht, können wir verschiedene Medikamente und Dinge nutzen, um das Verdauungssystem, den Blutkreislauf oder was auch immer, wieder ins Gleichgewicht zu bringen. 

Es gibt jedoch auch die ayurvedische Beschreibung des Körpers in Bezug auf die Körpersäfte Wind, Galle und Schleim, sowie diverse andere Eigenschaften, wie rajas, tamas und sattva, und all diese Dinge, die es in Yoga-Systemen gibt, in denen auch die Funktionen des Körpers beschrieben werden. Das ist ebenfalls korrekt. Sind sie aus dem Gleichgewicht geraten, gibt es Methoden, die man nutzen kann, um sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Und es funktioniert, denn das Resultat ist, dass man wieder gesund wird. Dann gibt es die tibetische Beschreibung des Körpers und seiner verschiedenen Komponenten, die auch mit Galle, Wind und Schleim zu tun haben, jedoch einem anderen System zugeordnet werden, in dem es um Elemente geht, die ebenfalls wieder ins Gleichgewicht gebracht werden können. In der chinesischen Medizin umfasst die Beschreibung des Körpers die verschiedenartigen Akupunktur-Kanäle, sowie Yin und Yang, und die chinesischen fünf Elemente (die sich von den indischen fünf Elementen unterscheiden). Das System ist ebenso wirksam und beschreibt den Körper auf korrekte Weise, sowie auch, wie er wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann. 

Hier kann man nicht sagen, ein System wäre das endgültig korrekte System. Sie alle sind hilfreich und sie alle deuten auf Möglichkeiten hin, wie wir das Gleichgewicht im Körper wieder zurückgewinnen können. Genauso verhält es sich mit den Buddha-Familien. Auch wenn wir uns auf die fünf Buddha-Familien beschränken, gibt es verschiedene Beschreibungen der fünf Buddha-Familien, sowie was zu jeder Familie gehört. Es gibt zahlreiche Systeme, aber jedes ist ein vollständiges, ganzheitliches System, mit dem wir arbeiten können - nicht nur um Gleichgewicht zu schaffen, sondern auch um all diese Qualitäten zu entwickeln, um Buddhaschaft zu erlangen. Jedes hat seine eigene Gültigkeit und seinen eigenen Nutzen, genau wie bei den unterschiedlichen Systemen der Medizin. 

Potenzielle Verwirrung  

Ich weise darauf hin, weil es unglaublich verwirrend sein kann, wenn wir mit diesen Buddha-Familien arbeiten und dann in den verschiedenen Schriften etwas darüber lesen. Uns ist dann vielleicht gar nicht bewusst, dass es in dem einen Buch um die Sichtweise eines Systems und in einem anderen Buch um ein ganz anderes System der fünf Familien geht. Denn ganz egal um welches System es sich handelt, sie alle haben die gleichen Namen. In jedem System sprechen wir von einer anderen Art des Gewahrseins. Ich nenne es „tiefes Gewahrsein“, wohingegen es in manchen Übersetzungen als „Buddha-Weisheit“ bezeichnet wird. Es geht also um eine Art des Gewahrseins oder eine Art der Weisheit, und ein Element, eine Farbe und eine Art der Aktivität, die jedem dieser Familien zugeordnet ist, sowie eine spezifische Art der neurotischen Verzerrung. In jedem dieser Systeme gibt es jedoch Unterschiede in Bezug darauf, welches Element, welches Gewahrsein und welche Farbe zu welcher Familie gehört. 

Beispielsweise gibt es die Ratna-Familie (die Juwel-Familie) und in manchen Systemen wird ihr die Erde zugeordnet, in anderen das Wasser und dann wieder das Feuer. Wir mögen denken: „Was um alles in der Welt ist denn hier los?“ Es ist wichtig, sich dadurch nicht beirren zu lassen, denn oft hören wir in der buddhistischen Erläuterung, dass in jedem Aspekt dieser Familien all die anderen fünf Familien miteinbezogen werden könnten. Alles kann mit allem verbunden werden; das ist sehr buddhistisch! 

Wenn wir darüber nachdenken, ist das gar nicht so sonderbar. Wir stellen es uns als ein Netz Brahmas vor – genau wie im Hinduismus – und dieses Netz besteht aus Spiegeln. In jedem Kreuzungspunkt des Netzes befindet sich ein Spiegel und in jedem Spiegel spiegeln sich alle anderen Spiegel. Das ist die Metapher, die wir dafür haben. Etwas Ähnliches gibt es beispielsweise auch in der Wissenschaft, in der man aus einer Stammzelle alles mögliche entwickeln oder klonen kann. Der gesamte Körper eines Wesens lässt sich aus einer Zelle klonen und daher wird das Ganze in jedem kleinen Teil reflektiert. 

Welche Buddha-Familie bin ich?  

Was ist die Schlussfolgerung all dessen? Oft wenden wir uns den Buddha-Familien mit der Frage zu: „Welche Buddha-Familie bin ich?“ Wir sortieren all die Eigenschaften einer bestimmten Buddha-Familie zusammen, aber dies entspricht nur einem System. Würden wir uns ein anderes System ansehen (zum Beispiel in Bezug auf die Ratna-Familie), bekämen wir ein ganz anderes Bild davon, weil es hier ein anderes Element gibt. Meiner Meinung nach ist es nicht so hilfreich herauszufinden, welcher Buddha-Familie wir angehören, wenn wir es auf eine ganz absolute Weise betrachten, als die „einzige Wahrheit“. Nehmen wir tantrische Initiationen und werfen bei jeder eine Blume in das Mandala, kann es passieren, dass wir jedes Mal zu einer anderen Buddha-Familie gehören! Wir können also jede sein. Es ist wie mit dem „I Ging“. Wir werfen Münzen und jedes Mal kann ein anderes Hexagramm erscheinen, die alle irgendwie passen. In ähnlicher Weise passen all die Buddha-Familien mit ihrer Art der Darstellung zu unterschiedlichen Zeiten. 

Wenn wir mit den Buddha-Familien arbeiten, sollten wir uns nicht fragen, welche wir denn nun sind. Viel wichtiger ist es zu versuchen, alle fünf Aspekte in uns selbst zu erkennen. Versucht euch also nicht zu sehr damit zu befassen, wie es denn nun alles in einer bestimmten Buddha-Familie zusammenpasst, es sei denn, euer Geist ist sehr flexibel und ihr könnt euch auf zahlreiche verschiedene Systeme einlassen. Ist unser Geist nicht so flexibel, kann es oft verwirrend sein, besonders wenn all das neu für uns ist. Besser und auch hilfreicher ist es zu erkennen, dass es stets fünf verschiedene Arten des Gewahrseins gibt, sowie auch fünf Arten des Handelns und fünf Arten des Kommunizierens, und wir haben das Potenzial für jede davon. Dann können wir mit ihnen arbeiten, anstatt nur zu denken, wir wären die Einzigen. 

Das ist die Herangehensweise, der wir dieses Wochenende folgen werden. Ich werde auf einige Variationen, die es in den verschiedenen Systemen gibt, hinweisen, aber wir sollten uns nicht daran festhalten und denken: „diese Art des tiefen Gewahrseins gehört in diesem System zu dieser Familie und jene zu einer anderen.“ Das kann einen verrückt machen, wenn man keinen wirklich geordneten Geist hat. Vielmehr werde ich mit allen fünf arbeiten, und keine taxonomische Übungen machen, bei denen wir, wie in der Biologie, Insekten bestimmten Klassen zuordnen. Solche Übungen werden wir mit den Buddha-Familien nicht machen, sondern eher auf die praktische Anwendung eingehen. 

Auflistung der fünf Buddha-Familien  

Zunächst sollten wir einmal die fünf Buddha-Familien benennen: 

  • Da gibt es die „Tathagata-Familie“, was ein anderes Wort für einen Buddha ist, und daher wird sie auch oft als „Buddha-Familie“ bezeichnet. Jede Familie wird durch ein Symbol repräsentiert, und bei der Buddha-Familie ist es ein Rad. Für gewöhnlich gibt es auch eine Buddha-Gestalt oder Form eines Buddhas, die mit dieser Familie verbunden und eine Art Repräsentation dieser Familie ist. In diesem Fall ist es Buddha Vairochana.  
  • Dann gibt es die Juwel-Familie, ratna im Sanskrit. Sie wird durch ein Juwel repräsentiert und die wichtigste Buddha-Gestalt ist Ratnasambhava.  
  • Die Lotus-Familie, oder padma -Familie im Sanskrit, wird durch einen Lotus repräsentiert. Die wichtigste Buddha-Gestalt ist hier Amitabha, aber andere wie Avalokiteshvara gehören auch zu dieser Familie.  
  • Dann gibt es die Karma-Familie, oder Familie der Aktivität, die durch ein Schwert repräsentiert wird. Die wichtigste Buddha-Gestalt ist Amoghasiddhi, aber auch Tara gehört zu dieser Familie.  
  • Die letzte ist die Vajra-Familie. Der Vajra ist eine Art Donnerkeil, der im Grunde aber ein kleines rituelles Instrument ist. Die wichtigste Buddha-Gestalt ist Akshobhya.  

Das sind die üblichen Namen, die wir kennen sollten, obwohl wir nicht wirklich damit arbeiten werden. Aber als allgemeine Information sind sie vielleicht hilfreich. 

Fünf Aspekte  

Ungeachtet dessen, welcher Aspekt in den verschiedenen Systemen zu welcher Familie gehört, werden wir uns nun mit einem Bereich dieser fünf beschäftigen. Das allgemein gebräuchlichste System der Eigenschaften der fünf Buddha-Familien sind die fünf Dinge, die sich zu all den Aspekten eines Buddhas entwickeln. Diese fünf sind hier (1) die geistige Aktivität, die ständig stattfindet; das Erscheinen und Erkennen von Dingen. Dann gibt es (2) die guten Eigenschaften, die damit einhergehen, wie Mitgefühl, Verständnis und so weiter. Es gibt (3) den körperlichen Ausdruck; wir alle haben einen Körper; und (4) den verbalen Ausdruck; wir alle haben eine Sprache. Außerdem haben wir (5) eine Art der Aktivität, die einen Einfluss auf andere oder auf uns selbst hat. Für gewöhnlich bezeichnen wir diese Dinge als Körper, Rede, Geist, Qualitäten und Aktivitäten, aber sie können auch in anderer Reihenfolge beschrieben werden. 

Es handelt sich um Dinge, die wir alle haben. Was ihre Natur betrifft, ändern sie sich nicht. In unserem alltäglichen Leben verfügen wir fortwährend über sie und wir werden diese fünf Aspekte auch als ein Buddha haben. (1) Wir werden immer eine geistige Aktivität haben: etwas erkennen, sehen, hören oder was auch immer. (2) Dies wird mit bestimmten guten Eigenschaften einhergehen. (3) Sie wird eine Art des körperlichen Ausdrucks haben, und kann sich auf grobe Weise in Bezug auf den Körper zeigen: mit der Körpersprache, unserem Gesichtsausdruck oder unserem Aussehen. (4) Sie wird einen verbalen Ausdruck haben. Wir mögen vielleicht nicht ständig reden, aber es gibt immer eine Art der Kommunikation, selbst wenn es sich um stille Kommunikation handelt. Betrachten wir jedoch direkt den verbalen Ausdruck, so geht es auch um den Ton unserer Stimme, die Lautstärke oder die Sanftheit: all diese Dinge vermitteln etwas, nicht nur die Worte. (5) Dies wird einen Einfluss haben: ob unser Geisteszustand und unser Ausdruck nun andere beeinflusst, wenn wir mit ihnen zusammen sind, oder uns selbst, wenn wir allein sein. Dies hat einen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen, Ist es nicht so? Wir verfügen jederzeit über diese fünf Aspekte. 

Es sind Dinge, die auf verschiedenen Ebenen wirken können, aber sie sind immer da. Sie können jedoch entwickelt werden, zumindest die meisten von ihnen. Sind wir uns über etwas bewusst, können die inneren Qualitäten wachsen, im Sinne von mehr oder weniger Mitgefühl, mehr oder weniger Verständnis. Der Ausdruck in unserem Gesicht oder unsere Körperhaltung kann völlig ausdruckslos sein, wir können einen finsteren Blick oder ein Lächeln im Gesicht haben. Diese Erscheinung, die wir nach außen tragen, ist immer da. Sie kann angenehm oder hilfreich für andere sein, oder sie kann auch ausdruckslos sein, und das wird eine Rolle in unserer Begegnung mit anderen spielen. Diese Dinge werden auch uns selbst beeinflussen; haben wir ständig eine gekrümmte Haltung und sind unsere Muskeln immer angespannt, wird das ganz klar einen Einfluss auf uns haben. Das könnt ihr bestimmt nachvollziehen, denn viele von euch haben schon mit Yoga zu tun gehabt und so seid ihr euch über diesen Aspekt bewusst. Die Weise, wie wir verbal kommunizieren, kann mit passenden oder unpassenden Worten stattfinden. Wir können uns klar oder unklar ausdrücken. Der emotionale Grundton, der durch die Worte da ist, hat wirklich eine große Bedeutung, und auch die Lautstärke und all diese Dinge können angepasst, berichtigt und entwickelt werden. 

Oft ist es so, dass diese fünf Dinge nicht im Einklang miteinander sind. Wir sagen vielleicht ein paar nette Worte zu jemandem, aber an sich empfinden wir überhaupt keine Güte. Wir sagen es einfach und haben gleichzeitig einen völlig leeren Gesichtsausdruck. Das passt dann nicht zusammen und auf andere wirkt sich das so aus, dass sie uns nicht glauben und es nicht den Einfluss hat, den wir gerne hätten. Wir sagen vielleicht: „Es war so schön dich zu sehen!“ oder „Wie schön dich mal wieder zu sehen!“, denken jedoch: „Oh mein Gott, da ist diese Person wieder!“  – aber wir versuchen höflich zu sein. Wir sagen: „Oh, wie schön dich zu sehen!“, aber das entsprechende Gefühl oder die Eigenschaft ist nicht wirklich da. Unser Gesichtsausdruck stimmt dann nicht so recht mit dem überein, was wir sagen. Werden wir uns dessen – in jedem Moment – bewusster und erkennen, dass wir diese fünf Aspekte haben, merken wir was da wirklich abläuft und können versuchen, sie mehr miteinander in Einklang zu bringen und mit ihnen zu arbeiten. 

Darum geht es, wenn wir uns mit diesen Buddha-Familien befassen. Sogar in Bezug auf den Aspekt unserer geistigen Aktivität können wir sagen: „Wie schön dich zu sehen!“, aber im Geist an etwas ganz anderes denken. Unser Geist ist nicht völlig darauf fokussiert, was wir sagen. Wir denken: „Das ist ja furchtbar dich hier zu treffen!“, aber wir sagen etwas anderes. Das kann also ebenfalls widersprüchlich sein. 

Übung  

Für die Übung würde ich vorschlagen, dass wir uns in kleine Dreiergruppen aufteilen. Eine Person wird zu einer anderen sprechen und somit haben wir einen Sprecher, einen Zuhörer und einen Beobachter. Der Sprecher sagt dann beispielsweise: „Wie schön dich zu treffen!“ oder „Wie geht es dir?“ Es gibt also eine Begegnung, die jedoch nicht nur für eine Sekunde stattfindet, sondern in der auch etwas gesagt wird. Danach berichtet jeder dieser drei, was in Bezug auf diese fünf Aspekte geschehen ist. Was lief im Geist ab? Welche Qualitäten waren da? Welche Empfindungen und welche Gefühle kamen hoch? Was war mit der Körpersprache, der Erscheinung? Welche Gesichtsausdruck gab es? Wie hat sich die Stimme angehört und was waren die tatsächlichen Worte? Welchen Einfluss hatten sie aus der Sichtweise des Sprechers, aus der Sichtweise der Person, die sie hörte und aus jener des Beobachters? Besprecht es innerhalb eurer Gruppe. 

[Übung]

Lasst uns zunächst zur Ruhe kommen, da viele von uns durch die Diskussion ziemlich angeregt wurden. Wir beruhigen uns, indem wir uns auf den Atem ausrichten, bevor wir weiter fortfahren. Nachdem wir uns einen Moment auf den Atem fokussiert haben, versuchen wir die Erfahrung einsinken zu lassen und fragen uns: „Was ist es, das ich aus dieser Übung gelernt habe?“ 

Diskussion  

Würde jemand gern mit der Gruppe teilen, was er aus dieser Erfahrung, aus dieser Übung, gelernt hat? 

Für diese Person war es sehr interessant zu erkennen, wie die Herangehensweise – die körperliche, die verbale und die geistige Herangehensweise einer Person – eine Bewegung im eigenen Körper hervorruft. 

Was meint sie genau damit, wenn sie sagt, sie hat eine Bewegung im eigenen Körper hervorgerufen? 

Es hinterlässt im Körper des Zuhörers einen starken Eindruck, nicht nur im Geist, sondern auch im Körper. 

Das ist wirklich zutreffend, denn dies ist der Einfluss, den wir auf andere haben. Unsere Geisteshaltung hat einen Einfluss und auch unser Körperausdruck hat einen Einfluss auf sie. Was wir sagen und wie wir es sagen, wird einen Eindruck hinterlassen und es ist wirklich interessant sich darüber bewusst zu werden, dass wir der anderen Person manchmal widersprüchliche Botschaften in Bezug darauf geben, was wir sagen und was wir dann tatsächlich tun. So können wir etwas wirklich Nettes sagen, sind dann jedoch nicht bei der Sache und sehen die Person nicht einmal an; wir schauen weg, während wir mit ihr reden und das hinterlässt eine ganz andere Botschaft, als die netten Worte, die wir vielleicht sagen. Oft sind wir uns darüber nicht einmal bewusst, weil wir uns nur auf unsere Gefühle konzentrieren, die wir haben, und meistens sind wir überhaupt nicht bei der Sache. Wir sind uns der Tatsache nicht bewusst, dass unsere Hände sich hin und her bewegen. 

Ich habe zum Beispiel eine gute Bekannte, die beim Sprechen ständig mit Nachdruck auf den Tisch schlägt und dieses fürchterlich laute und aggressive Geräusch dabei macht, obwohl sie gerade etwas völlig Einfaches und Harmloses sagt. Mit diesen lauten Gesten, die sie da macht, verleiht sie allem eine völlig andere Botschaft, aber sie ist sich überhaupt nicht bewusst darüber. Mich macht es nervös, wenn jemand so auf dem Tisch herumhämmert; es regt mich auf. Man kann mit ihr keinen angenehmen Austausch haben, wenn sie solch aggressive Gesten macht, und sie ist sich überhaupt nicht bewusst darüber. 

Genauer gesagt erkannte sie, dass der Sprecher ziemlich unsicher war und immer schneller wurde. Er wurde schneller und das führte dazu, dass auch sie schneller wurde. Die Eindrücke waren auch nicht ganz klar. 

Es gibt zwei Arten von Einflüssen, die der Austausch auf uns hat. Der eine besteht in dem Eindruck, den wir von der anderen Person haben und der andere darin, wie wir uns daraufhin fühlen. 

Ihr Punkt ist, dass die Reihenfolge nicht immer die gleiche ist. Was zuerst kommt kann unterschiedlich sein und sich während der Begegnung ändern. 

Hat sie Beispiele genannt? 

Ja, was im Körper stattfindet, zeigt sich im Geist, aber auch der Körper kann einen Einfluss auf ihre Geisteshaltung haben. Es ist also nicht immer die gleiche Abfolge. 

Nun, das stimmt allerdings, besonders wenn wir Schmerzen in den Muskeln haben oder ähnliches. Obwohl es ein grundlegendes Gefühl, eine Fürsorge für jemanden, geben mag, können Kopf- oder Muskelschmerzen dieses Gefühl beeinflussen und einen etwas anderen Eindruck hinterlassen. Gibt es noch eine Meinung? 

Sie hat herausgefunden, dass sie mehr mit dem Gefühl erkennt, hört und empfindet, als mit einem klaren Geist. Sie kann mehr mit dem Gefühl als mit einem klaren Geist aufnehmen. 

Nun, das ist der Einfluss, den jemand auf uns hat. Dieser Aspekt kann sich nur auf unsere Wahrnehmung, auf unsere emotionalen oder auf unsere körperlichen Gefühle beziehen. Da gibt es all diese Dimensionen, in denen wir uns selbst und andere beeinflussen. Wir können mit jemanden zusammen sein und weil er oder sie so nervös ist, macht uns das auch nervös und beeinflusst unsere Gefühle oder führt dazu, dass sich unsere Muskeln anspannen. Das Zusammensein mit der anderen Person könnte jedoch auch automatisch dazu führen, dass wir völlig entspannt sind. Es gibt viele Dimensionen. 

Es gibt da auch die Qualität unserer einen geistigen Aktivität. 

Ob unsere geistige Aktivität beim Zusammensein mit der Person die Eigenschaft oder das Gefühl von Sympathie oder Ablehnung gegenüber ihr hat, wird sowohl durch die andere Person beeinflusst, aber natürlich auch durch unsere eigene Stimmung und Veranlagung. Ein wichtiger Punkt ist zu erkennen, dass all diese fünf Familien, diese Eigenschaften der fünf Buddha-Familien, miteinander in Wechselwirkung stehen, denn auch wenn wir die Person als wohlwollend empfinden, könnte es einen Einfluss auf dieses Gefühl haben, ob wir gerade unter Kopfschmerzen leiden oder nicht. Das wird dieses Gefühl ebenfalls beeinflussen. Sind wir beispielsweise sehr beschäftigt und abgelenkt, denken wir an etwas anderes. All diese Dinge beeinflussen sich gegenseitig wie in einem Netzwerk.

Wenn wir jemanden als sympathisch wahrnehmen, heißt das, dass all die fünf Aspekte erfolgreich in Einklang gebracht wurden? 

Nicht unbedingt. Eine Person könnte furchtbar wütend sein und uns anschreien, und das könnte alles im Einklang mit ihrem Gesichtsausdruck stehen, mit ihren Worten, ihrem Gefühl des Zornes und so weiter. Es bedeutet nicht unbedingt, dass wir sie dann sympathisch finden. Wenn alle Dinge miteinander im Einklang stehen, läuft das daraus hinaus, dass wir eine klare Botschaft bekommen. Es geht darum authentisch zu sein. Sind die Botschaften und die Informationen von jemandem widersprüchlich, können wir jedoch nur mit Verwirrung erwidern. Wir wissen nicht so richtig, was wir tun sollen. Ist die Botschaft jedoch klar, können wir auf viel deutlichere Weise erwidern. 

Disharmonie  

Was unsere eigene Erwiderung betrifft, sollten diese fünf ebenfalls im Einklang miteinander stehen, denn sonst wird es ebenfalls Schwierigkeiten geben. Oft ist es so, dass unser Körper sehr angespannt und nervös sein kann, obwohl unser Geist viel entspannter ist. Manchmal ist es nicht möglich, alle fünf in Einklang oder Übereinstimmung miteinander zu bringen. Haben wir zum Beispiel eine Erkältung und müssen niesen und husten, wird von unserem Körper eine Botschaft kommen, ganz egal was wir sagen und fühlen; wir müssen akzeptieren, dass das ganz einfach so ist. Hier geht es darum, welche die lautere Botschaft sein wird. Wollen wir mit der Erkältung im Einklang stehen und gegenüber der anderen Person nur lamentieren, oder wollen wir sie ignorieren und keine große Sache daraus machen, dass wir erkältet sind? 

Nichtsdestotrotz gilt es sehr feinfühlig demgegenüber zu sein. Ich glaube das ist das Wesentliche. Ich habe beispielsweise manchmal Asthma und dann fällt es mir schwer zu atmen. Wenn ich Schwierigkeiten mit dem Atmen habe, könnte das dem anderen signalisieren, dass vielleicht irgendetwas nicht stimmt und dann macht er sich Sorgen um mich. In so einem Moment ist es dann wichtig ihm zu sagen: „Ich hatte das schon als Baby. Es ist keine große Sache, ich kann damit umgehen. Wenn es mir zu viel wird, benutze ich mein Halsspray. Kein Grund sich Sorgen zu machen.“ Auf diese Weise kann ich die Situation entspannen. Genauso ist es, wenn wir sagen: „Ich bin erkältet. Komm mir lieber nicht zu nahe, damit ich dich nicht anstecke.“ So entspannt man die Situation und macht die Erkältung nicht zum Fokus und zur wichtigsten Information, die man jemandem vermittelt. 

Was ich bei dieser Art der Übung und diesem System am wichtigsten finde, ist zu versuchen sich bewusst zu werden und oft erfordert das eine weitere Person. Aus diesem Grund haben wir den Zuhörer und den Beobachter, um uns auf bestimmte Dinge – wie unseren körperlichen Ausdruck oder unsere Handlungsweise – hinzuweisen, über die wir uns nicht bewusst sind und die vielleicht etwas ganz anderes vermitteln, als wir eigentlich sagen wollen. Ich gebe euch ein Beispiel von mir selbst. Ein guter Freund hatte mich auf etwas hingewiesen, über das ich mir nie bewusst war. Es ging darum, dass ich dazu neige sehr schnell zu gehen (sowohl allein als auch in der Gegenwart anderer), denn eine meiner Motivationen besteht darin keine Zeit zu vergeuden. Wenn ich dann zum Beispiel zur U-Bahn gehe, renne ich fast die Stufen hinunter, um den Zug zu erwischen, denn oft passiert es, dass der Zug gerade da ist und schon losfährt, weil man zu langsam war und dann muss man zehn oder zwanzig Minuten warten. Das mag ich gar nicht, denn es ist Zeitverschwendung; lieber will ich schnell ankommen und das erledigen, was es zu erledigen gibt, anstatt in der U-Bahn-Station herumzustehen. 

Bin ich dann mit anderen zusammen, tue ich es ebenfalls ziemlich oft und bin mir nicht einmal bewusst darüber, dass ich vor anstatt mit ihnen zusammen laufe. Ich renne die Stufen hinunter, während sie langsam hinunter gehen, und das hinterlässt bei ihnen den Eindruck, ich wäre nicht wirklich an ihrer Gemeinschaft interessiert und hätte keine Zeit für sie, weil ich einfach nur renne. Das ist jedoch gar nicht meine Absicht. Sie denken, ich will dieses Treffen möglichst schnell hinter mich bringen, damit ich mit meiner Arbeit weitermachen kann. 

Man sagte mir, es sei doch egal, wenn wir zehn oder zwanzig Minuten auf die U-Bahn warten müssten, denn dann könnten wir uns unterhalten und eine schöne Zeit miteinander verbringen. Das war eine große Erkenntnis für mich. Mir war es nie klar, dass die Art meines Gehens gegenüber der anderen Person solch einen widersprüchlichen Eindruck hinterlässt. Ich befand mich nicht im Einklang mit mir selbst. 

Meiner Meinung nach liegt hierin die Bedeutung, denn die meisten von uns sind sich im Grunde nicht bewusst über all ihre Gewohnheiten, die sie haben, diese unbewussten Eigenarten, die bei den Leuten einen ganz anderen Eindruck hinterlassen, als das, was wir eigentlich sagen wollen, und das könnte man ändern. Das Wesentliche an diesen Eigenschaften der Buddha-Natur ist, dass man sie ändern kann. Sobald man sich bewusst darüber ist, dass unsere Handlungsweise einen Einfluss auf andere hat – dass sie sich auf andere überträgt – kann man sie ändern und entwickeln. Was das langsame Essen betrifft, mag es angemessen sein, wenn wir uns in der Gemeinschaft anderer befinden, die ebenfalls langsam essen. Essen wir jedoch mit Menschen, die es eilig haben und irgendwohin müssen, und sitzen einfach da, spielen mit unserem Essen herum und brauchen ewig für unsere Mahlzeit, weil wir meinen unser Essen genießen zu müssen und nicht hetzen zu dürfen, befindet sich das nicht im Einklang mit der Situation. Dann sind wir uns nicht bewusst über diese Disharmonie, weil wir es gewohnt sind, langsam zu essen. Soviel zu der Dimension dieser Buddha-Natur-Familien. 

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