Buddhistische Gottheit oder Mickymaus: Was ist der Unterschied?

Wenn wir uns lange genug mit dem tibetischen Buddhismus befassen, werden wir zweifellos auf die Praxis des Tantra stoßen. Bei den vielen Visualisierungsmethoden kann man leicht verwirrt werden und sogar meinen, wir wären verrückt, besonders wenn wir keine solide Basis in den Grundlagen des Mahayana-Buddhismus haben. Dieser Artikel macht auf die Voraussetzungen für Tantra-Praxis aufmerksam und geht ausführlich darauf ein, was sie von den Einbildungen eines Verrückten unterscheidet.

Dieser Artikel befasst sich damit, ob ein Unterschied dazwischen besteht, uns als Buddha-Gestalt zu visualisieren oder uns vorzustellen, wir wären Mickymaus. Das klingt vielleicht komisch, aber bei der Beschäftigung mit Tantra-Praxis kommen wir oft an einen Punkt, an dem wir uns fragen, was wir da eigentlich machen. Denn wir sind dabei mit fantastischen Visualisierungen beschäftigt, die, wenn wir keine gute Grundlage haben, nach einer Weile ziemlich verrückt erscheinen. Insbesondere wenn wir anderen davon erzählen, kann das dann so ähnlich klingen wie „Ich stelle mir vor, ich bin die rote Zauberfee, begebe mich ins Land der Feen und werde alle dorthin mitnehmen“. Man würde uns vermutlich einsperren wollen. Lassen Sie uns dieses Thema der Buddha-Gestalten und der Vorstellung von Mickymaus daher etwas genauer betrachten.

Die Vorstellung von uns selbst als Buddha-Gestalt

Ein besonders typisches Merkmal von Tantra ist das so genannte Gottheiten-Yoga, bei dem wir uns vorstellen, wir seien eine Buddha-Gestalt. Der Ausdruck wird normalerweise als „visualisieren“ übersetzt. Doch es geht dabei nicht nur um ein visuelles Bild unserer selbst. Ich denke, das Wort „vorstellen“ ist passend, denn wir stellen uns tatsächlich vor, dass wir in dieser Gestalt wirklich ein Buddha sind. Wir stellen uns nicht nur vor, dass wir so aussehen wie diese Gestalt, sondern auch, dass wir so reden, denken, anderen helfen und mit allen Sinnen reinen Genuss erfahren, so wie es bei dieser Gestalt der Fall wäre. Und wir stellen uns auch vor, dass wir all ihre guten Eigenschaften besäßen, zum Beispiel alle Lebewesen gleichermaßen lieben und ihnen Mitgefühl entgegenbringen und alles zutiefst verstehen würden. Damit das gelingt, müssen wir uns natürlich vorher mithilfe der Sutra-Praxis in all diesen Qualitäten geübt haben. Sie alle mithilfe der Gottheiten-Praxis zusammenzufügen ist dann wie eine Art Generalprobe dafür, tatsächlich ein Buddha zu sein. Dadurch, dass wir das jetzt proben, schaffen wir starke Ursachen dafür, Erleuchtung zu erlangen. Diese äußerst effektive Methode nennt man „Ursachen üben, die dem Resultat am meisten ähneln“.

Was ich hier als „Buddha-Gestalt“ übersetze, ist das tibetische Wort „yidam“, manchmal auch „spezielle Art von Gottheit“ genannt – doch es handelt sich nicht um eine der üblichen Gottheiten wie etwa einen der hinduistischen oder griechischen Götter. Aber wie eine Gottheit besitzen diese Gestalten außergewöhnliche Qualitäten, die weit über die hinausgehen, die wir gewöhnlichen Menschen haben. Der tibetische Begriff „yidam“ bedeutet wörtlich eine Gestalt, mit der man eine enge Verbindung für unseren Geist herstellt. Wir stellen eine enge Beziehung zu einer speziellen Buddha-Gestalt her, um tatsächlich ein Buddha mit der physischen Form dieser Gestalt zu werden. Die Gestalt kann männlich sein, wie zum Beispiel Avalokiteshvara (auf Tibetisch „Chenrezig“), oder weiblich, wie Tara, oder sogar ein Paar, wie etwa Kalachakra.

Unsere Frage lautet nun: Worin besteht der Unterschied zwischen Tantra-Praktizierenden, die sich vorstellen, sie seien ein Buddha in Form einer Buddha-Gestalt, und Verrückten, die meinen, sie seien Mickymaus?

Zuflucht und ethisches Verhalten

Zunächst einmal haben wir als Tantra-Praktizierende - wir reden hier von echten Praktizierenden, die es korrekt ausüben – im Leben eine sichere Richtung eingeschlagen (das wird üblicherweise „Zuflucht“ genannt). Was bedeutet das? In erster Linie bedeutet es, dass wir eine realistische Sichtweise der vier edlen Wahrheiten haben:

  • Wir erkennen, was wahre Leiden sind. 
  • Wir kennen die wahren Ursachen dieser Leiden.
  • Wir verstehen, dass wahre Beendigung der Ursachen erreicht werden kann.
  • Wir kennen die Geisteszustände, welche wahre Pfade sind, die das herbeiführen werden.

Das tiefste Dharma-Juwel bzw. die Dharma-Zuflucht sind diese wahren Beendigungen und wahren Pfade des Geistes – die dritte und die vierte edle Wahrheit. Buddhas sind diejenigen, in deren Geisteskontinuum die wahren Beendigungen und wahren Pfade in vollem Ausmaß vorhanden sind; sie alle sind darin vollständig. Der Arya-Sangha ist die Gemeinschaft derjenigen, in denen beide teilweise vorhanden sind – einige davon sind vorhanden, aber nicht das gesamte Ausmaß aller.

Als buddhistische Tantra-Praktizierende haben wir unserem Leben also eine positive Bedeutung – eine sichere Richtung – gegeben. Wir erkennen die vielfältigen Probleme, die wir haben, sowie ihre Ursachen und wir wenden Methoden an, die die wahre Beendigung dieser Ursachen und somit auch der Probleme selbst herbeiführen werden. Wir sind sicher, dass es einen Ausweg aus dem Leiden gibt, und daher sind wir uns genau darüber im Klaren, was wir tun. Und wir wissen auch, dass wir damit nicht allein sind, sondern dass es auch andere gibt, die sich in die gleiche Richtung bewegen, und solche, die diese Ziele tatsächlich erreicht haben, sei es teilweise oder vollständig

Wenn wir in diese sichere und sinnvolle Richtung gehen, halten wir uns als Erstes von destruktivem Verhalten zurück, denn es bewirkt Unglück und das so genannte „Leid des Leidens“. Als Tantra-Praktizierende üben wir ethisches Verhalten sowohl in unseren Vorstellungen als auch im Alltag, während wir uns vorstellen, wir seien ein Buddha in Form einer Buddha-Gestalt. Wir tun das, weil wir wissen, dass die Ursachen für all das Leiden und die Probleme, die wir haben, im Grunde innere Ursachen sind. All das ist durch unser zwanghaftes, destruktives karmisches Verhalten verursacht, angetrieben von unseren störenden Emotionen, und das kommt daher, dass wir uns der Auswirkungen unseres Verhaltens und der Realität nicht bewusst sind und in Bezug darauf Verwirrung in uns herrscht. Das ist es, woran wir arbeiten müssen und was es zu überwinden gilt. Man kann das alles loswerden, und zwar für immer.

Verrückte dagegen suchen für ihre Probleme normalerweise einen Sündenbock. Sie geben ihren Eltern die Schuld oder der Gesellschaft und entwickeln Verfolgungswahn. Sie merken nicht, dass das, was sie tun – nämlich ihr Verhalten –, Einfluss hat auf ihre Zukunft und auf das, was sie erleben. Wenn jemand denkt, er wäre Mickymaus, dann tut er das nicht mit der Absicht, dies als Bezugssystem für ethisches Verhaltens zu nutzen oder Befreiung und Erleuchtung zu erreichen, einen Zustand frei von allen Problemen

Entsagung

Der nächste Unterschied hat mit etwas zu tun, das „Entsagung“ genannt wird, nämlich der Entschlossenheit, uns von unseren Problemen und deren Ursachen, zu befreien, sowohl in diesem als auch allen zukünftigen Leben. Dazu gehört natürlich auch, dass man willens ist, die Probleme und ihre Ursachen aufzugeben. 

Nun könnte jemand einwenden: „Ist das nicht Realitätsflucht? Flüchten wir nicht vor der Realität, wenn wir einfach diesem Leben oder überhaupt den Umständen des Lebens entsagen?“ Die Antwort darauf lautet nein, das ist keineswegs Realitätsflucht. Entsagung heißt, das gewöhnliche Leben als genau das zu erkennen, was es ist. Wir werden geboren, wir werden krank, wir werden alt, wir sterben; und dazwischen bekommen wir nicht, was wir wollen, und uns stoßen Dinge zu, die wir nicht gewollt haben. Selbst wenn es gut läuft, sind wir nie zufrieden, wir sind frustriert. Wir wollen immer noch mehr. Und alles ändert sich dauernd – nichts ist stabil. 

Mit der Entsagung nehmen wir all diese Probleme ernst, und wir entwickeln das starke Gefühl: „Ich habe das einfach satt. Ich will das nicht mehr akzeptieren. Ich werde eine Lösung suchen.“ Wir haben als Grundlage bereits diese sichere Richtung in unserem Leben, deshalb sind wir zuversichtlich, dass es eine Lösung für unsere Probleme gibt. Es gibt einen Ausweg, denn wir können ihre wahren Ursachen und damit sie selbst für immer loswerden. Wir wenden uns davon ab, völlig in die bedeutungslosen Angelegenheiten dieses oder späterer Leben verstrickt zu sein, und wenden uns in diese sichere Richtung. So arbeiten wir daran, die wahren Beendigungen und die Geisteszustände wahrer Pfade zu erreichen, die zu Befreiung und Erleuchtung führen, und schlagen auf diese Weise einen konstruktiven Weg ein, unseren Problemen gegenüberzutreten und sie zu lösen.

Verrückte, die sich vorstellen, sie wären Mickymaus, flüchten dagegen in der Tat vor dem Leben. Sie sehen ihren Problemen nicht ins Auge, sondern flüchten in eine andere Realität, die losgelöst von ihrem Leben ist. Tantrische Visualisierungen sind Methoden, auf kreative und konstruktive Weise mit unserem gewöhnlichen Leben umzugehen, während Verrückte sich überhaupt nicht um ihr Leben kümmern.

Die Formen von Buddha-Gestalten als Wegbereiter für die Form eines Buddha

Nun könnten wir fragen: Sind nicht die Vorstellungen von uns selbst als Mickymaus oder als ein Buddha in Form von Avalokiteshvara gleichermaßen ein Wahn? Wiederum nein, da besteht ein großer Unterschied. 

In der Tantra-Praxis stellen wir uns etwas vor, was noch nicht stattgefunden hat – mit anderen Worten, etwas, das wir noch nicht als tatsächlich stattfindend erfahren haben –, das wir aber künftig erfahren können, und zwar beruhend auf unseren so genannten Faktoren der Buddha-Natur. Diese Faktoren sind Teil unseres geistigen Kontinuums und wir alle haben sie. Unser geistiges Kontinuum ist die ununterbrochene Abfolge von aufeinanderfolgenden Momenten unserer Erfahrung. 

Jedes Kind hat zum Beispiel die Buddha-Natur-Faktoren der physischen Form, der Fähigkeit zu kommunizieren, etwas zu erkennen, zu tun und zu genießen, und allerlei gute Qualitäten wie Liebe und Intelligenz, wenn auch noch nicht vollständig entwickelt. Als Kind können wir uns vorstellen, wie ein Erwachsener auszusehen und wie einer zu reden, zu denken, zu handeln und etwas zu genießen. und auch, die ausgereiften guten Eigenschaften eines Erwachsenen zu haben. In dem Moment geschieht es zwar nicht, dass man erwachsen ist – das ist ein noch nicht stattfindendes Geschehen –, aber die Vorstellung, ein Erwachsener zu sein, kann trotzdem gegenwärtig stattfinden. Der gegenwärtig vorhandenene Körper des Kindes kann sich nämlich zu dem eines Erwachsenen entwickeln. Etwas ganz Ähnliches tun wir im Tantra.

Wenn wir uns vorstellen, dass wir wie eine dieser Buddha-Gestalten erscheinen, reden und so weiter, wissen wir, dass wir gegenwärtig nicht tatsächlich ein Buddha sind, der in dieser Form erscheint. Das ist ein noch nicht stattfindendes Geschehnis. Wir sind bloß ein begrenztes Wesen, das sich jetzt vorstellt, in dieser Form zu erscheinen. Aber wir sind vollkommen überzeugt, dass durch hinreichend starken Aufbau unseres Netzwerks von positiver Kraft und tiefem Gewahrsein (der Ansammlungen von Verdienst und Weisheit), den wir dem Erlangen der Erleuchtung widmen, unsere Buddhaschaft in Form dieser Buddha-Gestalt schließlich zu etwas werden wird, das gegenwärtig geschieht. Das gesamte Arbeitsmaterial dafür haben wir; es muss lediglich gereinigt und weiterentwickelt werden.

Verrückte überlegen gewiss nicht, dass sie jetzt all die Faktoren besitzen, die es ihnen ermöglichen werden, in Zukunft Mickymaus zu werden, und dass sie jetzt bloß so tun, als wären sie Mickymaus. Sie meinen, sie wären es tatsächlich.

Viele Gesichter, Arme und Beine

Wir könnten jetzt einwenden: „Aber ist es nicht wahnhaft, wenn wir uns vorstellen, wir hätten so viele Gesichter, Arme und Beine? Avalokiteshvara hat vier Arme und Kalachakra hat 24! Ist das nicht genauso verrückt wie zu denken, man wäre Mickymaus?

Nein, ist es nicht. All diese Arme, Gesichter und Beine repräsentieren verschiedene Aspekte des spirituellen Weges – all das, was wir zu verwirklichen und zu erlangen haben, um ein Buddha zu werden. Avalokiteshvaras vier Arme zum Beispiel stehen für die vier unermesslichen Einstellungen von Liebe, Mitgefühl, Freude und Gleichmut – und zwar alle vier gleichzeitig auf integrierte Weise. Eben gerade weil diese vielgliedrigen Formen wirksame Mittel sind, um Menschen zu helfen Erleuchtung zu erreichen, manifestieren sich Buddhas auf diese Art. Tantra-Praktizierende können sich daher auch vorstellen, in dieser Form zu erscheinen – es ist ein Mittel, um uns selbst und allen anderen auf dem Weg zur Erleuchtung zu helfen. Wir üben das ganz bestimmt nicht, um damit im Zirkus aufzutreten!

Unser Selbstbild umwandeln

Die Vorstellung von uns selbst als ein Buddha in Form einer Buddha-Gestalt dient dazu, unsere gewöhnliche Erscheinung und unser Festhalten daran, dass wir auf eine gewöhnliche Art existieren, zu überwinden. Mit anderen Worten, um dies ernsthaft zu üben, müssen wir unser verblendetes, gewöhnliches Selbstbild aufgeben, dass wir jemand sind, der wahrhaft und unveränderlich so oder so existiert. Niemand existiert auf diese Weise, das ist unmöglich. 

Unsere gewöhnliche Erscheinung und unser Selbstbild beschränkt sich nicht darauf, wie wir aussehen. „Erscheinung“ bedeutet hier: das was erscheint, was auftritt. Unser Aussehen sowie das, was wir sagen, denken, fühlen und verstehen, welche Eigenschaften wir haben, etwa Selbstsucht oder Mitgefühl, all das taucht auf und erscheint. Die gewöhnlichen Formen davon machen unsere gewöhnliche Erscheinung aus, und die Aspekte davon, die wir als unser „wahres Ich“ identifizieren, machen unser gewöhnliches Selbstbild aus. Das ist es, was wir mithilfe von Tantra läutern und transformieren.

Es besteht kein wesentlicher Unterschied darin, ob unser gewöhnliches Selbstbild negativ oder positiv ist. Ob wir nun meinen, dass wir eine hässliche, dicke, abscheuliche Person sind und niemand uns mag oder dass wir ein auf ewig schöner jugendlicher Mensch und für die Welt ein Geschenk Gottes sind – in beiden Fällen haben wir das Gefühl, wir wären wirklich so und das würde auch immer so bleiben, komme, was da wolle. In der buddhistischen Fachsprache heißt das: Wir greifen danach, dass dieses Selbstbild unsere „wahre Identität“ ist, wir greifen danach als das, was wir „wahrhaft“ sind. Dieses gewöhnliche Greifen nach etwas gilt es zu überwinden. 

Wenn wir diese gewöhnliche Erscheinung und das gewöhnliche Selbstbild im Tantra durch die „reine“ Erscheinung eines Buddha in Form einer Buddha-Gestalt ersetzen, ersetzen wir auch unser gewöhnliches Greifen danach, dass es unsere wahre Identität sei. Wir ersetzen die Verwirrtheit, die dieses Greifen beinhaltet, mit dem klaren Verständnis der Leerheit unserer selbst und sämtlicher Erscheinungen, Selbstbilder und Identitäten. Leerheit bedeutet, dass etwas völlig abwesend ist – nämlich dass wir selbst und jegliche Erscheinung auf irgendeine Art und Weise existieren und begründet wären, die in Wirklichkeit unmöglich ist. Und wie gesagt, „Erscheinung“ bezieht sich hier auf die Erscheinung von uns selbst als schrecklich hässliche Person, als ein Gottesgeschenk für die Welt oder als Avalokiteshvara oder Tara. 

Wir verstehen, dass jegliches feststehende Selbstbild, dass wir vielleicht haben, sei es gewöhnlich oder rein, verblendet ist. Denn es gibt keine feststehende, unveränderliche, wahre Identität – eine Art von Person, die wir „wahrhaft“ sind, in sich begründet durch etwas Festes, das in uns zu finden und unabhängig von allem anderen ist. Die Art von Person, die wir sind, unsere Erscheinung usw. entstehen abhängig von einer riesigen Anzahl von Ursachen, Umständen, Bestandteilen und geistigen Benennungen. Und weil die Ursachen und Umstände sich dauernd ändern, ändert sich unsere körperliche Erscheinung, das, was wir sagen und tun usw., immerzu. Es ist nicht so, dass das wahre „Ich“ in uns sitzt, immer gleichbleibend, egal, wie ich nun an der Oberfläche aussehe oder was ich tue; und es ist mit Sicherheit nicht so, dass es ein festes, auffindbares „Ich“ ohne jede Erscheinung geben würde. Tatsächlich gibt es überhaupt kein feststehend existierendes „Ich“, egal in welcher Erscheinung wir uns das vorstellen mögen.

Unterscheidung von falschem und konventionellem „Ich“

Als Tantra-Praktizierende unterscheiden wir zwischen dem sogenannten falschen „Ich“ und dem konventionellen „Ich“. Wir existieren durchaus (nämlich das konventionelle „Ich“), aber wir existieren nicht in der Art und Weise eines falschen „Ich“, denn das ist bloß eine verblendete Fantasievorstellung und entspricht nicht irgendetwas Realem.

Konventionell ist „ich“ etwas, das sich dauernd ändert und einem individuellen, ununterbrochenen Kontinuum des Auftauchens von Erscheinungen zugeschrieben wird – der Erscheinung von Objekten, Empfindungen, Emotionen, Gedanken und entsprechendem Tun, Sagen oder Denken. „Ich“ wird als Bezeichnung sowohl für das Auftauchen als auch für die subjektive Erfahrung dieser Erscheinungen und auch für die Erscheinungen selbst verwendet. All das ist nicht voneinander zu trennen. Der Einfachheit halber werden wir einfach vom konventionellen „Ich“ sprechen als etwas, das einem individuellem Kontinuum von Erscheinungen eines Körpers, der Sprache und des Geistes als Benennung zugeschrieben wird.

Was bedeutet „etwas, das zugeschrieben wird“? Nehmen wir zum Beispiel Bewegung. Bewegung ist etwas, das in Abhängigkeit von einem Objekt zugeschrieben wird, welches in einem eigenen Kontinuum aufeinanderfolgender Positionen lokalisiert wird. Wir alle sehen die Bewegung eines beweglichen Gegenstands, aber die Bewegung ist nicht als festes „Ding“ in dem Objekt in irgendeiner Position zu finden. Das heißt aber nicht, dass es Bewegung nicht gibt. Konventionell gibt es Bewegung, aber wir können sie nicht in einem Objekt in irgendeinem zeitlichen Moment feststellen, und es gibt ja immer nur einen Moment zu jeder gegebenen Zeit.

Ähnlich ist auch das „Ich“ etwas, das in Abhängigkeit von einem individuellen Kontinuum sich ständig verändernder Erscheinungen eines Körpers, der Sprache und des Geistes über eine ganze Lebensspanne zugeschrieben wird – und auch über alle früheren und späteren Lebenszeiten hinweg. Und obwohl es in Abhängigkeit von solch einem Kontinuum zugeschrieben wird, ist es nicht als irgendein festes „Ding“ (das falsche „Ich“) in irgendeinem Moment der Erscheinung von Körper, Sprache und Geist zu finden. Wie im Falle der Bewegung gibt es konventionell so etwas wie „Ich“; wir können es bloß nicht festnageln. Es ist weder in einer der Zellen des Körpers, einer der körperlichen Handlungen oder im Ton eines Wortes noch in irgendeinem Gedanken, einer Emotion, einem Verständnis oder sonst irgendwo zu finden. Und trotzdem können wir, wenn wir gefragt werden: „Wer erscheint da?“, antworten: „Das bin doch ich!“. Es ist niemand anders und auch nicht gar keiner. Das ist das konventionelle „Ich“.

Jetzt eine tiefer gehende Frage: Wodurch ist erwiesen, dass es etwas Konventionelles wie eine Bewegung oder „Ich“ gibt? Mit anderen Worten, was begründet die Tatsache, dass jeder die Bewegung und mich sieht? Auch wiederum nichts, das in irgendeinem Moment eines Objekts zu finden ist, das nacheinander an verschiedenen Orten lokalisiert ist, oder in irgendeinem Moment eines individuellen Kontinuums von Erscheinungen eines Körpers, der Sprache und des Geistes.

Alles was wir sagen können, ist, dass es den Begriff „Bewegung“ gibt, bezeichnet mit dem Wort „Bewegung“, welches einem Objekt an verschiedenen Orten in aufeinanderfolgenden Momenten zugeschrieben wird. Konventionell ist Bewegung also nur das, auf was sich der Begriff und das Wort beziehen, auf der Grundlage eines Objekts an verschiedenen Orten nacheinander. Aber wieder können wir diese konventionell existierende „Bewegung“ nicht finden.

Ganz ähnlich ist es auch beim „Ich“: Alles, was wir sagen können, ist, dass es den Begriff „ich“ gibt, bezeichnet mit dem Wort „ich“, das einem individuellen Kontinuum von Erscheinungen eines Körpers, der Sprache und des Geistes sowie der subjektiven Erfahrung davon als Benennung zugeschrieben wird. Auch in diesem Fall können wir das konventionell existente „Ich“ nicht finden. Und auch hier setzt das nicht dessen konventionelle Existenz oder unsere gültige Wahrnehmung davon außer Kraft.

Kurz gesagt: Ob wir es nun in konventioneller Hinsicht oder auf der tiefsten Ebene untersuchen – wir können das konventionelle „Ich“ nie festnageln oder finden. Nichtsdestotrotz, wenn wir es nicht analysieren, ja: „Hier bin ich. Ich sitze hier. Ich rede mit dir.“ Es gilt weder das eine noch das andere Extrem: Es ist nicht so, dass niemand mit dir redet, und es ist auch nicht so, dass ein feststehend existierendes (also ein falsches) „Ich“ irgendwo in mir hockt und mit dir redet.

Bei der Übung von Tantra wissen wir das alles und praktizieren dementsprechend. Wenn wir unsere gewöhnliche Erscheinung durch die eines Buddha in Form einer Buddha-Gestalt ersetzen, wenden wir uns ab vom Hängen daran, dass entweder unsere gewöhnliche Erscheinung oder reine Erscheinung ein feststehend existierendes (also falsches) „Ich“ ist. Wir wissen, dass das konventionelle „Ich“ etwas ist, das nur in abhängiger Weise auftritt und gleichermaßen beiden Arten von Erscheinungen eines Körpers, der Sprache und des Geistes zugeschrieben wird, wobei beide gleichermaßen mit dem Begriff „ich“ benannt und mit dem Wort „ich“ bezeichnet werden.

Verrückte, die meinen, sie wären Mickymaus, wissen von alldem nichts. Sie leugnen die konventionelle Existenz von sich selbst in ihrer gewöhnlichen Erscheinung und identifizieren sich mit einem falschen „Ich“ als Mickymaus.

Gültige Zuschreibung

Nun könnten wir fragen: Ist unser konventionelles „Ich“ etwas, das sowohl unserer gewöhnlichen Erscheinung als auch unserer reinen Erscheinung gleichermaßen gültig zugeschrieben wird, und das gleichermaßen gültig mit dem Begriff „ich“ benannt und dem Wort „ich“ bezeichnet wird? Der Einfachheit halber werden wir das alles „Zuschreibung“ nennen. Die einfache Antwort darauf lautet: Ja, beides ist gültig. Das konventionelle „Ich“ ist etwas, das einem individuellen Kontinuum von Augenblick für Augenblick auftretenden Erscheinungen eines Körpers der Sprache und des Geistes und ihrer subjektiven Erfahrung zugeschrieben wird, die einem kausalen Prozess entsprechend aufeinander folgen. Im Laufe dieses Kontinuum ist unser konventionelles „Ich“ etwas, das gültig den Erscheinungen eines Körpers, der Sprache und des Geistes zugeschrieben wird, die jetzt gerade auftreten und subjektiv erfahren werden, aber es ist auch etwas, das gültig denjenigen zugeschrieben wird, die früher auftraten und als Baby erfahren wurden. Auch das war damals „ich“. Und genauso ist „ich“ etwas, das – wenn wir lange genug leben – den Erscheinungen eines Körpers, der Sprache und des Geistes gültig zugeschrieben wird, die im Alter auftreten und subjektiv erfahren werden.

Natürlich verändern wir uns dauernd – wir sind gewiss nicht mehr so, wie wir als Babys waren –, aber es gibt ein Kontinuum des konventionellen „Ich“. Die verschiedenen Potenziale und Tendenzen, die durch Gewohnheit in diesem geistigen Kontinuum entwickelt wurden, in Verbindung mit ständig wechselnden Umständen und Bedingungen, bringen all diese Erscheinungen hervor. Aber können sie auch tatsächlich die Erscheinung dieses konventionellen „Ich“ als ein Buddha in Form einer Buddha-Gestalt hervorbringen, und nicht nur in der Vorstellung? Das ist jetzt unsere Frage.

Die Faktoren der Buddha-Natur

Um sie zu beantworten, müssen wir uns die Faktoren der Buddha-Natur genauer anschauen, die wesentliche Bestandteile unseres Kontinuums sind. Einige von ihnen ändern sich dauernd, während die Leerheit unseres Kontinuums – die Tatsache, dass es nicht als etwas Festes unbeeinflusst von allem anderen wahrhaft existiert – diese Veränderung ermöglicht. Zu den Faktoren, die sich ständig verändern, gehört das Erscheinen und Agieren mit einem Körper, die Kommunikation durch Sprache sowie das Denken, Empfinden und Verstehen in einem Geist. Was die Veränderungen in Resonanz mit den äußeren Umständen von innen her dahingehend beeinflusst, wie sie erscheinen und wirken, sind unsere Netzwerke von positivem Potenzial und tiefem Gewahrsein, die sogenannten „Ansammlungen von Verdienst und Weisheit“. Wenn wir im weiteren Sinne untersuchen, wie Netzwerke funktionieren, können wir die Veränderungen vollständiger verstehen.

Immer, wenn wir etwas tun, sagen oder denken, baut das eine potenzielle Kraft in unserem geistigen Kontinuum auf. Die aufgebauten Kräfte vernetzen sich und bringen auf diese Weise Resultate hervor. In Resonanz mit den Umständen lässt dieses Netzwerk von Potenzial die Erscheinungen unseres Körpers, der Sprache und des Geistes entstehen und die Wiederholung früherer körperlicher, sprachlicher und geistiger Verhaltensweisen. Dieses Potenzial kann positiv sein, entstanden aus konstruktivem Verhalten wie beispielsweise jemandem liebevoll und mitfühlend zu helfen oder negativ, entstanden aus destruktivem Verhalten wie zum Beispiel jemanden wütend anzuschreien. 

Wird dieses Potenzial nicht einem Ziel oder irgendeinem weltlichen Vorhaben gewidmet, zum Beispiel reich oder beliebt zu werden, bewirkt es die gewöhnliche Erscheinung eines Körpers, der Sprache und des Geistes. Das gilt sowohl, wenn das Potenzial positiv, als auch, wenn es negativ ist. Wenn positives Potenzial aber dem Erreichen der Erleuchtung gewidmet wird, wird es schließlich zur Entstehung des Körpers, der Sprache und des Geistes eines Buddha führen. Wenn positives Potenzial aufgebaut wird, während wir uns uns selbst als ein Buddha in der Form einer Buddha-Gestalt vorstellen, wird es schließlich die Entstehung des Körpers, der Sprache und des Geistes eines Buddha in dieser Form bewirken.

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist allerdings auch unser Verständnis der Leerheit. Mit richtigem Verständnis der Leerheit zu handeln, zu sprechen und zu denken baut ein Netzwerk tiefen Gewahrseins auf. Mit Ignoranz zu handeln, zu sprechen und zu denken und dabei nach wahrhaft erwiesener Existenz zu greifen baut die Tendenz auf, dies zu wiederholen, und stärkt die Gewohnheit des Greifens, die unsere Erleuchtung verhindert.

In der Tantra-Praxis stellen wir uns also vor, dass wir als ein Buddha in Form einer Buddha-Gestalt positiv handeln, sprechen und denken, und wir stellen uns uns selbst auch weiterhin in dieser Form vor, während wir anderen helfen. Wir tun das mit korrektem Verständnis der Leerheit und widmen die positive Kraft unserer Erleuchtung. Das baut „Erleuchtung bildende“ Netzwerke positiver Kraft und tiefen Gewahrseins auf. Wie Batterien, wenn sie mit Potenzial voll aufgeladen sind, bewirken diese Netzwerke, dass unsere Buddha-Natur-Faktoren von Körper, Sprache und Geist deren Erscheinung als wirklicher Buddha in Form einer Buddha-Gestalt entstehen lassen und wir auch so handeln.

Das Auftreten unserer tatsächlichen Erscheinung in dieser Art ist etwas, das mit Gewissheit geschehen kann, wenn all die Ursachen dafür vollständig sind, ähnlich wie unsere Erscheinung als alter Mensch mit Gewissheit geschehen kann, wenn wir lange genug leben. In beiden Fällen, als alter Mensch oder als ein Buddha, wird das immer noch das konventionelle „Ich“ sein. Deswegen ist es durchaus gültig, das konventionelle „Ich“ unserer Form als ein Buddha in der Erscheinung einer Buddha-Gestalt zuzuschreiben, die noch nicht stattfindet.

Kurz gesagt: Wenn wir die so genannten Faktoren der „Buddha-Natur“ in Erwägung ziehen, ist es durchaus möglich, dass wir es in Zukunft erleben, ein Buddha zu sein. Im Tantra stellen wir uns vor, dass wir bereits Buddhas sind, und so bezeichnen wir etwas in unserem Geist als „ich“, das die noch nicht auftretenden Buddhas repräsentiert, die wir sein werden. Wir wissen, dass wir noch nicht so weit sind, dass aber fortgesetzte Praxis als Ursache dafür wirken wird, dass wir tatsächlich ein gegenwärtig auftretender Buddha in Form einer Buddha-Gestalt werden.

Verrückte aber wissen all das ganz und gar nicht. Sie meinen, sie wären wirklich Mickymaus oder Napoleon oder Kleopatra, oder vielleicht denken sie sogar, sie wären Avalokiteshvara oder Buddha oder Jesus. Wir wären völlig verblendet, wenn wir denken würden, dass wir jetzt eine auf feststehende Weise existierende Gottheit oder ein ebensolcher Buddha wären. Das ist völlig daneben. Wir könnten dann sogar so lächerliche Gedanken haben wie etwa, dass wir durch Wände gehen könnten und dergleichen, und dabei dann voll gegen die Wand rennen.

Wenn wir von einem negativen zu einem positiven Selbstbild wechseln, tun wir das beruhend darauf, dass wir die Realität von Selbstbildern verstehen. Statt ein negatives Selbstbild zu hegen, was ich bin und was meine typischen Merkmale sind – etwa Dummheit oder Unfähigkeit, überhaupt etwas zu verstehen – können wir es in ein positives umwandeln. Wir können verstehen, wir haben Klarheit im Geist, wir sind voller Mitgefühl. Wir verwenden Tantra als Methode dafür, diese Qualitäten tatsächlich entwickeln zu können, und wir sind uns dabei völlig im Klaren darüber, dass wir da noch nicht sind, dass wir aber, wenn wir die Ursachen dafür schaffen, diese Qualitäten tatsächlich vollständig haben können. Verrückte wissen von alldem nichts.

Die Würde eines Buddha in Form einer Buddha-Gestalt entwickeln

Wenn davon die Rede ist, die Würde einer Gottheit oder göttlichen Stolz zu haben, ist damit nicht Stolz oder Hochmut im verblendeten Sinne gemeint. Es bedeutet einfach, dass wir dies tatsächlich spüren. Um das klarer zu machen, stell dir einmal vor, du wärst Avalokiteshvara und hast das Gefühl: „Das ist es, was ich bin“, obwohl du weißt, dass du noch nicht so weit bist. Aber als Mittel zum Zweck stellen wir uns vor, wir wären es bereits, und wir spüren den Stolz und die Würde davon, so zu sein. Wir geben die Bezeichnung „ich“ dem, was wir visualisieren - und zwar nicht nur in ästhetischer Hinsicht, sondern es schließt all die Qualitäten von Avalokiteshvara mit ein: unendliches Mitgefühl für alle Lebewesen gleichermaßen.

Es ist wirklich eine wunderbare Methode. Denn diese Würde zu spüren – ich sage dazu lieber „Würde“ als „Stolz“ –, hindert uns daran, uns wie ein Dummkopf zu benehmen oder echt grausam zu handeln. Wie könnte es sein, dass Avalokiteshvara diesem Wesen nicht helfen will? Wie könnte Avalokiteshvara keine Zeit dafür haben oder zu träge oder müde dazu sein? Wie könnte es ihm einfach gleichgültig sein? Mit unserem gewöhnlichen, verblendeten Selbstbild – ja, da geht das alles, und wir sind unfähig. Wir versuchen es gar nicht erst. Aber wenn wir Avalokiteshvara sind, dann läge es uns, selbst wenn wir jemandem nicht helfen könnten, trotzdem am Herzen, ihm zu helfen. Wir hätten immer noch das Mitgefühl, dass der andere frei von Leiden und den Ursachen dafür sein möge. Diese Würde, Avalokiteshvara zu sein, verhindert, dass wir kaltherzig und verschlossen sind.

Motivation

Ein weiterer wichtiger Unterschied besteht in der Motivation. In der Tantra-Praxis sind wir von Bodhichitta motiviert. Wir arbeiten auf unsere eigene zukünftige Erleuchtung hin, die noch nicht stattgefunden hat, und wir tun das, um anderen am besten nutzen zu können. Die Buddha-Gestalt, als die wir uns vorstellen, repräsentiert dieses Ziel und wir stellen uns dabei vor, dass alles, was wir tun, anderen von Nutzen ist. Unsere Bodhichitta-Motivation beruht auf umfassender Liebe und Mitgefühl.

Uns selbst die ganze Zeit – oder so oft wie möglich – als Buddha-Gestalt vorzustellen hilft uns, mit Bodhichitta auf das ausgerichtet zu bleiben, was wir anstreben, nämlich Erleuchtung. Der ganze Sinn davon, uns selbst auf diese Weise vorzustellen, ist, anderen so viel wie möglich helfen zu können – Bodhichitta -, und es hilft uns, unsere Selbstbezogenheit und Selbstsucht zu überwinden. 

Eine Wahnvorstellung beinhaltet hingegen noch mehr Selbstbezogenheit, gefangen in der eigenen kleinen Welt, und hat nicht die Motivation, Erleuchtung zu erreichen oder anderen zu helfen.

Vorbereitende Übungen

Als Tantra-Praktizierende befassen wir uns normalerweise mit vorbereitenden Übungen, um uns von hinderlichen Gegebenheiten und negativen karmischen Potenzialen aus der Vergangenheit zu reinigen und positive Kraft aufzubauen, die gewährleistet, dass die Praxis erfolgreich verläuft. Es gibt zahlreiche Reinigungs-Praktiken, zum Beispiel Niederwerfungen, Vajrasattva-Meditation (dazu gehört, unsere Fehler einzugestehen, den festen Entschluss zu fassen, sie nicht nochmals zu begehen, beruhend auf Bedauern, und unsere sichere und sinnvolle Richtung im Leben zu bestärken und Maßnahmen zu ergreifen, die die Fehler aufwiegen), sowie Praktiken zum Aufbau positiver Kraft, zum Beispiel durch Darbringen von Mandalas und Guru-Yoga. Mit all dem sind wir gut vorbereitet auf tantrische Visualisierungen.

Geistesgestörte unternehmen keine Vorbereitungen dafür, sich vorzustellen, dass sie Mickymaus oder Napoleon wären.

Ermächtigung (Initiation, Einweihung)

Der nächste Punkt ist: Gottheiten-Yoga wird auf der Grundlage durchgeführt, dass man eine Ermächtigung dazu erhalten haben; oft wird dies auch „Einweihung“ oder „Initiation“ genannt. Während dieses Ereignisses werden durch die Prozesse, die wir uns vorstellen, wie sie vom spirituellen Meister beschrieben und ausgeführt werden, unsere Faktoren der Buddha-Natur aktiviert, um die Erscheinung der Buddha-Gestalt entstehen zu lassen. 

Die Ermächtigung verbindet uns mit einer Überlieferungslinie von Jahrtausenden der Praxis anderer Menschen, die das Gleiche taten. Das gibt uns die Sicherheit und das Vertrauen, dass es sich um eine lange erprobte Methode handelt, die sich als wirksam erwiesen hat - wir haben sie nicht einfach erfunden -, und deshalb haben wir nicht das Gefühl, wir wären verrückt, wenn wir sie anwenden. Wir erhalten eine Berechtigung, diese Praktiken auszuüben, und der Beginn dieser Übung wird zu einem besonderen spirituellen Ereignis. 

Einem Geisteskranken fehlt so etwas völlig; üblicherweise fühlt er sich vielmehr ganz allein.

Die Beziehung zum spirituellen Lehrer

Nach der Ermächtigung findet die Praxis des Gottheiten-Yoga unter Anleitung und Betreuung durch einen spirituellen Meister statt, sodass keine Unklarheiten bestehen. Es ist, als würde man die Anweisungen eines Arztes befolgen. Der Lehrer kann all unsere Fragen beantworten. Er ist auch ein lebendes Beispiel für das, was wir anstreben, und inspiriert uns somit, seinem Beispiel zu folgen.

Ein Geisteskranker hingegen, selbst wenn er nach Disneyland fährt und dort einen Angestellten im Mickymaus-Kostüm um Erlaubnis bittet, selbst als Mickymaus herumlaufen zu dürfen – also das ist doch verrückt! Das ist nicht dasselbe.

Gelübde, Verpflichtungen und Vertraulichkeit

Während einer Ermächtigung legen wir etliche Reihen von Gelübden ab. Einige betreffen unser ethisches Verhalten, und einige (die Bodhichitta-Gelübde) beinhalten, dass wir vermeiden, irgendetwas zu tun, zu sagen oder zu denken, das unsere Fähigkeit, anderen zu helfen, aufs Spiel setzen würde. In manchen Fällen legen wir auch die tantrischen Gelübde ab, alles zu vermeiden, was das Gelingen unserer Tantra-Praxis gefährden würde. Außerdem verpflichten wir uns, für den Rest unseres Lebens jeden Tag bestimmte Mediationspraktiken auszuüben. 

Diese Gelübde und Verpflichtungen einzuhalten erfordert starke Disziplin, und wir müssen sie sehr ernst nehmen, um sie fortwährend mit einer starken bewussten Bemühung  aufrechtzuerhalten. Wohingegen eine verrückte Person sich dessen gar nicht bewusst ist, was sie eigentlich tut, und gewiss keine Gelübde abgelegt hat, um ihr Verhalten zu formen, oder eine Verpflichtung eingegangen ist, sich täglich im Mickymaus-Sein zu üben. 

Außerdem werden Tantra-Praktizierende eindringlich dazu angehalten, hinsichtlich ihrer Praxis Vertraulichkeit zu bewahren und sie für sich zu behalten, denn es handelt sich um eine Privatangelegenheit. Sie machen keine große Sache daraus, und sie rühmen sich dessen ganz bestimmt nicht in sozialen Medien. 

Geistesgestörte dagegen sind oft anmaßend und hochmütig in Bezug auf das, was sie tun, und stellen ihre Fantasievorstellung öffentlich zur Schau. Ich kann mich an eine Frau in Dharamsala in Indien erinnern, die psychisch völlig gestört war und dachte, sie wäre Tara. Sie zog sich auf der Straße aus, rannte auf dem Marktplatz herum und pries sich selbst als Tara an. So benimmt sich niemand, der korrekt Tantra übt.

Kurzer Überblick

Kurzgefasst: Das Gottheiten-Yoga wird in einem umfassenden Bezugssystem ausgeübt, das Folgendes beinhaltet:

  • den Wunsch, uns von unseren Problemen zu befreien;
  • unserem Leben eine sichere Richtung geben als Grundlage dafür, diese Probleme zu überwinden;
  • die Grundsätze verhaltensbedingter Ursachen und Wirkungen befolgen als Orientierung dafür, wie wir an Probleme und ihre Ursachen herangehen;
  • unser gewöhnliches, verblendetes Selbstbild ablegen und ein reines Selbstbild einsetzen, um anderen helfen zu können und unsere Ausrichtung auf die Erleuchtung beizubehalten;
  • verstehen, dass das, was wir uns vorstellen, nicht real ist, sondern wie eine Illusion, aber dennoch gültig, da wir es in der Zukunft erreichen können;
  • eine Autorisierung und Ermächtigung dazu erhalten, diese Praxis auszuüben, beruhend darauf, dass wir uns mit vorhergehenden Übungen darauf vorbereitet haben;
  • Anleitung von einem qualifizierten spirituellen Meister erhalten, der Erfahrung in dieser Praxis und sie mit Erfolg durchgeführt hat:
  • Verbindung mit einer langen Überlieferungslinie von Menschen, die die Praxis mit Erfolg ausgeübt und dadurch Erleuchtung erlangt haben; das gibt uns Vertrauen und Zuversicht;
  • die Disziplin der eingegangenen Verpflichtungen und verschiedenen Gelübde einhalten, die wir im Hinblick auf unseres ethisches Verhalten und unseren Umgang mit anderen abgelegt haben;
  • unsere Praxis vertraulich und als Privatangelegenheit zu behandeln und in Bezug darauf Bescheidenheit wahren.

Im Allgemeinen trifft all das auf geistesgestörte Personen nicht zu.

Damit sind die wesentlichen Unterschiede aufgeführt zwischen der Vorstellung unserer selbst als ein Buddha in Form einer Buddha-Gestalt im Rahmen korrekter Tantra-Praxis und der Vorstellung eines Geistesgestörten, der meint, er wäre Mickymaus.

Wenn es also irgendwann im Verlauf unserer Tantra-Praxis vorkommt, dass wir anfangen uns zu fragen: „Was um alles in der Welt tue ich da? Das ist doch verrückt“, können wir die gesamte Checkliste durchgehen, um uns klarzumachen, ob alle Faktoren gegeben sind oder ob einige fehlen oder schwach ausgeprägt sind. 

Gottheiten-Yoga ist eine Methode, um Erleuchtung zu erlangen, und daher müssen wir natürlich wirklich verstehen, dass es durchaus möglich ist, tatsächlich Erleuchtung zu erlangen. All diese Punkte sind sehr wichtig, denn wenn uns die Realität dessen, was wir da tun, nicht klar ist, dann werden wir statt einer verrückten Person, die meint, sie wäre Mickymaus, eben eine verrückte Person, die sich vorstellt, sie wäre Avalokiteshvara oder Tara. Dann wird Gottheiten-Yoga eher ein Weg zur Wahnhaftigkeit als ein Weg zur Erleuchtung.

In allen Texten wird erwähnt, dass Tantra-Praxis Gefahren birgt, und dafür gibt es gute Gründe. Der wesentliche Punkt ist, dass sie im Rahmen all dieser Komponenten ausgeübt werden muss, die wir hier betrachtet haben. Andernfalls kann man leicht auf Irrwege geraten. Deswegen ist es so wichtig, Anleitung und Inspiration durch einen spirituellen Meister zu haben, die uns hilft, auf dem richtigen Weg zu bleiben.

Fragen

Sind diese Buddha-Gestalten wirklich Wesen oder sind sie Hervorbringungen unseres Geistes, zum Beispiel Avalokiteshvara als Manifestation von Mitgefühl?

Das ist eine sehr komplexe Frage. Laut der Tradition waren einige Buddha-Gestalten, etwa Avalokiteshvara und Tara tatsächlich lebende Personen mit einem eigenen Geisteskontinuum. Tara zum Beispiel war eine Bodhisattva, die gelobte, bis hin zur Buddhaschaft immer in weiblicher Form zu erscheinen, um Frauen zu ermutigen und zu inspirieren, dass sie Erleuchtung erreichen können. Ein Buddha kann sich natürlich in jeglicher Form manifestieren, die anderen von Nutzen ist, auch in Form von Tara. Aber das heißt nicht, dass das Geisteskontinuum dieses Buddhas zu dem des persönlichen Wesens Tara wird. Geisteskontinua bleiben immer individuell und zerfließen nicht ineinander.
Es gibt andere Gestalten, die vielleicht nicht unbedingt ihr eigenes individuelles Geisteskontinuum haben, doch ein Buddha kann sich in solch einer Form manifestieren, wie etwa im Falle von Kalachakra. Es gibt keine Berichte, die besagen, dass Kalachakra je ein eigenes individuelles Lebewesen war. Vielmehr manifestierte Buddha sich in dieser Form, um das Kalachakra-Tantra zu lehren. Es handelt sich also um eine Manifestation von Seiten des Buddha.

Von unserer Seite als Praktizierende spricht man im Anuttarayoga-Tantra, der höchsten Tantra-Klasse, von der subtilsten Ebene von Geist und Energie, die allen Wesen zu eigen ist, auch wenn sie erleuchtet sind. Diese subtilste Energie kann so gestaltet werden, dass sie in jeglicher Form erscheinen können. Wenn Buddhas sich in Formen von Buddha-Gestalten manifestieren, so geschieht das aus ihrer subtilsten Energie heraus. Auf unserer Stufe der Übung können wir unsere subtilste Energie in keiner Form manifestieren, und selbst auf sehr fortgeschrittenen Ebenen, auf denen man das kann, kann man es nicht immerzu aufrechterhalten. Wenn wir uns nun auf unserer Stufe der Übung uns selbst in solchen Formen vorstellen, sind das lediglich Repräsentationen von etwas, das wir noch nicht erreicht haben.

Die interessante Frage ist nun: Sind sie bloße Vorstellung? Was heißt es eigentlich, dass sie bloße Vorstellung sind? Wenn wir mit Tantra-Praxis vertraut sind, wissen wir: Eine Sadhana – das ist eine Meditationspraxis, um sich selbst als Buddha-Gestalt hervorzubringen – enthält die Visualisierung von uns selbst in der sogenannten „Gestalt der engen Verbindung“, manchmal auch „Wesen der Verbindlichkeit“ übersetzt, mit einem Mandala der engen Verbindung um uns herum. Dann rufen wir das herbei, was ich „Wesen des tiefen Gewahrseins“ nenne, auch „Weisheitswesen“ genannt, um damit zu verschmelzen.

Ich habe immer gedacht, und ich vermute, viele andere auch, dass die Formen der engen Verbindung etwas sind, mit denen man eine enge Verbindung herstellt, um diese Form dann tatsächlich zu erreichen. Und ich dachte auch immer, sie seien rein imaginär und die des tiefen Gewahrseins seien die wirklichen, die aus den Buddha-Bereichen kommen. Aber mein Lehrer Serkong Rinpoche sagte, dass man auf einer bestimmten Ebene des Pfades, ich glaube des zweiten, des Pfades der Anwendung, wirklich Lehren von einem Gemälde, einer Statue oder auch von den Wesen der engen Verbindung und den Wesen des tiefen Gewahrseins empfangen kann. Es handelt sich also nicht nur um unsere Imagination; wenn man eine bestimmte Ebene erreicht hat, kann es auch als ein richtiger Buddha wirken. 

Sind also diese Buddha-Gestalten nun imaginär oder real? Was meinen wir mit „real?“ Das wird kompliziert! Es ist wie mit den Statuen und den Rollbildern, den Thangkas, für die es etwas gibt, was auf Tibetisch „rab-nä“ heißt und manchmal als „Weihung“ übersetzt wird. In diesem Ritual wird der Aspekt des tiefen Gewahrseins herbeigerufen und mit den Statuen oder Gemälden verschmolzen; und sich vor ihnen zu verbeugen und ihnen Gaben darzubringen ist also dasselbe, als würde man es vor einem wirklichen Buddha tun. In dem Text „Eintritt in das Verhalten eines Bodhisattvas“ schrieb der indische Meister Shantideva, dass man ebenso viel positive Kraft aufbaut, wenn man einer Stupa (einem Reliquienschrein) eines Buddha Gaben darbringt, wie wenn man sie einem tatsächlichen Buddha darbringen würde. Ist das Götzenverehrung? Nun, eigentlich nicht. Man muss verstehen, dass man von allem Lehren empfangen kann – sogar vom Wind –-, wenn man sich auf einer fortgeschrittenen Ebene befindet.

In einer Hinsicht repräsentieren die Buddha-Gestalten also etwas, das noch nicht stattgefunden hat, aber stattfinden kann. In anderer Hinsicht sind sie eine andere Ebene, auf der sich unsere subtilste Energie manifestieren kann. Und in wieder anderer Hinsicht können wir sogar Lehren von ihnen empfangen wie von einem Buddha. Und einige basieren auf einer tatsächlichen lebenden Person mit ihrem eigenen Geisteskontinuum, andere nicht.

Ist es in Ordnung, uns selbst in Form einer Buddha-Gestalt zu visualisieren, die uns besser vertraut ist, z.B. Jesus oder Maria, statt in Form dieser traditionellen indischen Buddha-Gestalten, die wir schwer nachempfinden können?

Im Allgemeinen ist das nicht so eine gute Idee, denn es ist etwas respektlos gegenüber den anderen Religionen, in diesem Fall dem Christentum gegenüber, selbst wenn wir es für uns behalten und niemandem erzählen. Es ist fast ein bisschen so, als würden wir Jesus und Maria zu Buddhisten umwandeln. Das heißt nicht, dass wir Jesus und Maria nicht vor uns visualisieren können, uns von ihren guten Qualitäten inspirieren lassen und uns sogar vorstellen können, dass von ihnen Wellen der Inspiration in Form von farbigem Licht ausgehen. Unangemessen und respektlos wäre aber, uns selbst als Jesus oder Maria zu visualisieren.

Sie haben erwähnt, dass es Buddha-Gestalten gibt, als die Buddha sich manifestierte und die ihr eigenes, individuelles Geisteskontinuum hatten, zum Beispiel Tara, und andere, bei denen das nicht der Fall ist, zum Beispiel Kalachakra. Ebenso hat natürlich auch Mickymaus nicht ihr eigenes Geisteskontinuum und hat auch nie tatsächlich gelebt. Worin besteht dann der Unterschied, ob Buddha sich als Kalachakra manifestiert oder als Mickymaus?

Das ist auch wieder ein komplexes Thema. Buddha manifestierte sich in Form von Kalachakra als wirksames Mittel, um anderen zu helfen, Erleuchtung zu erlangen. All die verschiedenen Arme und Gesichter usw. stehen für verschiedene Aspekte dessen, was wir bereinigen, des Pfades, der das jeweils bereinigt, und der resultierenden Ebene, die erreicht wird.

Ein weiterer Aspekt ist, dass zu bestimmten Zeiten im Laufe der Geschichte verschiedene Formen dieser Buddha-Gestalten zu sehr popularisiert und dadurch sozusagen etwas fad geworden und die entsprechende Praxis weniger wirksam geworden war. In solchen Zeiten zeigte sich Buddha sehr weit fortgeschrittene Meistern in reinen Visionen in verschiedenen Formen klassischer Buddha-Gestalten. Daraufhin entwickelten sich neue Tantra-Praktiken, die auf diesen neu offenbarten Gestalten beruhten.

Mickymaus ist als Beispiel vielleicht etwas schwierig; lassen Sie uns Schneewittchen als Beispiel nehmen. Wenn jemand behaupten würde, er habe eine Vision von Buddha als Schneewittchen mit den sieben Zwergen gehabt und würde nun das „Schneewittchen-Tantra“ lehren, würden die Leute denken, er sei übergeschnappt.

Der Test für eine gültige Lehre, die aus einer reinen Vision stammt, ist, dass qualifizierte Yogis sie in die Praxis umsetzen und die angegebenen Resultate erlangen, die aus solch einer Praxis hervorgehen sollen, mit anderen Worten, dadurch Erleuchtung erlangen. Buddha hat sich zum Beispiel in mindestens 21 verschiedenen Formen als Tara manifestiert. Diese sind gut bekannt als die 21 Taras. Es könnte sein, dass jemand eine reine Vision von Buddha hat, der sich als Tara in Form von Schneewittchen in einem Mandala mit sieben Zwergen manifestiert, welche die sieben Juwelen der Arya-Wesen repräsentieren, und die weiße Farbe von Schneewittchen würde für Läuterung stehen. Das ist ein bisschen weit hergeholt, aber es liegt im Bereich der Möglichkeit dessen, was mit buddhistischer Tradition vereinbar wäre. Aber es müsste einen ziemlich guten Grund geben für so eine Manifestation von Tara als Schneewittchen!

Auf diese Weise können wir, einfach zum Spaß, etwas untersuchen. Aber bitte denkt daran, dass Verrückte nicht denken, dass sie Buddhas seien, die sich in Form von Schneewittchen zeigen, weil das ein geschickt eingesetztes Mittel ist, um Menschen zu helfen, Erleuchtung zu erlangen. Sie meinen, sie wären tatsächlich das wirkliche Schneewittchen. Das ist ein riesiger Unterschied.

Zusammenfassung

Tantra wird oft mit einer Bambusstange verglichen: entweder man klettert daran bis ganz nach oben oder man rutscht ganz nach unten. Tantra-Praxis muss in einem soliden Hintergrund grundlegender buddhistischer Kenntnisse und Erfahrungen wurzeln, sonst besteht die Gefahr, dass wir die Praktiken auf eine Art und Weise verwenden, die unsere Verblendungen eher vermehrt als vermindert.

Gottheiten-Yoga mag vielleicht so ähnlich erscheinen, als würde man sich einfach vorstellen, man wäre Mickymaus, aber die Unterschiede sind klar und deutlich. Gottheiten-Yoga bietet uns Methoden, um unser gewöhnliches, verblendetes Selbstbild zu überwinden und es durch etwas zu ersetzen, das völlig rein ist, und das wir nutzen können, um uns den ganzen Weg bis hin zur Erleuchtung zu bringen.

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