Das Auflösen von Eifersucht: Störende Emotionen

Eifersucht ist allumfassend. Unser Kollege bekommt eine Förderung und wir denken: „Das hat er gar nicht verdient!“ Unser Freund findet einen großartigen Partner und wir fragen uns: „aber was ist mit mir?“ Von Zeit zu Zeit haben wir alle diese Gefühle. Hier sehen wir uns die verschiedenen Arten der Eifersucht an und wie wir sie überwinden können.

Störende Emotionen und Geisteshaltungen definieren 

Eifersucht ist etwas, das man im Buddhismus als „störende Emotionen und Geisteshaltungen“ bezeichnet. Diese Dinge werden als Geisteszustände oder Zustände des Herzens definiert, die dazu führen, dass wir unseren Geistesfrieden verlieren und wie paralysiert werden, womit wir an den Rand unserer Selbstbeherrschung gelangen. Wenn man einmal darüber nachdenkt ist es doch so, dass wir zweifellos kein gutes Gefühl dabei haben, wenn wir wirklich an etwas oder jemanden hängen und wütend oder eifersüchtig sind. Wir verlieren im Grunde unsere Selbstbeherrschung, da in unserem Geist alle möglichen verrückten Dränge hochkommen, bestimmte Dinge zu tun oder zu sagen, was wir dann später meistens bereuen. Diese störenden Emotionen und Geisteshaltungen können uns dazu bringen, auf eine Weise zu handeln, die wirklich destruktiv und schädlich gegenüber anderen und schließlich auch selbstzerstörerisch ist. Letzten Endes sind wir die Verlierer.

Natürlich werden Emotionen in den verschieden Kulturen auf unterschiedliche Weise definiert und festgelegt, und diese Emotionen umfassen einen breiten Bereich diverser Gefühle. Es ist, als würde man eine Torte in viele unterschiedlich große Stücke teilen. In der tibetischen Sprache, die oft auf indisch-buddhistischen Definitionen beruht, sprechen wir beispielsweise nur von Eifersucht, während wir im Westen einen Unterschied zwischen Eifersucht und Neid machen. 

Eifersucht: Teil eines größeren Problems 

Analysieren wir die Gegenmittel, die im Buddhismus für den Umgang mit Eifersucht empfohlen werden, sehen wir, dass sie nur auf einen kleinen Teil des größeren Problems eingehen. Wir müssen genau hinschauen, worum es in jeder Kultur geht, denn vielleicht ist es notwendig buddhistische Methoden anzuwenden, die nicht zur Kategorie der Eifersucht gehören, um mit dem eigentlichen Problem fertigzuwerden.

Im Buddhismus wird Eifersucht als Teil der Feindseligkeit definiert, und hiermit richten wir uns auf die Leistungen, die Qualitäten, den Besitz, die Familie und den Status von anderen Menschen und sind nicht in der Lage, diese Errungenschaften zu ertragen. Sind wir eifersüchtig, können wir es nicht ausstehen, wenn andere bestimmte Dinge erreicht oder bekommen haben, und der Grund liegt darin, dass wir tatsächlich sehr an unserer eigenen Situation hängen. Wenn wir also eifersüchtig sind, konzentrieren wir uns vielleicht insbesondere oder ganz allgemein auf die guten Eigenschaften anderer, wie deren Intelligenz, ihr gutes Aussehen, ihren Reichtum oder ihren Erfolg. Es könnte einfach sein, dass sie einen Jungen haben, während es in unserer Familie kein männliches Kind gibt. Für uns ist es dann unerträglich und das stärkste, damit verbundene emotionale Element ist die Missgunst, die wir gegenüber der anderen Person in diesem Zusammenhang hegen. Da wir an unserer eigenen Situation hängen, bemitleiden wir uns im Grunde selbst. Darum geht es, wenn im Buddhismus von Eifersucht die Rede ist, und das Gegenteil dieser Eifersucht wäre dann, sich am Erfolg der anderen Person zu erfreuen.

Neid: Eine Kombination von Eifersucht und Begehren 

Natürlich können wir Eifersucht auch auf eine viel breitere Weise erleben und die oben beschriebene Form einfach nur als eine Art der Eifersucht bezeichnen. In diesem Sinne können wir den so genannten „Neid“ als eine weitere Art der Eifersucht mit einbeziehen. Im Buddhismus wird das Begehren als eine weitere störende Emotionen definiert. Das Begehren ist ein übermäßiges Verlangen, ein wirklich exzessiver Wunsch nach etwas, das einem anderen gehört.

Schlägt man das Wort „Neid“ (engl. envy) in einem englischen Wörterbuch nach, steht dort, dass es sich um ein mit Schmerz und Missgunst geladenes Gewahrsein des Gewinns eines anderen handelt, verbunden mit dem Wunsch, die gleiche Sache auch genießen zu wollen. Zusätzlich zur Unfähigkeit, die Errungenschaften des Anderen zu ertragen, wollen wir sie auch noch für uns selbst haben. Nicht immer, aber oft ist es auch noch mit Schlimmerem verbunden. Neid, als eine Kombination von Eifersucht und Begehrens, führt häufig zu Konkurrenzdenken. Einige von euch kennen vielleicht Chögyam Trungpa Rinpoches Darstellung des Maitri-Raum-Gewahrsamkeitsschemas, in dem er über die Eifersucht als störende Emotion spricht, die uns dazu antreibt, wettbewerbsorientiert zu sein und eifrig daran zu arbeiten, andere oder gar uns selbst zu übertreffen.

Außerdem hofft man vielleicht noch zusätzlich, dass andere das, was sie haben, verlieren, als würden sie es nicht verdienen. Beispielsweise mögen wir denken: „Warum sollte der Andere diesen Job bekommen? Ich habe ihn verdient, nicht er!“ Fühlt es sich nicht manchmal so an? Nach Ansicht des Buddhismus handelt es sich hierbei um eine weitere störende Emotion, bei der wir in einer anderen Kategorie nachschauen müssen, um herauszufinden, wie man damit umgeht.

Erfahren wir eine dieser störenden Emotionen, die wir als „Eifersucht“ bezeichnen, ist es natürlich notwendig, unsere Gefühle zu analysieren, um eine Strategie zu finden, wie wir mit dieser Emotion umgehen und sie überwinden können. Welches sind all die Bestandteile unserer Gefühle? Der Begriff „Eifersucht“ ist mit anderen Worten einfach viel zu umfassend. Er beinhaltet so viele Dinge und wir werden sehen, dass es dabei um weit mehr geht, als um das, was wir bisher angesprochen haben.

Das Pferderennen 

Weil wir eifersüchtig oder neidisch auf das sind, was andere erreicht haben, treiben wir uns selbst oder jene, die für uns arbeiten, dazu an, immer mehr zu tun. Ein gutes Beispiel ist der extreme Wettbewerb, wie wir ihn im Geschäftsleben oder im Sport finden. Besonders ausgeprägt ist er im Sport. Im Buddhismus wird dieser Aspekt des Konkurrenzdenkens behandelt, indem man sich des Symbols eines Pferdes für die Eifersucht bedient. Tritt ein Pferd in einem Rennen gegen andere Pferde an, ist es für das Pferd unerträglich, wenn ein anderes Pferd schneller ist. In der buddhistischen Sichtweise würde man dieses Verhalten, bei dem das Pferd es dem anderen nicht gönnt schneller zu sein, eher der Missgunst als der Eifersucht zuschreiben. Im Buddhismus geht es dabei nicht darum, einen echten Wettbewerb zu gewinnen, sondern eher um die Frage: „Warum sollte dieses Pferd schneller rennen als ich? Ich muss doch schneller sein.“ Und daher treten sie gegeneinander an.

Obwohl die Eifersucht im Buddhismus eng mit dem Konkurrenzdenken verbunden ist, führt sie nicht immer zu einem Konkurrenzkampf. Konkurrieren wir zum Beispiel tatsächlich mit dieser anderen Frau oder dem anderen Mann darum, diese Person unserer Wahl zu bekommen? Um was könnte es hierbei noch gehen? Wenn wir ein niedriges Selbstwertgefühl haben, könnten wir eifersüchtig auf andere sein, jedoch nicht einmal versuchen zu konkurrieren, weil wir denken: „Ich finde doch sowieso niemanden, der mich lieben könnte. Warum sollte ich es also versuchen? Ich kann sowieso keinen guten Job bekommen und daher nutzt es nichts, sich zu bewerben.“ Wir sind jedoch trotzdem eifersüchtig auf jene, die einen guten Job haben.

Auf der anderen Seite könnten wir eine Art Konkurrenzdenken haben, ohne jedoch eifersüchtig zu sein. Manche Menschen lieben es einfach im Sport zu wetteifern, weil sie daran Freude haben und es genießen, und sie tun es, ohne Punkte mitzuschreiben, oder gegen jemanden anzutreten. In den meisten Fällen bringen wir jedoch Eifersucht und Konkurrenzdenken miteinander in Verbindung. Im Buddhismus sehen wir aber, dass diese zwei auf eine ziemlich unterschiedliche Weise zusammengebracht werden, als wir es normalerweise kennen. 

Die Wichtigkeit, andere als gleich zu betrachten 

Der große indische Meister Shantideva liefert uns eine Darstellung, bei der wir in der Regel auf jene in einer höheren Position eifersüchtig sind, während wir mit Gleichgestellten im Wettstreit stehen und gegenüber jenen von niederer Stellung herablassend sind. Wenn es nun darum geht, Eifersucht zu überwinden, bezieht sich das immer darauf zu lernen, alle als gleich anzusehen. Das Problem besteht nun darin, dass wir nicht alle im gleichen Maße anerkennen. Diese Herangehensweise ist wahrscheinlich ganz anders, als wir es für gewöhnlich angehen würden.

Ich bin etwas Besonderes 

Im Wesentlichen geht es um unser Verständnis vom „Ich“, denn im Buddhismus wird darauf hingewiesen, dass das eigentliche Problem bei uns allen darin besteht zu meinen, wir wären etwas Besonderes. Entweder denken wir, wir wären besser oder schlechter als alle anderen, oder wir haben das Gefühl, andere würden fälschlicherweise denken, wir wären schlechter als alle anderen. Die Ungleichheit besteht hier darin zu meinen, wir wären etwas Besonderes, also nicht so wie alle anderen und die anderen wären nicht so wie wir.

Das können wir uns in Bezug auf unsere Eifersucht ansehen. Wir denken vielleicht, wir wären der Einzige, der eine bestimmte Aufgabe, wie unserem Freund das Autofahren beizubringen, gut und richtig erfüllen kann, und werden eifersüchtig, wenn unser Freund es von einem anderen lernt. Ein anderes Beispiel wäre die Situation in einer Belehrung, bei der wir meinen, wir wären die Einzigen, die in der Lage sind eine Frage beantworten zu können, und werden eifersüchtig und sind verletzt, wenn es jemand anders tut. Das alles kommt zustande, weil wir das Gefühl haben, wir wären etwas Besonderes. Wir denken, wir müssten etwas tun, und sonst niemand. Dies führt allerdings nicht zwangsläufig zu Konkurrenzdenken, nicht wahr?

Ein weiteres Beispiel besteht darin zu denken und das Gefühl zu haben: „Ich bin der Einzige, der im Leben vorankommen sollte. Ich sollte derjenige sein, der gewinnt und der reich ist“, und dann werden wir eifersüchtig, wenn ein Anderer erfolgreich ist. Wir entwickeln ein Konkurrenzdenken und müssen die andere Person übertreffen, obwohl wir selbst auch einigermaßen erfolgreich sind.

Hier gibt es einen großen Unterschied, den wir selbst analysieren und erforschen müssen. Haben wir etwas nicht, was die andere Person hat, sind wir eifersüchtig. Das ist etwas anderes als wenn wir bereits ein bestimmtes Maß von etwas haben, jedoch eifersüchtig sind, dass die andere Person mehr hat. In diesem Fall gibt es Gier und Konkurrenzdenken, und somit unterschiedliche Strategien, um damit umzugehen. Wie dem auch sei, hinter all dem steht ein starkes Gefühl und eine ausschließliche Beschäftigung mit dem „Ich“. Die Realität ist, dass wir andere nicht auf die gleiche Weise wie uns selbst betrachten. Wir sind etwas Besonderes.

Das Gegenmittel ist der Gleichmut 

Im Buddhismus gibt es eine Strategie, die bei all dieser Eifersucht, dem Konkurrenzdenken und der Überheblichkeit zum Tragen kommt: alle als gleichwertig zu betrachten. An uns ist im Grunde gar nichts besonders, denn jeder hat die gleichen grundlegenden Fähigkeiten. Das bezieht sich auf die Tatsache, dass wir alle die gleiche Buddha-Natur, die Fähigkeit uns zu unserem vollsten Potenzial zu entwickeln, haben. Dazu kommt noch, dass jeder den gleichen Wunsch hat glücklich und erfolgreich zu sein und nicht unglücklich sein und scheitern will. Jeder hat das gleiche Recht glücklich zu sein und jeder hat das gleiche Recht nicht unglücklich zu sein. In diesem Sinne ist an mir nichts Außergewöhnliches.

Liebe: Möge jeder glücklich sein und die Ursachen des Glücks besitzen 

All das verbinden wir mit Liebe und im Buddhismus wird das als der Wunsch definiert, alle mögen gleichermaßen glücklich sein und gleichermaßen die Ursachen des Glücks besitzen. Liebe ist im Grunde der Weg zum Überwinden der Eifersucht. Lernen wir, dass jeder im Sinne dieser Buddha-Natur gleichwertig ist und öffnen wir uns gegenüber der Liebe, sind wir offener dafür zu sehen, wie wir uns gegenüber all diesen verschiedenen Leuten verhalten, ob sie nun erfolgreicher sind als wir, oder ihr Ziel nicht erreicht haben.

Shantideva lehrt Folgendes: sogar wenn jemand viel erfolgreicher ist als wir, würden wir uns freuen und glücklich über seinen Erfolg sein, wenn wir wirklich an dem Glück aller interessiert sind. Wir würden außerdem versuchen, denjenigen, die uns gleichgestellt sind, zu helfen anstatt mit ihnen zu wetteifern, indem wir beispielsweise allen anderen Schülern in der Klasse helfen, für die Prüfungen zu lernen, anstatt ihnen die Bücher in der Bibliothek wegzuschnappen, damit sie sie nicht lesen können. Was diejenigen betrifft, die weniger erfolgreich sind als wir, würden wir versuchen ihnen zu helfen, anstatt uns ihnen gegenüber zu brüsten und voller Hochmut zu denken, wir wären besser als sie. 

Automatisch entstehende und doktrinär bedingte Emotionen 

Diese buddhistischen Methoden sind tatsächlich sehr fortgeschritten und wirklich schwierig anzuwenden. Das liegt daran, dass es zwei Formen von störenden Emotionen gibt. Da gibt es die Art, die automatisch auftritt und die von allen, sogar von Hunden, erlebt wird. Wenn zum Beispiel ein neues Baby ins Haus kommt, kann sogar der Familienhund eifersüchtig werden. Und dann gibt es die doktrinär bedingten störenden Emotionen, die darauf zurückzuführen sind, dass wir etwas in einer Art System gelernt haben. Sie könnte aus einer Propaganda, Religion, Kultur oder etwas in der Gesellschaft entstehen, das uns dazu bringt, eifersüchtig zu reagieren. Das System lehrt uns eine bestimmte Sichtweise in der Welt, die Eifersucht hervorbringt und sie sogar verstärkt.

Was die Emotionen betrifft, die automatisch auftreten, können wir sehen, dass fast alle Kinder ganz automatisch gewinnen wollen und weinen, wenn sie verlieren. Das tritt automatisch in fast allen Kulturen auf. Im Westen ist es für uns schwierig, da Eifersucht und Konkurrenzdenken bekräftigt, verstärkt und durch viele unserer westlichen kulturellen Werte sogar belohnt werden. Unsere westliche Kultur vermittelt uns zum Beispiel den Kapitalismus als eine von Natur aus optimale Form der demokratischen Gesellschaft, was unsere Denkweise sogar im Hinblick auf persönliche Beziehungen beeinflusst Dahinter steckt die Theorie, dass der Stärkste überleben wird, und das stellen wir nie infrage, sondern akzeptieren es als völlig korrekt. Auf diese Weise ist das Konkurrenzdenken die grundlegende treibende Kraft, und nicht wie beispielsweise im buddhistischen Glauben, in dem Liebe und Zuneigung die grundlegenden treibenden Kräfte des Lebens sind.

Schwierigkeiten in der westlichen Kultur 

In dieser westlichen Kultur, in der es um das Recht des Stärkeren geht, liegt die Betonung auf der Wichtigkeit von Erfolg und Gewinn. Diese Zwangsvorstellung wird weiter durch wettbewerbsorientierten Sport und die Bewunderung von Spitzensportlern und den Reichsten der Welt verstärkt. All das ist nichts Neues; das Huldigen der Reichen und der Spitzensportler (siehe olympische Spiele) lässt sich in unserer Kultur weit zurückverfolgen. Und es durchdringt jede Ebene der Gesellschaft. Wir sind wie besessen vom Fußball und die Fußballspieler sind unsere Helden. Das ist wirklich komisch, denn Buddha ist nicht unser Held, aber ein Sportler schon. Es ist merkwürdig, dass wir einen Schwergewichtsboxweltmeister, aber keinen Mitgefühlsweltmeister haben. Eine Weltmeisterschaft im Mitgefühl zu haben, nun, das wäre wirklich etwas Interessantes!

Diese ganze Denkweise ist sogar noch perfider, wenn wir uns unser westliches System des Wahlkampfes unserer Führungspersönlichkeiten betrachten, der ebenfalls auf Eifersucht und Konkurrenzdenken basiert, sowie darauf, sich selbst als Kandidat anzupreisen, indem man propagiert, wie viel besser man selbst ist, als die Rivalen. Diese Methode wird dann auch noch als lobenswert und als etwas betrachtet, was von der ganzen Welt übernommen werden sollte.

Es ist interessant sich vorzustellen, was passieren würde, wenn man versuchte, diese Werte in der tibetischen Gesellschaft umzusetzen. In der tibetischen Gesellschaft legt man einen hohen Wert auf Demut und schaut auf jeden herab, der behauptet, er wäre besser als ein anderer. So etwas zu tun, hält man für eine wirklich schlechte Charaktereigenschaft. Demokratie und Wahlkampf ist etwas vollkommen Fremdes und funktioniert in dieser Art der Gesellschaft nicht. Niemand würde irgendjemanden wählen, der von sich behauptet, er wäre besser als eine andere Person. Stattdessen müsste man wahrscheinlich sagen: „Ich bin nicht wirklich qualifiziert und nicht so gut.“ Das ist tatsächlich ein riesiger Unterschied. Daran kann man sehen, wie kulturspezifisch unsere Werte sind. Sie sind nicht universell. Wir hören, wie der Dalai Lama sich selbst als einen einfachen Mönch beschreibt, der über kein Wissen verfügt. Es ist der Dalai Lama, der so etwas sagt!

Wenn Eifersucht, Konkurrenzdenken und die Ausrichtung auf Erfolg so vehement durch die Propaganda unserer Kultur bis hin zu den alten Griechen und darüber hinaus propagiert wurden, ist es natürlich schwierig, ganz unmittelbar auf die buddhistischen Methoden überzugehen, bei denen wir uns an dem Sieg der anderen erfreuen. In den buddhistischen Methoden des Geistestrainings besteht die Praxis darin, den anderen den Sieg zu schenken und die Niederlage völlig auf sich zu nehmen. Das ist für uns Westler ein wirklich schwer verdaulicher Brocken!

Kulturelle Werte neu überdenken 

Als Westler ist es gut damit zu beginnen, die Gültigkeit unserer kulturellen Werte und unserer doktrinär bedingten Formen der Eifersucht und des Konkurrenzdenkens neu zu untersuchen. Wenn wir sie tiefgründiger analysieren, können wir sehen, wie sie unsere persönlichen Beziehungen und unseren Umgang mit anderen beeinflussen. Beim Konkurrenzdenken ist es so, dass wir erfolgreich sein müssen, und in persönlichen Beziehungen erwarten wir den schönsten Prinzen oder die Prinzessin auf dem weißen Pferd. Dann werden uns alle anderen bewundern, ist es nicht so? Denkt einmal darüber nach. Wie viele unserer Eltern wären tatsächlich glücklich, wenn wir jemanden heiraten würden, der wirklich reich ist. Würden wir dagegen einen Partner finden, der überhaupt kein Geld hat, jedoch ein sehr netter Mensch ist, wären sie nicht so zufrieden. Ich glaube viele von uns hier im Westen werden oft ziemlich eifersüchtig auf jemanden, der einen reichen Partner bekommt, und unsere Eltern werden eifersüchtig auf andere Familien, deren Kinder einen wohlhabenden Partner haben.

Zunächst ist es erst einmal eine gute Idee, unsere kulturellen Werte zu überdenken, um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um etwas handelt, was wir annehmen wollen oder ob es einfach alte Propaganda ist.

Am Beispiel eines indischen Marktes oder Bazars können wir die Relativität unserer kulturell basierten Eifersucht und unseres Konkurrenzdenkens erkennen. In Indien, im Mittleren Osten und historisch gesehen natürlich auch im Westen, kann man diese Märkte finden, in denen in jeder Reihe und jeder Bude das Gleiche verkauft wird, von Kleidung bis hin zu Schmuck, Gemüse usw. Die Verkäufer sitzen alle eng beieinander, trinken den ganzen Tag Tee und unterhalten sich. Die Geisteshaltung, die hinter all dem steckt, ist die, dass es am Karma liegt, ob es gut läuft oder nicht. Wenn es gut läuft, ist es unser Karma, und wenn nicht, ist es ebenfalls unser Karma.

Sie denken nicht: „Wie könnte ich die anderen übertreffen?“ Das ist eine kulturelle Sache. In Deutschland gibt es tatsächlich ein Gesetz, das besagt, dass man kein Geschäft neben einem anderen aufmachen kann, in dem genau das Gleiche verkauft wird. Man kann den Vermieter verklagen, wenn er die Räumlichkeiten nebenan an die gleiche Art von Geschäft vermietet. Das ist sehr kulturspezifisch. Wir mögen denken, dass überall auf der Welt Dinge so getan werden, oder getan werden sollten, wie wir es tun. Diese Denkweise gilt es zu überwinden.

Eifersucht als Intoleranz von Rivalität oder Untreue 

Alle von uns erleben eine Art der Eifersucht auf der Arbeit, mit Freunden und Ähnlichem. Aber im Westen geht es um eine etwas andere Form der Eifersucht, die uns noch mehr zu schaffen macht. Schlägt man das Wort „Eifersucht“ im Wörterbuch nach, steht dort: „Intoleranz gegenüber Rivalität oder Untreue“. Beispielsweise werden wir eifersüchtig, wenn unsere Partner mit anderen flirten oder einfach viel Zeit mit anderen verbringen. Nur weil die Person mit jemand anderem Zeit verbringen möchte, denken wir, sie wäre untreu und können es nicht tolerieren. Da gibt es einen Rivalen.

Ein anderes Beispiel, das wir bereits erwähnt haben, betrifft den Hund, wenn ein neues Baby ins Haus kommt. Das Baby ist ein Rivale in Bezug auf die Aufmerksamkeit des Herrchens. Das Herrchen wirft nun dem Baby statt dem Hund die Knochen zu. Wie bei der Eifersucht, wie sie im Buddhismus definiert wird, gibt es auch hier ein Element der Missgunst und zusätzlich ein starkes Gefühl von Unsicherheit und Argwohn. 

Unsicherheit 

Der Umgang mit Unsicherheit ist im Buddhismus ein völlig anderes Thema. Sind wir unsicher, werden wir eifersüchtig, wenn ein Partner oder Freund mit jemand anderem zusammen ist. Wir sind unsicher in Bezug auf uns selbst, unser Selbstwertgefühl, sowie seiner Liebe gegenüber uns. Außerdem hegen wir Misstrauen gegenüber unserem Partner und haben Angst, dieses „Ich“ könnte im Stich gelassen werden.

Um mit dieser Art der Eifersucht fertigzuwerden, ist es wiederum notwendig, sich über die Gleichheit aller bewusst zu werden, jedoch aus einem etwas anderem Blickwinkel. Für uns Westler ist es an sich etwas einfacher damit umzugehen, weil es kulturell nicht so belastet ist, wie andere Aspekte. Es handelt sich um eine Sache, die automatisch in Erscheinung tritt und daher müssen wir nicht noch zusätzlich mit der kulturellen Last klarkommen. Niemand muss uns beibringen unsicher zu sein, obwohl ich mir sicher bin, dass einige Menschen der Meinung sind, unsere Kindheit hätte etwas dazu beigetragen. Zum Beispiel fühlt sich jemand, der als Baby ständig von der Mutter herumgetragen wurde, wie es in Asien ganz normal ist, viel sicherer als jemand, der als Baby in seinem Bettchen allein gelassen wurde. Stellt euch einmal vor, wie es für ein Baby sein muss, wenn die Mutter es in einem Sportwagen über die Straße schiebt. Es sieht all diese riesigen lauten Autos, die vorbeifahren, aber es sieht seine Mutter nicht. Wie soll es sich da sicher fühlen? In gewisser Weise wird die natürliche Unsicherheit kulturell verstärkt, aber das ist eine Sache für sich.

Was die Unsicherheit betrifft, ist es wichtig, über die Gleichheit aller in Bezug auf bestimmte Aspekte unserer Buddha-Natur nachzudenken. Dieser Faktor besteht darin, dass das Herz die Fähigkeit hat, jeden zu lieben. Das kann in Bezug auf die Eifersucht sehr hilfreich sein, denn wir erkennen, dass es völlig normal für den Freund oder Partner ist, viele Menschen und nicht nur eine Person zu lieben und freundlich gegenüber ihnen zu sein. Und bitte seht das nicht als Duldung sexueller Freizügigkeit. Statt zu denken, wir wären die besondere oder exklusive Person, die den wichtigsten Platz im Herzen unseres Partners oder Freundes einnimmt, öffnen wir uns der Situation. In vielfacher Hinsicht gilt es Mitgefühl zu entwickeln, wenn wir dieses Gefühl haben, denn wir verstehen nicht die Kapazität der Buddha-Natur gegenüber allen freundlich und warmherzig zu sein.

Es gibt nicht nur einen

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Diese interessante Erkenntnis habe ich zuerst in der Astrologie bekommen. Wir suchen stets nach dem Besonderen und in der Astrologie versuchen wir mit einem Blick auf die Planeten herauszufinden, welche einen guten Aspekt auf unsere Venus werfen. Denkt man jedoch einmal darüber nach, fällt einem auf, dass es Abermillionen von Menschen geben muss, dessen Venus einen guten Aspekt auf unsere Venus wirft. Was ist also das Besondere an einem Bestimmten? Warum gibt es nur einen Prinzen oder eine Prinzessin da draußen, die mich lieben könnte?

Es ist wirklich wichtig zu lernen, unsere Herzen gegenüber jedem zu öffnen. Verhält sich unser Partner nicht so, sollten wir Mitgefühl für ihn haben. Es ist etwas, das er lernen muss. Wenn wir unsere Herzen öffnen, wird diese eine Person, wegen der wir so eifersüchtig sind, weil sie mit anderen Gemeinschaft hat, viel kleiner in unserem Leben. Sie ist nicht die Einzige in der Welt, die wir lieben können. Mit einem offenen Herzen können wir ein erstaunliches Maß an Liebe für unsere Freunde, Partner, Haustiere und Eltern haben. Wir können unser Land, unsere Leute, die Natur, unseren Gott, unser Hobby und unseren Job lieben. Und die Liste hört hier nicht auf.

Wir können mit all diesen Objekten unserer Liebe umgehen, weil unser Herz tatsächlich groß genug für alle ist. Wir können unsere Liebe auf angemessene Weise gegenüber jeder Person oder Sache, die wir lieben, ausdrücken, und das ist ein wichtiger Aspekt. Natürlich drücken wir unsere Liebe für unseren Hund nicht auf die gleiche Weise aus, wie unsere Liebe gegenüber unserem Mann, unserer Frau oder unseren Eltern. Man weiß ja nie, aber normalerweise haben wir nicht mit allen eine sexuelle Beziehung. Wenn unser Sexualpartner untreu ist, oder auch wenn er keinen Sex mit anderen hat, aber seine ganze Zeit mit seinen Freunden verbringt, ist es nie hilfreich, darauf emotional mit Eifersucht oder Besitzgier zu reagieren. Das hilft in so einer Situation nicht weiter.

Reagieren wir mit Eifersucht und Besitzgier, ist das zum Teil kulturell bedingt. Betrachten wir eine traditionelle japanische Frau und eine traditionelle westliche Frau, die mit der Situation konfrontiert werden, dass ihr Mann viel mit den anderen Männern aus dem Büro ausgeht, würden sie es emotional ganz anders erleben. Kulturell gibt es da einen Unterschied und daher sollten wir darauf achten, wie sehr unsere Reaktion etwas mit der Kultur zu tun hat und wie sehr es sich um eine natürliche, automatische Erwiderung handelt. Das kann wirklich wichtig in Ehen verschiedener Kulturen sein. Wir neigen oft dazu, die kulturellen Einflüsse in unseren Emotionen herunterzuspielen. Das könnte auch in Beziehungen von Partnern verschiedener Generationen eine Rolle spielen, da sie unterschiedliche Werte haben könnten.

Unsere Herzen öffnen 

Wenn wir denken, dass es Liebe und enge Freundschaften nur ganz exklusiv mit einer Person geben kann und diese Person dann einen anderen Freund hat, bleibt kein Raum mehr für uns und das ist dann Eifersucht. Wir sollten erkennen, dass all das auf einem soliden „Ich“ gründet, das etwas Besonderes ist. Wie würde sich ein Buddha verhalten, der alle Wesen gleichermaßen liebt?

Hat ein Buddha Gemeinschaft mit einer Person, ist er zu einhundert Prozent bei dieser Person. Seine Heiligkeit der Dalai Lama ist ein hervorragendes Beispiel dafür, alle gleichermaßen zu lieben, und er hat jedes Jahr, sogar jeden Tag mit so vielen verschiedenen Menschen Gemeinschaft. Jeder, der ihn trifft spricht über dieses Gefühl, dass er in ihrer Gemeinschaft vollkommen auf sie fokussiert ist und sie nicht einfach nur anstarrt. Sein Herz ist einfach vollkommen, zu einhundert Prozent mit ihnen. Sogar wenn er einfach nur seinen Blick über das Publikum schweifen lässt, hat man dieses Wow-Gefühl. Es gibt einem das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, aber nicht auf eine eigenartige, egozentrische Weise. Es ist einfach so, weil er mit seinem Herzen zu einhundert Prozent bei jeder Person ist, die er trifft. Es wird auch nicht abgeschwächt, nur weil es so viele Menschen gibt. Man fühlt sich wie von dieser Energie der Liebe überrollt, wenn Seine Heiligkeit einen einfach nur ansieht. Danach sollten wir streben!

Das ist ein außerordentlich wichtiger Punkt. Seine Heiligkeit betont immer, dass man Dinge wie Eifersucht, Missgunst usw. dadurch überwinden kann, indem man Mitgefühl hat und sein Herz öffnet.

Trotzdem ist es für viele von uns auf unserer Ebene schwierig, unser Herz auch nur gegenüber einer Person zu öffnen, wenn wir uns nicht sicher sind, ob sie uns verletzen wird. Daher öffnen wir unsere Herzen fast nie. Wie schaffen wir es dann, uns gegenüber allen Wesen im Universum zu öffnen? Wenn wir uns langsam öffnen und erkennen, dass es nichts gibt, vor dem wir Angst haben müssten und dass wir mehr als eine Person lieben können, wird der Schmerz nicht so schlimm sein, wenn unsere Liebe nicht erwidert wird. Schließlich wurde auch Buddha Shakyamuni nicht von allen geliebt. Wie können wir da erwarten, dass alle uns lieben werden!

Ich finde dieses Beispiel mit Buddha Shakyamuni sehr hilfreich. Es gibt so viele Geschichten über Buddhas Cousin Devadatta, der ihn wirklich hasste. Devadatta war immer eifersüchtig auf den Buddha und versuchte ihn auf alle mögliche Weise zu schaden. Es ist gut, darüber nachzudenken. Was erwarten wir eigentlich? Manche Leute kritisieren uns nun einmal oder mögen uns vielleicht nicht. Betrachten wir es an einem zeitgenössischen Beispiel Seiner Heiligkeit des Dalai Lama und den Chinesen. Stellt euch vor, eine ganze Nation, eine Regierung würde jede Menge Propaganda und Hass in der Welt über uns verbreiten. Es ist vielleicht keine große Sache, wenn eine Person uns nicht mag, oder wenn eine Person uns wegen einer anderen verlässt. Relativ betrachtet ist das nicht das Ende der Welt. Im Englischen sagt man: „Diese Person ist nicht der einzige Fisch im Ozean.“

Keine Angst 

Manchmal denken wir, dass unsere persönlichen Beziehungen weniger erfüllend sein werden, wenn wir unser Herz für zu viele Menschen öffnen. Da gibt es jedoch nichts zu fürchten. Wir werden lediglich weniger anhänglich sein und nicht nur von einer einzigen Beziehung alles erwarten. Vielleicht verbringen wir weniger Zeit mit jedem Einzelnen, aber auf jedes Zusammensein werden wir uns vollkommen einlassen.

Wir werden auch erkennen, dass es mit der Liebe unseres Freundes gegenüber uns auch so ist. Es gibt keinen Grund zu denken, ihre Liebe gegenüber uns wäre irgendwie abgeschwächt, wenn er andere Freunde hat. Warum sollten Menschen nicht viele Freunde haben? Das bedeutet nicht, für uns würde dann weniger übrig bleiben, als wäre die Liebe so etwas wie Nahrungsmittel im Kühlschrank. Liebe ist etwas völlig anderes.

Den Mythos zerstreuen 

Das ist wieder so eine kulturelle Sache, an diesen Mythos zu glauben, eine Person würde perfekt zu uns passen und wäre unsere andere Hälfte, die uns in jeder Hinsicht ergänzt und mit der wir jeden Aspekt unseres Lebens teilen können. Hier handelt es sich um einen unrealistischen Mythos, der von dem alten griechischen Philosophen Plato stammt, der sagte, dass wir alle ursprünglich einmal ganz waren, aber dann irgendwann geteilt wurden. Auf diese Weise haben wir dann die Zielsetzung im Leben, unsere andere Hälfte zu finden, die perfekt zu uns passt und uns wieder ganz macht. Es scheint dieser Mythos zu sein, der dieser gesamten westlichen Geschichte der Romantik zugrunde liegt. Leider handelt es sich, genau wie beim Weihnachtsmann und beim Osterhasen, um einen Mythos. In unserer westlichen Vorstellung der Romantik haben wir den Prinzen auf dem weißen Pferd, den es jedoch in anderen Kulturen nicht gibt.

Wir projizieren die Erwartung, dass diese andere Person unsere andere Hälfte sein wird. Wenn sie dann nicht mit uns verschmilzt, all ihre Zeit mit uns verbringt und all ihre Geheimnisse mit uns teilt, werden wir eifersüchtig. Wir hegen Groll und werden wütend. Wenn sie eine kleine Sache aus ihrem Leben mit einem anderen teilt, steigt die Eifersucht in uns hoch. Denken wir aber mal darüber nach, ist es doch ziemlich abwegig zu erwarten, alle Aspekte unseres Lebens mit nur einer Person teilen zu können. Viel realistischer wäre es eine Gruppe zu finden, die unsere Interessen teilt, wie zum Beispiel im Sport. Warum sollten wir von unserer Frau erwarten, sich für Fußball zu interessieren?

Es ist viel interessanter, wenn wir nicht jeden einzelnen Aspekt mit nur einer Person teilen. Menschen haben viele unterschiedliche Interessen und es ist schön, wenn man sie mit verschiedenen Menschen teilen kann. Auf diese Weise lernen wir bestimmte Dinge. Wenn wir nicht diese unrealistische Erwartung einer alles-erfüllenden Beziehung haben, verringert das unsere Anfälligkeit dafür, eifersüchtig zu werden.

Eifersucht auflösen 

Wir haben uns ein paar Möglichkeiten angesehen, wie man emotionale Probleme auflösen kann. Haben wir eine störende Emotion, können wir anfangen, sie zu analysieren, anstatt so eine große, solide Sache wie Eifersucht daraus zu machen. Wenn wir das tun, wird es zu dieser schweren, soliden, von Linien umzogenen Sache. Beginnen wir sie zu analysieren, sehen wir, dass Eifersucht aus verschiedenen Dingen, wie Missgunst, Gier und unsinnigen Erwartungen besteht. Da gibt es kulturelle Dinge, es gibt Konkurrenzdenken, ein wenig Unsicherheit und niedriges Selbstwertgefühl. Diese Komponenten können wir zerlegen und dann ist das Ganze nicht mehr so schwer und kein riesiges Monster mehr. Dann können wir anfangen, verschiedene Strategien für den Umgang mit den diversen, damit verbundenen Aspekten zu nutzen.

Die mächtige Medizin das Herz zu öffnen 

Im Buddhismus wird das Verständnis der Leerheit (Leere), wie „ich“ und „du“, wie wir existieren, als stärkste Medizin betrachtet, die man anwenden kann. Eine andere mächtige Medizin, die Seine Heiligkeit stets hervorhebt, besteht darin, das Herz zu öffnen. Auf diese Weise können wir erkennen, dass wir die Fähigkeit haben, alle Wesen zu lieben. Hier geht es nicht darum, mit jedem Sex zu haben, sondern um eine warme, freundliche, offene und erfüllende Beziehung mit vielen Menschen. Sollte dann eine Beziehung nicht funktionieren, ist das nicht so schlimm. Wir können traurig wegen der anderen Person sein, da sie nicht erkennt, dass man das Herz gegenüber vielen öffnen kann. Eine Stunde mit jemandem, in der wir mit unserem ganzen Herzen dabei sind, ist viel erfüllender als ein ganzes Leben mit einer Person, in dem unsere Herzen völlig verschlossen sind.

Fragen 

Wie können wir einer eifersüchtigen Person helfen?

Es hängt davon ab, ob ihre Eifersucht auf uns gerichtet ist, weil wir ihr vielleicht nicht genug Zeit schenken, oder ob sie auf jemand anderen gerichtet ist. Geht es bei der Eifersucht um uns und ist die Person beispielsweise wütend, weil wir nie genug Zeit mit ihr, aber jede Menge Zeit mit anderen verbringen, wäre die Lösung dafür im Allgemeinen diese Sache, also völlig mit dem Herzen dabei zu sein, wenn wir mit ihr zusammen sind. Wir können ihr erklären, dass wir viele andere Dinge zu tun haben, ihr jedoch ein gewisses Maß an Zeit widmen können. Es ist eine Möglichkeit nein zu sagen und bestimmte Grenzen zu setzen, ohne ihnen ein Gefühl zu geben, sie sitzenzulassen. Das ist natürlich anders, wenn man mit jemandem verheiratet ist. Man sollte versuchen, jeden Tag eine bestimmte Zeit, wie beim Frühstück, zusammen zu verbringen. Es mag nicht viel sein, aber zumindest können wir unserem Ehepartner eine gewisse Zeit widmen.

Meine Schwester fragt mich zum Beispiel ständig sie anzurufen, was ich nicht tue. Ich rufe sie aber jeden Samstag um eine bestimmte Zeit an und darauf kann sie rechnen. Dann reden wir eine Stunde und in dieser Stunde bin ich vollkommen für sie da. Aber trotzdem bittet sie mich manchmal im Laufe der Woche sie anzurufen und dann sage ich ihr einfach, dass wir uns am Samstag wieder hören. Auf diese Weise fühlt sie sich nicht abgelehnt oder zurückgewiesen. Für mich ist das die beste Möglichkeit damit umzugehen. Man gibt einer Person eine bestimmte Zeit auf die sie rechnen können und hält sich daran. In dieser Zeit ist man dann mit der Person, schaut nicht ständig auf die Uhr und wartet nicht darauf, dass es endlich vorbei ist, weil man so viel zu tun hat. Stattdessen ist man zu einhundert Prozent und mit offenem Herzen bei der Sache. Das hilft sehr viel. Hier sind die entscheidenden Worte: „das ist unsere besondere Zeit“ und das überzeugt sie meistens.

In einer Konkurrenzsituation will man nicht unbedingt eine besondere Zeit mit der Person haben, besonders wenn man etwas erreicht oder bekommen hat, worauf die andere Person eifersüchtig ist. Wie geht man damit um?

Hier ist es wichtig, die Identifizierung des „Ichs“ mit dieser einen Sache abzubauen. Den Preis, den man bekommen haben mag, ist nur ein winziger Aspekt. Vielleicht haben wir eine sportliche, akademische oder künstlerische Auszeichnung bekommen, aber dann können wir immer darauf hinweisen, dass es außer uns noch viel bessere Sportler, Gelehrte oder Künstler gibt. Es gibt unzählige Qualitäten und es wird immer jemanden geben, der besser sein wird als wir. Außerdem sollte man erkennen lassen, dass wir uns nicht nur dadurch definieren. Wir können sagen: „Du kennst mich doch und weißt, dass es auch andere Seiten an mir gibt als diese eine, für die ich die Auszeichnung bekommen habe.“

Aber was, wenn es abfällige Bemerkungen gibt?

Abfällige Bemerkungen tauchen normalerweise auf, wenn ein niedriges Selbstwertgefühl mit eine Rolle spielt. Indem wir auf Bereiche hinweisen, in denen der Andere besser ist als wir, können wir sein Selbstwertgefühl stärken. Der Andere demütigt uns nur, weil er sich angegriffen und wertlos fühlt. Vielleicht ist es gut darauf hinzudeuten, welchen Preis man dafür zahlen musste, um diese Auszeichnung zu bekommen. Nehmen wir einmal an, wir mussten unglaublich viel trainieren, um den sportlichen Wettkampf zu gewinnen, oder unfassbar viel studieren und eine enorme Zeit bei der Arbeit verbringen, und würden uns wünschen, wir hätten die Zeit das zu tun, was der Andere tut. Man sollte jedoch nicht damit prahlen und sagen: „Ich habe all diese Arbeit investiert und du nicht“, sondern es etwas realistischer darstellen: „Eigentlich war es nicht so toll. Ich habe eine Menge dafür geopfert und letztendlich war es nicht so eine großartige Sache zu gewinnen.“ Man relativiert es und spielt es etwas herunter, sodass es nicht mehr ganz so wunderbar klingt. Auch ist es so, dass wir den Anderen auf eine ebenbürtige Ebene bringen können, indem wir etwas in ihm bewundern, was wir bis jetzt noch nicht getan haben.

Es ist jedoch auch wichtig, sich selbst nicht als Opfer zu sehen. Ich kann das an einem eigenen Beispiel zeigen. In meinem Leben habe ich eine Menge erreicht, was Reisen, Studien und die Art der Arbeit betrifft, der ich nachgehe. Oft sagen dann alte Freunde aus der Kinder- und Schulzeit zu mir, dass sie auch gern so etwas getan und erreicht hätten. Sie sagen, dass sie lediglich ein erfolgreiches Geschäft aufgebaut und eine Familie gegründet haben usw. Ich sage dann zu ihnen: „Schaut welchen Preis ich dafür gezahlt habe: ich habe nie geheiratet und keine Familie gehabt“, worauf sie erwidern: „Nun, das ist nicht so wichtig.“ Ich antworte immer: „Doch, das ist auch wichtig im Leben. Wenn man all seine Energie in eine Sache steckt, bleibt dabei etwas anderes auf der Strecke. Ich bewundere euch für eure Lebenserfahrungen. Auf diese Weise könnt ihr eure Verwirklichungen mit mir und ich kann meine mit euch teilen.

Dann sind wir auf einer ebenbürtigen Ebene und ich bin nicht traurig, weil ich nie geheiratet habe. Ich bin vollkommen zufrieden mit meinem Leben und indem wir uns beide auf einer ebenbürtigen Ebene befinden, weil wir beide etwas erreicht haben, gibt es keine Eifersucht und keinen Neid mehr. Der entscheidende Punkt ist, Respekt gegenüber dem Anderen zu haben und zu zeigen. Ich bin auf keinen Fall ein besserer Mensch für das, was ich getan habe. Es ist notwendig, der anderen Person zu helfen, ihre eigenen Qualitäten zu erkennen. 

Das ist auch ein gesunder Aspekt der Eifersucht. Auf diese Weise wird man dazu gebracht an etwas zu arbeiten oder eine frühere Vorgehensweise infrage zu stellen.

Vielleicht könnte es bei einigen Menschen funktionieren, diesen gesunden Aspekt der Eifersucht einzusetzen, der dazu führt sich mehr zu bemühen und in gewisser Weise wettbewerbsorientiert zu sein. Ich will es nicht abstreiten, dass es ein Weg für manche sein könnte, aber wir müssen hier vorsichtig sein, da wir mit dem Feuer spielen. Es könnte ganz leicht in einen Konkurrenzkampf ausarten, bei dem wir versuchen andere oder uns selbst zu übertreffen. Wir könnten dazu verleitet werden, immer besser und schließlich die Besten zu werden. Da wird es gefährlich, da es dieses Gefühl des „Ichs“ auf deutliche Weise verstärkt. Wir denken, wir müssen besser sein. Aber warum? Uns geht es dabei um das „Ich“.

Im Buddhismus haben wir dieses Ziel Erleuchtung, den höchstmöglichen Zustand der Evolution, zu erreichen. Die Motivation dabei ist jedoch nie der Beste zu sein. Wir wollen uns verbessern, damit wir anderen besser helfen können, und das geschieht nicht aus Eifersucht oder um uns selbst etwas zu beweisen. Das ist eine viel gesündere Vorgehensweise und führt zu weniger störenden Emotionen. Geht es uns darum, aus eigenen Zwecken immer besser zu werden, verstärkt das die störenden Emotionen. Wir treiben uns selbst mit aller Härte an und wissen nicht, wann wir eine Pause einlegen sollten. Ohne Zweifel gibt es jede Menge Weisheit auf dem gesamten Mahayana-Pfad. 

Auf der anderen Seite ist eine wettbewerbsorientierte und eifersüchtige Motivation ein schwerwiegender emotionaler Trip. Das Gefühl zu denken: „Ich bin nicht gut genug, ich hätte es besser machen können“ hat etwas mit Schuld zu tun. Erleuchtung zu erlangen um anderen nützlich zu sein ist kein Wettrennen. Es ist hilfreich, strukturelle Methoden für das Auflösen unserer Emotionen zu haben, damit wir erkennen können, was wirklich damit verbunden ist. Haben wir das getan, sollten wir uns nicht in Kategorien verlieren, sondern uns mit unserem Leben wirklich auseinandersetzen.

Hierzu kann ich ein Beispiel einer guten Freundin teilen, die eine Psychiaterin in Philadelphia ist. Sie arbeitet mit den gewalttätigsten Menschen im Alter von 18 bis 24, die in den trostlosesten Teilen der Stadt leben. Es ist ihr Fachgebiet und sie ist sehr erfolgreich im Umgang mit diesen Menschen, die sie von ganzem Herzen lieben und es nicht abwarten können mit ihr zu reden. Es sind Menschen, die obdachlos sind und oft Kinder haben, die 18 sind; einige von ihnen haben Probleme mit Drogen und Prostitution und manche sind HIV-positiv. Niemandem sonst ist in der Lage diese Menschen zu erreichen außer ihr.

Natürlich fragen ihre Kollegen immer nach ihrem Geheimnis und danach, wie es ihr gelingt, so erfolgreich mit diesen jungen Menschen zu kommunizieren. Sie sagt, dass sie in erster Linie, wenn sie zu ihnen geht, zu einhundert Prozent bei ihnen ist und keine zeitlichen Einschränkungen macht. Würde sie sagen: „Oh, deine Zeit ist um, bitte geh jetzt“, könnte es passieren, dass einer von ihnen eine Waffe zieht und schießt, denn sie können wirklich gewalttätig werden. Die erste Regel besteht also darin, tatsächlich bei diese Personen zu sein, denn eins ihrer großen Probleme ist, dass niemand jemals Zeit für sie hatte.

Dann sagt sie, dass sie sie nie in Kategorien festlegt. Laut ihr beruht das ganze System der Psychiatrie darauf, Formulare für die Versicherung auszufüllen, denn man muss eine Diagnose eintragen. Diese Person hat Schizophrenie, und jene Person etwas anderes. Die Kategorien, die man in der Schule gelernt hat, können nicht nur versicherungstechnisch hilfreich sein, sondern auch nützliche Richtlinien im Umgang mit den verschiedenen Beschwerden darstellen. Wenn man jedoch die Menschen selbst als Kategorien betrachtet, ist das nicht sehr wirksam. All das gilt es beiseite zu schieben und sich einfach auf die Person einzulassen, offen ihr gegenüber zu sein und ihre individuelle Situation zu betrachten.

Das Gleiche trifft für den Umgang mit unseren eigenen emotionalen Problemen zu. Wir haben eine allgemeine Analyse oder Strategie, aber dann setzen wir uns mit uns selbst als menschliche Wesen auseinander. Wir sind keine Kategorie, wie sie im Buche steht, sondern menschliche Wesen. Ist man beispielsweise ein Alkoholiker ist es wichtig, sich als Alkoholiker zu identifizieren, aber häufig passiert es dann, dass man sich zu sehr damit identifiziert und in Selbsthilfegruppen hängenbleibt. Man hat Angst diese Gruppen wieder zu verlassen und ein eigenes Leben zu führen. Obwohl es am Anfang hilfreich ist, sich auf therapeutische Weise mit anderen auszutauschen, ist es auch unbedingt erforderlich zu erkennen, dass man ein menschliches Wesen ist und viele Aspekte hat. Es geht nicht nur darum, das Leben irgendwie weiterzuführen. Wir sollten nicht in einer Kategorie hängenbleiben, sondern unser Leben leben.

Zusammenfassung 

Wollen wir unsere störenden Emotionen, wie Eifersucht, überwinden, ist es wirklich wichtig zuerst unsere Gefühle zu analysieren. Es gibt verschiedene Arten der Eifersucht, allerdings ist für jede eine andere Methode erforderlich, um ihr entgegenzuwirken.

Betrachten wir es etwas tiefgründiger, erkennen wir, dass Eifersucht im Grunde nur das Symptom eines viel größeren Problems ist. Nur weil wir eine grundlegende Verwirrung in Bezug darauf haben, wie wir und wie andere existieren, können wir eifersüchtig werden. Durch diese Verwirrung hängen wir dann in unserer eigenen Situation fest und denken, wir wären stets die Verlierer und andere würden immer gewinnen. Oder wir sind der Meinung, andere sollten ständig Zeit für uns haben und keine Zeit mit anderen verbringen.

Indem wir unsere Herzen und unseren Geist öffnen und erkennen, wie „ich“ und „du“ wirklich existieren, können wir beginnen, ein Leben voller erfüllender Beziehungen mit einer Vielzahl von Menschen zu schaffen und jegliche eifersüchtigen Gefühle, die wir haben mögen, zu verringern.

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