Einführung
Eine große Anzahl von Han-Chinesen aller Altersklassen in China sind am Buddhismus interessiert, doch genau wie in Tibet ist das Hauptproblem der Mangel an Lehrern. Viele junge Menschen empfangen eine monastische Ordination, die jedoch nicht von sehr hoher Qualität ist. Die Mehrheit der jungen College-Absolventen zieht es vor zu arbeiten und Geld zu verdienen, während jene, die ins Kloster gehen, meist aus armen und/oder ungebildeten Familien stammen und meist aus ländlichen Regionen kommen. Es gibt nur noch wenige qualifizierte ältere Mönche und Nonnen, welche die kommunistische Verfolgung überlebt haben und unterrichten können, und es gibt niemanden im mittleren Alter mit einer Ausbildung. Wie in den tibetischen Regionen und jenen der Inneren Mongolei, gibt es staatliche buddhistische Colleges mit zwei-, drei- oder vierjährigen Programmen in zahlreichen wichtigen Städten und Pilgerzentren des Inneren China, in denen die politische Ausbildung Teil des Lehrplans ist, doch relativ wenige der neu-ordinierten Han-Chinesen besuchen sie.
Im Allgemeinen ist die Ebene der buddhistischen Ausbildung in den chinesischen Klöstern niedriger als in den tibetischen. Wie in Tibet fokussieren sich die Menschen momentan hauptsächlich auf den physischen Wiederaufbau des Buddhismus – Tempel, Pagoden, Statuen usw. – und das erfordert, Zeit und Bemühungen in die Beschaffung von Geldern und die Bauarbeiten zu stecken. In manchen Fällen hilft die chinesische Regierung, diesen Wiederaufbau zu finanzieren. Infolgedessen sind viele buddhistische Tempel nun als Museen oder Touristenattraktionen geöffnet und die Mönche und Nonnen sind, wie in Lhasa, als Ticketverkäufer und Tempelpfleger tätig. Dadurch entsteht ein von der Regierung in Beijing angestrebtes Bild der „religiösen Freiheit“. Der größte Teil des Wiederaufbaus wird jedoch von den Menschen aus der Gegend, bisweilen mit ausländischen Wohltätern, und oft durch die Mönche und Nonnen selbst finanziert.
Die Wiederbelebung des traditionellen chinesischen Ahnenkults
Einige Praktiken des traditionellen Ahnenkults, die in Tempeln vor der kommunistischen Verfolgung ausgeführt wurden, werden nun wiederbelebt. Wie in den ausländischen chinesischen Gemeinschaften in Ost- und Südostasien verbrennen die Menschen in den Tempeln Papiergeld, Goldbarren aus Papier, sowie Papierhäuser, um sie ihren verstorbenen Verwandten zukommen zu lassen. Aus finanziellen Gründen und auf Bitten der Öffentlichkeit ist man in vielen Tempel damit beschäftigt, Gebete für die Verstorbenen zu machen. In den Stadttempeln sieht man sogar Mädchen in Miniröcken mit ihren Freunden zusammen Räucherstäbchen und Kerzen darbringen. Doch sie scheinen das nur zu machen, weil ihre Eltern und Vorfahren das ebenfalls getan haben und es Teil ihrer Kultur ist. Die meisten verstehen nicht einmal, wem sie dies opfern und warum. Das ist zweifellos auch der Fall bei zahlreichen Tibetern und Inneren Mongolen, doch ihre Ebene des Verständnisses scheint höher als die der meisten Han-Chinesen zu sein.
Die Wiederbelebung des chinesischen Buddhismus und Taoismus
Es gibt jedoch einige chinesische Klöster in verschiedenen Teilen des Zentralchinas, die aktiv sind und eine Ebene des Studiums und der Praxis haben. Sie folgen meist einer Mischung von Chan- und „Reines-Land“-Praktiken, welche seit der großen Verdrängung im späten neunten Jahrhundert die eigentliche Form des chinesischen Buddhismus ausmachten, die mit Langdarmas Verfolgung des Buddhismus in Tibet einherging. Im Fayuan Tempel (Fayuan Si 法源寺), dem einzigen aktiven chinesischen buddhistischen Tempel, der in Beijing der Öffentlichkeit für die Verehrung zugänglich ist, nahm beispielsweise eine Gruppe von etwa 100 Chinesen aus Tianjin in einer formellen Zeremonie Zuflucht und empfing Anweisungen.
Es gibt auch eine Wiederbelebung des Taoismus, obgleich er den Chinesen viel weniger bekannt ist, als der Buddhismus. Der wichtigste taoistische Tempel, der Tempel der Weißen Wolken (Chin.: Baiyun Guan 白云观), beherbergt mehr als 100 ordinierte taoistische Priester und Meister, die Rituale lernen und ausführen, welche denen ähneln, die man in chinesischen buddhistischen Tempeln findet. Während es in diesem taoistischen Tempel einige chinesische Anhänger gab, war der wichtigste konfuzianische Tempel in Beijing verlassen.
Chinesisches Interesse an tibetischem Buddhismus
Viele Han-Chinesen mit einem höheren Bildungsstand, besonders in Beijing, Shanghai, Chengdu und einigen anderen größeren Städten, sind auch am tibetischen Buddhismus interessiert. In den ländlichen Gegenden gilt das Interesse am Buddhismus den chinesischen Formen. Jeder hält Tibet für einen Teil von China und betrachtet so den tibetischen Buddhismus lediglich als eine Unterkategorie des chinesischen Buddhismus und ist somit offen ihm gegenüber.
Es gibt eine lange Geschichte des Studiums und der Praxis des tibetischen Buddhismus von Han-Chinesen. In Wutaishan 五台山 (Tib.: Ri bo rtse lnga) gab es seit dem mittleren siebzehnten Jahrhundert und am Kaiserhof in Beijing seit dem mittleren dreizehnten Jahrhundert tibetische Klöster und Tempel. Es ist jedoch unklar, ob er von irgendwelchen Han-Chinesen außerhalb des Kaiserhofes studiert wurde. Während der mongolischen Yuan-Dynastie vom späten dreizehnten bis Mitte des vierzehnten Jahrhunderts kamen jedoch tibetische Mönche in den Xi’an-Distrikt von Shaanxi und lehrten dort in den chinesischen Klöstern in der Nähe der ehemaligen chinesischen Hauptstadt. Auch jetzt gibt es noch einige tibetische Namen, die in dieser Gegend benutzt werden. Dieser tibetische Einfluss setzte sich in Xi’an auch während der Ming-Dynastie von der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts bis zur Mitte des siebzehnten Jahrhunderts fort. Während der frühen Ming-Periode gab es auch ein chinesisches Kloster in der Nähe der Hauptstadt Nanjing, in dem tibetische Mönche lehrten.
Es wird berichtet, dass es ein kleines tibetisches Kloster in Emeishan 峨眉山 (Tib.: Ri-bo glang-chen), dem heiligen Berg Amitabhas in der Nähe von Chengdu, gab und tibetische Mönche in Putuoshan 普陀山 (Tib.: Ri-bo po-ta-la), dem heiligen Berg Avalokiteshvaras auf einer Insel vor Ningbo, südlich von Shanghai lebten, doch es ist nicht bestätigt. Es gibt keine Berichte darüber, dass es Tibeter auf dem vierten heiligen buddhistischen Berg Chinas, Jiuhuashan 九华山, dem heiligen Berg Kshitigarbhas in der Nähe von Anqing in der Anhui-Provinz gab.
Qigong und Praktiken der Energie-Manipulation
Qigong 气功, was „Manipulation der Energie“ bedeutet, ist ein chinesischer Begriff für alle Meditationspraktiken, die mit Energien zu tun haben. Es gibt fünf Unterteilungen: Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus, Kampfkunst und Medizin. Die buddhistische Kategorie umfasst Tantra, Chan 禅 (Jap.: Zen), Reines Land 净土 und Tiantai 天台, und die Tantra-Systeme umfassen nicht nur Han Mi 汉密 (chinesisches Tantra), sondern auch drei rein tibetische Formen, die von den Han-Chinesen überliefert wurden. Es gibt Zang Mi 藏密 (tibetisches Tantra), Lianhua Mi 莲花密 (Lotus Tantra, in dem die Betonung auf Tummo liegt) und Xian Mi 显密 (leuchtendes Tantra, in dem die Vajra-Atmung betont wird). Es gibt auch Chan Mi 禅密 (Zen Tantra), das eine Mischung aus tibetischen und chinesischen buddhistischen Praktiken ist und zu dessen Quellen der Übertragungslinie Bodhidharma, Shubhakarasinha, Padmasambhava, Phagpa und Tsongkhapa zählen. Zusätzlich zu vielen Praktiken von körperlichen Bewegungen zum Ausgleichen der Energien im chinesischen Stil und Meditationen über Leerheit im Chan-Stil, umfasst es auch Praktiken des Illusionskörpers in der Form eines zweiarmigen, weiblichen Avalokiteshvara. Dieser Aspekt des Tantra gelangte durch den Kontakt mit Gelug-Lehrern im neunzehnten Jahrhundert in dieses System. Einige Qigong-Praktizierende der Han-Chinesen haben heutzutage ein Interesse am tibetischen Buddhismus entwickelt, um die tieferen Grundlagen der Philosophie und Meditation ihrer Übungen zu erforschen, die in erster Linie körperlich sind.
Vermischung von chinesischem und tibetischem Buddhismus
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts besuchte Khangsar Rinpoche Chengdu in Sichuan und erteilte einer Gruppe von Han-Chinesen die Yamantaka-Initiation. Der Mönch Nenghai Shangshi 能海上师 wurde sein wichtigster chinesischer Schüler und ging nach Drepung, um zu studieren. Nachdem er nach Chengdu zurückkehrte, begann er eine Tradition, die den Buddhismus des chinesischen „Reinen Landes“, Chan und Gelug-Tantra miteinander vereint. Er wird in den Klöstern Zhaojue Si 昭觉寺 (von 200 chinesischen Mönchen) und Shuxiang Si 殊相寺 in Chengdu praktiziert, sowie im Baoguang Si 宝光寺 Kloster in der Nähe von Xindu. Sie rezitieren den Yamantaka-Sadhana auf Chinesisch und studieren ein wenig Tibetisch. Nenghai Shangshi’s Hauptschüler, der 92 Jahre alte Qingding Shangshi 清定上师, ist der gegenwärtige Meister dieser Tradition in diesen Klöstern. Momentan gibt es auch 300 chinesische Laien, die dieser Tradition in Chengdu folgen, und fast 100.000 chinesische Anhänger, die jedes Jahr kommen, um in Zhaojue Si ihren Respekt zu erweisen.
Am heiligen Berg von Wutaishan in Shanxi, folgen die Klöster Luohou Si 罗喉寺 und Tangtu Si ebenfalls einer Praxis, welche chinesisches „Reines Land“ und Gelug-Tantra miteinander verbindet. Es ist unklar, wann dieser Brauch begann und wer damit anfing.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts sandte der chinesische buddhistische Meister Taixu 太虚 auch seinen Schüler Fazun 法尊, den man im Tibetischen als Losang Chophel kennt, nach Tibet. Er wollte den chinesischen Buddhismus mit Lehren und Praktiken anderer Traditionen bereichern. Fazun übersetzte viele Texte ins Chinesische, einschließlich dem „Lamrim Chenmo“ (Lam-rim chen-mo) und „Lamrim Chungwa“ (Lam-rim chung-ba), sowie den „Ngagrim Chenmo“ (sNgags-rim chen-mo), und „Namdrel Tsawa“ (rNam-’grel rtsa-ba). Die Tradition, die durch Fazun entstand, versucht aus dem chinesischen und dem tibetischen Gelug-Buddhismus eine Einheit zu machen. Man beginnt mit „Reines Land“ und Chan-Praktiken, und geht dann zu Tsongkhapas Tradition des Lam-rim und Tantra über. Zu Fazun’s Schüler zählen Yang Deneng und seine Frau, Hu Ji-ou, die zwei stellvertretenden Vorsitzenden und Lehrer an der Beijing Buddhist Laymen’s Society (Beijing Fojiao Jushilin 北京佛教居士林, dGe-bsnyen tshogs-pa). Diese zwei betrachten sich auch als Schüler von Trijang Rinpoche, seit seinem Besuch in Beijing 1954.
Tibetische buddhistische Aktivitäten in großen chinesischen Städten
In den Zwanzigern kam der Sechste Panchen Lama (in der chinesischen Zählung der Neunte) zusammen mit Ngagchen Dorjechang nach Beijing. Sie belehrten zahlreiche chinesische Schüler und gründeten den Sang-Ngag Gonpa (gSang-sngags dGon-pa) Tempel für Tibeter und Mongolen, die dort leben. Ihre chinesischen Schüler gründeten in diesem Tempel die Beijing Buddhist Laymen’s Society. Diese Gesellschaft hat zwischen 300 und 400 Mitglieder und seit 1992 ihr eigenes Gebäude. Früher war sie in der Nähe untergebracht, außerhalb von Guangji Si 广济寺, im chinesischen Tempel, der jetzt die Chinese Buddhist Association (Zhongguo Fojie Xiehui 中国佛教协会), das offizielle kommunistische Organ beherbergt.
Der Sechste Panchen Lama gründetet in den Zwanzigern den Jingangdao 金刚道 (Vajrayana) Tempel in Shanghai. Seine chinesischen Schüler gründeten dort die Shanghai Buddhist Laymen’s Society (Shanghai Fojiao Jushilin 上海佛教居士林) als eine getrennte, nahegelegene Gruppe. Sie betrachten Qingding Shangshi, den Meister der Klöster der Verbindung von „Reines Land“ und Gelug Tantra in Chengdu als ihren Hauptlehrer. Momentan hat diese Gesellschaft etwa 300 Mitglieder. Ein alter Laie, Ni Weiquan, der in Kham studiert hat, führt sie zweimal im Monat im Lama Chöpa (bLa-ma mchod-pa) an, was in der chinesischen Übersetzung rezitiert wird. Ein Kloster in Sanmen, südlich von Shanghai in der Zhejiang-Provinz zwischen Ningpo und dem Tiantai-Gebirge, folgt noch immer einer Mischung aus „Reines Land“ und Gelug-Praxis, was zweifellos aus der gleichen Linie der Zwanziger stammt. Es gibt buddhistische Laien-Gemeinschaften in Zhengzhou, Hangzhou, Tianjin, Chengdu und Guangzhou, doch sie folgen chinesischen, keinen tibetischen Formen des Buddhismus.
Offizielle tibetische buddhistische Organisationen in China
Im Jahr 1924 gründete die chinesische Regierung eine School of Tibetan Studies in Beijing und 1931 ein Sino-Tibetan Institute (Han Zang Jiaoli Yuan 汉藏教理院) außerhalb von Chongqing. Nach außen hin lag die Absicht darin, chinesische Studenten für zukünftige Studien in den großen tibetischen Klöstern in Lhasa vorzubereiten. Auch wenn einige Chinesen tatsächlich zu diesen Klöstern in Lhasa gingen und manche ziemlich gelehrt wurden, erwartete man eigentlich von ihnen, den Zielen der chinesischen nationalistischen Regierung in Tibet zu dienen, also das Gebiet China anzugliedern.
Im Jahr 1935 gründeten die Chinesen eine Bodhi Society (Jueshe 觉社) in Shanghai, mit dem Sechsten Panchen Lama als Präsidenten. Er und andere tibetische Lamas, die wohlgesonnen waren, die Chinesen sowie einige der in Lhasa ausgebildeten chinesischen Mönche zu unterrichten, gaben dort Vorlesungen. Der Sechste Panchen Lama erteilte die Kalachakra-Initiation in Beijing, sowie in Agui Miao 阿贵庙 in Kezhuo Zhongqi, in der Nähe von Baokang in der nordöstlichen Inneren Mongolei. Dort gab es zahlreiche Han-Chinesen-Schüler.
Während den schwierigen Zeiten der 1940-iger erteilten tibetische Nyingma-Lamas angeblich in Amdo die tatsächliche dritte Initiation auf eine wörtliche Weise. Ihr Ansehen hinsichtlich dem Besitz besonderer Kräfte wuchs und sie wurden nach Beijing, Nanjing, Shanghai und Guangzhou eingeladen, um Chinesen zu unterrichten, die interessiert waren. Dharma-Meister Mingchi, der wichtigste chinesische Mönch im Guangji Si Kloster in Beijing führt beispielsweise Guru-Rinpoche-Praktiken aus und unterrichtet diese. Er war ebenfalls ein Schüler des ehemaligen Siebten Panchen Lama. Viele der Kinder von chinesischen Schülern dieser Nyingma-Lamas folgen dem Interesse ihrer Eltern am Nyingma und suchen nach tantrischen Nyingma-Meistern, um Belehrungen zu bekommen.
Im Jahr 1954 gaben Seine Heiligkeit der Dalai Lama, seine Lehrer und andere große Lamas den Chinesen während ihrem Besuch in Beijing Vorlesungen und Belehrungen. Aus diesem Kontakt entwickelten zahlreiche Menschen ein Interesse am tibetischen Buddhismus.
Die gegenwärtige Situation
Nach seiner Entlassung aus dem chinesischen Gefängnis belehrte der Siebente Panchen Lama viele Chinesen im gesamten Land. Nachdem er 1987 in Beijing das Government Buddhist College für tibetische Mönche und Tulkus gegründet hatte, erteilte er dort 1989 die Dreizehn-Gottheiten-Yamantaka-Initiation. Es nahmen etwa 400 Mongolen und Tibeter, sowie Chinesen von der Beijing Buddhist Laymen’s Society teil. Im Jahr 1993 erteilte Chesho (Che-shos) Rinpoche aus Kumbum diese gleiche Initiation im Guanghua Si 广化寺 Kloster in Beijing etwa 300 Menschen, meist Chinesen, von denen viele Studenten des Beijing Traditional Medical Institute (Beijing Zhongyi Xueyuan 北京中医学院) waren. In diesem Institut gibt es momentan etwa 100 Studenten, die am Buddhismus interessiert sind, sowie 20 ernsthafte Praktizierende.
Wie im Fall von Kumbum besuchen viele Han-Chinesen aller Altersklassen regelmäßig das Yonghehong 雍和宫, das Kloster der Inneren Mongolen in Beijing, und sitzen zusammen mit den Mönchen bei den Pujas. Viele andere kommen, um Räucherstäbchen zu opfern und stellen den Mönchen viele Dharma-Fragen. Weil sie zu viele Kungfu-Filme gesehen haben, sind jedoch die meisten Chinesen hauptsächlich daran interessiert, vom Buddhismus besondere Kräfte zu bekommen. Die schrillen tibetischen tantrischen Zeremonien wecken ihre Aufmerksamkeit, da es in den chinesischen buddhistischen Tempeln kein solches Drama und derartige Rituale und Farben gibt. Sie haben jedoch keine Lehrer und so geht es ihnen nur um äußere Aspekte. So fragen sie sich beispielsweise, wie groß die Buddha-Statue sein sollte, die sie kaufen und aufstellen, und welche Farbe sie haben muss, um Macht und Erfolg in geschäftlichen Dingen und im Leben zu haben.
Manche der Chinesen in Beijing, die an tibetischem Buddhismus interessiert sind, stammen von den Mandschus ab. In Chengde gibt es davon etwa 30, die einen Glauben haben. Beijing und Chengde sind die einzigen zwei Orte in China, an denen es Mandschu-Klöster gibt.
Im Zhaojue Si 昭觉寺 Kloster in Chengdu, Sichuan, praktizieren 200 der 300 Han-Chinesen-Mönche eine Kombination aus „Reines Land“, Chan und Gelug-Tantra. Sie haben verschiedene Formen chinesischer Roben, doch manche tragen darüber noch einen tibetischen Umhang. Ihr Tempel ist eine Mischung aus chinesischem und tibetischem Stil, mit Statuen aus beiden Traditionen. Obgleich der Panchen Lama einmal eine Initiation dort erteilte, gibt es weder vom Panchen Lama noch von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama Bilder in diesem Tempel. In dem „Reines Land“-Tempel auf dem Gelände dieses Klosters haben sie den Brauch einer Prozession von etwa 100 Mönchen, Nonnen und Laien, die zusammen „Namo Amitofo“ rezitieren.
In Wenshu (Manjushri) Yuan 文殊院, dem wichtigsten chinesischen Kloster in Chengdu gibt es häufig große Gruppen von Han-Chinesen aller Altersklassen, die Räucherstäbchen und Gebete darbringen. Er ist einer der aktivsten und belebtesten buddhistischen Tempel in China.