Glück, Meister der Vergangenheit & Leid anderer auf sich nehmen

Das Streben nach Glück

Es gibt zwei Arten von Glück: körperliches und geistiges Glück. Die meisten Anstrengungen, welche wir in unserem Leben aufwenden, drehen sich um Glück und Wohlbefinden auf körperlicher Ebene. Um dies zu erreichen, tun die Menschen alles Mögliche: Sie morden oder rauben, stehlen die verschiedensten Dinge und verkaufen sie wieder, um so Geld zu machen und dadurch körperlichen Komfort und Glück zu erlangen; und tatsächlich sind sie damit in gewisser Hinsicht auch erfolgreich. Dabei tauscht man jedoch einfach nur ein Problem gegen ein anderes ein und langfristig bringt dies lediglich mehr Probleme. Das ist, wie wenn man eine große Wunde auf der Wange hätte und man sich dann die Nase abschneidet und diese auf die Wunde transplantiert, um diese zu heilen. Man tauscht so nur zwei Probleme gegeneinander aus. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die sich auf ehrliche Weise ihren Lebensunterhalt verdienen, indem sie als Farmer oder Händler arbeiten. Viele bestreiten ihren Unterhalt erfolgreich auf diese Weise.

Anderen wiederum gelingt unglücklicherweise nichts dergleichen. Egal wie sehr sie versuchen, ein Geschäft oder eine Farm zu betreiben – weder gelingt es ihnen, ihre Güter zu verkaufen, noch sind sie dazu in der Lage, diese Betriebe wirklich zum Laufen zu bringen. Betrachtet man zwei Personen mit der gleichen Arbeit, die beide gleichermaßen hart arbeiten, von denen aber nur eine erfolgreich ist und die andere scheitert, könnte die Frage aufkommen, worin der Unterschied zwischen den beiden Situationen liegt und was den einen erfolgreich sein und den anderen scheitern lässt. Die Ursache ist die Tatsache, dass die beiden in vergangenen Leben unterschiedliche Potenziale aufgebaut haben. Sind diese Potenziale positiv, wird man erfolgreich sein; sind sie negativ, werden die Dinge niemals gut für einen laufen.

Man kann beobachten, dass – ­­egal wie erfolgreich jemand mit seinen materiellen Interessen und Karriereangelegenheiten sein mag und egal, wie viel Geld und Besitztümer jemand haben mag – dies nicht zu geistigem Glück führt, wenngleich es ein gewisses Maß an körperlichem Komfort bringt. Je mehr man besitzt, desto mehr Probleme und Sorgen hat man diesbezüglich. Besäße eine Person die Besitztümer eines ganzen Landes, beispielsweise von Amerika, hätte derjenige etwa solch einen Gedanken: „Oh, ich wünschte, ich hätte noch mehr!“ Mit anderen Worten: Niemand ist jemals mit dem zufrieden, was er hat; niemand hat das Gefühl: „Jetzt habe ich genug. Mehr brauche ich nicht.“ Wir müssen also nach einer spirituellen Praxis des Dharma Ausschau halten; etwas, das uns zu einem besseren, anhaltenden Glück – ein großartiges Glück, welches niemals enden wird – führt. Wir müssen verstehen und akzeptieren, dass wir niemals wirklich ein anhaltendes Glück erlangen, wenn wir nicht den spirituellen Methoden des Dharma folgen und dessen präventive Methoden anwenden. 

Video: Dr. Chönyi Taylor — „Warum verwechseln wir Glück mit Vergnügen?“ 
Um die Untertitel einzublenden, klicken Sie auf das Untertitel-Symbol unten rechts im Video-Bild. Die Sprache der Untertitel kann unter „Einstellungen“ geändert werden.

Leiden

Die Tatsache, dass man geboren wurde, bedeutet, dass man mit den verschiedenen Leiden und Problemen von Krankheit, Alter und Tod konfrontiert werden wird. Es gibt niemanden, der diese Probleme nicht hat – wirklich jeder muss sich ihnen stellen. Jeder wird irgendwann einmal krank und stirbt zu einem gewissen Zeitpunkt; es ist lediglich eine Frage der Zeit, wann man an der Reihe ist. Fängt man sich eine Krankheit ein und steigert sich dann übermäßig rein, während man denkt „Oh, ich bin so krank. Wie furchtbar!“, fügt man dem körperlichen Leid noch die unnötige Last hinzu, auf geistiger Ebene unglücklich zu sein. Wenn man also krank wird und dabei denkt „Die Tatsache, dass ich krank wurde, ist die Auswirkung von negativen Potenzialen, die ich in der Vergangenheit angehäuft habe, indem ich destruktiv gehandelt habe. Dies ist die Ursache meiner Krankheit“, dann kann man sich trotzdem glücklich fühlen und denken: „Jetzt, da dieses Potenzial herangereift ist und ich es los bin, muss ich es in Zukunft nicht mehr erfahren und es nicht länger mit mir herumtragen. Zukünftig werde ich nicht mehr destruktiv handeln, um zu vermeiden, auf diese Weise weitere negative Potenziale aufzubauen.“ Man akzeptiert die Krankheit mit solch einer positiven Haltung und ist sich dabei bewusst und glücklich darüber, dass man in der Vergangenheit angehäuftes negatives Potenzial losgeworden ist. Darüber hinaus sagt man sich: „Möge ich dazu in der Lage zu sein, gleichermaßen die Krankheiten aller auf mich zu nehmen. Möge die Tatsache meiner Krankheit genügen, um jedermanns potenzielle Krankheit zu verhindern. Mögen alle möglichen Leiden, welche andere in Form von Krankheiten plagen, auf mich kommen. Möge die Tatsache meiner Krankheit alle krankmachenden negativen Potenziale anderer auslöschen.“ Daraufhin wird man die eigene Krankheit auf vollkommen andere Weise wahrnehmen und überhaupt keine Schwierigkeiten mehr damit haben. Stattdessen ist man frohen Mutes, dass man krank wurde, da man dies in positiver Weise nutzen kann.

Der große Kunu Lama Rinpoche, ein bedeutender zeitgenössischer Meister, schilderte, dass es in seinem Herkunftsland einen Mann gab, welcher jemanden von seiner Krankheit heilen konnte, indem er dessen Krankheit auf sich nahm. Dieser Mann ging also zu jemandem, der eine stark entzündete Kopfverletzung und deshalb große Schmerzen hatte. Er winkte mit seiner Hand und sagte: „Möge diese Krankheit auf mich kommen. Möge sie auf mich kommen.“ Er konnte den Kranken tatsächlich heilen, aber bekam so selbst jene Kopfverletzung und starb daran.

Verlässlichkeit großer Meister der Vergangenheit

Selbst wenn man in einem luxuriösen Haus wohnt, das mit allem möglichen Schnickschnack ausgestattet ist, und man mit bestem Essen und Trinken versorgt ist, ist es durchaus möglich, dort zu sein und sich aufgrund der eigenen Geisteshaltung trotzdem elend zu fühlen – egal wie viele Unterhaltungsmöglichkeiten in diesem Haus auch zur Verfügung stehen mögen. Auf der anderen Seite könnte jemand, der in einem wirklich schlechten, zweitklassigen Haus wohnt, aufgrund seiner Geisteshaltung glücklich und zufrieden sein. Man schaue sich nur das Beispiel des immer wachsamen Milarepa an, welcher in einer Höhle lebte. In dieser Höhle gab es absolut nichts. Würden wir uns in solchen Umständen wiederfinden, hätten wir damit große Schwierigkeiten. Milarepa jedoch war sehr zufrieden und froh darüber. Er sagte: „Ich habe keinerlei weltliches Interesse an Vergänglichem.“ So war er überaus glücklich, mit nichts zu leben.

Einst schlief Milarepa draußen auf einer Wiese neben einer Straße. Er lag lediglich da und sah sehr mager aus. Ein Mädchen kam vorbei, sah ihn und sagte: „Oh, wie elend dieser Mann ausschaut! Möge ich in meinen zukünftigen Leben niemals einen solchen Körper annehmen müssen; möge ich niemals in solch einen Zustand geraten.“ Milarepa stand auf und erwiderte: „Du musst dir keine Sorgen machen. Auch wenn du darum beten würdest, wie ich zu werden, würde es nicht eintreten.“

Milarepas Meister, der Übersetzer Marpa, reiste dreimal nach Indien, um seinen Meister Naropa zu treffen. Als er das dritte Mal hinging, war Naropa bereits gestorben. Auf dem Weg nach Indien traf er auf einem Bergpass den großen Atisha, welcher seinerseits auf dem Weg nach Tibet war. Atisha wusste von Naropas Tod und trug sogar einige von dessen Reliquien und Besitztümern mit sich nach Tibet. Er sagte jedoch nichts davon zu Marpa, da er wusste, dass dieser ziemlich außergewöhnlich war und daher trotzdem in der Lage sein würde, Naropa zu treffen, obwohl dieser bereits gestorben war. So ließ er ihn also nach Indien gehen. Marpa ging demzufolge weiter seines Weges durch Nepal bis nach Indien zu jenem Ort, an welchem Naropa gelebt hatte. Tatsächlich hatte er dort eine Vision von Naropa, in welcher er Unterweisungen von diesem erhielt.

All diese außergewöhnlichen Wesen wie Milarepa reden nicht einfach nur eine Menge Unsinn, wenn sie über vergangene und zukünftige Leben sprechen. Sie hätten keinerlei Grund, jemanden zu täuschen. Sie haben keinerlei Interesse, jemanden in die Irre zu führen, um so an weltliche Dinge zu kommen. Ihr einziger Wunsch ist es, allen zu nutzen. Deshalb ist das, was sie über vergangene und zukünftige Leben sagen, wahr und es gibt allen Grund, ihnen Glauben zu schenken.

Es gibt einige Scharlatane, die versuchen, einen zu überzeugen, dass irgendein Roboter einen Geist hat, um ihn so zu verkaufen und einem dadurch eine Menge Geld abzuzwacken. Wenn man sich aber Milarepas Beispiel anschaut: Er hatte keinerlei Grund, ein Scharlatan zu sein. Er versuchte nie, Leuten etwas zu verkaufen oder durch sie Geld zu machen. Er lebte in einer Höhle, gab alle weltlichen Besitztümer auf und lehrte einfach aus dem Grund, allen Nutzen zu bringen. Nehmt das Beispiel von Buddha Shakyamuni und Atisha: Sie gaben beide ihr Leben als Prinzen auf und widmeten sich vollständig spirituellen Bestrebungen. Schaut euch die Nyingma-, Kagyü-, Sakya- und Gelug-Traditionen an: In ihnen allen gibt es große Meister, welche gleichermaßen alle weltlichen Interessen aufgaben und über die Existenz vergangener Leben lehrten; und dies nicht, um euch zu überzeugen, damit sie etwas verkaufen konnten. Sie hatten kein Interesse an materiellen Dingen. Mit diesen Unterweisungen wollten sich euch von Nutzen sein und euch davon überzeugen, dass, wenn ihr positiv handelt, dies euch selbst zugutekommt – dass die Dinge besser für euch laufen werden. Deren Unterweisungen über vergangene und zukünftige Leben waren alle beabsichtigt, eine Hilfe zu sein.

Sich selbst einem spirituellen Leben zu widmen ist anfangs sehr schwierig und verlangt eine Menge harter Arbeit. Es ist keinesfalls ein einfaches Unterfangen. Wäre es so einfach, dass man sich bloß zurücklehnen, entspannen und trotzdem ein hervorragender spirituell Praktizierender sein könnte, dann hätte man allen Grund, dem gegen über skeptisch zu sein. Harte Arbeit und Anstrengung sind nötig, aber man wird merken, dass, obwohl man dabei erhebliche Beschwernisse durchstehen muss, man tief im Innern Frieden und Glück sein Eigen nennen kann und die Dinge für einen gut laufen werden, egal wie schwierig die Umstände sein mögen. Unter den vielen aufrichtigen spirituell Praktizierenden in Tibet und Indien ist keiner an zu harten Umständen gescheitert. Sie waren im Gegenteil erfolgreich, da sie im Besitz von innerem Frieden, Kraft und Glück waren.
Die spirituelle Praxis des Dharma ist etwas, das zu einem Ziel bringen kann: Man kann die Vollendung der spirituellen Reise tatsächlich erreichen und sie endet in einem Zustand außergewöhnlichen Glücks. Im Gegensatz dazu hat materielles Streben niemals ein Ende, und wenn man durch den Tod dazu gezwungen wird, diese Art von Bestrebung zu beenden, endet alles in einem Zustand von schrecklicher Tragödie und Leiden – das vollkommene Gegenteil einer spirituellen Suche, die ein Ende hat: Sie endet in einem Zustand des Glücks.

Man sollte darüber nachdenken, was es heißt, seine spirituelle Reise zur Vollendung zu bringen. Was bedeutet das? Man kommt an einen Punkt, an dem man alles studiert hat, sich alle guten Qualitäten zu eigen gemacht hat und nichts mehr übrig ist, das man lernen könnte – man hat alles gemeistert. Das heißt nicht, dass man dann seine Arbeit beendet, sich einfach zurücklehnt, schlafen gehen kann und nichts tut. Man sollte sich also bewusst machen, was es eigentlich bedeutet, seine spirituelle Reise, die man angetreten hat, zu einem Ziel zu bringen.

Das ist alles für heute. Gibt es Fragen?

Fragen

Setzt sich etwas Materielles in zukünftigen Leben fort?

Drei Fragen: Die Erste bezieht sich auf Rinpoches Beispiel von Dharmakirti und die Perle im Mund des Toten. Ich habe es so verstanden, dass nur das subtile Bewusstsein und die Samen des Karmas über den Prozess des Todes hinaus weiterbestehen. Dieses Beispiel scheint darauf hinzudeuten, dass man ebenso einen materiellen Körper mitnimmt.

Es ist nicht der Fall, dass man materielle Gegenstände mit in zukünftige Leben nehmen kann. In den vergangenen Tagen habe ich auch Beispiele angeführt, in denen jemand Gaben in Form von Gold darbrachte und dann mit Goldohrringen oder der Fähigkeit, Goldmünzen aus den Händen kommen zu lassen, wiedergeboren wurde. All diese Dingen kommen von unwillkürlichen Verhaltensweisen und Potenzialen, die fest im Geisteskontinuum verankert sind und in der folgenden Wiedergeburt heranreifen werden. Es ist nicht so, dass man jemandem eine Perle in den Mund legt, dieser die Perle dann mit in sein nächstes Leben nehmen kann und das dann dieselbe Perle ist, die derjenige während seines Todes in den Mund gelegt bekam. Was vielmehr geschah, ist, dass Dharmakirtis kraftvolle punktgenaue Konzentration ein starkes Potenzial und eine unwillkürliche Verhaltensweise fest im Geisteskontinuum jener Person hinterließ, indem er die Perle in seinen Mund legte, was dazu führte, dass die Person wieder mit einer Perle im Mund hatte, als sie wiedergeboren wurde.

Ebenso hatte beispielsweise Marpas Sohn Dharmadode eine Fußverletzung und wurde so in seinen späteren Leben mit einer Art Mal an seinem Fuß wiedergeboren. Es war nicht dieselbe Verletzung, die er mit sich nahm, sondern eine starke unwillkürliche Verhaltensweise, welche sich in seinem Geisteskontinuum fortsetzte und somit etwas Ähnliches verursachte.

Haben Pflanzen einen Geist?

Bezüglich der zweiten Frage: Rinpoche erklärte, dass Säulen oder Balken keinen Geist haben. Hätte ich also kein Bewusstsein, wäre mein Körper etwas Ähnliches wie eine Säule oder ein Balken. So wie ich es verstanden habe, heißt es in der buddhistischen Tradition, dass Pflanzen keinen Geist haben, jedoch kann man meiner Meinung nach einen Baum nicht mit einem Balken vergleichen, da ein Baum lebendig ist. Auf der anderen Seite kann ich nicht sehen, dass er keinen Geist hätte. Dieser Zusammenhang verwirrt mich. Wenn dies nun ein Beweis dafür wäre, dass etwas, das lebendig ist, auch einen Geist hat, müssten wir dann nicht auch sagen, dass Pflanzen einen Geist haben?

Hat ein Leichnam einen Geist?

Ich glaube nicht.

Kam ein Leichnam aus einem Mutterleib? War der Körper, der aus dem Mutterleib kam, ein Leichnam und hatte er zu dieser Zeit einen Geist?

Nun ja, es war nicht der Leichnam selbst, der aus dem Mutterleib kam. Es war ein Lebewesen, das unbeständig ist; sich von Moment zu Moment verändert. Sobald es zu einem Leichnam wird, ist dieser nicht das eigentliche Objekt, das aus dem Mutterleib kam.

Wenn der Körper selbst also keinen Geist hat, meinst du, dass ein Baum einen Geist hat, da er Blätter und Zweige hervorbringt, die einem Körper ähnlich sind, der keinen Geist hat?

Ich meinte, dass die Tatsache, dass etwas lebendig ist, beweist, dass es einen Geist hat. Wenn ich sage, dass die Tatsache, dass dieser Körper lebendig ist, bedeutet, dass er einen Geist hat, sollte dasselbe auch für einen Baum gültig sein: Da er lebendig ist, hat er einen Geist.

Was meinst du mit lebendig? Dass er Lebenskraft hat?

Ja. Die Tatsache, dass das alles ist, was ich sehen kann, um den unterscheidenden Faktor zwischen mir selbst und jener Säule festzumachen: Ich bin lebendig. Ich habe eine gewisse aktive Energie; eine Säule nicht. Das ist bisher das Einzige, das mich momentan einen Unterschied sehen lässt.

Behauptest du, dass etwas einen Geist hat, wenn es eine Lebenskraft hat? Und sagst du auch, dass ein Baum Lebenskraft hat, da er Blätter und Zweige hervorbringt?

Vielleicht nicht unbedingt Blätter und Zweige, aber die Tatsache, dass er einen neuen, weiteren Baum hervorbringen kann, scheint für mich ein Beispiel seiner Lebenskraft zu sein, oder?

Was sagst du also ist der Grund dafür, dass er eine Lebenskraft hat? Die Tatsache, dass er Blätter und Zweige entwickelt, oder dass er Samen entwickelt, aus welchen, wenn sie eingepflanzt werden, andere Bäume wachsen werden?

Ich würde sagen beides. Die Tatsache, dass er wächst, dass er die Kraft hat, zu wachsen, dass er kein statisches Objekt ist, dass er Material in sich aufnimmt und dieses während des Wachstumsprozesses umwandelt, und dass er in der Lage ist, eine gewisse sexuelle Vereinigung zu haben, die Nachkommen hervorbringt – all das beweist, dass er eine Lebenskraft besitzt. 

Und was ist mit dem Beispiel von mumifizierten Leichen, bei welchen man zum Teil sehen kann, dass ihnen, obwohl sie seit vielen Jahrhunderten mumifiziert lagen, Haare und Nägel weitergewachsen sind? Viele eigenartige Dinge geschehen bei Mumien. Würdest du sagen, dass Mumien leben, da ihnen Haare und Nägel weiterwachsen? Wenn ja, müsstest du auch zustimmen, dass Mais und Weizen ein Leben haben, da sie Samen entwickeln. Und behauptest du auch, dass Mais und Weizen, da sie demnach eine Lebenskraft hätten, ebenso einen Geist haben?

Das ist der Punkt, an dem ich verwirrt bin. Es scheint nicht besonders schwer zu sein, zu akzeptieren, dass diese Dinge lebendig sind; aber dass sie auch einen Geist haben? Ich habe nie verstanden, wie Pflanzen einen Geist haben können.

Wenn du das Wort „Leben” einfach so definierst, dass etwas die Fähigkeit hat, zu wachsen und Samen zu produzieren, aus denen ein neues Objekt wachsen kann, und dies aber nicht damit gleichsetzt, einen Geist zu haben, ist das etwas vollkommen anderes und einfach eine Frage der Terminologie; es wäre also unproblematisch. Wenn du „Leben“ allerdings als Äquivalent für das tibetische Wort „srog“ siehst, was wiederum prana im Sanskrit heißt, funktioniert es nicht, da der tibetische Begriff die Konnotation von „sich etwas bewusst sein“ und „Mittel haben, etwas zu wissen“ und „einen Geist haben“ hat. Es ist also eine Frage der Begriffsdefinition.  

Du könntest sagen, dass abgestorbene Baumstämme wie eine Säule ebenso keine Lebenskraft besitzen, aber was wäre, wenn man eine solche Säule in Wasser legt, sie sich dann vollsaugt und wieder grün wird?

Aber das wäre dann ein anderer Organismus, der auf der Säule wachsen würde. Ein Organismus könnte auch auf meinem Körper wachsen, auf dessen Basis.

Aber du hast das als Begründung dafür angeführt, dass etwas lebendig ist und deswegen müsstest du auch zustimmen, dass die Säule lebt, da sie eine neue Lebensform hervorbrachte.

Das sehe ich nicht ganz so, da beispielsweise Schimmel auf dem Boden wachsen könnte und deswegen nicht der Boden leben würde, obwohl er Ursachen und Bedingungen bietet, dass etwas wachsen kann. Aber es bleibt die Frage, ob man Bäume töten kann. Ich meine, würde man davon sprechen, Bäume zu töten?

Dr. Berzin: Was Rinpoche meint, ist, dass es eine Frage der Terminologie ist. Im Englischen drückt man es so aus, dass Bäume am Leben sind – alive – und dass man Bäume und Pflanzen tötet. Das ist nicht dasselbe, wie wenn man diese Aussage im Tibetischen oder im Sanskrit macht, denn in diesen Sprachen, wenn man von Lebenskraft und Töten spricht, ist das spezifischer und die Definitionen dieser Worte decken nicht dasselbe ab, was die Worte „töten“ oder „lebendig“ in unserem Sprachgebrauch beinhalten. Das bedeutet nicht, dass sich das widerspricht. Es geht lediglich darum, dass bestimmte Worte in den verschiedenen Sprachen ein breiteres oder engeres Bedeutungsspektrum haben.

Bedeutet das also, dass im Tibetischen und im Sanskrit das Wort „Leben“ mit Geist gleichgesetzt wird?

Dr. Berzin: Ja.

Wenn es demnach im Umkehrschluss wahr ist, dass, wenn wir eine Säule in Wasser legen und Schimmel oder ein anderer Organismus darauf wachsen, würde das logischerweise bedeuten, dass die Säule einen Geist haben muss, um ein anderes Leben hervorzubringen.

Dr. Berzin: Wir sprechen eigentlich über etwas anderes. Davon abgesehen stellt Rinpoche die westliche Definition von lebendig sein infrage.

Nun ja, wenn wir das Gegenteil annehmen würden, wenn man also nicht beweisen könnte, dass es wahr ist – dass etwas in der Lage sein muss, ein anderes Leben hervorzubringen, um als lebendig zu gelten – würde das beweisen, dass es tot ist.

Serkong Rinpoche: Würdest du sagen, dass eine Rakete ein Leben hat? Ist sie lebendig? Was begründet die Aussage, dass eine Rakete nicht lebendig ist?

Sie ist nicht dazu in der Lage, organisches oder anorganisches Material aufzunehmen, sich fortzupflanzen oder Samen zu produzieren, aus welchen weitere Raketen wachsen würden.

Serkong Rinpoche: Was ist mit Maschinen allgemein – haben sie ein Leben? Muss etwas, um als lebendig zu gelten, Nahrung zu sich nehmen?

Es muss irgendeine Form von Nahrung zu sich nehmen, ob subtil oder grob.

Dr. Berzin: Das verwirrt Rinpoche, da Raketen Raketentreibstoff und Maschinen Elektrizität „essen“. Sie bewegen sich und darüber hinaus können Maschinen auch andere Maschinen herstellen. Es ist etwas schwierig für Rinpoche, zu verstehen, was die Bedeutung des westlichen Wortes „Leben“ ist.

Zellteilung?

Dr. Berzin: Kannst du Zellteilung ein wenig ausführlicher erklären? Denn Maschinen können in der Tat andere Maschinen herstellen, sich also reproduzieren.

Zellteilung bedeutet Wachstum. Zellen teilen sich und vervielfältigen sich.

Dr. Berzin: Ich habe Probleme, das tibetische Wort für Zelle zu finden. Stattdessen habe ich Rinpoche erklärt, dass es bestimmte Würmer gibt, aus denen zwei Würmer werden, wenn man sie in zwei Hälften schneidet.

Um dem noch eine Erklärung hinzuzufügen: Wenn man eine Zelle in einer Weise beschädigt, verliert sie die Fähigkeit, sich zu teilen. Sie besitzt diese Fähigkeit, aber kann sie auch verlieren.

Serkong Rinpoche: Was ist mit den Zellen im Holz der Säule? Hat dieses Holz nicht etwa auch Zellen?

Dies sind Zellen, die die Fähigkeit verloren haben, sich zu teilen.

Serkong Rinpoche: Wie kann man unterscheiden, ob Zellen diese Fähigkeit haben oder nicht?

Was auch immer man mit ihnen macht, sie werden sich nicht mehr teilen. Lebendige Zellen können diese jedoch als Wachstumsgrundlage verwenden und sich so dann teilen. Kann ich noch einen weiteren Gedanken anführen, um das etwas mehr auszuweiten? Es gibt bestimmte Bäume – einzelne Bäume oder Baumgruppen –, von denen man sagt, dass sie bestimmte Eigenschaften, besondere Energien oder Geister besitzen. Was ist der Hintergrund davon?

Dr. Berzin: Jetzt beginnst du eine vollkommen andere Diskussion. Wir sprechen von Bäumen, nicht von Geistern.

Ich würde gerne wissen, ob es aus der tibetischen Perspektive einen Unterschied zwischen eBäumen und Felsen gibt, oder sagen wir zwischen Bäumen und Metall; das ist nicht einmal Teil der Erde.

Dr. Berzin: Pflanzen bringen Bäume, Zweige und solche Dinge hervor; Felsen und Metallstücke nicht. Es bleibt dasselbe, wie auch immer du es nennen willst, wie auch immer du deinen Kuchen aufteilen willst.

Sie werden also nicht als lebendig betrachtet, da sie keinen Geist haben?

Dr. Berzin: Würdest du dem zustimmen, dass eine Pflanze oder ein Baum lebendig sind, aber keinen Geist haben? Mit anderen Worten, ja, im Tibetischen ist es genau so. Wir sind viel besser dran, wenn wir das tibetische Wort nicht mit „Leben“ übersetzen, da die beiden Begriffe sich nicht entsprechen und das nur Verwirrung stiftet. Das im Tibetischen verwendete Wort „srog“ bezieht sich auf etwas, das ein Bewusstsein hat. Etwas, das ein Leben hat, ist ein anderes Thema. Im Tibetischen ordnet man Tiere in eine Kategorie ein und Pflanzen und Mineralien in eine andere. Westler ordnen Mineralien in eine Kategorie ein und Pflanzen und Tiere zusammen in eine andere; darauf ist diese ganze Diskussion zurückzuführen. Rinpoche würde gerne wissen, warum du Tiere und Pflanzen unter einer Kategorie zusammenfasst, während die Tibeter Pflanzen und Metall zusammenfassen würden, obwohl sie trotzdem bestätigen, dass diese unterschiedlich sind. Behauptest du, dass „Leben“ gleichzusetzen ist mit „einen Geist haben“, so wie Tibeter sagen würden, dass „Leben“ nicht genau dasselbe ist wie „sich etwas bewusst sein“?

Während einer vergangenen Unterweisung hat jemand kommentiert, Schwierigkeiten damit zu haben, zwischen einer Pflanze und einem Tier zu unterscheiden, und Rinpoche danach gefragt. Rinpoche antwortete mit dem Beispiel einer Bestattung eines Tibeters, der eingeäschert werden sollte. Ein spirituell hochentwickelter Arzt trat an diesen heran und sagte, dass dieser Mann nicht tot sei. Er nahm ihn mit zu sich nach Hause und belebte ihn wieder. Der Mann war in einem sehr subtilen Bewusstseinszustand gewesen. Wenn man nicht einmal sagen kann, ob ein Mensch tot oder am Leben ist, ob er in seinem Körper einen Geist hat oder nicht, kann man das auch nicht be einer Pflanze. Es ist schwierig zu sagen, ob eine Pflanze einen Geist hat oder nicht, oder ob ein Mensch einen Geist hat oder nicht, wenn man nicht weiß, was Geist an sich ist. Auf der anderen Seite habe ich Schwierigkeit damit, zu sagen, dass eine Pflanze nicht lebendig ist, und dass sie nicht wächst.

Dr. Berzin: Unsere ganze Diskussion geht aber darum, was es bedeutet, dass etwas lebendig ist. Rinpoche würde gerne verstehen, was das westliche Konzept von „lebendig sein“ und „Leben“ ist.

Leben ist einfach die Kraft zu wachsen. Wie erklärt man, das seine Pflanze besser wächst, wenn man zu ihr spricht?

Dr. Berzin: Rinpoche sagt, dass es gut möglich ist, dass man das Wachstum einer Pflanze beeinflussen kann, indem man zu ihr spricht. Das ist nichts Bemerkenswertes oder Komisches und bedeutet auch nicht, dass die Pflanze einen Geist hat. Es stellt lediglich eine Antwort auf Ursachen und Bedingungen dar und lässt sich so erklären, dass alle Dinge bedingtem Entstehen unterworfen sind. Die Tatsache, dass die Pflanze auf einen Stimulus reagiert, beweist nicht, dass sie einen Geist besitzt.

Serkong Rinpoche: Es gibt zum Beispiel Pflanzen wie die Venusfliegenfalle, die Insekten fressen, von welchen manche – nicht alle – einen Geist besitzen. Aber die Tatsache, dass sie Insekten fangen und töten, lässt sich nicht anführen, um zu begründen, dass sie einen Geist haben, denn eine elektrische Fliegenfalle tut dasselbe und man würde auch nicht sagen, dass sie deswegen lebendig ist und einen Geist hat.

Könnten wir im Umkehrschluss sagen, dass es Dinge gibt, die wie herumlaufende Menschen aussehen, aber keinen Geist haben?

Dr. Berzin: Klar, es gibt verschiedenste Roboter. An der Ostküste und im mittleren Westen gibt es Pizzarestaurants, die computerbetriebene Roboter in Form von Bären, Affen und Gorillas ausgestellt haben, die Lieder singen und tanzen. Einmal sind wir in ein solches Pizzarestaurant gegangen und Rinpoche sagte erst, dass diese alle lebendig seien, obwohl es ganz offensichtlich war, dass sie es nicht waren. Es gibt vielerlei Dinge dieser Art. Amerika ist ein Land, dass für seine eigenartigen Erfindungen berühmt ist. Man muss also nicht lange darüber nachdenken, um deine Frage zu beantworten.

Kann man das Leiden von jemand anderem auf sich nehmen?

Ich habe noch eine letzte Frage. Es geht um die Geschichte, die Kunu Lama erzählte, in der ein Mann dazu in der Lage war, die Krankheit eines anderen auf sich zu nehmen. Es schien mir, als würde das einer der Gesetzmäßigkeiten des Karma, die Buddha lehrte, widersprechen; nämlich dass, wenn man keine Ursache für etwas schafft – zum Beispiel für eine Krankheit, die man bekommt –, man dies nicht erleben wird.

Serkong Rinpoche: Natürlich hatte diese Person das Karma angehäuft, um dazu in der Lage zu sein, die Krankheit des anderen auf sich zu nehmen. Dies geschah nicht einfach so ohne Grund.

Dr. Berzin: Rinpoche hat in der Vergangenheit das Karma in Form von bestimmten Handlungen geschaffen bzw. das Potenzial aufgebaut, hier von euch Essen zu bekommen. Ansonsten könnte er hier nichts zu sich nehmen und wäre wie ein Bettler, der kommt und abgewiesen wird.

Nun ja, man sagt, dass Buddha nicht dazu in der Lage ist, die Verblendungen anderer wie einen Dorn aus dem Fuß zu ziehen, aber diese Geschichte klingt eher so, als könnte man es. Kann alles Leid, das Buddha selbst nicht beseitigen kann, von jemand anderem beseitigt werden kann? 

Serkong Rinpoche: Es ist das Gleiche mit der Person in dem Beispiel. Diese hatte das Karma geschaffen, dass ihr die Krankheit von jener anderen Person abgenommen wurde. Es ist das Gleiche mit Buddha: Er selbst kann das Leid eines anderen nicht wie ein Dorn aus dem Fuß ziehen, außer wenn man das Karma geschaffen hat, dass einem von Buddha geholfen wird. Hat man das nicht und hat man keine Potenziale dafür geschaffen, wird es auch nicht geschehen. Es ist, als würde man in einer Fabrik arbeiten: Es muss einem zunächst erklärt werden, wie man die Maschinen bedient; danach weiß man es. Man kann nicht einfach ankommen und alles ohne Ursache zum Laufen bringen; es kommt durch einen kausal bedingten Prozess zustande.

Diese Frage ist allerdings ziemlich wichtig. Allgemein ist es sehr wichtig, Fragen über Karma zu stellen. Es ist nicht gerade besonders intelligent, zu fragen, ob es Dinge gibt, die wie Menschen ohne Augen aussehen; das ist ziemlich albern! Natürlich ist es wahr, dass, wenn man in der Vergangenheit kein Karma dafür geschaffen hat, man nicht geheilt wird. Solche Dinge geschehen nicht einfach grundlos. Andernfalls gäbe es, wie du sagtest, einen Widerspruch. Es ist gut, über solche Fragen nachzudenken.

Manchmal ist auch davon die Rede, in einem reinen Land – so etwas ähnliches wie ein Paradies, aber nicht genau das Gleiche – wiedergeboren zu werden. Dies geschieht nicht einfach, ohne dass man die Ursachen dafür schafft. Man kann nicht einfach irgendetwas tun und danach in ein Paradies kommen und dort dann alle möglichen Dinge genießen. In eine solche Situation zu kommen, muss man sich selbst durch eigene Handlungen schaffen.

Beispielsweise haben wir alle in dieser Gruppe die Ursachen und das Karma geschaffen, heute hier zu sein. Hättet ihr nicht das Karma, hier in dieser Gruppe zu sein und an dieser Unterweisung teilzunehmen, wärt ihr nicht gekommen. Ich erinnere mich, dass es vor einigen Jahren im Gomang-Kloster einen besonders gelehrten Mongolen gab. Der derzeitige Abt des Gomang-Klosters war ebenso sehr gelehrt und ein großer Meister. Im klösterlichen Bildungssystem gibt es den akademischen Grad des Lharampa-Geshe, was so ähnlich wie ein besonders guter Ph.D. im monastischen Ausbildungssystem ist. Der Abt sagte dem Mongolen: „Mache diesen Ph.D. nicht. Gehe nicht zu den Prüfungen. Gehe nicht durch dieses Prozedere“, aber der Mongole wollte diesen Grad trotzdem.

Als der Abt das Klostergelände verließ, sagte der Mongole: „Indem der Abt zu mir sagte, dass ich nicht zu den Prüfungen gehen solle, demonstrierte er seine Fähigkeit der außersinnlichen Wahrnehmung. Gemäß den disziplinarischen Regeln darf man solche Fähigkeiten allerdings nicht demonstrieren. Er muss mich also angelogen haben.“

Jedenfalls ging der Mongole aus Rücksicht auf die Autorität des Abtes zu den Prüfungen für den zweithöchsten Grad. Da er sehr gut gelernt hatte und die Texte gut kannte, wollte er zumindest eine Prüfung machen und einen Abschluss bekommen. Im Klostersystem kann man, nachdem man bereits die Prüfungen für einen niedrigeren Grad belegt und diesen auch bekommen hat, die Prüfungen für einen höheren Grad nicht mehr belegen, da man bereits den Grad einer bestimmten Kategorie bekommen hat.

Nachdem der Abt gestorben war, beschloss der Mongole, trotzdem an den Prüfungen für den höheren Grad teilzunehmen, da der Abt nun nicht mehr da war und er dies als in Ordnung empfand. Es waren zehntausende Mönche während der Prüfung anwesend. Eine solche Prüfung wird durchgeführt, indem man zuerst vor dieser riesigen Versammlung bestimmte Texte auswendig rezitiert und dann die eigentliche mündliche Prüfung in Form einer Debatte ablegt. Als der Mongole dann also vor diese Gruppe treten wollte, um vor einer Säule seinen Platz einzunehmen und mit der Rezitation zu beginnen, fiel er tot um, als er sich auf seinen Platz setzen wollte.

Er war nicht in der Lage, die Prüfungen für den höheren Grad abzulegen, da er das Karma dafür nicht hatte. Tatsächlich wusste der Abt dies und sagte ihm deshalb, dass er an den Prüfungen nicht teilnehmen solle. Man schaute anschließend in die Notizbücher und persönlichen Sachen des Mongolen, der so plötzlich gestorben war, als er die Prüfung ablegen wollte, und fand in seinen Notizen, dass er sogar seinen Dharma-Schützer befragte, ob es in Ordnung sei, in die Prüfung zu gehen; so ähnlich als würde er ein Orakel befragen. Es wurde ihm die Antwort gegeben, dass er nicht gehen sollte, was ihm aber nicht gefiel, da er unbedingt teilnehmen wollte. Deswegen warf er dem Abt vor, dass dieser nur vorgegeben hatte, außersinnliche Wahrnehmung zu besitzen, und versuchte trotz allem, an den Prüfungen teilzunehmen.

Es geht in diesem Beispiel nicht darum, ob der Abt außersinnliche Wahrnehmung besaß oder nicht, sondern darum, dass, wenn man nicht das Karma für das Eintreten einer bestimmten Begebenheit geschaffen hat, dieses auch nicht eintreten wird; egal, wie sehr man es auch versucht. Dasselbe gilt auch dafür, die Krankheit eines anderen auf sich zu nehmen. Beide Seiten müssen das Karma dafür geschaffen haben, dass dies möglich ist.

Top