Karmische Potenziale, Tendenzen und ständige Gewohnheiten

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Kurzer Rückblick auf das System des Karmas gemäß Vasubandhu und Nagarjuna

Zuletzt haben wir über die wesentlichen Bestandteile des Karmas bzw. karmischer Impulse gemäß der Darstellung von Vasubandhu und Nagarjuna gesprochen. Wir haben gesehen, dass sich geistiges Karma auf den Geistesfaktor eines zwingenden Drangs bezieht, der das Bewusstsein und dessen begleitende Geistesfaktoren dazu bringt, einen karmischen Pfad für eine physische, verbale oder geistige Handlung mit einem Objekt bzw. auf ein Objekt gerichtet einzuleiten. Die karmischen Impulse für physische und verbale Handlungen beziehen sich auf deren offenbarende und nichtoffenbarende Formen, die durch diese karmischen geistigen Dränge erzwungen werden.    

Die offenbarende Form einer körperlichen Handlung bezieht sich auf die Bewegung des Körpers bei der Durchführung einer Methode zur Ausführung einer physischen Handlung. Die offenbarende Form einer verbalen Handlung ist die Äußerung von Sprachlauten, die an der Durchführung einer Methode zur Ausführung einer Verbalhandlung beteiligt sind. Die offenbarende Form währt nur so lange, wie die körperliche bzw. verbale Handlung selbst andauert. Offenbarende Formen können konstruktiv, destruktiv oder nicht spezifiziert – also weder konstruktiv noch destruktiv – sein. Sie offenbaren, dass sie durch einen konstruktiven, destruktiven oder nicht spezifizierten zwingenden geistigen Drang hervorgerufen wurden. 

Darüber hinaus haben einige körperliche und verbale Handlungen nichtoffenbarende Formen. Dazu gehören nur konstruktive und destruktive körperliche bzw. verbale Handlungen, und unter diesen nur solche, die stark von einer konstruktiven oder störenden Emotion motiviert sind. Diese nichtoffenbarenden Formen werden ebenfalls durch den geistigen Drang erzwungen, der sie in Verbindung mit der offenbarenden Form hervorbringt, jedoch offenbaren sie diesen Drang nicht. Außerdem sind sie selbst zwingende karmische Impulse, die unser physisches und verbales Verhalten weiterhin beeinflussen, nachdem die Handlung, mit der sie begonnen haben, aufgehört hat. Die nichtoffenbarenden Formen einer Handlung entstehen also zusammen mit deren offenbarender Form, bestehen aber auch nach dem Aufhören der Handlung weiter, solange wir sie nicht aufgeben. 

Eine Besonderheit karmischer Impulse ist, dass sie aktiv etwas tun; sie führen aktiv eine Funktion aus. Geistiges Karma drängt das Bewusstsein und dessen begleitende Geistesfaktoren aktiv zu einer Handlung mit oder in Richtung eines bestimmten Objekts. Offenbarende Formen führen aktiv eine Methode zur Ausführung einer physischen oder verbalen Handlung aus. Nichtoffenbarende Formen hingegen beeinflussen unser Geisteskontinuum entweder direkt, indem sie Verhalten regulieren (wie im Fall von Gelübden), oder indirekt, indem sie an Kraft zunehmen, um dadurch, dass andere entweder unsere Befehle befolgen oder etwas nutzen, das wir für sie gemacht oder ihnen gegeben haben, stärkere Resultate herbeizuführen.

Einfach ausgedrückt gibt es drei verschiedene Arten von karmischen Impulsen: geistige, offenbarende und nichtoffenbarende. Im Falle von geistigen Handlungen beziehen sich die geistigen karmischen Impulse nur auf das, was die Handlung auslöst. 

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