Entsagen des Klammerns an die angenehmen Dinge dieses Lebens

Wenn wir uns mit dieser Dharma-light-Version des Entsagens unseres Klammerns an kurzfristige Vorteile dieses Lebens befasst haben und stattdessen an den langfristigen Nutzen in diesem Leben denken, sind wir bereit, zum echten Dharma überzugehen, der die anfängliche Ebene der Lam-rim-Motivation ist. Dabei geht es um die Entsagung des Klammerns an die angenehmen Dinge dieses Lebens und darum, stattdessen zukünftige Leben zu unserem Hauptanliegen zu machen.

Berücksichtigung zukünftiger Generationen 

Es gibt noch eine Ebene zwischen dem, was wir bereits gesprochen haben, und dieser Thematik. Ich wollte jedoch nicht gesondert darauf eingehen, denn uns geht es vielleicht, was die Auswirkungen unseres Verhaltens betrifft, einfach nur um unser jetziges Leben, aber wir können es ausweiten und auch an zukünftige Generationen denken. Anders ausgedrückt denken wir also nicht an unsere Wiedergeburt, sondern sind entschlossen, nicht nur an diese Generation zu denken, sondern auch daran, was wir zukünftigen Generationen hinterlassen – wie beispielsweise im Sinne der globalen Erwärmung.

So mögen wir denken, der Meeresspiegel werde vielleicht nicht in einem Maße ansteigen, dass dies einen Einfluss auf unser Leben hat, aber mit Sicherheit auf das Leben unserer Kinder, und wenn nicht unserer Kinder, dann auf das unserer Enkelkinder. Wir können die langfristigen Auswirkungen dieser Aussichten für die Zukunft in Betracht ziehen.

Die anfängliche Ebene des Lam-rim 

Wir überspringen jedoch diese Ebene und wenden uns direkt der anfänglichen Ebene der Lam-rim-Meditation zu, bei der unser Fokus nicht nur auf diesem Leben, sondern auf zukünftigen Leben liegt, und hier beginnt die eigentliche Dharma-Praxis.

Wir wenden die gleiche Struktur der Analyse an. Ich denke, es ist nicht notwendig, hier auf alle Einzelheiten einzugehen, wie wir es mit der ersten Ebene der Entsagung getan haben, da es mehrere Ebenen der Entschlossenheit, frei zu sein, gibt, mit denen wir uns befassen wollen. Wir werden die Punkte also nur kurz durchgehen, damit wir eine allgemeine Vorstellung davon haben, wie wir an das Thema herangehen.

Rationale und leidenschaftliche, emotionale Ansätze 

Obwohl wir hier eine recht rationale Herangehensweise haben, die man vielleicht als ziemlich westlich betrachten kann, ist es meiner Meinung nach ausgesprochen wichtig zu verstehen, dass sie nicht mit einer leidenschaftlicheren Herangehensweise im Widerspruch steht, die für andere, nicht-westliche Kulturkreise angebracht ist. Leidenschaftlich heißt nicht einfach, enthusiastisch zu sein, sondern bezieht sich auf starke Emotionen, die wir, vermischt mit Hingabe und ähnlichen Qualitäten, in unsere Praxis einfließen lassen.

So ein Ansatz muss nicht im Widerspruch zu einem rationalen Ansatz stehen. Eine leidenschaftliche, emotionale Herangehensweise kann entweder auf rationale oder irrationale Überlegungen beruhen. Eine rein rationale Herangehensweise zu haben, ohne Leidenschaft, Gefühle und Emotionen, ist nicht sonderlich effektiv; und genauso wird auch eine sehr emotionale, leidenschaftliche Art des Praktizierens, ohne eine rationale Basis, sich wirklich wirksam sein. Aus diesem Grund gibt es auf meiner Webseite einige Artikel, die sich mit der Wichtigkeit befassen, mit einer emotionalen, intellektuellen und hingebungsvollen Herangehensweise, auf ausgewogene Weise zu praktizieren – also diese drei Ansätze in Einklang zu bringen und nicht zu viel von dem einen oder anderen zu haben.

[Siehe: Auf ausgewogene Weise an den Buddhismus herangehen]

Hat unsere Praxis einen logischen Rahmen, gibt es bei dem, was wir tun, eine stabile Grundlage für unsere Leidenschaft. Das kann man an einem ganz einfachen Beispiel erkennen, wie der Arbeit mit Gewichten. Haben wir eine rationale Grundlage dafür – es wird meine Gesundheit verbessern und mir hoffentlich helfen, länger zu leben usw. – ist es viel einfacher, es mit Leidenschaft zu tun, als wenn wir einfach nur unsere Muskeln entwickeln wollen. Eine ausgewogene Herangehensweise ist äußerst wichtig, insbesondere, wenn wir uns mit solchen Themen wie der Entsagung befassen.

Entsagen unseres Klammerns an die angenehmen Dinge dieses Lebens ohne zu starke oder zu schwache Widerlegung 

Was das Klammern an die angenehmen Dinge dieses Lebens betrifft, so wollen wir die Entschlossenheit haben, frei vom Klammern an Geld, Eigentum, Freunden, Ruhm, der Jugend, gutem Aussehen, Muskeln, Mode sein – wir entsagen, diese Dinge zu unserem Hauptanliegen in unserem Leben zu machen. 

Die zu starke Widerlegung wäre zu sagen, dass wir nichts von diesen Dingen brauchen, und sie somit völlig zu ignorieren. Wir ignorieren die Bedürfnisse dieses Lebens, wie Sport, eine gesunde Ernährung und so weiter, und meinen, wir müssten alle Mönche oder Nonnen werden und in einer Höhle leben – das wäre eine zu starke Widerlegung der Bedürfnisse nach Dingen dieses Lebens. Wenn wir in eine Höhle gehen und alles aufgeben wollen, so ist das in Ordnung – aber zu denken, wir müssten es tun, um unsere Ehe und unser Zuhause aufzugeben, wäre eine zu starke Widerlegung. Wir haben in diesem Leben Verantwortungen, um die wir uns kümmern müssen. 

Dazu fällt mir ein sehr gutes Beispiel ein, das ich mit meinem Lehrer Serkong Rinpoche erlebt habe. Es gab da einen jungen Mann, der ein Mönch werden wollte, und zu Rinpoche kam. Genau genommen war Rinpoche auf unseren Reisen im Westen zu Gast im Haus seiner Familie. Dieser junge Mann wollte also ein Mönch werden, aber seine Mutter war fast blind und der Vater war keine große Hilfe. Serkong Rinpoche gab ihm die Anweisung, kein Mönch zu werden und sagte ihm: „Du solltest in der Nähe deines Zuhauses bleiben und dich um deine Mutter kümmern – das ist deine Verantwortung. Wenn deine Eltern deine Hilfe nicht mehr benötigen, kannst du ein Mönch werden, wenn du dann immer noch den Wunsch dazu hast.“ Wie in diesem Beispiel geht es uns darum, dies nicht zu stark zu widerlegen. Wir haben Verantwortungen, wir haben Dinge, um die wir uns kümmern müssen.

Eine zu schwache Widerlegung wäre, manchen Süchten, wie Zigaretten und Alkohol zu entsagen, aber anderen nicht, wie die Sucht nach sozialen Medien, dem Surfen im Internet, dem ständigen Musikhören – und nur die Entschlossenheit zu haben, frei von manchen Dingen dieses Lebens zu sein, aber nicht von anderen, an denen wir wirklich hängen. Meistens geht es jedoch darum, an Dingen, wie unsere Jugend, unsere Gesundheit und ähnliches zu klammern. Die Ursache für diese Art des Klammerns ist die fehlerhafte Überlegung, dass diese Dinge beständig sind, niemals enden werden, wir immer über sie verfügen und sie uns andauerndes Glück bringen werden, wie die falsche Annahme, dass wir um so glücklicher sein werden, je mehr Geld wir haben.

Es gibt jedoch zahlreiche Beispiele, die dieser Schlussfolgerung widersprechen. Vielleicht hängen wir so sehr an unserer Jugend, unserem guten Aussehen, unseren Muskeln und so weiter, aber die Realität ist, dass sie nie andauern werden. Hängt man beispielsweise an seiner Jugend, wird das im Alter nur zu Leid und Enttäuschung führen. Ein furchtbares Beispiel, an das ich gerade denke, ist eine junge Frau, die in Dharamsala war, als ich dort lebte. Sie hing sehr an ihrem guten Aussehen und hatte große Angst davor, alt zu werden und ihre Schönheit zu verlieren. Sie machte ein Vajrayogini-Retreat und am Ende dieses Retreats, an dem es die Feuerpuja gibt und man verschiedene Substanzen in das Feuer opfert, übergoss sie sich mit Kerosin und zündetet es an, um sich selbst als Feueropferung darzubringen. Sie beging auf diese Weise Selbstmord, weil sie die Vorstellung nicht ertragen konnte, irgendwann alt zu werden und ihr gutes Aussehen zu verlieren. Das ist ein furchtbares Extrem und so etwas streben wir mit Sicherheit nicht an, wenn es darum geht, das Klammern an Dinge dieses Lebens aufzugeben. Das ist keine erfolgreiche Strategie.

Nachteile des Klammerns an die Freuden dieses Lebens 

Die Nachteile des Klammerns an Dinge dieses Lebens als unser Hauptinteresse sind, dass wir schädliche Handlungen begehen, wie uns selbst anzuzünden. In den Lam-rim-Texten wird dieser Punkt mit vielen Beispielen schädlichen Verhaltens veranschaulicht, wie dem Stehlen, um mehr Geld und Dinge in diesem Leben zu bekommen, in der Hoffnung, sie werden uns dauerhaftes Glück bescheren, doch sie führen nur zu der Angst, erwischt zu werden. Oder wir begehen Ehebruch, weil wir den Wunsch nach sofortiger sexueller Befriedigung haben, aber dann leben wir in einer Paranoia erwischt zu werden, und so müssen wir lügen. Außerdem kommt es noch zu all den Schwierigkeiten, wenn der Partner des anderen herausfindet, was los ist. Ein anderes Beispiel ist das Leiden, unsere Zeit mit trivialen Dinge zu vergeuden und Gelegenheiten verstreichen zu lassen. 

Seine Heiligkeit der Dalai Lama macht sich oft über die Frauen im Publikum lustig, die so viel Zeit damit verbringen, ihre äußere Erscheinung durch Make-up zu verschönern. Er sagt, wir sollten an unserer inneren Schönheit arbeiten, anstatt an unserer äußeren Erscheinung. Während die äußere Schönheit vergeht, hält die innere Schönheit unser ganzes Leben lang an. Verbringen wir all unsere Zeit mit dem Versuch, berühmt zu werden oder viel Geld zu bekommen, werden uns diese Dinge nie zufriedenstellen und wir werden bald das Gefühl haben, dass unser Leben sinnlos ist und es kein erfüllendes Ziel im Leben gibt. Seht euch nur die Popstars an: sie sind so berühmt, haben so viel Geld und doch sind die meisten von ihnen zutiefst unglücklich. Sie nehmen ständig Drogen und viele von ihnen sterben an einer Überdosis. Das ist ein klares Beispiel dafür, dass Geld und Ruhm nicht die Quellen endgültigen Glücks sind.

Förderliche Umstände in zukünftigen Leben anstreben und sie nicht über- oder unterschätzen 

Unser Ziel ist somit, bessere Wiedergeburten zu haben und daran zu arbeiten, förderliche und bessere Umstände in unseren zukünftigen Leben zu haben. Eine Überschätzung wäre zu meinen, wir würden in unseren zukünftigen Leben keine Probleme mehr haben, es werde wie im Paradies sein und wir könnten einfach entspannen und genießen. Das, was wir anstreben, zu unterschätzen, wäre zu denken, dass es ja so einfach sein wird, wieder eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu haben, und aus diesem Grund nicht genügend Ursachen dafür zu schaffen. 

Hier gibt es einen großen Unterschied zwischen Tibetern und Nichttibetern, wie ich herausgefunden habe. Wir Nichttibeter, die wir keine traditionellen Buddhisten sind, denken oft: „Natürlich werde ich in meinem nächsten Leben ein Mensch sein und daher möchte ich einfach nur eine menschliche Wiedergeburt mit guten Umständen.“ Wir nehmen es nicht wirklich ernst, dass es auch die Möglichkeit gibt, als Insekt oder etwas Schlimmeres wiedergeboren werden. Für die Tibeter ist das überhaupt nicht selbstverständlich. Sie denken: „Wahrscheinlich werde ich in einem furchtbaren Körper wiedergeboren werden! Es ist so selten, eine menschliche Wiedergeburt zu haben, ganz zu schweigen von einer kostbaren menschlichen Wiedergeburt.“ Das ist ein großer Unterschied.

Das ist doch so, oder nicht? Wenn wir an die Wiedergeburt denken, so stellen wir uns vor, dass es natürlich eine menschliche sein wird. Wir denken nie: „Ich werde eine Kakerlake sein.“ Das ist also eine Unterschätzung: zu meinen, es würde so leicht sein, wieder eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu haben. Das ist es jedoch nicht!

Nutzen und Methode des Begünstigens zukünftiger Leben 

Was sind die Nutzen davon, daran zu arbeiten, zukünftige Leben zu begünstigen? Wir werden nichts bereuen, wenn wir sterben; wir werden das Gefühl haben, weiter dem Pfad folgen zu können, weil wir konkrete Maßnahmen ergriffen und Schritte unternommen haben, um die Ursachen für kostbare menschliche Wiedergeburten in der Zukunft zu schaffen. schaffen 

Was tun wir, wenn wir diese kostbare menschliche Wiedergeburt wieder erlangt haben? Wir werden weiter auf die Befreiung und Erleuchtung hinarbeiten. Das ist der ganze Zweck des Erlangens weiterer kostbarer menschlicher Wiedergeburten, denn es wird eine ziemlich lange Zeit dauern, Befreiung und Erleuchtung zu erlangen. 

Worin besteht die Methode, noch einmal eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen? Das wird ganz klar in all den Lehren der anfänglichen Ebene des Lam-rim beschrieben. Wir erkennen und schätzen das kostbare menschliche Leben und die Möglichkeiten, die wir momentan haben, und begreifen, dass sie irgendwann enden und zukünftige Leben folgen werden. Und wenn wir unsere gegenwärtigen Muster betrachten, verstehen wir, dass unser negatives Verhalten dem positivem bei weitem überwiegt, wenn wir nichts tun, um unsere zukünftigen Leben zu verbessern. Es ist also klar, dass die Folge davon schlechtere Wiedergeburten sein werden.

Außerdem ist es notwendig zu erkennen, dass jegliche Freuden dieses Lebens enden werden. Wir müssen unser Geld, unser Eigentum, unsere Freunde und die Anzahl der Likes unserer Facebook-Seite hinter uns lassen. Es gilt also zufrieden mit dem zu sein, was wir für die Arbeit auf dem Weg benötigen, und um uns und unsere Familie zu versorgen. 

Zufriedenheit ist äußerst wichtig. Es bedeutet nicht, sich nicht um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern, sondern zufrieden mit dem Notwendigen zu sein. Das deutsche Wort für „enough“ ist „genug“ und so mache ich mit meinen deutschen Dharma-Freunden immer diesen Scherz, dass wir statt Gelugpas „Genugpas“ werden wollen. Das ist sehr hilfreich, sich daran zu erinnern, in der Praxis eine guter Genugpa zu sein und wenn man Scherze darüber macht, ist es etwas leichter zu akzeptieren. Gehen wir beispielsweise zu einem Buffet, an dem wir essen können, soviel wir wollen, ist für ein Genugpa ein Teller vollkommen ausreichend; wir brauchen nicht zwei. 

Um dann eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu erlangen, gilt es, dem Leben eine sichere Ausrichtung zu geben – das ist die Zuflucht – und schädliches Verhalten zu unterlassen, was Selbstbeherrschung, Selbstdisziplin ist. Ergänzen tun wir dies mit der Praxis der anderen weitreichenden Geisteshaltungen oder Vollkommenheiten: Großzügigkeit, Geduld, Ausdauer, geistige Stabilität oder Konzentration und unterscheidendes Gewahrsein oder Weisheit. Die drei höheren Schulungen sind in diesen weitreichenden Geisteshaltungen enthalten: Selbstdisziplin, Konzentration und unterscheidendes Gewahrsein. 

All das muss mit Gebeten ergänzt werden, was im Grunde die Widmung all der positiven Kraft ist, die wir angesammelt haben, um weiterhin kostbare menschliche Wiedergeburten zu haben, damit wir dem Pfad mit den bestmöglichen und förderlichen Umständen weiter folgen können, um Befreiung und Erleuchtung zu erlangen.

Beim Darbringen von Widmungsgebeten sollten wir allerdings vorsichtig sein. Oscar Wilde, ein berühmter britischer Autor sagte einmal auf so wunderbare Weise: „Sei vorsichtig mit deinen Wünschen; Gott wird dich vielleicht bestrafen, indem er sie erfüllt.“

Es gibt eine schöne tibetische Geschichte: Im Haupttempel des Ganden-Klosters in Tibet gibt es einen Thron, auf dem das Oberhaupt der Gelug-Tradition in Zeremonien sitzt. Man nennt ihn den Ganden-Thron. Eines Tages lief eine Kuh in den Tempel und legte sich auf den Thron. Ein Mönch sah das und ging völlig verwirrt zu seinem Lehrer, um ihn zu fragen: „Wie ist das möglich, dass sich eine Kuh auf diesen Thron legen kann?“ Der Lehrer erklärte es folgendermaßen: „In einem früheren Leben betete ein Mönch, in seinem zukünftigen Leben auf dem Ganden-Thron sitzen zu dürfen, aber er sagte nicht, in welcher Lebensform er darauf sitzen wollte!“ Wir müssen also vorsichtig mit dem sein, was wir uns wünschen, denn „Gott wird uns vielleicht bestrafen, indem er unsere Wünsche erfüllt.“ Aus diesem Grund sollten wir, wenn wir Widmungsgebete darbringen, ganz konkret sein. Wir widmen unsere positive Kraft, um in allen zukünftigen Leben eine kostbare menschliche Wiedergeburt zu bekommen, um weiter auf dem Pfad bis hin zur Erleuchtung gehen zu können.

Unterlassen wir schädliches Verhalten und setzen diese weitreichenden Geisteshaltungen mit den geeigneten Gebeten in die Praxis um, können wir sicher sein, dass es funktionieren wird, indem wir folgendermaßen denken: Wenn alles wahr ist, was Buddha darüber lehrte, dass alle Phänomene in Abhängigkeit entstehen und daher frei von einer selbst-begründenden Natur sind – und wir können dies durch Logik und unsere eigene Meditation bestätigen – können wir die Überzeugung haben, dass das, was Buddha über Karma lehrte, ebenfalls wahr ist.

Tsongkhapa sagt dies ganz deutlich in seinem Werk: „Zum Lob des abhängigen Entstehens“:

(30) Durch diesen Pfad des abhängigen Entstehens, welcher der Grund dafür ist, dass deine Rede als einzigartig angesehen wird, kann man die Gewissheit entwickeln, dass deine anderen Aussagen ebenfalls gültig sind.

Auch können wir, wenn wir über die logischen Argumente für den anfangslosen Geist im Sinne der Logik von Ursache und Wirkung nachdenken, überzeugt sein, dass wir eine Wiedergeburt haben werden und sie eine günstige sein wird, wenn wir schädliches Verhalten meiden. Kurzum gilt es, destruktivem Verhalten zu entsagen, wenn wir uns in Entsagung üben, die angenehmen Dinge dieses Lebens zu unserem Hauptanliegen zu machen.

Darüber nachdenken, an der Verbesserung unserer zukünftigen Leben zu arbeiten 

Lasst uns einen Moment darüber nachdenken und danach werden wir auf einige Fragen eingehen. Die wichtigste Sache, die wir uns fragen sollten, ist die: Was tun wir eigentlich, um sicherzustellen, dass wir in der Zukunft bessere Wiedergeburten haben werden, um den Pfad weiter fortsetzen zu können. Denken wir nur an dieses Leben oder treffen wir auch Maßnahmen für die Zukunft? Oft erkläre ich den Leuten, dass eine der Motivationen, die ich für meine harte Arbeit an meiner Webseite habe, folgende ist: Wenn ich so viel Bemühung und Leidenschaft hineinstecke, werde ich so eine enge Verbindung zu ihr haben, dass ich, wenn ich in einem kostbaren menschlichen Körper wiedergeboren werde, unbewusst zu dieser Webseite hingezogen sein werde. Ich werde sie schon in jungen Jahren finden und sie wird mein Interesse am Dharma wecken. 

Auf diese Weise versuche ich ganz bewusst mit der Arbeit an meiner Webseite jemand zu sein, der eine Lam-rim-Motivation der anfänglichen Ebene hat. Um mit der neuen Webseite zu beginnen – die erste Ausgabe wird ganz klein sein – habe ich 50 Artikel von der alten Webseite ausgewählt, die ich gern in meinem nächsten Leben zur Verfügung hätte. Was wären die 50 Wichtigsten, mit denen ich gern eine Verbindung haben würde? Diese Strategie habe ich benutzt, um zu wählen, was in die erste Ausgabe kommen sollte. Und ich muss sagen, dass es großen Spaß gemacht hat, sie auszuwählen. 

Denkt einmal darüber nach: Was mache ich, um mich für zukünftige Leben vorzubereiten? Sammle ich Likes auf meiner Facebook-Seite? Oder was mache ich eigentlich? 

[Pause zum Nachdenken]

Welche Fragen habt ihr dazu?

Fragen 

Entwickeln wir Entsagung von diesem Leben und all den materiellen Dingen, Freunden und im Grunde von allem, wie können wir dann weiter Enthusiasmus und Leidenschaft für dieses Leben haben, ohne die Fähigkeit zu verlieren, dieses Leben zu schätzen? Dieses Leben besteht aus Momenten, die einzigartig sind – wie verliert man nicht die Fähigkeit, sie zu schätzen?

Dieses Extrem vermeiden wir, indem wir analysieren, was es bedeutet, das Objekt, von dem wir frei sein wollen, zu stark zu widerlegen. Eine zu starke Widerlegung wäre, kein Interesse an Dingen in diesem Leben zu haben. Darum geht es jedoch nicht. Der Punkt ist, diese Dinge nicht zu unserem Hauptanliegen zu machen.

Alles hat etwas mit unserer Motivation und dessen Ebene zu tun. Wir können Freundschaften kultivieren und hierin eine Leidenschaft entwickeln, entweder in diesem Leben einfach anzustreben, von allen geliebt zu werden, oder diesen Menschen hilfreich zu sein, was gewiss nicht im Widerspruch dazu steht, an zukünftigen Leben zu arbeiten. Wir wollen in der Lage sein, sogar noch mehr Menschen in zukünftigen Leben zu nutzen, aber wir ignorieren nicht die Menschen in diesem Leben. 

Streben wir an, Dharma-Aktivitäten fördern zu können, andere zu unterstützen usw., sowie in der Lage zu sein, dies auf einer noch größeren Ebene in zukünftigen Leben weiter zu tun, verdienen wir nicht nur Geld, um uns in diesem Leben ein schickes Auto zu kaufen. Wir tun es, um anderen nutzen zu können und in der Lage zu sein, dies in zukünftigen Leben fortsetzen zu können. 

Unsere Motivation und unsere Ebene, wofür wir Dinge tun, sind ziemlich wichtig. Warum sollten wir wollen, dass viele Menschen uns mögen? Nur wegen des Bildes von dem schönen Frühstück, das wir für uns zubereitet und in ins Netz gestellt haben? Das ist ziemlich trivial. Aber je mehr Menschen uns wegen dem mögen, was wir tatsächlich in unserem Leben tun, desto mehr Menschen können wir positiv beeinflussen, sowohl in diesem Leben als auch in der Zukunft.

Ich hänge an der Vorstellung Alexej zu sein. Ich kümmere mich nicht um meine zukünftigen Leben und daher ist es schwierig, die Anhaftung und das Klammern an die Nutzen dieses Lebens loszuwerden. Aus diesem Grund bin ich mehr an Methoden interessiert, die vielleicht schneller und effizienter sind, als an jenen, die erst in drei Zillionen von Zeitaltern ein Resultat bringen. Ich interessiere mich für Methoden, die dieses Resultat in diesem Leben bringen. Warum muss ich an zukünftige Leben denken und für drei Zillionen von Zeitaltern arbeiten? 

Wenn wir danach trachten, ein Sonderangebot, also Befreiung und Erleuchtung auf billige Weise, für den niedrigsten Preis zu bekommen, so ist diese Herangehensweise an den Dharma nicht sehr nützlich. Wenn Dharma-Lehren in einem Geschäft angepriesen werden: „Erleuchtung im Angebot! Sonderausgabe! 20 Prozent billiger! Mit dieser Methode kann man es billiger und schneller bekommen!“ – ist daran etwas verdächtig.

Was das Klammern an deine Identität als Alexej betrifft, so ist das nur deine Identität in diesem Leben. Es ist notwendig, viel über die Logik im Sinne von Ursache und Wirkung zu meditieren, die einen Beweis für den anfangslosen Geist liefert. Ohne die Meditation über Leerheit – so etwas wie diese unmöglichen Existenzweisen, die mein Geist projiziert, gibt es nicht – wird es ziemlich schwierig sein, mit tiefer Überzeugung an der Verbesserung zukünftiger Leben zu arbeiten. 

Nur die Methoden der anfänglichen Ebene zu nutzen, über unsere kostbare menschliche Wiedergeburt, Tod und Unbeständigkeit, die furchtbaren Wiedergeburten, die unserem Tod folgen könnten und so weiter nachzudenken – diese Dinge können effektiv sein, aber sie sind nicht die stärkste Medizin, um von der Existenz zukünftiger Leben überzeugt zu werden. Wir haben jede Menge geistiger und emotionaler Blockaden, die uns daran hindern, Leerheit oder überhaupt irgendetwas zu verstehen, und um diese Blockaden zu überwinden, müssen wir ein hohes Maß an positiver Kraft aufbauen. Meditieren wir beispielsweise über die vier Unermesslichen: unermessliche Liebe, unermessliches Mitgefühl, unermessliche Freude und unermesslichen Gleichmut, öffnen wir unseren Geist und unsere Herzen dafür, an die Gesamtheit aller Wesen zu denken. Das hilft uns, einen offenen Geist zu haben, nicht so angespannt zu sein und nur an uns selbst zu denken. Es hilft uns, Leerheit zu verstehen und nicht so sehr an unsere Identität in diesem Leben zu klammern.

Reden wir darüber, positive Kraft aufzubauen, geht es nicht darum, Punkte anzusammeln und einen Preis zu gewinnen, wenn wir genug Punkte zusammenhaben. Es handelt sich um eine sehr vernünftige Herangehensweise. Und es gibt keine Schnäppchen – Erleuchtung kann man leider nicht billig bekommen.

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