Entsagung, Selbstbezogenheit versus Wertschätzung anderer

Allgemeine Einführung und Übersicht

Die Lehren sind unendlich in ihrer Ausdehnung; sie richten sich an Wesen mit unzähligen Arten von Veranlagungen; und sie können alle in den drei Fahrzeugen des Geistes zusammengefasst werden: Hinayana, Mahayana-Sutra und Mahayana-Tantra. All diese Fahrzeuge des Geistes und die sie betreffenden Lehren sind in Tibet erhalten geblieben. Und unter den Übertragungslinien, die in Tibet weitergegeben wurden, kann man die alte von der neuen Übersetzungstradition unterscheiden: Nyingma und Sarma. In den Sarma- bzw. den neuen Übersetzungstraditionen gibt es die Sakya, Kagyü und Kadam. Letztere, die Kadam, die sich von Atisha herleitet, wurde später zur Gelug-Tradition.

Die Kadam-Tradition war stark von den verschiedenen Bodhichitta-Lehren beeinflusst. Die Gelug-Tradition hat sich darauf spezialisiert, all die umfassenden Lehren über dieses Thema weiterzuführen, welche direkt auf die Übertragungslinie des großen Nagarjunas und seiner spirituellen Nachkommen in Indien zurückgehen.

Wie bereits gesagt ist es ausgesprochen wichtig, dass unser Geist und alles in uns vollkommen mit den Lehren übereinstimmt. Wir dürfen die Lehren nicht nur auf unseren Lippen tragen. Sie müssen in unseren Geist integriert werden, im Einklang mit der Veranlagung jedes Übenden. Es ist sehr wichtig, nicht ein das Extrem der Parteinahme zu fallen und zu denken, dass nur eine der buddhistischen Traditionen die wahren Lehren hat. Wie es der große Vierte Panchen Lama, Losang Chökyi Gyaltsen in seiner Schrift „Ein Wurzeltext für die Mahamudra“ (tib. Phyag-chen rtsa-ba) sagt: „Aus der Sicht individuell zugeschriebener Namen gibt es zahlreiche Traditionen … Doch wenn diese von einem Yogi untersucht werden, der die Schriften und die Logik kennt und Erfahrung (in der Meditation) hat, dann konvergieren ihre letztendlichen Bedeutungen alle in demselben beabsichtigten Punkt.“ Es ist daher ausgesprochen wichtig, sich den Lehren in einer unparteiischen, vorurteilsfreien Weise zu nähern.

Wir haben an einem Text von Namkapal gearbeitet, der ein Schüler des großen Tsongkhapas war. Der Text heißt „Geistestraining, das den Sonnenstrahlen gleicht“. Es handelt sich um einen Kommentar zur „Geistestrainng in sieben Punkten“ von Geshe Chekawa. Die sieben Punkte sind:

  • die Vorbereitenden Übungen
  • die Methode, um sich in den zwei Bodhichittas zu üben
  • die Umwandlung widriger Umstände in einen Pfad zur Erleuchtung
  • die verdichtete Praxis in einem Leben
  • Ermessen, inwieweit wir uns geschult haben
  • die Übungen für enge Bindung mit dem Geistestraining
  • die  Punkte für das Geistestraining, das es zu üben gilt.
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