Buddhistische Analyse: Arten von Resultaten und Bedingungen

Die fünf Arten von Resultaten 

Sehen wir uns die Darstellung der fünf Arten von Resultaten an. 

Gereifte Resultate

Zunächst haben wir die gereiften Resultate und hierbei handelt es sich um nicht-verhindernde, unspezifische Dinge, die ein Teil der fünf Aggregate sind. Sie sind weder konstruktiv, noch destruktiv und verhindern nicht unsere Befreiung oder Erleuchtung. Sie sind Teil des geistigen Kontinuums eines begrenzten Wesens und sie entstehen aus der reifenden Ursache, die auch mit seinem oder ihrem geistigen Kontinuum verbunden war. Die Tatsache, dass wir in jeder Wiedergeburt einen Körper, einen Geist, Gefühle usw. haben, ist auf das konstruktive und destruktive Verhalten in früheren Leben zurückzuführen. 

Hier wird nun spezifiziert, dass sich die reifende Ursache und das reifende Resultat im gleichen geistigen Kontinuum befinden und das ist recht wichtig. Es weist darauf hin, eine Art Verantwortung zu übernehmen – wir sind verantwortlich dafür, was wir erleben. Es ist nicht einfach solipsistisch, weil wir nicht für jemanden verantwortlich sind, sich in sein Auto zu setzen und uns anzufahren. Vielmehr sind wir verantwortlich dafür, wie wir etwas erfahren und nicht dafür, was andere Menschen tun. 

Diese reifenden Resultate sind die Grundlage für die Erfahrungen, die wir in jedem Leben sammeln, für all die Dinge, die im Laufe dieses Lebens passieren. Sie sind auf unser zwanghaftes Verhalten früherer Leben zurückzuführen und bei dieser Zwanghaftigkeit handelt es sich um Karma, ob die Handlungen nun destruktiv oder konstruktiv ist. Vielleicht erinnern Sie sich daran: als „konstruktiv“ bezeichnen wir hier Dinge, die man im Westen eher als „neurotisch konstruktiv“ betrachten würde, wie beispielsweise perfektionistisch zu sein, Dinge zwanghaft zu tun und zu meinen, alles müsste perfekt sein, um zu beweisen, wie gut wir sind. Das ist diese Art des karmischen konstruktiven Verhaltens. Wir erleben dadurch eine Art Glücksgefühl, aber dieses Glück wird uns nie zufriedenstellen, weil wir nie das Gefühl haben, gut genug zu sein. 

Resultate, die ihrer Ursache ähneln

Weiter geht es mit Resultaten, die ihrer Ursache ähneln und hier gibt es zwei Arten: 

  • Resultate, die der Ursache im eigenen Verhalten ähneln, und
  • Resultate, die der Ursache in der eigenen Erfahrung ähneln. 

Resultate, die der Ursache im eigenen Verhalten ähneln

Das bezieht sich auf alle Arten vorangegangenen Verhaltens – sei es konstruktiv, destruktiv oder unspezifisch (also neutral). In unserem Verhalten bezieht es sich darauf, was es ist, das wir gern tun wollen. Vielleicht haben wir das Gefühl, jemanden anschreien zu müssen. Auf gut Deutsch würden wir sagen: „Ich würde dich am liebsten anschreien.“  Es könnte auch so etwas sein, wie: „ich würde dich gern umarmen“ oder „ich würde gern etwas essen“. Von dem Gefühl, etwas tun zu wollen, bis hin zur Absicht oder dem Wunsch es zu tun, führt das zusammen mit dieser Absicht zu noch mehr Karma, also dem zwanghaften Drang, der uns unkontrollierbar dazu bringt, im nächsten Moment das zu tun, was wir beabsichtigen zu tun.

Karma entsteht nicht aus Karma – das ist ein allgemeiner Grundsatz. Daher ist es wichtig, die damit verbundenen Schritte sehr deutlich zu unterscheiden. Wenn wir sagen: „Ich hätte gern etwas zu essen“, könnte das auf Hunger, Langeweile oder auf irgendwelche Umstände hindeuten, die dazu geführt haben. Der Grund ist die Gewohnheit des Essens; wir reden hier von etwas Neutralem. Die Gewohnheit des Essens reift dann zu dieser Tendenz heran, etwas essen zu wollen; oder jemanden umarmen oder anschreien zu wollen. Hier könnten wir es natürlich unterbrechen.

Und das ist der entscheidende Punkt: wir könnten der Sache hier ein Ende setzen. Obwohl ich gern noch ein Stück Schokolade oder Kuchen hätte, werde ich es nicht nehmen. Wir können die Sache hier, an diesem Punkt beenden, an dem es da lediglich etwas gibt, was wir gern tun würden. Das kann dann dazu führen, die Absicht oder den Wunsch zu haben, es zu tun. Wir mögen es überdenken oder auch nicht, bevor wir uns tatsächlich dazu entscheiden, es zu tun. Und wir können die Sache ebenfalls hier beenden. Wenn jedoch dieses Beabsichtigen, etwas zu tun, zu einem nächsten Moment des zwingenden Dranges führt, wird es von der Zwanghaftigkeit übernommen. Wir verlieren die Kontrolle und das ist Karma – dieser zwanghafte Drang, der uns dazu antreibt, es zu tun – uns dieses zweite Stück Kuchen zu nehmen.

Geht es darum, sich von Karma zu befreien, heißt das nicht, wir müssten mit dem Kuchenessen aufhören – die Sache an sich ist etwas Neutrales. Was es loszuwerden gilt, ist die Zwanghaftigkeit, bei der wir keine Kontrolle haben. Dafür nutzen wir unsere Intelligenz, um zu unterscheiden, was hilfreich, was schädlich, was angemessen und was nicht angemessen ist und handeln nicht einfach zwanghaft.

Sprechen wir von dem Resultat, das der Ursache im eigenen Verhalten ähnelt, handelt es sich nicht um das Verhalten selbst, sondern darum, was es ist, das wir gern tun würden oder was wir beabsichtigen zu tun, also uns auf eine bestimmte Weise zu verhalten. Das ist es, was heranreift und was der Ursache entspricht. Wir denken: „ich würde gern diese Handlung wiederholen“.

Resultate, die der Ursache in der eigenen Erfahrung ähneln

Kommen wir zu den Resultaten, die der Ursache in unserer Erfahrung entsprechen. Das bezieht sich darauf, eine Situation zu erleben, in der uns in Bezug auf eine frühere Handlung im Gegenzug etwas Ähnliches passiert. Hier geht es um unsere Erfahrung, nicht darum, was getan wurde, sondern was wir Ähnliches im Gegenzug erfahren haben. Haben wir beispielsweise andere angeschrien, schreien sie nun uns an; wir haben andere betrogen und nun werden wir selbst betrogen. Wir machen also die Erfahrung, im Gegenzug von anderen betrogen oder angeschrien zu werden.

Außerdem geht es auch um das ganze Netzwerk der fünf Aggregate, die an unserem Erleben beteiligt sind, wenn uns etwas passiert. Wir können nicht einfach sagen, die Erfahrung würde einfach so von sich aus geschehen. Sie ist mit einem Körper, einem Bewusstsein und all den Geistesfaktoren verbunden, die etwas erleben – da gibt es Emotionen und all die anderen Dinge. Sie sind Teil der Erfahrung, wenn uns etwas passiert und sie alle sind Resultate, die einer Ursache in der eigenen Erfahrung ähneln. 

Das hat auch etwas mit dem Karma – dem zwanghaften Verhalten – zu tun und so können wir versuchen zu verstehen, was da in unserem Erleben vor sich geht. Es ist recht interessant zu untersuchen, was wir gern und was wir nicht gern tun, warum es so ist und woher es kommt. Wir können es in Bezug auf konstruktive, destruktive und neutrale Dinge analysieren, wie die Speisen, die wir mögen, welche Gewohnheiten und Vorlieben wir haben und welche Geistesfaktoren damit einhergehen. Vielleicht arbeiten wir die ganze Zeit und da könnten wir uns fragen, ob wir glücklich wären, wenn wir nicht ständig nur arbeiten würden. Und wenn wir nicht glücklich damit sind, dauernd nur zu arbeiten, führt das zu einer Erfahrung, das Arbeiten zu mögen oder es nicht zu mögen? Versucht also all die damit verbundenen Bestandteile zu verstehen. 

Dominierende Resultate

Die dritte Art von Resultaten sind die so genannten dominierenden Resultate. Sie sind etwas schwierig zu verstehen. Sie können ebenfalls aus destruktiven, konstruktiven oder neutralen, also unspezifischen Phänomenen heranreifen und beziehen sich somit auf alle Arten von Handlungen. Und wiederum geht es um unsere Erfahrung, unsere Erfahrung von etwas, das unsere Wiedergeburt und unser Leben dominieren wird. In gewissem Sinne ist es wie die Umgebung, die Hülle, und es bezieht sich nicht nur auf die physische Umgebung. Ein klassisches Beispiel wäre, Dinge zu nehmen und zu benutzen, die nicht uns gehören. Das Resultat in Bezug auf unsere Erfahrung wäre, in Armut zu leben. Natürlich nimmt man gern Dinge von anderen Menschen, wenn man ständig die Erfahrung macht, wie einem Dinge genommen werden und wie man ausgebeutet wird. Jedoch wird man, als dominierende Auswirkung, die Erfahrung machen, in einer Gesellschaft zu leben, in der die Menschen sich gegenseitig bestehlen und ausbeuten und in der Dinge weggenommen werden. Die ganze Gesellschaft ist arm, die Umgebung ist arm, und das dominiert unser Leben, unsere Erfahrung. 

Das ist im Grunde sehr interessant. Hier geht es wieder um das ganze Paket der Aggregate, durch die etwas erfahren wird und darum, dass viele Menschen es gleichermaßen erfahren könnten, aber nicht nur das. Es gibt Menschen, die aus allem ein Problem machen, egal in welche Situation sie geraten. Was sie auch tun: alles ist kompliziert, verworren usw. und das dominiert ihr Leben. Sie geraten ständig in schlechte Beziehungen und egal was sie kaufen oder bekommen, es geht kaputt. Das sind ihre Erfahrungen und sie dominieren ihr Leben.

In der Vaibhashika-Darstellung wird noch eine weitere Art von Resultaten festgelegt. Es könnte sich auch um die Geistesfaktoren handeln, die es gewissermaßen umgeben, oder die eine Hülle oder Umgebung des Primärbewusstseins sind, die ebenfalls die ganze Wahrnehmung dominiert.

Von Menschenhand geschaffene Resultate

Weiter geht es mit von Menschenhand geschaffenen Resultaten und da gibt es zwei Arten: von Menschenhand geschaffene Resultate, die geschaffen oder hervorgebracht werden und von Menschenhand geschaffene Resultate, die erlangt werden. 

Von Menschenhand geschaffene Resultate, die hervorgebracht werden, sind beispielsweise physische Dinge – man stößt sich den Fuß am Tisch und bekommt einen blauen Fleck. Die Rede ist also von sehr physischen Dingen, die uns passieren. Zum Beispiel essen wir etwas Falsches und werden krank. Es ist etwas, das eine Folge der eigenen Handlung ist. Diese Art der kausalen Beziehung ist keine karmische kausale Beziehung. Wir können anhand vieler Faktoren erklären, warum diese Sache, karmisch gesehen, einen blauen Fleck verursacht hat. Aber die Beziehung zwischen dem Stoßen des Fußes und dem Entstehen einer Prellung ist rein physischer Natur. 

Natürlich wird sie von vielen Dingen beeinflusst. Wenn sich ein älterer Mensch den Arm stößt, kommt es sehr leicht zu einem blauen Fleck, der lange braucht, bis er wieder weggeht. Stößt sich dagegen ein Jüngerer, sieht man es nicht einmal. Diese Dinge werden durch viele Faktoren, wie in diesem Fall durch das Alter, beeinflusst. Jene von euch, die schön älter sind, wachen manchmal morgens auf und bemerken, dass sie eine blauen Fleck haben, ohne zu wissen woher, denn offenbar ist er nur durch einen kleinen Stoß entstanden. Das ist also ein von Menschenhand geschaffenes Resultat. 

Das zweite, der von Menschenhand geschaffenen Resultate, ist eine Art Errungenschaft und hier geht es um unser menschliches Bestreben, die nächste Ebene der spirituellen Entwicklung, die nächste Ebene der Erkenntnis, zu erlangen. Das ist die vierte Art von Resultaten. 

Resultate, die Zustände der Trennung sind

Die fünfte Art wird als ein Resultat bezeichnet, obwohl es sich eigentlich nicht um ein Resultat handelt. Solche Dinge haben wir manchmal im Buddhismus. Hier geht es um ein Resultat, das ein Zustand der Trennung ist. Es ist ein Zustand der Trennung von fehlendem Gewahrsein oder Unwissenheit. Er ist statisch und ändert sich nie – es gibt keine Unwissenheit, keine Verwirrung und kein mangelndes Gewahrsein mehr. Er ist für immer vorbei und wird nie wieder kommen. Dieser Zustand der Trennung wird nicht durch irgendetwas erschaffen; es wird etwas erreicht, aber der Zustand selbst wird nicht erschaffen. Dieser Zustand der Trennung bleibt also ewig bestehen.

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