Rat für das Studium der Leerheit

Die Leerheit bezieht sich auf eine Abwesenheit eingebildeter und unmöglicher Existenzweisen, wie die wahrhaft begründete Existenz von Personen und jeglichen Phänomenen. Im Fall der Meditation über die Abwesenheit einer wahrhaft begründeten Identität unseres Selbst – der Abwesenheit eines unmöglichen falschen „Ichs“ – ist es notwendig, ein korrektes Verständnis zu entwickeln und dann zu üben, uns selbst in diesem Licht zu sehen. Eine Methode der Widerlegung des falschen „Ichs“ besteht darin, die „Untersuchung in vier Punkten“ durchzuführen, welche die Argumentationskette „weder eins noch viele“ nutzt. Durch häufiges Wiederholen der Meditation wird dieses Verständnis als eine nützliche Gewohnheit entwickelt.

Leerheit ist eines der wichtigsten Themen in den buddhistischen Lehren und eines derjenigen, die am schwierigsten zu verstehen sind. Aber wir brauchen uns nicht vor der Leerheit zu fürchten. Wie Shantideva, der große indische Meister, in seinem Text „Eintritt in das Verhalten eines Bodhisattva“ schreibt: Wenn wir überhaupt irgendetwas fürchten müssen, dann ist es unsere Unwissenheit, unseren Mangel an Gewahrsein: das, was uns unsere Probleme verschafft. Wir sollten uns nicht vor dem fürchten, was, wenn wir es verstehen, die Ursachen unserer Probleme beseitigt. Sonst ist es, als würden wir statt unsere Feinden – Diebe, Räuber und Mörder – unsere Leibwächter fürchten. Leerheit ist zwar nicht einfach zu verstehen, doch sie ist etwas ganz Natürliches. Warum sollte sie einfach sein? Wäre sie es, dann würde jeder sie verstehen und niemand hätte mehr Probleme.

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