Heute Abend wurde ich gebeten, über die Natur des Geistes zu sprechen. Im Buddhismus handelt es sich dabei natürlich um ein zentrales Thema. Sehen wir uns die verschiedenen Arten der Leiden an, die wir erfahren, so merken wir allerdings, dass sie als etwas stattfinden, das wir erfahren – also Geist, geistige Aktivität. Sprechen wir davon, Befreiung und Erleuchtung zu erlangen, so ist das auch etwas, das mit dem Geist zu tun hat. Es ist wirklich wichtig und wesentlich, ein klares Verständnis davon zu haben, was wir unter „Geist“ verstehen, um in der Lage zu sein, damit arbeiten zu können.
Geist als geistige Aktivität
Von einem „Geist“ zu reden, ist eigentlich eine etwas irreführende Weise, sich dieser Thematik zu nähern, denn damit deuten wir auf ein „Ding“ hin. Es geht hier jedoch nicht um ein Ding, sondern um eine Aktivität, eine geistige Aktivität. Sie ist individuell und subjektiv, und findet fortwährend statt. In Bezug darauf, was diese geistige Aktivität ist, so wird sie mit drei Worten definiert: Klarheit (tib. gsal), Gewahrsein (tib. rig) und das Adjektiv bloß (tib. tsam). Es geht also um bloße Klarheit und Gewahrsein – was auch im Sinne der Begriffe etwas irreführend ist, aber das ist die wörtliche Übersetzung der Worte. Wir sollten jedoch unbedingt verstehen, was sie bedeuten.
Ist die Rede von Klarheit, so meinen wir damit nicht, dass etwas klar sichtbar und scharf ist. Es geht auch nicht um eine Qualität, wie die Klarheit in unserem Geist oder ähnliches, sondern vielmehr um die Aktivität, ein geistiges Hologramm hervorzubringen. Wenn wir etwas erkennen oder sehen, geschieht, auch wenn wir es aus einer westlichen Sichtweise beschreiben würden, Folgendes: Lichtstrahlen treffen auf die lichtempfindlichen Zellen des Auges und werden dann in elektrische Impulse, chemische Verbindungen usw. umgewandelt, und was wir tatsächlich wahrnehmen, ist ein geistiges Hologramm, das auf diesem Prozesses beruht. Geistige Aktivität umfasst also das Hervorbringen eines geistigen Hologramms und dieses geistige Hologramm kann ein Hologramm des Anblicks, ein Hologramm des Klanges, ein Hologramm des Geruchs oder einfach das Hologramm eines Gedankens sein. Das ist ein Aspekt oder eine Weise der Beschreibung, was mit dieser geistigen Aktivität passiert.
Die gleiche Aktivität können wir auch mit dem Wort Gewahrsein beschreiben, was sich auf eine kognitive Beschäftigung (tib. ’jug-pa) bezieht, und eine kognitive Beschäftigung mit einem Objekt zu haben, heißt es zu kennen. Es könnte auch bedeuten, es nicht zu kennen, es zu verstehen, es zu sehen, es zu fühlen, wie eine Emotion, oder eine Emotion ihm gegenüber zu empfinden, also eine Art der subjektiven kognitiven Beschäftigung mit dem Objekt zu haben.
Bei diesen zwei Dingen oder Aktivitäten – dem Hervorbringen eines geistigen Hologramms und einer Beschäftigung, einer kognitiven Beschäftigung damit – geht es um die gleiche Aktivität; sie wird lediglich von zwei verschiedenen Sichtweisen beschrieben. Es ist nicht so, dass zuerst ein geistiges Hologramm auftaucht und wir es dann erkennen. Wie würden wir es denn beispielsweise erkennen? Das ist nicht so einfach. Betrachten wir es am Beispiel des Denkens, ist es nicht so, dass ein Gedanke auftaucht und wir ihn dann denken. Das Auftauchen des Gedankens und das Denken des Gedankens sind dasselbe, nur auf zweierlei Weise beschrieben. Beim Hervorbringen eines geistigen Hologramms, wie eines visuellen geistigen Hologramms, und dem Sehen von etwas, handelt es sich um die gleiche Aktivität.
Es gibt ein Objekt und dann entsteht ein geistiges Hologramm dieses Objektes. Darum geht es: das Hervorbringen des geistigen Hologramms als einer kognitiven Beschäftigung mit ihm. Das Wort „bloß“ bedeutet, dass dies alles ist, was stattfindet. Es negiert, dass es da ein „Ich“, getrennt von diesem ganzen Prozess, gibt, welches entweder der Kontrollierende ist, der den Prozess stattfinden lässt, oder der Beobachter, der sieht, wie er stattfindet. Es gibt kein getrenntes „Ich“ und es gibt kein getrenntes „Ding“, welches dieses „Ich“ wie eine Maschine namens „Geist“ betätigt, indem es Knöpfe drückt, um zu sehen oder zu denken. Das wird durch das Wort „bloß“ negiert. Dadurch wird negiert, dass es ein getrenntes „Ich“ oder einen getrennten „Geist“ gibt, der all dies tut. Es gibt lediglich geistige Aktivität und sie findet von Moment zu Moment zu Moment statt. Wir mögen uns fragen: „Wer ist es, der denkt?“ Nun, natürlich bin ich es, der oder die denkt, doch das „Ich“ ist nichts, was von diesem ganzen Prozess getrennt ist. Das ist geistige Aktivität.
Wir können geistige Aktivität auch von einem physischen Blickwinkel betrachten, und von einem physischen Blickwinkel könnten wir das Phänomen der geistigen Aktivität als Aktivität äußerst subtiler Energie, oder auf einer gröberen Ebene als Aktivität elektrischer Energie und chemischer Prozesse, beschreiben. Das sind einfach verschiedene Weisen, dasselbe Ereignis zu beschreiben. Wir können es aus einer subjektiven, erfahrungsgemäßen Sicht beschreiben (was das bloße Hervorbringen eines geistigen Hologramms und einer kognitiven Beschäftigung damit ist) oder von einem objektiven physischen Standpunkt (wie der Bewegung von Energie oder ähnlichem). Dabei geht es um das gleiche Ereignis, die gleiche Sache, die nur auf zwei unterschiedliche Weisen beschrieben wird.
Es gibt auch die physische Hardware, welche die Grundlage für diese geistige Aktivität ist, oder das, worin sie stattfindet, wie ein Gehirn oder Nervensystem. Ein Gehirn selbst hat jedoch diese geistige Aktivität nicht. Legen wir ein Gehirn auf den Tisch, so gibt es darin keine geistige Aktivität. Nur wenn sie in Verbindung mit dem Bewusstsein da ist, kann diese geistige Aktivität auf der Grundlage dessen stattfinden, was es auf der physischen Ebene gibt. Das ist es, was wir mit geistiger Aktivität oder Geist meinen. Könnt ihr das nachvollziehen? Habt ihr es verstanden? Es ist nicht so leicht, es zu erkennen, doch das ist es, worum es geht.
Beteiligte Objekte, der Inhalt der geistigen Aktivität
Die geistige Aktivität hat immer ein ausübendes oder beteiligtes Objekt (tib. ’jug-yul), das es kennt, indem es ein geistiges Hologramm davon erstellt. Es kann keine geistige Aktivität ohne einen Inhalt geben und somit ist der Inhalt das beteiligte Objekt. Es kann kein Kennen geben, ohne etwas zu kennen. Es kann kein Sehen geben, ohne etwas zu sehen. Es kann kein Denken geben, ohne etwas zu denken; es gibt also immer ein Objekt. Was erkennt die geistige Aktivität? Sie erkennt das so genannte beteiligte oder ausübende Objekt, was in den meisten Fällen ein allgemein verständliches Objekt (tib. ’jig-rten-la grags-pa) ist.
Ein allgemein verständliches Objekt ist beispielsweise ein Hund. Sprechen wir von einem allgemein verständlichen Objekt, so meinen wir damit etwas, das sich auf verschiedene Sinnesinformationen und über einen Zeitraum erstreckt. Was ist ein Hund? Geht es dabei um den Anblick eines Hundes, den Geruch des Hundes, den Klang des Hundes oder die körperliche Empfindung, die wir haben, wenn wir den Hund streicheln? Was ist ein Hund? Gibt es einen Hund nur für einen Moment? Wenn wir ihn über einen Zeitraum betrachten, sehen wir dann völlig verschiedene Objekte oder sehen wir den Hund? Ein allgemein verständliches Objekt wäre der Hund, der sich auf den Anblick, das Geräusch, den Geruch, den Geschmack, den physischen Eindruck usw. des Hundes, sowie über einen Zeitraum erstreckt. Das ist ein allgemein verständliches Objekt.
Im tibetischen Buddhismus gibt es viele verschiedene Weisen, all das zu beschreiben, doch gemäß der Gelugpa-Sichtweise sehen wir tatsächlich einen Hund. Wir sehen nicht einfach nur die farbige Form eines Hundes. Wir sehen den Hund und die farbige Form eines Hundes. Das ist es, was wir sehen. Wir hören das Geräusch eines bellenden Hundes, aber wir hören auch den Hund. Das sind beteiligte Objekte, ausführende Objekte – dieses allgemein verständliche Objekt sowie dessen Sinneswahrnehmung, eine bestimmte Art der sensorischen Information.
Was sehen wir, wenn wir einen Hund sehen? Wir sehen farbige Formen – die farbigen Formen eines Hundes – und wir sehen die Bewegung dieser farbigen Formen. Diese Bewegung erstreckt sich auch über einen Zeitraum; die Bewegung findet nicht nur in einem Augenblick statt. Was hören wir? Oft hören wir eine Mischung aus mehreren Arten von Geräuschen. Wir hören nicht nur eine Sache. Wir könnten die Vögel, die Musik und den Verkehr draußen gleichzeitig hören. Zur gleichen Zeit hören wir auch die Lautstärke; das ist eine andere Sache. Es gibt viele Dinge, die etwas damit zu tun haben, was wir hören. Was körperliche Empfindungen betrifft, so können wir gleichzeitig Temperatur und etwas Unebenes oder Glattes spüren. Es gibt viele verschiedene Dinge, aus denen der Sinnesbereich der körperlichen Empfindung besteht.
Das wäre also das beteiligte Objekt – das allgemein verständliche Objekt und die Art der sensorischen Information, wenn wir ein allgemein verständliches Objekte durch Sinneswahrnehmung erkennen.
Wahrnehmung
Es gibt sechs Arten der Wahrnehmung: fünf Arten der Sinneswahrnehmung, sowie die geistige Wahrnehmung. Es gibt das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen einer körperlichen Empfindung, sowie die geistige Komponente. In der buddhistischen Darstellung unterteilen wir die Wahrnehmung auf diese Weise.
Was ist eine Wahrnehmung? Wahrnehmung ist ein geistiges Ereignis, das stattfindet, und dieses geistige Ereignis, diese geistige Aktivität – ein Moment der geistigen Aktivität – setzt sich aus verschiedenen Dingen zusammen. Es gibt ein ausführendes oder beteiligtes Objekt. Das, womit sich jeder Sinn oder Gedanke beschäftigt, wäre ein allgemein verständliches Objekt, sowie ein geistiges Hologramm, dass es repräsentiert. Darum geht es hier. Es gibt auch ein Primärbewusstsein, zusammen mit den begleitenden Geistesfaktoren (was ich noch erklären werde) und einen kognitiven Sensor (was ich ebenfalls erklären werde). Das sind die drei Arten von Dingen, die mit einem geistigen Ereignis verbunden sind.
Primärbewusstsein
Über das Objekt, das in Erscheinung tritt und erkannt wird, haben wir bereits gesprochen. Das Erkennen geschieht durch das Primärbewusstsein (tib. rnam-shes) und die geistigen Faktoren (tib. sems-byung). Das Primärbewusstsein oder einfach das Bewusstsein nimmt die essentielle Natur (tib. ngo-bo) des ausübenden oder beteiligten Objektes wahr. Man kann das zum Beispiel mit einem Computer vergleichen und dem Erkennen von Nullen und Einsen in Bezug auf Informationen des Sehens und Hörens. Alles, was das Primärbewusstsein weiß, ist im Grunde, um welche Daten es sich handelt. Sind sie visuell, oder handelt es sich um das Hören, einen Geruch, einen Geschmack oder um eine körperliche Empfindung? Oder ist es ein rein geistiges Phänomen, wie ein Gedanke oder etwas, das in einem Traum erscheint, also etwas, das nur durch den Geist erkannt wird?
Dann haben wir einen kognitiven Sensor. Ein Primärbewusstsein und die Geistesfaktoren, die mit ihm einhergehen, funktionieren durch einen kognitiven Sensor. Dieser kognitive Sensor ist das, was man als vorherrschende Bedingung (tib. bdag-rken) bezeichnet. Wir haben also für jeden dieser Sinne einen bestimmten kognitiven Sensor. Sprechen wir von einem kognitiven Sensor, meinen wir damit die lichtempfindlichen Zellen der Augen, die geräuschempfindlichen Zellen der Ohren, die geruchsempfindlichen Zellen der Nase, die geschmacksempfindlichen Zellen der Zunge, die berührungsempfindlichen Zellen des Körpers und wenn es sich um eine geistige Wahrnehmung, wie das Denken, handelt, ist der Sensor hier der unmittelbar vorangehende Moment der Wahrnehmung.
Was ist die Funktion eines kognitiven Sensors? Jede Art des Primärbewusstseins wirkt ausschließlich durch einen kognitiven Sensor, der auf das Bewusstsein abgestimmt ist. So agiert das Sehbewusstsein nur durch die lichtempfindlichen Zellen der Augen und jede Art der Sinnesinformation wird einzig und allein durch eine bestimmte Art des kognitiven Sensors erkannt und beeinflusst, wie beispielsweise der Anblick durch die lichtempfindlichen Zellen der Augen. Wir sehen zum Beispiel ein allgemein verständliches Objekt, wie einen Hund. Vor uns befindet sich also ein Hund. Der Hund bellt und somit gibt es einen Anblick, ein Geräusch und wahrscheinlich auch einen Geruch, wenn wir feinfühlig genug sind, den Hund zu riechen. Die visuelle Information wird aufgenommen und durch die lichtempfindlichen Zellen der Augen wahrgenommen, wenn diese Zellen als Stütze des Sehbewusstseins wirken, und die Hörinformation wird aufgenommen und durch die geräuschempfindlichen Zellen der Ohren wahrgenommen, wenn diese Zellen als Stütze des Hörbewusstseins wirken. Das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen einer körperlichen Empfindung oder das Denken wirken auf die gleiche grundlegende Weise. „Denken“ ist vielleicht nicht das beste Wort – „geistige Wahrnehmung“ wäre besser – denn das umfasst auch das Träumen. Unser Wort „Denken“, was wir in den westlichen Sprachen benutzen, entspricht nicht ganz dem, worum es in der buddhistischen Darstellung geht.
Interessant ist auch die Erscheinung. Der kognitive Sensor wird einen Einfluss auf die Erscheinung des geistigen Hologramms haben, das mit dem Primärbewusstsein entsteht. So ist beispielsweise das geistige Hologramm, das durch das Sehen eines Hundes mit den lichtempfindlichen Zellen der menschlichen Augen, denen einer Fliege oder eines Fisches entsteht, ganz anders, denn die Struktur der lichtempfindlichen Zellen ist in all diesen Augen anders. Sehen sie alle den Hund? Ja, sie alle sehen den Hund, doch das geistige Hologramm des Hundes wird ganz anders sein. Das ist ziemlich spannend. Was sehen wir eigentlich?
Geistesfaktoren
Dann gibt es da Geistesfaktoren, die das Primärbewusstsein begleiten und sie haben einen Einfluss auf die Art und Weise, wie die geistige Aktivität ihr Objekt kognitiv erfasst. Da gibt es Dinge wie Interesse und jedes umfasst ein ganzes Spektrum. Interesse könnte sich auf kein Interesse oder großes Interesse beziehen und Aufmerksamkeit auf große oder keine Aufmerksamkeit. Bei der Absicht geht es darum, was wir gegenüber dem Objekt tun wollen. Konzentration könnte wenig Konzentration oder große Konzentration sein. Dann könnte es auch positive Emotionen gegenüber dem Objekt, wie Liebe oder Geduld geben, oder negative, wie Wut oder Anhaftung.
Geistige Aktivität erkennen
All diese Dinge machen ein geistiges Ereignis, einen Moment der geistigen Aktivität aus. Es wäre hilfreich zu versuchen, diese geistige Aktivität zu erkennen und zu bestimmen, während wir hier sitzen. Wie gesagt gibt es mit jedem Moment der geistigen Aktivität ein allgemein verständliches Objekt und eine bestimmte Art der sensorischen Information in Bezug auf das Objekt, sowie ein geistiges Hologramm des allgemein verständlichen Objektes, wie es durch diese sensorische Information dargestellt wird. Ein geistiges Hologramm ist ein holografischer Anblick oder ein Geräusch, das beruhend auf ein bestimmtes Sinnesbewusstsein mit einer Gruppe von begleitenden Geistesfaktoren erscheint, und das durch einen kognitiven Sensor agiert, der zu diesem Bewusstsein und dieser sensorischen Information gehört. Handelt es sich um eine geistige Wahrnehmung, wird der vorangegangene Moment des Denkens oder Träumens dominieren und den nächsten Moment auch zu einer geistigen Wahrnehmung machen. All das passiert in jedem Moment. Das zu erkennen könnte übrigens Jahre dauern und daher sollten wir nicht denken, es wäre zu leicht zu verstehen, was geistige Aktivität ist.
Meiner Meinung nach ist es hier wichtig, dass geistige Aktivität nicht nur ein Ding ist. Es gibt zahlreiche Aspekte, die damit verbunden sind, und sie alle haben etwas mit der geistigen Aktivität zu tun, ein geistiges Hologramm eines allgemein verständlichen Objektes als eine kognitive Beschäftigung mit ihm hervorzubringen. Beim Hervorbringen eines geistigen Hologramms geht es um das allgemein verständliche Objekt und darum, welche Art der Information beteiligt ist – dessen Anblick, Geräusch usw. Damit das geistige Hologramm hervorgebracht werden kann, muss ein Primärbewusstsein durch einen kognitiven Sensor tätig sein. Die kognitive Beschäftigung findet mit einem Primärbewusstsein statt, das lediglich wahrnimmt, dass es sich um einen Anblick oder ein Geräusch handelt, sowie die Geistesfaktoren, die damit zu tun haben, wie die Aufmerksamkeit, das Interesse, Liebe, Hass etc. All das findet in jedem Augenblick statt. Es gibt kein getrenntes „Ich“, keine getrennte Maschine namens „Geist“, die diese geistige Aktivität ausführt, und kein getrenntes „Ich“, das sie beobachtet, obwohl es sich in unserer Meditation so anfühlen mag, als gäbe es da ein „Ich“, welches sich in unserem Kopf befindet und diese geistige Aktivität sieht und beobachtet. Sogar das Sehen und Beobachten ist das Erscheinen eines geistigen Hologramms des Sehens und Beobachtens; es gibt also kein getrenntes „Ich“ bei alldem. Fragen wir uns allerdings, wer denn da nun denkt, dann handelt es sich da natürlich um mich und nicht um dich. Es ist individuell.
Wir sollten also zumindest beginnen, uns mit dieser Meditation des Erkennens der geistigen Aktivität vertraut zu machen. Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten, dies zu tun: wir können es mit geöffneten Augen tun und uns umschauen oder mit geschlossenen Augen. Hier denke ich, dass wir es besser mit offenen Augen tun sollten, denn auf diese Weise sehen und hören wir. Könnt ihr übrigens etwas hören? Ich höre, wie diese Uhr tickt. Ich weiß nicht, ob ihr etwas hören könnt. Der Raum ist ziemlich ruhig. Auch wenn wir beginnen, verbal zu denken, ist das immer noch das Erscheinen eines geistigen Hologramms eines Gedanken und eine kognitive Beschäftigung mit ihm – wir denken ihn, und es gibt kein getrenntes „Ich“, welches das Denken ausführt.
Wenn ihr euren Kopf bewegt, werden andere geistige Hologramme erscheinen, weil ihr andere Dinge seht.
Ich finde, das interessanteste geistige Hologramm ist das geistige Hologramm von Worten oder einem Satz. Habt ihr jemals darüber nachgedacht? Wir hören immer nur einen Konsonanten, einen Vokal oder eine Kombination von Konsonanten oder Vokalen. Sprechen wir die erste Silbe eines Wortes und dann die zweite Silbe eines Wortes aus, hören wir die erste Silbe nicht mehr; nun hören wir die zweite Silbe. Sprechen wir das zweite Wort aus, hören wir das erste Wort nicht mehr. Wie um alles in der Welt verstehen wir, was jemand sagt? Wir hören ja nicht das ganze Wort im gleichen Augenblick und wir hören gewiss nicht den ganzen Satz im einem Augenblick, doch trotz allem verstehen wir die Bedeutung. Wir verstehen sie, weil es ein geistiges Hologramm des Wortes oder Satzes gibt. Das ist es, was wir hören. Wir hören die Laute durch ein geistiges Hologramm, welches das gesamte Wort oder den gesamten Satz repräsentiert. Das ist ziemlich spannend. Es ist erstaunlich, wie wir Sprache hören und verstehen oder wie wir die Bewegung von etwas sehen. Wir sehen immer nur ein Bild, doch ungeachtet dessen sind wir in der Lage, Bewegung – geistige Hologramme – zu erkennen.
[Meditation]
Gut, wir werden natürlich jede dieser kurzen Meditationen weiterführen müssen, aber ich wollte euch nur einmal einen kleinen Eindruck davon vermitteln.
Fragen
Sie sagen also, alles ist ein geistiges Hologramm, sogar was wir denken, unsere Gedanken?
Alles was wir sehen, und alles was wir hören und auch denken, tun wir durch ein geistiges Hologramm.
Wer erschafft das Hologramm oder wodurch wird es erschaffen?
Was erzeugt das Hologramm? Wie gesagt, gibt es diesbezüglich eine physische Komponente, es gibt Energie und so weiter. Wir können ja sagen: „ich denke“ oder „ich sehe“, das ist in Ordnung. Ich denke oder ich sehe, aber es gibt kein „Ich“ und keinen „Geist“, der getrennt davon ist und es erzeugt. Was wir sehen oder fühlen... Nun, im Gelugpa-Prasangika heißt es: Es gibt ein äußeres Objekt, wie diese Statue – das ist das allgemein verständliche äußere Objekt – und wir sehen es durch ein geistiges Hologramm. Die westliche Wissenschaft würde dem ebenfalls zustimmen. Was man im Buddhismus sagen würde, ist, dass das geistige Hologramm – das eigentliche Wort dafür ist nur das Wort „Aspekt“ (tib. rnam-pa), aber das sagt nicht viel aus. Dieses geistige Hologramm ist also durchsichtig und wir sehen dadurch das äußere Objekt, die Statue, und das geistige Hologramm repräsentiert die Statue für uns.
Es ist doch aber für jeden anders, denn es hängt auch von den Eindrücken ab, die man im Leben hat. Nehmen wir zum Beispiel den Hund. Wenn ich einen Hund sehe, habe ich Angst. Andere Menschen sehen einen Hund und fühlen...
Stimmt. Was wir sehen, ist anders, aber hier müssen wir unterscheiden. Das geistige Ereignis besteht aus vielen Dingen. Das geistige Hologramm wird, wie gesagt, das geistige Bild eines Hundes sein. Dieses geistige Hologramm wird für jeden von uns anders aussehen, weil wir ihn von verschiedenen Winkeln, aus unterschiedlicher Entfernung und Höhe sehen. Wir könnten ihn durch menschliche Augen oder durch Spinnenaugen betrachten und so wird es anders sein. Nun werden sich aber auch die Geistesfaktoren, die damit verbunden sind, unterscheiden und dieses geistige Ereignis einfärben, je nachdem ob wir Angst haben, oder Mitgefühl, Liebe oder etwas anderes empfinden.
Wenn wir die Statue sehen, wird das Hologramm, das entsteht, bei allen anders sein, weil wir sie aus unterschiedlicher Entfernung und unterschiedlichen Winkeln sehen.
Das ist ein technischer Punkt.
Ja, aber sie wird anders aussehen. Würden wir mit einer Polaroid-Kamera ein Bild davon machen, wären die Bilder nicht alle genau gleich. Sehen wir das gleiche Objekt? Das ist eine komplizierte philosophische Frage.
Geistige Aktivität bedeutet, etwas zu erfahren
Gut, lasst uns weitermachen. Ein Synonym für geistige Aktivität oder Geist ist, etwas zu erfahren. Mit Erfahrung meinen wir nicht, lange Zeit eine Arbeit gemacht und somit viel Erfahrung zu haben. Wir nutzen das Wort „Erfahrung“ nicht in diesem Sinne. Und wir meinen damit auch nicht, eine furchtbare Erfahrung gemacht zu haben. Etwas erfahren zu können, ist das, was ein fühlendes Wesen (jemanden mit einem Geist) von einem Computer unterscheidet. Auf dem Bildschirm des Computers taucht eine Information auf, eine Darstellung, ein Bild von etwas. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine kognitive Beschäftigung gibt, wahrscheinlich nicht, aber der Computer erfährt das Objekt nicht. Mit geistiger Aktivität erfahren wir das Objekt. Was bedeutet also erfahren? Für das Erfahren benötigen wir zwei Geistesfaktoren, das so genannte Kontaktbewusstsein (tib. reg-pa) und das Empfinden verschiedener Grade von Glücklichsein (tib. tshor-ba).
Kontaktbewusstsein
Kontaktbewusstsein – manche Leute übersetzen diesen Begriff mit „Kontakt“, aber hier geht es nicht um etwas Physisches, sondern um einen Geistesfaktor: das Kontaktbewusstsein. Mit Kontaktbewusstsein erfahren wir das Objekt zu einem bestimmten Grad als angenehm, unangenehm oder neutral. So erleben wir das Objekt.
Wie wir es erfahren, ob als etwas Angenehmes oder als etwas Unangenehmes, wird durch viele Dinge beeinflusst, wie durch unsere karmischen Tendenzen. Es einen Einfluss durch unsere Vertrautheit mit dem Objekt in diesem Leben geben; je mehr wir damit vertraut sind, desto schöner oder abstoßender finden wir es vielleicht.
Es könnte durch Umweltfaktoren beeinflusst werden, ob es Tag oder Nacht ist, ob es genug Licht gibt, wie warm es ist und welches Wetter wir haben. Betrachten wir eine wunderschöne Landschaft, während es eiskalt ist und regnet, werden wir den Anblick der Landschaft als nicht so angenehm empfinden. Erleben wir sie, während die Sonne scheint und es schön warm ist, könnte die Erfahrung für uns angenehm sein. Sie wird dadurch beeinflusst. Wer oder was sich um uns herum befindet und mit wem wir gerade zusammen sind, könnte auch einen Einfluss darauf haben. Ein Hund könnte bellen und knurren, während wir uns die schöne Landschaft ansehen und dann finden wir sie gar nicht mehr so angenehm. Es könnte lauten Verkehrslärm geben. All das wird einen Einfluss auf unser Kontaktbewusstsein haben.
Dann gibt es andere Faktoren, wie körperliche Faktoren, die einen Einfluss ausüben. Sind wir müde, haben Hunger, ist uns kalt oder sind wir krank? Auch das wird einen Einfluss darauf haben, ob wir das Objekt als angenehm oder unangenehm erfahren. Außerdem werden die anderen Geistesfaktoren beeinflussen, wie wir das Objekt erfahren, und diese Geistesfaktoren könnten auf das Objekt gerichtet sein, wie Wut oder Liebe, oder auch auf etwas völlig anderes, wie: „Ich bin wirklich wütend wegen dem, was heute passiert ist und daher schmeckt mir mein Essen nicht, weil ich schlecht drauf bin.“ Das wird auch einen Einfluss darauf haben, wie wir das Objekt erfahren.
Dann ist es auch wichtig, wie wir das Objekt sehen. Halten wir es für schön? Halten wir es für schmackhaft? Betrachten wir es als „meins“? Das wird einen großen Einfluss darauf haben, ob wir es als angenehm oder unangenehm sehen. Erleben wir es als sinnloses Zeug? Als was wir das Objekt sehen, wird beeinflussen, wie wir es erfahren.
Man kann nicht sagen, das Objekt wäre von sich aus angenehm oder unangenehm, und wie wir es erfahren, ist nicht nur eine Sache unseres Karmas. Es hat etwas mit all diesen anderen Faktoren zu tun, die einen Einfluss darauf haben, wie wir ein Objekt erleben. Das ist Teil des Erfahrens.
Empfinden verschiedener Grade von Glücklichsein
Der zweite Geistesfaktor ist das Empfinden verschiedener Grade von Glücklichsein, und hier geht es darum, wie wir die geistige Aktivität des Sehens, Hörens oder Denkens in Bezug auf das Objekt erfahren. Hier wird Folgendes unterschieden: wie wir das Objekt erleben und wie wir unser Kennen oder Sehen des Objektes erleben. Finden wir es in gewissem Maße angenehm, würden wir verschiedene Grade von Glücklichsein erleben. Glücklichsein ist das Gefühl, welches wir fortsetzen möchten, wenn es erscheint, und wenn wir etwas in gewissem Maße unangenehm finden, erleben wir verschiedene Grade von Unglücklichsein. Unglücklichsein ist das Gefühl, dass wir beenden möchten, wenn es auftritt. Wir denken: „Ich will das nicht mehr sehen. Ich will hier nicht im Regen stehen und mir das ansehen.“ Wir sind unglücklich und das Unglücklichsein ist ein Geistesfaktor. Der Grad von Glücklichsein, den wir empfinden, reift von positiven karmischen Potenzialen unseres früheren konstruktiven Verhaltens heran und das Unglücklichsein von negativen karmischen Potenzialen unseres früheren destruktiven Verhaltens. Das ist Teil des ganzen Reifens von Karma, welches wir in dem Moment erfahren.
Wie wir das Objekt erfahren, wird also durch all diese verschiedenen Faktoren, das Umfeld, unsere Einschätzung, unsere Geistesfaktoren, unseren Geisteszustand usw. beeinflusst. Und ob wir glücklich oder unglücklich sind, hat etwas damit zu tun. Es ergibt sich aus den karmischen Potenzialen, die in dem Augenblick zu unserem Gefühl des Glücklichseins oder Unglücklichseins heranreifen. Bei dem Glücksgefühl geht es jedoch nicht um die Art des zufriedenstellenden Glücklichseins, denn es dauert nicht an. Diese Art des Glücklichseins hat Kehrseiten. Das ist die Bedeutung davon, etwas zu erfahren. Es ist Teil dieser geistigen Aktivität.
Kann man ein unangenehmes Kontaktbewusstsein haben und glücklich damit sein?
Das wird stets verneint. Ich finde es ziemlich interessant. Sehen wir uns das am Beispiel von Genuss und Schmerz an. Genuss und Schmerz sind körperliche Empfindungen. Sie sind kein Gefühl von Glücklichsein oder Unglücklichsein. Das ist etwas anderes. Wir könnten Schmerzen haben und ein Masochist sein. Wir erfahren Schmerzen und könnten sie aufgrund unserer Betrachtungsweise auf eine bestimmte Weise erfahren. Sind wir Masochisten, betrachten wir sie vielleicht als angenehm und sind glücklich darüber, weil wir meinen, es zu verdienen oder was auch immer. Wir sollten das Objekt davon unterscheiden, wie wir das Objekt erfahren.
Vielleicht können wir es auch auf eine Mutter beziehen, die ein Kind bekommt.
Ja, das ist ziemlich interessant. Sie hat Schmerzen, erlebt sie jedoch mit einer Art Glücksgefühl. Erlebt man es mit Glücksgefühlen? Habt ihr Erfahrungen damit? Nun, ich auch nicht.
Viele Mütter sagen, dass sie diesen Schmerz als angenehm empfinden. Es ist schmerzhaft, aber man erfährt große Freude.
Nun, ich denke hier muss man unterscheiden. Welches geistige Hologramm haben wir hier? Ein geistiges Hologramm entsteht durch die berührungsempfindlichen Zellen des Körpers, der Schmerz erfährt, große Schmerzen. Es ist unangenehm und wir sind nicht gerade glücklich deswegen. Gleichzeitig wissen und sehen wir aber, dass ein Kind geboren wird und dieses geistige Hologramm, diese Wahrnehmung, ist angenehm und wir fühlen uns glücklich. Jede Erfahrung hat ihren eigenen Aspekt des Kontaktbewusstseins und ihr eigenes Gefühl des Glücklichseins.
All diese Dinge finden gleichzeitig statt. Es gibt auch die Theorie, dass sie sich abwechseln, doch wenn sie zeitgleich stattfinden, wovon die meisten ausgehen, ist das, was hier unterschiedlich ist, das Maß an Aufmerksamkeit, das mit diesem geistigen Ereignis verbunden ist. Konzentrieren wir uns auf die Tatsache, dass ein Kind geboren wird, fühlen wir uns überglücklich und ignorieren den Schmerz, weil wir ihm keine große Beachtung schenken, auch wenn das geistige Hologramm entsteht und wir den Schmerz erfahren.
Oder wie ist es, wenn unser Zahn mit örtlicher Betäubung gebohrt wird und wir keine Schmerzen habe, aber trotz allem unglücklich sind. Warum? Durch welches geistige Hologramm sind wir unglücklich? Tatsächlich ist es unser Gedanke, beim Zahnarzt zu sein, ihn zu sehen, das Geräusch zu hören usw. Meist macht uns das Geräusch des Bohrers unglücklich, nicht die körperliche Empfindung, denn wir fühlen ja nichts. Auf was wir unsere Aufmerksamkeit richten, wird die Erfahrung dieses Momentes ausmachen. Es ist wirklich wichtig, dies zu erkennen, denn dann können wir unsere Aufmerksamkeit in diesem Moment auf etwas anderes lenken.
Ich lebe beispielsweise an einer belebten Straßenecke und der Verkehr ist oft ziemlich laut. Ich höre ihn den ganzen Tag, aber ich schenke ihm keinerlei Aufmerksamkeit. Ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich nicht darauf achte und meine Arbeit machen kann, ohne mich davon stören zu lassen. Am Anfang hat es mich jedoch ziemlich genervt, weil ich dem Verkehr zu große Beachtung geschenkt habe. So funktioniert das.
Übung zum Erkennen von geistiger Aktivität
Lasst uns versuchen, in unserer Erfahrung und unserer geistigen Aktivität zu erkennen, wie all das, worüber wir gerade gesprochen haben, abläuft. Da gibt es das Entstehen von geistigen Hologrammen, was durch Sensoren stattfindet, und es gibt ein gewisses Primärbewusstsein, welches festlegt, dass es sich um Sehen, Hören Fühlen einer körperlichen Empfindung, Denken oder Träumen handelt. Vielleicht träumen wir hier nicht, weil wir nicht schlafen, aber wir könnten träumen.
Denken muss übrigens nicht verbal sein. In unserem Kopf könnte auch ein geistiger Film ablaufen. Es gibt viele verschiedene Arten dessen, was man im Buddhismus als Denken bezeichnen würde. Im Westen neigen wir dazu, das Denken nur als verbales Denken zu betrachten, doch es muss kein verbales Denken sein. Auch das Hören muss nicht verbal sein, denn wir könnten ein Lied in unserem Kopf singen oder einfach nur Musik im Gedanken hören. All das umfasst das tibetische Wort für „Denken“. Ich weiß nicht, wie wir das in all unseren westlichen Sprachen nennen würden.
Wie dem auch sei, da gibt es das Auftauchen eines geistigen Hologramms, die kognitive Beschäftigung mit ihm und das Erfahren. Es gibt das Kontaktbewusstsein, welches das Objekt als angenehm, unangenehm oder neutral empfindet – wie gesagt handelt es sich hier um ein ganzes Spektrum und es muss nichts Dramatisches sein – und verbunden damit fühlen wir uns glücklich oder unglücklich. Sind wir glücklich und wollen es weiter ansehen? Oder es ist langweilig, weil wir das gleiche Objekt betrachtet haben, nun aber unglücklich sind und ein unangenehmes Kontaktbewusstsein damit haben. Wir drehen unseren Kopf weg, um etwas anderes anzusehen.
Warum tun wir das? Weil wir einen ziemlich niedrigen Grad von Unglücklichsein mit dem erleben, was wir sehen. Wir sind müde, es weiter anzusehen. Das ist Unglücklichsein auf einer recht niedrigen Ebene. Wir müssen nicht gleich weinen oder verärgert sein. Sehen wir uns um und unser Blick bleibt irgendwo hängen, weil wir etwas als angenehm empfinden, sind wir glücklich, es für eine Weile zu betrachten. Das ist das Problem: Wir würden es nicht ewig ansehen wollen, sondern nach einer Weile müde werden. Genauso verhält es sich, wenn wir das gleiche Lied immer wieder hören. Dieses angenehm, unangenehm, glücklich, unglücklich entsteht ebenfalls als Teil der geistigen Aktivität und das ist es, was uns von einer Kamera unterscheidet, die ein Bild macht. Die Kamera erfährt nicht ihr Objekt.
Moderne Kameras sind allerdings in der Lage etwas zu tun, um das Bild zu verschönern.
Nun, sie tun etwas, um das Bild zu verschönern, doch es ist nicht schön auf Seiten des Bildes und die Kamera findet es nicht schöner. Wir erfahren es so, wir erleben es als schön.
Ich würde sagen, es ist eine Art der Erfahrung der Kamera.
Nein. Die Kamera kann programmiert werden, um bestimmte Aspekte von etwas hervorzubringen, doch das heißt nicht, dass sie ein angenehmes oder unangenehmes Kontaktbewusstsein damit hat und glücklich oder unglücklich ist.
Im Grunde gibt es keine große Wahrnehmung eines neutralen Gefühls, oder?
Nun, eigentlich nicht. Es gibt etwas Neutrales, aber das bezieht sich auf die Abwesenheit der Gefühle von Glücklichsein oder Unglücklichsein, die wir in extrem tiefen Zuständen vertiefter Konzentration erfahren. Auf einer gewöhnlichen Ebene wäre es jedoch außergewöhnlich selten, sich genau in der Mitte zwischen Glücklichsein und Unglücklichsein zu befinden. Es ist jedoch ein ziemlich interessantes Phänomen. Was bedeutet es denn, wenn wir sagen, dass wir nichts empfinden? Es bedeutet, dass wir genau genommen nicht darauf achten, was wir empfinden, was viele Gründe haben könnte. Wir könnten Angst davor haben, wirklich zu wissen, was wir empfinden. Traurigkeit ist eine Art des Unglücklichseins und wir könnten sie so sehr verdrängen und unterdrücken, dass wir meinen, wir würden „nichts empfinden“, wenn wir tatsächlich ziemlich traurig sind.
Hier wird es ziemlich spannend, denn es gibt drei Theorien dazu. Wir betrachten den Raum und sehen all die Menschen, die Wand und all diese wunderschönen tibetischen Thangkas, diese in Brokat gerahmten Gemälde. All das befindet sich in unserem Blickfeld, aber was empfinden wir? Dazu gibt es drei Theorien.
- Eine ist, dass wir hinsichtlich jeder Sache oder Person, die wir sehen, individuelle Wahrnehmungen haben. Es ist angenehm, diese zu sehen und wir sind glücklich, und es ist unangenehm jene zu sehen und wir sind unglücklich. Die Wand zu sehen, ist neutral und das Thangka zu sehen, ist angenehm. Jede individuelle Sache, die wir sehen, tritt in einer individuellen Wahrnehmung auf. Das ist eine Theorie.
- Eine andere Theorie besagt, dass wir all diese individuellen Objekte sehen, es jedoch nur eine individuelle Wahrnehmung des Ganzen gibt. Es gibt nur ein allgemeines Gefühl von Glücklichsein oder Unglücklichsein, wenn wir den gesamten Bereich sehen, obwohl wir all diese individuellen Objekte sehen.
- Die dritte Theorie bezieht sich darauf, dass wir lediglich den gesamten Sinnesbereich, ein Objekt, sehen und nur ein Gefühl dazu haben.
Das ist wirklich interessant. Was empfinden wir, wenn wir ein paar Dinge sehen, von denen wir manche mögen und andere nicht. Das ist an sich recht spannend. Wie funktioniert es? Dazu gibt es keine klare Antwort, aber es gibt diese drei Theorien.
Viel hängt davon ab, worauf wir uns innerhalb dieses Sinnesbereiches konzentrieren. Wir betrachten den gesamten Sinnesbereich, aber fokussieren uns auf diese eine Person darin oder auf das Hemd, das sie trägt. Sich auf ihr Gesicht zu fokussieren, wäre etwas ganz anderes. Es mag zum Beispiel schön sein, ihr Gesicht zu sehen, aber die Bluse ist vielleicht nicht wirklich hübsch. Das ist nur ein Beispiel. Ich will damit nicht sagen, dass die Bluse nicht schön wäre.
Das Erfahren ist also etwas, das wir als Teil dieser geistigen Aktivität erkennen und identifizieren können. Es ist schwer zu sagen, was es ist. Aber es findet statt, wir erfahren Dinge.
Konzeptuelle und nichtkonzeptuelle geistige Aktivität
Diese geistige Aktivität kann entweder nichtkonzeptuell oder konzeptuell sein. Nichtkonzeptuell kann sich auf die Sinne oder auf Träume beziehen. Ein Traum findet nicht durch unsere Augen oder ähnliches statt. Vielmehr scheint es, als würden wir im Traum etwas sehen, jemanden sprechen hören oder eine körperliche Empfindung wie Fallen oder Fliegen spüren, und das wäre dann nichtkonzeptuell.
Oder die geistige Aktivität könnte konzeptuell sein. Konzeptuell ist nur geistig und kann sich wiederum auf den Wachzustand oder den Traum beziehen.
Was ist der Unterschied? Konzeptuell bezieht sich auf eine geistige Aktivität durch das Medium einer Kategorie. Es gibt verschiedene Arten von Kategorien. Es könnte eine Objekt-Kategorie (tib. don-spyi), wie „Hund“ oder „braun“, oder eine Hörkategorie (tib. sgra-spyi) wie der Klang eines Wortes sein. Wie kommt es, dass wir viele verschiedene Tiere sehen und sie alle als einen Hund erkennen? Es geschieht durch die Kategorie „Hund“. Sie alle sehen ziemlich verschieden aus, aber durch die Kategorie „Hund“ sehen wir sie alle als Hunde. Oder was die Farbe Braun betrifft, so gibt es viele verschiedene Brauntöne. Sie alle erkennen wir durch die Kategorie „Braun“. Oder es handelt sich um die Hörkategorie des Klanges eines Wortes. Das ist an sich höchst interessant. Wir können das Wort „Hund“ hören und durch die Kategorie erkennen, dass es sich um das Wort „Hund“ handelt, auch wenn es durch verschiedene menschliche Stimmen, mit unterschiedlicher Betonung und Lautstärke ausgesprochen wird. Sie alle sagen das Wort „Hund“. Das ist ziemlich bemerkenswert, aber so funktioniert es. Es gibt also diese Hörkategorien.
Dann gibt es bedeutungsbezogene Kategorien (tib. don-spyi), wie die Bedeutung des Wortes „Liebe“. Was bedeutet das Wort „Liebe“? In unterschiedlichen Fällen empfinden wir Liebe, aber fühlen wir jedes Mal genau dasselbe? Nein, nicht wirklich. Ist das, was ich empfinde, und das, was du empfindest, genau dasselbe? Nein. Aber wir haben dieser Sache ein Wort gegeben, „Liebe“, und es hat eine Bedeutung. Es ist wirklich interessant, denn was es meiner Meinung nach bedeutet und was es eurer Meinung nach bedeutet, könnte recht unterschiedlich sein, und im Wörterbuch könnte man eine ganz andere Bedeutung finden, aber meiner Meinung nach bedeutet es dies und wenn ich das Wort benutze, tue ich es auf eine bestimmte Weise.
Wir haben also diese Kategorien. Nichtkonzeptuell bedeutet, etwas nicht durch den Filter einer Kategorie zu verstehen. Achtet einmal darauf, ob ihr im bloßen Entstehen eines geistigen Hologramms und einer kognitiven Beschäftigung erkennen könnt, ob eine Kategorie beteiligt ist oder nicht. Wir sehen all diese Objekte als Tische. Es gibt eine Kategorie „Tisch“. Müssen wir in Worten „Tisch, Tisch, Tisch“ denken? Nein. Nichtkonzeptuell empfinden wir etwas, doch durch die Konzepte „glücklich“ fühlen wir uns glücklich. Es ist ein Unterschied, ob wir etwas sehen oder ob wir einen Tisch sehen.
Dann wird es noch interessanter. Wenn wir nur etwas sehen, sehen wir dann tatsächlich einen Tisch? Oder geschieht es nur durch die Kategorie „Tisch“, dass wir diese Sache als einen Tisch sehen? Ist es wirklich ein Tisch? Vielleicht ist es ein Stuhl. Wir können es als einen Tisch oder als einen Stuhl sehen, aber es scheint, als wäre es unmöglich, etwas nichtkonzeptuell zu sehen, ohne es auch geistig als einen Stuhl oder Tisch zu sehen. Es ist wirklich schwierig zu deuten und zu erkennen, was nichtkonzeptuelle Wahrnehmung ist. Normalerweise findet sie in einer Mikrosekunde statt, so schnell, dass wir nicht in der Lage wären, sie wahrzunehmen. Nichtkonzeptuell bezieht sich lediglich darauf, zu registrieren, dass es sich um einen Anblick oder einen Klang handelt.
Das hängt wiederum von der Theorie der Wahrnehmung ab. Ist es nur ein Anblick, weil wir lediglich den gesamten Sinnesbereich sehen? Oder haben wir getrennte Wahrnehmungen für jedes Element in dem Sinnesbereich und sehen somit nur Elemente: die Person, den Tisch, ein Ding, einen Gegenstand? Vielleicht ist es noch kleiner. Nehmen wir Farbe wahr, nehmen wir Form wahr? Oder nehmen wir innerhalb einer körperlichen Sinnesempfindung Textur oder die Temperatur wahr?
Wenn diese Dinge Elemente sind, was für Elemente sind sie dann? Das ist eine komplizierte Angelegenheit. Ich wollte noch auf ein paar mehr Dinge eingehen, bevor wir dazu kommen, aber hier kommen Erkenntnistheorie und Leerheitstheorie tatsächlich zusammen. Was begründet, dass es sich um einen Tisch handelt? Was begründet, dass es ein Stuhl ist? Ist es etwas innerhalb des Objektes? Was begründet, dass es sich um ein erkennbares Element handelt? Ist es von einer Linie umzogen, die es von dem trennt, was sich neben ihm befindet und es zu einem Element macht?
Wir könnten verschiedene farbige Formen dessen, was wir sehen, auf fehlerhafte Weise zu einem Element zusammenfügen, wie die rote Farbe deiner Robe und die rote Farbe des Tisches. Wir könnten all das als eine Sache sehen, denn deine Robe und dein Hemd haben unterschiedliche Rottöne, genau wie der Tisch. Gibt es Linie, die das Rot deiner Roben von dem Rot des Tisches abgrenzen? Wo ist die Linie? Das ist bemerkenswert.
All das kommt durch die geistige Aktivität, nicht von Seiten des Objektes, und doch gibt es allgemein verständliche Dinge.
Chandrakirtis drei Kriterien für gültiges Bezeichnen
Das führt uns dahin, wie wir das, was wir sehen, für gültig erklären. Hier gibt es drei Kriterien.
- Es gibt eine Konvention für Roben, aber es gibt keine Konvention dafür, dass diese rote Form auf deinem Körper und die rote Form des Tisches zu einer Sache macht. So eine Konvention gibt es nicht. Es gibt keinen Namen dafür. Eine Konvention existiert auf Seiten des Geistes.
- Sie steht nicht im Widerspruch zu einer gültigen Wahrnehmung der konventionellen Wahrheit dieser Sache. Nehme ich meine Brille ab, sehe ich nur etwas Verschwommenes, etwas Rotes. Siehst du ebenfalls etwas rotes Verschwommenes? Nein. Du würdest sagen: „Hier gibt es nichts rotes Verschwommenes.“ Es ist korrekt, dass das geistige Hologramm, welches ich wahrnehme, das geistige Hologramm von etwas rotem Verschwommenen ist. Das stimmt, aber hier gibt es nichts rotes Verschwommenes und somit wäre es ungültig, es als etwas rotes Verschwommenes zu sehen. Oder ich dachte, ich habe dich „ja“ sagen gehört, aber dann habe ich alle anderen und auch dich gefragt und du meintest: „Ich habe nicht ja gesagt. Ich habe nein gesagt.“ Es steht im Widerspruch zu anderen, die es gültig gehört haben. Dies wird wiederum durch Seiten des Geistes für gültig erklärt.
- Es steht nicht im Widerspruch zu einem Geist, der gültig die tiefste Wahrheit sieht. Es sollte nicht im Widerspruch dazu stehen. Die tiefste Wahrheit ist, dass wir nichts auf Seiten des Objektes finden können, das es zu einem Tisch oder einem Stuhl macht und es aus eigener Kraft als ein Tisch oder Stuhl festlegt. Es wird durch geistiges Bezeichnen als ein Tisch oder Stuhl festgelegt und indem wir es als ein Tisch oder Stuhl benutzen, es als Tisch oder Stuhl begreifen und es dementsprechend nutzen. Würden wir es, aus konventioneller Sichtweise, als ein Hund bezeichnen, könnte es nicht als ein Hund funktionieren und wäre somit widerlegt.
Das führt uns zu der ganzen Thematik der charakteristischen Merkmale, aber lasst mich hier etwas weitergehen.
Nichtkonzeptuelle Wahrnehmung
Nichtkonzeptuelle Wahrnehmung – Seine Heiligkeit der Dalai Lama hat sie gerade vor ein paar Wochen in Toulouse sehr schön erklärt. Er sagte, dass sich die nichtkonzeptuelle Wahrnehmung mit ihrem beteiligten Objekt, dem allgemein verständlichen Objekt und dem geistigen Hologramm durch einen Vorgang des Festlegens (tib. sgrub-pa) des Objektes als etwas befasst, das wir kennen: visuell, audio, mental. Es legt es einfach fest; hier ist es. Dann haben wir diese Theorie, die ich deutlich gemacht habe: Handelt es sich um den gesamten Sinnesbereich, um etwas Individuelles oder um was? Abhängig davon, welche dieser Theorien wir akzeptieren, wird durch die nichtkonzeptuelle Wahrnehmung das Objekt entweder als eine konventionelle Art des Sinnesbereiches (als ein Anblick oder Klang) begründet, wenn wir individuelle Phänomene nur mit individuellen Phasen des Bewusstseins sehen, als ein konventionelles Objekt (wie ein individuelles Phänomen) innerhalb eines Sinnesbereiches, oder aber als ein charakteristisches Merkmal, wenn es das ist, innerhalb des Sinnesbereiches oder innerhalb eines Phänomens, wie eine Helligkeit, eine Art der Farbe, eine Temperatur, eine Art der Textur. Alles, was es tut, ist, es als solches zu begründen.
Konzeptuelle Isolate
Die konzeptuelle Wahrnehmung befasst sich mit dem beteiligten Objekt durch den Vorgang des Ausschlusses (tib. sel-ba) von allem anderen und bestimmt auf diese Weise das Objekt.
Das funktioniert so: Wenn wir an einen Hund denken, beziehen wir uns gedanklich auf die Kategorie „Hund“. Wie denken wir nun an einen Hund? Durch diese Kategorie haben wir einen Spezifizierer, der spezifiziert und alles andere neben diesem einen geistigen Hologramm ausschließt. Man bezeichnet ihn als ein konzeptuelles Isolat (tib. ldog-pa), und das ist es, woran wir denken, wenn wir an einen Hund denken. Denkt einmal an einen Hund. Wie tun wir das? Die Kategorie selbst schließt die Katze und den Tisch aus, aber die Weise, wie wir denken und wie der Geist funktioniert ist so, dass alles andere ausgeschlossen und somit ein bestimmtes geistiges Hologramm spezifiziert wird, das einen Hund darstellt. Dieses geistige Hologramm könnte sich nun einfach auf unser Denken beziehen, und den Hund, der so aussieht, gibt es dort gar nicht. Oder wir könnten den Hund tatsächlich ansehen und das geistige Hologramm, was durch dieses Ansehen des Hundes entsteht, ist das, was den Hund in unserem Geist repräsentiert, wenn wir ihn ansehen. Könnt ihr dem folgen?
Das sind vollkommen verschiedene Weisen, etwas zu erkennen. Seine Heiligkeit hat es recht deutlich gemacht, und ich fand es ziemlich erhellend, dass durch die nichtkonzeptuelle Wahrnehmung etwas lediglich als Anblick oder als ein Lebewesen begründet wird. Konzeptuell wird es spezifiziert, indem alles andere ausgeschlossen und erkannt wird, dass es sich um einen Hund handelt. Von allen Arten von Lebewesen handelt es sich um einen Hund, und so sieht ein Hund aus, wenn wir einfach nur an einen Hund denken. Ich bin mir sicher, dass jeder ein anderes geistiges Bild davon hat, was ein Hund ist.
Nun ist es nicht so, dass wir aktiv alles andere ausschließen, denn dazu wären wir niemals in der Lage. Daher beziehe ich mich darauf immer mit „nichts anders als“. Wir nehmen einen Hund durch dieses Isolat wahr, welches „nichts anderes als ein Hund“ ist. Was ist es? Es ist nichts anderes als ein Hund, aber das schließt alles andere aus. Für gewöhnlich wird das mit einer doppelten Verneinung übersetzt: es ist also nicht kein Hund. Das ist allerdings schwer verständlich.
So funktioniert konzeptuelles Denken. Es wird etwas spezifiziert. Nichtkonzeptuell bedeutet, ohne zu spezifizieren, doch sowohl das Konzeptuelle als auch das Nichtkonzeptuelle werden von dem Geistesfaktor des auseinanderhaltenden Gewahrseins (tib. ‘du-shes) begleitet. Das wird ziemlich kompliziert und daher sollten wir uns erst einmal mit der Vorstellung des Spezifizierens und Ausschließens von allem anderen vertraut machen. Das sind völlig unterschiedlichen Arten der geistigen Aktivität, die hier tätig sind, nicht wahr? Könnt ihr das verstehen? Sie sind schwer zu erkennen und recht subtil, weil es sich nicht um aktive Prozesse des Isolierens handelt und weil außerdem auch der Vorgang des Zuordnens in eine Kategorie stattfindet. Das hat etwas mit dem so genannten „geistigen Bezeichnen“ zu tun.
Innerhalb unserer geistigen Aktivität sollten wir auch diese zwei Arten der Aktivität bestimmen. Durch die eine wird einfach nur ein Anblick wahrgenommen und nun konzeptuell isoliert und spezifiziert: „Dies ist ein menschliches Wesen“. Nun, wir repräsentieren „menschliches Wesen“ durch dieses geistige Hologramm von „ihr“ oder „ihm“. Es repräsentiert für uns das Beispiel eines menschlichen Wesens und legt nicht nur fest, das wir irgendetwas ansehen. All das ist Teil der geistigen Aktivität.
Auseinanderhaltendes Gewahrsein in nichtkonzeptueller Wahrnehmung
Sowohl die nichtkonzeptuelle als auch die konzeptuelle Aktivität verfügen über den Geistesfaktor des auseinanderhaltenden Gewahrseins (tib. ’du-shes). Oft wird er mit „Erkennen“ übersetzt, aber es ist viel grundlegender; es handelt sich um das auseinanderhaltende Gewahrsein oder Bestimmen.
Die nichtkonzeptuelle Wahrnehmung bestimmt, indem sie eine außergewöhnliche charakteristische Eigenschaft oder ein definierendes Merkmal (tib. mtshan-nyid) des erscheinenden Objektes (tib. snang-yul) nimmt, welches das geistige Hologramm des Sinnesbereiches, eines allgemein verständlichen Objektes in ihm oder ein Merkmal des Objektes ist, und ihm die konventionelle Bedeutung (tib. tha-snyad ’dogs-pa) zuschreibt, ein erkennbares Objekt zu sein. Das ist nicht so einfach.
Was tut sie also? Sie bestimmt ein charakteristisches definierendes Merkmal und gibt ihm die konventionelle Bedeutung, dass es sich hierbei um ein erkennbares Objekt handelt und wir etwas sehen. Es muss jedoch eine Charakteristik geben, die uns erlaubt, es als ein Objekt, eine Eigenschaft, ein definierendes Merkmal zu sehen, die es als einen Anblick oder einen Klang festlegen. Sie bestimmt sie also. Das ist es, was das auseinanderhaltende Gewahrsein innerhalb dieses Sinnesbereiches ist. Es wird ihm kein Name und auch keine Bedeutung eines Namens zugewiesen.
Vielleicht haben wir noch nie einen Computer gesehen, doch mit der nichtkonzeptuellen Wahrnehmung können wir ihn als eine Sache auf dem Tisch bestimmen. Wir sehen etwas. Wir wissen nicht, was es ist. Wir kennen nicht einmal den Namen dafür, aber wir unterscheiden ihn vom Tisch. Das ist nichtkonzeptuell. Es gibt ein Unterscheiden, wie das Unterscheiden eines Anblicks von einem Klang, das Unterscheiden eines visuellen Sinnesbereiches von einem hörbaren Sinnesbereich, aber es wird ihm kein Name gegeben.
Auseinanderhaltendes Gewahrsein in konzeptueller Wahrnehmung
Die konzeptuelle Wahrnehmung bestimmt, indem sie ein zusammengesetztes Merkmal (tib. bkra-ba) des erscheinenden Objektes nimmt. Ihr erscheinendes Objekt ist eine Kategorie. Mit der nichtkonzeptuellen Wahrnehmung handelt es sich um das charakteristische Merkmal im geistigen Hologramm. In der konzeptuellen Wahrnehmung ist es ein Merkmal der Kategorie und ihr wird ein konzeptueller Name oder ein Wort (mit oder ohne einer konzeptuellen Bedeutung des Namens oder Wortes) zugeschrieben, wie „Hund“, „braun“ oder „Liebe“.
Wir haben eine Kategorie. Wie definieren wir die Kategorie? Nun, das definierende charakteristische zusammengesetzte Merkmal der Kategorie ist etwas, dass wir oder andere erfinden. Es ist das definierende Merkmal, das alle Elemente, die in diese Kategorie passen, gemeinsam haben. Jemand hat es erdacht. Die Person, die das Wörterbuch geschrieben hat, hat es sich ausgedacht, aber die definierende Eigenschaft der Kategorie macht sie zu einer Kategorie der „braunen“, nicht der „gelben“ Farbe. Dann isoliert sie diese Kategorie von allen anderen und spezifiziert ein geistiges Hologramm, welches die Kategorie repräsentiert, und gibt diesem geistigen Hologramm einen Namen. Durch das geistige Hologramm bezeichnet sie das konventionelle allgemein verständliche Objekt mit dem Namen.
Wir haben also eine Kategorie „Hund“ mit definierenden Eigenschaften, die nicht zu einem Wolf und nicht zu einer Katze gehören, sondern zu der Kategorie eines Hundes. Dann isolieren und spezifizieren wir ein Hologramm, das einen Hund darstellt. Nun haben wir ein Wort, was wieder etwas anderes ist: ein Wort. Wir sagen: „Nun, das Wort wird diese Kategorie repräsentieren und ich werde sie Hund nennen.“ Wir bezeichnen die Kategorie mit dem Wort „Hund. Und nun werden wir das geistige Hologramm „Hund“ nennen, wie auch das allgemein verständliche Objekt, egal wie laut oder mit welcher Stimme jemand das Wort „Hund“ ausspricht. Hören wir andere sagen: „Oh, da ist ein Hund“, wissen wir, das sie alle über dieses Objekt hier reden. Versteht ihr das?
Charakteristische Merkmale
Es gibt charakteristische Merkmale des Hologramms und des allgemein verständlichen Objektes, sowie charakteristische Merkmale der Kategorie. Beim auseinanderhaltenden Gewahrsein in nichtkonzeptueller Wahrnehmung geht es um die Eigenschaften des geistigen Hologramms und bei der konzeptuellen um das Bestimmen von Eigenschaften der Kategorie.
Interessant ist nun, dass die charakteristischen Merkmale nicht als etwas zu finden sind, das sich aus eigener Kraft auf Seiten der allgemein verständlichen Objekte, auf Seiten des geistigen Hologramms oder auf Seiten der Kategorien selbst begründet. Konventionell haben alle Phänomene charakteristische Merkmale. Können wir die definierenden Eigenschaften innerhalb dieser Kategorie „Hund“ finden, die sich aus eigener Kraft dort befinden und sie zu dieser Kategorie „Hund“ machen? Sie sind nicht innerhalb der Kategorie zu finden und machen den Hund nicht aus eigener Kraft oder zusammen mit der geistigen Bezeichnung des Wortes „Hund“ zu einem Hund. Die Kategorie „Hund“ ist allein durch die Kraft des geistigen Bezeichnens eine Kategorie „Hund“.
Wir würden nun sagen, dass es konventionell gesehen charakteristische Merkmale gibt. Wenn wir nach ihnen suchen, können wir sie nicht finden und das ist nicht so leicht nachvollziehbar. Obgleich sie konventionell existieren, begründen sie nicht aus eigener Kraft oder sogar aus sich heraus, in Verbindung mit dem geistigen Bezeichnen, die Existenz des Objektes als gültig erkennbares Objekt oder als „dieses“ oder „jenes“.
Ich gebe euch ein Beispiel: Das Nichtkonzeptuelle ist schwierig zu verstehen und das Konzeptuelle ist viel leichter. Gibt es innerhalb dieses Objektes ein definierendes Merkmal, welches jemand erdacht hat, das es aus eigener Kraft und unabhängig von dem Konzept „Tisch“ oder „Stuhl“ zu einem Tisch oder einem Stuhl macht? Konventionell würden wir sagen, dass es ein Tisch oder ein Stuhl ist. Wir haben die Definition eines Tisches oder Stuhles erdacht – es ist etwas, auf dem wir sitzen können oder etwas, das eine flache Oberfläche hat und auf das wir Objekte ablegen können. Dann ist es natürlich konventionell ein Stuhl und dies ist ein Tisch. Gehen wir aber tiefer, können wir uns fragen: War diese definierende Eigenschaft schon immer da, unabhängig davon, ob jemand einen Tisch oder einen Stuhl erfunden hat? Nein.
Wie sieht es mit einer Emotion, wie Liebe, aus? Wir empfinden viele verschiedene Dinge, nicht wahr? Jeder empfindet ganz unterschiedliche Dinge und wir empfinden in jedem anderen Augenblick andere Dinge. Gibt es etwas innerhalb eines jeden dieser Gefühle – ich beziehe mich hier auf die westliche Bedeutung des Wortes „Gefühle“ – oder einer jeden dieser Emotionen, die sie aus eigener Kraft zu der Emotion der Liebe machen? Gäbe es kein Konzept von Liebe, was würde es als Liebe begründen? Es ist das Konzept der Liebe, worauf sich das Konzept Liebe bezieht, doch konventionell würden wir gültig sagen: „Ich empfinde Liebe“, und andere würden dem zustimmen. Es wird nicht widerlegt. Es gibt diese Konvention und andere Menschen können sie für gültig erklären; wir können sie für gültig erklären. Wir machen es nicht zu einer Sache der Fantasie, zu etwas, das unmöglich ist, und meinen nicht, es würde ewig dauern und uns für immer glücklich machen. Die Eigenschaften können nicht auf Seiten des Objektes gefunden werden, obwohl wir – wenn wir nicht genauer hinschauen – konventionell sagen müssten: „Na klar, es hat die Eigenschaften der Liebe“, doch das ist schwer zu erkennen. Jemand hat es definiert, entweder allgemein (im Wörterbuch) oder mit einer eigenen Definition. Definition bezieht sich auf definierende Eigenschaften: dies, das und jenes.
Die Farbe: braun oder gelb. Wir haben beispielsweise Licht und es gibt Wellenlängen des Lichts. Jemand musste sich das Konzept von Farben ausdenken, um diese verschiedenen Wellenlängen zu unterscheiden und auch die Übergänge zu definieren: „Von hier bis dort ist die Farbe „Braun“ und von hier bis dort ist die Farbe „Gelb“. Verschiedene Menschen haben unterschiedliche Bereiche definiert und in verschieden Kulturen gibt es ebenfalls unterschiedliche Bereiche. Es gibt nichts auf Seiten des Lichts, das es zu einer Farbe, oder zu dieser oder jener Farbe macht. In der nichtkonzeptuellen Wahrnehmung wäre es lediglich eine Farbe. In der konzeptuellen Wahrnehmung würde es „Gelb“ oder „Braun“ geben und von einem anderen Gesichtspunkt könnten wir sogar sagen, auch die Farbe sei konzeptuell. Es hängt davon ab, ob wir einen gesamten Sinnesbereich wahrnehmen oder nur ein Element. Es gibt unterschiedliche Theorien dazu, wie die Wahrnehmung funktioniert, aber ein Merkmal wird mit einer Wahrnehmung wahrgenommen. Versteht ihr das?
Es ist wirklich nicht einfach. Damit kommen wir zum ganzen Thema der Leerheit bezüglich dessen, was ein Objekt als das begründet, was es ist. Sehen wir Gelb? Sehen wir Braun? Nun, konventionell müssten wir sagen: „Ja, ich sehe Gelb oder Braun.“ Andere Menschen würden dem zustimmen, doch was begründet es oder macht es zu den Farben Gelb oder Braun? Es handelt sich um eine Konvention, um etwas durch geistiges Bezeichnen Zugeschriebenes. Gibt es irgendetwas auf Seiten des Objektes, wie einen Haken, der uns erlaubt, etwas daran zu hängen. Nein. Und gibt es etwas, das uns ermöglicht, verschiedene Worte in unterschiedlichen Sprachen dafür zu bestimmen. Nein. Ist es ein „Tisch“? Oder ist es ein „table“ (das englische Wort für Tisch)? Ist es ein „Hund“ oder ein „dog“? Was ist es?
Diese Wahrnehmungen können auch gültig oder ungültig sein. Gültig bedeutet, dass es korrekt und entschieden ist. Wir haben keine Zeit, tiefer darauf einzugehen, aber dies würde uns zu der großen Frage führen, was „Verstehen“ ist. „Verstehen“ ist ein westliches Wort, welches besagt, die Bedeutung von etwas zu kennen. Müssen wir, um die Bedeutung von etwas zu kennen, das Wort oder die Definition des Wortes kennen oder einfach nur wissen, was es ist? Das ist keine leicht Frage, denn unser Wort „Verstehen“ entspricht nicht genau dem tibetischen Wort (rtogs-pa). In der nichtkonzeptuellen Wahrnehmung der Leerheit gibt es ohne Zweifel ein Verständnis der Leerheit, aber nicht in der konzeptuellen. Es gibt ein Verständnis, jedoch kein korrektes und entschiedenes in Bezug auf die Bedeutung des Wortes „Leerheit“.
Die störenden Emotionen und Karma
Das andere Thema, für das wir keine Zeit haben, was aber wesentlich ist, wenn wir die geistige Aktivität – das Entstehen eines geistigen Hologramms, die kognitive Beschäftigung mit ihm – identifiziert haben, ist die Frage, ob dieses Entstehen, das korrekt oder (wie etwas Verschwommenes) nicht korrekt sein kann, dem allgemein verständlichen Objekt entspricht. Die Art des Erkennens könnte in Bezug darauf, wie viel Gewissheit es im Bestimmen gibt, entschieden oder nicht entschieden sein. Es gibt das Erfahren – im Sinne von angenehm, unangenehm, glücklich, unglücklich – und natürlich all diese anderen Faktoren der Aufmerksamkeit, Konzentration, des Interesses und so weiter. Doch dann haben wir eine andere Gruppe von Geistesfaktoren und dies sind die störenden Emotionen und das Karma. Sind sie denn ein wesentlicher Bestandteil unserer geistigen Aktivität?
Die störenden Emotionen, wie Wut, Gier, Anhaftung, Eifersucht und solche Dinge, bewirken, wenn sie auftreten, dass der Geist oder die geistige Aktivität ihren inneren Frieden verliert. Sie ist nicht mehr friedlich, wir sind aufgebracht und verlieren unsere Selbstbeherrschung.
Beim Karma geht es um karmische Impulse. Halten wir uns an die Prasangika-Sichtweise, sprechen wir hier über karmische Impulse des Geistes, die sich auf zwanghafte Dränge beziehen. „Zwang“ ist ein sehr gutes Wort dafür und er zieht uns, wie ein Magnet, in die Richtung, etwas zu denken oder immer das gleiche Lied im Kopf zu singen. Zwanghafte Dränge oder Zwanghaftigkeit bedeutet, dass wir keine Kontrolle darüber haben. Das sind die karmischen Impulse des Geistes – der Geistesfaktor des Dranges. Wie ein Magnet treibt er uns dazu an, etwas zu denken. Es ist nicht die Aktivität des Denkens; am Denken selbst ist nichts falsch. Diese Zwanghaftigkeit, die unser Denken unkontrollierbar antreibt, ist das Karma und das ist es, was wir loswerden wollen.
Oder ist die Rede von karmischen Impulsen des Körpers, sprechen wir über die zwanghafte Form, die unser Körper auf zwanghafte Weise als Mittel annimmt, das wir nutzen, um eine Handlung des Körpers stattfinden zu lassen. Karma ist hier nicht eine Handlung des Körpers, wie jemanden zu schlagen, sondern vielmehr das Verhalten, das unser Körper zwanghaft annimmt, um die Handlung, einen anderen zu schlagen, zu bewirken. Mit den karmischen Impulsen der Rede handelt es sich um die zwanghaften Laute oder Wortsilben, die wir zwanghaft als Mittel nutzen, um eine Handlung der Rede stattfinden zu lassen.
Prasangika und all die buddhistischen Lehrsysteme sagen ganz klar, dass Karma sich nicht auf die Handlungen selbst bezieht, sondern vielmehr auf die zwanghaften Dränge, die unser Denken antreibt, die zwanghaften Formen des Verhaltens, die unser Körper mit seinen Handlungen annimmt und die zwanghaften Laute, die unsere Rede annimmt, wenn wir sprechen. Es gibt zahlreiche verschiedene Theorien, doch in keiner wird Karma als Handlung betrachte.
Meiner Meinung nach ist es in unserer Diskussion über geistige Aktivität wichtig zu versuchen, den zwanghaften Aspekt der Dränge zu erkennen, welche die geistigen Hologramme in unseren Wahrnehmungen bewirken – die Zwanghaftigkeit unserer Gedanken. Zwanghaft denken wir auf destruktive oder verwirrend konstruktive Weise, was von störenden Emotionen oder Geisteshaltungen begleitet wird und auf diese Weise verlieren wir unseren inneren Frieden und unsere Selbstbeherrschung.
Dann beginnen wir zu analysieren: Ist dies ein wesentlicher Bestandteil, der schon immer mit dieser geistigen Aktivität da war? Das Hervorbringen eines Hologramms, eines geistigen Hologramms, einer Beschäftigung, eines Kontaktbewusstseins (angenehm, unangenehm, glücklich, unglücklich); all das ist immer da. Daran ist nichts falsch. Es gibt keine Gegenkraft, die das aufhalten könnte. Die störenden Emotionen und diese Zwanghaftigkeit, besonders in Bezug auf das Denken, sind hingegen auf das mangelnde Gewahrsein im Sinne von: „Ich muss dies unbedingt tun“ zurückzuführen.
Ein wirklich gutes Beispiel dafür ist das eines Perfektionisten, der konstruktiv Dinge tut und meint: „ich muss meine Prüfung mit Auszeichnung bestehen“, „mein Zimmer muss absolut sauber sein“, „ich muss ein perfekt gepflegtes Äußeres haben“ und so weiter, also die Zwanghaftigkeit in Bezug auf die Form, die unser Verhalten annimmt. All das basiert jedoch auf dem „Ich“ – „ich muss so sein“ – mit dem wir denken, das „Ich“ würde als eine Art auffindbarer Entität existieren. Das Gegenmittel dafür besteht darin, zu erkennen, dass das „Ich“ nicht auf diese Weise existiert. Wie gesagt ist dies eine ganz andere riesige Thematik, aber sie ist der nächste Schritt im Prozess des Identifizierens der geistigen Aktivität.
Geistige Aktivität ist, wie man zu sagen pflegt, rein. Sie ist nicht durch diese störenden Faktoren befleckt. Innerhalb dieser geistigen Aktivität müssen wir erkennen, was wirklich elementar für die Funktionsweise dieser Aktivität ist, und was beseitigt werden kann. Was man beseitigen kann, sind die störenden Emotionen und diese Zwanghaftigkeit. Das sind die wahren Unruhestifter, auch wenn sie zwanghaft gut und somit konstruktiv sind, denn sie bringen uns die Art des Glücklichseins, welches nie andauert. Das führt uns dann zur Diskussion über die Leerheit.
Es gibt noch eine letzte Sache, die ich hinzufügen wollte, weil ich sie wirklich interessant fand. Seine Heiligkeit erwähnte in Toulouse, wie wir über das Erkennen dieser konventionellen Natur der geistigen Aktivität, das Hervorbringens eines geistigen Hologramms und einer Beschäftigung mit ihm, meditieren. Ich nehme an, dass sich dies auf die Vorgehensweise der Gelug bezieht. (Im Karma Kagyü tun wir es auf andere Weise. Dort versuchen wir sie beim Sehen und Hören innerhalb eines jeden Augenblicks der verschiedenen Arten der Wahrnehmung zu erkennen.) Seine Heiligkeit sagte, dass es darum geht, keine (oder nur minimale) Sinneswahrnehmung zu haben. Wir lösen uns nie ganz von der Sinneswahrnehmung, denn sogar wenn wir uns in einem Raum befinden, der frei von jeglichen Sinneseindrücken, vollkommen dunkel und still ist, und wir auf einer Unterlage liegen, die so weich ist, dass wir sie gar nicht fühlen, werden wir doch den Klang unseres Herzschlages hören und fühlen, wie unser Blut durch den Körper gepumpt wird. Es ist also unmöglich, keinerlei Sinneswahrnehmung zu haben, doch wir können sie und auch unser verbales Denken minimieren. Wir versuchen, keine Kategorien zu nutzen, nicht verbal zu denken: „das ist Stille“ und auch keine belanglosen Emotionen, wie Angstgefühle, zu haben, denn viele Menschen geraten völlig aus der Fassung, wenn sie sich in so einer Situation befinden, bekommen Panik und denken, sie würden nicht mehr existieren. Wir versuchen also ohne all das auszukommen und in dieser Situation geistige Aktivität zu erkennen und herauszufinden, was sie ist, denn dies ist die beste Situation, um sie zu bestimmen. Auf diese Weise können wir die Zwanghaftigkeit sehen, die uns zu unserem Denken antreibt. Wir begreifen, dass es zwanghaft geschieht, und wir keine Kontrolle darüber haben. Worum handelt es sich dabei? Die Zwanghaftigkeit, die uns beim Einschlafen weiter antreibt nachzudenken, ist Karma, es sind karmische Impulse, und sie sind furchtbar. Wir versuchen zu erkennen: „Da ist einfach nur das Entstehen eines geistigen Hologramms“.
Das bringt uns zum Ende unserer Sitzung. Ich wollte einfach einmal verschiedene Punkte anbringen, die man weiter entwickeln könnte. Es wäre gut, wenn ihr zumindest ein Interesse für diese Thematik der geistigen Aktivität und der Meditation über die Natur des Geistes entwickeln könntet, denn es handelt sich dabei um eine wirklich effektive Sache.