Synthese, Kategorien und einzelne Phänomene

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Kategorien 

Eine Möglichkeit, den Begriff (tib. spyi), der oft als „Allgemeines“ oder „Allgemeinheit“ übersetzt wird, zu betrachten, ist, ihn als „Kategorie“ zu sehen. Das ist der Begriff, den ich vorziehe. Und wenn ich das Wort „Kategorie“ benutze, weist das auf eine spezifische Kategorie hin. Ich will also vermeiden, eine „Allgemeinheit“ als etwas Allgemeines oder Vages zu sehen. Es ist nicht vage. Vielmehr es geht um spezifische Kategorien. Die Kategorien „Hund“ oder „Katze“ sind spezifisch, obwohl es sich dabei um eine Allgemeinheit aller Katzen und Hunde handelt. Bei dem Wort „Allgemeinheit“ kann es auch zu anderen Missverständnissen kommen, denn es handelt sich hierbei um einen Begriff, der recht häufig in der westlichen Philosophie benutzt wird. Ich versuche also möglichst diese Missverständnisse zu vermeiden, indem ich das Wort „Kategorie“ benutze. Leider passt das Wort „Kategorie“ auch nicht in all den verschiedenen Beispielen, in denen der buddhistische Begriff zur Anwendung kommt. Es ist also recht schwierig, ein passendes Wort dafür zu finden.

In Bezug auf konventionelle Objekte und in Bezug auf Sprache können wir von Kategorien reden. All dies hat übrigens etwas mit unserer Wahrnehmung, unserem Gewahrsein, von Dingen zu tun und daher handelt es sich um eine relevante Thematik. Es geht nicht einfach nur um abstrakte Philosophie. In Bezug auf konventionelle Objekte fällt es etwas leichter, nicht das Wort „Kategorie,“ sondern den Begriff „Synthese“ zu benutzen und wenn ich es an Beispielen erkläre, werden Sie wahrscheinlich verstehen, warum ich diesen Begriff dafür verwende.

Sammelsynthese

Es gibt die „Sammelsynthese“ (tib. tshogs-spyi). Was für eine Art Synthese ist das? Vom Typ her ist es eine Ansammlung. Ein Beispiel wäre ein Ganzes und dessen Teile. Das Ganze ist eine Synthese aller Teile. Ein Wald, mit all seinen Bäumen, ist beispielsweise eine Art Synthese. Wenn wir alle Bäume zusammenfassen, ist das eine Ansammlung all dessen. Wir könnten auch etwas anderes, eine Kategorie vieler verschiedener Arten von Wäldern, betrachten. Aber ein einzelner Wald ist hier eine Synthese, die eine Art Ansammlung ist. Sie ist eine Ansammlung von Teilen. Ein Ganzes ist also eine Zuschreibung auf räumliche Teile und hier wären die räumlichen Teile all die einzelnen Bäume und der Wald eine Zuschreibung, die sie alle umfasst.

Eine Sammelsynthese kann auch eine Zuschreibung auf sensorische Teile sein. Was ist beispielsweise eine Apfelsine? Sie ist nicht nur das, was wir sehen, riechen oder schmecken. Sie ist nicht nur die körperliche Sinnesempfindung, die wir in der Hand spüren. Eine Apfelsine ist ein Ganzes, das eine Zuschreibung auf all diese Aspekte ist.

Das ist eine Zuschreibung auf sensorische Teile. Und dann gibt es Sammelsynthesen, die eine Zuschreibung auf temporäre Teile sind. Nehmen wir zum Beispiel den Film „Star Wars.“ Als Ganzes ist der Film „Star Wars“ eine Zuschreibung auf verschiedene Teile, kleine unterschiedliche Szenen und verschiedene Momente, die sich über einen Zeitraum erstrecken. Das ist die Synthese eines Ganzen. Und was für eine Art von Synthes ist es? Es ist eine Synthese, die eine Art der Ansammlung ist. Welches Wort würde man dann in diesem Fall für „Kategorie,“ „Allgemeines“ oder „Allgemeinheit“ benutzen?

Sammelsynthesen sind das, was wir als „allgemein verständliche Objekte“ bezeichnen würden (tib. 'jig-rten-la grags-pa), Objekte, über die wir uns bewusst sind, wenn wir etwas sehen oder in unserer Hand halten. Eine allgemein verständliche Apfelsine ist nicht nur eine farbige Form, sie ist nicht nur das Fruchtfleisch und sie besteht nicht nur für einen Moment. Ein allgemein verständliches Objekt umfasst all seine Teile, alle Momente und alle Informationen, die wir durch all unsere Sinne wahrnehmen. 

Artsynthese

Es ist eine Synthese, die sich auf Objekte bezieht und als nächstes haben wir die „Artsynthese” (tib. rigs-spyi). Was für eine Art von Synthese ist das? Es ist eine Synthese, bei der es darum geht, um „was für eine Art von Dingen“ es sich handelt.  Nehmen wir eine Katze oder einen Hund: worum handelt es sich dabei? Das ist eine „Katze.“ Das ist ein „Hund.“ Es ist eine Artsynthese vieler verschiedener Arten von Hunden. Es gibt auch die Artsynthese „Tier,“ die sowohl Katzen, als auch Hunde umfasst

Objektsynthese

Dann gibt es auch „Objektsynthesen“ (tib. don-spyi) und das sind konzeptuelle Kategorien. Hier ist das Wort „Kategorien“ angemessen. Es handelt sich um eine konzeptuelle Kategorie, der wir allgemein verständliche Objekte (tib. 'jig-rten-la grags-pa) zuordnen, wenn wir an sie denken, sie in Worte fassen, sie uns vorstellen oder in Erinnerung rufen. 

Objektive und metaphysische Entitäten

Es gibt eine Unterteilung von Objekten in objektive Entitäten (tib. rang-mtshan) und metaphysische Entitäten (tib. spyi-mtshan). Objektive Entitäten sind nichtstatische Phänomene (tib. mi-rtag-pa), wirksame Phänomene (tib. dngos-po) – sie tun etwas. Metaphysische Entitäten sind statische Phänomene (tib. rtag-pa), sie tun nichts. Sie sind nichtwirksam (tib. dngos-med). Die verschiedenen indischen Schulen der Philosophie haben eine unterschiedliche Auffassung in Bezug darauf, welche Ebene der Realität jede dieser zwei Arten von Entitäten oder Phänomenen haben. Aber darauf werden wir nicht näher eingehen.

Was diese Synthesen betrifft, handelt es sich bei Sammelsynthesen und Artsynthesen um objektive Entitäten. Sie sind nichtstatisch, während Objektsynthesen metaphysisch und statisch sind. Meine Erklärung bezieht sich hier auf die allgemeine Gelugpa-Darstellung. In anderen tibetischen Schulen werden all diese Dinge auf andere Weise erklärt.

Es geht also um bloße Wahrnehmung. Wenn ich dieses Tier sehe, was sehe ich dann? Ich sehe objektive Entitäten. Es handelt sich um so genannte „beteiligte Objekte“ (tib. 'jug-yul) und es können beteiligte Objekte einer konzeptuellen oder einer nichtkonzeptuellen Wahrnehmung sein. Eine objektive Entität kann also das beteiligte Objekt sowohl einer konzeptuellen, als auch einer nichtkonzeptuellen Wahrnehmung sein. Das Grundlegende, was wahrgenommen wird, ist also das beteiligte Objekt.

Was sehe ich, wenn ich dieses Tier betrachte? Ich sehe die Beine, den Kopf, den Schwanz und den Rumpf. Aber ich sehe auch den Hund als etwas Ganzes. Ich sehe auch die Sammelsynthese, einen Hund, nicht wahr? Kommen wir zur Artsynthese. Ich muss nicht wissen, dass es ein Hund ist. Ich muss ihm keinen Namen geben. Aber man kann nicht sagen, dass ich keinen Hund sehe. Andere würden das behaupten, aber laut den Gelugpa sieht man tatsächlich einen Hund. Man könnte einwenden, einfach nur eine farbige Form zu sehen. Nun, ist das vor mir einfach nur eine farbige Form? Eigentlich nicht. Es ist eine Sammelsynthese, weil ein Klang dazugehört, ein Geruch usw. Es ist eine Ansammlung all dieser Sinnesinformationen. Auch wenn wir den Geruch des Hundes im Grunde nicht sehen können, so können wir doch einen Hund sehen, der eine Ansammlung all dieser Dinge ist.

Tatsächlich gibt es zahlreiche Dinge, die wir sehen und das ist recht interessant. Wir sehen den Hund rennen. Nun, was sehen wir genau? Wir nehmen einen Moment nach dem anderen wahr. Hier haben wir eine Art nichtstatisches Phänomen der „weder-noch“ Kategorie (tib. ldan-min ‘du-byed) – es ist weder eine Art physisches Phänomen, noch eine Art und Weise sich über etwas bewusst zu sein. Wir sehen die Zuschreibung „Bewegung.“ Es ist eine Zuschreibung auf den Hund in aufeinanderfolgenden Momenten an verschiedenen Orten: in diesem Moment befindet er sich an dieser Position, in jenem Moment an jener. Die Bewegung ist eine Zuschreibung darauf und wir sehen die Bewegung als eine objektive Entität.

Das ist das beteiligte Objekt, hier ist die farbige Form, hier ist der Hund, also ist es ein Hund. Und das Ganze bezieht sich auch auf all die Sinnesinformationen, die Bewegung usw. Und indirekt geht es auch darum, dass es „keine Katze“ ist; das können wir sehen. Das sind einige der Objekte, um die es bei der bloßen, nichtkonzeptuellen Wahrnehmung geht.

Dann gibt es auch das so genannte „erscheinende Objekt“ (tib. snang-yul). Das erscheinende Objekt ist das, was sich direkt vor dem Bewusstsein befindet. Das wäre ein geistiges Hologramm und dieses geistige Hologramm wird in der Gelug-Tradition als etwas erklärt, das völlig transparent ist. Durch dieses geistige Hologramm sehen wir die farbige Form, wir sehen den Hund, wir sehen das beteiligte Objekt.

Individuelle Phänomene

In Bezug auf individuelle Phänomene, gibt es verschiedene Arten von „individuell.“ Beispielsweise gibt es individuelle Sinnesinformationen, es gibt einen individuellen Hund und es gibt diese größere Artsynthese von „Hunden“ (Was ist das? Das ist ein Hund). Wir können auch ein Individuum erkennen und da gibt es eine Synthese. Welche Art von Individuum ist es? Es ist ein Hund. Das ist auch etwas Individuelles. Wahrscheinlich ist das etwas verwirrend, denn in gewissem Sinne handelt es sich um eine Kategorie, aber es ist auch eine individuelle Kategorie, also beides. Es ist eine individuelle Kategorie, „ein Hund,“ die sich in der großen Kategorie von „Tieren“ befindet. Das ist nicht so einfach, denn es ist nicht nur ein Individuum und nicht nur eine Kategorie (oder eine Synthese, eine Allgemeinheit oder was auch immer). Übrigens kann man diese Sammelsynthesen auch im Sinne von einer Ansammlung von Atomen und Teilchen sehen.

Es wird noch viel komplizierter, wenn wir zur konzeptuellen Wahrnehmung kommen. Hier geht es zunächst um diese Objekt-Kategorien, die Objektsynthesen. Es handelt sich um statische Phänomene, die nichts tun. Es ist eine Kategorie, durch die wir beispielsweise an „Hunde“ denken. Was geschieht, wenn wir an einen Hund denken? Stellen Sie sich einen Hund vor. Denken Sie an einen Hund. Mit Sicherheit hat jeder von uns ein etwas anderes Bild, eine andere geistige Vorstellung davon, was ein Hund für uns ist, nicht wahr? Aber wir alle denken an einen „Hund.“ Was haben wir hier also? Wie untersuchen wir das, was vor sich geht, die Komponenten dieser konzeptuellen Wahrnehmung?

Es gibt bestimmte Komponenten, die wesentlich sind.

Stimmt. Es gibt bestimmte Komponenten, die wesentlich sind. Das führt uns zu den definierenden Charakteristika (tib. mtshan-nyid), aber gehen wir nicht näher darauf ein, denn das würde noch komplizierter werden. Wo befinden sich diese definierenden Charakteristika? Befinden sie sich auf Seiten des Objektes oder sind sie etwas von Menschen Erdachtes? Jemand hat mit einem Geist darüber nachgedacht und bestimmte Dinge festgelegt, die einen Hund oder eine Katze definieren. Offensichtlicher ist es, wenn wir es anhand von Emotionen betrachten. Auf diese Weise definieren wir Liebe und auf jene Geduld. All das ist erdacht, nicht wahr? Stellen wir uns das als ein Wörterbuch vor. Jemand hat bedeutungslosen Geräuschen Wörter zugeordnet und eine Gruppe von Menschen hat festgelegt, was sie bedeuten. Definierende Charakteristika. Als sich die Sprache entwickelte, hat eine Gruppe von Menschen im Geist einer bestimmten Reihe von Geräuschen eine Bedeutung zugeschrieben und so eine Definition dessen, was es bedeutet, festgelegt.

Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht? Wie war es mit dem Wort „Liebe,“ wer hat das Wort „Liebe“ erfunden? Die Menschen haben allerhand unterschiedliche Dinge empfunden und dann kamen sie zusammen und sagten: „Hey, empfinden wir etwa alle genau das gleiche?“ Nun, tatsächlich ist das, was ich empfinde, nicht das gleiche, was der andere empfindet, aber wie können wir es vermitteln? Hier gibt es also ein bestimmtes Geräusch und das können wir nehmen, um diese Emotion auszudrücken. Wenn man darüber nachdenkt ist sogar das, was eine Emotion darstellt, etwas sehr Seltsames. Wie könnte man in der Erfahrung bestimmen, was eine Emotion ist? Wenn wir beginnen, Sprache zu analysieren, ist das etwas Unglaubliches – wie sie entstanden ist und wie Menschen sich diesbezüglich einigten.

Nun denke ich also an einen Hund. Ich kann ganz allgemein an einen Hund denken, oder an einen bestimmten, an meinen Hund. Und auch wenn wir alle „mein Hund“ denken, denken wir in jedem Fall an einen Hund. Eine Teilnehmerin hat beispielsweise ihren Hund mitgebracht und so könnten wir alle an ihren Hund denken. Und obwohl es sich um den gleichen Hund handelt, wird doch das geistige Bild bei jedem von uns ganz unterschiedlich sein. Die Haltung des Hundes wäre beispielsweise ganz anders, auch wenn wir alle an den gleichen Hund denken. Natürlich kann der Hund durch den Namen repräsentiert werden, anstatt durch ein visuelles Bild. Und der Hund könnte die verschiedenen Menschen durch einen Geruch repräsentieren, nicht unbedingt dadurch, wie sie aussehen. Es gibt viele verschiedene Arten, Dinge konzeptuell darzustellen.

Wir denken also an einen Hund. Was ist das beteiligte Objekt? Nun wird es wirklich kompliziert. Es könnte tatsächlich ein Hund sein und es ist egal, ob der Hund anwesend ist oder nicht. Wir haben ein geistiges Hologramm und was hier in Erscheinung tritt, nennt man „nichts anderes als“ (tib. ma-yin-pa-las log-pa) ein Hund. Hier wird es schwierig. „Nichts anderes als ein Hund“ ist etwas völlig Transparentes, durch das man den eigentlichen Hund, einen objektiven Hund, wahrnimmt. Aber dieses „nichts anderes als ein Hund“ hat keine visuelle Form. Vielleicht erinnern Sie sich, dass es bei den Formen physischer Phänomene einige gab, die nur durch den Geist verstanden werden können. Es gibt also diese Art imaginärer Form, eine Form des physischen Phänomens. Das ist es, was tatsächlich erscheint. Für uns repräsentiert sie einen Hund und wenn es nicht mit verrückten Dinge zugeht, gibt es auch einen echten Hund, der sie repräsentiert, ob wir diesen Hund nun kannten oder nicht.

Halb-transparente Phänomene

Nun gibt es diese Objektsynthese, diese Kategorie „Hund.“ Ich denke also „Hund“ (ob ich es formuliere oder nicht ist zweitrangig) und das bezeichnet man als ein „halb-transparentes Phänomen,“ denn es passt nicht so ganz zu dem, was erscheint. Ich vermische es nicht nur; das Wort (tib. ‘dres-pa) bedeutet sowohl „vermischt,“ als auch „unklar.“ Es hat diese zwei Bedeutungen. Ein Übersetzer mag es auf die eine, ein anderer auf die andere Weise übersetzen. Es ist schwierig, es in beide Richtungen zu übersetzen. Es ist vermischt und weil es vermischt ist, ist es unklar. Es ist unklar in Bezug auf den Hund. Ich denke „Hund“ und für mich ist es dies, was einen Hund ausmacht. Nun, es gibt viele andere Dinge, die einen Hund ausmachen können. Aber ich verwechsle oder vermische meine Kategorie, wie dieses Ding, diese Repräsentation, aussieht, mit der ganzen Kategorie „Hund.“ Für mich ist es das, was ein Hund ist. Es ist also vermischt und unklar. Können Sie dem folgen? Das ist mein Verständnis von einem Hund. Es ist nur ein Verständnis, aber es gibt eine Repräsentation von diesem Verständnis und diese Repräsentation eines Hundes – normalerweise gibt es da einen echten Hund. Sogar wenn wir uns einen Zeichentrick-Hund vorstellen, gibt es da tatsächlich eine Zeichnung von einem Mickymaus-Hund.

Diese Kategorie „Hund“ hat selbst keine Form. Sie ist statisch. Sie ist keine Form des physischen Phänomens, sondern eine Kategorie. Das ist eine Art Abstraktion. Schauen wir uns das etwas grafischer an, ist es so, als würde sich das geistige Bewusstsein hinter den verschiedenen Linsen befinden. Wir haben also als erstes die Kategorie, die das erscheinende Objekt ist. Es wird gesagt, sie sei halb-transparent und das ist es, was wir meinen, wenn wir sagen: das, was wir durch sie sehen, ist vermischt oder unklar. Was wir durch sie sehen, ist die Repräsentation eines Hundes, aber sie ist halb verschleiert. Aber wir denken, das ist es in der Tat, was ein Hund ist und das ist nur die Repräsentation von „nichts anderes als ein Hund.“ Durch dieses „nichts anderes als ein Hund“ wird ein Hund bestimmt.

Und durch diese zwei Filter gibt es dann tatsächlich einen Hund (ob der Hund nun anwesend ist oder nicht), der dieser Repräsentation, dieser geistigen Form, entspricht. Da gibt es also diese zahlreichen Filter. Und das Missverständnis besteht dann darin zu denken, so sollte ein Hund sein oder so sollte, meiner Meinung nach, Liebe sein; so sollte, meiner Meinung nach, der perfekte Partner sein und das habe ich, meiner Meinung nach, im Leben verdient. Wir haben diese Kategorien und wir verwechseln die Kategorie mit einzelnen Phänomenen, die die Kategorie repräsentieren, mit einem Individuum. Und nun kommen wir zu unseren Eigenheiten. Man kann auf abstrakte Weise darüber reden, aber ich denke, es hat viel mehr Sinn, wenn wir es bezüglich unserer Erfahrung betrachten, denn es führt zu allen möglichen Problemen, wenn etwas vermischt oder unklar ist.

So, wie unser Geist funktioniert, ist es wichtig, wenn wir „Hund“ denken, eine Art von geistiger Repräsentation zu haben. Oder wenn wir „Liebe“ denken, sollten wir etwas haben, das auf gewisse Weise repräsentiert, was Liebe ist. Es mag vielleicht keine physische Form haben, aber da ist etwas, wie eine liebevolle Beziehung, die für uns Liebe repräsentiert, wenn wir daran denken. Aber das Problem ist, wenn wir denken, diese individuelle Repräsentation, dieses Beispiel, wäre das Einzige, was diese ganze Kategorie ausmacht. Alles, jede Beziehung, muss da hinein passen. Sehen Sie das Problem und woher diese Probleme kommen können?

Das beteiligte Objekt, das erscheinende Objekt, das sich hier direkt vor dem Bewusstsein, dem geistigen Bewusstsein befindet, ist diese Objekt-Kategorie. Aber sie ist nicht das, was erscheint. Was erscheint, ist eine Repräsentation, die „nichts anderes als ein Hund“ ist, aber es gibt eine physische Form, die sie repräsentiert. Und das beteiligte Objekt wäre ein echter Hund, ein objektiver Hund.

Wir haben also eine Kategorie, die Kategorie „Hund.“ Es ist ein metaphysisches Phänomen, es ist statisch. Was erscheint, ist „nichts anderes als ein Hund,“ tatsächlich aber wird es durch ein geistiges Hologramm repräsentiert. Die Kategorie selbst hat keine Gestalt oder Form. Die Kategorie „Hund“ ist einfach nur eine Abstraktion, die keine Gestalt oder Form hat. Wir haben also eine Repräsentation, ein geistiges Hologramm, eines Hundes. Es wird von einem bestimmten Hund, einem beteiligten Objekt, ausgewählt und dieses geistige Hologramm ist auch ein spezifisches Objekt. Das sind objektive Dinge und sie repräsentieren „nichts anderes als einen Hund.“ All diese Dinge werden miteinander vermischt!

Konzeptuell implizierte Objekte

Nun gibt es etwas, das man als konzeptuell impliziertes Objekt (tib. zhen-yul) bezeichnet. Das konzeptuell implizierte Objekt – was ist implizit darin inbegriffen, wenn ich an einen Hund denke? Ein tatsächlicher Hund. Zhenyul (tib. zhen-yul) heißt „impliziert.“ Wörtlich bezieht es sich auf das Objekt, an dem es hängt (zhen heißt „an etwas hängen oder haften“). Wir sollten nicht das Wort „greifen“ benutzen, denn das steht für das „Greifen nach wahrer Existenz“ und ist ein anderer Begriff.

Manchmal ist das konzeptuell implizierte Objekt etwas Existentes, wie ein Hund. Aber es könnte auch etwas Nichtexistentes sein. Ich könnte beispielsweise die Kategorie „Einhorn“ haben und es könnte sogar eine geistige Repräsentation, ein geistiges Hologramm, eines Einhorns geben. Aber das konzeptuell implizierte Objekt, das echte Einhorn, gibt es nicht. Das ist in Bezug auf unmögliche Existenzweisen von Bedeutung. Dinge scheinen als etwas Solides zu existieren, weil es eine Kategorie, eine Existenzweise, gibt. Dinge scheinen also beispielsweise solide zu sein. Das impliziert jedoch, dass es tatsächliche, solide, wahrhaft existierende Objekte nicht gibt. Diese Existenzweise, dass etwas nur für sich selbst, unabhängig von allem anderen, existiert, ist unmöglich.

Denken Sie darüber nach. Ich habe eine Kategorie solide existierender, unabhängiger Phänomene und die Darstellung dessen wäre etwas, dass, wie in einem Malbuch für Kinder, von einer durchgehenden schwarzen Linie umgrenzt ist. Es wird also von einer schwarzen Linie umrandet, aber nichts existiert mit so einer schwarzen Linie drumherum. Das konzeptuell implizierte Objekt, ein tatsächliches Objekt mit einer Linie drumherum, oder in Plastikfolie eingeschweißt – so etwas gibt es nicht, was auf diese Weise, ganz für sich selbst, fern jeglichen Zusammenhangs, existiert. Aber das ist wie das geistige Hologramm, das erscheint. Es erscheint uns einfach so. Betrachten wir es in der Physik, wenn wir etwas mit einem Elektronenmikroskop ganz nah heranholen: Wo hören die Atome und Teilchen unseres Körpers auf und wo fangen die Atome und Teilchen der Luft neben uns an? Gibt es zwischen diesen beiden ein deutliche und feste Grenze? Nein. Das gleiche gilt für Farben. Gibt es eine feste Linie, die rot von orange wie eine Wand voneinander trennt? Nein. Oder wo ist die Linie zwischen einer Emotion und einer anderen? Wie Sie sehen können, gibt es diesbezüglich viele Implikationen.

Das sind also Kategorien in Bezug auf Objekte. Des weiteren gibt es Kategorien in Bezug auf die Sprache, es gibt Hör-Kategorien und bedeutungsbezogene Kategorien.

Hör-Kategorien

Hör-Kategorien (tib. sgra-spyi) sind akustische Muster, die in einer bestimmten Sprache, von den Mitgliedern einer Gesellschaft als Konventionen angenommen werden. Schauen wir uns die Hör-Kategorie an dem Beispiel „Tisch“ an. Dieses Wort ist allerdings nicht so gut, weil es auf Deutsch ein einsilbiges Wort ist. Finden wir ein zwei- oder dreisilbiges Wort. Wählen Sie eins aus.

Gut. Fenster.

Fenster oder „Window“ auf Englisch.

Nun, wenn man darüber nachdenkt, ist das wirklich ziemlich beachtlich. Die Rede ist hier nicht von Geräuschen oder Klängen. Der Klang „Fen“ und der Klang „ster,“ sowie der Klang „win“ und der Klang „dow,“ sind, wenn man sie zu einem Wort zusammensetzt, eine Sammelsynthese. Hier reden wir hingegen von einer Kategorie, die Klängen zugeschrieben werden kann, die mit einer Vielzahl von Stimmen, Tonhöhen, Lautstärken und Aussprachen gemacht werden können. Ich sage „Fenster“ mit meiner Stimme und Sie sagen „Fenster“ (oder „window“) mit Ihrer Stimme. Das ist ein anderer Klang, oder nicht? Ich sage es leise, Sie sagen es laut. Viele Menschen sagen es, manche sagen „Wenster“ anstatt „Fenster.“ Aber es gibt eine Hör-Kategorie des Wortes, das gesprochen wird.

Und irgendwie passen all diese individuellen Aussprachen und Klänge in diese Hör-Kategorie. Es ist erstaunlich, wie wir es erkennen. Es könnte sogar durch eine Computerstimme oder ein mechanisches Gerät hörbar gemacht werden, oder auch durch ein Naturphänomen, wie Wind. Es gibt die Hör-Kategorie: Klang des Windes oder des Regens, nicht wahr?  Der Klang kann auch einfach nur im Geist stattfinden, also geistige Hologramme von Klängen. Und obwohl das nicht im Text erwähnt wird, könnte man im weiteren Sinne auch die verschiedenen schriftlichen Darstellungen von Worten, in verschiedenen Handschriften, Schriftarten und Schriftgrößen, mit einbeziehen. Sie alle passen in die Kategorie „Worte.“ Das ist recht interessant, nicht wahr? Wie sind wir bloß in der Lage, das zu erkennen?

Wenn wir an ein Wort denken, haben wir ein geistiges Hologramm, eine geistige Repräsentation vom Klang des Wortes „Fenster“ und es gibt den tatsächlichen Klang, der dem entsprechen würde. Aber dann ordnen wir es dem zu, wie alle anderen es sagen und es entspricht dem – es impliziert den tatsächlichen Klang eines Wortes. Es könnte gesprochen oder gehört werden. Ich denke an ein „Fenster.“ Nun, hier gibt es einen geistigen Klang und dieser geistige Klang entspricht dem hörbarem Klang, nicht wahr?

Aber die Hör-Kategorien selbst haben keine Bedeutungen, die mit ihnen in Zusammenhang gebracht werden. Und wiederum können wir es auf Kategorien von Gesten, wie in der Zeichensprache für Gehörlose oder taktile Empfindungen und Blindenschrift für Blinde ausdehnen. Wir können also auch weitere Beispiele neben denen, die im Text erwähnt werden, in Betracht ziehen.

Bedeutungsbezogene Kategorien

Bedeutungsbezogene Kategorien (tib. don-spyi) sind signifikante Strukturen akustischer Muster. Hier sollten wir nicht das gleich Wort benutzen und auch von bedeutungsbezogenen Strukturen reden. Vielmehr geht es um eine signifikante Struktur dieser akustischen Muster, die in einer bestimmten Sprache, von Menschen einer bestimmten Gesellschaft angenommen werden. Wir wissen, dass der gleiche Klang, eine Hör-Kategorie, in einer Sprache eine Sache und in einer anderen Sprache etwas anderes bedeuten könnte, aber hier ist die Rede von einer Sprache und einer Gesellschaft.

Wir können einer Sprache zuhören, die wir nicht kennen und könnten verstehen, dass zwei Menschen die gleichen Worte zueinander sagen, aber wir wissen nicht, was sie bedeuten. Hier geht es um die Bedeutung und die Bedeutung ist nicht von Natur aus im Klang oder in der körperlichen Geste der Zeichensprache vorhanden. Sie wird lediglich als eine Konvention von einer Gesellschaft oder einer Gruppe von Menschen angenommen, um miteinander kommunizieren zu können.

Bedeutungsbezogene Kategorien sind Kategorien in dem Sinne, dass sie auf all die kleinen Unterschiede der Bedeutung zugeschrieben werden können, die jede Person in einer Sprachgruppe mit einem bestimmten akustischen Muster eines Wortes verbindet. Wie kann es sein, dass es sich hierbei um Kategorien handelt? Was meinen wir damit, wenn wir sagen, es handele sich um eine Kategorie? Es ist eine Kategorie in dem Sinne, dass sie auf all die kleinen Unterschiede in der Bedeutung zugeschrieben werden kann, die jede Person in einer Sprachgruppe mit einem bestimmten akustischen Muster eines Wortes verbindet. Für mich hat „Liebe“ eine gewisse Bedeutung. Für Sie mag „Liebe“ eine etwas andere Bedeutung haben. Für eine andere Person ist die Bedeutung wieder ein bisschen verschieden davon und im Wörterbuch steht auch etwas anderes. Aber dennoch verstehen wir alle eine bedeutungsbezogene Kategorie, die Bedeutung des Wortes „Liebe,“ egal wer es sagt, wie laut er es sagt oder wie er es ausspricht. Das ist schon erstaunlich.

Hierbei handelt es sich auch um Kategorien in dem Sinne, dass sie jedes Mal akustischen Mustern zugeschrieben werden können, wenn die akustischen Muster von irgendeiner Person oder sogar von der gleichen Person benutzt werden. Ich höre also etwas, das sich vage wie „Liebe“ oder wie „Fenster“ anhört und jedes Mal, wenn ich es höre, ob es nun in einer Unterhaltung mehrmals von einer Person oder von verschiedenen Menschen gesagt wird, bringe ich es mit einer bedeutungsbezogenen Kategorie in Verbindung. Wenn man darüber nachdenkt, ist das erstaunlich, denn jedes Mal, wenn wir es hören, ist es ein anderer Klang. Stellen wir uns einmal vor, es gäbe diese Kategorien nicht. Wir würden wir bloß verstehen, was jemand sagt, denn jeder Klang, der produziert wird, ist anders.

Wenn wir also konzeptuell denken oder auf konzeptuelle Weise tatsächlich Wörter und Bedeutungen mit Klängen in Verbindung bringen, haben wir die gleiche Art von Struktur, wie in unserer Darstellung der konzeptuellen Wahrnehmung. Wir haben über Objektsynthesen und Objekt-Kategorien in konzeptueller Wahrnehmung gesprochen. Bei den Wörtern für Objekt-Kategorie und für bedeutungsbezogene Kategorie handelt es sich um das gleiche Wort (tib. don-spyi). Wenn wir etwas denken, denken wir an ein Objekt – es muss kein physisches Objekt sein, es könnte „Liebe“ sein – und es umfasst sowohl die Bedeutung (wie die Worte) und auch das Objekt (es ist ein Ding).

In der Regel ist es notwendig, eine bedeutungsbezogene Kategorie mit einer Hör-Kategorie in Verbindung zu bringen, aber es muss nicht so sein. Wie kommt es, dass ein Säugling die Kategorie „Mutter“ kennt? Es hat kein Wort dafür. Und hier kann man wieder eine Diskussion darüber anfangen, wie ein Baby eine Mutter kennen und verstehen kann. Und was für ein Prozess von konzeptuellen Gedanken entstehen bei einem Hund?  Wir sollten konzeptuell nicht für intellektuell halten. Die Rede ist von Kategorien und hier geht es um das Erinnern. Wie erinnern wir uns an etwas? Wie erinnert sich eine Kuh daran, wo der Stall ist? Es ist ein konzeptueller Gedanke, eine Kategorie, die den Stall repräsentiert. „Mein Stall. Nicht dein Stall, sondern mein Stall.“

Es gibt also all diese verschiedenen Arten von Objekten. Und wenn von so genannten Allgemeinheiten und Einzelheiten die Rede ist, geht es (zumindest in der Darstellung, die mir vertraut ist und die ich hier beschreibe) um diese Synthesen und Kategorien Wir können es auch, wie in der Mengenlehre, als Menge betrachten und darum geht es in unserem nächsten Abschnitt – die Mengenlehre, die logischen Beziehungen zwischen Dingen.

Wenn wir über Einzelheiten reden, geht es um Dinge, die in eine Kategorie passen. Aber, wie gesagt, können die Kategorien selbst individuelle Kategorien sein, die in größere Kategorien passen. Beispielsweise kann man die Kategorien „Hund“ und „Katze“ der darüberstehenden Kategorie „Tier“ zuordnen.

Ich hoffe, Sie können nun besser verstehen, was ich zu Beginn dieser Vorlesung gesagt habe, nämlich dass es äußerst schwierig ist, Worte in unserer Sprache zu finden, die all diese Bedeutungen des ursprünglichen Begriffs umfassen. Denn dieses Wort für Kategorie, Synthese, Allgemeinheit, Allgemeines usw. ist auch das gleiche Wort, das man für metaphysische Entitäten benutzt. Es ist das gleiche Wort. Wie soll man das bloß übersetzen? Und jeder Übersetzer wird entweder ein Wort für alle Bedeutungen wählen, was in der Tat aber nur einige wenige Bedeutungen umfassen kann, oder man wählt verschiedene Begriffe für die verschiedenen Bedeutungen. Das ist natürlich verwirrend und daher muss man mit all dem geduldig sein.

Gibt es in der tibetischen Sprache ein bestimmtes Wort für all diese Dinge?

Ja. Ein Teil der Worte wiederholt sich (tib. spyi), und das ist das Wort, was als Synthese, Allgemeinheit oder Kategorie übersetzt wird. Dieser Teil, diese Silbe, wiederholt sich in all diesen verschiedenen Fällen, und nicht nur im Tibetischen, sondern auch im Sanskrit.

Kategorisches Denken

Es ist notwendig, konzeptuelle Kategorien zu haben, um als begrenzte Wesen, die wir nun einmal sind, miteinander kommunizieren und unterschiedliche Dinge, die wir wahrnehmen, wie verschiedene Hunde, verschiedene Äpfel usw., in einen Zusammenhang bringen zu können. Ein Buddha nimmt jedoch alles nichtkonzeptuell oder ohne diese Kategorien wahr und daher muss es offenbar auch andere Möglichkeiten geben, Informationen zusammenzustellen. Buddha nutzt dafür das so genannte gleichsetzende tiefe Gewahrsein (tib. mnyam-nyid ye-shes), aber darauf möchte ich jetzt nicht näher eingehen. Worauf ich jedoch hinaus will ist, dass es ein großes Problem mit konzeptuellen Gedanken, mit diesen konzeptuellen Kategorien gibt und es besteht darin, dass wir zu der Annahme neigen, Dinge würde in Schubladen existieren, als befänden sie sich tatsächlich in diesen Kategorien. In einer Kategorie befindet sich eine Schublade, wie ein Eintrag in einem Wörterbuch und wenn wir etwas haben, stecken wir es in diese Schublade. Aber so ist es nicht. Dinge existieren nicht in Schubladen, als wäre es nur „dies.“ Man muss sich vorstellen, wie es wäre, in einer Schublade zu existieren, als wäre etwas ganz eindeutig „dies.“ Du bist mein „Freund,“ einfach nur mein „Freund“ und sonst nichts. Und ich habe meine Definition davon, wie ein „Freund“ sein sollte und daher musst du immer diese Definition erfüllen – du befindest dich in einer Schublade. Und obwohl wir ein Konzept von „Freund“ brauchen, um kommunizieren und mit Dingen umgehen zu können, begrenzt wie wir nun mal sind, muss man doch sehr vorsichtig sein, sich nicht in diesem so genannten „kategorischen Denken“ zu verlieren.

Praktische Anwendung

Was ist beispielsweise der praktische Nutzen dieser letzten Thematik zu den konzeptuellen Gedanken?

Wenn wir nur unsere gewöhnliche Terminologie im Westen benutzen, haben wir oft ein starres Konzept von Dingen, die durch etwas, was wir selbst gewählt haben, repräsentiert werden – ein Konzept in Bezug darauf, wie Dinge zu sein haben, wie ich behandelt werden sollte. Oder wir haben ein Konzept von uns selbst, ein Selbstbild.

Das ist im Grunde sehr interessant. Was denken wir, wenn wir uns selbst betrachten? Oft ist es so, dass wir, wenn wir einen Fehler gemacht oder etwas getan haben, was wir bereuen, an uns selbst denken. Da gibt es also diese generelle Kategorie „Ich“ und nun stellt sich die Frage, was sie repräsentiert? Wir verbinden sie mit dieser bestimmten Sache, die wir getan haben und benennen sie „Idiot“ und: „Ich bin so ein Idiot.“ Wir meinen, das ist genau das, was wir sind und so bleiben wir daran hängen und denken: „Ich bin so ein Idiot.“ Wir verwechseln und vermischen das „Ich“ mit dem, was das Ich im Moment in meinen Gedanken repräsentiert, nämlich „Idiot“ und denken, das wären wirklich wir. Vielleicht haben wir uns wie ein Idiot benommen, das ist schon möglich, aber das ist nur eine Sache, eine einzelne Sache, in dieser ganzen Synthese vom „Ich.“

Hier stellen wir eine Methode vor, um diese konzeptuellen Gedanken, die wir haben, dekonstruieren zu können, um zu erkennen, dass das „Ich“ auf zahlreiche verschiedene Weise repräsentiert werden kann, nicht nur auf diese eine. Es ist nicht das Einzige und nicht wahrhaft das, was ich bin – ein Idiot. Die Kategorie „Ich“ ist statisch. Statisch bedeutet, sie tut nichts. Die Kategorie selbst ist nicht etwas, das sich von einem Moment zum anderen ändert. Wir können das, was diese Kategorie „Ich“ repräsentiert, auswechseln; wir können eine Sache mit einer anderen ersetzen. Aber eine Sache mit einer anderen zu ersetzen ist nicht das gleiche, wie etwas organisch in etwas anderes hineinwachsen zu lassen.

Ich habe ein Konzept in Bezug auf die Bedeutung des Wortes „Leerheit.“ Es gibt die Hör-Kategorie „Leerheit“ oder „Leere“ (die Menschen übersetzen es auf vielfältige Weise), und es gibt eine bedeutungsbezogene Kategorie. Bei der bedeutungsbezogenen Kategorie denken wir, wenn jemand das Wort „Leerheit“ sagt, dass es eine bestimmte Bedeutung hat. Die bedeutungsbezogene Kategorie ist statisch. Die bedeutungsbezogene Kategorie selbst tut nichts. Nun kann ich eine Bedeutung mit einer anderen ersetzen, aber es handelt sich trotzdem um die Kategorie der Bedeutung des Wortes „Leerheit,“ nicht wahr? Nun ersetze ich aber etwas, das diese Bedeutung repräsentiert, mit etwas anderem. Wenn wir uns gedanklich auf den Vorgang der Substitution beziehen, ist es nicht so, als könnten wir sagen: „Nun, mein Verständnis ist gewachsen.“ Es ist nicht gewachsen, wie eine Pflanze wachsen würde, bei der es jeden Moment eine Art Wachstum gibt.

Es gibt also viele verschiedene Möglichkeiten, wie Dinge sich ändern. Das prägt unser Verständnis davon, eine Theorie zu erlernen, wie wir Dinge lernen und wie wir konzeptuell über Dinge nachdenken. Der wichtigste Aspekt in Bezug auf den buddhistischen Pfad besteht hier darin, wie wir über „Ich“ und „Du“ denken und was wir erleben, denn es kommen jede Menge störende Emotionen hoch, wenn wir verwirrt sind in Bezug auf diese Dinge.

Es gibt dieses Beispiel: Wir meinen „Ich,“ die Kategorie „Ich,“ und was sie repräsentiert, wäre das Wichtigste, wir wären der wichtigste Mensch in der Welt, das Zentrum des Universums. Das konzeptuell implizierte Objekt, ein Ich, das tatsächlich das Zentrum des Universums ist, gibt es natürlich nicht, es existiert nicht. Wir meinen, es sollte immer nach unserem Kopf gehen. Das konzeptuell implizierte Objekt von jemandem, um den sich alles dreht, ist einfach absurd. So etwas gibt es nicht. Wenn wir so denken und dieses „Ich“ mit dieser Vorstellung von jemandem verwechseln, der immer seinen Kopf durchsetzen muss, was passiert dann? Störende Emotionen, wie Gier und Wut, treten auf, wenn es nicht so läuft, wie wir es uns vorstellen. Aus diesem Grund fangen wir dann an laut zu werden, hässliche Dinge zu tun und alle möglichen schädlichen Handlungen zu begehen. Wir sind unglücklich und es führt dazu, dass wir diese Dinge wiederholen. Die Menschen erwidern uns auf hässliche Art und Weise. Das ist Samsara, der Daseinskreislauf unkontrollierbar sich wiederholender Wiedergeburten (von einem buddhistischen Standpunkt aus betrachtet). Oder wir sehen es einfach nur in Bezug auf dieses Leben – wie es einfach immer weiter geht. Wir erleben, wie andere Menschen sich im Gegenzug auf ähnliche Weise uns gegenüber verhalten. All diese verschiedenen Arten von Resultaten treten auf und dieser gesamte Zyklus, dieses Muster, trägt sich fast wie von selbst. Wir müssen es zu einem Ende bringen und das Notwendige tun, um das, was wir erfahren, zu dekonstruieren. Wir suchen nach den problematischen Bereichen. Was ist richtig, was kann korrigiert werden und wie können wir es korrigieren? Ursache und Wirkung. Das ist die praktische Anwendung all dessen.

Es wird gesagt, dass alles, was Buddha lehrte, den Zweck hatte, anderen zu nutzen. Daher liegt es an uns herauszufinden, was der Nutzen all dessen ist. Denn seine Absicht war es, uns von Nutzen zu sein. Und so lernen wir, all diese verschiedenen Unterweisungen anzuwenden – nicht unbedingt, indem andere uns darauf hinweisen, was in unserem Leben maßgeblich ist, sondern indem wir versuchen, es selbst herauszufinden. Ein Lehrer oder ein Buch kann uns ein Beispiel aufzeigen, aber dann müssen wir selbst damit arbeiten. Dieser ganze Lehrstoff ist dazu da, um an uns selbst zu arbeiten. Vielleicht erinnern Sie sich, da gab es diesen Vorgang, sich zuerst einmal sicher zu sein, dass wir es richtig verstanden und uns alles korrekt notiert haben. Dann denken wir darüber nach, damit wir es verstehen und zu der Überzeugung gelangen können, dass es wahr ist. Und schließlich wenden wir es an und gewöhnen uns daran. Wir versuchen es zu verstehen und die Dinge auf diese Weise zu sehen. Das ist Meditation.

Man kann Meditation praktizieren, indem man sich in aller Ruhe und in einem kontrollierten Umfeld hinsetzt oder man kann die Praxis ständig anwenden, während man sich mit dem Leben auseinandersetzt. Denken Sie daran, dass es bedeutet, sich mit etwas vertraut zu machen, sich an einen bestimmten Geisteszustand, eine gewisse Sichtweise oder ein Verständnis zu gewöhnen.

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