Die verschiedenen Existenzbereiche und Karma

Das Verständnis der Wiedergeburt in anderen Lebensformen als Mensch oder Tier

Ein Thema, das oft übergangen wird ist das Leiden in drei niederen Bereichen, den „drei schlimmeren Bereichen“, wie ich sie lieber nenne. Das tibetische Wort dafür lautet eigentlich: die drei „schlechten“ Bereiche. „Schlecht“ hört sich immer etwas barsch an, deswegen nenne ich sie „schlimmer“. Das Wort „niedriger“ in Bezug auf diese Bereiche wird im Tibetischen nicht verwendet.

Manche Leute machen aus den schlimmsten Bereichen gern eine Dharma-light-Version, oft sogar aus allen sechs verschiedenen Bereichen. Wir können akzeptieren, dass es Menschen und Tiere gibt; einige Menschen akzeptieren vielleicht, dass es Geister gibt. Aber andere Lebensformen zu akzeptieren ist doch etwas schwierig. Die Dharma-light-Version ist daher die Annahme, dass diese Bereiche eigentlich psychologische Zustände bzw. Geisteszustände von Menschen sind. In den Lehren gibt es einen Punkt, der besagt, dass nach einem Leben in einem dieser Bereiche ein kleiner Rest dieser Art Erfahrung im menschlichen Leben zu Tage tritt – falls darauf eine Wiedergeburt als Mensch folgt. Es taucht also etwas Ähnliches im menschlichen Leben auf. Aber das sind nicht die echten sechs Bereiche.

Im echten Dharma beruht alles auf einem geistigen Kontinuum, das ohne Anfang und Ende ist. Wenn wir untersuchen, was wir an visuellen Phänomenen, Geräuschen, körperlichen Empfindungen, Glück und Unglück usw. erleben, stellen wir fest, dass es vielerlei Parameter gibt, die unser Erleben beeinflussen und darauf abfärben – das Interesse, Desinteresse, die Aufmerksamkeit oder Nichtbeachtung. Jeder dieser Parameter umfasst eine ganze Bandbreite, die von vollständigem Interesse bis zu völligem Desinteresse, von vollständiger Aufmerksamkeit bis hin zu völliger Nichtbeachtung, von äußerstem Ärger bis hin zu überhaupt keinem Ärger usw. reicht. Wir erleben alles in einem solchen Spektrum.

Das ist zum Beispiel beim Sehen der Fall: Es gibt ein ganzes Spektrum von Licht, und mit der Hardware-Ausstattung eines Menschen, dem menschlichen Körper, sind wir lediglich imstande, einen gewissen Umfang dieses Spektrums wahrzunehmen. Ultraviolett und Infrarot können wir nicht wahrnehmen; dafür müssen wir mechanische Geräte einsetzen. Die Hardware einer Eule z.B. ist imstande, Phänomene visuell wahrzunehmen, die wir nicht wahrnehmen können, z.B. wenn es für die menschliche Hardware zu dunkel dafür ist.

Mit der Hardware der Hundeohren kann ein Hund Geräusche höherer Frequenz hören als es menschlichen Ohren möglich ist. Eine Hundenase ist weitaus empfindlicher für Gerüche als unsere menschliche Nase. Das sind ganz klare Tatsachen. Dass die Hardware des menschlichen Körpers einen bestimmten Bereich eines Spektrums von Sinnesinformationen nicht wahrnehmen kann, heißt nicht, dass die Bereiche des Spektrums jenseits unseres Wahrnehmungsvermögens auch für andere unmöglich wahrzunehmen sind. Die Tatsache, dass wir Ultraviolett und Infrarot nicht sehen können, bedeutet nicht, dass es kein ultraviolettes und infrarotes Licht gibt. Es wahrzunehmen erfordert nur eine andere Hardware.

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