Chittamatra, Svatantrika und Prasangika: Das Selbst

Unwissenheit darüber, wie wir existieren und störende Emotionen

Wir reden über das Selbst, das „Ich,“ und fragen uns, wie wir existieren. Diese Frage, die wir uns im Buddhismus stellen, ist von wesentlicher Bedeutung. Wenn wir uns nicht bewusst darüber sind, auf welche Weise wir und alle anderen existieren und wenn wir entweder keine oder keine korrekte Kenntnis davon haben, kommt es zu zahlreichen störenden Emotionen. Diese Unbewusstheit oder Verwirrtheit erfahren wir durch ein Gefühl der Unsicherheit und weil wir uns unsicher fühlen, meinen wir irgendwie zwanghaft versuchen zu müssen ein Gefühl der Sicherheit zu bekommen und da kommt dann Karma oder die Gewohnheit mit ins Spiel.

Im Grunde stehen die störenden Emotionen an erster Stelle und sie sind dann der Mechanismus dafür, das Gefühl zu haben, sich selbst Sicherheit geben zu können. Einige dieser störenden Emotionen sind schädlich, andere neutral. Beispielsweise ist die störende Emotion der Wut und Feindseligkeit der Mechanismus dafür zu denken, wir würden uns sicher fühlen, wenn wir nur bestimmte Dinge von uns fernhalten könnten. Das führt dann zu zwanghaftem aggressiven Verhalten. Oder wir meinen, wir würden uns sicherer fühlen, wenn wir bestimmte Dinge bei uns hätten oder festhalten könnten, was dann zu dem sehnsüchtigen Verlangen führt, etwas zu bekommen, was wir nicht haben. Wir sind angehaftet und wollen Dinge nicht loslassen, die wir haben; und gierig, denn wir wollen noch mehr bekommen. Wir sind einfach nie zufrieden. Diese störenden Emotionen sind destruktiv und führen zu schädlichem Verhalten.

Es gibt auch bestimmte störende Geisteshaltungen, die sowohl destruktivem, als auch konstruktivem Verhalten unterliegen. Daher werden sie als neutral, oder genau genommen, als unspezifiziert angesehen; sie können in beide Richtungen gehen. Beispielsweise gibt es eine Geisteshaltung, die sehr dominant ist. Hier handelt es sich um einen Fachbegriff: eine verblendete Geisteshaltung in Bezug auf ein vergängliches Netzwerk. In gewissem Sinne bezieht es sich darauf, allem dieses Netz von „ich“ und „mein“ überzuwerfen. Das vergängliche Netzwerk ist das Netzwerk unserer Aggregate: Körper, Geist usw. und wir stülpen allem diese Vorstellung von einem „Ich“ über: ich besitze etwas oder ich muss bestimmte Dinge als „meins“ betrachten. Beruhend darauf können wir entweder destruktive oder auch konstruktive Emotionen haben. Beispielsweise denken wir wir, ich muss perfekt sein; das bin „ich,“ das ist „mein“ Körper und er muss vollkommen sein. Muskelaufbautraining kann sehr neurotisch und zwanghaft sein, weil wir unser „Ich“ mit einem Körper identifizieren und immer darauf achten, wie wir aussehen.

Die Definition einer störenden Geisteshaltung oder Emotion ist ein Zustand, bei dem wir unseren geistigen Frieden und unsere Selbstbeherrschung verlieren, wenn er auftritt. Wir handeln also zwanghaft. Das Problem liegt darin zu versuchen, einer Sache Sicherheit zu geben, die nicht einmal existiert, der man also keine Sicherheit geben kann und daher ist es vergeblich. Wir versuchen, einem unmöglichen Selbst Sicherheit zu geben, das nicht existiert. Wir existieren nicht auf diese Weise. Das ist der Grund, warum dieses Thema so wichtig ist.

Wir haben über das grobe, unmögliche Selbst und über das subtile, unmögliche Selbst gesprochen. Im Buddhismus wird in der Vaibhashika-Schule nur das grobe, unmögliche Selbst widerlegt. Alle anderen widerlegen sowohl das grobe, als auch das subtile, unmögliche Selbst. Das Grobe ist etwas, dass man uns erst beibringen musste, wohingegen das Subtile automatisch erscheint. Jedoch könnte man uns, aus Sichtweise der Vaibhashika-Schule, auch dieses erst beigebracht haben.

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