Etwas verstehen: nichtkonzeptuell vs. konzeptuell

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Wir haben darüber gesprochen, was ein konzeptuelles Verständnis ist. Wir haben gesehen, dass wir, während wir etwas durch eine Hörkategorie und durch eine bedeutungsbezogene Kategorie korrekt und entschieden begreifen, im Hintergrund bereits alle Implikationen ausgearbeitet haben: wir haben es auf verschiedene Situationen angewendet und es mit vielen anderen Lehren und Dingen in Zusammenhang gebracht. Wir haben es am Beispiel der Leerheit betrachtet und unsere Wahrnehmung, unser Fokus, wird von der Kraft all dieser Latenzen, dieser Potenziale, getragen und je mehr Implikationen wir ausgearbeitet haben, desto tiefer wird unser Verständnis sein. Das ist eine Art und Weise, dies zu erklären. Es gibt noch eine andere, auf die wir jedoch nicht eingehen werden, da sie etwas komplizierter ist.

Etwas nichtkonzeptuell begreifen und verstehen

Jetzt stellt sich die Frage: Wie können wir etwas nichtkonzeptuell verstehen? Nun wird es doch etwas komplizierter, als all die bisherigen Erklärungen. In den buddhistischen Lehren hören wir so oft: „Es ist notwendig, eine nichtkonzeptuelle Wahrnehmung der Leerheit, der vier edlen Wahrheiten usw. zu haben.“ Das ist ein großes Ziel, nicht wahr? Und wir haben keine Vorstellung davon, was das bedeutet. Wir hören ein Wort korrekt und entschieden, haben aber im Grunde keine Vorstellung davon, was es heißt. Wir kennen nicht einmal seine Bedeutung, ganz zu schweigen davon, es zu verstehen. Um ein Verständnis entwickeln zu können, ist eine Beschreibung anhand fortschreitender Stufen notwendig.

Sehen wir uns das an dem Beispiel eines Babys an. Vor dem Baby befindet sich ein Hund und das Baby sieht den Hund. Das Baby kann dieses Ding, das es sieht, nichtkonzeptuell begreifen. Was sieht das Baby? Das Baby sieht farbige Formen.

Ich werde es anhand der Gelugpa-Erklärung, der Erklärung Tsongkhapas, darlegen. Nicht-Gelugpas werden dem nicht zustimmen und daher werden wir nicht näher darauf eingehen. Hierbei handelt es sich also um die Erklärung Tsongkhapas und wir sollten uns bewusst darüber sein, dass Tsongkhapa ziemlich revolutionär war; er hat fast alles in Frage gestellt, neu interpretiert und erklärt.

Laut Tsongkhapa, sieht das Baby auf nichtkonzeptuelle Weise nicht nur zusammenhanglose farbige Formen und kurze Bilder – in einer Sekunde eine Sache und in der nächsten eine andere – die nichts miteinander zu tun haben, sondern etwas Vollständiges, das sich über Raum und Zeit erstreckt.

Das ist nichtkonzeptuell. Andere behaupten, etwas Vollständiges wahrzunehmen, das sich über Raum und Zeit erstreckt, sei konzeptuell, aber Tsongkhapa ist da anderer Meinung. Man sieht das Ganze, nicht nur ein paar Teile. Das nennt man Sammelsynthese (tib. tshogs-spyi) – das Zusammenfassen von Teilen und temporären Abschnitten in ein Ganzes. Mit anderen Worten kann das Baby einige der farbigen Formen im visuellen Sinnesbereich als individuelle Sache erkennen. Sie bilden eine individuelle Sache, die:

  • eine Synthese farbiger Formen und Teile (wie Beine, Kopf und Schwanz) ist und sie werden in eine Sache zusammengefasst.
  • eine Synthese von zumindest einigen Momenten der Wahrnehmung ist. Wenn sich das Tier beispielsweise bewegt, werden unterschiedliche, farbige Formen wahrgenommen.

Also sieht das Baby wirklich eine ganze Sache nichtkonzeptuell. Ergibt das einen Sinn? Ansonsten ist es recht schwierig zu verstehen, was wir wahrnehmen, nicht wahr?

Wenn das Baby also diese farbigen Formen sieht, erkennt es die charakteristischen Merkmale der Sache (in diesem Fall, die charakteristischen Merkmale eines Hundes). Wir haben bereits über charakteristische Merkmale gesprochen. Die charakteristischen Merkmale sieht es jedoch nur konventionell. Das nennt man eine Artsynthese (tib. rigs-spyi), die Art, um was für eine Sache es sich handelt.

Was sieht das Baby nun also? Tatsächlich sieht es einen Hund und nicht nur farbige Formen. Es sieht nicht nur eine ganze Sache; es sieht auch einen Hund, nicht wahr? Ob es nun weiß, dass es ein Hund ist oder nicht, ist etwas anderes. Man muss sagen, dass es eine ganze erkennbare Sache sieht, nämlich einen Hund. Das sagt uns der gesunde Menschenverstand.

Genau genommen sieht es die charakteristischen Merkmale eines Hundes und etwas, dass diese charakteristischen Merkmale besitzt, also ein Hund. Diese zwei Dinge, charakteristische Merkmale und etwas, dass diese charakteristischen Merkmale besitzt, können nicht unabhängig voneinander existieren. Definierende charakteristische Merkmale (tib. mtshan-nyid) und Dinge, die charakteristische Merkmale besitzen (tib. mtshan-can) können nicht getrennt voneinander erscheinen.

Können Sie dem folgen? Das charakteristische Merkmal eines Hundes, nun, das ist eine Konvention, nicht wahr? Aber wie bei unserem Beispiel mit den zwölf Eiern, die durch drei, vier usw. teilbar sind, gibt es diese charakteristischen Merkmale. Dieses Merkmal, dass etwas durch vier teilbar ist, kann nicht einfach ganz allein und für sich selbst stehen. Es muss etwas geben, das diese Eigenschaft hat: die zwölf Eier. Das eine kann nicht ohne das andere existieren. Es müssen beide da sein. Wenn man die charakteristischen Merkmale eines Hundes sieht – den Schwanz und all diese Sachen – dann sieht man den Hund. Das Baby muss also nicht wissen, was das Ding ist, um einen Hund sehen zu können.

Sehen wir uns das etwas genauer an. Wie Sie sich vielleicht erinnern, wir haben bereits über geistiges Bezeichnen oder geistiges Zuschreiben gesprochen. Es gibt eine Grundlage für die Bezeichnung und es gibt eine Bezeichnung. Das geistige Bezeichnen umfasst genau genommen drei Dinge:

  1. die Bezeichnung (tib. btags),
  2. die Grundlage für die Bezeichnung (tib. gdags-gzhi) und
  3. das, worauf sich die Bezeichnung bezieht (tib. btags-chos, das Bezugsobjekt der Bezeichnung).

Beispielsweise gibt es die Bezeichnung „rot.“ Die Grundlage ist die Frequenz des Lichtes, dessen Bereich zwischen dieser und jener Nummer liegt. Was ist nun aber rot? Rot ist das, worauf sich „rot“ auf der Grundlage dieser Frequenzen bezieht. Rot kann man nicht mit den Frequenzen selbst gleichsetzen, oder?

Nein? Ein anderes Beispiel: Wir sehen Bilder von uns selbst in verschiedenen Phasen unseres Lebens. Was sehen wir? In meinem Fall sehe ich Alex. Ist Alex identisch mit einem dieser Bilder, auf denen er fünf, zwanzig oder fünfzig Jahre alt ist? Nein. Alex ist das, worauf sich das Wort „Alex“ auf der Grundlage all dieser Bilder bezieht. Ich sehe einfach Bilder, farbige Formen auf Papier. Sind diese farbigen Formen auf Papier Alex? Nein. Das wäre absurd, oder? Aber ich sehe Alex. Worauf bezieht sich nun also „Alex?“

Können Sie dem folgen? Das ist im Grunde etwas sehr Tiefgreifendes. Oft besteht unser Problem darin, das, worauf sich eine Bezeichnung bezieht, mit der Grundlage zu verwechseln – auf Tibetisch sind die Begriffe „Takcho“ (btags-chos) und „Dakzhi“ (gdags-gzhi). Lassen Sie das einen Moment einwirken. Ich denke, sich Photos von sich selbst anzusehen, ist ein ziemlich gutes Beispiel.

Eine Grundlage für die Bezeichnung und das, worauf sich die Bezeichnung bezieht, existieren nicht unabhängig von einer geistigen Bezeichnung; diese drei Dinge treten abhängig voneinander in Erscheinung. Aber obwohl diese drei nicht unabhängig voneinander existieren, kennt das Baby die geistige Bezeichnung „Hund“ nicht. Es sieht das, worauf sich die Bezeichnung „Hund“ bezieht und es sieht die Grundlage für diese Bezeichnung (die farbigen Formen und charakteristischen Merkmale), aber es kennt nicht die geistige Bezeichnung; es weiß nicht, was es ist.

Das Baby muss also nicht wissen, dass man es als „Hund“ bezeichnet, um einen Hund sehen zu können. Mit anderen Worten muss das Baby es nicht im Geist als „Hund“ bezeichnen oder im Geist das Wort „Hund“ sagen und nicht einmal wissen, was das Wort „Hund“ bedeutet, um einen Hund sehen zu können. Als Babys mussten wir die Kategorie „Hund,“ den Namen „Hund“ und dessen Bedeutung erst lernen.

Das ist im Grunde recht schwierig, wenn man darüber nachdenkt. Es gibt so viele verschiedene Arten von Hunden: Chihuahuas, deutsche Schäferhunde, Cocker Spaniel... Wie um alles in der Welt kann man als Kind lernen, sie alle in die Kategorie „Hund“ einzusortieren? Das ist ein wirklich interessanter Prozess, nicht wahr? Ganz nebenbei: Es hat etwas mit dem Ausschließen von dem zu tun, was es nicht ist. Ein kleines Baby denkt, alles wäre Nahrung und steckt daher alles in den Mund. Wie lernt das Baby, bestimmte Dinge auszuschließen, die keine Nahrungsmittel sind? Das muss man natürlich als Baby lernen.

Es war ein konzeptueller Prozess für das Baby, die Kategorie „Hund“ kennenzulernen, sowie den Namen „Hund“ und was er bedeutet. Nun haben wir also die Kategorie „Hund“ kennengelernt, wir haben das Wort dafür gelernt usw. Wenn wir nun einen Hund korrekt und entschieden sehen, könnten wir ihn im nächsten Moment sowohl korrekt, als auch entschieden durch die Kategorie „Hund“ konzeptuell wahrnehmen. Sehen wir einen Hund korrekt und entschieden, ist das nichtkonzeptuell, aber im nächsten Moment könnten wir ihn, sowohl korrekt, also auch entschieden, durch die Kategorie „Hund“ konzeptuell wahrnehmen. Wir sehen ihn durch diese Kategorie.

Nun, was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir nicht unbedingt den Klang des Wortes „Hund“ in unserem Kopf haben, um ihn konzeptuell als einen Hund zu begreifen. Ihn konzeptuell als einen Hund wahrzunehmen ist, als würden wir ihn im Geist korrekt und entschieden in die Schublade „Hund“ stecken, als würde er wahrhaft in einer Schublade existieren, unabhängig davon, dass er nur das ist, worauf sich die Bezeichnung „Hund“ bezieht. Das ist die Bedeutung von konzeptuell – etwas in eine Schublade zu stecken.

Eigentlich tun wir das ständig. Wir stecken Dinge in Schubladen und sortieren sie insbesondere nach „gut,“ „böse,“ „hübsch,“ „hässlich,“ usw. Und wir tun es, als würde es sich um Schubladen handeln, die von sich selbst aus so festgelegt wären. Aber so ist es nicht. Vielmehr beruht es auf Konzepten und sogar dann weiß das Kind, dass dies ein Hund ist. Es bedeutet nicht, das Kind würde verstehen, dass Hunde beißen, dass man mit ihnen Gassi gehen und sie füttern muss. Ein Kind versteht nicht unbedingt alle Implikationen, die mit einem Hund zusammenhängen. Das wäre mehr, als nur das korrekte und entschiedene Begreifen.

Warum verschiedene Menschen den Hund unterschiedlich wahrnehmen

Warum reagieren Kinder unterschiedlich auf diesen Hund? Es gibt Kinder, die Angst vor ihm haben und andere, die sich vollkommen sicher in ihrer Gegenwart fühlen. Es spielen also auch Gefühle auf der Seite des Kindes eine Rolle.

Zunächst ist das Gefühl nur ein Geistesfaktor, der die Wahrnehmung begleitet. Das müssen wir etwas genauer untersuchen. Es gibt ein weiteres Konzept von „Bedrohung“ oder „Freund, keine Bedrohung“ und dabei handelt es sich auch um den Filter, durch den das Baby dieses Tier wahrnimmt. Es gibt also die Kategorien: „Gefahr“ und „keine Gefahr“ in Bezug auf ein Tier.

Nun stellt sich die Frage, warum wir dieses Tier in einer bestimmten Kategorie wahrnehmen. Das ist wirklich sehr interessant. Was werfen wir in diese Kategorie „Gefahr“ hinein? Werfen wir den Tisch oder die Blumen hinein? Menschen, die paranoid sind, ordnen viele Dinge dieser Kategorie zu. Wir lernen aus Erfahrung; und weil wir bestimmte Dinge als Gefahr erfahren, stempeln wir sie als „Gefahr“ ab, obwohl sie normalerweise nicht in diese Kategorie gehören. Niemand sonst würde dem zustimmen, der Tisch oder die Farbe Gelb hätten etwas mit Gefahr zu tun. Man könnte es jedoch durch diese Kategorie als eine Gefahr wahrnehmen. Wenn der Raum beispielsweise gelb ist, oder ein Bulle, der rot sieht. Das ist ein interessantes Beispiel.

Und man könnte aus Erfahrung gelernt haben, was Gefahr bedeutet, entweder in diesem Leben oder, wie man im Buddhismus sagen würde, in vergangenen Leben und das würde dann zu einer Art Instinkt werden. Ich bin mir sicher, dass sie Geschichten davon gehört haben, wie Tiere in nie zuvor von Menschen bewohnten Gebieten keine Angst vor Menschen hatten, dann aber lernten, die Menschen zu fürchten.

Und die Wahrnehmung durch bestimmte Kategorien wird mit gewissen Emotionen in Verbindung gebracht, die sie begleiten, wie beispielsweise Gefahr mit Angst.

Dazu kommt das vollbringende tiefe Gewahrsein (tib. bya-grub ye-shes), welches eine der fünf Arten des tiefen Gewahrseins (tib. ye-shes lnga) ist, bei dem es darum geht, was man tun muss – in diesem Fall: weglaufen. Tiere wissen das, aber wie können wir das wissen? Es gibt fünf Arten des tiefen Gewahrseins:

  1. Mit dem spiegelgleichen tiefen Gewahrsein (tib. me-long lta-bu’i ye-shes) nehmen wir einfach nur Informationen auf.
  2. Mit dem gleichsetzenden tiefen Gewahrsein (tib. mnyam-nyid ye-shes) werden zwei oder mehrere Dinge, wie in einer Kategorie, zusammengefasst.
  3. Mit dem individualisierenden tiefen Gewahrsein (tib. sor-rtog ye-shes) wird dies spezifiziert: „Es ist nicht irgendetwas anderes, sondern dies.“
  4. Beim vollbringenden tiefen Gewahrsein (tib. bya-grub ye-shes) geht es dann im Grunde darum, zu reagieren. Und hier reagieren wir, indem wir weglaufen. Wir reagieren also. Nahrung: Wir stecken sie in unseren Mund. Sogar ein Wurm weiß das.
  5. Und dann Dharmadhatu oder Realität, das tiefe Gewahrsein der Realitätssphäre (tib. chos-dbyings ye-shes), mit dem wir entweder konventionell oder auf der tiefsten Ebene wissen, was etwas ist.

Diese fünf Arten des tiefen Gewahrseins sind ein Bestandteil der Funktionsweise geistiger Aktivität. Jeder hat diese Arten des tiefen Gewahrseins, sogar ein Wurm, und daher ist es irreführend, sie als „Weisheiten,“ „die fünf Arten der Weisheit“ zu bezeichnen.

Zusammenfassung

Wir sind also diese verschiedenen Schritte in Bezug auf das Konzeptuelle durchgegangen: Wir sehen die Teile, wir sehen das Ganze und wir sehen, was für ein Ding es ist. Wir sehen also die charakteristischen Merkmale und das, was die charakteristischen Merkmale besitzt. Mit gleichsetzendem Gewahrsein können wir es mit anderen Dingen in Zusammenhang bringen, die wir erfahren haben und es einer Kategorie zuordnen, wenn es konzeptuell ist. Und wir nehmen die Grundlage für das Bezeichnen wahr und sehen, worauf sich die Bezeichnung bezieht, aber wir könnten die geistige Bezeichnung entweder kennen oder nicht. Und sogar, wenn wir wissen, was es ist – wenn wir die geistige Bezeichnung kennen und wissen, worum es sich handelt – heißt das nicht, wir würden es verstehen. Um es zu verstehen, benötigen wir, wie Sie gesagt haben, Erfahrung: indem wir mit Hunden zusammen sind, uns um sie kümmern und alles was dazu gehört. Oder man könnte es uns beibringen. Unsere Eltern könnten uns sagen: „Man muss mit Hunden Gassi gehen. Sie verhalten sich so und tun dies. Und versuche ihnen nicht den Knochen wegzunehmen.“ Auf diese Weise lernen wir.

Das sind also die Stufen. Das ist konzeptuell, konzeptuelles Begreifen. Wir sehen, was damit verbunden ist – wir begreifen es nicht nur, sondern wissen, was es ist und verstehen es dann. Diese Dinge sind getrennt voneinander, sie sind individuell. Und wenn die konzeptuelle Wahrnehmung von Verständnis begleitet wird, geht es darum, dass wir es durch eine Kategorie wahrnehmen und es so ist, als würden wir es in eine Schublade stecken. Das Verständnis kann das gleiche sein, ob es nun konzeptuell oder nichtkonzeptuell ist. Wenn von konzeptuell oder nichtkonzeptuell die Rede ist, geht es lediglich darum, wie wir uns auf die Sache, auf das Objekt, fokussieren. Verstehen wir etwas konzeptuell, ist die Kategorie gewissermaßen direkt da; sie erscheint in unserem Bewusstsein. Auf Tibetisch würde man sagen: „Sie erscheint im Angesicht des Geistes.“ Das Angesicht des Geistes (tib. sems-ngor). „Es befindet sich direkt vor dem Angesicht des Geistes,“ so wird es ausgedrückt.

Das ist also konzeptuell. Lassen Sie das für einen Moment einwirken. Denken Sie darüber nach. Wenn ein Buddha einen Hund sieht, weiß er dann, dass es sich um einen Hund handelt? Buddha nimmt den Hund nicht durch das Konzept „Hund“ oder eine Kategorie wahr, aber weiß Buddha trotzdem, dass es ein Hund ist? Das ist eine interessante Frage. Wie kann Buddha wissen, dass es ein Hund ist? Ein Buddha steckt Dinge nicht in Kategorien, wenn er etwas wahrnimmt. Es geschieht nichtkonzeptuell, ohne es in eine Schublade zu stecken. Wenn wir Dinge nicht in Schubladen mit Aufschriften stecken, können wir trotzdem wissen, was etwas ist? Das müssen wir herausfinden, um nichtkonzeptuelle Wahrnehmung und nichtkonzeptuelles Verständnis zu verstehen. Man kann nicht sagen, ein Buddha wüsste nicht, was etwas ist, weil er alles nichtkonzeptuell wahrnimmt. Das ergibt keinen Sinn. Das bedeutet nicht, ein Buddha wüsste nicht, was etwas ist. Es ist nicht das gleiche, wie mit dem Baby, das nicht weiß, dass es sich um einen Hund handelt. Worin besteht der Unterschied? Versuchen Sie es herauszufinden. Das ist die Herausforderung.

Etwas nichtkonzeptuell begreifen und verstehen

Was heißt nun nichtkonzeptuell? Um was geht es beim nichtkonzeptuellen Begreifen und Verstehen? Wir haben das Beispiel des Sehens eines Hundes benutzt. Zunächst können wir den Hund sehen und konzeptuell, wie das Baby den Hund sieht, korrekt und entschieden einen Hund sehen – nicht nur farbige Formen, sondern das Ganze und wir wissen, was es ist, also das es ein Hund ist. Aber das Baby weiß nicht unbedingt, was es ist. Und wir haben gesehen, dass der Hund, den das Baby sieht, das ist, worauf sich die Bezeichnung „Hund“ auf der Grundlage all dieser Teile, farbigen Formen usw. bezieht.

Und obwohl diese drei Dinge: die Grundlage für das Bezeichnen; das, worauf sich die Bezeichnung bezieht und die Bezeichnung selbst, abhängig voneinander erscheinen (das eine geht nicht ohne das andere), nimmt das Baby lediglich die Grundlage für das Bezeichnen und das, worauf sich die Bezeichnung bezieht, wahr. Die Bezeichnung selbst erscheint nicht, denn das Baby weiß nicht was es ist; es weiß nicht, was ein Hund ist. Das Baby muss also die Kategorie „Hund“ erst lernen und es muss das Wort „Hund“ lernen. Wir Menschen arbeiten normalerweise mit der Sprache. Tiere lernen jedoch verschiedene Dinge nicht mit Worten, sondern mit Konzepten, was in diesem Fall das gleiche ist. Wenn das Baby weiß, dass es ein Hund ist, wird, zusätzlich zur Grundlage für die Bezeichnung und zu dem, worauf sich die Bezeichnung bezieht – all das wird konzeptuell durch den Filter der Kategorie „Hund“ erkannt – eine akustische Darstellung damit in Verbindung gebracht: ein Wort, der Klang eines Wortes.

Wenn das Baby lernt, was es ist, bringt man ihm das Wort „Hund“ bei. Dann sieht das Baby es als einen Hund. Wie sieht es das Baby also und weiß, dass es ein Hund ist? Es sieht ihn konzeptuell durch den Filter der Kategorie. Auch Tiere benutzen Kategorien und wir Menschen bringen mit der Kategorie ein Wort und den Klang eines Wortes in Verbindung.

Bei Tieren ist es so: Ziegen wissen beispielsweise, dass bestimmte Pflanzen essbar sind und andere nicht. In Indien gibt es eine bestimmte Blume, die sehr schön ist, von Ziegen aber gemieden wird, da sie wissen, dass sie giftig ist. Es würde sie krank machen und daher fressen sie sie nicht. Wie können sie das wissen? Die Ziege weiß es durch die Kategorie „ungenießbare Pflanzen.“ Sie hat kein Wort dafür, aber diese Kategorie steht vielleicht für einen bestimmten Geruch oder das Aussehen der Pflanze. Ich weiß es nicht. Wie unterscheidet der Hund sein Herrchen von allen anderen? Er erkennt ihn durch einen Geruch und auf diese Weise durch eine Kategorie „Herrchen.” Wenn wir diese Analysen anstellen, müssen wir sie auch auf Tiere anwenden können, nicht nur auf Menschen. Dann wird es wirklich interessant.

Das ist also konzeptuell. Das ist ein konzeptuelles Wissen darüber, wie etwas ist. Damit nun ein Kind verstehen kann, was ein Hund ist, muss man noch das Verständnis hinzugeben und dass bedeutet, alle Implikationen zu kennen, wie wir gestern bereits erklärt haben – also die Implikationen, dass ein Hund beißt, dass man ihm nicht den Knochen wegnehmen darf, dass man ihn ausführen muss usw.

Was ist nun der Unterschied zwischen konzeptuell und nichtkonzeptuell? Worin liegt der Unterschied? Wir stellen eine Frage. Auf diese Weise untersuchen wir etwas. Man muss fragen: „Nun, worin besteht der Unterschied zwischen konzeptuell und nichtkonzeptuell?“ Analysieren wir das einmal zusammen.

Konzeptuell heißt, etwas durch den Filter einer Kategorie zu wissen, während die Kategorie explizit in der Wahrnehmung erscheint. Und da die Kategorie erscheint, wissen wir, was es ist. Wir wissen, dass es ein Hund ist. Wir begreifen es nicht nur, sondern wissen, dass es ein Hund ist. Wenn wir aber Dinge durch eine Kategorie wahrnehmen, erscheinen sie automatisch als wahrhaft begründete Existenz. Es scheint, als wäre die Kategorie selbst-begründet, wie eine wahrhaft existierende „Schublade.“

Nichtkonzeptuelle Wahrnehmung der Leerheit

Was ist eine nichtkonzeptuelle Wahrnehmung der Leerheit? Lassen Sie uns dazu eine Analyse anstellen.

Wie fokussieren wir uns nichtkonzeptuell auf Leerheit? Wir fokussieren uns auf eine Abwesenheit, eine Abwesenheit von wahrhaft begründeter Existenz, jedoch nicht durch den Filter der Kategorie „Leerheit,“ denn durch ihn würde die Leerheit auch als wahrhaft existent erscheinen. Was ist es, das erscheint? Wenn wir keinen Apfel auf dem Tisch sehen, was sehen wir dann auf dem Tisch? Nichts. Es erscheint also nichts. Nun gibt es zahlreiche unterscheidende Merkmale dieses Nichts, das erscheint. Wir könnten die Abwesenheit eines Apfels, die Abwesenheit aller Erscheinungen, die Abwesenheit wahrhaft begründeter Erscheinungen oder die Abwesenheit wahrhaft begründeter Existenz erkennen. Wir begreifen es, indem wir uns nur auf dieses unterscheidende Merkmal, die charakteristische Eigenschaft dieses Nichts konzentrieren, die eine Abwesenheit wahrhaft begründeter Existenz ist. Es ist eine völlige Abwesenheit, ein völliges Nichts. Die Erscheinung ist das gleiche wie kein Apfel, aber es wäre trivial, sich auf keinen Apfel zu konzentrieren.

Es geht darum, etwas zu bestimmen. Was bestimmen wir? Wir bestimmen nun also korrekt und entschieden – da ist nichts anderes, als eine Abwesenheit von wahrhaft begründeter Existenz – wir begreifen es und es ist explizit. Es ist kein implizites Begreifen, mit nichtkonzeptueller Wahrnehmung der Leerheit.

Und natürlich stehen hinter unserer nichtkonzeptuellen Wahrnehmung der Leerheit, alles Verständnis und alle Implikationen, die dazugehören und es wird durch diese Kraft getragen. Es ist jedoch keine konzeptuelle Wahrnehmung der Leerheit, bei der wir uns, jedes Mal, wenn wir uns auf dieses Nichts fokussieren, es durch den Filter der Kategorie „Leerheit“ sehen, es in diese Schublade stecken und es als wahrhaft begründetes Nichts erscheinen lassen. Das wäre eine konzeptuelle Wahrnehmung. Wenn wir Dinge durch eine Kategorie wahrnehmen, erscheint es, als würde alles in eine Schublade passen und wäre damit wahrhaft begründet – als würde es sich auf die Realität beziehen, darauf, wie die Dinge wirklich existieren, indem sie sich in dieser oder jener Schublade befinden – als hätten sie eine wahrhaft begründetet Existenz in dieser oder jener Schublade, unabhängig von geistiger Bezeichnung.

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