Der sechste Punkt besteht aus 18 Praktiken, die uns eng an dieses Geistestraining binden. Der siebte Punkt umfasst 22 Unterpunkte, in denen es darum geht, unsere Geisteshaltungen zu reinigen und zu schulen. Das sind lange Listen von Dingen, aber sie beinhalten auch wunderbare Richtlinien, wie man weniger Selbstsucht und mehr Wertschätzung gegenüber anderen entwickeln kann. Ich werde etwas genauer auf die einzelnen Punkte eingehen, was sicher sehr nützlich und hilfreich ist, da die tibetischen Bezeichnungen oft unverständlich und schwierig sind. Ohne eine gute Erklärung kann es sehr schwer sein zu verstehen, worum es hier eigentlich geht.
Auf Sanskrit bezieht sich das Wort samaya (Tib. dam-tshig) auf Praktiken, die eine enge Bindung schaffen und uns eng verbunden halten mit der Schulung unserer Geisteshaltungen. Bei einigen handelt es sich um Dinge, die wir vermeiden, bei anderen um Handlungen, die wir ausführen sollten.
(1-3) Übe dich stets in den drei allgemeinen Punkten.
Der erste dieser drei allgemeinen Punkte ist: (1) Handle nicht im Widerspruch zu dem, was du versprochen hast. Eine Erklärung dafür ist beispielsweise die, bei der Schulung unserer Geisteshaltungen darauf zu achten, Dinge, wie das Unterlassen der zehn destruktiven Handlungen, nicht zu ignorieren. Man könnte vielleicht denken: „Ich praktiziere als Bodhisattva und daher kann ich tun was ich will“, aber das stimmt so nicht.
Das ist ein schwieriger, aber interessanter Punkt. Ein umstrittenes Beispiel ist das Laiengelübde für die individuelle Befreiung (das Pratimoksha-Gelübde), bei dem man es vermeidet, Alkohol zu trinken. Man könnte also sagen: „Ich bin ein Bodhisattva und ich versuche mich darin zu üben, anderen zu helfen. In meinem Land ist es üblich, in der Gemeinschaft mit Freunden zusammen zu trinken und wenn ich das nicht tue, werden sie mir gegenüber nicht offen und empfänglich sein. Daher werde ich diese Lehre des Vermeidens von Alkohol ignorieren, da ich anderen helfen möchte.“ Natürlich mag es Umstände geben, in denen es angebracht ist, so zu denken, doch wir müssen vorsichtig sein, dies nicht als Rechtfertigung dafür zu nutzen, Alkohol zu trinken, einfach weil wir ihn mögen. Außerdem ist es sehr wichtig darauf zu achten, dass wir mit dieser Geisteshaltung nicht tief in uns denken, die Lehren Buddhas in Bezug auf Alkohol seien dumm und daher akzeptieren wir sie nicht.
Im Allgemeinen gibt es Dinge, die von Natur aus destruktiv sind und die jeder vermeiden sollte. Dann gibt es Dinge, von denen Buddha sagte, dass sie von denjenigen, die bestimme Ziele verfolgen, besser vermieden werden sollten. Das Töten gehört zu den Dingen, die von Natur aus destruktiv sind und von allen vermieden werden sollten. Was das Trinken von Alkohol angeht, könnte es sowohl der einen, als auch der anderen Kategorie zugeordnet werden. Doch wenn wir den Einfluss störender Emotionen wie Wut, Begierde, Anhaftung, Naivität usw. überwinden wollen, ist es notwendig, Alkohol zu meiden, da es uns anfälliger dafür macht, unter die Kontrolle dieser störenden Emotionen zu geraten. Die Wahl liegt also bei uns! Es hängt davon ab, was wir aus unserem Leben machen wollen. Wenn unser Hauptziel darin besteht, diese störenden Emotionen zu überwinden, um anderen besser von Nutzen zu sein, ist es notwendig, Alkohol zu meiden. Wenn es uns aber egal ist, können wir tun was immer wir wollen.
Es ist also sehr wichtig, immer ehrlich gegenüber sich selbst zu sein und die Motivation zu prüfen, warum man in Gesellschaft trinken möchte. Verstehen wir wirklich, was Buddha in Bezug auf den Alkohol gesagt hat und warum? Ist das Trinken mit anderen wirklich das Beste, was wir für sie tun können? Gibt es andere Wege, entspannter zu sein, ohne all die Nebenwirkungen? Wenn unsere Motivation darin besteht, eine entspanntere Atmosphäre mit unseren Freunden zu schaffen, gibt es sicherlich andere Möglichkeiten, als mit ihnen zu trinken. Wenn wir verschiedene Gelübde abgelegt haben, wie das Versprechen, keinen Alkohol zu trinken, dann ist es wichtig, sie nicht zu brechen.
Wenn wir uns darin schulen anderen zu nutzen, sollte dies auf der körperlichen und auf der geistigen Ebene geschehen. Viele Menschen denken, sie können Wasserschalen darbringen und im Gedanken Opfergaben machen, und müssen dann auf der physischen Ebene nichts geben. Manchen gefällt es, einfach nur zu meditieren und alles auf der geistigen Ebene zu tun. Sie haben das Gefühl, keine körperliche Übungen machen zu müssen, wie Niederwerfungen oder Mandala-Opfer. Diese Unausgewogenheit wird durch diesen Punkt ebenfalls angesprochen. Wir sollten herausfinden, in welcher Weise Niederwerfungen und Mandala-Opfer mit dem täglichen Leben in Beziehung stehen. Es genügt nicht, einfach nur ein Mandala-Opfer darzubringen; wir sollten anderen auch unsere Aufmerksamkeit, Zeit und Energie schenken, so viel wir können. Dasselbe gilt für die Niederwerfungen: wenn wir lediglich einer Buddhastatue unseren Respekt erweisen, nicht aber unseren Eltern, Freunden oder anderen Menschen, ist unsere Praxis nicht sehr fortgeschritten. All diese Dinge müssen im täglichen Leben angewandt werden.
Der zweite der drei allgemeinen Punkte ist: (2) Gib dich nicht mit empörendem Verhalten ab. Empörendes Verhalten bezieht sich hier darauf, etwas völlig absurdes zu tun, wie zum Beispiel zur Belehrung eines hohen Lamas im Minirock zu erscheinen. Das wäre empörend und fern allen Anstands. Wenn wir diese Mahayana-Praxis der Schulung unserer Geisteshaltungen üben, sollten wir nicht denken, empörende Dinge tun zu können und beispielsweise einfach die Umwelt zu verschmutzen. Des weiteren sollten wir auch nicht denken, uns könnte Unheil nichts anhaben, da wir schädliche Situationen einfach in positive verwandeln können. Eine weitere Form des empörenden Verhaltens ist es, scheinheilig in Bezug auf die eigene Praxis zu sein. Wir sind vielleicht äußerlich nett, wenn wir mit anderen Menschen zusammen sind, doch zu Hause jagen wir Mücken, als wären wir in Afrika auf einer Safari. Das ist mit empörendem Verhalten gemeint.
Der dritte allgemeine Punkt ist: (3) Sei nicht parteiisch. Das bedeutet, nur mit Freunden oder Verwandten zu praktizieren, und die Menschen zu ignorieren, mit denen wir Schwierigkeiten haben. Wenn wir unsere Geisteshaltungen ändern wollen, ist es notwendig, auch mit schwierigen Situationen und Menschen zu arbeiten. Das folgende Beispiel wird oft in Tibet benutzt: wenn wir von jemandem in einer höheren Position kritisiert werden, können wir das anstandslos akzeptieren; wenn es aber jemand tut, der unter uns steht, werden wir wütend und regen uns auf. Gegenüber unserem Chef üben wir uns normalerweise in Geduld, da wir sonst unseren Job verlieren, nicht jedoch gegenüber jemandem in einer niedrigeren Position.
In der tibetischen Gesellschaft finden es Menschen im generellen einfacher mit Freunden und Verwandten zu üben, als mit Fremden. Bei vielen Menschen im Westen ist es jedoch umgekehrt. Wir finden es oft schwieriger mit Verwandten zu üben, da sie uns viel mehr auf die Nerven gehen, als Fremde oder Freunde. Um unparteiisch zu sein, ist es natürlich notwendig, dies in beiden Richtungen anzuwenden und mit beiden Gruppen von Menschen gleichermaßen zu üben.
(4) Verwandle deine Absichten, aber bleibe normal.
Das bedeutet, dass wir uns weiterhin normal verhalten. Obwohl wir beispielsweise versuchen mögen, Mitgefühl gegenüber allen zu entwickeln, wird es vielleicht komisch aussehen, wenn wir eine große Show daraus machen und anfangen, vor den anderen zu weinen. Ganz offensichtlich wäre es absurd, wenn die leidende Person uns trösten muss, statt wir sie! Dieser Punkt lehrt uns also, nicht maßlos in unseren starken Emotionen zu schwelgen und sie nicht vorzuführen, wenn es unangebracht ist.
Mir scheint, dass dies in einem westlichen Kontext näher erläutert werden muss. Wenn wir mit jemandem zusammen sind, der uns eine traurige Geschichte erzählt, sollten wir zeigen, dass es uns berührt und nicht nur mit einem ausdruckslosen Gesicht dasitzen. Wenn wir unsere Sympathie ausdrücken wollen, indem wir etwa einen Arm um sie legen, ist es sehr wichtig darauf zu achten, was der anderen Person angenehm ist und was nicht. Manche Menschen brauchen jemanden, an dessen Schulter sie sich anlehnen und bei dem sie sich ausweinen können, während andere es stört, wenn jemand Mitleid mit ihnen hat. Deshalb sollte Tonglen nie öffentlich praktiziert werden, so dass die andere Person nicht weiß, was wir tun.
Viele Menschen, die mit dem Buddhismus in Berührung kommen, laufen dann mit einer Gebetskette um den Hals oder am Arm herum, als sei es eine Art Schmuckstück. Wenn sie jemanden mit Problemen treffen, sagen sie dann: „Lass uns einfach zusammen Om Mani Padme Hum“ rezitieren. Aber dass kann für andere Menschen nervend sein und sie denken dann vielleicht, wir seien verrückt geworden. Es ist so wichtig, normal zu bleiben. Wir können Mantren für uns im Stillen rezitieren. Wir brauchen es nicht laut zu tun und vor allem ist es nicht notwendig, eine Gebetskette in der Hand zu halten, wenn wir mit anderen zusammen sind.
Dann ist da noch die Sache mit dem Heilen. Manchmal machen Menschen eine große Show daraus, Hände aufzulegen usw. Die Tibeter sagen, dass dadurch nur Störungen entstehen, denn wenn es, wie in vielen Fällen, nicht funktioniert, halten wir uns einfach nur zum Narren. Im Buddhismus ist die wichtigste Heilpraxis das Tonglen und wie bereits gesagt, reden wir nicht mit anderen darüber. Wenn es funktioniert, gehen wir nicht zu ihnen und sagen: „Ich habe das für dich getan, also bitte bezahle mich oder danke mir dafür!“ oder was auch immer. Und wenn es nicht funktioniert, haben wir uns wenigstens nicht blamiert.
Wir bleiben also normal, damit niemand merkt, was wir tun. Auch was die Gebete vor dem Essen betrifft, ist es besser, sie im Stillen zu rezitieren. Wenn wir mit anderen Buddhisten zusammen sind, ist das eine andere Sache. Aber wenn wir vor unserer nicht-buddhistischen Familie „Om Ah Hum“ rezitieren, schafft das bloß schlechte Gefühle.
(5) Spreche nicht über die unzulänglichen oder verdorbenen Seiten anderer.
Das Beispiel, das in Tibet benutzt wird, ist, einem Blinden nicht ins Gesicht zu sagen, er sei blind. In gleicher Weise sagt man nicht jemanden, der nicht sehr intelligent ist, er sei dumm. Die Person weiß selbst, dass sie nicht sehr gebildet ist, also brauchen wir es ihr nicht auf die Nase zu reiben. Das ist interessant, da wir uns in Richtung Sarkasmus und Humor bewegen. Wir sind vielleicht dem anderen gegenüber sehr sarkastisch und finden das richtig lustig, jedoch kann es passieren, dass wir auf diese Weise ihre Gefühle verletzen. Manche denken sogar, es sei ein Zeichen der Freundschaft, miteinander sarkastisch zu sein. Aber wir müssen immer in Betracht ziehen, in welcher Kultur wir uns befinden und was unsere Absicht ist.
In den Vereinigten Staaten sind die Leute sehr sarkastisch; sie lachen über die große Nase des anderen, oder seine hässliche Frau. Das kann man auch in Slapstick-Komödien sehen: jemand fällt die Treppe herunter oder bekommt eine Torte ins Gesicht und alle lachen. Es gibt Zeichentrickfilme, in denen Katzen von einem großen Hammer getroffen werden, und diese Filme sind für Kinder gedacht! Das ist ganz schön hart, wenn man darüber nachdenkt.
Wie auch immer, während wir denken, über die Unzulänglichkeiten der anderen zu sprechen oder sarkastisch zu sein, sei lustig, ist es so, dass wir damit ihre Gefühle verletzen können.
(6) Denke dir nichts bei den Fehlern anderer.
Grundsätzlich bedeutet dies, bei anderen nicht nach Fehlern zu suchen, oder sie ständig zu kritisieren, wenn wir Fehler in ihnen sehen. Beispielsweise sollten wir uns in unserer Beziehung zu einem spirituellen Lehrer auf seine guten Eigenschaften konzentrieren, denn sie sind es, die uns inspirieren. Wir leugnen seine negativen Eigenschaften nicht, doch wir fixieren uns nicht darauf, da uns das nur betrüben würde. Wenn wir Mängel bei einem Lehrer sehen, wird empfohlen zu schauen, ob es sich dabei nicht um unsere eigenen Projektionen handelt. Wenn unsere Eltern uns zum Beispiel zu wenig Beachtung geschenkt haben, denken wir vielleicht, dass es bei unserem Lehrer das gleiche ist, obwohl er eigentlich nur sehr beschäftigt ist und viel reist. Wenn wir unsere projizierten Fehler aussortiert haben und trotzdem noch ein paar echte Fehler finden, sollten wir uns eher auf seine positiven Eigenschaften, als auf seine Fehler konzentrieren, ohne diese jedoch zu leugnen.
Im Allgemeinen können wir diese Vorgehensweise in all unseren Beziehungen anwenden. Wenn wir uns auf die Fehler der anderen konzentrieren, um ihnen dabei zu helfen, sich davon zu befreien, dann ist das eine Sache. Im Allgemeinen ist es aber so, dass wir uns über die Fehler der anderen nur ärgern. Wenn wir uns auf ihre guten Eigenschaften konzentrieren, wird uns das motivieren, positiv über sie zu denken. Wenn wir eine Geisteshaltung der Wertschätzung den anderen gegenüber entwickeln wollen, ist es nicht sehr hilfreich, sich über ihre Mängel zu beklagen.
Oft sind wir am kritischsten gegenüber jenen, die uns am nächsten stehen. Manche erwarten beispielsweise von ihren Kindern oder Eltern, perfekt zu sein und wenn sie diesem Ideal nicht entsprechen, üben sie sofort Kritik. Da niemand jemals vollkommen sein kann, ist es viel besser, sich auf die guten Eigenschaften zu fokussieren, statt an den Schwachstellen herumzubohren. Es ist ganz einfach notwendig, die Person in einer realistische Weise zu sehen.
(7) Beseitige bei dir zuerst die störende Emotion, die am größten ist.
Wir sollten immer versuchen, zuerst an unserem schwierigsten emotionalen Problem zu arbeiten und es zu überwinden, sei es Wut, Anhaftung oder Eifersucht. Unsere verschiedenen störenden Emotionen hindern uns daran, anderen zu helfen und daher ist es wichtig, ehrlich mit uns selbst zu sein, um herauszufinden, was unser größtes emotionales Problem ist. Statt Angst davor zu haben, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, sollten wir, wie es in den Anweisungen zum Tonglen beschrieben wird, das Problem direkt in Angriff nehmen. Dafür kann man sich viele Methoden aneignen und manche werden an bestimmten Tagen funktionieren, andere an anderen Tagen. Deshalb ist es wichtig eine Vielzahl an Methoden zur Verfügung zu haben, auf die man zurückgreifen kann.
Es wird immer wieder davon geredet, sich selbst als wichtigsten Zeugen zu sehen, denn man kennt sich selbst am besten. Das bedeutet, introspektiv zu sein und viele Menschen sind das natürlich nicht. Sie brauchen jemanden, der ihnen sagt, dass sie selbstsüchtig oder dumm sind, da sie es selbst nicht erkennen. Doch es ist ziemlich schwierig, diese Art von ehrlichem Feedback von anderen zu bekommen. Es erfordert eine sehr vertrauensvolle Beziehung. Wenn wir jemanden bitten, uns behilflich dabei zu sein, zu lernen uns selbst und unser Innenleben feinfühliger zu betrachten, können wir nicht mit Wut oder Abwehr reagieren, wenn uns etwas gesagt wird. Das trifft auch zu, wenn es Dinge sind, die wir lieber nicht hören wollen. Doch auch wenn wir uns damit an unseren besten Freund wenden, ist er nicht der wichtigste Zeuge. Er mag uns einen Hinweis geben, aber es liegt an uns zu prüfen, ob es stimmt oder nicht.
(8) Befreie dich von der Hoffnung auf Früchte.
Dies bezieht sich darauf, etwas dafür zu erwarten, wenn man anderen hilft. Das ist nicht einfach, denn oft stecken hinter unseren Bemühungen sehr subtile störende Emotionen. Vielleicht ist es nicht so offensichtlich, wie: „Ich helfe dir, damit du mir später hilfst“. Doch oft erwarten wir dafür Wertschätzung, Dank oder Liebe. Manchmal wollen wir uns einfach nur gebraucht und nützlich fühlen, besonders wenn wir Eltern sind und ein erwachsenes Kind haben. Es ist wichtig zu überprüfen, ob unsere Motivation mit Selbstbezogenheit vermischt ist. Wenn es so ist und der andere uns sagt, dass er unsere Hilfe nicht braucht, oder uns nicht wertschätzt, regen wir uns auf.
Bildliche Vergleiche können da sehr hilfreich sein. Manchmal verhalten wir uns wie Hunde. Wenn wir nach Hause kommen, wartet unser Hund auf uns und möchte auf dem Kopf gestreichelt zu werden. Ist das bei uns auch so, wenn wir etwas für jemanden gemacht haben? Wir erwarten, dass der andere sagt: „Das war wirklich toll, was du für mich getan hast. Vielen, vielen Dank!“ Und auch wenn der andere sich bedankt, was damit? Wenn wir merken, dass wir darauf warten, ein Danke zu bekommen, können wir an den Hund denken, der darauf wartet, auf dem Kopf gestreichelt zu werden und so erkennen, dass es wirklich albern ist. Wenn wir etwas für andere tun wollen, ist es wichtig, es wirklich nur für das Wohl der anderen Person zu tun.
Das kann etwas heikel werden. Denken Sie zum Beispiel an Kinder: die Eltern tun alles für ihr Kind – kaufen Kleider, richten sein Zimmer ein, versorgen es mit Nahrung und so weiter – und was passiert dann? Das Kind bemerkt es nicht einmal und kann es nicht wertschätzen, sondern nutzt die Situation aus, besonders als Teenager. Was erwarten wir eigentlich als Eltern? Wollen wir, dass unser Kind jedes Mal Danke sagt, wenn wir seine Sachen waschen? Das ist vollkommen unrealistisch. Wenn das Kind Verantwortung übernimmt und auf reife, bedachte Weise handelt, können wir uns gewiß sein, dass es Wertschätzung hat. Wenn wir anderen helfen wollen, sollten wir es so tun, dass die anderen nicht von uns abhängig werden oder uns ständig ausnutzen können. Wenn andere durch unsere Hilfe abhängig von uns werden, ist das nicht sehr nützlich.
(9) Gebe vergiftete Nahrung auf.
Dies bezieht sich darauf, die Praxis durch Selbstbezogenheit zu vergiften. Selbst wenn wir konstruktive Gedanken haben oder konstruktive Handlungen ausführen: wenn wir merken, dass diese Dinge mit Selbstbezogenheit vermischt sind, lautet der Ratschlag, sie aufzugeben, unsere Motivation zu korrigieren und dann erneut zu beginnen. Wenn wir etwas für jemanden tun, um gebraucht und gewürdigt zu werden, vergiftet dies die positive Handlung mit Selbstbezogenheit, da wir in ihr nach Selbstbestätigung suchen. Es ist dann am besten zurückzutreten und unsere Motivation zu korrigieren. Wir müssen uns selbst gegenüber wirklich schonungslos ehrlich sein.
Ein Zeichen, worauf wir achten sollten, findet sich in der Definition der „störenden Emotion“, bei der wir uns, wenn sie auftritt, unwohl fühlen (daher wird sie als „störend“ empfunden) und unseren inneren Frieden verlieren. Durch die störende Emotion können sich auch anderen Menschen, die mit uns zusammen sind, ebenfalls unwohl fühlen und sie kann bewirken, dass wir die Kontrolle verlieren.
Wenn wir uns unwohl fühlen oder aufregen, kann das ein sehr subtiles Gefühl sein. „Sich aufregen“ ist vielleicht nicht das richtige Wort. Shantideva sagt: wenn die Hand einen Splitter aus dem Fuß entfernt, erwarten wir nicht, dass der Fuß sich bei der Hand dafür bedankt, denn sie sind beide miteinander verbunden. In gleicher Weise besteht kein Grund dafür, eine große Sache daraus zu machen, oder sich zu beschweren, wenn wir etwas für andere tun. Wenn es schmutziges Geschirr gibt, das abgewaschen werden muss, dann wird es einfach getan und wir können es mit innerem Frieden tun. Eine vergiftete Geisteshaltung dagegen wäre es, verbittert zu sein, wenn wir die Teller waschen, und zu denken: „Du bist so unordentlich, warum muss ich dir immer alles hinterher räumen? Aber ich übe mich ein Bodhisattva zu sein und deswegen mache ich es einfach.“
In anderen Lojong-Texten wird der Ratschlag gegeben, keine Erwartungen oder Hoffnungen zu hegen, dass jemand, dem wir geholfen haben, auch etwas Nettes für uns tun wird. Wenn wir beginnen, feinfühliger dafür zu werden, was in uns vorgeht, kann ein leichtes Unbehagen entstehen, was darauf hinweist, dass wir unter dem Einfluss von Selbstbezogenheit oder einer anderen störenden Emotion handeln. Wir verkünden vielleicht gegenüber dem anderen: „Ich hab deine Teller gewaschen!“ Aber warum müssen wir das sagen? Wenn wir sensibel sind, spüren wir eventuell eine Art Nervosität im Bauch, bevor wir anfangen zu sprechen. Das Gefühl mag sehr subtil sein, doch mit etwas Übung können wir die unbewusste Selbstbezogenheit erkennen, die da ist. Es ist keine leichte Praxis, doch sie ist essentiell.
Wenn wir von konstruktivem Verhalten sprechen, können wir zwei Arten unterscheiden: eine ist vermischt mit Verwirrung (Selbstbezogenheit), die andere nicht. Konstruktives Verhalten, vermischt mit Selbstbezogenheit, ist eine Ursache für eine günstige Wiedergeburt, aber der Kreislauf des Samsara geht dadurch trotzdem weiter. Auf der anderen Seite werden durch konstruktive Handlungen, die nicht mit Verwirrung vermischt sind, positive Potentiale aufgebaut, Befreiung und Erleuchtung zu erlangen. Wir haben aufgrund von vorangegangenem konstruktiven Verhalten schon Netzwerke positiver Potentiale und wir wollen sie stärken. Positives Potential reift als Glück heran, doch wenn es mit Verwirrung vermischt ist, führt es zum Leid des Wandels – einer Form von Glück, die nicht andauert oder zu Frustration führt. Unser Ziel ist es, unser Netzwerk positiver Potentiale ohne Verwirrung zu stärken.
(10) Verlasse dich nicht auf deine störenden Gedanken als deine hervorragende Hauptstütze.
Das bedeutet, dass wir störenden Gedanken nicht den wichtigsten Platz in unserem Geist geben sollten, sondern vielmehr positiven Gedanken und die Wertschätzung anderer. Sobald Wut, Anhaftung oder Selbstbezogenheit auftauchen, sollten wir nicht mit ihnen spielen, sondern sie sofort aus dem Weg räumen. Wenn wir denken: „Ich sollte es locker angehen lassen, es ist nicht so schlimm, wenn ich wütend werde“, lassen wir unseren störenden Emotionen freien Lauf. Auf diese Weise werden sie immer stärker, bis sie schließlich übernehmen und wir die Kontrolle verlieren. Es ist wichtig, nett zu anderen zu sein, aber wirklich hart durchzugreifen, was die störenden Emotionen betrifft.
Als tägliche Praxis kann es hilfreich sein, die einzelnen Punkte, die in diesem Text behandelt werden, durchzugehen und die Bodhisattva- und tantrischen Gelübde zu rezitieren, wenn wir sie abgelegt haben. Das wird helfen, uns an sie zu erinnern und diese Ratschläge als Richtlinien fürs Leben zu beherzigen. Wir sollten sie nicht einfach nur durchlesen, sondern uns die Zeit nehmen, über einen oder zwei Punkte nachzudenken und zu prüfen, ob wir diesen Rat bereits umsetzen oder nicht. Es besteht kein Grund, die Punkte zu schnell durchzugehen.
Wir können diese Praxis morgens und abends machen. Am Morgen können wir die Liste durchgehen und die feste Absicht bekräftigen, zu versuchen, die Punkte zu befolgen. Am Abend können wir dann zurückschauen und überprüfen, wie erfolgreich wir während des Tages waren. Es gibt eine Geschichte über Geshe Ben Küngyal, der einen Haufen mit weißen und einen mit schwarzen Steine hatte. Jedes mal, wenn er den Anweisungen folgte, legte er einen weißen Stein beiseite und einen schwarzen, wenn er es nicht tat. Auf diese Weise hatte er während des ganzen Tages einen guten Überblick über sein Verhalten.
Es geht nicht darum, stolz zu sein, wenn möglichst viele weiße Steine auf dem Haufen liegen, oder sich schuldig zu fühlen, wenn es nur schwarze Steine sind. Vielmehr geht es darum, sich zu freuen, wenn wir gut abgeschnitten haben. Es ist nicht notwendig, diese Art von Selbstprüfung zu übertreiben, aber wenn wir merken, dass wir negativ gehandelt haben, können wir es bedauern und den Entschluss fassen, es besser zu machen. Wie gesagt, Fortschritt ist nicht linear. An manchen Tagen geht es besser als an anderen. Trotzdem können wir so gut wie möglich versuchen, jeden Tag positiver und weniger egoistisch zu handeln.
(11) Lass dich nicht zu schlechtem Spiel verleiten.
„Schlechtes Spiel“ bezieht sich darauf zu kontern, wenn andere uns beschimpfen, schlagen oder uns auf irgendeine Weise unschön behandeln. Wenn uns jemand beleidigt und hässliche Worte sagt, suchen wir nicht nach noch schlimmeren Ausdrücken als Erwiderung, sondern lassen es einfach vorbeiziehen. Dafür gibt es einige Methoden. Wenn jemand etwas wirklich Schlimmes zu uns sagt, können wir uns bewusst darüber werden, dass die Worte bloß Geräusche sind, Klangwellen, die sich in der Luft ausbreiten. Die Worte zu hören, ist lediglich eine andere Erfahrung des Geistes. Das Entstehen und Hören von Klang ist keine große Sache. Wut und der Wunsch zurückzuschlagen ergeben sich erst, wenn wir dieser Klangerfahrung mit einer dualistischen Auffassung belegen: „Du, diese schreckliche Person, hast etwas zu mir, dem Makellosen, gesagt“. Wenn wir zurückschlagen, weil wir beleidigt wurden, denken wir nur an uns selbst.
In den Bodhisattva-Gelübden kommt dies sehr klar zum Ausdruck. Die Motivation, sich nicht zu rächen, wenn wir beleidigt wurden, besteht darin zu vermeiden, jemandem Schaden zuzufügen und stattdessen zu helfen. Wir sollten so gut wie möglich versuchen, friedliche Mittel zu gebrauchen. Wenn dies jedoch nicht funktioniert, nachdem wir der anderen Person eine gute Möglichkeit gegeben haben, können wir die hitzige Situation mit härteren Methoden beenden. Damit würden wir unser Bodhisattva-Gelübde nicht brechen. Man sollte realistisch bleiben.
Seine Heiligkeit der Dalai Lama wurde oft dazu befragt, ob man in Tibet Gewalt benutzen sollte. Seine Antwort war: auch wenn es scheint, dass friedliche Methoden nicht funktionieren, so würden doch Gewalt und Terrorismus nirgendwohin führen. Vielleicht könnten sie einhundert chinesische Soldaten töten, doch dann würden sie noch zweihundert schicken und es gibt 1,3 Milliarden Chinesen. Mit dem Wenigen, was die Tibeter an Gewalt aufbringen könnten, würden sie absolut nichts erreichen. Wir sollten intelligent sein und nicht nur deswegen zurückschlagen, um nicht schwach oder dumm dazustehen.
(12) Liege nicht im Hinterhalt.
Im Hinterhalt zu liegen bedeutet, dass wir jemandem etwas heimzahlen wollen und so warten wir auf eine günstige Situation, in der die Person angreifbar ist, um ihr dann irgendwie wehzutun. Wenn jemand uns verletzt, reagieren wir nicht sofort, da wir gerade nicht stark genug sind; doch wir hegen Groll in uns und warten darauf, bis der andere schwach ist, um uns zu rächen. Bei diesem Punkt geht es auch darum, keine Vergeltung zu suchen. Seine Heiligkeit hat das auf schöne Weise beschrieben: wenn wir nicht zurückschlagen, befürchten wir vielleicht, dass andere es als Zeichen von Schwäche ansehen, doch tatsächlich ist es ein Zeichen großer Stärke. Man ist schwach, wenn man sich von Wut überwältigen läßt und wie ein kleines Kind oder ein Tier sofort zurückschlägt. Es braucht viel mehr Kraft, unser Mitgefühl und unsere Intelligenz zu nutzen, geduldig zu sein.
(13) Demütige (niemanden) aufgrund seines Schwachpunktes.
Wir sollten niemals die Fehler oder Schwächen einer Person vor anderen bloßlegen, um sie absichtlich zu blamieren. Es gibt viele andere Wege, Menschen auf effektive Weise zu belehren, ohne sie vor anderen in Verlegenheit zu bringen. Einmal war ich gerade in Bodhgaya, um einen Kommentar Seiner Heiligkeit des Dalai Lamas zu Shantidevas Bodhisattvacharya-avatara zu übersetzen. Ich hatte meinen Lehrer Serkong Rinpoche mehrere Monate lang nicht gesehen, da er zu der Zeit in Nepal war. Als wir uns wieder trafen, schaute er sich den Text an, zeigte auf drei Wörter und fragte mich, ob ich denn wüsste, was sie bedeuten. Es waren sehr schwierige Wörter und da ich ihre korrekte Bedeutung nicht kannte, erklärte er sie mir. In der Tat handelte es sich bei diesen drei Wörtern, auf die er mich hinwies, um genau die störenden Geisteshaltungen, mit denen ich damals Schwierigkeiten hatte. Diese indirekte Weise war sehr effektiv, auf etwas hinzuweisen. In einigen Kommentaren wird dieser Punkt auch so beschrieben, keine besonderen Kräfte, wie schwarze Magie usw., zu benutzen, wenn wir darüber verfügen – aber ich denke, das ist für die meisten von uns nicht relevant!
(14) Belade einen Ochsen nicht mit der Last eines Dzo.
In Tibet gibt es ein Tier, das Dzo genannt wird. Es ist die Kreuzung eines Yaks mit einer Kuh und ist ein sehr großes und starkes Tier, viel stärker als ein Ochse. Diese Anweisung bezieht sich darauf, keine Aufgabe, die für eine sehr viel stärkere Person angebracht wäre, einer schwächeren Person aufzubürden, die nicht in der Lage dazu ist, sie auszuführen.
Dies hat mehrere Bedeutungen. Eine davon ist, dass wir die Schuld für unsere Fehler selbst tragen sollten, statt sie auf andere abzuladen. Eine andere Erklärung besteht darin, nicht unsere „dreckige Arbeit“ anderen zu überlassen. Oder, wenn wir uns einen Sitzplatz aussuchen können, sollten wir nicht den schlechtesten den anderen überlassen und selbst den besten nehmen.
(15) Mache kein Wettrennen.
Dies bezieht sich darauf, in aller Eile zu versuchen, den besten Platz im Theater oder das beste Essen zu ergattern. Wir wollen immer das Beste für uns selbst und nicht für die anderen. Viel besser ist es, die anderen vorzulassen und selbst die schlechtesten Dinge für sich zu nehmen, oder das, was übrig bleibt, jedoch ohne damit herumzuprahlen. Wir sollten auf keinen Fall sagen: „Oh, nimm nur du das gute Stück, ich nehme dann das schlechte, es macht mir nichts aus!“ Es sollte auf ganz natürliche Weise geschehen, so wie bei Eltern, die dem Kind die beste Portion des Essens geben und denen es nichts ausmacht, die angebrannten Reste für sich selbst zu nehmen.
Da gibt es noch eine schöne Geschichte, die wieder von Geshe Ben Küngyal handelt. Einmal begab er sich zusammen mit einer Gruppe von anderen Mönchen zum Essen eines Sponsors. Der Gastgeber servierte das Essen, es handelte sich um Yoghurt, und Geshe Ben saß ganz hinten. Während der Yoghurt, eine seiner Lieblingsspeisen, ausgeteilt wurde, machte er sich Sorgen, wurde immer nervöser und dachte: „Er verteilt viel zu große Portionen, für mich wird nicht genug übrig bleiben.“ Doch dann wurde ihm seine Geisteshaltung bewusst und als der Gastgebener schließlich zu ihm kam, drehte er seine Schüssel um und sagte: „Ich hab meine Portion schon bekommen“. Das ist ein sehr gutes Beispiel für diesen Punkt. Statt sich Sorgen zu machen, ob genug für mich übrig bleiben wird, sollten wir uns vielmehr sorgen, ob für die anderen genug da ist.
(16) Drehe das Amulett nicht um.
Ein Amulett dient dazu, schädliche Geister zu vertreiben und ist eine Metapher dafür, den Geist darin zu üben, sich um das Wohl der anderen zu kümmern. Wenn wir die Praxis dagegen nur machen, um uns selbst wichtig zu fühlen, dann ist das, als ob wir das Amulett falschherum halten würden.
Wenn wir zum Beispiel einen zeitweiligen Verlust akzeptieren, in dem Wissen, dass dies andere Leute beeindrucken wird und wir schließlich einen größeren Gewinn machen werden, verdrehen wir die Lehren. Wenn wir jemandem gegenüber sehr bescheiden und rücksichtsvoll sind, um in zu beeindrucken, weil wir uns in der Zukunft Hilfe von ihm erhoffen, nutzen wir auch hier die Praxis auf verdrehte Weise. Ein weiteres Beispiel wäre, diese Übungen nur zu machen, damit andere uns mögen. Alles, was wir letztendlich damit tun, ist, unsere Selbstbezogenheit zu stärken.
(17) Veranlasse nicht, dass ein Gott sich in einen Dämon verwandelt.
Das bezieht sich darauf, die Übungen mit Selbstbezogenheit zu vermischen und Dharma-Praktiken auszuführen, um dann eine selbstgerechte und arrogante Haltung an den Tag zu legen und zu denken, wir wären heiliger als alle anderen. Es ist, als würden wir ein Retreat machen und draußen ein Schild aufhängen, mit der Aufschrift: „Großer Meditierender im Retreat! Bitte nicht stören!“.
In Tibet wird das Beispiel von jemandem benutzt, der ein dreijähriges Retreat macht, damit ihn die Menschen danach als Lama ansehen und er dadurch Anhänger, Ruhm und Opfergaben bekommt. Es ist so wichtig, bescheiden zu sein. Wie ein Praktizierender sagte: „Wenn ich in den Texten über die verschiedenen Fehler und Mängel lese, erkenne ich sie alle in mir selbst wieder, und wenn ich über die guten Eigenschaften lese, erkenne ich sie alle in den anderen.“ Dies entspricht zweifellos der Praxis zur Schulung unserer Geisteshaltungen.
(18) Erstrebe nicht das Leiden (anderer) als Element (deines) Glücks.
Beispiele hierfür wären, zu hoffen, unsere Konkurrenten in der Geschäftswelt würden scheitern, damit wir vorankommen, oder Kollegen in unserem Büro würden in Rente gehen, damit wir befördert werden. Vielleicht hoffen wir auch, unsere reichen Verwandten würden bald sterben, damit wir schnell ihr Geld und ihren Besitz erben. Wir sollten niemals anderen Unglück wünschen, um selbst davon zu profitieren, sondern uns immer am Wohlergehen der anderen freuen und hoffen, dass sie lange leben und ihr Geld und ihre Position genießen können.
Damit endet Punkt 6, einschließlich der 18 eng-bindenden Praktiken.